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Gott des Meeres (Zeichen: Dreizack); Albes (Hades) oder Pluto, der Gott der Unterwelt.
3. Die Schwestern des Zeus: L. Here oder Juno, zugleich seine Gemahlin, die Königin des Himmels; b. Hestia oder Vesta, die Schutzgöttin des Hauses und der Familie, und c. Demeter oder Ceres, die Göttin des Ackerbaues.
4. Die Söhne des Zeus: a. Apollo, d. G. der Künste und der Weissagung, als Sonnengott auch Titan, Helios und Phöbus genannt; b. Ares oder Mars, d. G. des Krieges; c. Heph ästos oder Vulkan, d. G. des Feuers (seine Schmiede im Aetna); d. Hermes oder Merkur, der Götterbote und Beschützer des Handels, und e. Dionysos oder Bacchus, d. G. des Weines.
5. Die Töchter des Zeus; a. Pallas Athene oder Minerva, die Göttin der Weisheit und der Kriegskunst; b. Aphrodite oder Venus, d. G. der Schönheit und der Liebe; c. Artemis oder Diana, d. G. der Jagd; als Göttin des Mondes hieß sie Selene oder Luna; d. Persephone oder Pro-serpina, die Gemahlin des Pluto und Königin der Unterwelt; 6. Hebe, d. G. der Jugend.
Außerdem Eros oder Amor, der Gott der Liebe, Sohn des Mars und der Venus, und Amphitrite, Göttin des Meeres und Gemahlin des Poseidon.
B. Untere Gottheiten: 1. Aurora, Morgenröte. 2. Iris, Regenbogen. 3. Aeölns, Winde. 4. Pan, Hirten. 5. Flora, Blumen. 6. Aes-knlap, Heilkunde. 7. Hymen, Ehe. 8. Eris, Zwietracht. 9. Nemesis, strafende Gerechtigkeit. 10. Die 3 Parzen, Schicksalsgöttinnen. 11. Die Erin-nyen oder Furien, Rachegöttiunen. 12. Die 3 Horen, Zeit. 13. Nymphen: im Meer die Nereiden und Sirenen, in Quellen und Flüssen die Najaden, im Walde die Dryaden, auf den Bergen die Oreaden. 14. Die 3 Grazien, Anmut. 15. Die 9 Musen, Schützerinnen der Künste: a. Kalliope, die Schönredende; Heldengedicht, b. Melpomene, die Gernsingende; Trauerspiel, c. Thalia, die Fröhliche; Lustspiel, d. Erato, die Liebliche; lyrische Gedichte.
6. Euterpe, die Wohlgesalleude; Tonkunst, f. Terpsichöre, die Tanzliebende; Tanzkunst, g. Polyhymnia, die Vielstimmige; Beredsamkeit, h. Klio, die Rühmende; Geschichte, i. Urania, die Himmlische Sternkunde.
B. Griechische Heldenzeit.
§. 23. a. Herkules oder Herakles, Sohn des Zeus und der Alkmene, tötete schon in der Wiege zwei Schlangen. Er wählte am Scheidewege die Tugend zu seiner Führerin. Im Dienste des Königs Euristheus verrichtete er 12 schwerearbeiten (nemeischer Löwe, lernäische Schlange, erymantischer Eber, Hirsch der Diana, stymphalische Vögel, kretensischer Stier, Wehrgehenk der Amazonenkönigin, Ställe des Augias, Rosse des Diomedes, Herden des Riesen Geryon, goldene Aepfel der Hesperiden, der Höllenhund Cerberus): er zerdrückte den Riesen Antäus, durchbrach die Landenge zwischen Spanien und Afrika, half dem Atlas den Himmel tragen, diente der Königin von Lydien als Sklave und tötete den Nessus.
