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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 398

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
398 Nägeln über und über gespickt sind. Kein Schmerzenslaut entringt sich den Verzückten. Weltentrückt! Nur dem Gedanken des Jenseits lebend! 6. Wir fahren mit unserer Barke ein wenig weiter und legen vor dem Totenplatze mit dem Scheiterhaufen an. Wenige Schritte entfernt war soeben am Ufer eine Leiche hingelegt worden, die Füße im Wasser, der Oberkörper auf den Rücken liegend außerhalb des Wassers. So bleibt die Leiche eine geraume Zeit liegen, währenddem ein Scheiterhaufen er- richtet wird. Inzwischen kamen am Ghckt hinab noch zwei andere Züge, auch diese legten die Leichen, männliche oder weibliche, gleichviel, in gleicher Weise neben die bereits daliegende. Die Angehörigen, die das notwendige Holz selbst mitbringen, bleiben etwas oberhalb zurück. Traurigkeit und Anteilnahme bemerkt man kaum, hier hat nur die Seele ihren Wert, nicht ihre Gestaltung; die irdischen Reste werden sofort nach dem Tode dem heiligen Strome überwiesen. Der eine Scheiterhaufen ist fertig, an zwei anderen wird gebaut. Sechs Männer der untersten Kaste holen den auf eine Art Tragbahre aus Bambus gebundenen Leichnam aus dem Flusse; einer der Träger schöpft mit der Hand Wasser und flößt es dem Verstorbenen als letzte Zehrung in den Mund. Dann wird die Leiche auf den Scheiterhaufen gelegt, dieser angezündet, und der Verbrennungsprozeß abgewartet. Ist dieser be- endet, so wird die Asche dem heiligen Wasser des Ganges überantwortet, auf daß der Leib im Weltmeere vergehe, derweilen die Seele aufsteigt, um in der allumfassenden Weltenseele aufzugehen. 7. Der Vorgang der letzten Waschung im Ganges und des Ver- brennens ist jeder pietätvollen Totenverehrung bar. Wer einmal dem Vor- gänge zugeschaut, wird kaum Verlangen nach einem zweiten Male tragen. Aber das Widerwärtige dieses Anblicks ist doch nichts im Vergleiche mit dem, daß in unmittelbarer Nähe der mit halbem Leibe im Wasser liegen- den Leichen, dort wo zahllose Andächtige ihre Waschungen vollführen und ihre vielleicht von ansteckenden, ekelerregenden Krankheiten behafteten Leiber im heiligen Gangeswasser baden, ebenso zahlreiche andere Gläubige das heilige Wasser trinken, es in Gesäße schöpfen und es heimwärts bringen, oft auf Hunderte von Meilen Entfernung, um während der Dauer eines ganzen Jahres an besonderen festlichen Tagen mit allen Gliedern ihrer Familie sich davon die Lippen zu netzen. Ist es da ein Wunder, daß Pest und Cholera jahraus, jahrein Tausende von Opfern fordern! Julius Meurer. 238. Die Japaner und ihr Land. 1. Als ich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Glück hatte, Japan zu besuchen und beinahe ein Jahr daselbst zu ver- weilen, da klang das Wort Japan noch märchenhaft, orientalisch fremd

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 475

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
475 Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Beruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwürdigen Großvater die Hände küssen, und ich bin, und ich bleibe, bester Vater, Ihre dankbare Tochter Luise. 266. An die Königin von Preußen. ■ Zur Feier ihres Geburtstages, den 10. März 1810. 1. Erwäg' ich, wie in jenen Schreckenstagen still deine Brust verschlossen, was sie litt, wie du das Unglück mit der Grazie Tritt aus jungen Schultern herrlich hast getragen; 2. wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt, wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt, du stets der Hoffnung Fahn' uns vorgetragen: 3. O Herrscherin, die Zeit dann möcht' ich segnen! Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen — Wie groß du warst, das ahneten wir nicht! 4. Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert, du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, wenn er durch finstre Wetterwolken bricht! Heinrich v. Kleist. 267. Andreas Hofer. \. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war; in Mantua zum Tode führt' ihn der Feinde Zchar. Ts blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und schmerz, mit ihm das Land Tirol! 2. Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging ntit ruhig festen schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Zfelberg geschickt ins Tal im heil'gen Land Tirol. 3. Doch als aus Aerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen Deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 4- Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das ffnftre Tor. Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 478

