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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 290

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
290 139. In der Münze. Hier ist ihnen keine lange Ruhe vergönnt. In offenen Pfannen oder kupfernen Zylindern unter Luftabschluß werden sie nochmals geglüht, um allen Schmutz, der ihnen anhaftet, zu verbrennen und das Metall weicher zu machen, und dann erhalten sie den Auftrag, sich für den letzten feierlichen Akt, das Prägen, zu waschen. Sie wandern in die Beize, wo zwei Männer ihnen bei der Toilette hilfreich zur Seite stehen. Sie nehmen aber keine Mandel- oder Veilchenseife zum Waschen, sondern gehen ihnen mit verdünnter kochender Schwefelsäure zu Leibe. Nachdem die Säure das Kupfer aus der Oberfläche gebeizt hat, erscheinen die Plättchen hellgelb und glänzend. Nun werden sie mit Wasser tüchtig gewaschen, auf heißen Tischplatten ausgebreitet und durch Abreiben mit wollenen Tüchern getrocknet. Der Erniedrigung folgt endlich der gerechte Triumph. Ge- rändelt und gereinigt gleiten die Plättchen in das Zubringerohr der fieberhaft arbeitenden Prägmaschine, welche sie einzeln nach der Reihenfolge zwischen zwei mit gewaltiger Kraft gegen- einander strebende Stahlstempel führt, die sie so fest umfassen, daß sich das Edelmetall oben und unten in die Vertiefungen der Stempel preßt, was man „Prägen" nennt. Da rollen die zur Würde von Münzen erhobenen Goldstücke aus der Maschine heraus und betten sich iv ihrer jungen Größe verführerisch nebeneinander. Wer ihnen etwas an ihrer Würde oder Ehre „abschneiden" wollte, würde mit den Gesetzen in Widerspruch geraten. Der Münzbuchstabe A, Zeichen der Münzstätte Berlin, der auf dem Avers so bescheiden unter dem Bilde des Kaisers hervor- blickt und nur auf einigen Scheidemünzen die Keckheit hat sich zwei- mal zu zeigen, macht es dem Zehnmarkstück unmöglich seine Vater- stadt Berlin zu verleugnen. 6 bezeichnet Hannover, C Frankfurt, D München, E Muldener Hütte in Freiberg i. S., E Stuttgart, G Karlsruhe, H Darmstadt und J Hamburg. In Hannover, Frank- furt und Darmstadt wird nicht mehr geprägt. In großen Behältern, welche Fleischerschüsseln ähnlich sehen, werden die glitzernden Goldstücke nun in das Münzkontor gebracht, wo sie gezählt und aufbewahrt werden. Bald wird sie die Reichs- bank in ihre Kassen und Keller überführen und nach und nach in den Verkehr bringen. Dann wandern sie durch ehrliche und unehrliche Finger, aus den Geldschränken der Bankiers in die Strümpfe alter Frauen, von der schwieligen Hand des Arbeiters in das wohlge- pflegte Händchen vornehmer Damen. Lange Jahre liegen sie ruhig in den Kisten zinsenverschmähender Geizhälse, bis sie dann plötzlich verurteilt werden, ein unruhiges Dasein in der Börse des ver-