Von seiner Gemahlin Dejanrra vergiftet, verbrennt er sich auf dem Berge Oeta und wird in den Olymp aufgenommen, wo Zeus ihm die Göttin der Jugend, Hebe, zur Gemahlin giebt. — b. Theseus, Sohn des Königs Ägeus von Athen, wurde bei seinem Großvater erzogen. Nach Athen wandernd, erschlug er den Fichtenbeuger, den Ausdehner oder Pro-krustes und andere Frevler; er fing einen wilden Büffel auf den Feldern seiner Vaterstadt und befreite diese von dem Tribut an den König von Kreta, indem er im Labyrinth den Minotaurus erlegte. — c. Der Ar- 1350
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gonauteuzug (1250 v. Chr.). Phrixus und Helle, die Kinder des Königs Athämas, flohen vor ihrer bösen Stiefmutter auf einem goldenen Widder nach Asien. Helle fand in der Meerenge ihren Tod (Hellespont, d. i. Meer der Helle); Phrixus hing das goldene Vließ (Fell) im Hain des Kriegsgottes zu Kolchis am östlichen Ufer des schwarzen Meeres auf. Unter Anführung des Jason zogen die tapfersten Helden Griechenlands (Herkules, Theseus, Kastor und Pollux rc.) aus, um das goldene Vließ zu erkämpfen. Vom Schiffe Argo hießen sie Argonauten, d. i. Argoschiffer. Mit Hülfe der Medea, der Tochter des Königs Äetes, gelang es Jason, die feuerschnaubenden Stiere zu zähmen und den wachehaltenden Drachen einzuschläfern, das Vließ zu rauben und der Verfolgung des Aeetes zu ent-1184 kommen. — d. Der trojanische Krieg. Paris, ein Sohn des Königs Priamus von Troja (im Nw. Kleinasiens) raubte Helena, die schöne Gemahlin des Königs Meneläus von Sparta. Um den Schimpf zu rächen, zogen die griechischen Fürsten mit ihren Heeren nach Troja: Agamemnon, König von Mycene und Oberbefehlshaber; sein Bruder Menelaus, Nestor, Ajax, Diomedes, der schlaue Odysseus von Jthaka und Achilles, welcher der stärkste von allen und nur an der Ferse verwundbar war. An der Spitze der Trojaner kämpften Hektor und Paris, die Söhne des Priamus. — Hektors und Ajax' Zweikampf. Hektors Abschied von seiner Gattin Andromäche und seinem Söhnlein Astyanax. Hektor von Achilles, Achilles von Paris erlegt. Troja wurde nach 10 Jahreu durch List eingenommen. Tod des Laökoon. — e. Die Irrfahrten des Odysseus: der Cyklop Polyphem; die Zauberin Circe; der Eingang zur Unterwelt; die Sirenen; die Scylla und die Charybdis; die Insel der Phäaken, König Alcinous und seine Tochter Nausikäa; die Not der Penelope; seine Heimkehr. — Der Kampf vor Troja ist von Homer in der Jliade, die Heimkehr des Odysseus in der Odyssee besungen.
Bemerkung. Die Frauen hatten in der Heldeuzeit eine geachtete Stellung; sie wurden von ihren Männern und Kindern geliebt und geehrt (Andrömache, Penelope). Sie lebten eingezogen, mit Spinnen, Weben, Sticken jc. beschäftigt, doch nahmen sie an feierlichen Opfern und festlichen Mahlzeiten teil. Die Jungfrauen wuchsen unter ihrer Leitung in der Stille auf.
