Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 6

1844 - Stuttgart : Metzler
6 Der trojanische Krieg. Forderungen der Abgesandten Gehör zu geben. Unsere Küste, sprach er, hat durch die Räubereien und den Mnthwillen der Griechen schon viel gelitten. Durch euern Herkules ist Troja zerstört und mein Vater Laomedon erschlagen worden. Was Paris an euch gethan, mögt ihr als gerechte Vergeltung hinneh- men. Kehrt in eure Heimath zurück und sagt dem Könige von Sparta, er werde seine Gattin und seine Schätze nie wiedersehen. Ganz Hellas war aufgebracht über die trotzige Antwort. Es wurde beschlossen, die freche Verletzung des Gastrechts mit der Zerstörung Troja's und dem Blute seiner Bewohner zu rä- chen. Die Rüstungen begannen ohne Säumen. Besonders eifrig bewiesen sich dabei der schlaue Ulysses oder Odysseus, König der zwischen Akarnanien und Cephallenia gelegenen Insel Jthaka (Theaki), und der kluge Nestor, Beherrscher von Pylos im Pe- loponnes (Morea), nicht weniger Diomedes, König vonargos. Diese drei Männer durchzogen ganz Griechenland nebst den be- nachbarten Inseln und ermunterten die Fürsten, welche der erlit- tene Schimpf noch nicht bewaffnet hatte, durch die Hoffnung auf reiche Beute an Schätzen und Sklaven und die Ehre, welche aus einem solchen Zuge erwachsen müsse, zur Theilnahme an dem Unternehmen. Die Rüstungen dauerten zehn Jahre. Aulis, (jetzt Megalobathy) ein Hafenort in Böotien, Chalcis gegenüber, war zum Sammelplätze bestimmt worden. Aus allen Gauen Griechenlands strömten kampflustige Schaaren herbei, und unter Fürsten und Völkerschaften, die ohne diesen Zug vielleicht einan- der nie gesehen hätten, knüpften sich Bekanntschaften an, welche ungemein wichtig für die spätere innigere Vereinigung der grie- chischen Staaten wurden. Ein so zahlreiches und glänzendes Heer hatte Griechenland noch nie bei einander gesehen. Die vor- nehmsten Helden darunter außer Agamemnon, dem man seiner Macht und nahen Verwandtschaft mit Menelaos wegen den Vor- rang gestattete, waren Menelaos und Odysseus, der schnell- füßige Achilleus, Sohn des Peleus, des Königs der Myrmi- donen in Thessalien, und sein Freund Patroklos, Ajas, Kö- nig von Salamis, Diomedes und Jdämeneus von Kreta.

2. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 12

1844 - Stuttgart : Metzler
12 Der trojanische Krieg. stattung seines Freundes. Schafe, Hornvieh, Pferde, Hunde, ja selbst zwölf gefangene Trojaner starben an dem Scheiterhaufen des Hingeschiedenen den Opfertod. Seine Gebeine wurden in einer goldenen Urne aufbewahrt, und beit Schluß der Leichen- feier machten Wettspiele im Wagenrennen, Faustkampfe, Ringen, Laufen, Waffenkampfe, Kugelwurf, Bogenschuß, Speerwurf.— Nach einer schlaflos zugebrachten Nacht schleifte Achilleus Hektors Leib noch dreimal um des Patroklos Grab. In dem Pallaste des Prianios ertönte indessen aus allen Gemächern lautes Weinen und Wehklagen. Das Schmerzlichste für die verwittwete Andromache, die trauernden Eltern und Ge- schwister war, daß der geliebte Hektor unbestattet bleiben und — nach dem damaligen Glauben — keine Ruhe finden, sondern als ächzender Schatten umherwandeln sollte. Durch ein Traumgesicht ermuntert, faßte endlich der greise Vater den kühnen Entschluß, sich in stiller Nacht mit reichen Geschenken an Gold, Gewändern und schon gearbeiteten Gefäßen aufzumachen, um den Leichnam seines Sohnes von Achilleus zurückzufordern. Glücklich gelangte er zu dem Zelte, umschlang die Kniee des Helden und sprach also: „Gedenke deines alternden Vaters, o göttergleicher Achil- leus. Vielleicht bedrängen auch ihn jetzt benachbarte Völker, und niemand ist, der ihm Jammer und Weh entferne. Doch hört er von dir, so steigt ihm die freudige Hoffnung auf, wiederzusehn den trautesten Sohn. Ich.unglücklicher! Fünfzig Söhne hatte ich, als das Volk der Griechen unsere Küste betrat; viele schon raffte der Krieg hinweg, und den einen, der die Stadt und uns alle beschirmte, hast du getödtet, da er kämpfte den Kampf für die Heimath. Diesen von dir zu erstehen, komme ich mit reicher Lösung. O erbarme dich meiner! Dulde ich doch, was keiner der Sterblichen erduldet; siehe, ich küsse die Hand, die meine Kinder getödtet!" Achilleus war gerührt. Er gedachte des eigenen Vaters, bot dem Greise die Hand und hob ihn liebreich tröstend auf. Dann ging er hinaus, ließ Hektors Leichnam waschen und salben, und legte ihn in schönen Gewändern auf seines Vaters Wagen. Nachdem Priamos ein trauliches Mahl eingenommen

3. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 109

1844 - Stuttgart : Metzler
Cajus Julius Cäsar. 109 I Nach Rom zurückgekehrt, trat er in den Senat, und bald waren aller Augen auf ihn gerichtet. Durch die glänzendste Freigebigkeit gewann er das Volk. Als Aedilis (Aufseher der öffentlichen Schauspiele und Gebäude) veranstaltete er Feste und Spiele, deren geschmackvolle Pracht alles hinter sich zurückließ, was seine Vorgänger geleistet hatten. Einmal ließ er das ganze Amphitheater mit Silber belegen, und 320 Paar Streitende traten in silbernen Rüstungen aus. So durfte es Cäsar wagen, sich neben den würdigsten Män- nern in seinem siebenunddrcißigsten Lebensjahre um die Stelle eines Oberpriesters (Pontifex Maximus) zu bewerben, welchem sowohl die Oberaufsicht über die gottesdienstlichen Handlungen und alle Priester, als auch die Anordnung der Festtage und die Aufzeichnung der Staatsgeschichte übertragen war. Am Wahl- tage begleitete ihn seine liebevolle Mutter bis zur Hausthüre und wünschte ihm mit Thränen im Auge Glück zu seinem Vorhaben. „Mutter," rief Cäsar bewegt aus, indem er sie umarmte, „du siehst mich entweder als Oberpriester, oder nie wieder!" Zum Schrecken des Senats trug er den vollständigsten Sieg davon, und gelangte noch in demselben Jahre zur Prätur. Dieß war die höchste Würde nach dem Consulat. Der Prätor besorgte das Gerichtswesen. Sechs Liktoren trugen die Fasces vor ihm her, und ein mit Purpur verziertes Gewand (tc>Z3 praetexis) war seine Auszeichnung. Als sein Amtsjahr zu Ende war, erhielt er die Statthalterschaft über die Provinz Bätica (das südliche Spanien bis zur Guadiana); doch konnte er Rom nicht eher verlassen, als bis Crassus, der reichste Römer, bei seinen ungestümsten Gläubigen für 830 Talente Bürgschaft geleistet hatte. Wie ungeheuer mußte Cäsars Aufwand gewesen seyn, da diese Summe (etwa 200,000 Dukaten) unreinen Theil seiner Schulden ausmachte! Cäsar selbst gestand damals mit Lä- chelt, daß er das Dreifache nöthig habe, um nichts zu besitzen. In den Alperi kam er durch eilt kleines, ärmliches Städt- chen, dessen Einwohner in der größten Dürftigkeit lebten. Seine Begleiter warfen die Frage auf, ob wohl hier auch Partheisucht, :ß

