Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
290
139. In der Münze.
Hier ist ihnen keine lange Ruhe vergönnt. In offenen Pfannen
oder kupfernen Zylindern unter Luftabschluß werden sie nochmals
geglüht, um allen Schmutz, der ihnen anhaftet, zu verbrennen und
das Metall weicher zu machen, und dann erhalten sie den Auftrag,
sich für den letzten feierlichen Akt, das Prägen, zu waschen. Sie
wandern in die Beize, wo zwei Männer ihnen bei der Toilette
hilfreich zur Seite stehen. Sie nehmen aber keine Mandel- oder
Veilchenseife zum Waschen, sondern gehen ihnen mit verdünnter
kochender Schwefelsäure zu Leibe. Nachdem die Säure das Kupfer
aus der Oberfläche gebeizt hat, erscheinen die Plättchen hellgelb
und glänzend. Nun werden sie mit Wasser tüchtig gewaschen, auf
heißen Tischplatten ausgebreitet und durch Abreiben mit wollenen
Tüchern getrocknet.
Der Erniedrigung folgt endlich der gerechte Triumph. Ge-
rändelt und gereinigt gleiten die Plättchen in das Zubringerohr der
fieberhaft arbeitenden Prägmaschine, welche sie einzeln
nach der Reihenfolge zwischen zwei mit gewaltiger Kraft gegen-
einander strebende Stahlstempel führt, die sie so fest umfassen, daß
sich das Edelmetall oben und unten in die Vertiefungen der Stempel
preßt, was man „Prägen" nennt.
Da rollen die zur Würde von Münzen erhobenen Goldstücke
aus der Maschine heraus und betten sich iv ihrer jungen Größe
verführerisch nebeneinander. Wer ihnen etwas an ihrer Würde oder
Ehre „abschneiden" wollte, würde mit den Gesetzen in Widerspruch
geraten. Der Münzbuchstabe A, Zeichen der Münzstätte Berlin,
der auf dem Avers so bescheiden unter dem Bilde des Kaisers hervor-
blickt und nur auf einigen Scheidemünzen die Keckheit hat sich zwei-
mal zu zeigen, macht es dem Zehnmarkstück unmöglich seine Vater-
stadt Berlin zu verleugnen. 6 bezeichnet Hannover, C Frankfurt,
D München, E Muldener Hütte in Freiberg i. S., E Stuttgart,
G Karlsruhe, H Darmstadt und J Hamburg. In Hannover, Frank-
furt und Darmstadt wird nicht mehr geprägt.
In großen Behältern, welche Fleischerschüsseln ähnlich sehen,
werden die glitzernden Goldstücke nun in das Münzkontor gebracht,
wo sie gezählt und aufbewahrt werden. Bald wird sie die Reichs-
bank in ihre Kassen und Keller überführen und nach und nach in
den Verkehr bringen. Dann wandern sie durch ehrliche und unehrliche
Finger, aus den Geldschränken der Bankiers in die Strümpfe alter
Frauen, von der schwieligen Hand des Arbeiters in das wohlge-
pflegte Händchen vornehmer Damen. Lange Jahre liegen sie ruhig
in den Kisten zinsenverschmähender Geizhälse, bis sie dann plötzlich
verurteilt werden, ein unruhiges Dasein in der Börse des ver-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Muldener_Hütte
Extrahierte Ortsnamen: Goldstücke Berlin Berlin Hannover Frankfurt D_München Freiberg Stuttgart Karlsruhe Darmstadt Hamburg Hannover Frank- Darmstadt Goldstücke
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156. Die Entstehung der Nürnberger Börse.
339
den Markt ausläutet. Auf allen Straßen ziehen die Karren und
Menschen zum Tore hinaus, in der Stadt aber dauert die Bewegung
fort. Am Abend freut sich der Bürger geschäftslos des Lebens
in den Straßen und Gassen. Straßen und Märkte füllen sich, Neuig-
keiten werden ausgetauscht, an Türen und Fenstern werden Grüße
und Scherzreden gewechselt. In den Straßen wird es finster; denn
Beleuchtung gibt es noch nicht. Nur wenn vornehme Gäste im Orte
lagen und in Nächten, wo Feindesgefahr drohte, befahl der Rat,
daß jeder eine Laterne vor sein Haus hänge, eine Fackel oder Blech
mit brennendem Kienholz. Die Vornehmen besuchen die geschlos-
senen Gesellschaften ihrer Geschlechterstuben. Der Handwerker
sucht die Zechstube der Innung. In öffentlichen Schenken herrscht
ein buntes Leben und oft ein wüstes Treiben. Man warf einander
die Krüge ins Gesicht, stieß Tische und Bänke um und geriet einander
in die Haare, bis der starke Wirt Frieden stiftete. Das lustige Leben
der Schenke hört auf, sobald die Ratsglocke zum ersten Male läutet.
