§ 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre. 129
druck. Darum war es ein Glück, daß der nachfolgende König einen sparsameren Sinn hatte.
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Zunächst wurde 1713 jeder Luxus aus dem privaten und öffentlichen Leben verbannt und bis mußte einer durchaus bürgerlichen Lebensweise Platz machen. Selbst 1740 die Ausgaben für Kunst und Wissenschaft wurden beseitigt. An die Stelle der kunstsinnigen Freigebigkeit Friedrichs und Charlottens trat nüchterne Sparsamkeit. Interessen und Ziele Friedrich Wilhelms waren andere. Seine einzige Erholung von den Regieruugsgeschästeu waren die Abende im Tabakskollegium. Hinsichtlich der Regierung betrachtete er sich, wie sein großer Nachfolger, als den ersten Diener des Staates. Das Wohl seiner Unterthanen war sein höchstes Ziel. Bürger und Bauern wurden von den schwersten Stenern entlastet, die übermütigen Stände verloren ihre Vorrechte.
Die Herrschaft des Königs war unumschränkt: er wollte die Souverainete wie einen rocher cle bronce ausrichten. Oft ging er sogar in seiner landesväterlichen Fürsorge recht rücksichtslos vor: nachdem z. B. das Verbot der Einfuhr fremder Waren erlassen war, strafte er die Frauen, welche ausländische Stoffe trugen.
Das Heer wurde durch diesen König bedeutend vergrößert (Leopold von Dessau) und vortrefflich geschult (die Potsdamer Garde). Auch der Staatsschatz nahm trotz großer Ausgaben zu, so daß der König bei seinem Tode acht Millionen Thaler Hinterließ. Die Ausdehnung des Staates wuchs durch den Erwerb des westlichen Vorpommerns mit Stettin.
Anmerkung. Wie unter dem großen Kurfürsten die französischen Protestanten, so fanden unter Friedrich Wilhelm I. die durch einen unduldsamen Erzbischof aus ihrer Heimat vertriebenen Salzburger gastliche Aufnahme in Preußen. —
Ariedrich Ii., der Große (1740—1786).
§ 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre.
Friedrich Wilhelm I. hinterließ den wohlgeordneten Staat einem Sohne, welcher das Größte zu leisten berufen war. 1712 1712 geboren, hat der Kronprinz eine harte und wechselvolle Jugend gehabt, welche besonders durch den scharsen Gegensatz seiner Neigungen zu denen des Vaters veranlaßt war.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. q
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrich Wilhelm_I.
142 Geschichte der neueren Zeit.
Völker in Frankreich ihren Ausgangspunkt gefunden. Die französische Revolution entstand aus dem Streben der Nation nach Beteiligung an der Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten; ihre Folge ist gewesen, daß die meisten der kontinentalen Völker dieselbe allmählich errangen; die absolute Königsherrschaft machte der konstitutionellen Regierung Platz. Dieses Resultat haben aber die Franzosen wie die anderen Völker erst nach vielen Verirrungen erreicht. —
Das französische Volk befand sich unter dm Nachfolgern Ludwigs Xiv. in einer trostlosen Lage.
a) Die Schuldenlast war durch die glänzende Hofhaltung und die kostspieligen Unternehmungen Ludwigs ins Ungemessene gestiegen, und sein Nachfolger, Ludwig Xv., ein unwürdiger, sittenloser Mensch, steigerte dieselbe noch immer mehr, besonders auch durch nutzlose Kriege, wie z. B. die Beteiligung am siebenjährigen Kriege. Unter Ludwig Xvi. (1774—1793) betrug das Defizit jährlich 100 Millionen Frank.
