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Der trojanische Krieg.
Forderungen der Abgesandten Gehör zu geben. Unsere Küste,
sprach er, hat durch die Räubereien und den Mnthwillen der
Griechen schon viel gelitten. Durch euern Herkules ist Troja
zerstört und mein Vater Laomedon erschlagen worden. Was
Paris an euch gethan, mögt ihr als gerechte Vergeltung hinneh-
men. Kehrt in eure Heimath zurück und sagt dem Könige von
Sparta, er werde seine Gattin und seine Schätze nie wiedersehen.
Ganz Hellas war aufgebracht über die trotzige Antwort.
Es wurde beschlossen, die freche Verletzung des Gastrechts mit
der Zerstörung Troja's und dem Blute seiner Bewohner zu rä-
chen. Die Rüstungen begannen ohne Säumen. Besonders eifrig
bewiesen sich dabei der schlaue Ulysses oder Odysseus, König
der zwischen Akarnanien und Cephallenia gelegenen Insel Jthaka
(Theaki), und der kluge Nestor, Beherrscher von Pylos im Pe-
loponnes (Morea), nicht weniger Diomedes, König vonargos.
Diese drei Männer durchzogen ganz Griechenland nebst den be-
nachbarten Inseln und ermunterten die Fürsten, welche der erlit-
tene Schimpf noch nicht bewaffnet hatte, durch die Hoffnung auf
reiche Beute an Schätzen und Sklaven und die Ehre, welche aus
einem solchen Zuge erwachsen müsse, zur Theilnahme an dem
Unternehmen. Die Rüstungen dauerten zehn Jahre. Aulis,
(jetzt Megalobathy) ein Hafenort in Böotien, Chalcis gegenüber,
war zum Sammelplätze bestimmt worden. Aus allen Gauen
Griechenlands strömten kampflustige Schaaren herbei, und unter
Fürsten und Völkerschaften, die ohne diesen Zug vielleicht einan-
der nie gesehen hätten, knüpften sich Bekanntschaften an, welche
ungemein wichtig für die spätere innigere Vereinigung der grie-
chischen Staaten wurden. Ein so zahlreiches und glänzendes
Heer hatte Griechenland noch nie bei einander gesehen. Die vor-
nehmsten Helden darunter außer Agamemnon, dem man seiner
Macht und nahen Verwandtschaft mit Menelaos wegen den Vor-
rang gestattete, waren Menelaos und Odysseus, der schnell-
füßige Achilleus, Sohn des Peleus, des Königs der Myrmi-
donen in Thessalien, und sein Freund Patroklos, Ajas, Kö-
nig von Salamis, Diomedes und Jdämeneus von Kreta.
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12
Der trojanische Krieg.
stattung seines Freundes. Schafe, Hornvieh, Pferde, Hunde,
ja selbst zwölf gefangene Trojaner starben an dem Scheiterhaufen
des Hingeschiedenen den Opfertod. Seine Gebeine wurden in
einer goldenen Urne aufbewahrt, und beit Schluß der Leichen-
feier machten Wettspiele im Wagenrennen, Faustkampfe, Ringen,
Laufen, Waffenkampfe, Kugelwurf, Bogenschuß, Speerwurf.—
Nach einer schlaflos zugebrachten Nacht schleifte Achilleus Hektors
Leib noch dreimal um des Patroklos Grab.
