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1. Lehrbuch der Geographie - S. 85

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kursus Ii. Abschnitt Iii. §§ 66. 67. 85 durch weite Entfernung oder durch hohe Gebirge der mildernde Einfluß des Meeres ausgeschlossen wird, heiße Sommer und kalte Winter (Festlands- oder kon- tinentales Klima). Einen besonders großen Einfluß üben auf das Klima des benach- karten Festlandes die warmen und kalten Meeresströmungen aus, von denen die ersteren vom Äquator nach den Polen, die anderen von den Polen nach dem Äquator fließen. Je nachdem wärmen oder kühlen dieselben die über ihnen liegenden Luftschichten und wirken dadurch wärmend bezw. kühlend auf dasjenige Land, dem diese Luftschichten in den Winden zugetragen werden. So drücken z. B. kalte Meeresströme im nördlichen Amerika und Asien die Temperatur herab, dagegen erhöht dieselbe in Europa der warme Golfstrom, welcher die Westküste dieses Erdteils (England, Skandinavien) bespült. Europa wird dadurch auch im hohen Norden bewohnbar. (§ 67.) C. Die Bevölkerung der Erde. a) Die ganze Erde ist von etwas über 1500 Millionen Menschen bewohnt, von welchen auf Asien 850 Millionen, Europa 390, Afrika 145, Amerika 140 und Australien 61/2 Millionen kommen. Unter dem Einflüsse verschiedener klimatischer Verhältnisse und verschiedener Lebensweise haben sich bei den Menschen im Laufe der Jahrtausende wesentliche Unterschiede im Körperbau und in der Hautfarbe heraus- gebildet. Danach hat man verschiedene Menschenrassen unterschieden: 1. Die kaukasische oder mittelländische Rasse: (Fig. 19) mit hoher gewölbter Stirn, mäßig vorspringenden Backenknochen, senkrecht stehenden Zähnen, meist heller Hautfarbe, weichem, langem Haar von blonder, brauner oder schwarzer Farbe. Zu Fig. 19 Kaukasische Rasse: Germane. Fig. 20. Kaukasische Rasse: Semite. (Nach einer Photographie.) (Jude aus Palästina. Nach einer Photographie.) ihr gehören in Europa: die Germanen, Slaven, Romanen, Griechen, Juden (Fig. 20); in Asien: Inder, Perser, Araber, Armenier, die Völker des Kaukasus; in Afrika: die Völker von Nordafrika (Fig. 21).

2. Lehrbuch der Geographie - S. 87

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kursus Ii. Abschnitt Iii. § 67. 87 Fig. 27. Malavische Rasse: Polynesier. (Maorihäupt- Fig. 28. Australier aus Neusüdwales, ling von Neuseeland, nach einer Photographie.) (Nach einer Photographie.) 2. Die mongolische Rasse (Fig. 22): mit schmaler, zurücktretender Stirn, breitem, glattem Gesichte, vorspringenden Backenknochen, oft enggeschlitzten Augen mit höher liegendem Außenwinkel, gelber bis brauner Hautfarbe, straffem, meist schwarzem Haare. (Türken, Magyaren, Finnen, Lappen, Samojeden; Chinesen, Japaner; Mongolen und Eskimos, Fig. 23.) 3. Die äthiopische, schwarze oder Negerrasse (Fig. 24): mit schmalem Kopfe, hervortretenden Kiefern, schiefer Stellung der Zähne und meist wulstigen Lippen, brauner bis schwarzer Hautfarbe und schwarzem, kurzem, wolligem Haare; die Nase ist breit und platt. (Bewohner von Mittel- und Südafrika.) 4. Die amerikanische oder rote Nasse (Fig. 25): mit breitem Gesichte, niedriger Stirn, kleinen, tiefliegenden Augen, großer, meist gebogener Nase und schwarzem, langem, straffem Haare. Urbewohner von Amerika. Die Farbe derselben ist in den nördlichen Gebieten mehr oder weniger kupferfarben, in den südlichen braun. Fig. 29. Papüa oder Melaiiesier: Fidschiinsulauer Fig. 30. Drkvida: Toda aus Indien, mit Perücke. (Nach einer Photographie.) (Nach einer Photographie.)

