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1. Haus und Heimat II - S. 68

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
68 c^r? v^a z^a v^a sein." Da hat aber das goldene Vögelein gar arg mit den Äuglein geblinzelt uitb hat gesagt: „Ihr unzufriedenen Leute! Werdet ihr denn nicht einmal genug haben? Ich will euch zu Edelleuten machen, es ist euch aber nichts nutz!" und hat ihnen gleich ein schönes Schloß geschenkt, Kutschen und Pferde und eine reiche Bedienung. — Jetzt sind sie nun Edelleute gewesen, sind alle Tage spazieren gefahren und haben an nichts mehr gedacht, als wie sie die Tage herumbringen wollten in Freuden und mit Nichtstun. Einmal sind sie in die Hauptstadt gefahren, ein großes Fest zu sehen. Da sind der König und die Königin in ihrer ganz vergoldeten Kutsche gesessen, in goldgestickten Kleidern, und vorn und hinten und aus beiden Seiten sind Marschälle, Hosleute, Edelknaben und Soldaten geritten, und alle Leute haben die Hüte und Taschentücher geschwenkt, wo der König und die Königin vorbeigefahren sind. Ach, wie hat da dem Manne und der Frau vor Ungeduld das Herz geklopft! Kaum waren sie wieder nach Hause, so sprachen sie: „Jetzt wollen wir noch König und Königin werden; hernach wollen wir aber einhalten." Und da haben sie wieder alle zwei miteinander in die Hände geklatscht und haben gerufen, was sie nur rufen konnten: „Goldvögelein im Sonnenstrahl! Goldvögelein im Demantsaal! Goldvögelein überall!" Da ist das goldene Vögelein wieder zum Fenster hereingeflogen und hat gefragt: „Was wollt ihr nur von mir?" Da haben sie beide geantwortet: „Wir möchten gern König und Königin sein." Da hat aber das Vögelein ganz schrecklich arg mit den Augen geblinzelt, hat alle Federchen gesträubt, hat mit den Flügelchen geschlagen und ge- sagt: „Ihr wüsten Leute, wann werdet ihr denn einmal genug haben? Ich will euch noch zum König und zur Königin machen; aber dabei wird's doch nicht bleiben sollen; denn ihr habt nimmermehr genug." Jetzt sind sie nun König und Königin gewesen und haben übers ganze Land zu gebieten gehabt, haben sich einen großen Hofstaat ge- halten, und ihre Minister und Hofleute haben müssen auf die Kuie niederfallen, wenn sie eines von ihnen ansichtig wurden. Auch haben sie nach und nach alle Beamten im ganzen Lande vor sich kommen lassen und ihnen vom Throne herab ihre strengen Befehle erteilt. Und was es nur Teures und Prächtiges in aller Herren Länder gab, das mußte herbeigeschafft werden, so daß ein Glanz und Reichtum sie umgab, der unbeschreiblich ist. Und doch sind sie jetzt noch nicht

