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ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende
häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge-
heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen
Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger
vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter
Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte
an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären,
dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe.
Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls
Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu-
lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten
ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden
„Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein-
heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die
grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde.
Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen
Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen.
Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen
Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über-
zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des
Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519
gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang.
Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt-
temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz
nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In
der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und
Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen,
28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge
von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg.
Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng-
lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und
Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück-
gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf
Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs)
und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern
und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an
sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois
und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel-
lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch
ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in
Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung
der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen
Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht)
und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold-
ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands
hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Leo_X Leo Karls Karl Karl Karls Ulrich_von_Württemberg Max Max August August Ferdinand Johann_von_Hildesheim Johann Heinrich_von_Lüneburg Heinrich Karls_V. Franz_I. Leo_X Leo Karls Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Reutlingen Worms Frankreich Minden Karls Frankreich Navarra Haus_Albret Neapel Karls Mailand Frankreichs Oesterreich Karls Valencia Karls
38
Reform der Kirche, zunächst der Kurie, und sein offenes
Zugeständnis, dass die Krankheit vom Haupt zu den Gliedern
gedrungen sei, wurde von den weltlichen Ständen mit Wieder-
holung der gravamina, von dem Reichstag, trotz eifriger Be-
mühungen einer Minderheit, insbesondere Joachims von Branden-
burg, die auch gegen den sächsischen Kurfürsten gerichtet waren,
mit der Forderung erwidert, dass der Papst mit Verwilligung
des Kaisers ein freies christliches Konzilium auf
deutschem Boden berufen solle. Luther wurde alles Schreiben,
den Predigern jede Polemik verboten. Diese sollen „allein das
heilige Evangelium nach der Lehre und Auslegung der be-
währten und von der christlichen Kirche angenommenen Schriften
lehren“ und von Beauftragten der Bischöfe beaufsichtigt werden.
Trotz des Verbots des Reichsregiments setzten der Trierer
und mit ihm der Kurpfälzer und Landgraf Philipp von Hessen
den Kampf gegen Sickin gen fort, der nach dem Fall der
Burg Landstuhl, 8. Mai 1523, starb. Der Schwäbische
Bund überzog den fränkischen Adel. Die drei Fürsten kündigten
später dem Reichsregiment den Gehorsam auf. Reform-
entwürfe, die das Reichsregiment ausgearbeitet hatte, um
dem Reiche selbständige Einnahmen zu schaffen, insbesondere
gemeinen Pfennig und Reichszölle (sehr niederen Satzes
und auf wenige, nicht zu den Lebensbedürfnissen gehörige Waren),
empfanden die Reichsstädte, die allerdings schon durch
die Wormser Matrikel und durch die Anschläge zu den Kosten
des Regiments und des Kammergerichts unverhältnismässig
belastet waren, als eine ungerechte und drückende Be-
lastung ihres Handels, den schon Binnenzölle hemmten.
Nach Spanien geschickte Gesandte der grössten Reichsstädte
erwirkten von dem des Geldes der Städte, insbesondere der
Fugger und Welser, sehr bedürftigen Kaiser eine Verwerfung
der Reichszölle und auch des Verbots der „Monopolien“. Auf
dem (dritten) Nürnberger Reichstag, Januar bis April
1524, erzwang die Mehrzahl der Reichsstädte und
Fürsten (Friedrich von Sachsen ausgenommen) von Ferdinand
und dem kaiserlichen Gesandten, die jetzt die Reichsoberbehörde
erhalten wollten, die Auflösung des Reichsregiments,
gestanden aber zu, dass ein neues Reichsregiment in Esslingen
zusammentrat. Dieses bestand (später in Speier) ziemlich wir-
kungslos bis 1531. Mit der Auflösung des Nürnberger Reichs-
regiments vernichteten die Reichsstände, um ja nicht in ihren
Sonderinteressen beeinträchtigt zu werden, selbst, was sie seit
1495 wiederholt so energisch erstrebt hatten. Zu der von Karl
und, von Canipeggi, dem Legaten des Papstes Clemens Vii.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Hessen Philipp Welser Friedrich_von_Sachsen Friedrich Ferdinand Ferdinand Karl Karl Canipeggi Clemens_Vii
— 46 —
des grossen Zehntens zur Bezahlung des Pfarrers, zur Armenunterstützung
und als Reserve für „Reisegelder“, Ermässigung der Gülten durch ein Schieds-
gericht ehrbarer Leute; Fisch- und Jagdrecht, freie Benützung von Wald zu
Brenn- und Bauholz. Dem entgegenstehende wohlerworbene Rechte sollten
abgelöst werden. Diese nicht extremen Forderungen wurden durch Anführung
von Bibelstellen bekräftigt und erklärt, wenn eine von ihnen als mit Gottes
Wort unvereinbar sich erweise, werde man sie fallen lassen, andererseits
behielt man sich vor, noch andere Forderungen auf Grund des Wortes Gottes
zu stellen. Die Entscheidung über die Schriftbegründung der zwölf Artikel
sollten Gottesgelehrte fällen, darunter Luther, Melanchthon, Zwingli „und
seine Gesellen“. Diese zwölf Artikel waren ein rein agrarisches Programm,
das in einigem, am Massstab des wirtschaftlichen Fortschritts gemessen,
reaktionär war.