3. Lehrbuch der Geographie - S. 284

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
284 Kursus Ii. Abschnitt V. § 186. Karte 62. Karte von Neuguinea und den umliegenden Inseln mit den deutschen Besitzungen. 6. Die Samva- oder Schifferinseln im No. von den vorigen; sie sind meist vulkanisch und fruchtbar. Mit den zum Christentum bekehrten Einwohnern hat sich ein lebhafter Handelsverkehr (Kopra und Baumwolle) ausgebildet. Die größereu westlichen Inseln der Gruppe (2600 qkm, 33000 Einwohner) gehören zu Deutschland, die kleineren östlichen zu den Vereinigten Staaten von Amerika. 7. Die Gesellschaft- (Sozietäts-) Inseln oder der Tahitiarchipel, im 0. von den vorigen. Diese gebirgigen Inseln, welche zu Frankreich gehören, werden von zahlreichen Korallenriffen umgeben. Die Bewohner sind Christen. Die schönste und größte der Inseln heißt Tahiti (taiti). 8. und 9. Die flachen Paumötu- und die Marquesasinseln (markesas) sind französische Besitzungen. 10. und 11. Die Osterinsel (chilenisch) und das unbewohnte Felseninselchen Sala y Gomez liegen ganz vereinsamt am weitesten nach 0. 12. Die Hawaii- oder Sandwichinseln (ßandnitsch) — 17000 qkm und 150000 Einwohner — liegen unter dem Wendekreise des Krebses und sind vulkanisch. Die größte Insel Hawaii bildet im Innern ein Hochland, auf welchem die höchsten Vulkane der Südsee liegen, der Mauua-Kea, d. h. weißer Berg (4200 m), und der fast genau so hohe Mauna-Loa, d. h. großer Berg; der mit kochender Lava ge- füllte Kratersee des letzteren hat 15 km Umfang. Die christliche einheimische Be- völkernng, vor 120 Jahren noch gegen 300000, beträgt jetzt kaum noch 30000; sie treibt Landban, Viehzucht, Gewerbe und Handel und ist für europäische Bildung sehr empfänglich. Die Hauptmasse der jetzigen Einwohner besteht neben ihnen aus Japanern, Chinesen, Portugiesen, Amerikanern n. a. Bis 1893 ein Königreich unter einheimischen Herrschern, bildet Hawaii jetzt ein Territorium der Bereinigten Staaten von Amerika/ Hauptstadt Houolülu auf der Insel Oahü (39000 Einwohner), der bedeutendste Handelsplatz im Stillen Ozean.

4. Lehrbuch der Geographie - S. 31

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kursus I. Abschnitt Ii. i§ 21. 22. 31 Sie zerfallen nach ihrer Lage in zwei sehr verschiedene Teile. Der kürzere Teil oder die Westalpen erstrecken sich vom 8. nach N. oder vom Mittelmeere bis zum Genfer See; der größere Teil, die Mittel- und Ostalpen, verfolgen mehr eine östliche oder südöstliche Richtung und reichen bis zu der Ungarischen Tiefebene und dem Adriatischeu Meere. Der Brennerpaß, einer der bequemsten und wichtigsten Alpenpässe, bildet die Grenze zwischen den Mittel- und Ostalpen. — Außer den Alpen gehören zu den Hochgebirgen Europas uoch die Pyreuäen, ein Teil der Karpaten, das Skandinavische Gebirge n. a. — Den Apennin und das Balkängebirge zählt man zu den Mittelgebirgen, da in ihnen nur einzelne Berge die Höhe von 1500 in überschreiten. Berge, welche glühende und flüssige Stoffe (Lava) aus einer Öffnnng des Gipfels (Krater) oder aus neugebildeten Seitenspalten auswerfen, heißen Vulkane (Fig. 12). — Europas wichtigste Vulkane sind: der Vesuv in Italien (bei Neapel) und der Ätna auf der Insel Sizilien. (§ 22.) Europas hydrographische Verhältnisse. (Wiederhole § 6!) Das Land, von welchem einem Flusse oder Strome Wasser zufließt, nennt man dessen Fluß- oder Stromgebiet. — Von den in § 6 genannten Flüssen haben die Wolga und Donau, Europas größte Flüsse, auch die größteu Strom- gebiete (1460000 und 820000 qkm). Die Grenze zwischen zwei verschiedenen Fluß- oder Stromgebieten bezeichnet man als Wasserscheide; meist wird diese von höheren oder niederen Erhebungen Fig. 13. Rheinfall bei Schaffhausen.