C. Griechische Gesetzgeber.
§. 24. Lykurg, a. Im So. des Peloponnes, in Lazedämon oder Lakonien (Hptst. Sparta) hatte sich der kräftige griechische Stamm der Dorer niedergelassen. Die früheren Bewohner lebten unter ihnen als unterthänige Bauern und Handwerker; die Kriegsgefangenen machten sie zu Leibeigenen (Heloten). Zwei Familien, die beide ihren Ursprung von Herkules herleiteten, gaben ihnen ihre Könige, deren immer 2 zur selben Zeit regierten. Wegen der fortwährenden Unordnungen erteilten die Spartaner dem Oheim und Vormund des jungen Königs Chariläus, dem erfahrenen, edlen Lykurg, den Auftrag, ihnen eine neue Verfassung zu geben. — b. Die wichtigsten Gesetze, die er unter Zustimmung des Orakels in Delphi erließ, waren folgende: 1) Der Boden, welcher der dorischen Bürgerschaft gehörte, wurde in 9000 Teile geteilt und unter die 9000
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attischen Gemeinden gekommen. Die Stadt führte ihren Namen von der Göttin Pallas Athene, die man als die Geberin des wohlthätigen Oelbanms ansah. Anfangs wurde Attika von Königen regiert; der letzte derselben, Kodrns, starb den Tod fürs Vaterland. Darnach legte man die Regierung in die Hand eines lebenslänglichen Archouten (Vorstehers), der später durch 9 alljährlich erwählte ersetzt wurde. Zwischen den großen Grundbesitzern, den kleinen Landbauern und den Gewerbtreibeudeu brachen heftige Kämpfe aus, die der Archont Drakon vergeblich durch strenge Gesetze zu unterdrücken suchte. Da beauftragte das Volk den Archonten Solon mit einer neuen Gesetzgebung (594).
t b. Solon War wegen seiner Weisheit*), Tugend und Tapferkeit in Athen hoch geehrt. Den Auftrag, eine neue Verfassung zu geben, führte er in folgender Weise aus: 1) Zunächst wurden die Schulden der Armen um 27% ermäßigt, der Zinsfuß ward herabgesetzt, die Schuldhaft aufgehoben, das verpfändete Grundeigentum und das vielen Bürgern entzogene Bürgerrecht zurückgegeben. — 2) Alle freien Bürger teilte er nach dem Grundbesitz in 4 Klassen: die erste hatte die Kriegsschiffe zu stellen: die zweite bildete die Reiterei des Heeres; die dritte lieferte die Schwerbewaffneten und die vierte die Leichtbewaffneten. Die gewöhnlichen Staatsausgaben wurden durch die Bergwerke, Zölle, Strafgelder und durch die Kopfsteuer der Eingewanderten gedeckt. — 3) Die Regierung legte er in die Hand der neun Archonten und des Rates der Vierhundert; die höchste Gewalt aber bekam die Volksversammlung, die aus den gesammten über 20 Jahre alten Bürgern bestand. Sie wählte die Archonten aus der ersten, den Rat aus den drei ersten Klaffen; sie ernannte auch die Richter und alle übrigen Beamten; sie beschloß alle Gesetze und entschied über Krieg und Frieden. — Die Archonten, welche ihr Amt gut verwaltet hatten, bildeten das höchste Gericht, welches von dem Hügel des Kriegsgottes Ares, wo es seine Sitzungen hielt, den Namen Areopag empfing; dasselbe hatte auch die Erziehung der Jugend und die Sitten der Erwachsenen zu überwachen. In den gewöhnlichen Rechtssachen sprachen Bürger das Urteil. — 4) Jeder Vater war verpflichtet, seine Kinder irgend eine Kunst lernen zu lassen; wer es unterließ, konnte im Alter keine Unterstützung von ihnen fordern. Vom 7. Jahre an wurden die Knaben öffentlich erzogen und namentlich in Leibesübungen (Gymnastik), in der Musik, Dicht- und Redekunst unterwiesen. — c. Durch diese Gesetze wurde die aristokratische Verfassung Athens in eine gemäßigt demokratische umgewandelt. Nachdem Solon sich hatte versprechen lassen, daß man 10 Jahre lang nichts daran ändern wolle, unternahm er eine Reise nach Oberägypten und Asien und kam dabei auch zu dem reichen Könige Krösus von Lydien. Dieser zeigte ihm seine Schätze und fragte ihn dann, wen er für den glücklichsten Menschen
*) Die 7 Weiseu Griechenlands und ihre Denksprüche; 1. Solon: Nimmer zu sehr! 2. Periander: Jegliches vorbedacht! 3. Thales: Bürgschaft bringt dir Leid! 4. Kleobülus: Maß zu halten ist gut! 5. Pittakus: Wohl erwäge die Zeit! 6. Bias: Mehrere machen es schlimm! 7. Chilon: Kenne dich selbst! — Pythagoras von Samos, der Erfinder des pythagoräischen Lehrsatzes, nannte sich einen Weisheitsfreund (Philosophen); er unterwies seine Schüler in der Algebra, Geometrie und Musik. — Tenophänes lehrte um 536 v. Chr. den Glauben an einen Gott.
