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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 51

1861 - Stuttgart : Hallberger
51 60. Der Engel des Herrn. Es dunkelt schon, bald naht die stille Nacht, Die Lerche schweigt, und leise weh’n die Winde, Doch in der Schenke wird gezecht, gelacht, Die Krüge werden leer und voll geschwinde. Ein Treiben wüster und gemeiner Art, Ein wirr’ Geschrei erfüllt die weiten Hallen, In denen sich die Menschheit offenbart, Die halbberauscht hinab zum Thier gefallen. .Der roäew Zecher freche Rede gleicht Dem wilden Strome, der den Damm zerbrochen, Die Sii/e und der Ansland scheu entweicht, Es M?iro? gebrüllt, geheult, doch nicht gesprochen. Der Eine flucht, der Nachbar hört ihn nicht, Z?eei Andre streiten heftig sich daneben ; Und Einem fliegt ein Krug ins Angesicht, Es war ein Wink, den ihm ein Freund gegeben. Sie raufen blutig sich im Winkel dort Und Mancher eilt herbei als Streitesschlichter, Zwei Andre aber würfeln ruhig fort Und schirmen vor dem Wind die schwanken Lichter* Am heissen Ofen sitzt ein schwacher Greis, Ein Invalid voll Wunden und voll Klagen, Und um ihn her ein kleiner Hörerkreis, Dem er erzählt von Schlachten längst geschlagen. Ein Metzger rechnet auf dem braunen Tisch Die Ochsen ruhig Stück für Stück mit Kreide; Ein alter Fuhrmann ruft: Frau Wirthin frischt Noch eine Halbe Guten, eh? ich scheide. Ein Wilddieb, der schon lange still gelauscht, Dem jungen Förster oft den Tod geschworen, Er zieht das blanke Messer, weinberauscht, Und ruft ihm wüthend zu: Du bist verloren! Und horch! da tönt mit leisem Feierklang Das Glöcklein in der nahen Bergkapelle;

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 3

1861 - Stuttgart : Hallberger
3 rufen wurden, legten den Grund zu Preussens späterer Grösse und Wohlfahrt. Auch als Krieger zeichnete sich der grosse Kurfürst aus. Der eroberungssüchtige König von Frankreich, Ludwig Xiv., hatte Versuche gemacht, das Herzogthum Jülich, Cleve, Berg wegzunehmen, und defc Kurfürst war dahier zur Vertheidigung seiner Erbländer an den Ehein ge- zogen. Währenddem hetzte Ludwig die Schweden auf, und diese fielen in Brandenburg ein, wurden aber von dem wackern Derflinger, der es vom Schneidergesellen bis zum General gebracht hatte, übel em- pfangen. Indessen eilte der Kurfürst mit seinem Heere herbei, und bei Fehrbellin kam es zur Schlacht, in welcher die Feinde eine bedeutende Niederlage erlitten. Während der Schlacht war der Kur- fürst selbst in grosser Gefahr gewesen. Er ritt nämlich einen Schim- mel, wodurch er den Schweden kenntlich war, die sofort ihr Geschütz auf ihn richteten. Der Stallmeister Proben bemerkte dies, gab unter einem Vorwände dem Fürsten seinen Rappen und bestieg selbst den Schimmel, worauf die Feiude ihn für den Kurfürsten hielten, und gleich nachher sank der treue Diener von einer Kugel durchbohrt vom Pferde. In folgenden Versen ist die heldenmüthige Aufopferung des edlen Frohen umständlicher geschildert. Der grosse Kurfürst. 1640—1688. I * r 1. Man fraget nach den Quellen des mächtig fluthenden Stroms; Man fragt nach dem Erbauer des riesenhaften Doms ; So höret, wer zum Baue den festen Grund gelegt, ln dessen Höh’ wild Tiefe sich Licht und Leben regt! 2. Sein Name Friedrich Wilhelm, wie nennt ihn der so gut! Wohl war er reich an Frieden, der auf dem Sieg beruht; Ersehnter Helm den Schwachen, war ihm die Wehr willkommen, Wenn’s Schlacht galt oder Wache zu seines Landes Frommen. 3. Als ringsum Krieg entbrannte, da ward der Held geboren (1620), Der seines Landes Wunden zu heilen war erkoren; Vom Sturm der Zeit gestählet, spiesh er als Knabe schon Des Waldes Eber und Wölfe, der kühne Fürstensohn. 4. Da ihn mit zwanzig Jahren zum Throne Gott berief, Weckt er des Volkes Thatkraft, die nutzlos, rühmlos schlief; Man staunt des weisen Jünglings, man freut sich seiner Kraft, Durch Beide, stets verbunden, er Wunder wirkt und schafft. 5. Das rege Holland hatt’ ihm viel Hand’ und Köpf gesandt, Und Leben und Streben erfüllte Werkstatt und Ackerland; Doch als nun die Franzosen nach deutschem Land gelüstet, Da sah die Brandenburger der Rhein zuerst gerüstet.