5. Lehrbuch der Geographie - S. 94

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
94 Kursus Ii. Abschnitt Iii. §§ 70. 71. gegliedert; von hier ab breiten sie sich in der Richtung von W. nach 0. in mehreren Ketten ans, wobei ihre Kammhöhe abnimmt. In Bezug auf die horizontale Gliederung teilt mau die Alpen in 1. die Westalpen bis zum Großen St. Bernhardpaß (2450 m), 2. die Mittelalpen bis zum Brennerpaß und 3. die Ostalpen bis zum Adriatischeu Meere und der Donau. In vertikaler Richtung unterscheidet man a) Voralpen. Dieselben reichen bis zur Grenze des Baumwuchses, also bis zu etwa 1800 m, und sind reich an Wäldern, Weiden und Ortschaften. An diese schließt sich weiter nach oben hin an b) die eigentliche Alpenregion, welche in einer durchschnittlichen Höhe von 2700 m durch den „ewigen Schnee" begrenzt wird; sie ist die Heimat der Gemse (Fig. 32), des Steinbocks und des Murmeltiers. Auf ihren blumeu- und grasreichen Triften oder Almen weiden die Herden in der Hochsommerzeit, c) Die Hochalpen sind die Region der Gletscher und des „ewigen Schnees". — Der Hochgebirgsschnee wird durch längeres Liegen körnig und heißt dann Firn. Durch allmähliches herab- sinken dieses Firns in Schluchten und Täler drücken sich die einzelnen von Tau- Wasser durchzogenen Eiskörner desselben immer fester aneinander und bilden endlich das feste Gletschereis. Durch die eigene Schwere sowie durch das Nachdrängen weiterer Firnmassen wird dies tal- abwärts geschoben, so daß also ein Gletscher beständig vorwärts schreitet. — Von den Talwänden stürzen Stein- schntt und Felsblöcke herab und bleiben auf den Rändern des Gletschers liegen: Seitenmoränen (Fig. 33 s). Taut der Gletscher an seinem unteren Ende ab, so bleiben die Steinmassen, die er mit sich geführt, liegen; aus ihnen bildet sich dann die oft haushohe End- moräne (e). Die Mittelmoränen (m) entstehen durch die Vereinigung zweier Gletscher und ihrer aus den Seitentälern der Gebirge kommenden Seitenmoränen (Fig. 33 und 34). Kein Hochgebirge der Erde besitzt so viele Pässe und Verkehrsstraßen, wie die Alpen; der höchste Paß ist das Stilfser Joch (2800 in); von den anderen Pässen sind bemerkenswert: der Simplon (2000 in); der St. Gotthard (2100 m), der Splügen (2100 m) und der Brenner (1350 in). Durch den Mont Cenis (seit 1870), den St. Gotthard (seit 1882) und den Arlberg (seit 1884) führen Eisenbahntunnel von 12, bezw. 15 und 10 km Länge. Der Brenner (seit 1867) und der Semmering (seit 1853) werden von einer Eisenbahn überschritten. Fig. 33. Gletschermoränen, s. Seiten- und m. Mittelmoränen, c. Endmoräne. (§ 71.) Die Westalpen. Sie reichen vom Mittelländischen Meere oder vom Eol di Tenda (1900 m) bis zum Großen St. Bernhardpaß und zerfallen in See-, Cottische und Grajische Alpen; ihre mittlere Kammhöhe (2—3000 m) und die Höhe ihrer Gipfel (2—4000 in) steigt auf dem Zuge von 8. nach M. Der Westabhang fällt allmählich