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dorischen Familien, der übrige Boden aber unter die 30 000 untertänigen Bauern und Handwerker verlost. Ein Bodenlos durfte weder verkauft nock-geteilt werden, sondern vererbte ungeschmälert in der Familie. 2) Der Handel und Verkehr mit den Fremden wurde möglichst beschränkt; aller Aufwand, namentlich der Gebrauch des Goldes und Silbers, war untersagt und nur eisernes Geld gestattet. 3) Die schwächlichen Kinder wurden im Gebirge ausgesetzt, die gesunden strenge erzogen und abgehärtet. Vom 7. Jahre an lebten die Knaben in öffentlichen Gebäuden; sie trieben körperliche Uebungen, sangen vaterländische Lieder, lernten kurz und schlagend sprechen, Schmerz, Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen, das Alter-ehren und den Gesetzen streng gehorchen. Am Feste der Diana wurden sie öffentlich gegeißelt: einzelne sanken tot am Altare nieder, ohne daß ein Laut der Klage über ihre Lippen kam. — Vom 20. Jahre an speisten alle Männer an gemeinschaftlichen Tafeln; das Essen war nahrhaft, aber einfach, das Hauptgericht die schwarze Suppe. Der spartanische Bürger turnte, übte die Waffen und ging auf die Jagd, er besuchte die Volksversammlung und zog in den Krieg; die Arbeit war des freien Mannes unwürdig. Die Stadt durfte keine Mauern haben, denn die Bürger selber sollten ihre Mauer sein. — Die Mädchen nahmen an den öffentlichen körperlichen Uebungen teil; die Jungfrauen erschienen öffentlich mit unverhülltem Antlitz, die Frauen dagegen gingen verschleiert und galten den Männern gegenüber als völlig untergeordnet. 4) Regierung und zugleich höchstes Gericht war der Rat der Alten, der aus 28 wenigstens 60 Jahre alten Mitgliedern bestand und von der Volksversammlung gewählt wurde. Letztere, zu der alle freien Bürger vom 3osten Jahre an gehörten, hatte jedes Gesetz zu genehmigen und über Krieg und Frieden zu beschließen. Die Könige führten den Vorsitz im Rat der Alten, sie waren Oberpriester und Heerführer im Kriege. Große Macht befaßen die Ephoren, d. i. die Vorsteher- der Bürgerschaft; sie führten die Aufsicht über die Befolgung der Gesetze und die Sitten und hatten das Recht, selbst die Könige und Beamten vor Gericht zu ziehen, ja in dringenden Fällen sie ihres Amtes zu entsetzen. — c. Die Strenge der Gesetze veranlaßte einen Aufruhr, in dem Lykurg ein Auge einbüßte; aber er siegte über feine Gegner durch Edelmut und Festigkeit. Nachdem er sich hatte schwören lassen, daß man bis zu seiner Rückkehr nichts an den Gesetzen ändern wolle, verließ er Sparta, um nicht zurückzukommen. 400 Jahre ist der kleine Staat unter seinen Gesetzen stark und blühend gewesen. Vor allen Griechen zeichneten sich die Spartaner durch Einfachheit und Mäßigkeit, durch kurze, treffende („lakonische") Rede, durch Tapferkeit und Vaterlandsliebe aus. Im roten Kleide, mit geschmücktem Helm und unter dem Klange der Lieder gingen sie in die Schlacht wie zu einem Feste. Eine Mutter überreichte dem Sohne den Schild mit den Worten: „Entweder mit oder auf diesem"; denn der Sieg in der Schlacht und der Tod fürs Vaterland war die größte Ehre des spartanischen Bürgers.
