§ 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre. 129
druck. Darum war es ein Glück, daß der nachfolgende König einen sparsameren Sinn hatte.
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Zunächst wurde 1713 jeder Luxus aus dem privaten und öffentlichen Leben verbannt und bis mußte einer durchaus bürgerlichen Lebensweise Platz machen. Selbst 1740 die Ausgaben für Kunst und Wissenschaft wurden beseitigt. An die Stelle der kunstsinnigen Freigebigkeit Friedrichs und Charlottens trat nüchterne Sparsamkeit. Interessen und Ziele Friedrich Wilhelms waren andere. Seine einzige Erholung von den Regieruugsgeschästeu waren die Abende im Tabakskollegium. Hinsichtlich der Regierung betrachtete er sich, wie sein großer Nachfolger, als den ersten Diener des Staates. Das Wohl seiner Unterthanen war sein höchstes Ziel. Bürger und Bauern wurden von den schwersten Stenern entlastet, die übermütigen Stände verloren ihre Vorrechte.
Die Herrschaft des Königs war unumschränkt: er wollte die Souverainete wie einen rocher cle bronce ausrichten. Oft ging er sogar in seiner landesväterlichen Fürsorge recht rücksichtslos vor: nachdem z. B. das Verbot der Einfuhr fremder Waren erlassen war, strafte er die Frauen, welche ausländische Stoffe trugen.
Das Heer wurde durch diesen König bedeutend vergrößert (Leopold von Dessau) und vortrefflich geschult (die Potsdamer Garde). Auch der Staatsschatz nahm trotz großer Ausgaben zu, so daß der König bei seinem Tode acht Millionen Thaler Hinterließ. Die Ausdehnung des Staates wuchs durch den Erwerb des westlichen Vorpommerns mit Stettin.
Anmerkung. Wie unter dem großen Kurfürsten die französischen Protestanten, so fanden unter Friedrich Wilhelm I. die durch einen unduldsamen Erzbischof aus ihrer Heimat vertriebenen Salzburger gastliche Aufnahme in Preußen. —
Ariedrich Ii., der Große (1740—1786).
§ 76. Friedrichs Ii. Jugendjahre.
Friedrich Wilhelm I. hinterließ den wohlgeordneten Staat einem Sohne, welcher das Größte zu leisten berufen war. 1712 1712 geboren, hat der Kronprinz eine harte und wechselvolle Jugend gehabt, welche besonders durch den scharsen Gegensatz seiner Neigungen zu denen des Vaters veranlaßt war.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. q
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142 Geschichte der neueren Zeit.
Völker in Frankreich ihren Ausgangspunkt gefunden. Die französische Revolution entstand aus dem Streben der Nation nach Beteiligung an der Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten; ihre Folge ist gewesen, daß die meisten der kontinentalen Völker dieselbe allmählich errangen; die absolute Königsherrschaft machte der konstitutionellen Regierung Platz. Dieses Resultat haben aber die Franzosen wie die anderen Völker erst nach vielen Verirrungen erreicht. —
Das französische Volk befand sich unter dm Nachfolgern Ludwigs Xiv. in einer trostlosen Lage.
a) Die Schuldenlast war durch die glänzende Hofhaltung und die kostspieligen Unternehmungen Ludwigs ins Ungemessene gestiegen, und sein Nachfolger, Ludwig Xv., ein unwürdiger, sittenloser Mensch, steigerte dieselbe noch immer mehr, besonders auch durch nutzlose Kriege, wie z. B. die Beteiligung am siebenjährigen Kriege. Unter Ludwig Xvi. (1774—1793) betrug das Defizit jährlich 100 Millionen Frank.
b) Die zur Bestreitung der Staatsausgaben nötigen Steuern waren sehr ungleichmäßig verteilt und ruhten fast vollständig auf den Schultern des Bauern- und Bürgerstandes (tiers etat!), während die beiden ersten Stände, Adel und Klerus, nur sehr gering belastet waren. Überhaupt war der dritte Stand trotz seiner Zahl und Bedeutung (Landbau, Handel, Gewerbe, Wissenschaften) im Verhältnis zu den beiden anderen an Rechten sehr arm. Adel und Geistlichkeit lebten in den großen Städten herrlich und in Freuden von dem Gelde, das der dritte Stand sauer verdienen mußte.