b) Die zur Bestreitung der Staatsausgaben nötigen Steuern waren sehr ungleichmäßig verteilt und ruhten fast vollständig auf den Schultern des Bauern- und Bürgerstandes (tiers etat!), während die beiden ersten Stände, Adel und Klerus, nur sehr gering belastet waren. Überhaupt war der dritte Stand trotz seiner Zahl und Bedeutung (Landbau, Handel, Gewerbe, Wissenschaften) im Verhältnis zu den beiden anderen an Rechten sehr arm. Adel und Geistlichkeit lebten in den großen Städten herrlich und in Freuden von dem Gelde, das der dritte Stand sauer verdienen mußte.
c) Gegenüber diesen Zuständen — der ungleichen Verteilung von Recht und Besitz — brach sich feit dem Beginn des 18. Jahrhunderts immer kräftiger die Überzeugung Bahn, daß alle Menschen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetze hätten und daß die bestehenden Verhältnisse wider die Natur seien. Diese Überzeugung — zunächst in England erwachsen (Deisten) — fand ihren Ausdruck in der Litteratur, welche damals reich an geistvollen Köpfen und glänzenden Schriftstellern war: Voltaire, Diderot („le neveu de Rameau“), d'alembert (l’encyclopedie), Rousseau („Emile ou de l'education“, ,,La nouvelle Heloise“, ,,Le contrat social“), Montesquieu („L’esprit des lois“). In den Schriften dieser Männer wurden, bald mit beißendem Spotte (Voltaire), bald mit glänzender, hinreißender Rhetorik (Rousseau)
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§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. Hz
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv.
1. Wirtschaftliche Verhältnisse. Um diese kostspieligen Kriege führen zu können, war Ludwig der Xiv. beständig darauf bedacht, die Steuerkraft seines Landes zu erhöhen. Dies erreichte er durch eine umfassende Fürsorge für die Entwickelung des Handels und des Gewerbfleißes, wobei ihm sein Minister Colöert (1661—1683) außerordentliche Dienste leistete. Derselbe 1661 ließ allenthalben Fabriken und Manufakturen anlegen, in welchen so- bis wohl die bisherigen Erzeugnisse in größerer Menge und vervollkommneter Weise als auch neue produziert wurden (Porzellanfabrik
in Sövres). Um aber die Konkurrenz des Auslandes abzuschneiden, wurden auf alle von auswärts eingeführten Waren hohe Schutzzölle gelegt (Merkantilsystem). Der Handel wurde befördert durch großartige Wege- und Kanalbauten (Kanal von Languedoc, Verbindung des Mittelländischen und Atlantischen Meeres); eine ungemein rasch geschaffene und zahlreiche Kriegsflotte sollte die Häsen und den überseeischen Handel schützen. Durch diese Maßregeln wußte Ludwig den sog. dritten Stand, der sonst die ganze Steuerlast zu tragen hatte, einstweilen an sich zu fesseln.
Gleichwohl waren dieser Aufschwung des Handels und der dadurch zunehmende Nationalwohlstand nicht ausreichend, um die ungeheuren Kosten zu decken, welche die Kriege und die über alle Maßen luxuriöse Hofhaltung des Königs verursachten.
2. Der Hof des Königs wurde zu Versailles gehalten wo in sandiger und reizloser Gegeud um ein prachtvolles Schloß das etwa 100 Millionen Franks gekostet hat, ein weiter Park geschaffen wurde. Auch andere Schlösser, wie Marly und Triauou, wurden mit verschwenderischer Pracht aufgeführt und ausgestattet.
Das Leben am französischen Hofe war das glänzendste, von dem die neuere Geschichte zu berichten weiß; die an demselben abgehaltenen Feste setzten ganz Europa in Erstaunen; der an ihm herrschende Geschmack wurde für ganz Europa maßgebend. — Eine wesentliche Bedeutung hat das Hofleben unter Ludwig noch dadurch erlangt, daß in demselben die Formen des geselligen Verkehrs eine sehr reiche und feine Ausbildung erhielten, an der zumal auch Frauen teil hatten.