Ein allgemeines politisches Programm nationaler Fär-
bung, aber auch von beschränktem politischem Gesichtskreis zeugend, ent-
hält der sog. Verfassungsentwurf des „Heilbronner Bauern-
parlaments“, das aber wohl nie bestand, in Wirklichkeit ein Privatentwurf
des Mainzischen Kellers Weygandt, eine abgekürzte Redaktion der 1523 er-
schienenen „Reformation des Kaisers Friedrich“. Der Ertrag einer umfassenden
Säkularisation sollte die Mittel insbesondere zur Entschädigung der Fürsten
und des Adels für entgehende Abgaben und Leistungen (z. B. Zölle, Umgeld,
ein Teil der Feudalabgaben) liefern. Die Fürsten sollten wieder dem Kaiser
mehr unterthan werden, dagegen der Kaiser auch nur wenig selbständige
Hoheitsrechte besitzen. Ein Netz von einander untergeordneten Gerichten sollte
das ganze Reich umspannen, aber die Doktoren des geistlichen wie des welt-
lichen Rechtes von jedem Gericht, wie auch von der Verwaltung ausgeschlossen
sein, jedoch an jeder Universität ein Spruchkollegium von drei Doctores des
kaiserlichen Rechts bestehen; endlich sollte Eine Münze, Ein Mass und Gewicht
geschaffen werden. Für Kapitalbesitz wurde ein Höchstbetrag festgesetzt.
Die Bauern suchte, auf die Dauer vergeblich, zu einer mässigen, ein
ehrliches Mitwirken des Adels ermöglichenden Haltung, wie zu einer zweck-
mässigen und planvollen Kriegführung zu bestimmen Wendel Hipler. Im
allgemeinen waren die Odenwald - Neckarthaler Bauern gemässigter und ver-
ständiger als die fränkischen, die nur an Einziehung allen Kirchengutes und
Beseitigung des Adels als besonderen Standes dachten.
Luther und die Bauern. Luther war die Begründung rein weltlicher
Forderungen durch Gottes Wort nach seiner ganzen Richtung zuwider, den
„Herrn Omnes“ betrachtete er immer mehr mit Misstrauen. In seinen „Er-
mahnungen zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben“
hatte er noch sehr scharfe Worte für die Fürsten und deren „Schinden und
Schätzen“ und ermahnte sie, es mit der Güte zu versuchen; die Bauern, seine
„lieben Freunde“, warnte er vor den Schwarmgeistern und vor der immer
unchristlichen Rebellion. Er schlug ein Schiedsgericht aus Grafen, Herren und
Städtern vor, unternahm es aber — im Widerspruch mit seiner sonstigen
Stellungnahme — die Leibeigenschaft aus der Schrift zu rechtfertigen. Als
aber seine Bemühungen, im Thüringischen durch Predigten die revolutionäre
Glut zu dämpfen, vergeblich waren und besonders in seiner Nähe die schwersten
Gewaltthaten erfolgten, da sah er in der Empörung einen Anschlag des Sa-
tanas gegen die von ihm vertretene heilige Sache und erliess im Mai (noch
vor Niederwerfung des Aufstandes) seine furchtbare Kampfschrift „Wider die
räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ : „Solche wunderliche Zeiten
sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergiessen besser verdienen
kann, denn mit beten“, — „darum steche, schlage, würge, wer da kann“!
Seine späteren Ausfälle gegen die fürstlichen „Bluthunde“, die „rasenden,
wütenden, unsinnigen Tyrannen, die auch nach der Schlacht nicht mögen Blutes
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Kapitel Xiii.
Westeuropa in den ersten Jahrzehnden des
Xvii. Jahrhunderts.
§ 44. Ende des Freiheitskampfes der nördlichen Niederlande.
Moritz hatte bis 1597 die Gebiete der Utrechter Union von
spanischen Besatzungen gesäubert (Einnahme Groningens 1594).