c) Gegenüber diesen Zuständen — der ungleichen Verteilung von Recht und Besitz — brach sich feit dem Beginn des 18. Jahrhunderts immer kräftiger die Überzeugung Bahn, daß alle Menschen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetze hätten und daß die bestehenden Verhältnisse wider die Natur seien. Diese Überzeugung — zunächst in England erwachsen (Deisten) — fand ihren Ausdruck in der Litteratur, welche damals reich an geistvollen Köpfen und glänzenden Schriftstellern war: Voltaire, Diderot („le neveu de Rameau“), d'alembert (l’encyclopedie), Rousseau („Emile ou de l'education“, ,,La nouvelle Heloise“, ,,Le contrat social“), Montesquieu („L’esprit des lois“). In den Schriften dieser Männer wurden, bald mit beißendem Spotte (Voltaire), bald mit glänzender, hinreißender Rhetorik (Rousseau)
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§ 28. Die geistlichen (Mönchs-)Orden. 49
Aber die Bewegung der Erneuerung des Klosterwesens erschöpfte sich nicht in der kluniazeusischen Richtung: es entstand im Zeitalter der Kreuzzüge eine große Zahl neuer Mönchsorden. Die wichtigsten derselben sind:
1. Der Karthäuserorden. Bruno von Köln stiftete das Ausgangskloster in einem Thale bei Grenoble, genannt Karthause. (Chartreuse). Obgleich zusammenlebend, war den Mönchen Einsamkeit und beständiges Schweigen zur Pflicht gemacht, damit die Beschäftigung mit dem Heile der Seele und guten Werken desto eindringender sein könne. Sehr geringe Nahrung und kasteiende Lebensgewohnheiten sollten jeden sündigen Trieb ersticken.
2. Der C i st e r z i e n s e r or d e n. Robert, ein Benediktiner aus der Champagne, gründete bei Dijon das Kloster Citeaux, welches bald darauf den Ausgangspunkt dieses sehr rasch sich verbreitenden Ordens war. Ernst und ehrwürdig 'genossen diese weißgekleideten Mönche ungemeines Ansehen beim Volke, dem sie in allen Lebenslagen mit Rat und That zur Seite zu stehen wußten.
3. Der Prämonstratenserorden, so genannt von dem ersten Kloster zu Premontre bei Laon. Gestiftet von einem vornehmen Deutschen, Norbert, hat dieser Orden, wie der vorige, auch in Deutschland große Ausbreitung gewonnen und ist zumal auch für die Kolonisation des Ostens von außerordentlicher Bedeutung geworden (Pflege des Landbaus).
Weit einflußreicher noch als die vorstehenden sind geworden die sogenannten
4. B e 11 e l o r d e n. Dieselben sind gekennzeichnet durch den Grundsatz vollständiger Armut, des Einzelnen sowohl als der Gemeinschaft. So glaubten sie die Nachfolge Christi am besten auszuführen. Da sie durch ihre ungeheure Ausbreitung und durch ihr Leben mitten unter dem niederen Volke vor allen imstande waren, Einfluß auf das Volk zu üben, fo haben die Päpste diese Orden ganz besonders für ihre Zwecke zu gewinnen gewußt. Währeud die Franziskaner (gestiftet um 1200 von Franziskus von Assisi) als. Prediger und Seelsorger wirkten, haben die Dominikaner (gestiftet um dieselbe Zeit durch Dominions Guzmaun, einen Spanier) die Bekämpfung der Irrlehren sich zur Aufgabe gemacht. Die letztere haben sie betrieben a) durch die sog. Juquisitions-tribnnale, d. H. Ketzergerichte, welche ihnen von den Päpsten ganz anheimgegeben wurden; b) durch die Pflege der Wissenschaften und
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ir. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Grenoble Dijon Laon Deutschland Christi
62 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
des englischen Theologen Wiclef (ca. 1360) und des von ihm beeinflußten Böhmen Jo H. Hnß (ca. 1400).