2. Haus und Heimat II - S. 185

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
v^az^az^z^üz^az^az^. 185 z^az^az^az^nv^az^-itz^a Da kam dem Ärmsten plötzlich ein Gedanke, „wie wäre es," dachte er bei sich, „wenn du dich mit deinem Anliegen an den Geist des Gebirges wendest! Alle haben dich verlassen, nirgends ist Rettung, vielleicht hilft er dir!" Wohl hatte er viel abenteuerliche Geschichten von Rübezahl gehört, wie er die Reisenden zuweilen gefoppt und gedrillt und gehudelt und ihnen manchen Tort und Dampf angetan hatte. Aber mitunter hatte er den Menschen auch Gutes getan. Run war es ihm wohl bekannt, daß sich der Geist bei seinem Zpottnamen nicht ungestraft rufen lasse, weil er aber nicht wußte, wie er ihm auf eine andere weise beikommen sollte, so wagte er's. „Mag's gehen, wie es will, auf eine Tracht Prügel kommt mir's nicht an!" dachte er und rief, so laut er konnte, in die Berge: „Rübezahl! Rübezahl!" plötzlich stand neben ihm eine furchtbar mächtig große Gestalt, einem rußigen Köhler gleich, mit einem fuchsroten Barte, der bis an den Gürtel reichte, feurigen, stieren Augen und mit einer Zchürstange bewaffnet gleich einem Weberbaum. In wildem Grimme hob der Riese diese in die höhe, um den frechen Spötter zu erschlagen. Aber Beit, der Bauer, sprach ganz unerschrocken: „Mit Gunst, Herr Rübezahl! verzeiht, wenn ich Luch nicht recht tituliere! hört mich armen Teufel nur an, dann tut, was Tuch gefällt!" — Diese gleich- mütige, unerschrockene Rede und die kummervolle Miene des Mannes, die weder auf Mutwillen noch auf Vorwitz deutete, besänftigte ein wenig den Zorn des Geistes. „Trdenwurm," murrte er, „was treibt dich, mich zu beunruhigen? weißt du auch, daß du mir mit hals und haut für deinen Frevel büßen mußt?" „Herr!" antwortete Veit, „ich bin ein armer, unglücklicher, aber rechtschaffener Mann und weiß weder aus noch ein. Niemand auf der Welt will mir aus der Rot helfen. Selbst meine nächsten verwandten haben mich schmachvoll von ihrer Zchwelle gewiesen. Daheim grämt sich mein armes Weib, und meine sechs Kinder schreien nach Brot, wenn ich nun nach Hause komme mit leeren Händen, ich weiß nicht, wie ich den Jammer mit ansehen soll! von aller Welt verlassen, dacht' ich an Tuch, Herr! helft mir! habt ja schon manch liebes Mal den Menschen Gutes erwiesen! Leiht mir hundert Taler! In drei Fahren zahl' ich sie Euch bei Heller und Pfennig samt landesüblichen Zinsen zurück, so wahr ich ehrlich bin!" „Tor!" sprach der Geist, „bin ich denn ein Wucherer, der auf Zinsen leiht?" „Ach," erwiderte Veit, „so gebt mir das Geld meinetwegen ohne Zinsen!"

3. Haus und Heimat II - S. 207

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
c^itv^xic^is207 ihr Wasser eingießen mußte. Kaiser und Reich nahmen sich der Waisen an; die Kinder hießen Johann und Lohengrin. Die Witwe aber weinte und klagte ihr übriges Leben lang um den geliebten Gemahl, der nimmer wiederkehrte. 134. Die Weiber von Weinsberg. Von den Brüdern Grimm. Als König Konrad Iii. den Herzog Welf geschlagen hatte (im Jahre 1140) und Weinsberg belagerte, so bedingten die Weiber der Belagerten die Übergabe damit, daß eine jede auf ihren Schultern mitnehmen dürfte, was sie tragen könne. Der König gönnte das den Weibern. Da ließen sie alle Dinge fahren und nahm eine jegliche ihren Mann auf die Schulter und trugen den aus. Und da des Königs Leute das sahen, sprachen ihrer viele, das wäre die Mei- nung nicht gewesen, und wollten das nicht gestatten. Der König aber schmutzlachte und tät Gnade dem listigen Anschlag der Frauen: „Ein königlich Wort,“ rief er, „das einmal gesprochen und zugesagt ist, soll unverwandelt bleiben.“ 135. Das Riesenspielzeug. Von Adelbert v. Chamisso. 1. Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand. Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer; du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. 2. Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor, erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein, neugierig, zu erkunden, wie’s unten möchte sein. 3. Mit wen’gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald; und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt. 4. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut; es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar, es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