3. Die Litteratur und Kunst. Der Glanz Ludwigs wurde erhöht durch die große Blüte der Dichtung und Kunst,
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreichs Sövres Atlantischen_Meeres Versailles Europa Europa Wychgram
114 Geschichte der neueren Zeit.
welche unter und durch den König heraufgeführt wurde. Es war das klassische Zeitalter des französischen Geisteslebens. Die großen Trauerspieldichter Corneille (1606—1684; ,,Cidu „Horace“ u. a.) und Racine (1639—1699; Athalie, Esther, aufgeführt in der Erziehungsanstalt für Mädchen, welche Frau von Maintenon in St. Cyr leitete, Andromaque u. a.); der Lustspieldichter Moliere (1620—1673; Tartuffe, l’Avare, le Misantlirope; les Femmes savantes und les Precieuses ridicules gegen gewisse Geschmacksverirrungen der Frauen gerichtet). La Fontaine, der noch heute populärste Dichter Frankreichs, schrieb seine berühmten Fabeln. Boilean (Art poetique) der Satirenschreiber und Kritiker. Fenelon, Verfasser der Aventnres de Telemaque und der Schrist De l’education des filles; er wie die großen Kanzelredner der Zeit, Bossnet, Massillon, Bonrdaloue, bildeten die französische Prosa zu hoher Vollendung aus. Auch Frauen finden wir unter den namhaften Schriftstellern jener Zeit, so besonders Frau von Sevigne, die uns in den Briefen an ihre Tochter, Mme- de Grignan, reizende Plaudereien über den Hof Ludwigs u. a. hinterlassen hat, so die geistreiche, aber nicht im besten Rufe stehende Ninon de l'enelos, so vor allen Frau von Maintenon, die einflußreiche Freundin Ludwigs, welche sich um die Erziehung der weiblichen Jugend die größten Verdienste erwarb (Entretiens et conversations avec les dames de St. Cyr).
In den bildenden Künsten ist ein ähnlicher, wenn auch nicht so großer Aufschwung zu verzeichnen; in der Malerei ragten hervor Pons sin, Lebrnn, vor allen aber der große Landschaftsmaler Claude Lorrain („Morgen", „Mittag", „Abend"). Die Baukunst konnte sich an den größten Vorwürfen versuchen (f. die oben erwähnten Schloßbauten), doch gelang es ihr nicht, zu einem einfach-schönen Stile durchzudringen (Barockstil).
Für die Wissenschaften wurde in freigebiger Weise gesorgt (Academie Frangaise, zu der sich fpäter noch andere Akademien gesellten).
4. Schattenseiten der Regierung Ludwigs Xiv. Erhob sich so durch die kriegerischen Erfolge, durch deu Glauz des Hoflebens und durch deu Auffchwuug der Litteratur, Kunst und Wissenschaft das Ansehen Frankreichs auf die höchste Stufe, so bemerken wir doch eine Reihe von schweren Mißständen, welche die Keime des später eingetretenen jähen Verfalles bilden.
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50 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
deren Verwendung zur Ausgestaltung und Rechtfertigung der katholischen Lehre (Thomas von Aquiuo!).
Anmerkung. Es war eine Folge der auch durch die Kreuzzüge herbeigeführten großen Erweiterung menschlicher Erkenntnis, daß in manchen Kreisen sich eine andere Auffassung der göttlichen Dinge bildete, als sie die Kirche lehrte. Man nannte die Anhänger dieser Irrlehren Katharer (davon das deutsche Ketzer), j Die Kirche suchte derselben mit Gewalt Herr zu werden, indem sie harte Ketzergesetze erließ, oder auch mit Feuer und Schwert gegen sie einschritt. Das letztere geschah z. B. in dem Kreuz- ; zuge gegen die Albigenser, in welchem mit der größten Grausamkeit der Süden Frankreichs verwüstet, seine Bewohner er- i schlagen und verbrannt wurden. Ein ähnliches Schicksal hatte der friesische Stamm der Stedinger, gegen welchen auch der Kreuz- • zug gepredigt wurde. Nach heldenmütiger Gegenwehr in der Schlacht bei Altenesch wurde der ganze Stamm vernichtet.