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 16

1855 - Mainz : Kirchheim
16 20. Die zwei Könige am Krankenbette. Als Ferdinand Ii. einst auf der Jagd sich befand, hörte er von der Ferne den Ton einer kleinen Glocke. Er befragte die Jäger, was dieser Ton zu bedeuten hätte und erhielt zum Bescheid, daß eben ein Priester die heilige Wegzehrung zu einem Kranken trage. In größter Eile sprengte nun Ferdinand davon und, nachdem er den Prie- ster eingeholt, stieg er vom Pferde und begleitete—andächtig betend — zu Fuß denselben bis zum Kranken. Nachdem dieser versehen war, sprach der Priester, der den edlen Begleiter sogleich erkannt hatte, zu dem Kranken: „Freue dich, mein Freund! heute sind zwei Kö- nige bei dir eingekehrt, nämlich der König aller Könige und sein würdigster Stellvertreter auf Erden — König Ferdinand von Böhmen !" — Der fromme Ferdinand beschenkte noch die Fa- milie des armen Kranken mit Gold und kehrte dann heiter wieder zur Jagd zurück. — Derselbe große Ferdinand verließ jedesmal, wenn er auf der Straße dem heiligen Altarssacramente begegnete, eiligst seinen Wagen oder sein Pferd, und kniete sich auf den Boden, mochte dieser auch noch so schmutzig sein, nieder, um seinen Herrn anzubeten und seinen Segen zu empfangen. Joh. Ev. Schmid. 21. Morgengebet. 0 wunderbares, tiefes Schweigen, Wie einsam ist’s noch auf der Welt! Die Wälder nur sich leise neigen, Als ging der Herr durch’s stille Feld. Ich fühl’ mich recht wie neu geschaffen, Wo ist die Sorge nun und Noth? Was mich noch gestern wollt erschlaffen. Ich schäm’ mich dess im Morgenroth. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke Will ich, ein Pilger, frohbereit Betreten nur, wie eine Brücke, Zu dir, Herr, über’m Strom der Zeit. Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd, Und schnöden Sold und Eitelkeit: Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd Schweig ich vor dir in Ewigkeit. Jos. v. Eichendorff 1) Damals war nämlich Ferdinand noch nicht Kaiser.

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 55

1855 - Mainz : Kirchheim
55 sind dies meine thörichten Tage!» — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen. «Das bin ich,» sagte sein blutendes Herz; und die Schlangenzähne der Reue gruben darin in den Wunden weiter. — Die lodernde Phantasie zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob drohend ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im Todtenhause zurückgebliebene Larve nahm allmählig seine Züge an. — Mitten in dem Kampfe floss plötzlich die Musik für das Neujahr vom Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Er schaute um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun glücklicher und besser, als er, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte : «0 ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht mit trocknen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte ! Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuern Eltern, wenn ich eure Neujahrs- wünsche und Lehren erfüllt hätte! » — Im fieberhaften Erin- nern an seine Jugendzeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch Aberglauben, der in der Neujahrsnacht Geisterund Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jünglinge, der sich einen Dorn auszieht, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. — Er konnte es nicht mehr sehen — er verhüllte das Auge — tausend heisse Thränen 'strömten versiegend in den Schnee — er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos : «Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!» — Und sie kam wieder, denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt. — Er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren kein Traum gewesen; aber er dankte Gott, dass er, noch jung, in den schmutzigen Gängen des Lasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die in’s reine Land der Aern- ten leitet. Kehre mit ihm, junger Leser, um, wenn du auf seinem Irrwege stehst! Dieser schreckliche Traum wird künftig dein Richter werden; aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: «Komm wieder, schöne Jugend!» — so würde sie nicht wieder kommen. Jean Paul. 64. Mannestvutz. Cs soll gleich einem Eichbaum stark Der Mann mit Stürmen ringen, Es soll ihm trotzig Bein nn- Mark Die Willenskraft -urch-ringen.