Parmas (zweiter) Nachfolger war von 1596 an Erzherzog Albrecht,
Bruder Rudolfs Ii. Albrecht und seine Gemahlin Isabella, Phi-
lipps Ii. Tochter, erhielten 1599 die spanischen Niederlande als
scheinbar selbständiges Fürstentum, dem Spanien mit Geld und
Offizieren aushalf. Die gemeinsame Gegnerschaft bethätigten
Engländer und Holländer hauptsächlich in gemeinsamen Seezügen
an die spanische Küste (Cadix 1596 erstürmt und ausgeplündert,
aber nicht gehalten), gegen spanische Kolonien und Silberflotten;
aber auch zu Lande wurden die Holländer von England
unterstützt, so in den für sie siegreichen Schlachten bei
Turnhout (1597) und bei Nieuwpoort (1600). Wie Albrecht
an Wiedergewinnung der nördlichen Provinzen dachte, so die
nördlichen an die der südlichen. Spinöla, der seit 1603 den
Oberbefehl führte und für den Krieg selbst Millionen opferte,
nahm 1604 nach mehr als dreijähriger Belagerung Ostende. Aber
diese und andere spanische Erfolge zu Land wurden durch schwere
Verluste zur See mehr als ausgeglichen, die Albrecht unter-
stehenden Provinzen waren schwer verödet und hatten bei ge-
mindertem Erwerb eine grosse Steuerlast zu tragen. Die General-
staaten bezw. ihre Provinzen und Städte hatten ebenfalls eine
enorme Schuldenlast aufgehäuft, auch der Steuerdruck war schwer;
England hatte mit Spanien 1604 Frieden geschlossen, Frank-
reichs offene und volle Hilfe war nur gegen Verzicht auf volle
Unabhängigkeit zu erhalten. Ende 1606 begannen Unterhand-
lungen; das Ergebnis war ein April 1609 abgeschlossener
zwölfjähriger Waffenstillstand. Spanien erkannte
die Unabhängigkeit der (sieben) vereinigten Pro-
vinzen an, gestand ihnen das Recht zu, mit allen überseeischen
Ländern zu verkehren, die nicht unmittelbar unter spanischer
Herrschaft standen, und verzichtete darauf, dass Freiheit und
Oeffentlichkeit des katholischen Kultus für das Gebiet der freien
Niederlande zugesichert werde. Die freien Niederlande, deren
geistige Energie, wirtschaftliche Kraft und Erfahrung durch stete
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz Albrecht Albrecht Rudolfs Albrecht Isabella Albrecht Spinöla Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Niederlande Rudolfs Spanien England Nieuwpoort England Spanien
145
(journée des dupes 1680), und Maria zog sich ins Ausland zurück (f 1641 in
Köln). Nachdem eine von Orléans veranlasste Erhebung mit den Waffen nieder-
geworfen war, wurde der Herzog von Montmorency hingerichtet (1682) und
das Herzogtum Karls von Lothringen, des Schwiegervaters Orléans’, (1632/33)
besetzt. Die letzte Erhebung war kaum entdeckt und bestraft, als Richelieu
4. Dezember 1642 starb (Ludwig Xiii. f Mai 1642). Das Recht des Pariser
Parlaments, die königlichen Edikte zu amendieren oder durch Verweigerung
des Eintrags zu verwerfen, hatte Richelieu durch schwere Demütigung oder
Schädigung der widerstrebenden Mitglieder ausser Hebung gebracht. Die
noblesse d’épée, die durch ausschliessliche Pflege des Waffendienstes an und
für sich schon an Bedeutung verlor, wurde durch Begünstigung der bürgerlichen
Elemente, auch in der Zentralregierung, zurückgedrängt; den Provinzgouver-
neuren stellte er regelmässig bürgerliche Intendanten (,,de justice, police et
finances“) zur Seite, die, von der Zentralregierung unbedingt abhängig, deren
Allmacht vertraten. In den fünf Provinzen : Dauphiné, Bourgogne, Languedoc,
Provence, Bretagne (pays d’états), hatten die Stände noch bedeutende Befug-
nisse. Richelieu vermehrte den Bestand des stehenden Heeres, schuf ein Kriegs-
ministerium und im Heerwesen durch bürgerliche Beamte Zucht und Ordnung.