6. Lehrbuch der Geographie - S. 247

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kursus Ii. Abschnitt V. §§ 153-155. 247 (§ 153.) Algerien. 480000 qkm; 42/s Millionen Einwohner. Zu Algerien oder Algier im W. von Tunis gehört der mittlere Teil der Hochebene der Schotts. Der Sommer ist heiß und trocken, der Winter gewitter- und regenreich. Der fruchtbare Boden erzeugt Getreide, Öl und Baumwolle. Die Viehzucht ist bedeutend (Pferde, Schafe und Kamele). — Die Bevölkerung besteht aus den Urbewohnern (den Berbern oder Kabylen) und den eingewanderten Arabern. — Das Land ist eine französische Kolonie. Die drei Departements führen die Namen ihrer Hauptstädte; Algier (97 000 Einwohner), in herrlicher Lage auf einer Anhöhe am Mittelmeere, hat einen fast europäischen Anstrich. — Konstantine. — Oran mit bedeutendem Seehandel. (§ 154.) Sultanat Marokko. 450000 qkm; 8 Millionen Einwohner. Marokko hat von den Atlasländern den breitesten Gürtel kulturfähigen Bodens (Tell). Hierdurch und durch seine günstige Lage an zwei Meeren ist es vor den übrigen Ländern Nordafrikas sehr bevorzugt. Aber der Ackerbau wird nur lässig betrieben, bedeutender ist die Viehzucht, weit berühmt sind die Berber-Rosse. Die beiden Hauptstädte sind Fes (150000 Einwohner), von welcher Stadt die Kopf- bedeckung der Türken ihren Namen hat, und Marokko (80000 Einwohner), in schöner Lage am Fuße der schneebedeckten Atlasgipfel. — Tanger (tändscher) ist der bedeutendste Handelsplatz und Sitz der europäischen Konsuln. — Centn gehört den Spaniern. (§ 155.) Sahara d. h. Wüste. Über 6000000 qkm; mit etwa Million Einwohnern. Die Sahara, die größte Wüste der Erde, erstreckt sich vom Atlantischen Ozeane bis zum Nil und setzt sich jenseits desselben in der Arabischen und Nnbischen Wüstenplatte bis zum Roten Meere fort. Sie zerfällt in die Ly bis che Wüste im 0. und die Sahel im W. Die Sahara ist ein im Durchschnitt etwa 300—400 m hohes Hochland, in welchem Hochplateaus verschiedener Höhe, Bergzüge und einzelne Erhebungen mit- einander abwechseln; am Nordrande liegen sogar einige Streifen niedriger als der Meeresspiegel. Sie ist keineswegs überall mit Sand bedeckt, felsige Flächen (Ham- mädas) wechseln ab mit solchen, die Kies tragen, und nur etwa Vs des gesamten Gebiets ist reine Sandwüste (Fig. 98). — Ganz ohne Regen ist das Wüstengebiet nicht, aber die Regengüsse sind doch nur selten und unregelmäßig. Von den Nieder- schlagen, zu denen auch der in der Wüste sehr starke Tau zu rechnen ist, verdunstet ein Teil sehr bald wieder: ein anderer Teil dringt in die Erde ein, sickert auf unterirdischen Tonlagern weiter und tritt an tiefer gelegenen Stellen wieder in Quellen hervor. — Wo solche Quellen beständig fließen, entsteht eine Oase. Diese sind oft üppig fruchtbar. Vor allem gedeiht in ihnen die Dattelpalme, die dem Wüstenbewohner ein Hauptnahrungsmittel liefert (ein Baum trägt jährlich etwa 3—6 Zentner Datteln). Neben ihm wachsen hier Pfirsiche, Granaten, Orangen und Weinstock, aber auch Getreide, Baumwolle u. a. Wildwachsende Pflanzen gibt es kaum, man nutzt das fruchttragende Land aus, wie nur irgend möglich und baut selbst die Häuser oft auf dem Wüsteubodeu an der Grenze der Oase, um fruchtbares Land 14*