nun die kirchlichen Angelegenheiten endgiltig zu ordnen, griff mau im 15. Jahrhundert zu dem Mittel allgemeiner Konzilien (Kirchenversammlungen). Nachdem auf dem Konzil 1409 zu Pisa 1409 die Lage sich nur noch verschlimmert, berief im 1411 Jahre 1414 der Kaiser Sigismund (1411—1437), der auf 2437 dm liederlichen Wenzel (1378 — 1400) und auf Ruprecht von der Pfalz (1400—1410) gefolgt war, eine allgemeine große Kirchenversammlung nach Konstanz. Dieselbe wurde unter ungeheurem Glanze und Zufluß eröffnet. Man setzte zwar die Gegenpäpste ab und wählte einen neuen (Martin V.), doch blieben die Reformen, welche man beabsichtigt hatte, unerfüllt. Ewig denkwürdig aber bleibt dieses Konzil doch durch den Prozeß, welchen man dem erwähnten Prager Universitätslehrer und Reformator Huß machte. Er war mit kaiserlichem Geleitsbrief nach Konstanz gekommen, um sich über seine, dem katholischen Herkommen widerstrebenden Lehren zu rechtfertigen: Sigismund aber brach ihm, unter dem Einfluß der fanatischen Geistlichen, das Wort und ließ zu, daß der mutige Mann, da er feine Lehren zu widerrufen sich weigerte, zum Feuertode verurteilt und daß dieses Urteil 1415 an ihm vollzogen wurde, 1415. Ihm folgte 1416 sein Freund Hieronymus in den Tod.
Diese Maßregeln der strengen Partei verursachten eine ungeheure Aufregung in dem tschechischen Böhmen; denn Hnß war zugleich ein Vertreter der tschechischen Nationalität gegenüber den Deutschen gewesen (Austreibung der Deutschen aus der Universität Prag; infolgedessen Gründung der Universität Leipzig 1409!). Die Hns-siten (oder Utraquisten, weil sie das Abendmahl unter beiderlei Gestalt verlangten) wurden von den päpstlich-deutschen Truppen in mehreren Kreuzzügen bekriegt, aber sieblieben allenthalben Sieger unter ihren großen Feldherren Ziska und Prokop, von denen der letztere sogar weitausgreifende Verheerungszüge in das Innere Deutschlands unternahm. Die Angst der Kreuzzugstruppen vor den Bauernheeren war so groß, daß sie oft ohne Schwertschlag davon liefen, und daß man, um ihnen Mut einzuflößen, sogar 1431 ^aran dachte, die Jungfrau von Orleans an ihre Spitze zu stellen, bis Endlich aber wurde die hufsitische Frage, wenigstens in der Hanpt-1443 sache auf dem Konzil zu Bafel (1431 — 1443) gelöst. Die
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§ 39. Deutsches Volksleben in dieser Periode. 67
Herren (Fürsten, Ritter, Bischöfe ic.). In den Fehden suchten die Kriegführenden ihre Gegner dadurch zu schädigen, daß sie die Dörfer und Felder der diesen zugehörenden Bauern verwüsteten.
Hohe Abgaben drückten überdies sehr hart diesen Stand, der doch die wichtigste Arbeit einer Nation, die Bebauung der Scholle, zu übernehmen hatte. So erklärt es sich, daß im 15. Jahrhundert au vielen Orten große Bauernbünde gebildet wurden („Bundschuh";
„Der arme Konrad"), welche die Befreiung von dem harten Zwange anstrebten und, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden, wohl auch zum Aufruhr schritten.
Der Ritt er stand entartete in dieser Periode immer mehr.