In dem Pallaste des Prianios ertönte indessen aus allen
Gemächern lautes Weinen und Wehklagen. Das Schmerzlichste
für die verwittwete Andromache, die trauernden Eltern und Ge-
schwister war, daß der geliebte Hektor unbestattet bleiben und —
nach dem damaligen Glauben — keine Ruhe finden, sondern als
ächzender Schatten umherwandeln sollte. Durch ein Traumgesicht
ermuntert, faßte endlich der greise Vater den kühnen Entschluß,
sich in stiller Nacht mit reichen Geschenken an Gold, Gewändern
und schon gearbeiteten Gefäßen aufzumachen, um den Leichnam
seines Sohnes von Achilleus zurückzufordern. Glücklich gelangte
er zu dem Zelte, umschlang die Kniee des Helden und sprach
also: „Gedenke deines alternden Vaters, o göttergleicher Achil-
leus. Vielleicht bedrängen auch ihn jetzt benachbarte Völker, und
niemand ist, der ihm Jammer und Weh entferne. Doch hört er
von dir, so steigt ihm die freudige Hoffnung auf, wiederzusehn
den trautesten Sohn. Ich.unglücklicher! Fünfzig Söhne hatte
ich, als das Volk der Griechen unsere Küste betrat; viele schon
raffte der Krieg hinweg, und den einen, der die Stadt und uns
alle beschirmte, hast du getödtet, da er kämpfte den Kampf für
die Heimath. Diesen von dir zu erstehen, komme ich mit reicher
Lösung. O erbarme dich meiner! Dulde ich doch, was keiner
der Sterblichen erduldet; siehe, ich küsse die Hand, die meine
Kinder getödtet!" Achilleus war gerührt. Er gedachte des eigenen
Vaters, bot dem Greise die Hand und hob ihn liebreich tröstend
auf. Dann ging er hinaus, ließ Hektors Leichnam waschen und
salben, und legte ihn in schönen Gewändern auf seines Vaters
Wagen. Nachdem Priamos ein trauliches Mahl eingenommen
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Cajus Julius Cäsar.
109
I
Nach Rom zurückgekehrt, trat er in den Senat, und bald
waren aller Augen auf ihn gerichtet. Durch die glänzendste
Freigebigkeit gewann er das Volk. Als Aedilis (Aufseher der
öffentlichen Schauspiele und Gebäude) veranstaltete er Feste und
Spiele, deren geschmackvolle Pracht alles hinter sich zurückließ,
was seine Vorgänger geleistet hatten. Einmal ließ er das ganze
Amphitheater mit Silber belegen, und 320 Paar Streitende
traten in silbernen Rüstungen aus.
So durfte es Cäsar wagen, sich neben den würdigsten Män-
nern in seinem siebenunddrcißigsten Lebensjahre um die Stelle
eines Oberpriesters (Pontifex Maximus) zu bewerben, welchem
sowohl die Oberaufsicht über die gottesdienstlichen Handlungen
und alle Priester, als auch die Anordnung der Festtage und die
Aufzeichnung der Staatsgeschichte übertragen war. Am Wahl-
tage begleitete ihn seine liebevolle Mutter bis zur Hausthüre und
wünschte ihm mit Thränen im Auge Glück zu seinem Vorhaben.
„Mutter," rief Cäsar bewegt aus, indem er sie umarmte, „du
siehst mich entweder als Oberpriester, oder nie wieder!"
Zum Schrecken des Senats trug er den vollständigsten Sieg
davon, und gelangte noch in demselben Jahre zur Prätur.
Dieß war die höchste Würde nach dem Consulat. Der Prätor
besorgte das Gerichtswesen. Sechs Liktoren trugen die Fasces
vor ihm her, und ein mit Purpur verziertes Gewand (tc>Z3
praetexis) war seine Auszeichnung. Als sein Amtsjahr zu Ende
war, erhielt er die Statthalterschaft über die Provinz Bätica
(das südliche Spanien bis zur Guadiana); doch konnte er Rom
nicht eher verlassen, als bis Crassus, der reichste Römer, bei
seinen ungestümsten Gläubigen für 830 Talente Bürgschaft
geleistet hatte. Wie ungeheuer mußte Cäsars Aufwand gewesen
seyn, da diese Summe (etwa 200,000 Dukaten) unreinen Theil
seiner Schulden ausmachte! Cäsar selbst gestand damals mit Lä-
chelt, daß er das Dreifache nöthig habe, um nichts zu besitzen.
In den Alperi kam er durch eilt kleines, ärmliches Städt-
chen, dessen Einwohner in der größten Dürftigkeit lebten. Seine
Begleiter warfen die Frage auf, ob wohl hier auch Partheisucht,
:ß
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Heinrich der Vierte von Deutschland.
168
Freundin, die Gräfin Mathilde, als Zufluchtsstätte angeboten
hatte. Heinrich aber dachte nur darauf, des Kirchenbannes ent-
ledigt zu werden, und bat Mathilden, seine nahe Verwandte, um
ihre Fürsprache.