Dann müssen alle Häuser geschlossen werden und kein Wirt darf
im Hause schenken. Nach dem letzten Läuten soll niemand auf der
Straße sein; sonst wird er angehalten und auf die Wache geführt.
Das Hämmern in der Werkstatt und der Lärm auf den Gassen
ist vorüber; nur die Stadtwache schreitet durch die menschenleeren
Gassen und der Nachtwächter. Reiche und arme Bürger haben die
Ruhestatt aufgesucht. Dann bellen die Hofhunde einander zu; vom
Flusse her dringt die kühle Nachtluft in die leeren Gassen und auf
dem Turme hält der Wächter seinen Umgang und späht in die
dunkle Nachtluft, bis sein Hornruf und das Frühgeläut der kleinen
Glocken das Anbrechen eines neuen Arbeitstages verkünden.
G. Freytag. (Gekürzt.)
156. Die Entstehung der Nürnberger Börse.
Wann und wie die Zusammenkünfte der Nürnberger Kaufleute
am Herrenmarkt zur täglichen Übung geworden sind und börsen-
artigen Charakter angenommen haben, entzieht sich genauerer ge-
schichtlicher Betrachtung. Sicher ist, daß es am Markte schon im
ausgehenden 15. Jahrhundert Einrichtungen gab, die auf eine
fortgeschrittene Handelstechnik schließen lassen. Das Maklerwesen
zum Beispiel hatte sich ausgebildet in dem Institut der geschworenen
Unterkäufel, die als öffentliche Amtspersonen in Eid und Pflicht
des Rates standen. Sie befaßten sich hauptsächlich mit der Ver-
mittlung im Spezereigroßhandel, in dem am frühesten die Spe-
kulation um sich griff; dann mit der Vermittlung von Wechselbriefen
und Leihkapitalien, woraus sich in der Folge allmählich ein börsen-
22*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
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Geschlecht (WdK): Jungen
292
140. In der Zählkasse der Reichsbank.
Außer der Straßenbahngesellschaft schicken auch die anderen
Verkehrsinstitute, wie die Eisenbahnkassen, ihr Kleingeld an die
Reichsbank um es auf Giro-Konto einzuzahlen. Große Banken
schicken ganze Wagenladungen von Silbergeld und von dem Ber-
liner Viehhofe z. B. kommen wöchentlich gegen 600 000 Mark in
Silbergeld an die Zählkasse der Reichsbank.
Was geschieht nun mit dem Kleingelde? Es wird, wie schon
erwähnt, zunächst an die Hauptkasse abgeliefert und diese gibt es
wiederum aus. Es gibt zu gewissen Zeiten in der Öffentlichkeit
großen Bedarf an Kleingeld, z. B. Sonnabends, wenn die Fabriken
und Werkstätten ihren Arbeitern den Lohn auszahlen. Dann herrscht
eine solche Nachfrage nach Kleingeld in der Reichsbank, daß an
Stelle der sonst vorhandenen zwei Wechselkassen deren sechs bis acht
errichtet werden. Die Deutsche Reichsbank ist nämlich außerordent-
lich gefällig und wechselt unentgeltlich jede Münze ein, während die
Pariser und die Londoner Bank nur Papier in Gold umtauschen.
Auch an ihre Filialen sendet die Reichsbank viel Kleingeld, besonders
in die Jndustriebezirke, die an den Lohntagen gleichfalls einen
großen Bedarf von Kleingeld haben. Für den Transport werden
die Rollen dann in besonders feste Beutel und in Fässer verpackt,
die sofort dem Extrapostamte, das sich unmittelbar neben der Zähl-
stelle befindet, zur Beförderung übergeben werden.