Denn seine idealen Aufgaben gerieten in Vergessenheit, nachdem die Periode der Kreuzzüge vorbei war. Auch geistige Bildung und litterarische Regsamkeit waren ihm nicht mehr wie früher eigen. Dagegen fing man an, auf ritterlichen Festen, wie z. B. den noch bestehenden Turnieren, ungebührlichen Wert aus Kleiderpracht und, oft ganz geschmacklose, äußere Formen zu legen. Dabei fristete der einzelne Ritter im alltäglichen Leben ein oft armseliges Dasein, und er pflegte sich seinen Bedarf an Lebensmitteln und Geld durch Beraubung der Kaufmannszüge zu schaffen.
Der Fürstenstand, welcher schon im 14. Jahrhundert mit Vorliebe eine französische Bildung genoß, ging immer mehr in der Opposition gegen die Kaisergewalt und in dem Streben nach Gründung einer eigenen Hausmacht auf. Nur selten begegnen wir Fürsten, denen das Interesse des großen Vaterlandes über dem ihres Territoriums stand (die Hohenzollern!).
So bietet das Reich den Anblick eines in der Auflösung begriffenen Körpers. Unversöhnt stehen sich die Lebensinteressen der verschiedenen Stände gegenüber. Kein Wunder, daß bei einem solchen Zustande die oberste Reichsgewalt nicht imstande war, den Abfall einzelner Grenzlande zu verhindern. Zumal die Schweiz löste sich in diesen Jahrhunderten ab. Wenn auch die schönen Sagen von Wilhelm Tell und dem Schwur auf dem Rütli, auf denen Schiller fein herrliches Schauspiel aufgebaut, vor der geschichtlichen Wissenschaft nicht bestehen, so bietet doch der Kamps der Schweizer mit den Herzögen von Österreich ein erhebendes Schauspiel des edelsten Freiheitstriebes. Die heldenmütigen Schlachten bei Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 1315 (Arnold von Winkelriet) ?) entschieden gegen die Habsburger. Nach- 1386
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Tell Wilhelm Schiller Arnold_von_Winkelriet
§ 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit. 93
Bekämpfung der abweichenden Lehren war, wozu er u. a. die Wiedereinführung der Inquisition bewirkte, so hat er doch auch durch eine großartige Heiden Mission und durch ein reges Betreiben der Wissenschaften Segensreiches gewirkt. Letzteres hatte freilich vorzugsweise den Zweck, auf die Jugendbildung und das Schulwesen Einfluß zu erlangen. Der Orden besteht noch heute, wenngleich er in manchen Ländern, wie z. B. in Deutschland, verboten ist. —
§ 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit.
I. Das reformatorifche Werk Luthers wurde unterstützt durch eine allgemeine Bewegung der Geister, die sowohl in der gelehrten als in der belletristischen Litteratur ihren Ausdruck fand. Erasmus von Rotterdam (1467 — 1536) griff die veralteten Formen kirchlicher Gelehrsamkeit und das entartete Mönchtum in glänzenden, vielgelesenen Schriften an, deren berühmteste das „Lob der Narrheit" ist. Gleichwohl hat dieser große Humanist sich der Reformation Luthers nicht offen angeschlossen. — Mit ganzer Seele gab sich der Reformation hin Ulrich von Hutten, aus ritterlichem Geschlechte stammend. Er geißelte die Mißstände seiner Zeit in glühenden Flugschriften, von denen die in Gesprüchsorm gekleideten „Klag und Vermahnung wider die unchristliche übermäßige Gewalt des Papstes" und „die Anschauenden" die wichtigsten sind. Viel verfolgt und besonders nach dem Tode seines Freundes Franz von Sickin gen von Lebensgefahr bedroht, mußte Hutten das Vaterland fliehen und starb noch jung 1523 auf der Insel Usnan im Züricher See. — Unter den volkstümlichen Erscheinungen unserer Litteratur, soweit sie von der Reformation beeinflußt war, ist vor allen Hans Sachs, der Meistersänger von Nürnberg, hervorzuheben, in welchem sich die Sympathie des niederen Bürger-standes für „die Wittenbergisch Nachtigal" verkörperte. Auch der Satirenschreiber Johann Fischart ging dem Mönchtum hart zu Leibe. Einen ganz neuen Aufschwung erhielt durch die Reformation die religiöse Liederdichtung: das deutsche Kirchenlied verdankt Luther seine Entstehung und wurde nach seinem Vorbilde später durch Paul Gerhardt, Paul Fleming n. a. weiter entwickelt.