Die noch sehr geringe Kriegsflotte vermehrte er, auch war er bestrebt, die
Handelsflotte und den Seehandel Frankreichs zu mehren und ihm Kolonien
zu schaffen (Handelsgesellschaften u. a. des îles d’Amérique : Martinique, Guade-
loupe u. a. Antillen besetzt und kolonisiert). Durch seine kriegerische Politik
wurde die Steuerlast etwa vervierfacht ; sie war besonders drückend in den, etwa
zwei Drittel Frankreichs umfassenden, pays d’élections, wo, übrigens schon
längst durch den König ernannte, Ausschüsse die Steuer umlegten, da hier die
Taille eine persönliche Steuerlast war und vor allem die von ihrer Hände
Arbeit lebenden Schichten traf. In manchen Provinzen kam es zu Aufständen ;
die Besitzer von Staatsrenten wurden durch bedeutende Herabsetzung der Rente
geschädigt; in beträchtlichen Teilen des Landes herrschte grosses Elend.
Eine neue Klusse bürgerlicher Abkunft erlangte Bedeutung : die Staats-
einkünfte pachtenden und dem Staat Geld vorschiessenden „partisans“ (oder
traitans), meist schon französischer Nationalität. Da die Leute, die solche
„partis“ d. h. Geldgeschäfte mit der Regierung machten, bald in wohlverstan-
denem eigenen Interesse dem leitenden Finanzminister unbedingt anhingen, so
erhielt das Wort seine jetzige Bedeutung.
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit.
10
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Montmorency Karls Ludwig_Xiii Ludwig Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Karls Lothringen Languedoc Bretagne Frankreichs Martinique Frankreichs
191
Krongiiter und -einkünfte dem Ade) anheimgefallen und konnte
durch „Reduktionen“ (= Zurücknahmen) nur gewaltsam und
langsam wieder gewonnen werden. Nach Abdankung der
Königin Christine (Juni 1654; Ende d. J. Uebertritt zur
katholischen Kirche; f 1689 in Rom) war König Karl X. Gustav
Pfalzgraf von Zweibrücken, ein Neffe Gustav Adolfs. Er
wählte den Krieg gegen Polen, dessen König Johann Casimir
(früher Jesuit und Kardinal) die pfälzische Thronfolge in Schweden
bestritt und Livland zurückforderte. Der Krieg sollte zum min-
desten beträchtliche Ausdehnung des schwedischen Küstenbesitzes
samt entsprechendem Hinterland, und durch Vervollständi-
gung des Dominium maris Baltici, vor allem auch die
Möglichkeit eiuer hohen Besteuerung des holländischen
und englischen Ostseehandels bringen. Erwerb polnischer
Binnengebiete sollte eine bessere Deckung gegen den Moskowiter
schaffen, der damals Polen bekriegte. Der Kurfürst von
Brandenburg konnte (als Herzog von Ostpreussen
s. S. 150) in dem Kampfe nicht lange Neutralität wahren,
schon wegen der Kosten des Heeresunterhaltes. Sein Ziel
war die Erlangung der Souveränität in Preussen.
Aber eine dauernde Verstärkung der schwedischen Macht an
der Ostsee minderte die Aussicht auf Erwerb Vorpommerns,
und es war von ihr weit grössere Abhängigkeit des Herzogtums
Preussen, als sie die polnische Oberlehnsherrlichkeit mit sich
brachte, zu befürchten, sowie eine Minderung der Einkünfte aus
den Häfen Pillau und Memel und der freien Verfügung über diese.
Andrerseits war Polen, das der Auflösung entgegenging (seit
1652 immer häufigere Ausübung des liberum veto) und ganz von
jesuitischem Geiste beherrscht war, ein Bundesgenosse zweifel-
haften Werts und für den Protestantismus des grossen Kurfürsten
wenig anmutend. Auch neigte Friedrich Wilhelm als Leiter eines
nach Abrundung strebenden Staatswesens, das arm an aufrich-
tigen Freunden war, überhaupt dazu, für dieses Hauptziel sich
verschiedene Wege offen zu halten.