7. Deutschlands Weltpolitik - S. 13

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
/S)/6ö I. I. Ruedorffer: Deutschland in der Weltpolitik. /D 13 Deutschland ist von der politischen Konstellation Europas abhängiger als seine Nachbarn. Es ist schwerer gegen feind- liche Bündnisse zu sichern und bedarf zu solcher Sicherung einen größeren Aufwand an diplomatischen oder militä- rischen Machtmitteln. Auf der Erkenntnis dieser Lage be- 5 ruhte die Politik Bismarcks, die, im wesentlichen Konti- nentalpolitik, den Notwendigkeiten dieser Kontinentalpolitik die Wünschbarkeiten der Weltpolitik unterordnete. Es ist offenbar, daß bei allen afrikanischen, türkischen, persischen, chinesischen Unternehmungen die deutsche Politik sich zunächst 10 zu fragen hat, welche Rückwirkungen ein derartiges Ein- greifen Deutschlands auf die Konstellation des europäischen Kontinents ausüben muß. Sie wird, wenn sie in der euro- päischen Türkei, in Persien oder in Ehina russischen In- teressen begegnet, Rußland noch enger an die Seite des 15 unwandelbar feindlichen Frankreich heften, wird, wenn sie in Mesopotamien ein englisches Interessengebiet antastet, England auf die Seite der Gegner treten sehen. In der Tat haben die ersten weltpolitischen Unternehmungen Deutsch- lands derartige Wirkungen gehabt. Die deutsche Orient- 20 Politik, die durch das Bagdadbahnunternehmen eingeleitet wurde, hat Russen und Engländern einen möglichen ge- meinsamen Gegner gezeigt und zu ihrer Verständigung manches beigetragen, weswegen denn auch viele deutsche Diplomaten kontinentaler Denkart dieses Unternehmen aus 25 Gründen politischer Taktik für durchaus verfehlt erklärten und für die Schwierigkeiten, auf welche die deutsche Politik in dem ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts infolge einer gegen sie orientierten Konstellation der großen Weltmächte allerorten stieß, dieses und andere Unterneh- 30 mungen weltpolitischen Charakters verantwortlich machten. Als Deutschland im Jahre 1904 der kolonialen Expansion Frankreichs gegenüber von der Tradition Bismarcks ab- wich und dieser, die sie bisher unterstützt hatte, entgegen- zutreten unternahm, war dieser Umschwung trotz der viel- 35

8. Deutschlands Weltpolitik - S. 19

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
/D/D 3- 3- Ruedorffer: Deutschland in der Weltpolilik. /D 19 wierigen Verhandlungen Europa erschüttert haben. Schließ- lich erhielt Frankreich das Protektorat über Marokko gegen die Sicherung der wirtschaftlichen 3nteressen Deutsch- lands in Marokko und eine quantitativ bedeutende, qua- litativ zum Teil umstrittene Gebietsabtretung am Kongo. Zieht man die vorige Entwertung der marokkanischen Aktie in Betracht, so muß gesagt werden, daß Deutsch- land in letzter Stunde noch eine unverhältnismäßig gün- stige Liquidation erreichte. Aber mit welchem Aufwand an Mühe und diploma- tischen Mitteln, unter welchem Risiko war dies ermöglicht worden! Dieses Kapitel deutscher Wellpolitck illustriert wie kein anderes die Eigenart der weltpolitischen Situa- tion des Reiches, die Begrenztheit seiner Expansions- möglichkeiten, die Verkettung der Weltpolitik mit Kon- tinentalpolitik, die Kompliziertheit der Faktoren, mit denen eine deutsche Weltpolitik zu rechnen hat. Alle diese Schwie- rigkeiten entspringen in einer geographischen Situation, welche große Kräfte fesselt und die Bewegungsfreiheit hemmt, daher denn Deutschland, um Weltpolitik treiben zu können, einer ungeheuren Entfaltung realer Macht- mittel bedarf. An dieser Marokkoepisode aber läßt sich des weiteren die Entwicklung aufzeigen, welche der politische Geltungs- drang des deutschen Volkes feit der Reichsgründung ge- nommen hat, und zwar nicht nur seine Zunahme an 3n- tensität, sondern auch sein Mangel an Urteil und Ziel- sicherheit. Dieser Seelenzustand der Nation in bezug auf die Weltpolitik und sein Verhältnis zu den oben erwähnten Bedingungen und Schwierigkeiten weltpolitischer Betäti- gung charakterisiert die Eigenart der deutschen Welt- politik. Es ist leicht, und daher kaum nötig, nachzuweisen, daß der politische Lebensdrang des deutschen Volkes seit der Reichsgründung stark und ununterbrochen gewachsen ist. 2* 5 10 15 20 25 30 35