Anfangs wollte Gregor den Kaiser gar nicht vor sich lassen;
die dringendsten Vorstellungen von Seiten der königlichen Ge-
sandten blieben fruchtlos. Endlich gestattete er, daß Heinrich
ohne Gefolge in die von einer dreifachen Mauer umgebene Burg
eingelassen werde. Zwischen der mittlern und innersten Mauer
mußte der König barfuß, in linnenem Bußgewande drei Tage
und drei Nächte bei heftiger Kälte ohne Nahrung auf des Pab-
stes Entscheidung harren. Am vierten Tage, den 26. Januar,
durfte er in demselben Aufzuge vor Gregor erscheinen und wurde
unter der Bedingung vom Banne losgesprochen, daß er eidlich
versprach, sich aller Ausübung königlicher Gewalt zu enthalten,
bis der Pabst vor einer Fürstenversammluug entschieden hätte,
ob er noch würdig sey, die Krone zu tragen. Hierauf ging Gre-
gor mit dem Könige zur Messe, brach am Altare eine geweihte
Hostie entzwei und sprach: „Du hast mich großer Verbrechen be-
schuldigt; siehe, ich nehme das heilige Brod, den Leib des Herrn;
es soll mir jähen Tod bringen, wenn du die Wahrheit geredet
hast. Thue ein Gleiches, mein Sohn, wenn du dich frei fühlst
von den Verbrechen, deren du angeklagt bist." Heinrich schau-
derte vor diesem Gottesgerichte und nahm die andere Hälfte der
Hostie nicht an.
Die Italiener waren im höchsten Grade entrüstet über
Heinrichs unwürdiges Benehmen. Nirgends fand er freund-
lichen Empfang; manche Städte verschlossen ihm die Thore.
Der Unwille und die Verachtung des Volks schmerzte ihn. Er
bereute nun bitter, sich vor dem Pabste so gedemüthigt zu haben,
entschloß sich, seinen Eid zu brechen und an Gregor Rache zu
nehmen. Sobald diese Gesinnung bekannt war, versammelte
sich schnell wieder ein großer Anhang um ihn. Aber während
er die Alpenpässe besetzt hielt, um den Pabst nicht nach Deutsch-
land kommen zu lassen, wählten die deutschen Fürsten zu Forch-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Mathilde Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Gregor_Rache Gregor
180
Kaiser Friederich der Rothbart.
Scklachc eilte Friederich in das Zelt seines Retters, der schwer
verwundet darniederlag, reinigte ihm das Gesicht von Schweiß
und Staub, verband seine Wunde und sprach: „ich gedenke
es dir."
Ungeachtet des erfochtenen Sieges konnte der Kaiser nicht
länger in Roms Nähe verweilen; es feblte an Lebensmitteln,
und gefährliche Fieber suchten sein Heer heim. Darum brach er
wieder auf, nahm das feindlich gesinnte Spoleto mit Sturm und
erreichte dann ohne Gefährde Ankona. Von hier aus kehrten die
meisten Fürsten und Herren mit ihrem Gefolge theils zu Schiffe,
theils zu Land in ihre Heimatb zurück. Friederich aber wählte
mit älter kleinen Schaar den Weg über Bologna und langte zu
Anfang Septembers vor Verona an. Die Veronesen behaupte-
ten, nach einent ihnen vor Zeiten verliehenen Rechte jedem Heere
die Thore verschließen zu dürfen, und hatten deshalb oberhalb
der Stadt über die Etsch eine Brücke für Friederich gebaut. Dte
Brücke ruhte auf Booten, welche so lose zusammenhingen, daß
sie durch Floße, welche man während des Uebergangs gegen sie
antreiben lassen wollte, leicht zertrümmert werden konnte, wo-
durch ein großer Theil des kaiserlichen Kriegsvolkes den Unter-
gang finden mußte. Arglos betraten die Deutschen das trüge-
rische Werk und kamen glücklich hinüber; denn die Flöße wurden
zu spät losgebunden. Doch kaum hatten sie das andere Ufer
erreicht, so stürzte die Brücke zusammen, und mit Staunen sah
der Kaiser, was ihm und den Seinigen beschieden war. Zugleich
brach aus einem Hinterhalte eine Schaar Bewaffneter hervor,
um den Rest der Fremdlinge — denn sie glaubten, die Meisten
derselben haben in den Wellen ihr Grab gesunden — zu vertil-
gen. Die hinterlistigen Italiener wurden muthig empfangen,
und Keiner kam mit dem Leben davon.