4. Haus und Heimat II - S. 213

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
213 V^ii V^Ti V^ü V£ü C£o? Vzrü eines reichen Goldschmieds, welche aus Ärger darüber, daß der König die niedere Wohnung des armen Bergner mit seinem Be- suche beehrte, dem fleißigen Manne häßliche Gesichter zu schneiden pflegten. Als nach einiger Zeit die bestellte Arbeit fertig war und dem König vorgelegt wurde, bezeigte derselbe nicht allein dem fleißigen Arbeiter seine Zufriedenheit, sondern befahl ihm auch, sich so- bald als möglich eine andere Wohnung zu suchen; denn er sei gesonnen, ihm an Stelle des alten ein neues Haus aufführen zu lassen. Es versteht sich von selbst, daß der glückliche Gold- schmied sich beeilte, der Weisung des Königs nachzukommen. Dieser führte auch sein Versprechen aus, gab aber Befehl, zwischen dem zweiten und dritten Stockwerk in der Mitte des neuen Hauses in einer Nische ein die Zunge aussteckendes Frauenbild, in Stein gehauen, anzubringen, damit die häßlichen Mädchen stets ihr Eben- bild vor Augen hätten. Dieses Bild erhielt vom Volke den Namen „der Neidkopf“. 138. Friedrich der Grosze und die Schulkinder. von Karl Fröhlich. Fridericus Hex, der große Held, Kam siegreich aus dem Kriegesfeld, und wenn er durch die Straße ritt, so liefen alle Kinder mit. Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n, den lieben Vater Fritz zu seh'n; sie faßten ihm an Pferd und Kock, doch Vater Fritz erhob den Stock und sagte lächelnd: „Habet acht, daß ihr mein Pferd nicht böse macht!" Doch einst ein wilder Knabenschwarm den Kops ihm machte gar zu warm; da hat er böse drein geseh'n: „Mollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!" Da sprach ein dicker Bube: „Kch, heut' ist ja Mittwochnachmittag!" Und alle sielen jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein und weiß nicht mal, daß dieser Frist des Mittwochs keine Schule ist!"

5. Haus und Heimat II - S. 214

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
u^Ti 214 Der König stille vor sich lacht und hat in seinem Zinn gedacht: „Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab' Keine Kuh! Des Morgens ruft mich Zorge wach, mich drücket Müh' den ganzen Tag, daß meine Kinder, groß und klein, sich ihrer Feierstunde freu'n!" Gewiß, so hat der Held gedacht, er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, sein Angedenken ewig währt, und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll den Edlen kennen lernen soll. 1(39. Aönig Friedrich Ii. und sein Nachbar. von Johann Mieter Hebel. Der König Friedrich Ii. von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe daneben die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstlich stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut nebeneinander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn's die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar, und die Gedanken des Königs störten das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Näder die Gedanken des Königs. Der geneigte Leser sagt: „Ein König hat Geld wie Laub; warum kauft er dem Nachbar die Mühle nicht ab und läßt sie niederreißen?" Der König wußte warum. Denn eines Tages ließ er den Müller zu sich rufen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht nebeneinander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" — Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mir mein Schloß abkaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt auch Ihr nicht

6. Haus und Heimat II - S. 197

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
c^Ti197 v^au^v^az^xiu^au^üü^xi das harte Gestein, daß die Funken stoben. Das ist jener Roßtrapp. Die Zeit hat die Vertiefung kleiner gemacht, aber kein Regen kann sie ganz verwischen. Emma war gerettet, aber die zentnerschwere goldne Königskrone fiel während des Sprungs von ihrem Haupt in die Tiefe. Bodo, in blinder Hitze nachsetzend, stürzte in den Strudel und gab dem Fluß den Namen. (Die Bode ergießt sich mit der Emme und Saale in die Elbe.) Hier als schwarzer Hund be- wacht er die goldne Krone der Riesentochter, daß kein Gold- durstiger sie heraushole. Ein Taucher wagte es einst unter großen Versprechungen. Er stieg in die Tiefe, fand die Krone und hob sie in die Höhe, daß das zahllos versammelte Volk schon die Spitzen golden schimmern sah. Aber zu schwer, entsank sie zweimal seinen Händen. Das Volk rief ihm zu, das dritte Mal hinabzusteigen. Er tat’s, und ein Blutstrahl sprang hoch in die Höhe. Der Taucher kam nimmer wieder auf. Jetzo deckt tiefe Nacht und Stille den Ungrund, kein Vogel fliegt darüber. Nur um Mitternacht hört man oft in der Ferne das dumpfe Hundegeheul des Heiden. Der Strudel heißt der Kreetpfuhl (d. h. Teufelspfuhl) und der Fels, wo Emma die Hilfe der Höllengeister erflehte, des Teufels Tanzplatz. 125. Der Ilsenstein im Harz. Von den Brüdern Grimm. Der Ilsenstein ist einer der größten Felsen des Harzgebirges, liegt an dessen Nordseite in der Grafschaft Wernigerode unweit Ilsenburg am Fuße des Brockens und wird von einem Flusse, der Ilse, bespült. In den Felsen ist seit uralter Zeit eine schöne Königs- tochter verzaubert, die Jungfrau Ilse. Noch alle Morgen schließt sie den Ilsenstein auf, um sich in der Ilse zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen; aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand sie frühmorgens ein Köhler, grüßte sie freundlich und folgte ihrem Winken bis vor den Fels; hier nahm sie ihm seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er solle ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten, machte den Ranzen auf und sah Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in den Fluß; sobald sie aber die Steine der Ilse berührten, vernahm er ein Klingeln und sah mit Schrecken, daß er Gold verschüttet hatte. Der nun sorgfältig aufbewahrte Überrest in den Ecken des Ranzens machte ihn aber noch reich genug.