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 237

1855 - Mainz : Kirchheim
237 Ihn predigt Sonnenschein und Sturm, Ihn preist der Sand am Meere; Bringt, ruft auch der geringste Wurm, Bringt unserm Schöpfer Ehre! Mich — ruft der Baum in seiner Pracht, Mich — ruft die Saat, hat Gott gemacht; Bringt unserm Schöpfer Ehre. Erster Abschnitt. Naturgeschichte. Die Naturgeschichte oder Naturbeschreibung beschreibt die Natur- körper, nämlich die Mineralien, Pflanzen und Thiere. Die Mine- ralien, also genannt von den Minen oder unterirdischen Gruben, worin sie gewöhnlich gefunden werden, sind leblose, meistens feste Naturkörper, die keine Werkzeuge zur Aufnahme und Verdauung von Nahrungsmitteln und deßhalb auch kein Leben und keine Empfindung haben. Sie vergrößern sich nur durch äußeren Ansatz und lösen sich in Staub auf oder verwittern durch den Einfluß der Luft. Die Mi- neralien bilden die unterste Stufe im Reiche der Natur. Auf höherer Stufe stehen jene Körper, die eine Art von Leben, aber keine freie Bewegung haben, die Pflanzen. Sie haben unzählige kleine Oeff- nungen, durch welche sie Nahrung zu sich nehmen und dieselbe in vielen Röhrchen in Säfte verwandeln. In dem Umlaufe dieser Säfte besteht ihr Wachsthum und Leben. Noch höher, als die Pflanzen, stehen die Thiere, welche nicht nur belebt, sondern auch beseelt sind. Sie nehmen durch Eine Mundöffnung Nahrung zu sich und können sich willkührlich bewegen. Auf der höchsten Stufe der irdischen Geschöpfe steht der Mensch, den Gott mit einem unsterblichen Geiste begabt und zum Herrn der Schöpfung in seinem Namen ernannt bat. 1. Mineralien. Alle Mineralien kann man in vier Klaffen eintheilen: 1) Erd- und Steinarten; 2) Salze; 3) brennbare Mineralien; 4) Metalle. Erste Klasse. Erd - und Steinarten. 1. Kieselerde. Unter der großen Menge von Mineralien, woraus die feste Masse der Erde besteht, findet sich keins so häufig, wie die Kiesel- erde. Delln nicht blos zahlreiche ausgedehnte Felderstrecken aus Sandboden, sondern bei weitem die meisten und höchsten Gebirge mit ihren gewaltigen Felsblöcken sind aus derselben zusammengesetzt. Wer dies nicht sobald auf den ersten Blick sieht, der kann sich durch Be- trachtung der Erde auf dem Grunde und an den Ufern der abfließenden

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 13

1861 - Stuttgart : Hallberger
1 13 . Für diesmal einen Mundvoll nehmen.“ Pamina langte schüchtern zu. Indessen donnerten die Flüche Des Bratenmeisters in der Küche; Und er errieth den Dieb im Nu; Er stürmte fort ihn zu entdecken, Und feindlich führt ein Ungefähr, Den beiden Schmausenden zum Schrecken, Mit einem fürchterlichen Stecken, Ihn schnurstracks in den Garten her. Tamino setzte, wie mit Schwingen, Sich übern Zaun in Sicherheit: Doch, nicht gebaut zu solchen Sprüngen, Entkam der Löwenzwerg nicht weit, Ward jämmerlich vom Koch gebläut, Und liess sein Weh durch s Haus erklingen. „Was giebt's?“ begann der edle Hund Sarastro, ein betagter Pudel. Pamina that ihr Unglück kund. „0 Thörin,“ sprach der graue Mund, „Du hast in diesen Schlägestrudel . Durch einen Fehltritt dich gebracht! Pfui, deinem Magen blos zu Liebe Hast du mit einem Schelm und Diebe Vertraute Compagnie gemacht!“ „Ach lieber, alter Vater!“ sagte Das Hündchen, „warum schmälet ihr? — Tamino, wenn ihn Hunger plagte, "Kam fleissig auch als Gast zu mir. Saht ihr doch selber mich bisweilen Die kleine Schüssel mit ihm theilen, Und lobtet mich sogar dafür!“ „Ganz recht!“ erwiderte der Weise, „Die That war gut, die ich erhob. Wer fremdem Hunger seine Speise Mildherzig reicht, verdienet Lob. Gieb, wem du willst! da sei Bedenken Und kalte Vorsicht gern verbannt; Doch üaht man dir sich mit Geschenken, So nimm sie nur aus reiner Hand!“ (Langd ein.)

7. Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen - S. 23

1914 - Köln : Bachem
Joseph wird erhöht. 23 geträumt hatte. Als Joseph die Träume gehört hatte, sagte er: „Beide Träume bedeuten dasselbe. Es werden sieben fruchtbare Jahre kommen; da wird im ganzen Lande so viel wachsen, daß Menschen und Tiere es nicht verzehren können. Darauf werden auch sieben unfruchtbare Jahre kommen; im ganzen Lande wird fast nichts wachsen, überall wird Hunger und Elend sein. Darum suche sich der König einen klugen Mann; dieser soll in den sieben fruchtbaren Jahren den Überfluß an Früchten sammeln, damit man Vorrat habe in der Zeit der Hungersnot." 6. Besprechung. Die Gelehrten, die Pharao rufen ließ, konnten ihm alle nicht sagen, was die Träume bedeuten sollten. Da wurde noch einer gerufen! Wer? Woher kannte denn der König den Joseph? Ob Joseph wohl so, wie er war, aus dem Gefängnisse zum Könige geführt wurde? Man zog ihm bessere Kleider an. — Nun stand Joseph vor dem Könige und machte eine tiefe Verbeugung. Wo war das? Beschreibung! Wer war dabei? Was könnt ihr wohl von den Leuten sagen? Nun erzählte der König, was er geträumt hatte. Er- zähle das so, wie der König gesprochen hat! Erzähle, was Joseph dem Könige sagte! Welches sind fruchtbare Jahre, welches unfrucht- bare? Nennt Früchte, die auf dem Felde wachsen! Wenn kein Korn und kein Weizen wächst, dann kann der Müller kein Mehl mahlen, der Bäcker —, die Mutter —. Wie kam es, daß Joseph die Träume sofort deuten konnte? Der König freute sich, als er die kluge Deutung des Joseph hörte. Aber Joseph gab nun auch dem Könige einen guten Rat. Was sagte er zu ihm? 7. Ziel (Iii). Jetzt will ich euch erzählen, wie der König den Joseph belohnt hat. 8. Darbietung (Fortsetzung). Der Rat gefiel dem Könige und allen seinen Dienern. Er sprach: „Könnte ich wohl einen Mann finden, der so klug wäre, wie du bist? Siehe, du sollst jetzt Herr sein im ganzen Lande Ägypten. Alle Leute sollen tun, was du befiehlst!" Darauf nahm der König den Ring von seinem Finger und steckte ihn an Josephs Hand. Er bekleidete ihn mit kostbaren Kleidern und hängte ihm eine goldene Kette um den Hals. Dann ließ er ihn auf einem königlichen Wagen durch die Stadt fahren. Ein Diener mußte vor dem Wagen herlaufen und dem Volke zurufen: „Beuget die Knie vor ihm; denn er ist jetzt Herr und Gebieter in ganz Ägypten!" 9. Besprechung. Der Rat gefiel dem Könige. Wem noch mehr? Als Joseph vor dem Könige stand, waren viele Diener und vornehme Herren dabei, die hörten alle, was Joseph sagte. Was alle die Ge- lehrten nicht wußten, das wußte Joseph. Er war also der klügste