Ii Auch die Kunst blühte im Reformationszeitalter. Zunächst ward sie in Italien unter dem Schutze kunstsinniger Päpste und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Luthers Rotterdam Gesprüchsorm Italien
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. Hz
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv.
1. Wirtschaftliche Verhältnisse. Um diese kostspieligen Kriege führen zu können, war Ludwig der Xiv. beständig darauf bedacht, die Steuerkraft seines Landes zu erhöhen. Dies erreichte er durch eine umfassende Fürsorge für die Entwickelung des Handels und des Gewerbfleißes, wobei ihm sein Minister Colöert (1661—1683) außerordentliche Dienste leistete. Derselbe 1661 ließ allenthalben Fabriken und Manufakturen anlegen, in welchen so- bis wohl die bisherigen Erzeugnisse in größerer Menge und vervollkommneter Weise als auch neue produziert wurden (Porzellanfabrik
in Sövres). Um aber die Konkurrenz des Auslandes abzuschneiden, wurden auf alle von auswärts eingeführten Waren hohe Schutzzölle gelegt (Merkantilsystem). Der Handel wurde befördert durch großartige Wege- und Kanalbauten (Kanal von Languedoc, Verbindung des Mittelländischen und Atlantischen Meeres); eine ungemein rasch geschaffene und zahlreiche Kriegsflotte sollte die Häsen und den überseeischen Handel schützen. Durch diese Maßregeln wußte Ludwig den sog. dritten Stand, der sonst die ganze Steuerlast zu tragen hatte, einstweilen an sich zu fesseln.
Gleichwohl waren dieser Aufschwung des Handels und der dadurch zunehmende Nationalwohlstand nicht ausreichend, um die ungeheuren Kosten zu decken, welche die Kriege und die über alle Maßen luxuriöse Hofhaltung des Königs verursachten.
2. Der Hof des Königs wurde zu Versailles gehalten wo in sandiger und reizloser Gegeud um ein prachtvolles Schloß das etwa 100 Millionen Franks gekostet hat, ein weiter Park geschaffen wurde. Auch andere Schlösser, wie Marly und Triauou, wurden mit verschwenderischer Pracht aufgeführt und ausgestattet.
Das Leben am französischen Hofe war das glänzendste, von dem die neuere Geschichte zu berichten weiß; die an demselben abgehaltenen Feste setzten ganz Europa in Erstaunen; der an ihm herrschende Geschmack wurde für ganz Europa maßgebend. — Eine wesentliche Bedeutung hat das Hofleben unter Ludwig noch dadurch erlangt, daß in demselben die Formen des geselligen Verkehrs eine sehr reiche und feine Ausbildung erhielten, an der zumal auch Frauen teil hatten.
3. Die Litteratur und Kunst. Der Glanz Ludwigs wurde erhöht durch die große Blüte der Dichtung und Kunst,
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 8
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Franks Marly Ludwig Ludwig Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreichs Sövres Atlantischen_Meeres Versailles Europa Europa Wychgram
92 Geschichte der neueren Zeit.
Stadtgemeiudeu, sondern an Landesfürsten hatte anlehnen müssen. Die Lehre Calvins verbreitete sich außer in der Schweiz vorzugsweise in Frankreich, wo man in der Folge die Reformierten Hugenotten („Huguenots“, Wort unsicheren Ursprungs) nannte. Die Zahl derselben wuchs im 16. Jahrhuudert in großem Maßstabe; aber einerseits die sog. Pariser Bluthochzeit (Bartholomäusnacht 1572) und andererseits die Hugenottenverfolgungen Ludwigs Xiv. haben den Katholizismus iu Frankreich für eine lange Zukunft wiederhergestellt.