§ 29. Die Ritterorden.
Ähnlichen Zwecken, wenn auch in anderer Form, machten sich im Anschluß an die Kreuzzugsbewegung die Ritterorden dienstbar. Ursprünglich war der Ritterstand die Gesamtheit der sich dem Waffendienst zu Pferde widmenden Männer der Christenheit. Als Stand bildete er eine abgeschlossene, in fest geregelten Gebräuchen und Pflichten sich bewegende Gemeinschaft. Von Jugend auf wurden die Söhne edler Familien, soweit sie nicht für das geistliche Leben bestimmt waren, für das Ritterleben vorbereitet. Nachdem der Knabe und Jüngling als Garzün (Jnnkhör, vgl. franz. gai^on) und Knappe einem Erwachsenen gefolgt und von diesem in die Standessitte und -Obliegenheiten eingeführt war, er- ; hielt er, an der Schwelle der Mannesjahre angelangt, die feier- ; liehe Schwertleite, wobei er durch den Ritterschlag als vollberechtigtes Mitglied in den Stand ausgenommen wurde. Er hatte nun die Ausgabe, für ideale Zwecke, wie den Schutz der Frauen und Waifen und die Verteidigung des christlichen Glaubens, zu wirken. Treue gegen den Lehnsherrn, frommer und doch biegen- ; scher Sinn, achtungsvolles Begegnen des weiblichen Geschlechtes, unbedingte Tapferkeit — das waren die wesentlichen Zeichen „ritter- j liehen" Sinnes, zu dessen Belebung die Turniere, glänzende
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§ 32. Die Frauen im Mittelalter. 55
die herrlichsten Denkmäler desselben sind der Dom zu Köln und das Münster zu Straßburg (Erwin von Steinbach).
§ 32. Die Frauen im Mittelalter.
Durch den Einfluß des Christentums war die Stellung der Frau in den europäischen Ländern im Vergleich zum Altertume eine bedeutend würdigere geworden. Die Beispiele von Märtyrerinnen, welche sich, in fast noch größerer Zahl als die Männer, für ihre religiösen Überzeugungen opferten, zeigen am deutlichsten die hohe sittliche Kraft, mit welcher der neue Glaube auch das weibliche Geschlecht erfüllt hatte. Auch für allgemein geistige Interessen wird die Frau empfänglicher, und die Fälle werden häufiger, in denen Männer entscheidende Einwirkung auf ihre Entschlüsse von Frauen erhalten (Augustins Mutter Monika!). Bei den Deutschen, die den Frauen schon in heidnischer Zeit eine besondere Achtung zollten, lebten dieselben meist sehr zurückgezogen, mit der Leitung des Hauswesens beschäftigt. Während der Mann fast ausschließlich mit Jagd und Krieg sich beschäftigte, waren sie in den zahlreichen Mußestunden oft auf die Pflege geistiger Interessen angewiesen: daher kommt es, daß die Bildung der Frauen im früheren Mittelalter die der Männer im allgemeinen überwiegt: sie waren meist im stände zu lesen und zu schreiben; oft sogar, in den höheren Kreisen, beschäftigten sie sich mit der alten Litteratur (Herzogin Hedwig von Schwaben und Ekkehard). Dabei brachten es die mittelalterlichen Zustände mit sich, daß die Frauen noch über ausgedehnte andere Kenntnisse, besonders auch über medizinische, verfügten (Zubereitung von Heilmitteln).
Ein großer Teil der mittelalterlichen Frauen lebte als Nonnen in den Klöstern, deren Zahl sehr ansehnlich war. Ihre Beschäftigung war, je nach der Ordensregel und nach persönlicher Neigung, eine sehr verschiedene; bald bloße religiöse Beschauung, bald Krankenpflege, bald Müdchenunterricht, bald endlich auch rein wissenschaftliche Beschäftigung, die jedoch selten ohne gemeinnützige Zwecke geübtd wurde (Nonne Hrotfnit in Gandersheim). Edle Königinnen und Fürstinnen ließen sich das Klosterwesen besonders angelegen sein (Mathilde, Gemahlin Heinrichs I., Edgitha, Gemahlin Ottos I. u. a.).