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 339

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
156. Die Entstehung der Nürnberger Börse. 339 den Markt ausläutet. Auf allen Straßen ziehen die Karren und Menschen zum Tore hinaus, in der Stadt aber dauert die Bewegung fort. Am Abend freut sich der Bürger geschäftslos des Lebens in den Straßen und Gassen. Straßen und Märkte füllen sich, Neuig- keiten werden ausgetauscht, an Türen und Fenstern werden Grüße und Scherzreden gewechselt. In den Straßen wird es finster; denn Beleuchtung gibt es noch nicht. Nur wenn vornehme Gäste im Orte lagen und in Nächten, wo Feindesgefahr drohte, befahl der Rat, daß jeder eine Laterne vor sein Haus hänge, eine Fackel oder Blech mit brennendem Kienholz. Die Vornehmen besuchen die geschlos- senen Gesellschaften ihrer Geschlechterstuben. Der Handwerker sucht die Zechstube der Innung. In öffentlichen Schenken herrscht ein buntes Leben und oft ein wüstes Treiben. Man warf einander die Krüge ins Gesicht, stieß Tische und Bänke um und geriet einander in die Haare, bis der starke Wirt Frieden stiftete. Das lustige Leben der Schenke hört auf, sobald die Ratsglocke zum ersten Male läutet. Dann müssen alle Häuser geschlossen werden und kein Wirt darf im Hause schenken. Nach dem letzten Läuten soll niemand auf der Straße sein; sonst wird er angehalten und auf die Wache geführt. Das Hämmern in der Werkstatt und der Lärm auf den Gassen ist vorüber; nur die Stadtwache schreitet durch die menschenleeren Gassen und der Nachtwächter. Reiche und arme Bürger haben die Ruhestatt aufgesucht. Dann bellen die Hofhunde einander zu; vom Flusse her dringt die kühle Nachtluft in die leeren Gassen und auf dem Turme hält der Wächter seinen Umgang und späht in die dunkle Nachtluft, bis sein Hornruf und das Frühgeläut der kleinen Glocken das Anbrechen eines neuen Arbeitstages verkünden. G. Freytag. (Gekürzt.) 156. Die Entstehung der Nürnberger Börse. Wann und wie die Zusammenkünfte der Nürnberger Kaufleute am Herrenmarkt zur täglichen Übung geworden sind und börsen- artigen Charakter angenommen haben, entzieht sich genauerer ge- schichtlicher Betrachtung. Sicher ist, daß es am Markte schon im ausgehenden 15. Jahrhundert Einrichtungen gab, die auf eine fortgeschrittene Handelstechnik schließen lassen. Das Maklerwesen zum Beispiel hatte sich ausgebildet in dem Institut der geschworenen Unterkäufel, die als öffentliche Amtspersonen in Eid und Pflicht des Rates standen. Sie befaßten sich hauptsächlich mit der Ver- mittlung im Spezereigroßhandel, in dem am frühesten die Spe- kulation um sich griff; dann mit der Vermittlung von Wechselbriefen und Leihkapitalien, woraus sich in der Folge allmählich ein börsen- 22*

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 292

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
292 140. In der Zählkasse der Reichsbank. Außer der Straßenbahngesellschaft schicken auch die anderen Verkehrsinstitute, wie die Eisenbahnkassen, ihr Kleingeld an die Reichsbank um es auf Giro-Konto einzuzahlen. Große Banken schicken ganze Wagenladungen von Silbergeld und von dem Ber- liner Viehhofe z. B. kommen wöchentlich gegen 600 000 Mark in Silbergeld an die Zählkasse der Reichsbank. Was geschieht nun mit dem Kleingelde? Es wird, wie schon erwähnt, zunächst an die Hauptkasse abgeliefert und diese gibt es wiederum aus. Es gibt zu gewissen Zeiten in der Öffentlichkeit großen Bedarf an Kleingeld, z. B. Sonnabends, wenn die Fabriken und Werkstätten ihren Arbeitern den Lohn auszahlen. Dann herrscht eine solche Nachfrage nach Kleingeld in der Reichsbank, daß an Stelle der sonst vorhandenen zwei Wechselkassen deren sechs bis acht errichtet werden. Die Deutsche Reichsbank ist nämlich außerordent- lich gefällig und wechselt unentgeltlich jede Münze ein, während die Pariser und die Londoner Bank nur Papier in Gold umtauschen. Auch an ihre Filialen sendet die Reichsbank viel Kleingeld, besonders in die Jndustriebezirke, die an den Lohntagen gleichfalls einen großen Bedarf von Kleingeld haben. Für den Transport werden die Rollen dann in besonders feste Beutel und in Fässer verpackt, die sofort dem Extrapostamte, das sich unmittelbar neben der Zähl- stelle befindet, zur Beförderung übergeben werden. Es gibt wohl keine schmutzigere Beschäftigung als dieses Geld- zählen, besonders wenn es sich um Silber-, Nickel- und Kupfer- münzen handelt. Von dem Schmutze, der sich bei dem Wandern der Münzen an diese ansetzt, herrscht ein widerwärtiger Geruch in den Zählräumen. Für die Zähler sind Vorkehrungen getroffen, daß sie sich immer wieder nach kurzen Zwischenräumen die Hände mit warmem Wasser und Schwefelseife reinigen können. Begeben wir uns nun nach der nächsten und vornehmeren Ab- teilung der Zühlkasse, nämlich zu derjenigen, die Gold bearbeitet und tresormäßig packt. Wer in seinem Leben nicht viel mit Gold zu tun gehabt hat, der glaubt sich in eine der Zauberhöhlen versetzt, von denen uns die alten Märchen berichten. Gold liegt auf den Tischen, Gold liegt in den hölzernen Mulden, Gold liegt in Hunderten und Tau- senden von Beuteln auf dem Fußboden; kurzum, wohin der Blick fällt, Gold und immer wieder Gold und zwar in der Gestalt von 2o- und 1o-Markstücken. Das Papier, das für die Goldrollen ver- wendet wird, ist rötlich gefärbt. Bevor die Goldmünzen abgezählt und in Rollen von je 50 Stück gepackt werden, wiegt man sie mittels einer automatischen Vorrichtung. In der Mitte des Raumes, in dem vier Goldzähler arbeiten, steht ein großer Tisch und auf diesem befinden sich in Glaskästen die automatischen Manen. welche durch