7. Haus und Heimat II - S. 208

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
z^.t<v^a v£i< u^xi 208 vmiuz.t<u^i< v^ac^avza 5. „Ei, artig Spielding!“ ruft sie, „das nehm’ ich mit nach Haus.“ Sie kniet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus und feget mit den Händen, was da sich alles regt, zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt. 6. Und eilt mit freud’gen Sprüngen — man weiß, wie Kinder sind — zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: „Ei, Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön! So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh’n.“ 7. Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein; er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein: „Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was es sei!“ 8. Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an, den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann. Wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut, so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut. 9. Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: „Was hast du angerichtet? Das ist kein Spielzeug nicht! Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin; der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn I 10. Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot. Es sprießt der Stamm der Biesen aus Bauernmark hervor; der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!“ 11. Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand. Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

8. Haus und Heimat II - S. 218

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
U^Sii V^ii Vzt< 218 Uzii Cz.t< rm V^'i v^ii V£H cm des geliebten kaiserlichen Herrn sehen. Unter diesen Getreuen befand sich auch ein Veteran von dreiundneunzig Jahren, der sich einst in den Freiheitskriegen das Eiserne Kreuz erkämpft hatte. Auch er wollte seinen obersten Kriegsherrn sehen. Getreue Freunde hoben ihn auf einen Wagen, und nun ging es vorwärts. Auch der Kaiser kam im Wagen gefahren, und sein Auge erblickte den Mann, der das Kreuz aus den Befreiungskriegen trug. Er ließ halten, und unser Veteran wollte nun so schnell, als seine alten Glieder erlaubten, aus seinem Wagen steigen, um seinen Kaiser zu begrüßen. Der aber rief ihm zu: „Bleiben Sie sitzen! Ich bin der Jüngere und kann zu Ihnen kommen." Das sprach der achtundachtzig- jährige Kaiser von Deutschland. Und er tat es auch, stieg aus und ging zu dem Manne, der voll Freude, Ehrfurcht und Staunen in die Worte ausbrach: „Nun ist das Maß meines Lebens voll, da ich meinen Kaiser gesehen habe." Der aber winkte ab und meinte, das sei noch lange nicht nötig, obgleich sie beide unter den vielen Tausenden hier wohl die einzigen seien, die das Eiserne Kreuz von 1813 trügen. „Allerdings," fügte Kaiser Wilhelm hinzu, indem er dem Alten herz- lich die Hand schüttelte, „werden wir uns wohl auf Erden nicht wiedersehen." 144. Die weisze Rose von Gorze. Aus dein „Daheim". Die gewaltige Schlacht von Vionville (am 16. August 1870) war geschlagen; sie hatte auch dem 4. thüringischen Infanterieregimente Nr. 72 reiche Lorbeeren eingebracht. Seine 2. Kompagnie allein hatte 172 Tote und Verwundete, unter letzteren den Premierleutnant Ewald von Zedtwitz. Er ward nach Gorze zum Invaliden Antoine gebracht, dem am 4. Juni 1859 in der Schlacht bei Magenta ein Bein ab- geschossen worden war. Der Held wußte den Helden zu ehren. Dem todwunden Krieger ward hier die liebevollste Pflege zuteil, und des Wirtes Töchterlein brachte ihm, der auf einem Strohlager im offenen Kaufmannsladen zur ebenen Erde lag, täglich die schönsten Rosen zur Erquickung. Es war am 19. August, nachdem tags vorher der König Wilhelm die Schlacht bei Gravelotte siegreich geschlagen und die Nacht aus dem Schlachtfelde zugebracht hatte, als der greise Held vor Zedtwitz' Hause vorbeifuhr. Durch das heranbrausende Geräusch, das Hurra von ungefähr 600 Verwundeten, die auf den Straßen lagen, auf das Nahen des Königs aufmerksam gemacht, schickte Zedtwitz, der von seinem Stroh-