Vom zwölften Jahrhundert an, mit der Entwicklung des Rittertums, sehen wir die Frau mehr und mehr in größeres gesell-
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§ 14. Kunst und Wissenschaft. 33
selben getrennt, und die Beine tourben überhaupt noch nicht nach-gebilbet, sondern nur der Rumpf, der nach unten in einen kunstlos behauenen Stein verlief. Die selbständige Bearbeitung der Gliedmaßen hat erst Dädalos, eine durchaus sagenhafte Gestalt, erfunden. Indessen waren auch er und seine Schüler, benen wohl ein vollkommenes Jbeal vorschweben mochte, noch bnrch das Material und die unausgebildete Technik gebunden. (Sage vom Fluge des Dädalos.) —
Dagegen eneichte die Dichtkunst schon vor 500 einen boben Grad der Ausbildung.
a) Die ältesten Erzeugnisse der griechischen Poesie überhaupt die erhabensten epischen Gedichte der gesamten Weltlitteratur, sind die homerischen. Die alten Sagen von den Kämpfen'nm Troja und von der Heimkehr des Odysseus wurden in einzelnen Liedern von verschiedenen Sängern gefeiert und durch mündliche Überlieferung (Rhapsodien) fortgepflanzt. Pisistratns ließ dieselben sammeln und in zwei zusammenhängende Ganze vereinigen: das sind die Ilias und die Odyssee. Während jene vor den Mauern Trojas spielt und sich hauptsächlich mit den Kämpfen einzelner trojanischer und griechischer Heldeu beschäftigt (Achilleus, Hektor re.), führt uns diese mit dem vielgewandten, erfindungsreichen Laertiadert Odysseus in die reiche und lieb-liehe Märchenwelt der Griechen ein, wie sie sich um die Inseln und Küstengebiete des Mittellänbischen Meeres gebilbet hatte "(Homers Odyssee ist gut verbeutst durch Wilhelm Jordan.)
Dm Übergang zur Lyrik bildet Hesiodos, der in seinem vielgelesenen Gedichte „Tage und Werke" eine reiche Fülle tüchtiger Lebensweisheit seinem Volke übermittelte.
b) Ebenso erreichte in dieser Periode die lyrische Poesie bereits ihre höchste Blüte. Man pflegt dieselbe ihrer Form nach in drei Gattungen zu teilen:
1. Die elegische Poesie. Ihre Form ist das aus Hexameter und Pentameter bestehende Distichon. Ihr Inhalt war entweder em politischer, indem durch sie kriegerische Begeisterung erweckt wurde, wie in den Elegien des Tyrtäos, des Solon, oder, wie in anderen des zweitgenannten Dichters, politische Erwägungen dem Publikum dringender gemacht wurden (die Elegie „Salamis"); oder er war gnomisch: Weise Sittenlehren, in welchen das Festhalten an Ehre und Gewissen auch im wilden Parteigetriebe
Wy chgram, Lehrbuch der Geschichte. I.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Jordan Wilhelm Hesiodos
§ 9. Die Mythologie. 25
3. Die gemeinschaftlichen Unternehmungen der Sagenzeit.
a) Der Argonautenzug. Jason, Sohn des Königs Äson, zog mit den berühmtesten Helden Griechenlands auf dem Schiffe Argo nach dem Lande Kolchis am Schwarzen Meere. Nach vielen Abenteuern gelangte er dort an und erwarb mit Hilfe der Medea,Tochter des Königs Äetes, das goldene Vließ des Widders wieder, auf dem einst die böotifchen Königskinder Phrixos und Helle (Hellespout) geflohen waren. Medea entfloh mit Jason nach Griechenland (unterwegs Zerstückelung ihres kleinen Bruders, um ihren nachsetzenden Vater aufzuhalten). Jafon wurde König von Jolkos (Zaubertrank der Medea. Die Töchter des Pelms. Medeas Flucht nach Athen).