§. 25. Solo«, a. In der kleinen Landschaft Attika wohnte der leb- 600 Hafteste und kunstsinnigste Stamm der Griechen, die Ionier. Sie trieben Land-und Bergbau, Gewerbe, Handel und Schiffahrt; Kunst und Wissenschaft erlangten hier die höchste Blüte. Die früheren Bewohner lebten unter ihnen als Sklaven (V5 aller Einwohner). Durch Thefeus war Athen an die Spitze aller
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allen Dorfgenossen die Benutzung des Brachlandes als Weideland zu ermöglichen.
Noch immer stand die Viehzucht in erster Linie, aber sie war gegen früher bedeutend vervollkommnet. Man hielt zur Veredlung des Viehstammes gute Zuchttiere; Gänse- und Bienenzucht wurde fleißig betrieben. Infolge der Ergiebigkeit der Ernten nutzte man außer den eigentlichen Scheunen im Hose noch offene Schuppen, Mieten, Feimen erbauen.
Bedeutende Förderung erfuhr die Landwirtschaft durch R a r l den Großen, der nicht nur der größte Grundbesitzer, sondern auch der eifrigste Landwirt in seinem ganzen weiten Reiche war. Die Dreifelderwirtschaft wurde im ganzen Reiche durchgeführt. Auf seinen Höfen legte Karl Musterwirtschaften an, die für die Bewirtschaftung des Bodens vorbildlich wurden. Sowohl für seine eignen Güter, wie auch für diejenigen seiner Vasallen und der .Kirche gab er genaue Vorschriften über den Wein-, Obst- und Gartenbau, über Bienen- und Geflügelzucht, sowie über die besonderen Pflichten der Amtleute. Sie wurden angewiesen, während der Feldarbeiten, beim Säen, Pflügen, Ernten, Heuschneiden und der Weinernte ordentlich Aufsicht zu üben, damit die Arbeiten wohl ausgeführt würden. Es wurde genau angegeben, wieviel Hühner und Gänse auf einem Hofe gehalten werden
sollten, welche Bäume, Gemüse und Blumen in den Gärten zu hegen
seien, welche Felderzeugnisse die Amtleute in die königlichen Frauengemächer zu liefern hatten (Flachs, Wolle, Weberdisteln usw.), damit sie dort verarbeitet würden (Karls des Großen Gemahlin und Töchter spannen und webten selbst), was mit dem Wein geschehen müsse, damit er gut gerate. Über die für das Vieh zu erbauenden Ställe, über die Mast der Schweine, der Ochsen, der Schafe, über das Halten von Fasanen, Pfauen, Rebhühnern, über die Pferdezucht wurden genaue Regeln erteilt. Das Waldland sollte im rechten Maße gerodet, d. h. urbar gemacht werden; doch durfte dabei der Wald nicht zu sehr gelichtet werden. Von dem gerodeten Walde wurde ein Teil an ge-
eignete Leute zur Bebauung überlassen.
3. Die Fortentwicklung der Landwirtschaft im Mittelalter.
Einen so fördernden Einfluß, wie Karl der Große auf die Landwirtschaft ausübte, konnten die deutschen Könige der folgenden Jahrhunderte nicht mehr ausüben. Dagegen waren einzelne der größeren Landesherren auf die Kultur der ihnen unterstehenden Reichsteile bedacht. Aufmunternd und vorbildlich gingen die vom Landesherrn berufenen Mönche mit ans Werk, die sich mit der Christianisierung zugleich um die Germanisierung große Verdienste erwarben.
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wurde ein Kapital von 14 200 Mill. Mark aufgewendet; d. H. 1 km kostet rund 270 000 Mark. Trotzdem verzinst sich dieses Anlagekapital infolge des riesenhaften Verkehrs sehr gut. (5,9o/0.) Die deutschen Bahnen verfügen über 21000 Lokomotiven, 42 000 Personen- und 430 000 Gepäck- und Güterwagen. Die Zahl der beförderten Personen beträgt jährlich 950 Mill., das Gewicht der Güter 400 Mill. t. Die Gesamteinnahmen belaufen sich jährlich auf 2 Milliarden Mark, die Ausgaben auf 1,3 Milliarden.