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
478 so nicht zurückkehren würden. Und die Franzosen sagten das selbst. Wenn sie sonst mit ihrem Kaiser in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Kosse gewiehert, so oft sie aus dem Stall geführt wurden, da- mals hingen sie traurig die Köpfe; sonst waren die Krähen und Haben dem Heere entgegengeflogen, damals begleiteten die Vögel der Walstatt das Heer nach Osten, ihren Fraß erwartend. 4. Aber was jetzt zurückkehrte, das kam kläglicher, als einer im Volke geträumt hatte. Es war eine Herde armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten, es waren wandelnde Leichen Ungeordnete Haufen, aus allen Truppengattungen und Nationen zu- sammengesetzt, ohne Kommandoruf und Trommel, lautlos wie ein Totenzug nahten sie der Stadt. Alle waren unbewaffnet, keiner be- ritten, keiner in vollständiger Montur, die Bekleidung zerlumpt und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und Frauen ergänzt. Was jeder gefunden, hatte er an Kopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende Kälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferdedecken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden; man sah Grenadiere in großen Schafpelzen, Küras- siere, die Weiberröcke von buntem Fries wie spanische Mäntel trugen. 5. Nur wenige hatten Helm und Tschako, jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nachtmützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht gezogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutze der Ohren darübergeknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Ge- sichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nasen erfroren und feuerrot, erloschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuh oder Stiefel; glücklich war, wer in Filz- socken oder in weiten Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte. Vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tornister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unterschieden sich von den übrigen wenig, ihre Mäntel waren verbrannt, nur die Bärenmützen gaben ihnen noch ein militärisches Ansehen. So schlichen sie daher, Offiziere und Soldaten durchein- ander, mit gesenktem Haupt, in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensge- stalten geworden. 6. Tag für Tag kamen sie jetzt auf der Landstraße heran, in der Regel, sobald die Abenddämmerung und der eisige Winternebel über den Häusern lag. Dämonisch erschien das lautlose Erscheinen der schrecklichen Gestalten, entsetzlich waren die Leiden, welche sie mit sich brachten; die Kälte in ihren Leibern sei nicht fortzubringen, ihr Hunger sei nicht zu stillen, behauptete das Volk. Wurden sie

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 481

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
481 271. Der Trompeter an der Katzbach. (26. August (8(3.) (. Von Wunden ganz bedecket der Trompeter sterbend ruht, an der Aatzbach hingestrecket; der Brust entströmt das Blut. 2. Brennt auch die Todeswunde, doch sterben kann er nicht, bis neue Tiegeskunde zu seinem Ohre bricht. 3. Und wie er schmerzlich ringet in Todesängsten bang', zu ihm herüberdringet ein wohlbekannter Alang. ch Das hebt ihn von der Trde. Tr streckt sich starr und wild — dort sitzt er auf dem Pferde als wie ein steinern Bild. 5. Und die Trompete schmettert, fest hält sie seine Hand, und wie ein Donner wettert Viktoria in das §and. 6. Viktoria — so klang es, Viktoria — überall; Viktoria — so drang es hervor mit Donnerschall. 7. Doch als es ausgeklungen, die Trompete setzt er ab. Das Herz ist ihm zersprungen, vom Boß stürzt er herab. 8. Um ihn herum im Areise hielt's ganze Regiment. Der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'." Julius Mvsen. 272. Das preußische Volk im Jahre 1813. Von Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war in dem unver- geßlichen Frühling und Sommer des Jahres 1813 unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Liebe: das Vater- land zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Übermut einzuschränken. Krieg wollten die Preußen, Gefahr und Tod wollten sie, den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und preußischen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! scholl es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe. Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren tot trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; Krieg! der Tagelöhner, der keine Arbeit finden konnte; Krieg! die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Tränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knien, Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehren- voll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegs- Kap pcy u. Koch, Deutsches Lesebuch siir Mittelschulen. V. 81