9. Deutschlands Weltpolitik - S. 30

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 Rudolf Kjellen: Auswärtige Probleme des Deutschen Reiches. meldete sich Deutschland 1905 als Interessent auch auf diesem Schauplatz bei einer „Teilung der Erde" an. Dies war ein starker Umschwung gegen die Bismarcksche Politik, die aus Rücksicht auf das Heimatland die Afrikapolitik 5 Frankreichs erleichtert hatte. Run zeigten sich die beson- deren Schwierigkeiten, mit denen eine deutsche Weltpolitik rechnen nutzte. Die deutsche Diplomatie balancierte auf einer schmalen Kante zwischen Frieden und Krieg, einem Krieg, der um so weniger aussichtsvoll war, als Italien 10 jetzt aus Rücksicht auf seine tripolitanische Politik veranlaßt war, nach der Entente hin zu gravitieren, wodurch die westliche Fassade des Dreibundes geschwächt wurde. Erst 1909 trat infolge der Anerkennung von Frankreichs poli- tischen Sonderinteressen in Marokko eine Erleichterung der 15 Situation ein. Run konnte Deutschland die Einschließung im Osten durch ein Übereinkommen durchbrechen, das Ruß- land das nördliche Persien und Deutschland die Bagdad- bahn sicherte („Die Potsdamer Entrevue" 1910),- jetzt fand es auch die Kraft, sich der marokkanischen Schluß- 20 aktion Frankreichs zu widersetzen. Aber es bedurfte un- endlicher Verhandluugen und einer vollständigen Kriegs- bereitschaft zu Land und Wasser, ehe sich Deutschland Ende 1911 mit Neukamerun als reeller Valuta und Kom- pensation aus der Affäre ziehen konnte. 25 Die nationalistisch gefärbte öffentliche Meinung in Deutschland, die den Zusammenhang zwischen der Bewe- gungsfreiheit ihres Vaterlandes in der Welt und der Ge- bundenheit in dem eigenen Erdteil übersah, war über diesen Ausgang enttäuscht; sie hatte als Gewinn einen 30 Teil von Marokko selbst (Südmauretanien) erwartet. Die offizielle Politik, die übrigens das Risiko besser erkannte, hat es wahrscheinlich nicht als vorteilhaft angesehen, sich noch ein loses Stück Kolonie aufzuladen. Sie scheint mehr Gewicht darauf zu legen, die alten Kolonien zu größeren 35 Einheiten zusammenzuschweißen, wobei sie dem eigenen

10. Deutschlands Weltpolitik - S. 43

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Fürst v. Bülow: Die Friedlichkeit der deutschen Weltpolitik. 43 großartiger traumhafter politischer Irrtum gewesen ist als ungebändigte Eroberungs- und Kriegslust, so werden wir vergeblich in unserer Vergangenheit nach Eroberungs- kriegen suchen, die denen Frankreichs im siebzehnten, acht- zehnten und neunzehnten Jahrhundert, denen des Habs- burgischen Spaniens, Schwedens in seiner Glanzzeit, denen des russischen und englischen Reichs im Zuge ihrer grund- sätzlich expansiven nationalen Politik an die Seite zu setzen sind. Mehr als die Verteidigung und Sicherung unseres Vaterlandes haben wir Deutschen in Jahrhunderten nie erstrebt. So wenig wie der große König seine unbesiegten Bataillone nach der Eroberung Schlesiens und der Siche- rung der Selbständigkeit der preußischen Monarchie zu Abenteuern führte, so wenig dachten Kaiser Wilhelm I. und Bismarck daran, nach den beispiellosen Erfolgen zweier großer Kriege zu neuen Taten auszuholen. Wenn ein Volk sich der politischen Selbstbeschränkung rühmen darf, so ist es das deutsche. Wir haben uns unsere Erfolge immer selbst begrenzt und nicht abgewartet, daß uns durch die Erschöpfung unserer nationalen Mittel eine Grenze gesetzt wurde. Unsere Entwicklung entbehrt deshalb der Epochen blendenden plötzlichen Aufstiegs und ist mehr ein lang- sames unverdrossenes Vorwärtsarbeiten und Fortschreiten gewesen. Die rastlose Art anderer Völker, aus den er- reichten Erfolgen den Ansporn zu neuen größeren Wag- nissen zu schöpfen, fehlt dem Deutschen fast gänzlich. Unsere politische Art ist nicht die des wagehalsig spekulierenden Kaufmannes, sondern mehr die des bedächtigen Bauern, der nach sorgsamer Aussaat geduldig die Ernte erwartet. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege war die Welt voll Furcht vor neuen kriegerischen Unternehmungen Deutsch- lands. Kein irgendmöglicher Eroberungsplan, der uns da- mals nicht angedichtet wurde. Seitdem sind mehr als vier Jahrzehnte vergangen. Wir sind an Dolkskraft und mate- riellen Gütern reicher, unsere Armee ist stärker und stärker 5 10 15 20 25 30 35
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