Die wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte sind: Berlin, München, Frankfurt a. M., Köln, Hannover, Hamburg, Leipzig, Posen, Straß-bürg, Stuttgart und Nürnberg. Alle größeren und wichtigeren Städte Deutschlands sind durch Schnellzugslinien verbunden. Aber auch die bedeutendsten europäischen Hauptlinien nehmen ihren Weg durch Deutschland: 1. der Norderpreß Petersburg—berlin—ostende—london durchfährt 2811 km in 52 Stunden; 2. der Ostende-Nürnberg-Wien-Budapest-Erpreß hat für 1618 km 30v4 Stunden Fahrzeit; 3. der Ostende-Nürnberg-Karlsbad-Erpretz braucht zu 1013 km 19v* Stunden; 4. der Orienterpretz Paris—stratzburg—münchen—budapest—konstantinopel hat für 3137 km 63v2 Stunden Fahrzeit; 5. der Nord - Süd - Erpreß Berlin—leipzig—münchen—verona durchfährt 1108 km in 193/* Stunden.
4. Der Post-, Telegraphen- und Telephonverkehr.
Die deutsche Reichspost erhielt durch den Generalpostmeister Dr. Stephan (f 1897) eine mustergültige Organisation, durch welche ein riesiger Aufschwung des Postverkehrs herbeigeführt wurde. Während noch in den dreißiger Jahren z. B. ein Brief von Frankfurt a. M. nach Danzig 15 Silbergroschen Porto kostete, wurde 1867 das Einheitsporto von 1 Groschen für den einfachen Brief innerhalb Deutschlands eingeführt. Nach den zum Weltpostverein gehörenden Staaten waren früher für Briefe aus Deutschland 65 verschiedene Portosätze in Geltung. Jetzt wird auf die größten Entfernungen hin ein Brief bis zu 20 g Gewicht für 20 Pfennig, eine Postkarte für 10 Pfennig befördert. Für den Verkehr zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn gelten sogar die Portosätze des Inlandes.
Unter den europäischen Staaten hat nur England einen größeren Postverkehr als Deutschland. Von 250 000 Postämtern, die es im Gebiete des Weltpostvereins gibt, kommen 37000 auf Deutschland. Am Weltbriefverkehr ist die deutsche Post mit 14o/0 beteiligt. (England 16%, Nordamerika 33o/o.) Die Zahl der Briefe stieg in den letzten 10 Jahren von 2000 Mill. auf 4000 Mill., die Postanweisungen von 5700 auf 10 200 Mill. Mark. Auf einen Einwohner der großen Industriell
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Extrahierte Personennamen: Stephan_(
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dem vor dem Herrenhause stehenben hölzernen Esel. So verloren die Leibeigenen oft das Gefühl menschlicher Würbe, und ihr Elenb zeigte sich selbst in ihren Gesichtszügen und in ihrer ganzen Haltung. Unter dem Drucke der Zwangsarbeit wuchs die Iugenb in Stumpfsinn und sittlicher Verkommenheit auf. Von einem Schulunterricht war kaum die Rebe. Nur in einigen Wintermonaten saßen die Rinber in der engen Schulstube, in der ihnen gewöhnlich ein invaliber Hanbwerker Anweisung im Lesen und Auswenbiglernen des Katechismus gab. Die ftinber auch schreiben zu lehren, hatten manche Gutsherren gerabezu verboten, bamit „die Leibeigenen nicht zu klug würden".
Es kann nicht nmnbernehtnen, daß mancher Leibeigene, der noch nicht gänzlich zum Tier herabgetoürbigt war, sich durch die Flucht einer solch erbärmlichen Lage zu entziehen suchte. Würbe er ergriffen, so stauben ihm harte Strafen bevor, hatte er sich aber eine Reihe von Jahren außerhalb des Gutes aufgehalten, so konnte er seine Freiheit behaupten.
In einzelnen Lanbschaften staub den Leibeigenen auch das Los-kaufrecht zu. Gegen Zahlung einer Summe von 20—50 Talern konnten sie die Freiheit erkaufen. Die armen Schelme, die kein Vermögen erwerben konnten und boch gern frei sein wollten, halfen sich durch Anleihen und mußten dann oft ihrem Gläubiger roieber durch jahrelange Dienste die Schulb abverbienen.