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 165

1844 - Stuttgart : Metzler
Heinrich der Vierte von Deutschland. 168 Freundin, die Gräfin Mathilde, als Zufluchtsstätte angeboten hatte. Heinrich aber dachte nur darauf, des Kirchenbannes ent- ledigt zu werden, und bat Mathilden, seine nahe Verwandte, um ihre Fürsprache. Anfangs wollte Gregor den Kaiser gar nicht vor sich lassen; die dringendsten Vorstellungen von Seiten der königlichen Ge- sandten blieben fruchtlos. Endlich gestattete er, daß Heinrich ohne Gefolge in die von einer dreifachen Mauer umgebene Burg eingelassen werde. Zwischen der mittlern und innersten Mauer mußte der König barfuß, in linnenem Bußgewande drei Tage und drei Nächte bei heftiger Kälte ohne Nahrung auf des Pab- stes Entscheidung harren. Am vierten Tage, den 26. Januar, durfte er in demselben Aufzuge vor Gregor erscheinen und wurde unter der Bedingung vom Banne losgesprochen, daß er eidlich versprach, sich aller Ausübung königlicher Gewalt zu enthalten, bis der Pabst vor einer Fürstenversammluug entschieden hätte, ob er noch würdig sey, die Krone zu tragen. Hierauf ging Gre- gor mit dem Könige zur Messe, brach am Altare eine geweihte Hostie entzwei und sprach: „Du hast mich großer Verbrechen be- schuldigt; siehe, ich nehme das heilige Brod, den Leib des Herrn; es soll mir jähen Tod bringen, wenn du die Wahrheit geredet hast. Thue ein Gleiches, mein Sohn, wenn du dich frei fühlst von den Verbrechen, deren du angeklagt bist." Heinrich schau- derte vor diesem Gottesgerichte und nahm die andere Hälfte der Hostie nicht an. Die Italiener waren im höchsten Grade entrüstet über Heinrichs unwürdiges Benehmen. Nirgends fand er freund- lichen Empfang; manche Städte verschlossen ihm die Thore. Der Unwille und die Verachtung des Volks schmerzte ihn. Er bereute nun bitter, sich vor dem Pabste so gedemüthigt zu haben, entschloß sich, seinen Eid zu brechen und an Gregor Rache zu nehmen. Sobald diese Gesinnung bekannt war, versammelte sich schnell wieder ein großer Anhang um ihn. Aber während er die Alpenpässe besetzt hielt, um den Pabst nicht nach Deutsch- land kommen zu lassen, wählten die deutschen Fürsten zu Forch-

5. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 180

1844 - Stuttgart : Metzler
180 Kaiser Friederich der Rothbart. Scklachc eilte Friederich in das Zelt seines Retters, der schwer verwundet darniederlag, reinigte ihm das Gesicht von Schweiß und Staub, verband seine Wunde und sprach: „ich gedenke es dir." Ungeachtet des erfochtenen Sieges konnte der Kaiser nicht länger in Roms Nähe verweilen; es feblte an Lebensmitteln, und gefährliche Fieber suchten sein Heer heim. Darum brach er wieder auf, nahm das feindlich gesinnte Spoleto mit Sturm und erreichte dann ohne Gefährde Ankona. Von hier aus kehrten die meisten Fürsten und Herren mit ihrem Gefolge theils zu Schiffe, theils zu Land in ihre Heimatb zurück. Friederich aber wählte mit älter kleinen Schaar den Weg über Bologna und langte zu Anfang Septembers vor Verona an. Die Veronesen behaupte- ten, nach einent ihnen vor Zeiten verliehenen Rechte jedem Heere die Thore verschließen zu dürfen, und hatten deshalb oberhalb der Stadt über die Etsch eine Brücke für Friederich gebaut. Dte Brücke ruhte auf Booten, welche so lose zusammenhingen, daß sie durch Floße, welche man während des Uebergangs gegen sie antreiben lassen wollte, leicht zertrümmert werden konnte, wo- durch ein großer Theil des kaiserlichen Kriegsvolkes den Unter- gang finden mußte. Arglos betraten die Deutschen das trüge- rische Werk und kamen glücklich hinüber; denn die Flöße wurden zu spät losgebunden. Doch kaum hatten sie das andere Ufer erreicht, so stürzte die Brücke zusammen, und mit Staunen sah der Kaiser, was ihm und den Seinigen beschieden war. Zugleich brach aus einem Hinterhalte eine Schaar Bewaffneter hervor, um den Rest der Fremdlinge — denn sie glaubten, die Meisten derselben haben in den Wellen ihr Grab gesunden — zu vertil- gen. Die hinterlistigen Italiener wurden muthig empfangen, und Keiner kam mit dem Leben davon. Abends lagerte Friederich in den Berner-Klausen (Ve- rona wurde int Mittelalter von den Deutschen Bern genannt), wo die wilde Etsch und das Gebirge nur einem schmalen Fuß- pfade Raum läßt. Auf einem schroffen Felsen, welcher den Paß beherrschte, stand eine Burg, welche Alberich, ein Ritter aus

6. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 11

1844 - Stuttgart : Metzler
11 Der trojanische Krieg. das mit Blut und Leichen bedeckte Feld, viele Krieger hatten sich bereits vom Kampfe zurückgezogen, als Hektor sich ans den Ar- men seiner Unglück ahnenden Gattin Andromache und des greisen Vaters losriß, um dem Wüthenden entgegen zu gehen. Dem Kriegsgotte gleich nahte sich Achilleus. Hektor erzitterte; er wagte nicht, seinem Feind zu stehen und entfloh voll Angst. Wie der Falke eine Taube verfolgt, so jagte Achilleus den Hektor dreimal um die troische Mauer. Matt von dem langen Laufe, blieb dieser endlich stehen und sprach also zu seinem Verfolger: „Nicht länger werde ich dir entfliehen, Sohn des Peleus. Jetzt treibt mich das Herz an, fest dir entgegen zu stehen, ich todte dich, oder ich falle. Bei den Göttern, die auf uns herabschauen, schwöreich es, daß ich deinen Leichnam nimmer mit Schmach mißhandeln will, wenn sie mir den Sieg verleihen. Thue mir ein Gleiches." Doch finster blickte ihn Achilleus an. „Nichts von Verträgen geplaudert!" riefer. „Sowenig sich der Löwe mit den Menschen befreundet, oder Wölfe und Lämmer in Eintracht sich gesellen, kann zwischen uns ein Bündniß stattfinden. Mache dich fertig zum Kampfe!" Mit dem letzten Worte entfuhr seine Lanze dem geübten Arme; aber Hektor wußte ihr auszubeugen, und die Waffe flog hinter ihm in die Erde. Jetzt war die Reihe an Hektor; er traf besser, aber unglücklicher Weise prallte der Speer vom Schilde des Gegners ab. Dieser ergriff ihn und durchbohrte unter dem weithin schallenden Jubel der zuschauenden Griechen die Kehle des unglücklichen Hektor mit seiner eigenen Waffe. Mit dem letzten Athemzuge bat der Gefallene noch den Sieger flehentlich, seines Leichnams zu schonen; doch umsonst. Achilleus durchstach an beiden Füßen die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit einem Riemen, band diesen an seinen Streitwagen fest, trieb die Rosse an und jagte an der troischen Mauer vorbei, auf welcher die betagten Eltern bei dem gräßli- chen Anblicke sich dem wildesten Schmerze überließen, nach dem griechischen Lager. Hier ließ er den bis zur Unkenntlichkeit ent- stellten Leichnam im Freien liegen. Des andern Tages veranstaltete Achilleus die feierliche Be-

7. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 14

1844 - Stuttgart : Metzler
14 Trojas Eroberung. ten, während andere, eine versteckte List ahnend, den Rath gaben, es den: Meer oder dem Feuer zu übergeben, oder wenigstens das Innere zu untersuchen. So waren die Meinungen getheilt, als schnell der Priester Laokon mit seinen beiden Söhnen herbeieilte, um die Menge vor einer unüberlegten Handlung zu warnen. „Unglücklic-e," rief er voll banger Sorgen aus, „glaubt ihr, die Feinde seien geflohen und haben euch dieses Roß zum Geschenk hinterlassen? Kennt ihr den scklauen Ulysses nicht? Lauern keine versteckten Feinde in dem Ungeheuer, so droht es uns sonst Verderben. Trojaner, trauet nicht! Doppelt fürcht ich die Griechen, wenn sie schenken." So sprechend, stieß er mit mächtigem Arme dem Pferde einen Speer in den Bauch, und dumpf erklirrten die Waffen der Griechen. Indessen brachten Hirten einen verstellten Ueberläufer Na- mens Sinon gebunden herbei. Er gab vor, die Griechen hätten ihn dem Opfertode geweiht, um von den Göttern eine glückliche Heimfahrt zu erhalten; er sei entsprungen und habe sich in dem Rohr eines Sumpfes verborgen gehalten, bis die Flotte abge- segelt sei. Dadurch erweckte er Mitleid und Vertrauen. Ans die Frage des Königs, warum und wozu das ungeheure Roß gebaut worden sei, antwortete er: „Auf ewig habe ich mich von jeder Pflicht gegen die Griechen losgesagt und will dir daher treulich entdecken, was ihre List verhehlte. Du weißt, wie lange schon Minervas Zorn Nils verfolgt; dieß Roß zu ihrer Ehre errichtet, sollte uns die verlorne Huld der Göttin wieder erwerben und unter ihrem Schirm die Flotte dann zurückkehren. Nicht runsvnst ward es so riesengroß gebaut; könntet ihr es durch das enge Thor in die Stadt bringen, so käme Minervas Schutz auf euch. Dagegen würde euch ihr Fluch unabwendbar treffen, wolltet ihr mit Frevlerhand das Bild verletzen." Kaum hatte der schlaue Lügner diese Worte gesprochen, als ein schreckliches Schauspiel aller Blicke fesselte. Zwei gräßliche Wasserschlangen kommen vom Meere her, umwinden, während die entsetzte Menge auseinander flieht, schnell die beiden Söhne

8. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 54

1844 - Stuttgart : Metzler
Leonidas bei Thermopylä. des Zuges benachrichtigt, wollte schon den Befehl geben, die Frauen abzuweisen, als ihm einer seiner Vertrauten sagte, er glaube auch seine Mutter und seine Gattin mit ibren Kindern unter ihnen bemerkt zu haben. Jetzt stand er, überwältigt von seinen Empfindungen, schnell aus, eilte ihnen entgegen und brei- tete die Arme nach seiner Mutter aus. Diese aber trat zurück und redete ihn zornig mit folgenden Worten an: „Lasse mich vorher wissen, ehe ich dich in meine Arme aufnehme, ob ich vor einem Feinde, oder vor meinem Sohne stehe; ob ich als Gefangene, oder als Mutter in deinem Lager mich befinde. Mußte ich deß- wegen ein so hohes Alter erreichen, um dich zuerst als Verbaun- ten und dann als Feind zu scheu? Konntest du das Land ver- heeren, das dich geboren und groß gezogen hat? Hat sich beim Betreten dieses Bodens dein Grimm nicht gelegt? Haben dich Roms Mauern nicht an Mutter, Gattin und Kinder erinnert? Hätte ich also keinen Sohn, so würde Rom nicht belagert, und ich wäre frei im freien Vaterlande gestorben! Doch ich werde mein Unglück nicht lange überleben; aber blicke auf diese bin, deren, wenn du so fortfährst, ein frühzeitiger Tod oder eine lange Sklaverei wartet." Bei diesen Worten warfen sich ihm-Gattin und Kinder zu Füßen, und vereinigten ihre Bitten und Thränen mit denen der übrigen Frauen. Der eiserne Sinn des Mannes war gebrochen. „Mutter," rief er, „das Vaterland hast du gerettet, aber ich bin verloren!" Er umarmte die Seinigen, entließ sie ge- tröstet und führte die Volsker wieder zurück, ward aber bald darauf von den Getäuschten erschlagen. Leonidas bei Thermopylä. (480 v. Chr.) Als der persische König Lerres mit einem nngeheuern Heere zu Wasser und zu Lande gegen Griechenland heranzog, waren es hauptsächlich Athen und Sparta, welche den Muth ihrer Lands- leute belebten und sich zu kräftiger Vertheidigung rüsteten. Die

9. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 65

1844 - Stuttgart : Metzler
Die Gallier in Rom. 65 seinen Freunden noch einen Auftrag zu geben habe; allein er öffnete den Mund nicht mehr; sein Geist war bereits entflohen. So starb der weise Sokrates im siebenzigsten Jahre seines Alters, ein Opfer des Neides schlechter Menschen. Bitter bereu- ten es bald nachher die Athener, den besten ihrer Mitbürger ver- urtheilt zu haben, und allgemeine Verachtung war der Lohn seiner Ankläger; sein Andenken aber wurde hoch geehrt, und ewig wird er in dem Gedächtnisse edler Menschen fortleben. Wie Gallier in Nom. (387 v. Chr.) In der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts gingen die Gallier oder Celten, unzufrieden mit dem unfreundlichen Him- melsstriche und den dürftigen Erzeugnissen ihres bisherigen Wohn- platzes, des heutigen Frankreichs, über die Alpen, um sich in einem von der Natur begünstigteren Lande mit bewaffneter Hand neue Wohnsitze zu suchen. Siegreich durchzogen sie Oberitalien, rückten rasch gegen Süden vor und verbreiteten weit umher Furcht und Schrecken. Die Bewohner der Stadt Elusi um, welche sich nicht stark genug fühlten, einem so zahlreichen und kriegerischen Feinde Widerstand zu leisten, baten die Römer um Hilfe. Da aber diese es nicht rathsam fanden, ein Kriegsheer so weit von der Stadt zu entfernen und doch etwas für die um Hilfe Flehen- den thun wollten: so schickten sie die drei Söhne des Patriciers M. Fabins Ambustus als Gesandte an die Gallier, um die- selben zu ermahnen, die Freunde und Bundesgenossen des römi- schen Volkes nicht beunruhigen, widrigenfalls man ihnen mit den Waffen beistehen würde. Die Fabier kamen in das Lager der Gallier und fanden an ihnen Menschen, deren Gestalt, Kleidung und Bewaffnung ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Es waren hochgewachsene, breitschulterige Männer mit trotzigem Blicke und struppigem Hugendubel, Weltgeschichte. 5

10. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 108

1844 - Stuttgart : Metzler
r 168 Cajus Julius Cäsar. sah, begab sich nach Kleinasien, und that dort unter einem rö- mischen Feldherrn seine ersten Kriegsdienste, wobei er sich sehr auszeichnete. Hierauf wollte er nach Rhodos reisen, um sich bei dem berühmten Redner Apollonius Molon in der ge- richtlichen Beredtsamkeit auszubilden. Unterwegs fiel er See- räubern in die Hände. Für seine Auslösung verlangten sie zwanzig Talente. Cäsar lachte sie höhnisch aus, daß sie für einen Mann wie er nicht mehr forderten, und versprach ihnen fünfzig. Sogleich schickte er seine Begleiter nach verschiedenen Städten, um das Geld herbeizuschaffen, und behielt nur einen Arzt und zwei Bediente Lei sich. Indessen behandelte er die Räuber so verächtlich, als ob sie seine Sklaven wären. Wollte er schlafen, so gebot er ihnen Stille. Bisweilen las er zum Zeitvertreib Gedichte und Reden vor, die er gemacht hatte, und schalt diejenigen, welche sie nicht bewunderten, Dummköpfe und H albmenschen; drohte ihnen auch, sie sämmtlich kreuzigen zu las- sen, wenn er wieder frei wäre. Die Räuber lachten darüber und hatten ihre Freude an seiner unerschrockenen Freimüthigkeit. Nach achtunddreißig Tagen kam das Lösegeld an, und Cäsar erhielt seine Freiheit wieder. Eiligst reis'te er nach Milet, be- mannte einige Fahrzeuge, holte die Seeräuber ein, nahm ihnen die erbeuteten Reichthümer ab und ließ die Bösewichter zu Per- gamos aus Kreuz schlagen. Nach Syllas Tode (78 v. Chr.) kehrte Cäsar nach Nom zurück. Seine Beredtsamkeit bei gerichtlichen Vertheidigungen, sein freundliches Benehmen gegen Geringere und der freigebige Aufwand erwarben ihm die Liebe des Volks. Er wurde zum Kriegstribunen (Obersten) erwählt, und ging bald daraufals Quästor (Steuereinnehmer und Kricgszahlmeister) nach Spa- nien. Zu Gades (Cadir) sah er im Herkulestempel die Bild- säule des macedonifchen Alexander. Thränen traten ihm in die Augen, und als ihn seine Freunde um die Ursache fragten, sprach er: „Warum sollte mich der Anblick des Helden nicht schmerzen! Zu meinem Alter hatte dieser schon den Erdkreis überwunden, und ich habe noch nichts gethan!"
   bis 10 von 36 weiter»  »»
36 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 36 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 3
3 0
4 0
5 9
6 0
7 2
8 0
9 0
10 19
11 2
12 1
13 0
14 3
15 0
16 4
17 0
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 1
24 0
25 1
26 0
27 2
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 1
34 0
35 0
36 5
37 24
38 0
39 1
40 0
41 0
42 1
43 9
44 0
45 1
46 2
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 36
2 8
3 4
4 4
5 0
6 3
7 11
8 35
9 4
10 1
11 1
12 6
13 1
14 16
15 7
16 58
17 216
18 0
19 26
20 24
21 19
22 24
23 62
24 0
25 6
26 10
27 0
28 14
29 10
30 1
31 16
32 6
33 1
34 22
35 0
36 40
37 8
38 6
39 37
40 1
41 6
42 44
43 1
44 1
45 24
46 1
47 0
48 0
49 2
50 2
51 1
52 24
53 1
54 23
55 28
56 7
57 0
58 11
59 9
60 0
61 1
62 1
63 6
64 9
65 9
66 1
67 18
68 13
69 3
70 2
71 18
72 3
73 3
74 16
75 31
76 8
77 49
78 4
79 3
80 0
81 2
82 43
83 3
84 5
85 16
86 14
87 38
88 18
89 7
90 17
91 7
92 95
93 2
94 118
95 4
96 7
97 2
98 133
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 15
3 3
4 8
5 1
6 1
7 0
8 0
9 8
10 10
11 0
12 5
13 0
14 0
15 8
16 18
17 0
18 2
19 5
20 0
21 1
22 4
23 1
24 1
25 2
26 17
27 4
28 1
29 0
30 19
31 3
32 0
33 57
34 0
35 1
36 0
37 1
38 0
39 3
40 2
41 2
42 2
43 3
44 1
45 2
46 1
47 1
48 6
49 10
50 14
51 2
52 0
53 0
54 0
55 3
56 4
57 2
58 0
59 117
60 1
61 1
62 1
63 0
64 10
65 9
66 0
67 0
68 3
69 0
70 0
71 0
72 2
73 11
74 0
75 12
76 0
77 12
78 0
79 1
80 3
81 101
82 1
83 0
84 0
85 11
86 2
87 1
88 1
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 16
98 0
99 1
100 30
101 0
102 28
103 6
104 0
105 0
106 0
107 0
108 2
109 0
110 1
111 1
112 18
113 1
114 2
115 2
116 12
117 0
118 2
119 0
120 2
121 22
122 0
123 1
124 0
125 2
126 0
127 6
128 10
129 5
130 2
131 18
132 10
133 0
134 0
135 0
136 5
137 0
138 2
139 0
140 7
141 0
142 3
143 43
144 1
145 0
146 8
147 1
148 0
149 0
150 2
151 5
152 13
153 0
154 0
155 9
156 21
157 2
158 15
159 1
160 0
161 1
162 5
163 10
164 0
165 0
166 8
167 4
168 0
169 7
170 2
171 19
172 0
173 4
174 0
175 18
176 0
177 36
178 0
179 5
180 1
181 7
182 5
183 5
184 2
185 0
186 3
187 0
188 0
189 5
190 7
191 2
192 5
193 1
194 1
195 0
196 8
197 7
198 3
199 0