Außer in Frankreich hat der Calvinismus hauptsächlich auf England, Schottland und die Niederlande gewirkt, und ihm vorzugsweise gehören später die glaubensstarken Vorkämpfer des Protestantismus gegen den Katholizismus an.
§ 54. Gegenreformation. Tridentinum. Jesuiten.
Durch die Entstehung und Ausbreitung der Reformation wurde die katholische Kirche ihrerseits gezwungen, sich zum Kampfe tüchtiger zu machen. Sie begab sich daran auf dem obenerwähnten Konzil zu Trient 1545 (Ende desselben nach verschiedenen Auflösungen 1563 und Neuberufungen 1563). Durch die Beschlüsse desselben wurden die meisten der Mißbräuche, die den Anlaß zur allgemeinen Unzufriedenheit gegeben hatten, beseitigt. Zugleich wurde der Kirche eine größere Einheit gegeben, indem das Ansehen und die Macht des Papstes gegenüber Konzilien und Bischöfen ungemein verstärkt wurde. Die Beschlüsse des Trideutiuer Konzils bilden die Grundlage, auf welcher bis heute die Entwicklung der katholischen Kirche beruht.
Außerordentliche Bedeutung in dem Kamps der Kirche gegen den Protestantismus gewann der Jesuitenorden (Gesellschaft Jesu). Gegründet durch den Spanier Ignaz Loyola im Jahre 1540 1540, gewann derselbe eine schnelle Ausbreitung. Seine Mitglieder, je nach ihren Anlagen und Leistungen in verschiedene Klassen geteilt, waren allesamt zum unbedingten Gehorsam gegen die Befehle des Ordensgenerals und zur selbstverleugnenden Hingabe an die Aufgaben des Ordens verbunden. Geleitet durch einen einheitlichen Willen wurde der Orden, dem allmählich die besten Köpfe der katholischen Kirche sich zuwandten, ein furchtbares Werkzeug gegen den Protestantismus, zumal er auch geheime Agitation und die Anwendung selbst unsittlicher Grundsätze (der Zweck heiligt die Mittel) nicht scheute. Obgleich der Hauptzweck des Ordens die
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ludwigs_Xiv Frankreich Frankreich England Schottland Niederlande Jesu
§ 26. Übersicht der Kreuzzüge. 45
Aus dem natürlichen Zuge des menschlichen Herzens, die Stätten zu sehen, an denen große geschichtliche Ereignisse sich vollzogen und verehrte Menschen gewandelt haben, war schon in frühen Jahrhunderten die Sitte entstanden, an das Grab Christi zu wall-fahrtet:. Große Scharen von Christen erschienen jährlich in Jerusalem, um in der heiligen Kapelle, die von Kaiser Constantinus und seiner Mutter Helena über der Grabstätte errichtet war, zu beten. Die Araber, welche ja in Christus einen Propheten verehrten, hatten diesen Pilgern anfangs nichts in den Weg gelegt; als aber die Fatimiden Palästina eroberten, begannen schwere Nachstellungen für jene. Dieselben wurden um so allgemeiner und lästiger empfunden, als gerade um das Jahr 1000 die Wallfahrten besonders zahlreich waren: der nach einem weitverbreiteten Aberglauben im Jahre 1000 bevorstehende Weltuntergang trieb die Menschen zu frommen Übungen. Die Häufigkeit der Pilgerfahrten nahm auch nach dem Jahre 1000 nicht ab. Schwere Klagen über die durch Seldfchukken verübten Bedrückungen wurden in dem Munde der Zurückkehrenden laut. Schon Gregor Vii. hatte ein Aufgebot der gesamten Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes geplant. Dasselbe wurde indes erst ins Werk gesetzt durch Urban Ii., der auf einer großen Kirchenversammlung in Clermont „das Kreuz predigte". (Allgemeine Begeisterung: „Gott will es!") Er wurde dabei unterstützt von umherziehenden Predigern, z. B. von dem Einsiedler Peter von Amiens. Fieberhafte Unternehmungslust bemächtigte sich weiter Kreise der Christenheit (zunächst besonders der romanischen). Tausende ließen sich das Kreuz anheften. Neben edlen, religiösen Antrieben wirkten dabei aber auch vielfach andere, weniger lautere mit, wie so oft in der Geschichte die Religion den Deckmantel niedriger Leidenschaft hat abgeben müssen. Habsucht und Abenteuerlust trieb eine Menge von Menschen in de/ Kreuzzug. So ist es denn auch zu erklären, daß einige Kreuzfahrer-hausen, die den Antritt des geordneten ritterlichen Heeres nicht abwarten wollten und sich vorher auf den Weg machten (Emiko von Leiningen), in den rheinischen Städten unter frommem Vorwande grausame Judenverfolgungen ins Werk setzten. Diese Haufen wie andere ähnliche (Walter Senfaveir, d. i. ohne Habe) sind unterwegs untergegangen.