Abends lagerte Friederich in den Berner-Klausen (Ve-
rona wurde int Mittelalter von den Deutschen Bern genannt),
wo die wilde Etsch und das Gebirge nur einem schmalen Fuß-
pfade Raum läßt. Auf einem schroffen Felsen, welcher den Paß
beherrschte, stand eine Burg, welche Alberich, ein Ritter aus
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11
Der trojanische Krieg.
das mit Blut und Leichen bedeckte Feld, viele Krieger hatten sich
bereits vom Kampfe zurückgezogen, als Hektor sich ans den Ar-
men seiner Unglück ahnenden Gattin Andromache und des
greisen Vaters losriß, um dem Wüthenden entgegen zu gehen.
Dem Kriegsgotte gleich nahte sich Achilleus. Hektor erzitterte;
er wagte nicht, seinem Feind zu stehen und entfloh voll Angst.
Wie der Falke eine Taube verfolgt, so jagte Achilleus den Hektor
dreimal um die troische Mauer. Matt von dem langen Laufe,
blieb dieser endlich stehen und sprach also zu seinem Verfolger:
„Nicht länger werde ich dir entfliehen, Sohn des Peleus. Jetzt
treibt mich das Herz an, fest dir entgegen zu stehen, ich todte
dich, oder ich falle. Bei den Göttern, die auf uns herabschauen,
schwöreich es, daß ich deinen Leichnam nimmer mit Schmach
mißhandeln will, wenn sie mir den Sieg verleihen. Thue mir
ein Gleiches." Doch finster blickte ihn Achilleus an. „Nichts von
Verträgen geplaudert!" riefer. „Sowenig sich der Löwe mit den
Menschen befreundet, oder Wölfe und Lämmer in Eintracht sich
gesellen, kann zwischen uns ein Bündniß stattfinden. Mache dich
fertig zum Kampfe!" Mit dem letzten Worte entfuhr seine Lanze
dem geübten Arme; aber Hektor wußte ihr auszubeugen, und
die Waffe flog hinter ihm in die Erde. Jetzt war die Reihe an
Hektor; er traf besser, aber unglücklicher Weise prallte der Speer
vom Schilde des Gegners ab. Dieser ergriff ihn und durchbohrte
unter dem weithin schallenden Jubel der zuschauenden Griechen
die Kehle des unglücklichen Hektor mit seiner eigenen Waffe.
Mit dem letzten Athemzuge bat der Gefallene noch den Sieger
flehentlich, seines Leichnams zu schonen; doch umsonst. Achilleus
durchstach an beiden Füßen die Sehnen zwischen Knöchel und
Fersen, durchzog sie mit einem Riemen, band diesen an seinen
Streitwagen fest, trieb die Rosse an und jagte an der troischen
Mauer vorbei, auf welcher die betagten Eltern bei dem gräßli-
chen Anblicke sich dem wildesten Schmerze überließen, nach dem
griechischen Lager. Hier ließ er den bis zur Unkenntlichkeit ent-
stellten Leichnam im Freien liegen.
Des andern Tages veranstaltete Achilleus die feierliche Be-
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14
Trojas Eroberung.
ten, während andere, eine versteckte List ahnend, den Rath gaben,
es den: Meer oder dem Feuer zu übergeben, oder wenigstens das
Innere zu untersuchen.
So waren die Meinungen getheilt, als schnell der Priester
Laokon mit seinen beiden Söhnen herbeieilte, um die Menge
vor einer unüberlegten Handlung zu warnen. „Unglücklic-e," rief
er voll banger Sorgen aus, „glaubt ihr, die Feinde seien geflohen
und haben euch dieses Roß zum Geschenk hinterlassen? Kennt
ihr den scklauen Ulysses nicht? Lauern keine versteckten Feinde in
dem Ungeheuer, so droht es uns sonst Verderben. Trojaner,
trauet nicht! Doppelt fürcht ich die Griechen, wenn sie schenken."
So sprechend, stieß er mit mächtigem Arme dem Pferde einen
Speer in den Bauch, und dumpf erklirrten die Waffen der
Griechen.