b) Trojanischer Krieg. Die größte Unternehmung der Sagenzeit wurde veranlaßt durch den Raub der Helena, Gemahlin des Königs Menelaos von Sparta, durch Paris, deu Königssohn von Troja und Günstling der Aphrodite (Hochzeit des Peleus und der Thetis; Apfel der Eris). Menelaos und Agamemnon, dessen Bruder, ziehen in Begleitung aller griechischen Fürsten gegen Troja. Sie fahren von Anlis mit den Schiffen ab (Opfer Jphigenias, ihre Entführung nach Tauris). Nach zehnjähriger Belagerung und harten Kämpfen, deren letzte (Achilleus, Patroklos, Hektor, Paris re.) uns Homer in seiner Ilias schildert, fällt Troja, die Feste des Priamos (hölzernes Pferd, Odysseus, Sinon. Laokoou und die Schlangen).
c) Zug der Sieben gegen Theben. 1. La'ios, aus dem Geschlechte der Kadmiden, König von Theben, setzte auf Grund eines Orakels seinen Sohn Ödipus aus. Derselbe wurde aber gerettet und von König Polybos von Korinth erzogen. Durch einen mißverstandenen Orakelspruch über seine wahre Herkunftsich täuschend, zog er aus Korinth fort, erschlug unterwegs seinen Vater Laios ohne ihn zu kennen und vermählte sich, nach Beseitigung der Theben bedrängenden Sphinx (Rätsel vom Menschen!), mit seiner Mutter Jo käste. Allmählich erfuhr er seine Herkunft und damit feine unbewußt verübten Frevel. Jokaste erhängte sich; Ödipus blendete sich und ging irrend, nur von seiner Tochter Antigone begleitet, in die Fremde, bis ihn im Hain Kolonos bei Athen die Erde aufnahm. 2. Auch über dem Geschlechte des Ödipus waltete der Fluch. Eteokles und Polyneikes, seine Söhne, gerieten in Kampf um die Regierung. Letzterer zog mit noch sechs anderen
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Extrahierte Personennamen: Jason Medea Medeas König_Polybos_von_Korinth
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Kolchis Griechenland Athen Helena Sparta Paris Troja Troja Paris Troja Theben Theben Korinth Athen
§ 22. Die griechische Kunst und Wissenschaft in der dritten Periode. 51
(„Gesang der Okeaniden"). Endlich wird er durch Herakles und Cheiron aus seiner Lage befreit.
Alle diese Stücke sind Teile von Trilogien, deren andere Bestandteile uns verloren gegangen sind. Ganz erhalten ist nur eine Trilogie:
e) Die Oresteia. Sie behandelt die schrecklichen Schicksale des Atridenhanses nach der Rückkehr des Agamemnon. Der Tod des letzteren durch die Hand des Ägisthos und der Klytämuestra bildet den Gegenstand des ersten Teiles, des „Agamemnon".
Der zweite heißt nach den gefangenen trojanischen Jungfrauen, welche die Totenspenden auf das Grab des Agamemnon ausgießen sollen, die „Spendenträgerinnen, Chosphoren". Den Hauptinhalt aber bildet der Muttermord des Orestes. Die Erinnyen, die schlangenhaarigen Rachegöttinnen, strafen diesen Frevel an Orestes, verwandeln sich dann aber durch die Milde der Göttin Athene in Göttinnen des Segens und des Wohlwollens, Enmeniden, welchen Titel auch der dritte Teil trägt. —
Der größte griechische Trauerspieldichter ist
Sophokles (495—406). Indem er den dritten Schau-495 spieler einführte, gab er vollends der Handlung das Übergewicht bis über den Chor. Er stellt die sagenhaften Gestalten in rein menschlichem Gewände dar, mildert das Wunderbare, vertieft die psychologische Begründung der Handlung und verleiht dadurch der alten Sage einen größeren Gedankeninhalt. Von seinen 130 Stücken sind leider nur sieben auf die Nachwelt gekommen. Drei davon behandeln den thebanischen Sagenkreis; es sind:
a) König Ödipus. Der Titelheld entdeckt allmählich, daß der Mörder des Laios, dessen Ergreifung die Stadt von einer schweren Seuche befreien soll, niemand anders ist als er selbst, und daß er seine eigene Mutter zur Gemahlin genommen. In Verzweiflung darüber beraubt er sich selbst des Augenlichtes.