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 520

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
520 dem Feste brachte die gesamte Studentenschaft Deutschlands ihrem ge- liebten Herrscher einen aus 3000 Fackeln bestehenden Fackelzug dar. Zahllose Geschenke und nicht weniger äls 1648 Telegramme liesen aus allen Weltteilen ein. Aber gerade in den schönen Tagen dieses Festes zogen dunkle Wetterwolken am Himmel aus. Bei dem Kronprinzen zeigten sich die ersten besorgniserregenden Anzeichen des tückischen Halsleideiw, an dem der königliche Dulder später den Tod fand. Schwer litt der greise Kaiser, als die Krankheit seines einzigen Sohnes sich immer ver- schlimmerte. Noch aber zeigte er sich jeden Tag am Eckfenster seines Schlosses, vor dem sich stets Tausende von Menschen versammelten, um den greisen Heldenkaiser zu sehen. Als er am 4. Mürz 1888 und an den folgenden Tagen nicht erschien, ging die bange Frage durchs Volk, ob der Kaiser krank sei. Die amtlichen Berichte sprachen von einer Erkältung. Die Krankheit wurde bald schlimmer, die Entkräftung nahm zu, und am 9. März hauchte der Kaiser uuter den Gebeten des Geistlichen sein Leben aus. Er war eingegangen zu der Ruhe, die dem Volke Gottes bereitet ist. Das ganze Volk stand trauernd an seiner Bahre. Wenige Stunden nach dem Hinscheiden erschien Fürst Bismarck im Reichstage, um die schmerzliche Kunde von dem Abscheiden des ersten Deutschen Kaisers zu überbringeu. Seine Rede klang aus mit den Worten: „Die treue, arbeit- same Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welche der aus unsrer Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt. Das hoffe ich zu Gott, daß dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden, lu Heldenmut, Hingebung Arbeitsamkeit und Pflichttreue treu bewahrt werde." Gesegnet bleibe fein Andenken für alle Zeiten! Nach Bernhard Rogge. 290. Brief Bismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht bei Sedan. Vendresfe, 3. September 1870. Mein liebes Herz! Vorgestern vor Tagesgranen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehrte heute zurück und ^^be in der Zwischenzeit die große Schlacht von Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 545

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
545 Nun donnerten auch die Kanonen von einer Anhöhe hinter uns über unsere Köpfe weg. Da wurde es drüben etwas stiller. Und da kam auch schon der Ruf: „Sprungweise vor!“ Wir sprangen auf und stürzten vor; aber eine entsetzliche Kugelsaat prasselte gegen uns an — und warfen uns wieder hin. Schräg vor mir hatte ein Unteroffizier eine Kugel in den Leib bekommen; das Blut strömte sofort mit Gewalt aus der Wunde, er kauerte und versuchte, es mit seinem Taschentuche zu hemmen und rief laut um Hilfe. Von drüben im Busch schossen sie mit wildem Eifer und schrien vor Wut. Wir kamen nicht vorwärts. Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen und schossen. Es sind wohl Stunden gewesen. Ich wunderte mich einmal, daß sich kein Offizier bei uns sehen ließ, und vergaß es wieder. Der Schweiß rann mir wie Wasser über den ganzen Körper. Nicht meine Zunge, mein Hals, mein ganzer Körper schrie nach einem Schluck kühlen Wassers. Seitwärts .versuchte ein Lazarettgehilfe einem Verwundeten einen Gummischlauch um den stark blutenden Schenkel zu legen. Der Verwundete bat in süd- deutscher Mundart: „Bring mi ein bißle zurück; kannscht das?“ Da schleppte der ihn keuchend zurück. Das Feuer drüben wurde schwächer. Eine Stimme befahl: „Langsamer feuern!“ Von drüben her klang es heiser und höhnisch nachäffend: „Langsamer feuern!“ Ein Verwundeter rief laut und ängstlich nach Wasser. Wir lagen, Gewehr im Anschlag, und warteten. Von rechts her ging es von Mund zu Mund: „Der Hauptmann ist tot. Der Oberleutnant auch. Alle Offiziere . . . Und fast alle Unteroffiziere.“ Ich nahm mit der linken Hand meine Feldflasche, während ich das Gewehr aufliegen ließ, und nahm den kleinen Schluck, den ich für die höchste Not aufgespart hatte. Als ich die Flasche absetzte, dachte ich, daß dies vielleicht mein letzter Trunk gewesen wäre, und < A oe auch an meine Eltern. Ich dachte auch, daß der Feind ein venig Luft holen und gleich im Sturme vordringen würde. Aber es ge schab nichts. Da kam ein Oberleutnant, der zum Stabe gehörte, ge uckt unsere Reihe entlang. Als er hinter mir war, kniete er da, t■ p| auf meinen Stiefel und sagte: „Gehen Sie zum General und mebh Sie, daß wir nach meiner Schätzung etwa ein Kilometer von «. letzten Wasserlöchern sind.“ 4. Ich hob mich vorsichtig in die Knie und lief gebückt zu- rück und kam auf den Weg. An einem Termitenhaufen, der wohl drei Meter hoch war, mühte sich ein Arzt und ein Lazarettgehilfe, einen Verwundeten vor dem Verbluten zu G&diütizeärp-inflliuglaube aber, daß sie zu spät kamen: er lag wie ein Tmeu'äuf seia!£r roten dunkeln Decke. Dann sah ich den Ballon “Mlcfet1' Weit voi mir. Tßrßu ’V-iy'v-¿0 Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. '35 , 1 , Schuibucöbidliothek