8. Realienbuch - S. 267

1885 - München : Oldenbourg
223. Otto I. von Wittelsbach. 267 Es nickt als wie im Traume; sein Aug’ halb offen zwinkt, und je nach langem Raume er einem Knaben winkt. Er spricht im Traum zum Knaben: „Geh vor das Schloss, o Zwerg, und schau, ob noch die Raben herfliegen um den Birg. Und wenn die alten Raben noch fliegen immerdar, so muss ich auch noch schlafen verzaubert hundert Jahr.“ 223. Otto I. von Wittelsbach. Auf dem Rückzüge von Italien im Jahre 1155 nahm Kaiser Friedrich der Rotbart mit dem deutschen Heere seinen Weg durchs Etschthal, um über den Brenner nach Deutsch- land zu gelangen. Auf diesem Wege kam er über den Eng- paß von Chiusa (spr. Kjüsa), die Berner Klause genannt. Dort sperrten links der Strom, rechts steile Felswände und eine unzugängliche Burg, in welcher der Ritter Alberich von Verona hauste, gänzlich den Paß. Alberich verwehrte dem Kaiser den Vorbeizog und drohte, er werde große Steine von der Burg hinab auf das deutsche Heer schleudern, wenn der Kaiser nicht für den freien Durchzug eine große Summe Geldes und jeder Ritter Harnisch und Pferd ausliefern würde. Diese schimpfliche Bedingung einzugehen, war wider die Ehre, und wieder zurückzukehren, war unmöglich, denn die Mailänder und Veroneser hatten alle Ausgänge besetzt. Der Untergang schien unvermeidlich. Da erbot sich Psalzgraf Otto von Wittelsbach, der sich im Gefolge des Kaisers als Bannerträger befand, die steilen Felsen zu ersteigen. Mit dreihundert Männern, den kühnsten und stärksten des Heeres, geht er landeinwärts und klettert auf gefährlichen, ungangbaren Pfaden aufwärts. Der Kaiser und das Heer harren ängstlich von Stunde zu Stunde. Plötzlich weht auf der höchsten Spitze des Felsens die Reichs- fahne! Die Italiener, fünfhundert an der Zahl, werden von Otto angegriffen, und die meisten fallen im Kampfe; nur Alberich und elf Genossen, welche gefangen wurden, müssen am Galgen sterben. Diese mutige Handlung hat der Kaiser dem Wittelsbacher nicht vergessen, wie wir bald hören werden. Die lombardischen Städte empörten sich immer wieder gegen Kaiser und Reich; sie wollten unabhängig werden von Deutschland. Der Kaiser Friedrich mußte deshalb wiederholt gegen sie ins Feld ziehen, im Jahre 1174 zum fünften Male. Aber dieser Feldzug nahm einen unglücklichen Verlauf. Der Kaiser ließ durch Eilboten die deutschen Fürsten zur Hilfe-

9. Realienbuch - S. 309

1885 - München : Oldenbourg
261 König Wilhelm im Lazaret. 262. Friedensbilder über Todesweh. 309 Streiter des 1. September waren sich wohl bewußt, was sie erstritten und welche Opfer die glorreichen Kümpfe erfordert hatten, die das Schicksal zweier mächtigen Nationen entschieden. 261. König Wilhelm im Lazaret. Eines Tages durchschrittkönig Wilhelm die Lazaretsäle zuversailles. Überall tröstete er, und oft war es schon der bloße Anblick seines lieben, freundlichen Gesichts, welcher die arinen verwundeten auf Augenblicke ihre Schinerzen vergessen ließ. — Diesmal trat er auch zu der Lager- statte eines jungen verwundeten Infanteristen. Der war infolge eines Schlafpulvers eingeschlummert und hatte ein Albuin von Gedichten vor sich liegen. Der König trat leise, uin den armen verwundeten nicht zu stören, hinzu, nahm den neben dem Album liegenden Bleistift und schrieb die wenigen Worte hinein: „Mein Sohn, gedenke Deines treuen Königs I Wilhelm." Der Soldat erwachte, und reiche Thränen perlten ihm beim Anblick dieser Zeilen aus den Augen, wenige Tage darauf besuchte der König wiederum das Lazaret und trat sofort auf den Infanteristen zu, drückte ihm freundlich die ksand und tröstete ihn. Totenbleich, mit halb- gebrochenen Augen starrte er ins Leere. Kaum jedoch hatte er seinen König erkannt, als er sich mit der letzten Kraft seines Körpers empor- richtete, denkönig mit leuchtenden Augen anblickte und sagte: „Majestät, ich werde Ihrer ewig gedenken, auch dort oben. — Amen." — Ermattet sank er zurück, und ein leises Röcheln verkündete, daß er ausgelitten hatte. — Der König schloß ihm sanft die Augen, und eine Thräne rollte dem greisen Fürsten in den weißen Bart. 262. Friedensbilder über Todesweli. I. Unter dem roten Kreuze. Die Bestimmungen des sogenannten Genfer Vertrages (Konvention) haben in den Kriegsjahren 1870 und 1871 viel Segen gestiftet und viel Elend gemildert. — Dieselben enthalten folgendes: Alle Feldlazarete und Militär-Hospitäler, die Kranke und Verwundete enthalten, sind neutral, d. h. es darf von beiden kriegführenden Teilen auf sie nicht geschossen werden. Ebenso sind alle Ärzte und Wärter, die zu ihnen gehören, alle, die Verwundete transportieren, und alle Feldgeistlichen unantastbar und dürfen nicht gefangen genommen werden. Vorräte, Lebensrnittel und Heilmittel, die für die Imzarete herbeigeführt werden, darf der Feind nicht wegnehmen, wie es sonst im Kriege geschieht. Auch alle Landesbewohner, die den Ver- wundeten zu Hilfe eilen, sollen geschont werden und frei bleiben. Jeder Verwundete, der in einem Hause aufgenommen und verpflegt wird, dient diesem Hause als Schutz, so dass dasselbe von Einquartierung und von einem Teile der Kriegssteuern frei bleibt. Verwundete oder kranke Krieger sollen aufgenommen und gepflegt iverden ohne Unterschied, zu welchem Volke sie