b) Ödipus in Kolonos. Der blinde und verstoßene, nur von seiner Tochter Antigone geleitete König findet Ruhe in dem Enmenidenhaine bei dein attischen Flecken Kolonos; die Erde nimmt ihn in ihre stille Gruft zu sich. Das Stück ist das letzte des Sophokles und dient zugleich der Verherrlichung von Kolonos, wo der Dichter felbst seine Jugend verlebt hatte (der Chorgesang: Freund, zum rossegeschmückten Gau rc.).
c) Antigone. Diese berühmteste, auch den modernen Vor-
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24 Erster Teil. Das Altertum.
4. Die Sagen von dem Schicksal einzelner Menschen oder ganzer Geschlechter nach ihrer Rückkehr aus dem trojanischen Krieg (Odysseus und die Odyssee; Agamemnon und die Atridensage n. ct.).
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1. Die Beziehungen der Griechen zu auswärtigen Völkern prägen sich ab in der Sage, daß in der Urzeit fremde Männer eingewandert seien, die in Griechenland Städte gründeten oder-nützliche Künste lehrten. Besonders vom Oriente her geschah diese Einwanderung. So kam der Phönizier Kadmos nach Böotien, wo er Theben gründete und die Buchstabenschrift lehrte, so der Ägypter Danaos nach Argos (Danaiden), so Kekrops nach Attika (Athens Burg Kekropia), so Pelops in den nach ihm benannten Peloponnes.
2. Herakles (Herkules) ist der gemeinsame Heros aller Griechen, wenngleich er bei dem dorischen Stamme hauptsächlich Verehrung genoß. Er ist das Ideal der tüchtigen Lebensarbeit, der persönlichen Ehrenhaftigkeit, der Ausdauer, des Mutes, kurz der besten Seite des griechischen Charakters. Er überwindet sich, zur Sühne für eine Blutschuld, die er in der Raserei auf sich geladen hat („der rasende Herakles"), dem niedrigdenkenden König Enrysthens zu dienen und für ihn zwölf langwierige und gefährliche Arbeiten zu verrichten (der nemeifche Löwe, die lernäifche Hydra, der kretische Stier, die Amazonen, die Pferde des Diomedes, der Stall des Angias, Atlas und die Äpfel der Hesperiden u. a.). Nach Vollendung dieser Arbeiten wirkte er in ähnlichem Sinne weiter in Kleinasien, wo er sich der für einige Zeit über ihn gekommenen Verweichlichung (bei der Königin Omphale) siegreich entzog. Seinen Tod fand er durch Selbstverbrennung auf dem Berge Öta (Desa-nira; Gewand des Nessns; Philoktetes).
Thefens war der Sohn des athenischen Königs Ägeus und verlebte seine Jugend in Trözen (Peleponnes); erwachsen zog er zu seinem Vater über den Isthmus von Korinth und reinigte auf dieser Reise das Land von den Ungeheuern, welche die Menschen plagten (Periphetes, Sinnis, Prokrustes, Skiron). Von seinem Vater freudig empfangen, wurde er für Athen ein Wohlthäter, indem er die Bevölkerung von den Menschenopfern befreite, welche sie dem Minotaurus in Kreta bringen mußte (Labyrinth; Faden der Ariadne; Ariadne auf Naxos; Tod des Ägeus) und indem er den ersten Grund zu dem athenisch-attischen Gemeinwesen legte.
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