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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 51

1902 - Leipzig : Hirt
88. Napoleons Fall. 51 korps unter Schwarzenberg, zum linken gehrte das preuische unter Jork, das Hauptheer befehligte Napoleon selbst. Mglichst schnell rckte er auf Moskau los, ohne anfangs ernstlichen Widerstand zu finden; aber die Truppen litten sehr durch die Schwierigkeit der Verpflegung. Bei Smoleusk schlug er ein russisches Heer zurck, wobei die Stadt in Flammen aufging. Die Bevlkerung der Gegend, durch die das franzsische Heer zog, war entflohen, die Ortschaften waren zerstrt. An der Moskwa war eine blutige, unentschiedene Schlacht. Auch Moskau, wo Napoleon berwintern wollte, fand er, als er Mitte September einzog, fast menschenleer, und bald war die ganze Stadt durch zurckgebliebene Russen in ein Flammenmeer verwandelt. Napo-leon knpfte Friedensunterhandlungen mit Kaiser Alexander an, die aber von diesem auf den Rat des Freiherrn vom Stein absichtlich in die Lnge gezogen wurden, da der Krieg jetzt erst recht anfangen sollte". Mitte Oktober traten die Franzosen den Rckzug an. Durch russische:: Winter, durch Hunger und Krankheiten, durch die fortwhrenden An-griffe der Russen und Kosaken ging der grte Teil des Heeres zu Grunde. Besonders verlustreich war der bergang der die Ber6sina. Da lie Napoleon den elenden Rest des Heeres im Stich und eilte in etilem Schlitten nach Frankreich, um ein neues Heer auszursten. 2. Preuens Erhebung, 1813. In der berzeugung, da fr 1813. Preußen der entscheidende Augenblick gekommen sei, schlo General Jork um die Jahreswende mit den Russen den Vertrag zu Tauroggen und gab durch diese eigenmchtige Handlung das Zeichen zur Erhebung. Graf Dorf war als junger Offizier von Friedrich dem Groen wegen Unge-horfams aus dem Heere entlassen. Er war von urwchsiger Kraft, scharf wie gehacktes Eisen", ein leidenschaftlicher Franzosenfeind. König Friedrich Wilhelm, in Berlin nicht sicher, begab sich nach Breslau, erlie einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jgerkorps (das Ltzowfche Korps) und schlo mit Kaiser Alexander ein Bndnis zu Kalisch. Am 10. Mrz stiftete der König den Orden des Eisernen Kreuzes. Wenige Senge darauf folgte der Aufruf an mein Volk",53) der die Glut der Vaterlandsliebe berall hell auflodern lie. Aus allen Stnden strmten die Männer und Jnglinge zu den Waffen, und wer nicht mitkmpfen konnte, suchte durch Opferwilligkeit dem Vaterlande zu dienen. Die Prinzessinnen des kniglichen Hauses erlieen einen Aufruf an die Frauen54) und stifteten einen Frauenverein, der Freiwillige ausrstete, Witwen und Waifen untersttzte und Verwundete und Kranke pflegte. Reiche Frauen gaben ihr Silberzeug, arme Mdchen ihre Sparpfennige oder, wie Ferdinande von Schmettau, ihr Haar. 4*