Erster Kreuzig. Im Jahre 1096 brach das glänzende, zu- 1096 meist ans Rittern romanischer Zunge bestehende Hauptheer unter
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46 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
der Anführung des Gottfried von Bouillon auf. Über Kleinasien, wo die Seldschukken bei Dorylänm geschlagen wurden, ging der Zug nach Antiochia, welches unter furchtbarem Blutvergießen erobert wurde (Auffindung der heiligen Lanze). Nur nach einer langen und überaus mühevollen Belagerung gelang es 1099 endlich den Kreuzfahrern, Jerusalem zu erobern (1099). Die durch den Widerstand erbitterten Kreuzfahrer ermordeten fämt-liche Einwohner mit unbarmherziger Grausamkeit. „Über die Treppe der Moschee rieselte das Blut von zehntausend erschlagenen Sarazenen; die Juden wurdeu in ihrer Synagoge verbrannt; die Straßen füllten sich mit Leichen, Blut und den Gliedmaßen der Verstümmelten." Man glaubte damit ein Gott wohlgefälliges Werk zu thun. Unmittelbar von dieser Blutarbeit begaben sich die Christen unter Lobgesängen in die Kirche des heiligen Grabes; so nahe lagen in den Gemütern zu jener Zeit Religiosität und Fanatismus. — Um nun Jerusalem und die anderen eroberten Orte möglichst dauernd der Christenheit zu erhalten, errichtete man das Königreich Jerusalem. Gottfried von Bouillon wurde der erste König; er wußte das Erworbene mit starker Hand zu verteidigen. Zu dem Königreich standen im Lehnsverband Edessa im Euphratgebiet, sowie Tripolis und Antiochia.
An diesem ersten Kreuzzug hatte sich die deutsche Natiou nicht beteiligt. Als aber die Kunde kam, daß Edessa von den Mohammedanern erobert sei, da wußte der begeisterte Kreuzzugsprediger Bernhard von Clairvaux auch den deutschen König Konrad Iii. zu bewegen, das Kreuz zu nehmen. Derselbe unternahm gemeinschaftlich mit Ludwig Vii. vou Frankreich den 1147 zweiten Kreuwg (1147—1149). Aber an der Tücke der Griechen bis und der orientalischen Priester selbst scheiterte dieser Zug voll-kommen; die Teilnehmer wurden zum größten Teil durch Seuchen, Entbehrungen und das Schwert aufgerieben. Die Könige kehrten vollkommen unverrichteter Sache zurück. Die Folge davon war, daß die Sarazenen immer eifriger auf die Wiedereroberung Jerusalems bedacht waren. Dieselbe bewerkstelligte der edle, großherzige Sultan von Ägypten Saladin, nachdem er die Christen in der Schlacht bei Hittin geschlagen. Dieser Fall Jerusalems wurde der 11 cq Anlaß zum
6i§" Dritten Kreuzzug (1189—1192). An die Spitze desselben 1192 stellte sich Friedrich I. Barbarossa, der mit diesem Unternehmen
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