Es gibt wohl keine schmutzigere Beschäftigung als dieses Geld-
zählen, besonders wenn es sich um Silber-, Nickel- und Kupfer-
münzen handelt. Von dem Schmutze, der sich bei dem Wandern
der Münzen an diese ansetzt, herrscht ein widerwärtiger Geruch
in den Zählräumen. Für die Zähler sind Vorkehrungen getroffen,
daß sie sich immer wieder nach kurzen Zwischenräumen die Hände
mit warmem Wasser und Schwefelseife reinigen können.
Begeben wir uns nun nach der nächsten und vornehmeren Ab-
teilung der Zühlkasse, nämlich zu derjenigen, die Gold bearbeitet und
tresormäßig packt. Wer in seinem Leben nicht viel mit Gold zu tun
gehabt hat, der glaubt sich in eine der Zauberhöhlen versetzt, von denen
uns die alten Märchen berichten. Gold liegt auf den Tischen, Gold
liegt in den hölzernen Mulden, Gold liegt in Hunderten und Tau-
senden von Beuteln auf dem Fußboden; kurzum, wohin der Blick
fällt, Gold und immer wieder Gold und zwar in der Gestalt von
2o- und 1o-Markstücken. Das Papier, das für die Goldrollen ver-
wendet wird, ist rötlich gefärbt. Bevor die Goldmünzen abgezählt
und in Rollen von je 50 Stück gepackt werden, wiegt man sie mittels
einer automatischen Vorrichtung. In der Mitte des Raumes, in
dem vier Goldzähler arbeiten, steht ein großer Tisch und auf diesem
befinden sich in Glaskästen die automatischen Manen. welche durch
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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Geschlecht (WdK): Jungen
342
156. Die Entstehung der Nürnberger Börse.
Bischer, Georg Tramer, Lienhard Strolmitz, Gabriel Premier,
Michel Scherl, Wolf Rehlein, Hans Schell, Tobias Hundertpfuttd,
Bartholme Nittinger, Kaspar Nütze! der Jüngere, Lienhard Thoma,
Esaias Kleewein, Matthias Praun, Hieronymus Scheidter, Samson
Ballo, Franz Straub, Georg Seckler, Konrad Jmlandt, Stephan
von Werda, Thomas Egerer, Christoph Harsdörffer, Hieronymus
Hopser, Paulus Walthurner, Lienhard von Werda, Philipp Schön-
born, Mathes Fetzer, Melchior Peckh, Georg Scheurl, Endres Strauß,
David Mair.
Also, patrizische Namen und solche von ehrbaren Geschlechterit
wechseln in bunter Reihe mit einfach bürgerlichen. Die Kaufmann-
schaft trat geschlossen auf. Der Rat willfahrte ihrer Bitte und erließ
am 16. Mai 1560 die gewünschte Marktordnung, welche die Kauf-
mannschaft auf eine Tafel aufschreiben und am Markte aufhängen
ließ. Täglich vormittags um 11 Uhr und nachmittags um 6 Uhr,
so war bestimmt, sollte der Markt abgeläutet werden. Wer nach
diesem Glockenzeichen noch auf dem Platze in Geschäften betroffen
wurde, verfiel einer Geldstrafe von einem Goldschilling, die sofort
in eine dazu bereite Büchse zu zahlen war. Alsbald bestellten die
Kaufleute in der Person des Taschners und Predigtstuhlmachers
Hans Ofner, der einen Kramladen am Herrenmarkte innehatte,
einen Ablüuter, mit der Befugnis, allen Übertretern der neuen
Ordnung die festgesetzte Strafe nach des Rats Geheiß abzufordern.
„Am 16. April 1560 ward die Marktglocken angefangen zu läuten
und nachfolgender Reimen im Marktgewölblein angeschrieben,
darneben aber ein Glöcklein hinzugemalt:
Fünfhundert und sechzig Jahr
Am 16. Aprilis war
Erstlich geläut' die Marktglocken
Den Kaufleuten zum Frohlocken,
Daß ein jeder weiß, an- und abzugan
Zu rechter Zeit, und handeln kann.
Doch welcher die Glocken verschlaft,
Der wird um einen Schilling gestraft.
Zu einer Ordnung auf das Best'
Für die Bürger und für die Gast,
Das Glöcklein Wolf Kern hat aufgebracht
Zu gemeinen Nutzen gar wohl bedacht."