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 51

1902 - Leipzig : Hirt
88. Napoleons Fall. 51 korps unter Schwarzenberg, zum linken gehrte das preuische unter Jork, das Hauptheer befehligte Napoleon selbst. Mglichst schnell rckte er auf Moskau los, ohne anfangs ernstlichen Widerstand zu finden; aber die Truppen litten sehr durch die Schwierigkeit der Verpflegung. Bei Smolensk schlug er ein russisches Heer zurck, wobei die Stadt in Flammen aufging. Die Bevlkerung der Gegend, durch die das franzsische Heer zog, war entflohen, die Ortschaften waren zerstrt. An der Moskwa war eine blutige, unentschiedene Schlacht. Auch Moskau, wo Napoleon berwintern wollte, fand er, als er Mitte September einzog, fast menschenleer, und bald war die ganze Stadt durch zurckgebliebene Russen in ein Flammenmeer verwandelt. Napo-leon knpfte Friedensunterhandlungen mit Kaiser Alexander an, die aber von diesem auf den Rat des Freiherrn vom Stein absichtlich in die Lnge gezogen wurden, da der Krieg jetzt erst recht anfangen sollte". Mitte Oktober traten die Franzosen den Rckzug an. Durch russischen Winter, durch Huuger und Krankheiten, durch die fortwhrenden An-griffe der Russen und Kosaken ging der grte Teil des Heeres zu Grunde. Besonders verlustreich war der bergang der die Beresiua. Da lie Napoleon den elenden Rest des Heeres im Stich und eilte in einem Schlitten nach Frankreich, um ein neues Heer auszursten. 2. Preuens Erhebung, 1813. In der berzeugung, da fr 1813. Preueu der entscheidende Augenblick gekommen sei, schlo General Jork um die Jahreswende mit den Russen den Vertrag zu Tauroggen und gab durch diese eigenmchtige Handlung das Zeichen zur Erhebung. Graf Dort war als junger Offizier von Friedrich dem Groen wegen Unge-horfams aus dem Heere entlassen. Er war von urwchsiger Kraft, scharf wie gehacktes Eisen", ein leidenschaftlicher Franzosenfeind. König Friedrich Wilhelm, in Berlin nicht sicher, begab sich nach Breslau, erlie einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jgerkorps (das Ltzowfche Korps) und schlo mit Kaiser Alexander ein Bndnis zu Kalisch. Am 10. Mrz stiftete der König den Orden des Eisernen Kreuzes. Wenige Tage darauf folgte der Aufruf an mein Volk",53) der die Glnt der Vaterlandsliebe berall hell auflodern lie. Ans allen Stnden strmten die Männer und Jnglinge zu den Waffen, und wer nicht mitkmpfen konnte, suchte durch Opferwilligkeit dem Vaterlande zu dienen. Die Prinzessinnen des kniglichen Hauses erlieen einen Ausruf an die Frauen'^) und stifteten einen Frauenverein, der Frei-willige ausrstete, Witwen und Waisen untersttzte und Verwundete und Kranke pflegte. Reiche Frauen gaben ihr Silberzeug, arme Mdchen ihre Sparpfennige oder, wie Ferdinande von Schmettau, ihr Haar. 4*

3. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 40

1912 - Leipzig : Hirt
40 Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 145. Land westlich der Elbe abtreten. Napoleon berlie es nebst Kurhessen und Braunschweig als Knigreich Westfalen seinem Bruder Jerme. 2. Die meisten ehemals polnischen Lnder bekam der König von Sachsen als Herzogtum Warschau. Danzig wurde zur freien Stadt" erklrt und er-hielt eine franzsische Besatzung. 3. Preußen hatte schwere Kriegskosten zu bezahlen, deren Hhe zunchst nicht festgesetzt wurde*), und bis sie be-zahlt waren, franzsische Truppen im Lande zu behalten. 4. Das stehende Heer durste hchstens 42000 Mann stark sein. Preußen war zu einem Kleinstaat herabgesunken und die Bevlkerung verarmt. Die Einwohner-zahl betrug nach dem Tilsiter Frieden 4^ Millionen. 1. Freiherr vom Stein. Die Aufgabe, die Krfte des niedergeworfenen Staates wieder zu beleben, bertrug der König dem tchtigsten Manne, den er sinden konnte, dem Freiherrn vom Stein. Er gehrte einem alten, reichsunmittelbaren Rittergeschlecht an, das sein Stammschlo an der Lahn, nahe bei Ems, hatte. Der reichsunmittelbare Besitz ging durch den Reichs-deputationshauptschlu an das Herzogtum Nassau verloren. Frh war der Freiherr in preuischen Staatsdienst getreten und arbeitete während der letzten Kriege als Minister im Generaldirektorium. Klare Einsicht, un-bedingte Wahrheitsliebe und ein freimtiges Auftreten zeichneten ihn aus. Dem Weltbrgertum abgeneigt, zeigte er ein warmes Herz fr das Wohl des deutschen Volkes. Den Ideen der Franzsischen Revolution nherte er sich, insofern er den Staat im Gegensatz zu der mechanischen Auffassung des 18. Jahrhunderts als einen von sittlichen Krften bewegten Organismus auffate, dessen Leben sich nur dann voll entfalten knnte, wenn alle Volksklassen an den Aufgaben und Opfern fr den Staat teil-nhmen. Unzufrieden mit der schwankenden preuischen Politik, befr-wortete Stein 1806 vor dem Kriege in einer Denkschrift die Aufhebung der schwerfllig arbeitenden Kabinettsregierung und empfahl dem König, seine damaligen Ratgeber (u. a. Haugwitz) zu entlassen. Nach der Nieder-lge bei Jena und Auerstdt rettete er die Staatskassen aus Berliu, wo-durch allein die Fortsetzung des Krieges mglich wurde. Da aber der Konflikt zwischen ihm und der bestehenden Regierung sich verschrfte, er-hielt er Anfang 1807 einen ungndigen Abschied. Er zog sich auf sein Stammschlo zurck und verfate eine neue Denkschrift der die Reor-ganifation der Staatseinrichtungen. Als ihn der König nach dem Tilsiter Frieden aufforderte, als Erster Minister die Leitung des Staates zu der- *) Im ganzen hat Preußen an Frankreich etwa V/o Milliarden Franken bezahlen mssen. , ^o f/ / (s 145. Preuens Wiedergeburt.

4. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 26

1912 - Leipzig : Hirt
26 Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 141. 1796. in Paris niederschlug. Zum Lohn dafr erhielt er 1796 den Oberbefehl in Italien und durch Vermittlung eines der Direktoren die Hand der reichen Witwe Josephine Beauharnais. Josephine, geboren 1768 aus Martinique, heiratete in Frankreich den General Beauharnais und schenkte ihm zwei Kinder, Eugen und Hortense. Beauharnais endete aus der Guillotine, weil man ihm vorwarf, da er die Einnahme von Mainz durch die Preußen nicht verhindert habe, und Josephine kam ins Gefngnis. Der 9. Thermidor brachte ihr die Befreiung, und auch ihre Gter erhielt sie zurck. In den Pariser Salons lernte sie den General Bonaparte kennen. 2. Der Feldzug in Italien, 17961797. Nach der Hochzeit begab sich Napoleon als 27jhriger General nach Oberitalien zu seinem Heere. ' Er stellte unter den vernachlssigten, Mangel leidenden Soldaten Ordnung und Vertrauen her, verhie ihnen Ehre und Besitztmer. Von vornherein brach er mit der alten methodischen Manvrierkunst, indem er den Feind durch Feldschlachten zu vernichten suchte. Oberitalien wurde die Schau-bhne seines Ruhmes, aus der er sich in glnzender Weise den Franzosen zeigte. Er trennte die sterreicher durch glckliche Gefechte von ihren sardinischen Verbndeten, drngte sie nach Osten zurck und nahm Mai-land ein. Den kleinen italienischen Fürsten lie er vorlufig ihre Existenz C ^ und nahm ihnen dafr Land, Geld und Kunstschtze. Darauf begann er die Belagerung des durch seine Lage geschtzten Mantua, des letzten Boll-Werks der sterreichischen Herrschaft in Italien. Viermal versuchten die sterreicher vergebens, die wichtige Festung zu entsetzen, bis sie sich ergab. Nun rckte der junge Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder und sterreichs grter Feldherr in der Napoleonischen Zeit, von Norden heran, nachdem er in Sddeutschland zwei franzsische Heere unter Jourdan und Moreau der den Rhein zurckgeworfen hatte. Auch ihn trieb Napoleon zurck und verfolgte ihn durch Krnten nach Steiermark. Aber in der klugen Erkenntnis, da seine Lage unsicher war, da die in seinem Rcken liegende Lombardei sich gegen ihn erhob und sterreichs Mittel keineswegs 1797. erschpft waren, lie er sich 1797 auf Unterhandlungen ein, denen der Friede zu Campo Formio (in Venezien) folgte: der Kaiser trat Belgien an Frankreich, die Lombardei an die neugebildete Zisalpinische Republik ab und erhielt dafr das wegen seiner Lage am Meere wert-volle Venezien nebst Jstrien und Dalmatien (Untergang der bisherigen Republik Venedig). Zum Abschlu des Friedens mit dem Deutschen Reiche sollte ein Kongre nach Rastatt berufen werden. Die Republik Genua mute sich die Umwandlung in eine Ligurische Republik gefallen lassen. 3. Das Direktorium und die neuen Republiken. Die Direktoren fanden den Staat in der traurigsten Lage und konnten die Snden der vorigen Regierung nicht wieder giltmachen. Bei der herrschenden Geldnot, dem hufigen Besitzwechsel, der Selbstsucht und Unredlichkeit, der ffentlichen

5. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 154

1905 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
154 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871. durch eine weise Gesetzgebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und durch Ergreifung von Einigungselementen, wie der Zollverband es ist“. Dies Programm fand im Volke lebhafte Zustimmung. Auch die nationalen Bestrebungen wurden wieder lebendig, fanden in dem (1859 gegründeten) „Nationalverein“1 ein Organ und kamen auch auf den Sänger-, Turner- und Schützenfesten, am mächtigsten bei der Schillerfeier am 10. November 1859 zum Ausdruck. 130. b) Der Militär- und Verfassungskonflikt. Die regierungsfreundliche Stimmung im Lande schlug um, als die Regierung an die Heeresreform ging. Die Mängel der preußischen Heeresverfassung, die bei der Mobilmachung 1859 grell hervortraten, waren, daß die Zahl der jährlich Ausgehobenen jetzt wie 1814 40000 betrug, während die Bevölkerung von 11 auf 18 Mill. gewachsen war, daß also bei jeder Mobilmachung die Landwehr I. Aufgebots, von der die Hälfte verheiratet war, herangezogen wurde, während zahlreiche dienstfähige junge Leute zu Hause blieben. Der Plan der Regierung, Wilhelms eigenstes Werk, ging nun dahin, jährlich 63000 Mann auszuheben, die jüngeren Jahrgänge der Landwehr I. Aufgebots zur Reserve zu ziehen, die älteren mit der Landwehr Ii. Aufgebots zu vereinigen und die Landwehr von der aktiven Feldarmee (Linie und Reserve) schärfer zu trennen; die Kosten dieser Reorganisation betrugen jährlich 9v2 Mill. Taler. Die liberale Partei billigte wohl, abgesehen von dem letzten Punkte, den Grundplan, wollte aber billiger zum Ziele kommen durch Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Linieninfanterie, die ja von 1833 — 52 bestanden habe, — zum größten Nachteil des Heeres, wie der Regent überzeugt war. Ende 1859 übernahm Generalleutnant Albrecht V. Roon, ebenso ehrenhaft wie tüchtig, als Kriegsminister die Durchführung der Reform dem Landtage gegenüber. 1860 bewilligte das Abgeordnetenhaus das Geld „einstweilig“ auf ein Jahr; dasselbe geschah in der Tagung von 1861. 1) Zu seinen Gründern gehörten die Hannoveraner v. Bennigsen und Miquel und die Preußen F. Duncker und Schulze-Delitzsch

6. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 87

1905 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Revolution in Frankreich 1789—1799. 87 ß) Der Feldzug von 1792. Der verunglückte Einbruch in § Belgien (April) zeigte den schlechten Zustand der französischen Revolutionsheere. Nichtsdestoweniger endete der Feldzug von 1792 für das monarchische Europa unglücklich. Das lag 1. an der störenden Einwirkung der polnischen Frage, die ein ernstes Zusammenwirken von Österreich und Preußen ausschloß; 2. an der ungeeigneten Persönlichkeit des Oberfeldherrn der Verbündeten Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, des Neffen des Helden im Siebenjährigen Kriege, und an der Zerfahrenheit im Hauptquartier, in dem sich auch Friedrich Wil- helm Ii. befand; 3. an dem Irrtum der Verbündeten, die Bevölkerung Frankreichs werde ihnen zufallen; das Koblenzer Manifest steigerte vielmehr die revolutionäre Erbitterung. Karl drang durch die Ardennen in die Champagne ein, begnügte sich aber mit der nutzlosen Kanonade von Valmy (w. von der oberen Aisne) und trat den Rückzug an (Ende Sept.). Auf ihm litten die Truppen durch das schlechte Herbstwetter und durch Krankheiten unsäglich. Von dieser „Campagne in Frankreich“ ging in der Tat „eine neue Epoche der Weltgeschichte aus“ (Goethe)1. Custine besetzte Speier, Worms und Mainz; die geistlichen und weltlichen Landesherren flüchteten; ein revolutionärer Rausch bemächtigte sich, während sonst unsere großen Dichter und Denker von ihrer anfänglichen Begeisterung für die Revolution längst geheilt waren, eines Teiles der. rheinischen Bevölkerung. Mit leichter Mühe besetzten die Franzosen Savoyen und Nizza, womit der Krieg gegen König Yictor Amadeus von Sardinien begann (das Königreich Sardinien bestand aus der Insel Sardinien, Savoyen und Piemont; vgl. § 19ß). Im Nov. schlug Dumouriez die Österreicher bei Jemappes (ö. der obern Schelde) und eroberte ganz Belgien. 1) Für die französischen Truppen hatte Rouget de l’Isle den „Schlachtgesang der Rheinarmee“ gedichtet, den die Pariser, da sie ihn zuerst von Marseiller Freiwilligen singen hörten, Marseillaise nannten. — Bei Friedrich Wilhelms Ii. Rückkehr wurde das Brandenburgertor eingeweiht, und man hörte hier zuerst das Lied „Heil Dir im Siegerkranz“.

7. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 85

1905 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Revolution in Frankreich 1789 — 99. 85 d) Soziale unci wirtschaftliche Verhältnisse. In der Nacht- §68. Sitzung vom 4./5. August wurden alle Eeudallasten aufgehoben, die Freiheit der Arbeit und die Gleichheit des Rechts verkündet und also die seit einem Jahrtausend bestehende soziale Schichtung (Ii § 43) zertrümmert. Aber diese an sich notwendige und wohltätige Maßregel blieb zunächst eine unfruchtbare Theorie. Die durch die Constituante verschuldete Untergrabung aller Staatsautorität vernichtete den letzten Rest von Ordnung im Steuerwesen und Staatshaushalt. Der Verkauf der Nationalgüter entfesselte nur die Spekulationslust und half dem Bauer nichts; die nicht verkauften Güter kamen durch die Gewissenlosigkeit ihrer Verwalter mehr und mehr herunter, wie überhaupt die Land-und Waldwirtschaft durch den Raubbau sank, zu dem die Verhältnisse verführten. Darum und weil man unbesorgt immer neue Assignaten ausgab, sank der Kurs des Papiergeldes stetig (1796 auf 0,29%!). So wuchs der Notstand, und mit dem wachsenden Notstände wurde die Ansicht immer allgemeiner, daß der Staat d. h. die Besitzenden verpflichtet sei für die Armen zu sorgen. Je mehr die Regierung diesem Verlangen nachzukommen suchte durch Errichtung von Nationälwerkstätten, in denen viele Tausende von Arbeitern ganz nutzlose Erdarbeiten für hohen Tagelohn verrichteten, und durch fast unentgeltliche Lieferung von Getreide an die Proletarier, desto mehr nahm die Lust an der Arbeit ab. e) Die letzten Zeiten der Constituante. Mehr und mehr war § 69. in Paris die Gewalt in die Hände des Pöbels gekommen. Die Preßfreiheit hatte Blüten wie Marats „Ami du peuple“ gezeitigt; die Klubs, die Cordeliers1 und namentlich die Jakobiner2, waren immer einflußreicher geworden; diese bildeten sich zu einem förmlichen Gegenparlament aus und suchten durch Tochterklubs auch in den Provinzen die öffentliche Meinung zu beherrschen. Mirabeau, der in seiner Doppelrolle als bezahlter Ratgeber des Hofes und Jakobiner sich verzehrte, wurde durch den Tod vor den 1) So genannt nach' einer Kirche der Franziskaner (Cordeliers — la corde der Strick), wo sie tagten. 2) So genannt nach dem Kloster des Jakobus in der Straße St. Honor<§, wo sie tagten.

8. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 242

1911 - Leipzig : Hirt
242 Quellenstze. wohnen, eine Reise vorzunehmen. Jhro Majestt reisten des Morgens um 5 Uhr von Potsdam ab, gingen der Fahrlandt, Fehrbellin, Protzen, Barsekow bis zu den Bergen bei Stllen, wo Jhro Majestt, weil von diesen Bergen smtliche Kolonien bersehen werden konnten, geruhten auszusteigen. Nachher ging die Reise weiter auf Rathenow, wo Jhro Majestt nachmittags drei Uhr anlangten, das Mittagsmahl einnahmen und bernachteten. Tags darauf, morgens 6 Uhr, setzten Jhro Majestt die Reise weiter fort ins Magdeburgische, besahen einige Brche, welche zum Teil urbar gemacht sind, und kamen nachmittags 4 Uhr der Ziesar und Brandenburg in Potsdam wieder an. Bis Seelenhorst hatte der Amtsrat Sach zu Knigshorst Jhro Majestt vorge-ritten. Die Reihe traf nun mich. In Dechtow wurde umgespannt. . . . Beim Wegfahren glaubten Jhro Majestt, ich wrde zurckbleiben, und riefen: Amtmann, kommt mit! König: Wie seid Ihr mit der Ernte zufrieden? A.: Sehr gut, Jhro Majestt! K.: Sehr gut? Und mir haben sie gesagt: sehr schlecht! A.: Jhro Majestt, das Wintergetreide ist etwas erfroren, aber das Sommergetreide steht dafr so schn, da es den Schaden beim Wintergetreide reichlich ersetzt. (Nun sahen Jhro Majestt aus den Feldern Mandel an Mandel.) K.: Es ist eine gute Ernte, Ihr habt recht; es steht ja Mandel an Mandel hier! A.: Ja, Jhro Majestt, und hier setzen die Leute noch dazu Stiege. K.: Was ist das. Stiege? A.: Das sind zwanzig Garben zusammengesetzt! K.: O, es ist unstreitig eine gute Ernte. Wieviel habt Ihr aus-geset? A.: Drei Wispel zwlf Scheffel. K.: Wieviel hat Euer Vorfahr ausge-set? A.: Vier Scheffel. K.: Wie geht das zu, da Ihr so viel mehr set als Euer Vorfahr? A.: Wie ich schon die Gnade gehabt, Jhro Majestt zu sagen, da ich 70 Khe mehr halte wie mein Vorfahr, mithin meinen Acker besser instand setzen und Weizen sen kann. K.: Aber warum bauet Ihr keinen Hanf? A.: Er gert hier nicht. In kaltem Klima gert er besser. Unsere Seiler knnen den russischen Hanf in Lbeck wohlfeiler kaufen und besser, als ich ihn bauen kann. K.: Was set Ihr denn dahin, wo Ihr sonst Hanf set? A.: Weizen. K.: Warum bauet Ihr denn aber kein Frbekraut, keinen Krapp? A.: Er will nicht fort, der Boden ist nicht gut genug. K.: Das sagt Ihr nur so, Ihr httet sollen die Probe machen. A.: Das habe ich getan, allein sie ist mir fehlgeschlagen, und als Beamter kann ich nicht viele Proben machen; denn wenn sie fehlschlagen, mu doch die Pacht bezahlt sein. K.: Was set Ihr denn dahin, wo Ihr wrdet Frbekraut bringen? A: Weizen. K.: Na! so bleibt beim Weizen! Eure Untertanen mssen recht gut im-stnde fein? A.: Ja, Jhro Majestt! Ich kann aus dem Hypothekenbuch beweisen, da sie an 50000 Taler Kapital machen. K.: Das ist gut. A.: Vor drei Jahren starb hier ein Bauer, der hatte 11000 Taler in der Bank. K.: Wieviel? A.: 11000 Taler. K.: So mt Ihr sie auch immer erhalten! A.: Ja! Es ist recht gut, Jhro Majestt, da der Untertan Geld hat; aber er wird auch bermtig, wie die hiesigen Untertanen, welche mich schon siebenmal bei Jhro Majestt verklagt haben, um vom Hofedienst frei zu sein. K.: Sie werden wohl auch Ursache dazu gehabt haben! A.: Sie werden gndigst verzeihen; es ist eine Untersuchung gewesen, und es ist befunden, da ich die Untertanen nicht bedrckt, fondern sie nur zu ihrer Schuldigkeit angehalten habe! Dennoch bleibt die Sache, wie sie ist. Die Bauern werden nicht bestraft; Jhro Majestt geben den Bauern immer recht, und der arme Beamte mu unrecht haben! K.: Ja! da Ihr recht bekommt, mein Sohn, das glaub ich wohl. Ihr werdet Eurem Departementsrat brav viel Butter, Kapaunen und Puter schicken. A.: Nein, Jhro Majestt, das kann ich nicht; das Getreide gilt nichts. Wenn man fr andere Sachen nicht einen Groschen Geld einnhme, wovon sollte man die Pacht bezahlen? K.: Wohin verkauft Ihr Eure Butter, Kapaunen und Puter? A: Nach Berlin. K.: Warum nicht nach Ruppin? A.: Die meisten Brger halten Khe, so viel, als sie zu ihrem Aufwand brauchen. Der Soldat it alte Butter, der