Indessen brachten Hirten einen verstellten Ueberläufer Na-
mens Sinon gebunden herbei. Er gab vor, die Griechen hätten
ihn dem Opfertode geweiht, um von den Göttern eine glückliche
Heimfahrt zu erhalten; er sei entsprungen und habe sich in dem
Rohr eines Sumpfes verborgen gehalten, bis die Flotte abge-
segelt sei. Dadurch erweckte er Mitleid und Vertrauen. Ans die
Frage des Königs, warum und wozu das ungeheure Roß gebaut
worden sei, antwortete er: „Auf ewig habe ich mich von jeder
Pflicht gegen die Griechen losgesagt und will dir daher treulich
entdecken, was ihre List verhehlte. Du weißt, wie lange schon
Minervas Zorn Nils verfolgt; dieß Roß zu ihrer Ehre errichtet,
sollte uns die verlorne Huld der Göttin wieder erwerben und
unter ihrem Schirm die Flotte dann zurückkehren. Nicht runsvnst
ward es so riesengroß gebaut; könntet ihr es durch das enge
Thor in die Stadt bringen, so käme Minervas Schutz auf euch.
Dagegen würde euch ihr Fluch unabwendbar treffen, wolltet ihr
mit Frevlerhand das Bild verletzen."
Kaum hatte der schlaue Lügner diese Worte gesprochen, als
ein schreckliches Schauspiel aller Blicke fesselte. Zwei gräßliche
Wasserschlangen kommen vom Meere her, umwinden, während
die entsetzte Menge auseinander flieht, schnell die beiden Söhne
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Leonidas bei Thermopylä.
des Zuges benachrichtigt, wollte schon den Befehl geben, die
Frauen abzuweisen, als ihm einer seiner Vertrauten sagte, er
glaube auch seine Mutter und seine Gattin mit ibren Kindern
unter ihnen bemerkt zu haben. Jetzt stand er, überwältigt von
seinen Empfindungen, schnell aus, eilte ihnen entgegen und brei-
tete die Arme nach seiner Mutter aus. Diese aber trat zurück und
redete ihn zornig mit folgenden Worten an: „Lasse mich vorher
wissen, ehe ich dich in meine Arme aufnehme, ob ich vor einem
Feinde, oder vor meinem Sohne stehe; ob ich als Gefangene,
oder als Mutter in deinem Lager mich befinde. Mußte ich deß-
wegen ein so hohes Alter erreichen, um dich zuerst als Verbaun-
ten und dann als Feind zu scheu? Konntest du das Land ver-
heeren, das dich geboren und groß gezogen hat? Hat sich beim
Betreten dieses Bodens dein Grimm nicht gelegt? Haben dich
Roms Mauern nicht an Mutter, Gattin und Kinder erinnert?
Hätte ich also keinen Sohn, so würde Rom nicht belagert, und
ich wäre frei im freien Vaterlande gestorben! Doch ich werde
mein Unglück nicht lange überleben; aber blicke auf diese bin,
deren, wenn du so fortfährst, ein frühzeitiger Tod oder eine lange
Sklaverei wartet." Bei diesen Worten warfen sich ihm-Gattin
und Kinder zu Füßen, und vereinigten ihre Bitten und Thränen
mit denen der übrigen Frauen. Der eiserne Sinn des Mannes
war gebrochen. „Mutter," rief er, „das Vaterland hast du gerettet,
aber ich bin verloren!" Er umarmte die Seinigen, entließ sie ge-
tröstet und führte die Volsker wieder zurück, ward aber bald
darauf von den Getäuschten erschlagen.
Leonidas bei Thermopylä.
(480 v. Chr.)
Als der persische König Lerres mit einem nngeheuern
Heere zu Wasser und zu Lande gegen Griechenland heranzog, waren
es hauptsächlich Athen und Sparta, welche den Muth ihrer Lands-
leute belebten und sich zu kräftiger Vertheidigung rüsteten. Die
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Die Gallier in Rom.
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seinen Freunden noch einen Auftrag zu geben habe; allein er
öffnete den Mund nicht mehr; sein Geist war bereits entflohen.
So starb der weise Sokrates im siebenzigsten Jahre seines
Alters, ein Opfer des Neides schlechter Menschen. Bitter bereu-
ten es bald nachher die Athener, den besten ihrer Mitbürger ver-
urtheilt zu haben, und allgemeine Verachtung war der Lohn seiner
Ankläger; sein Andenken aber wurde hoch geehrt, und ewig wird
er in dem Gedächtnisse edler Menschen fortleben.
Wie Gallier in Nom.
(387 v. Chr.)