So erzählt das Marktbuch. Andere Nachrichten melden, daß
die Kaufmannschaft das Ereignis mit großem Jubel feierte. Ihrem
Führer Wolf Kern gab sie ein solennes*) Festmahl auf der Herren-
trinkstube und verehrte ihm einen kunstvollen Ehrenbecher zum
Dank. Das Marktglöcklein als solches war doch gewiß nicht dieses
i) feierliches.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Tramer Lienhard_Strolmitz Gabriel Michel_Scherl Wolf Hans_Schell Tobias_Hundertpfuttd Bartholme_Nittinger Kaspar_Nütze Lienhard_Thoma Esaias_Kleewein Matthias_Praun Hieronymus_Scheidter Samson
Ballo Franz_Straub Franz Georg_Seckler Konrad_Jmlandt Konrad Stephan
von_Werda Thomas_Egerer Christoph_Harsdörffer Hieronymus
Hopser Paulus_Walthurner Lienhard_von_Werda Philipp_Schön- Philipp Mathes_Fetzer Melchior_Peckh Georg_Scheurl Endres_Strauß David_Mair David Hans_Ofner Wolf
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354
161. Post, Telegraphie und Fernsprechwesen.
19. Jahrhunderts ein einfacher Brief von Danzig bis Frankfurt a. M.
15 Silbergroschen, von Berlin bis Memel 8 Groschen, von Berlin
bis Halberstadt 4% Groschen kostete. Erst 1868 wurde für den Nord-
deutschen Bund der Einheitstarif von einem Silbergroschen für den
Brief eingeführt. Weiter wurde dem Verkehr gedient durch die
Verbilligung des Paketportos, durch die bessere Ausgestaltung der
Geldversendung usw.
Die größten Verdienste um die Entwicklung des deutschen
Postwesens hat sich der Generalpostmeister, spätere Staatssekretär
Heinrich v. Stephan (1831—1897) erworben; seiner Idee und
Initiative verdankt die gesamte Kulturwelt die 1874 erfolgte Be-
gründung des allgemeinen Postvereins, des späteren Weltpost-
vereins, infolgedessen die Landesgrenzen dem Postverkehr keine
Schranken mehr setzten und sämtliche Postlinien jedes Vereins-
landes für die Benützung der Verwaltung jedes anderen freigegeben
wurden. Es würde zu weit führen, wollten wir einen zahlenmäßigen
Nachweis bringen über die Entwicklung der Leistungen der Post-
verwaltung. Es sei nur noch bemerkt, daß 1909 im ganzen Deutschen
Reiche von 40 769 Postanstalten mit 309008 Beamten, Unterbeamten
usw. 5821 Millionen Briefsendungen, 248,8 Millionen Pakete
ohne Wertangabe, 12,2 Millionen Briefe, Pakete usw. mit Wert-
angabe im Gesamtbeträge von 19,6 Milliarden Mark, Nachnahme-
sendungen im Betrage von 1174 Millionen Mark, eingegangene
bzw. aufgegebene Postanweisungen von 11 121 bzw. 11 075 Mil-
lionen Mark bearbeitet wurden.
Die Telegraphie entwickelte sich im engsten Anschluß an das
Postwesen. Schon früh hatte man ein dringendes Bedürfnis nach
einer Beschleunigung der Nachrichtenvermittlung verspürt. Vor Erfin-
dung der elektrischen Telegraphen benutzte man im 19. Jahrhundert
die sog. optischen Telegraphen, deren bedeutendste Linie die von Berlin
nach Köln war. Der erste elektrische Telegraph in Deutschland wurde
1844 auf der Eisenbahnstrecke Kassel—wiesbaden—biebrich er-
öffnet; 1846 entstand die Strecke Berlin—potsdam und Bremen—
Bremer-Hafen, 1847/48 die von Berlin nach Frankfurt a. M. (von
Siemens gebaut). Im Jahre 1849 stellte Preußen das neue Ver-
kehrsmittel, das bisher nur staatlichen Zwecken gedient hatte, dem
Publikum zur Verfügung. Doch bestand auch hier ein nach der Ent-
fernung abgestufter Zonentarif; so kostete nach dem preußischen
Tarif von 1849 ein Telegramm von 20 Worten für jede Meile
iy2 Silbergroschen, zur Nachtzeit das Doppelte. Am erschwerendsten
wirkte auf die schnellere Verbreitung der Telegraphie die Ver-
schiedenartigkeit der Telegraphenapparate und Leitungen. Diesen
Mißständen half der 1850 zwischen Österreich und Preußen, Bayern
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_v Heinrich Stephan_(
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Frankfurt_a._M. Berlin Berlin Halberstadt Berlin Deutschland Eisenbahnstrecke Bremen Berlin Frankfurt_a._M. Siemens