9. Geschichte - S. 100

1904 - Leipzig : Dürr
100 solle; denn man frchtete die Folgen einer Entzweiung in der Armee. Schon standen die Sachen aber so, da man es selbst auf diese Gefahr hin wagen konnte. Sollten nicht auch die Obersten, die sich noch an Wallenstein hielten, von ihm loszureien sein, wenn man ihre Forderungen befriedigte? Der Kaiser berechnete die ausstehenden Summen auf eine Million Gulden. So viel konnte der spanische Gesandte nicht darbieten; aber eine ansehnliche Summe, die er bisher zurckgehalten hatte, zahlte er doch sogleich, und fr das brige lie er den Beistand seines Knigs und den Ertrag italienischer Veruerungen hoffen. Man zeige ihnen nur Geld," so heit es in einem Bericht der die Stimmung der Fhrer, man lasse sie Konfiskationen hoffen". Beweggrnde verchtlicher Art wirken nicht selten zu einem groen Zweck. Der Dienst des Kaisers ward mit den Motiven persnlichen Ehrgeizes und persnlicher Hab-sucht in Verbindung gebracht. Schon waren die dem Obergeneral zunchst stehenden Fhrer groenteils gewonnen. Piccolomini hatte sich ... nach jenem vergeblichen Versuch so rasch wie mglich wiederdavongemacht. Aldringer war berhaupt nicht dahingegangen; eine Krankheit vorwendend blieb er in Frauen-brg bei Marradas, einem alten Gegner Wallensteins. Dahin begab sich jetzt Gallas, angeblich um ihn zu berreden, mit ihm nach Pilsen zu kommen; aber sie schloffen vielmehr ein entgegengesetztes Verstndnis. Von Bedeutung war es, da ihnen Marradas, General des Knigreichs Bhmen, und Colloredo, der in Schlesien kommandierte, beitraten. Unter den Einverstandenen erscheinen auch Hatzfeld, Gtz und selbst Suys. Dergestalt der vornehmsten Fhrer sicher, trug man kein Bedenken mehr, am 18. Februar ein zweites Patent und einen dazu gehrigen Armeebefehl zu erlassen, in welchem als bewiesen angenommen wird, da Friedland in einer Konspiration begriffen sei, um den Kaiser seiner Erblande, seiner Krone und seines Szepters zu berauben, und sie sich selbst zuzu-eignen. Als Kaiser und oberster Feldherr bedeutet nun Ferdinand Ii. die hohen Offiziere, dem gewesenen Feldhauptmann und dessen Anhngern, nament-lich Jlow und Terzka, keinen weiteren Gehorsam zu leisten, sondern nur den genannten Generalspersonen, bis ein anderer Oberbefehlshaber ernannt sein werde. Es war keine chtung, sondern nur eine Entsetzung, zu welcher der Kaiser ohne Frage das Recht, und auch in der zweifelhaften und untreuen Haltung Wallensteins hinreichenden Anla hatte: er schritt erst dazu, als so viele an-gesehene Generale sich entschlossen zeigten, Wallenstein zu verlassen. Es war eigentlich eine Spaltung in der Armee; der grte Teil derselben verlie den General-Herzog, als er mit seinen: Kaiser zerfiel, und trat denen bei, die er als eine widerwrtige und verderbliche Faktion zu bekmpfen meinte. Die entschiedenen Anhnger Wallensteins, welche in der bisherigen Richtung vorangegangen waren, wurden zugleich mit ihm entsetzt, und die Truppen smtlich aufgefordert, sich von ihnen loszusagen. Sollte nun das Ansehen des Generals der kaiserlichen Autoritt die Wage halten knnen? Die erste Entscheidung hierber erfolgte in Prag. Und auf die Haupt-stadt des Landes kam, wie anderwrts, so auch hier das meiste an. Wallen-stein rechnete auf die Garnison, oder vielmehr wie er denn von dem, was vorging, keine Kunde hatte er zweifelte nicht, da sie seinen Befehlen nach-kommen wrde. Den vornehmsten Obersten der in Prag garnisonierenden Truppen, des Namens Beck, der freilich nicht selten von dem Unterschied zwischen dem Gehorsam, den er dem General, und der Treue, die er dem Kaiser schuldig sei, geredet hatte, lie er am 21. Februar noch einmal zu sich
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