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 342

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
342 156. Die Entstehung der Nürnberger Börse. Bischer, Georg Tramer, Lienhard Strolmitz, Gabriel Premier, Michel Scherl, Wolf Rehlein, Hans Schell, Tobias Hundertpfuttd, Bartholme Nittinger, Kaspar Nütze! der Jüngere, Lienhard Thoma, Esaias Kleewein, Matthias Praun, Hieronymus Scheidter, Samson Ballo, Franz Straub, Georg Seckler, Konrad Jmlandt, Stephan von Werda, Thomas Egerer, Christoph Harsdörffer, Hieronymus Hopser, Paulus Walthurner, Lienhard von Werda, Philipp Schön- born, Mathes Fetzer, Melchior Peckh, Georg Scheurl, Endres Strauß, David Mair. Also, patrizische Namen und solche von ehrbaren Geschlechterit wechseln in bunter Reihe mit einfach bürgerlichen. Die Kaufmann- schaft trat geschlossen auf. Der Rat willfahrte ihrer Bitte und erließ am 16. Mai 1560 die gewünschte Marktordnung, welche die Kauf- mannschaft auf eine Tafel aufschreiben und am Markte aufhängen ließ. Täglich vormittags um 11 Uhr und nachmittags um 6 Uhr, so war bestimmt, sollte der Markt abgeläutet werden. Wer nach diesem Glockenzeichen noch auf dem Platze in Geschäften betroffen wurde, verfiel einer Geldstrafe von einem Goldschilling, die sofort in eine dazu bereite Büchse zu zahlen war. Alsbald bestellten die Kaufleute in der Person des Taschners und Predigtstuhlmachers Hans Ofner, der einen Kramladen am Herrenmarkte innehatte, einen Ablüuter, mit der Befugnis, allen Übertretern der neuen Ordnung die festgesetzte Strafe nach des Rats Geheiß abzufordern. „Am 16. April 1560 ward die Marktglocken angefangen zu läuten und nachfolgender Reimen im Marktgewölblein angeschrieben, darneben aber ein Glöcklein hinzugemalt: Fünfhundert und sechzig Jahr Am 16. Aprilis war Erstlich geläut' die Marktglocken Den Kaufleuten zum Frohlocken, Daß ein jeder weiß, an- und abzugan Zu rechter Zeit, und handeln kann. Doch welcher die Glocken verschlaft, Der wird um einen Schilling gestraft. Zu einer Ordnung auf das Best' Für die Bürger und für die Gast, Das Glöcklein Wolf Kern hat aufgebracht Zu gemeinen Nutzen gar wohl bedacht." So erzählt das Marktbuch. Andere Nachrichten melden, daß die Kaufmannschaft das Ereignis mit großem Jubel feierte. Ihrem Führer Wolf Kern gab sie ein solennes*) Festmahl auf der Herren- trinkstube und verehrte ihm einen kunstvollen Ehrenbecher zum Dank. Das Marktglöcklein als solches war doch gewiß nicht dieses i) feierliches.