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
358
162. Die deutsche Handelsflotte.
Die deutsche Handelsflotte hat einen Wert von mindestens
800 Mill. Mark und ist im Besitze großer Aktiengesellschaften, welche
man Reedereien nennt. Die größten deutschen Reedereien zählen
zu den größten der Welt; es sind die „Hamburg-Amerika-Linie"
und der „Norddeutsche Lloyd" in Bremen. Jene ward 1847 als
Hamburg-Amerikanische Paket-Aktiengesellschaft (Hapag) gegründet,
zählt jetzt 142 Schiffe mit rund 670 000 Bruttotonnen und 153 Mil-
lionen Mark Wert. Dieser entstand 1857, zählt 163 Schiffe mit
580 000 Bruttotonnen und 170 Mill. Mark Wert. Sie haben nament-
lich den riesenhaften Verkehr mit Amerika vermittelt und viel dazu
beigetragen den deutschen Handel von England unabhängig zu
machen. Sie haben die englisch-o st asiatische Dampfer-
flotte (etwa 25 Schiffe) aufgekauft und dadurch den gesamten
südostasiatischen Schiffahrtsverkehr erworben. Die Hamburg-
Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesell-
f cf) st f t vermittelt vornehmlich den südamerikanischen Verkehr und
die deutsche Levantelinie den wachsenden Mittelmeer-
verkehr. Weitere große Dampfergesellschaften sind die „Hansa",
der „Neptun", die „Deutsch-Ostafrika-Linie", die „Deutsch-Austra-
lische", die „Woermann-Linie", usw.
Der Aufschwung unserer Handelsflotte ist durchaus nicht ohne
Bedeutung, denn dadurch fließt viel Geld nach Deutschland; betrugen
doch um 1900 die gesamten Transporteinnahmen der deutschen
Handelsflotte gegen 250 Millionen Mars jährlich. Eng-
land aber bezieht fast alljährlich durch seine Schiffsfrachten allein
1800 Millionen Mark vom Auslande, beinahe 1/2 des gesamten
Einkommens des Königreichs Bayern. Selbst noch V3 des deutschen
überseeischen Handelsverkehrs besorgt die englische Flotte. Dieses
Geld aber können wir selbst verdienen, wenn wir unsere Handels-
flotte noch mehr vergrößern. Je mehr diese wächst, desto mehr
wachsen auch unsere Einnahmen.
Früher war Deutschland auch in Bezug auf den Schiffs-
bau ganz und gar von England abhängig. Fast alle größeren Schiffe
und selbst die Kriegsschiffe wurden noch 1871 in England ge-
baut. Dadurch floß natürlich viel deutsches Geld nach England.
Heute besitzt Deutschland drei Staatswerften in Kiel, Wil-
helmshaven und Danzig, dazu über 20 größere Privat-
fchiffsbauwerften. Die bedeutendsten Schiffswerften, welche auch
Kriegsschiffe bauen, sind „Vulkan" in Stettin, „Germania-Werft"
in Kiel, „Blohm & Voß" in Hamburg, die „Weser" in Bremen,
„Schichau" in Danzig usw. 1906 stellten sie fertig 211 Kauffahrtei-,
63 Fluß- und 28 Kriegsschiffe für deutsche und 2 Kriegs-, 16 Kauf-
fahrtei- und 39 Flußschiffe für fremde Rechnung. Auswärts wurden
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Amerika England Hamburg-
Südamerikanische_Dampfschiffahrtsgesell- Deutschland Bayern Deutschland England England England Deutschland Kiel Danzig Stettin Kiel Hamburg Bremen Danzig
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Geschlecht (WdK): Jungen
348
159. Die alten Zollschranken.
Nach einigen Stunden standen die Reisenden an der hannover-
schen Grenze vor einem Zollhause. Ein Beamter trat an den Wagen-
schlag und fragte: „Haben die Herrschaften etwas Zollbares?"