9. Die Befreiung des Bauernstandes.
Weitblickenbe und ebelbenkenbe Fürsten erkannten, daß die Grunb-lage des Staates die Lanbwirtschaft sei, die aber roieberum den Wohlstanb des Laubes nur förbern könne, wenn sie von einem glücklichen und zufriebenen Bauernstanbe betrieben werbe. In dieser Erkenntnis erließ König Friedrich Wilhelm I. auf seinen Domänen armen aber fleißigen Bauern die Abgaben, ja er unterstützte sie durch Darlehen und Geschenke. Auf den Staatsgütern hob er die Leibeigenschaft zum Teil auf und befahl den Abeligen, daß sie den Bauern nicht so viele Dienste und Abgaben zumuten sollten. In der Woche bürsten nur vier Frontage sein; die Prügelstrafe und das Auskaufen (Sauern-legen) waren verboten. Damit das Volk verstänbnisvoller für seine Arbeit sein würde, brang der König auf besseren Schulunterricht. Er führte die allgemeine Schulpflicht ein und verlangte, daß jebes Rinb vom 5. bis zum 12. Jahre im Winter alle Tage, im Sommer zwei bis brei Tage der Woche in die Schule ging.
Dem Beispiele seines Vaters folgte Friedrich der Große. Er untersagte ebenfalls das Prügeln der Leibeigenen, das mit sechs Jahren Festung bestraft werben sollte; er verbot aufs strengste, die Bauern
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_der_Große Friedrich
fernungen viel zu langsam erfolgen sönnen. Die Ausnutzung der Dampfkraft hat sowohl beim Landverkehr wie beim Wasserverkehr eine völlige Umgestaltung herbeigeführt. Die Macht des Dampfes hat die entferntesten Gebiete einander genähert, die Gegensätze von billig und teuer im Preise der Waren ausgeglichen und die Frachtsätze für die Güterbeförderung wesentlich billiger gemacht. Die ersten Eisenbahnen legten in einer Stunde kaum 30 km zurück. Heute durchfahren die Vlitzzüge in einer Stunde eine Strecke von 86 km, eine (Entfernung, die man früher mit Hilfe der Eilpost kaum in 4 Tagen zurücklegen konnte. Die ersten Dampfschiffe brauchten zur Fahrt von Liverpool nach Newyork 26 Tage, heute legen die Schnelldampfer diese Strecke in 5—6 Tagen zurück. Dabei baut man die Schiffe immer größer. Vor 50 Jahren galten Schiffe mit einem Raumgehalt von 700—800 t als besonders groß; die heutigen Riesendampfer haben eine zehn- bis zwanzigfache Ladefähigkeit (16 000 t), und ihre Schnelligkeit ist so gesteigert worden, daß sie in einer Stunde 40—45 km zurückzulegen imstande sind.
Je größer man die Seeschiffe baute, desto mehr verringerten sich die Frachtkosten. Rostete früher ein Doppelzentner (100 kg) Getreide von Indien nach Hamburg 25 Mark Fracht, so befördert man heute dasselbe Quantum für 1,5 Mark. Von Nordamerika oder von Argentinien nach Hamburg beträgt der Frachtsatz nur 50 Pfennig. Diese billigen Frachtsätze der Seeschiffahrt ermöglichen die Zufuhr ausländischer Produkte zu einem billigen Preise. Aber auch die Verfrachtung auf den Binnenwasserstraßen ist weit billiger als die Eisenbahnfracht und die Beförderung auf der Landstraße. Während die Fracht für 100 km weit auf der Landstraße 3—4 Mark beträgt, kostet die Beförderung auf der Eisenbahn 55 Pfennig, auf den Binnenwasserstraßen 40—50 Pfennig, auf dem Ozean aber nur 2 Pfennig. Die Flußschiffahrt eignet sich deshalb besonders zur Beförderung von billigen Massenprodukten, wie für Steine, Sand, Ziegel, Holz, Torf, Steinkohle, also besonders für Waren, bei denen es auf eine möglichst rasche Lieferzeit nicht ankommt.