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 461

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
461 zu verlassen und entziehen dadurch dem Reich eine große Anzahl von Kräften. Ich habe Befehl erhalten, gegen die Aufnahme der Hugenotten in Brandenburg Einspruch zu tun." 3. Über das Antlitz des Kurfürsten zuckte es wie ein Wetterstrahl. Alle Anwesenden wußten, daß dieser Blitz nur ein Vorläufer des schweren Gewitters war, das sich bald entladen mußte. „Und das Verlangen Seiner Majestät?" fragte der Kurfürst mit erzwungener Ruhe. „Es ist einfach, gnädiger Herr. Heute ist wiederum eine Anzahl französischer Flüchtlinge in Berlin eingetroffen. Sie harren in diesem Augenblick auf einen gnädigen Empfang durch Euer Liebden. Ich bitte Sie im Namen des Königs von Frankreich, diesen neuen Ankömmlingen Ihr Land verschließen zu wollen." „Und wenn ich diese Bitte abschlage?" Rebenac wurde betroffen. „Dann — dann, Durchlaucht," sagte er, „werden Sie es begreiflich finden, daß der König von Frankreich sich nicht mehr an die Verträge gebunden erachten kann, die bisher zwischen Brandenburg und Frankreich bestanden." „Sie kündigen mir den Vertrag?" entgegnete der Kurfürst mit leichtem Lächeln. „Das habe ich nicht gesagt," siel Rebenac schnell ein; „ich deutete nur die Möglichkeit an." Der Kurfürst fuhr mit der Linken an den Degen. „Herr Marquis," begann er mit kraftvoller Stimme, „ich habe Seiner Majestät gelobt, den Frieden nach besten Kräften zu wahren; aber ich habe mich niemals ver- pflichtet, den Hilfesuchenden die Tür meines Hauses zu verschließen. Brandenburg steht den Verfolgten offen, die eine unerhörte Willkür aus der Heimat treibt. Die Greuel der Verfolgung, welche sich gegen die Bekenner der protestantischen Lehre in Frankreich richten, dulde ich nicht. Fahren Sie nicht auf, Herr Marquis, ich dulde sie nicht. Der König von Frankreich darf in seinem Reiche schalten, wie es ihm gut dünkt. Aber wie er in seinem Lande Herr ist, so bin ich es in meinem. Wer meinem Hause angehören will, der soll den Schutz genießen, den ich gewähren kann. Diese von Frankreich ausgetriebenen Hugenotten werden nicht zurückgewiesen werden von der Tür des brandenburgischen Hauses." 4. „Durchlaucht," entgegnete Rebenac verlegen, „ich wage zu be- merken, daß Seine Majestät der Kaiser von Deutschland dem Entschlüsse Euer Gnaden nicht allzu geneigt ist. Brandenburg ist stark; dennoch" — er richtete sich empor — „dennoch, so hoch wir Euer Durchlaucht stellen, der Kaiser ist der Gebieter im Deutschen Reich."