Der Herr Professor sprach mit Gewissensruhe: „Nein!" während die
Frau Professorin leicht errötete. „Ich muß Sie bitten auszusteigen;
der Wagen muß untersucht werden," begann der Beamte wieder.
Willig stiegen die Insassen aus, der Beamte in den Wagen,
aber ebenso schnell wieder heraus. „Es war dies meine Pflicht,"
sagte der höfliche Hannoveraner; „reisen Sie glücklich," fügte er
hinzu. Ohne Anstand ging die Reise weiter. Andern Tags standen
die Reisenden vor einem Schlagbaum von Bückeburg. Dort spielte
sich eine ähnliche Untersuchung ab, die ebenso glücklich ablief. Mit
unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Professor wieder zu Wagen,
während um die Lippen der Frau Professorin ein triumphierendes
Lächeln spielte.
Es dauerte nicht zwei Stunden, so hielten die Reisenden vor
einem Zollhause von Lippe-Detmold. Der herantretende Zoll-
wächter machte ein höllisch brutales Gesicht und verlangte den Wagen
zu untersuchen, obwohl die Reisenden auf Ehrenwort versichert
hatten etwas Zollbares nicht zu besitzen.
Der Zollbeamte stieg in den Wagen, hob das Sitzkissen auf und
sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sack da?" rief der Beamte,
indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem erstaunten Herrn
Professor vor die Augen hielt. Die Frau Professorin wurde leichen-
blaß und fand es für das zweckmäßigste sofort in eine tiefe Ohnmacht
zu sinken. Ihr Gatte war durch diese Vorgänge entsetzlich erregt
und trug zunächst seine teure Gattin in das Zollhaus. Während der
Gatte die Gattin ins Leben zurückzurufen bemüht war, waren
die Zollbeamten beflissen den Sack Kaffee, welchen die Frau Pro-
fessorin gegen Willen und Wissen ihres Gatten heimlich mitgenommen
hatte, zu wiegen, den Zoll und die Strafe dafür zu berechnen. Als
dies alles fertig war, erwachte die Frau Professorin wieder. Der
Gatte war darüber glückselig, vergaß dabei die Erleichterung, die
seinem Geldbeutel soeben zuteil geworden, und war schonungsvoll
genug der angegriffenen Gattin jeden Vorwurf wegen des Kaffees
zu ersparen. Als sich aber die letztere wieder erholt hatte, so bestand
sie darauf, daß der kontreband gemachte Kaffee eingelöst, verzollt
und als zollpflichtiges Gut mit nach Hause genommen werde. So
ungern der Herr Professor darein einwilligte, so wollte er doch die
liebe Gattin nicht aufregen und löste deshalb den Kaffee ein.
Ohne weiter viel zu fragen nahm die Frau Professorin ihren
Kaffeesack, steckte denselben wieder in den Kutschkasten und hurtig
ging die Reise weiter.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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360
163. Die Entwicklung der deutschen Kriegsflotte.
zum Bau einer Flotte. Aber man blieb bescheiden; nur ein Kriegs-
fahrzeug wurde bewilligt und zwar nach dem Plane des Majors
Longe, der 1820 einen zweiten Flottengründungsplan ausarbeitete
mit 80 Fahrzeugen und 4300 Mann Besatzung. Jedoch besaß Preußen
noch 1823 erst 8 Fahrzeuge, von denen 5 armiert waren. Die
Widerstände gegen die Schaffung einer Flotte vermehrtet: sich und
auch die 1835 gepflogenen Beratungen der Küstenverteidigungs-
kommission führten zu keinem Resultat; das Ministerium lehnte die
Gelder für einige Ruderkanonenboote rundweg ab. Jede Aussicht
auf eine Rüstung zur See schien erloschen.
Da kam das Jahr 1848 mit seiner politischen Freiheit tlnd
es weitete auch den Gesichtskreis des deutschen Volkes. „Schleswig-
Holstein meerumschlungen" tönte es im deutschen Lande; aber das
Vorgehen der Dünen, die eine kleine Flotte besaßen, brachte erst
recht das Gefühl der Ohnmacht der Deutschen auf dem Meere zur
Geltung. Da rang sich der tausendstimmige Ruf den Besten der Deutschen
aus der Brust: Wir brauchen eine Flotte! Im Frankfurter National-
parlament wurde sofort der Antrag auf Schaffung einer deutschen
Marine eingebracht; nahezu einstimmig beschloß die Nationalversamm-
lung, für diesen Zweck 18 Millionen Mark zu bewilligen. Aber das Geld
hatten die einzelnen Regierungen aufzubringen und diese machten
zunächst keinen Anlauf hierzu. Da griff das deutsche Volk selbst ein.