Eine ganz erstaunliche Vervollkommnung hat neben dem Güterverkehr auch der Nachrichtenverkehr erfahren. Während sich noch vor einem halben Jahrhundert die Beförderung einer Nachricht zwischen den entferntesten Orten innerhalb unseres Vaterlandes auf ungefähr 2 Mark belief, kann man heute dieselbe Nachricht schon für 5 Pfennig befördern. Dazu bietet unsere heutige Post die größte Sicherheit und eine erstaunliche Schnelligkeit. Nachrichten brauchten früher ebensoviel Tage als heute Stunden, um an den Ort ihrer Bestimmung zu gelangen; dabei hatte der Absender noch nicht die Gewähr, ob die Nachricht überhaupt am Ziel ankam. Riesenhafte Fortschritte hat der
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in Niederdeutschland, wo die Bauernschaft sich nicht an der Empörung beteiligt hatte. Wie sich die wirtschaftliche und rechtliche Lage der Bauern nach dem Kriege gestaltete, schildert uns ein Schriftsteller jener Zeit mit folgenden Worten: „Diese Leute haben nimmer Ruh, früh und spat hangen sie der Arbeit an. Ihren Herren müssen sie oft durch das Jahr dienen, das Feld bauen, säen, die Frucht abschneiden und in die Scheuer fahren, Holz hauen und Gräben machen. Da ist nichts, das das arme Volk nicht tun mutz und ohne Verlust nicht aufschieben darf. Dies mühselig Volk der Bauern, Köhler, Hirten ist ein arbeitsam Volk, das jedermanns Fußhader ist und mit Fronden, Scharwerken, Zinsen, Gülten, Steuern und Zöllen hart beschweret und überladen."
7. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen für den Bauernstand.
In der langen Friedenszeit des 16. Jahrhunderts hatte sich die Landwirtschaft von den Wunden, die der Bauernkrieg ihr geschlagen, langsam wieder erholt. Nach den Nachrichten aus jener Zeit war Deutschland ein blühendes, wohlangebautes Land. Da traf es der große Krieg mit seinen Verwüstungen, die dergestalt auf das ganze Volk, besonders aber auf das Bauemvolk, einwirkten, daß es sich ganze Menschenalter hindurch nicht davon erholen konnte.
Mit seinem Feuergewehr bewaffnet ging der Bauer aufs Feld, um seine Saaten, seine Weiden und sein Vieh gegen räuberische Streif-banden zu schützen. Nachbar vereinigte sich mit Nachbar, Dorf verbündete sich mit Dorf, um die räuberischen Rotten von den Höfen, zu jagen. Gegen größere feindliche Scharen waren die Bauern völlig machtlos. Ohne Widerrede mußten sie Obdach und Nahrung gewähren, Keller und Kisten öffnen. Weib und Kind, Knechte und Vieh, alles ward verloren und verdorben, und in einsamer, halbverbrannter Hütte unter wüsteliegenden Feldern stand der Bauer allein da, mit Not nur sein Leben fristend. Es war fein Wunder, daß manche den Tod vorzogen, andere in die Wälder flohen oder sich dem Heuschreckenschwarm des Krieges anschlossen und zur Muskete griffen. Am Ende lagerten sich Hunger und Seuchen als letzte Werkzeuge elendster Vernichtung über die ausgesogene, gemarterte und gepeinigte Landbevölkerung.
Den furchtbaren Menschenverlusten entsprach die Verödung des Landes. Nach einem Berichte aus jener Zeit wurden im Reiche 1976 Schlösser, 1629 Städte und 18 310 Dörfer in Schutt und Asche verwandelt. Über weiten Ackerflächen wucherte wildes Gestrüpp, wilde Tiere, die man seit Menschengedenken nicht mehr gesehen, zeigten sich, von Osten her hereinströmend, in Massen in den verlassenen Einöden.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederdeutschland Deutschland