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 542

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
542 Schort fangen die schwarzen zu stürmen an, bis auf wenige Meter find sie heran, und wilder und lauter in ihren Reihn hört man ihr „Affa!" „Aajata!"*) fchrein. — Doch je wilder und näher das Aampfgewühl, desto ruhiger treffen die Deutschen ihr Ziel. Und ob auch mancher sein Blut verspritzt: U)er lebt, schießt weiter, und jeder Schuß „'sitzt." Die schwarzen springen mit Wutgeheul nach schweren Verlusten zurück in Eil'. So stürmen sie fünfmal in wildem Wagen und werden fünfmal zurückgeschlagen. Doch auch die Deutschen leiden Not, gar mancher sinkt blutend in den Tod, und in dem Geknatter von Pulver und Blei verhallt manch banger Schmerzensschrei. — So liegt irrt Sand mit zerschossenem Bein der Gefreite Sertel in ^ual und j)ein. Die Wunde brennt, die Sonne sticht; er ruft nach Hilfe und sindet sie nicht. — Doch sieh! Aus der liegenden Schützen Thor hebt sich sein Leutnant, Graf Arnim, empor. Tr richtet in ganzer Größe sich auf, springt hin zu dem Armen in kurzem Laus: „Du armer Aerl, ich helfe dir gleich und trage dich fort ans der Äugeln Bereich!" „Einlegen, Herr Graf!" ruft der Hauptmann ihm zu — Schon hat ihn die tückische Augel im Nu durch beide Schenkel getroffen schwer. Doch stürzend noch hält er fest das Gewehr, und ob er in Schmerzen verbluten ntuß, er feuert weiter, Schuß auf Schuß. Und als ihm, ermattet vom Wundenbrand, die schwere Waffe entsinkt aus der Hand: Noch nimmer erschöpft sich sein Aampfesmut, er nimmt die Pistole und zielet gut und feuert weiter Schuß auf Schuß, daß mancher ^eind erblassen muß. — Da trifft eine Angel ihn mitten durchs Herz und endet sein Leben und seinen Schmerz. — *) Namen zweier bsererohäuptlinge, die hier den Deutschen gegenüberstanden.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 45

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
45 L Johann Christoph Friedrich v. Schiller. 32. Reiterlied. (Gekürzt.) 1. Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! Ins Feld, in die Freiheit gezogen! Im Felde, da ist der Mann noch was wert, da wird das Herz noch gewogen, da tritt kein anderer für ihn ein, auf sich selber steht er da ganz allein. 2. Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist, man sieht nur Herren und Knechte; die Falschheit herrschet, die Hinterlist, bei dem feigen Menschengeschlechte. Der dem Tod ins Angesicht schauen kann, der Soldat allein ist der freie Mann! 3. Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg, hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen; er reitet dem Schicksal entgegen keck, trifft's heute nicht, trifft es doch morgen, und trifft es morgen, so lasset uns heut' noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit. 4. Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los, braucht's nicht mit Müh' zu erstreben; der Fröner, der sucht in der Erde Schoß, da meint er den Schatz zu erheben. Er gräbt und schaufelt, so lang' er lebt, und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt. 5. Der Reiter und sein geschwindes Roß, sie sind gefürchtete Gäste; es flimmern die Lampen im Hochzeitsschloß, ungeladen kommt er zum Feste, er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold, im Sturm erringt er den Minnesold. 6. Warum weint die Dirn' und zergrämt sich schier? Laß fahren dahin, laß fahren! Er hat auf Erden kein bleibend Quartier, kann treue Lieb' nicht bewahren. Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort, seine Ruh' läßt er an keinem Ort.

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 48

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
48 12. Und wenn's die Götter nicht gewähren, so acht' aus eines Freundes Lehren und rufe selbst das' Unglück her; und was von allen deinen Schützen dein Herz am höchsten mag ergötzen, das nimm und wirf's in dieses Meer!" 13. Und jener spricht, von Furcht beweget: „Von allem, was die Insel heget, ist dieser Ring mein höchstes Gut. Ihn will ich den Erinnen weihen, ob sie mein Glück mir dann verzeihen" — und wirft das Kleinod in die Flut. 14. Und bei des nächsten Morgens Lichte, da tritt mit fröhlichem Gesichte ein Fischer vor den Fürsten hin: „Herr, diesen Fisch hab' ich gefangen, wie keiner noch ins Netz gegangen; dir zum Geschenke bring' ich ihn." 15. Und als der Koch den Fisch zerteilet, kommt er bestürzt herbeigeeilet und ruft mit hocherstauntem Blick: „Sieh, Herr, den Ring, den du getragen, ihn fand ich in des Fisches Magen; o, ohne Grenzen ist dein Glück." 16. Hier wendet sich der Gast mit Grausen: „So kann ich. hier nicht ferner hausen, mein Freund kannst du nicht weiter sein. Die Götter wollen dein Verderben; fort eil' ich, nicht mit dir zu sterben." Und sprach's und schiffte schnell sich ein. 34. Die Kraniche des Jbykus. 1. Zum Kampf der Wagen und Gesänge, der auf Korinthus' Landesenge der Griechen Stämme froh vereint, zog Jbykus, der Götterfreund. Ihm schenkte des Gesanges Gabe, der Lieder süßen Mund Apoll; so wandert er, an leichtem Stabe, aus Rhegium, des Gottes voll.
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