9. Das Vaterhaus - S. 17

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
zu tun? Ich muß Tag und Nacht arbeiten; ich netze Felder und Wiesen und tränke die durstigen Tiere. Wenn ich groß und stark bin, dann treibe ich Mühlen und trage Schiffe. Ei, geht, ihr faulen Kinder, sonst sollt ihr nimmer nach Hause kommen!" Da wurde den Kindern gar ängstlich zu Mute. Sie gingen beschämt weg, und der Kuckuck lachte sie noch tüchtig aus. Ernst, Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen. 0 I.

10. Das Vaterhaus - S. 110

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Katze, „du sollst mir erst noch einerlei tun: da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was nötig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst ein kleines Häuschen." Da baute Hans das Häuschen sertig und sagte, er hätte nun alles getan und hätte noch kein Pferd. Doch waren ihm die sieben Jahre herum wie ein halbes. Fragt die Katze, ob er ihre Pferde sehen wollte? „Ja," sagte Hans. Da machte sie ihm das Häuschen auf, und weil sie die Türe so aufmacht, da stehen zwölf Pferde, ach, die waren gewesen ganz stolz, die hatten geblänkt und gespiegelt, daß sich sein Herz im Leibe darüber freute. Nun gab sie ihm zu essen und zu trinken und sprach: „Geh heim, dein Pferd geb' ich dir nicht mit; in drei Tagen aber komm' ich und bringe dir's nach." Also machte Hans sich aus, und sie zeigte ihm den Weg zur Mühle. Sie hatte ihm aber nicht einmal ein neues Kleid gegeben, sondern er mußte sein altes, lumpiges Kittelchen behalten, das er mitgebracht hatte und das ihm in den sieben Jahren überall zu kurz geworden war. Wie er nun heimkam, so waren die beiden andern Müllerburschen auch wieder da: jeder hatte zwar sein Pferd mitgebracht, aber des einen seins war blind, des andern seins lahm. Sie fragten: „Hans, wo hast du dein Pferd?" „In drei Tagen wird's nachkommen." Da lachten sie und sagten: „Ja, du Hans, wo willst du ein Pferd Herkriegen, das wird was Rechtes sein!" Hans ging in die Stube, der Müller sagte aber, er sollte nicht an den Tisch kommen, er wäre so zerrissen und zerlumpt, man müßte sich schämen, wenn jemand hereinkäme. Da gaben sie ihm ein bißchen Essen hinaus, und wie sie abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gänseställchen kriechen und sich auf ein wenig hartes Stroh legen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei, die glänzten, daß es schön war, und ein Bedienter, der brachte noch ein siebentes, das war für den armen Müllerbursch. Aus der Kutsche aber stieg eine prächtige Königstochter und ging in die Mühle hinein, und die Königstochter war das kleine, bunte Kätzchen, dem der arme Hans sieben Jahr gedient hatte. Sie fragte den Müller, wo der Mahlbursch, der Kleinknecht, wäre? Da sagte der Müller: „Den können wir nicht in die Mühle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gänse- stall." Da sagte die Königstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken. Da schnallte der Bediente prächtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er sertig war, konnte kein König schöner aussehen. Danach verlangte die Jungfrau die Pferde zu sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war
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