Vereine und Komitees bildeten sich; bei festlichen Veranstaltungen
wurde für die Gründung einer Flotte Geld gesammelt; man erlebte
das erste Mal im Reiche die freudige Übernahme einer freiwilligen
Flottensteuer. In Hamburg stellte eine Reederei dem Senat drei
Fahrzeuge zur Verfügung und der dortige Flottenverein brachte
die Gelder für die Bewaffnung auf. So hat das deutsche Volk die
Anfänge seiner Flotte selbst geschaffen.
Zur Ausführung des Beschlusses der Nationalversammlung
wurde eine technische Marinekommission eingesetzt, deren Vor-
sitzender Prinz Adalbert von Preußen wurde. Im Mai 1848 ar-
beitete dieser eine Denkschrift aus und stellte als Mindestforderung
auf: 20 Linienschiffe, 10 Fregatten, 30 Dampfer, 40 Kanonen-
boote, 80 Kanonenschaluppen mit 18 000 Mann Besatzung; Kiel
sollte Hauptkriegshafen werden. Aber auch zu diesem Plane fehlte
das Geld; der Bund konnte endlich 2 Millionen Gulden flüssig
machen; 5 Fahrzeuge trugen die deutsche Flagge. An Mannschaften
fehlte es nicht; dafür sorgte die Begeisterung der deutschen Jugend.
Die junge Flotte zeigte sich sehr kampfesmutig. Als aber im Juli
1850 der Friede mit Dänemark zustande kam, da nahm die Be-
geisterung für die Flotte ab; am 2. April 1852 wurde von der Bundes-
versammlung die Auflösung der Flotte verfügt. Zwei Fahrzeuge
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
372
167. Deutschlands Außenhandel.
Mühen, von Kampf und Sorgen! Die Geschichte eines Menschen-
alters steigt vor uns auf! Ein Buch könnte man über diese Zahlen-
reihen schreiben und doch müssen wir unsere Betrachtungen kurz
zusammenfassen. Aber wie ordnen wir diese Zahlen? Sehr einfach!
Handel umfaßt Kauf und Verkauf. Außenhandel bedeutet Handel
mit dem Auslande. Deutschland kauft und verkauft.
Was kauft Deutschland von dem Auslande? Deutschland kauft
Lebensmittel. Mehr als 2602 Millionen Mark haben wir
im letzten Jahre ausgegeben um zu kaufen, was Äcker, Gärten und
Wiesen im Auslande tragen. Fast zwei Milliarden Mark haben wir
ausgegeben um Tiere und Fleisch zu kaufen. Deutschlands Boden
ist also nicht imstande seine Kinder selbst zu nähren. Wie sollte
er auch? Man mag noch so viel Fleiß auf den Boden verwenden,
man mag ihm künstliche Nahrung zuführen, soviel man will: die
anbaufähige Flüche läßt sich nicht beliebig vergrößern und über
einen gewissen Ertrag kommt man nicht hinaus. Unsere Bevöl-
kerung ist in einem Menschenalter um 23 Millionen gestiegen.
Je mehr Menschen es wurden, um so weniger reichten der eigne
Anbau, die eigne Viehzucht aus. Folglich mußten wir, was
fehlte, im Auslande kaufen. Wenn man etwas kauft, muß man
dafür zahlen. Wie aber hat Deutschland die Zahlungen für die
fremden Lebensmittel geleistet? Auch da geben uns die Tabellen
auf dem grauen Stück Papier Auskunft. Wir haben dem Auslande
mancherlei nützliche Dinge aus unserem Überflüsse verkauft. Wir
haben zum Beispiel Überfluß an Steinkohle und Braunkohle.