10. Realienbuch - S. 302

1885 - München : Oldenbourg
802 255. König Maximilian I. von Bayern (1799—1825). ungerufen in das Schlafzimmer trat, fand er ihn tot, in derselben Lage, die er beim Niederlegen genommen hatte, ohne ein Zeichen des Schmerzes auf seinem Angesichte. Schlummernd war er durch die dunkle Pforte des Todes gegangen. Die Bestürzung des Volkes war groß, die Trauer allgemein. Es war die Wehklage verwaister Kinder um einen geliebten Vater — ein aufrichtiger Schmerz tiefer Liebe; und jede der zahllosen Thränen, die aus vollen Herzen um ihn flössen, war ein Opfer der Dankbarkeit und ein stummes Lob des unvergeßlichen Königs. Einige Zeit nach seinem Tode wurde nebst vielen andern Dingen auch die Menagerie verkauft, die er in Nymphenburg gehalten hatte: viele seltene Tiere mannigfaltiger Art, auch überseeische Papageien und Stare. Von den letzteren waren schon alle verkauft: nur einer war noch übrig, der letzte und von unscheinbarem Äußern. Still und mit struppigem Gefieder saß er auf der Stange, als ob er sich noch über den Tod seines Herrn betrübte, wie etwa ein alter Diener, wenn nach dem Tode seiner Herrschaft das Hausgeräte fort- geschafft wird, unter dem er alt und grau geworden war. stumm umhergeht und sich grämt, daß er das alles überlebt. Als nun der alte, unscheinbare Vogel unter den Hammer kam, bot niemand darauf, und nachdem ihn der Ausrufer drei- oder viermal angeboten hatte und alles schwieg, wurde der Käfig mit dem Star in eine Ecke beiseite gesetzt und andere Dinge wurden ausgerufen. Auf einmal schallt es in der Ecke: „Max Joseph, Vater Max!" — Alle Köpfe wen- deten sich um nach der Seite hin, woher der Ruf kam. „Wer ist's? Wer ruft?" fragten viele; und da einer, der dem Käfig zunächst stand, sagte: „Es ist der Star, der weg- gesetzt worden ist", da riefen alle wie aus einem Munde: „Den Star, den Star her!" So kam der unscheinbare Vogel mit einem Male zu Ehren, weil es eben jedem vorkam, als habe die treue Liebe, die er selbst im Herzen hegte, durch den Vogel eine Stimme bekommen. Der Star selbst aber, da alles um ihn her lebendig wurde, und alle Anwesenden ihn liebkosten und lobten, wurde nun auch ganz munter und rief in einem fort: „Max Joseph! Vater Max!" nicht wie man zu sagen pflegt, als ob er dafür bezahlt würde, sondern so recht aus vollem Herzen. Da wollte nun jeder den beredt gewordenen Vogel haben, und die Gebote jagten und überstiegen sich, so daß wohl nie ein Star so teuer
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