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 354

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
354 161. Post, Telegraphie und Fernsprechwesen. 19. Jahrhunderts ein einfacher Brief von Danzig bis Frankfurt a. M. 15 Silbergroschen, von Berlin bis Memel 8 Groschen, von Berlin bis Halberstadt 4% Groschen kostete. Erst 1868 wurde für den Nord- deutschen Bund der Einheitstarif von einem Silbergroschen für den Brief eingeführt. Weiter wurde dem Verkehr gedient durch die Verbilligung des Paketportos, durch die bessere Ausgestaltung der Geldversendung usw. Die größten Verdienste um die Entwicklung des deutschen Postwesens hat sich der Generalpostmeister, spätere Staatssekretär Heinrich v. Stephan (1831—1897) erworben; seiner Idee und Initiative verdankt die gesamte Kulturwelt die 1874 erfolgte Be- gründung des allgemeinen Postvereins, des späteren Weltpost- vereins, infolgedessen die Landesgrenzen dem Postverkehr keine Schranken mehr setzten und sämtliche Postlinien jedes Vereins- landes für die Benützung der Verwaltung jedes anderen freigegeben wurden. Es würde zu weit führen, wollten wir einen zahlenmäßigen Nachweis bringen über die Entwicklung der Leistungen der Post- verwaltung. Es sei nur noch bemerkt, daß 1909 im ganzen Deutschen Reiche von 40 769 Postanstalten mit 309008 Beamten, Unterbeamten usw. 5821 Millionen Briefsendungen, 248,8 Millionen Pakete ohne Wertangabe, 12,2 Millionen Briefe, Pakete usw. mit Wert- angabe im Gesamtbeträge von 19,6 Milliarden Mark, Nachnahme- sendungen im Betrage von 1174 Millionen Mark, eingegangene bzw. aufgegebene Postanweisungen von 11 121 bzw. 11 075 Mil- lionen Mark bearbeitet wurden. Die Telegraphie entwickelte sich im engsten Anschluß an das Postwesen. Schon früh hatte man ein dringendes Bedürfnis nach einer Beschleunigung der Nachrichtenvermittlung verspürt. Vor Erfin- dung der elektrischen Telegraphen benutzte man im 19. Jahrhundert die sog. optischen Telegraphen, deren bedeutendste Linie die von Berlin nach Köln war. Der erste elektrische Telegraph in Deutschland wurde 1844 auf der Eisenbahnstrecke Kassel—wiesbaden—biebrich er- öffnet; 1846 entstand die Strecke Berlin—potsdam und Bremen— Bremer-Hafen, 1847/48 die von Berlin nach Frankfurt a. M. (von Siemens gebaut). Im Jahre 1849 stellte Preußen das neue Ver- kehrsmittel, das bisher nur staatlichen Zwecken gedient hatte, dem Publikum zur Verfügung. Doch bestand auch hier ein nach der Ent- fernung abgestufter Zonentarif; so kostete nach dem preußischen Tarif von 1849 ein Telegramm von 20 Worten für jede Meile iy2 Silbergroschen, zur Nachtzeit das Doppelte. Am erschwerendsten wirkte auf die schnellere Verbreitung der Telegraphie die Ver- schiedenartigkeit der Telegraphenapparate und Leitungen. Diesen Mißständen half der 1850 zwischen Österreich und Preußen, Bayern