Holland, die Schweiz, Italien und Österreich-Ungarn haben gar kein
oder zu wenig eignes Brennmaterial. Ihnen haben wir von unserem
Überflüsse an Kohlen abgegeben. So haben wir allein im letzten
Jahre über 444 Millionen Mark Brennmaterial ausgeführt. Groß
sind wir auch in Kal i. Niemand auf der Welt hat sonst Kali-
salze. Mit der wachsenden Menschenzahl werden die Böden immer
schärfer angestrengt; sie wollen immer mehr Kunstnahrung zu-
geführt haben. Diese künstlichen Düngemittel liefern wir der
ganzen Welt, besonders den Amerikanern. Der Export an Kali
allein geht in die Millionen. Wir sind aber auch an E i s e n das erste
Land Europas. Im letzten Jahre haben wir fast 15 Millionen
Tonnen Roheisen gewonnen. Diese Mengen können wir nicht allein
verbrauchen. Folglich werfen wir den Überfluß auf den Weltmarkt.
Mehr als 849 Millionen haben wir im letzten Jahre an Eisen
und Eisenverbindungen ausgeführt.
Die Tabellen lehren uns noch mehr. Da finden wir einen Posten
von 690 Millionen Mark: soviel haben wir an Produkten der che-
mischen I n d u st r i e exportiert, also Farben und pharmazeu-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Holland Italien Europas
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide.
423
Bei der Seidenzucht spielen zwei Gesichtspunkte die Haupt-
rolle: die Erzielung möglichst guter Erträge und gesunder Nach-
kommenschaft bei den Seidenspinnern. Die Zucht erfolgt heute,
wenigstens in Europa, meist in geschlossenen Räumen, nicht mehr
im Freien, weil man auf diese Weise am besten die Hauptbedingungen
für eine erfolgreiche Kultur erfüllen kann: Schutz der Raupen vor
Nässe, Erzielung gleichmäßiger Wärmeverhältnisse, Entfernung er-
krankter Raupen, Darreichung trockenen und guten Futters. Im
übrigen muß darauf gesehen werden, daß die Räume gut gelüftet
und vor Überfüllung bewahrt werden.
Die Zucht wird entweder als Nebenerwerb in den Bauern-
häusern betrieben oder in großen Zuchtanstalten. In letzteren sind
aber erfahrungsgemäß die Raupen in höherem Maße Epidemien
und Krankheiten ausgesetzt.
Die Eier der Spinner werden gesammelt und in kühlen Räumen
aufbewahrt, bis sich an den Futterpflanzen genügend frische Blätter
entwickelt haben. Dann bringt man die Eier in warme Räume
und läßt sie auskriechen. Beim Ausschlüpfen sind die jungen Raupen
schwarz und behaart, wenn sie aber ausgewachsen sind, bei 8 bis 9 cm
Länge, grauweiß und nackt. Wenn die Raupen sich einspinnen sollen,
so errichtet man ihnen aus Baumzweigen ein künstliches Gebüsch,
einen sogenannten Spinnwald (Spinnhütten), an denen sie ihre
Kokons aufhängen können. Etwa eine Woche nach dem Einspinnen
tötet man diejenigen Kokons, die Seide liefern sollen, in heißer Luft
oder heißem Wasser, die schönsten werden zur Nachzucht bestimmt.
Durch Inzucht und aus anderen Ursachen haben sich besonders in
Südeuropa verheerende Epidemien unter den Seidenraupen heraus-
gebildet, so daß man gezwungen ist von Zeit zu Zeit immer wieder
frische Eier von gesunder Zucht aus Japan zu beziehen.
Die festen, schön gewickelten Kokons liefern die Kettenseide,
d. h. die langen Fäden bei der Herstellung von Seidengeweben,
die mittelmäßigen, auf denen die Fäden durcheinandergewirrt
liegen, werden zur Gewinnung der Einschlagseide benutzt. Kokons
von kranken Raupen, die fleckig sind, Doppel-Kokons oder solche, die
durchbohrt sind, können nur zu Schappeseide, die zur Samtfabri-
kation dient, oder zu minderwertigen Fabrikaten verwendet werden.
Wenn die Puppen getötet sind, so werden die Kokons abge-
haspelt. Zu diesem Zweck müssen sie aufgeweicht werden, damit der
Faden von dem den Kokon zusammenhaltenden Klebstoff gelöst
wird. Je nach der Stärke des herzustellenden Seidenfadens werden
die Enden von 3 bis 20 Kokons vereinigt und durch eine besondere
Maschine, den Seidenhaspel, abgesponnen. Die Kokons liegen dabei
in warmem Wasser.