In der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts gingen die
Gallier oder Celten, unzufrieden mit dem unfreundlichen Him-
melsstriche und den dürftigen Erzeugnissen ihres bisherigen Wohn-
platzes, des heutigen Frankreichs, über die Alpen, um sich in
einem von der Natur begünstigteren Lande mit bewaffneter Hand
neue Wohnsitze zu suchen. Siegreich durchzogen sie Oberitalien,
rückten rasch gegen Süden vor und verbreiteten weit umher Furcht
und Schrecken. Die Bewohner der Stadt Elusi um, welche sich
nicht stark genug fühlten, einem so zahlreichen und kriegerischen
Feinde Widerstand zu leisten, baten die Römer um Hilfe. Da
aber diese es nicht rathsam fanden, ein Kriegsheer so weit von
der Stadt zu entfernen und doch etwas für die um Hilfe Flehen-
den thun wollten: so schickten sie die drei Söhne des Patriciers
M. Fabins Ambustus als Gesandte an die Gallier, um die-
selben zu ermahnen, die Freunde und Bundesgenossen des römi-
schen Volkes nicht beunruhigen, widrigenfalls man ihnen mit
den Waffen beistehen würde.
Die Fabier kamen in das Lager der Gallier und fanden an
ihnen Menschen, deren Gestalt, Kleidung und Bewaffnung ihre
ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Es waren hochgewachsene,
breitschulterige Männer mit trotzigem Blicke und struppigem
Hugendubel, Weltgeschichte. 5
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Extrahierte Personennamen: Fabins_Ambustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Frankreichs Oberitalien Elusi
r
168 Cajus Julius Cäsar.
sah, begab sich nach Kleinasien, und that dort unter einem rö-
mischen Feldherrn seine ersten Kriegsdienste, wobei er sich sehr
auszeichnete. Hierauf wollte er nach Rhodos reisen, um sich
bei dem berühmten Redner Apollonius Molon in der ge-
richtlichen Beredtsamkeit auszubilden. Unterwegs fiel er See-
räubern in die Hände. Für seine Auslösung verlangten sie
zwanzig Talente. Cäsar lachte sie höhnisch aus, daß sie für
einen Mann wie er nicht mehr forderten, und versprach ihnen
fünfzig. Sogleich schickte er seine Begleiter nach verschiedenen
Städten, um das Geld herbeizuschaffen, und behielt nur einen
Arzt und zwei Bediente Lei sich. Indessen behandelte er die
Räuber so verächtlich, als ob sie seine Sklaven wären. Wollte
er schlafen, so gebot er ihnen Stille. Bisweilen las er zum
Zeitvertreib Gedichte und Reden vor, die er gemacht hatte, und
schalt diejenigen, welche sie nicht bewunderten, Dummköpfe und
H albmenschen; drohte ihnen auch, sie sämmtlich kreuzigen zu las-
sen, wenn er wieder frei wäre. Die Räuber lachten darüber
und hatten ihre Freude an seiner unerschrockenen Freimüthigkeit.
Nach achtunddreißig Tagen kam das Lösegeld an, und Cäsar
erhielt seine Freiheit wieder. Eiligst reis'te er nach Milet, be-
mannte einige Fahrzeuge, holte die Seeräuber ein, nahm ihnen
die erbeuteten Reichthümer ab und ließ die Bösewichter zu Per-
gamos aus Kreuz schlagen.
Nach Syllas Tode (78 v. Chr.) kehrte Cäsar nach Nom
zurück. Seine Beredtsamkeit bei gerichtlichen Vertheidigungen,
sein freundliches Benehmen gegen Geringere und der freigebige
Aufwand erwarben ihm die Liebe des Volks. Er wurde zum
Kriegstribunen (Obersten) erwählt, und ging bald daraufals
Quästor (Steuereinnehmer und Kricgszahlmeister) nach Spa-
nien. Zu Gades (Cadir) sah er im Herkulestempel die Bild-
säule des macedonifchen Alexander. Thränen traten ihm in die
Augen, und als ihn seine Freunde um die Ursache fragten,
sprach er: „Warum sollte mich der Anblick des Helden nicht
schmerzen! Zu meinem Alter hatte dieser schon den Erdkreis
überwunden, und ich habe noch nichts gethan!"
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Cajus_Julius_Cäsar Cäsar Apollonius_Molon Cäsar Cäsar Cäsar Alexander Alexander