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 358

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
358 162. Die deutsche Handelsflotte. Die deutsche Handelsflotte hat einen Wert von mindestens 800 Mill. Mark und ist im Besitze großer Aktiengesellschaften, welche man Reedereien nennt. Die größten deutschen Reedereien zählen zu den größten der Welt; es sind die „Hamburg-Amerika-Linie" und der „Norddeutsche Lloyd" in Bremen. Jene ward 1847 als Hamburg-Amerikanische Paket-Aktiengesellschaft (Hapag) gegründet, zählt jetzt 142 Schiffe mit rund 670 000 Bruttotonnen und 153 Mil- lionen Mark Wert. Dieser entstand 1857, zählt 163 Schiffe mit 580 000 Bruttotonnen und 170 Mill. Mark Wert. Sie haben nament- lich den riesenhaften Verkehr mit Amerika vermittelt und viel dazu beigetragen den deutschen Handel von England unabhängig zu machen. Sie haben die englisch-o st asiatische Dampfer- flotte (etwa 25 Schiffe) aufgekauft und dadurch den gesamten südostasiatischen Schiffahrtsverkehr erworben. Die Hamburg- Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesell- f cf) st f t vermittelt vornehmlich den südamerikanischen Verkehr und die deutsche Levantelinie den wachsenden Mittelmeer- verkehr. Weitere große Dampfergesellschaften sind die „Hansa", der „Neptun", die „Deutsch-Ostafrika-Linie", die „Deutsch-Austra- lische", die „Woermann-Linie", usw. Der Aufschwung unserer Handelsflotte ist durchaus nicht ohne Bedeutung, denn dadurch fließt viel Geld nach Deutschland; betrugen doch um 1900 die gesamten Transporteinnahmen der deutschen Handelsflotte gegen 250 Millionen Mars jährlich. Eng- land aber bezieht fast alljährlich durch seine Schiffsfrachten allein 1800 Millionen Mark vom Auslande, beinahe 1/2 des gesamten Einkommens des Königreichs Bayern. Selbst noch V3 des deutschen überseeischen Handelsverkehrs besorgt die englische Flotte. Dieses Geld aber können wir selbst verdienen, wenn wir unsere Handels- flotte noch mehr vergrößern. Je mehr diese wächst, desto mehr wachsen auch unsere Einnahmen. Früher war Deutschland auch in Bezug auf den Schiffs- bau ganz und gar von England abhängig. Fast alle größeren Schiffe und selbst die Kriegsschiffe wurden noch 1871 in England ge- baut. Dadurch floß natürlich viel deutsches Geld nach England. Heute besitzt Deutschland drei Staatswerften in Kiel, Wil- helmshaven und Danzig, dazu über 20 größere Privat- fchiffsbauwerften. Die bedeutendsten Schiffswerften, welche auch Kriegsschiffe bauen, sind „Vulkan" in Stettin, „Germania-Werft" in Kiel, „Blohm & Voß" in Hamburg, die „Weser" in Bremen, „Schichau" in Danzig usw. 1906 stellten sie fertig 211 Kauffahrtei-, 63 Fluß- und 28 Kriegsschiffe für deutsche und 2 Kriegs-, 16 Kauf- fahrtei- und 39 Flußschiffe für fremde Rechnung. Auswärts wurden

7. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 348

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
348 159. Die alten Zollschranken. Nach einigen Stunden standen die Reisenden an der hannover- schen Grenze vor einem Zollhause. Ein Beamter trat an den Wagen- schlag und fragte: „Haben die Herrschaften etwas Zollbares?" Der Herr Professor sprach mit Gewissensruhe: „Nein!" während die Frau Professorin leicht errötete. „Ich muß Sie bitten auszusteigen; der Wagen muß untersucht werden," begann der Beamte wieder. Willig stiegen die Insassen aus, der Beamte in den Wagen, aber ebenso schnell wieder heraus. „Es war dies meine Pflicht," sagte der höfliche Hannoveraner; „reisen Sie glücklich," fügte er hinzu. Ohne Anstand ging die Reise weiter. Andern Tags standen die Reisenden vor einem Schlagbaum von Bückeburg. Dort spielte sich eine ähnliche Untersuchung ab, die ebenso glücklich ablief. Mit unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Professor wieder zu Wagen, während um die Lippen der Frau Professorin ein triumphierendes Lächeln spielte. Es dauerte nicht zwei Stunden, so hielten die Reisenden vor einem Zollhause von Lippe-Detmold. Der herantretende Zoll- wächter machte ein höllisch brutales Gesicht und verlangte den Wagen zu untersuchen, obwohl die Reisenden auf Ehrenwort versichert hatten etwas Zollbares nicht zu besitzen. Der Zollbeamte stieg in den Wagen, hob das Sitzkissen auf und sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sack da?" rief der Beamte, indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem erstaunten Herrn Professor vor die Augen hielt. Die Frau Professorin wurde leichen- blaß und fand es für das zweckmäßigste sofort in eine tiefe Ohnmacht zu sinken. Ihr Gatte war durch diese Vorgänge entsetzlich erregt und trug zunächst seine teure Gattin in das Zollhaus. Während der Gatte die Gattin ins Leben zurückzurufen bemüht war, waren die Zollbeamten beflissen den Sack Kaffee, welchen die Frau Pro- fessorin gegen Willen und Wissen ihres Gatten heimlich mitgenommen hatte, zu wiegen, den Zoll und die Strafe dafür zu berechnen. Als dies alles fertig war, erwachte die Frau Professorin wieder. Der Gatte war darüber glückselig, vergaß dabei die Erleichterung, die seinem Geldbeutel soeben zuteil geworden, und war schonungsvoll genug der angegriffenen Gattin jeden Vorwurf wegen des Kaffees zu ersparen. Als sich aber die letztere wieder erholt hatte, so bestand sie darauf, daß der kontreband gemachte Kaffee eingelöst, verzollt und als zollpflichtiges Gut mit nach Hause genommen werde. So ungern der Herr Professor darein einwilligte, so wollte er doch die liebe Gattin nicht aufregen und löste deshalb den Kaffee ein. Ohne weiter viel zu fragen nahm die Frau Professorin ihren Kaffeesack, steckte denselben wieder in den Kutschkasten und hurtig ging die Reise weiter.

8. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 360

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
360 163. Die Entwicklung der deutschen Kriegsflotte. zum Bau einer Flotte. Aber man blieb bescheiden; nur ein Kriegs- fahrzeug wurde bewilligt und zwar nach dem Plane des Majors Longe, der 1820 einen zweiten Flottengründungsplan ausarbeitete mit 80 Fahrzeugen und 4300 Mann Besatzung. Jedoch besaß Preußen noch 1823 erst 8 Fahrzeuge, von denen 5 armiert waren. Die Widerstände gegen die Schaffung einer Flotte vermehrtet: sich und auch die 1835 gepflogenen Beratungen der Küstenverteidigungs- kommission führten zu keinem Resultat; das Ministerium lehnte die Gelder für einige Ruderkanonenboote rundweg ab. Jede Aussicht auf eine Rüstung zur See schien erloschen. Da kam das Jahr 1848 mit seiner politischen Freiheit tlnd es weitete auch den Gesichtskreis des deutschen Volkes. „Schleswig- Holstein meerumschlungen" tönte es im deutschen Lande; aber das Vorgehen der Dünen, die eine kleine Flotte besaßen, brachte erst recht das Gefühl der Ohnmacht der Deutschen auf dem Meere zur Geltung. Da rang sich der tausendstimmige Ruf den Besten der Deutschen aus der Brust: Wir brauchen eine Flotte! Im Frankfurter National- parlament wurde sofort der Antrag auf Schaffung einer deutschen Marine eingebracht; nahezu einstimmig beschloß die Nationalversamm- lung, für diesen Zweck 18 Millionen Mark zu bewilligen. Aber das Geld hatten die einzelnen Regierungen aufzubringen und diese machten zunächst keinen Anlauf hierzu. Da griff das deutsche Volk selbst ein. Vereine und Komitees bildeten sich; bei festlichen Veranstaltungen wurde für die Gründung einer Flotte Geld gesammelt; man erlebte das erste Mal im Reiche die freudige Übernahme einer freiwilligen Flottensteuer. In Hamburg stellte eine Reederei dem Senat drei Fahrzeuge zur Verfügung und der dortige Flottenverein brachte die Gelder für die Bewaffnung auf. So hat das deutsche Volk die Anfänge seiner Flotte selbst geschaffen. Zur Ausführung des Beschlusses der Nationalversammlung wurde eine technische Marinekommission eingesetzt, deren Vor- sitzender Prinz Adalbert von Preußen wurde. Im Mai 1848 ar- beitete dieser eine Denkschrift aus und stellte als Mindestforderung auf: 20 Linienschiffe, 10 Fregatten, 30 Dampfer, 40 Kanonen- boote, 80 Kanonenschaluppen mit 18 000 Mann Besatzung; Kiel sollte Hauptkriegshafen werden. Aber auch zu diesem Plane fehlte das Geld; der Bund konnte endlich 2 Millionen Gulden flüssig machen; 5 Fahrzeuge trugen die deutsche Flagge. An Mannschaften fehlte es nicht; dafür sorgte die Begeisterung der deutschen Jugend. Die junge Flotte zeigte sich sehr kampfesmutig. Als aber im Juli 1850 der Friede mit Dänemark zustande kam, da nahm die Be- geisterung für die Flotte ab; am 2. April 1852 wurde von der Bundes- versammlung die Auflösung der Flotte verfügt. Zwei Fahrzeuge

9. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 372

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
372 167. Deutschlands Außenhandel. Mühen, von Kampf und Sorgen! Die Geschichte eines Menschen- alters steigt vor uns auf! Ein Buch könnte man über diese Zahlen- reihen schreiben und doch müssen wir unsere Betrachtungen kurz zusammenfassen. Aber wie ordnen wir diese Zahlen? Sehr einfach! Handel umfaßt Kauf und Verkauf. Außenhandel bedeutet Handel mit dem Auslande. Deutschland kauft und verkauft. Was kauft Deutschland von dem Auslande? Deutschland kauft Lebensmittel. Mehr als 2602 Millionen Mark haben wir im letzten Jahre ausgegeben um zu kaufen, was Äcker, Gärten und Wiesen im Auslande tragen. Fast zwei Milliarden Mark haben wir ausgegeben um Tiere und Fleisch zu kaufen. Deutschlands Boden ist also nicht imstande seine Kinder selbst zu nähren. Wie sollte er auch? Man mag noch so viel Fleiß auf den Boden verwenden, man mag ihm künstliche Nahrung zuführen, soviel man will: die anbaufähige Flüche läßt sich nicht beliebig vergrößern und über einen gewissen Ertrag kommt man nicht hinaus. Unsere Bevöl- kerung ist in einem Menschenalter um 23 Millionen gestiegen. Je mehr Menschen es wurden, um so weniger reichten der eigne Anbau, die eigne Viehzucht aus. Folglich mußten wir, was fehlte, im Auslande kaufen. Wenn man etwas kauft, muß man dafür zahlen. Wie aber hat Deutschland die Zahlungen für die fremden Lebensmittel geleistet? Auch da geben uns die Tabellen auf dem grauen Stück Papier Auskunft. Wir haben dem Auslande mancherlei nützliche Dinge aus unserem Überflüsse verkauft. Wir haben zum Beispiel Überfluß an Steinkohle und Braunkohle. Holland, die Schweiz, Italien und Österreich-Ungarn haben gar kein oder zu wenig eignes Brennmaterial. Ihnen haben wir von unserem Überflüsse an Kohlen abgegeben. So haben wir allein im letzten Jahre über 444 Millionen Mark Brennmaterial ausgeführt. Groß sind wir auch in Kal i. Niemand auf der Welt hat sonst Kali- salze. Mit der wachsenden Menschenzahl werden die Böden immer schärfer angestrengt; sie wollen immer mehr Kunstnahrung zu- geführt haben. Diese künstlichen Düngemittel liefern wir der ganzen Welt, besonders den Amerikanern. Der Export an Kali allein geht in die Millionen. Wir sind aber auch an E i s e n das erste Land Europas. Im letzten Jahre haben wir fast 15 Millionen Tonnen Roheisen gewonnen. Diese Mengen können wir nicht allein verbrauchen. Folglich werfen wir den Überfluß auf den Weltmarkt. Mehr als 849 Millionen haben wir im letzten Jahre an Eisen und Eisenverbindungen ausgeführt. Die Tabellen lehren uns noch mehr. Da finden wir einen Posten von 690 Millionen Mark: soviel haben wir an Produkten der che- mischen I n d u st r i e exportiert, also Farben und pharmazeu-

10. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 423

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide. 423 Bei der Seidenzucht spielen zwei Gesichtspunkte die Haupt- rolle: die Erzielung möglichst guter Erträge und gesunder Nach- kommenschaft bei den Seidenspinnern. Die Zucht erfolgt heute, wenigstens in Europa, meist in geschlossenen Räumen, nicht mehr im Freien, weil man auf diese Weise am besten die Hauptbedingungen für eine erfolgreiche Kultur erfüllen kann: Schutz der Raupen vor Nässe, Erzielung gleichmäßiger Wärmeverhältnisse, Entfernung er- krankter Raupen, Darreichung trockenen und guten Futters. Im übrigen muß darauf gesehen werden, daß die Räume gut gelüftet und vor Überfüllung bewahrt werden. Die Zucht wird entweder als Nebenerwerb in den Bauern- häusern betrieben oder in großen Zuchtanstalten. In letzteren sind aber erfahrungsgemäß die Raupen in höherem Maße Epidemien und Krankheiten ausgesetzt. Die Eier der Spinner werden gesammelt und in kühlen Räumen aufbewahrt, bis sich an den Futterpflanzen genügend frische Blätter entwickelt haben. Dann bringt man die Eier in warme Räume und läßt sie auskriechen. Beim Ausschlüpfen sind die jungen Raupen schwarz und behaart, wenn sie aber ausgewachsen sind, bei 8 bis 9 cm Länge, grauweiß und nackt. Wenn die Raupen sich einspinnen sollen, so errichtet man ihnen aus Baumzweigen ein künstliches Gebüsch, einen sogenannten Spinnwald (Spinnhütten), an denen sie ihre Kokons aufhängen können. Etwa eine Woche nach dem Einspinnen tötet man diejenigen Kokons, die Seide liefern sollen, in heißer Luft oder heißem Wasser, die schönsten werden zur Nachzucht bestimmt. Durch Inzucht und aus anderen Ursachen haben sich besonders in Südeuropa verheerende Epidemien unter den Seidenraupen heraus- gebildet, so daß man gezwungen ist von Zeit zu Zeit immer wieder frische Eier von gesunder Zucht aus Japan zu beziehen. Die festen, schön gewickelten Kokons liefern die Kettenseide, d. h. die langen Fäden bei der Herstellung von Seidengeweben, die mittelmäßigen, auf denen die Fäden durcheinandergewirrt liegen, werden zur Gewinnung der Einschlagseide benutzt. Kokons von kranken Raupen, die fleckig sind, Doppel-Kokons oder solche, die durchbohrt sind, können nur zu Schappeseide, die zur Samtfabri- kation dient, oder zu minderwertigen Fabrikaten verwendet werden. Wenn die Puppen getötet sind, so werden die Kokons abge- haspelt. Zu diesem Zweck müssen sie aufgeweicht werden, damit der Faden von dem den Kokon zusammenhaltenden Klebstoff gelöst wird. Je nach der Stärke des herzustellenden Seidenfadens werden die Enden von 3 bis 20 Kokons vereinigt und durch eine besondere Maschine, den Seidenhaspel, abgesponnen. Die Kokons liegen dabei in warmem Wasser.
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