Der grosse Kurfürst auf seiten Schwedens. Karl Gustav
unterwarf rasch den grössten Teil Polens. Friedrich
Wilhelm war mit seinem Heer (etwa 18000 Mann) in Ostpreussen
erschienen und schloss mit den Ständen Westpreussens, die Städte
Danzig, Thorn, Elbing ausgenommen, ein Defensivbündnis; aber
das mit den Niederlanden geschlossene Bündnis blieb unwirksam;
Karl Gustav erschien in Preussen und engte den Kurfürsten
immer mehr ein. Der Kurfürst schloss Anfang 1656 den
Königsberger Vertrag, der das Herzogtum Preussen
als schwedisches Lehen erklärte und den Kurfürsten weit
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Extrahierte Personennamen: Christine Karl_X Karl Gustav
Pfalzgraf Gustav Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Johann_Casimir
( Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav
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Tochter des Generalstatthalters Friedrich Heinrich (f 1647). Nach deren
Tode 1667 vermählte er sich 1668 mit Sophie Dorothea von Holstein-Sonder-
burg-Glücksburg. Unter dem bestimmenden Einfluss des Grafen Friedrich
von Waldeck verfolgte die kurbrandenburgische Politik eine Zeit lang (1653
bis 1657) den Plan, ein umfassendes Bündnis deutscher Fürsten unter Branden-
burgs Führung zu stände zu bringen, um durch Eingreifen in den französisch-
spanischen Krieg und mit Hilfe Frankreichs die Habsburger aus der kaiser-
lichen Stellung zu verdrängen („ Waldeck’scher Unionsplan“).
Des Kurfürsten Steuerreform fand den hartnäckigsten Wider-
stand der Ritterschaft in der Mark Brandenburg. Die Kontribution, eine
direkte Kopf- und Grundsteuer, traf die ursprünglich ritterschaftlichen Güter
des Adels gar nicht, belastete die Bestgestellten am wenigsten und wurde beim
Darniederliegen von Gewerbe und Handel von den meisten Steuerträgern zu
den bestimmten Terminen nicht aufgebracht. Sie sollte durch die in den
Niederlanden längst übliche „A c c i s e“, eine indirekte Steuer auf so ziemlich
alle Gegenstände des Verzehrs, ersetzt werden. Diese Accise vor allem
hat in vielen deutschen Staaten der fürstlichen Landeshoheit es
ermöglicht, sich zu voller Souveränität zu entfalten und
finanziell von den Landständen unabhängig zu machen, sowie stehende Heere
zu unterhalten. In den cleve’schen Städten war sie schon länger, in denen
Preussens fakultativ seit 1656 eingeführt. Sie wurde 1658 in Berlin-Kölln
eingeführt, 1667 in allen kurfürstlichen Städten, 1687 auch in den ritter-
schaftlichen und stiftischen Landstädten und Flecken und kam mit der
Zeit unter volle landesherrliche Verwaltung. — Die Staats-
post machte der Kurfürst dem Privatverkehr dienstbar; trotz der Gegen-
bemühungen der seit 1615 erblich mit dem Reichsgeneralpostamt belehnten
Taxis gestand der Kaiser das Postregal (das auch Oesterreich, Kursachsen u. a.
ausübten) 1666 Kurbrandenburg zu. Die Post ergab gegen Ende seiner Re-
gierung beträchtliche Ueberschüsse. Das 1643 abgeschaffte Salzmonopol hatte
der Kurfürst 1652 wieder eingeführt, 1651 schlug er, in der Finanznot, sehr
minderwertige Silbermünzen, die 1660 auf die Hälfte des anfänglichen Nenn-
wertes herabgesetzt wurden.
Die Kriegskommissare, ursprünglich die vom Fürsten ernannten, kontrol-
lierenden Beigeordneten der Obersten und Generale der Soldtruppen, erlangten
als Oberkommissäre in den einzelnen Provinzen, da sie nicht nur mit Ver-
pflegung und Einquartierung, sondern auch mit dem Einzug der Natural-
lieferungen betraut wurden, auch in der Zivilverwaltung immer grössere und
den ständischen Freiheiten abträglichere Bedeutung; für die Bezirke wurden
ihnen unterstellt: Land-, Quartier- oder Marschkommissäre; ihnen übergeordnet
war das Generalkriegskommissariat, es wurde mit der Zeit auch zu
einer obersten Steuer- und Landesbehörde. In den Städten erlangten
die reisenden Steuerkommissare eine weitgehende Polizeiaufsicht, Kontrolle
der städtischen Verwaltung, sowie umfassende Verwaltungsgerichtsbarkeit.
Der seit 1651 aus Fürsten, Adeligen und Bürgerlichen aller Landesteile
zusammengesetzte geheime Rat wurde für lange Zeit „der Mittelpunkt
der kirchlichen, politischen, militärischen und finanziellen Politik im Staate,
das treibende Prinzip im Kampfe gegen die Stände und für die Zusammen-
fassung der staatlichen Kräfte“.
Kurbrandenburgische Kriegsflotte und Kolonien. Im Krieg gegen
Schweden erteilte der Kurfürst dem holländischen Reeder Raule zuerst „Kom-
missionspatente“ zur Aufbringung schwedischer Handelsschiffe, wobei er sich
sechs Prozent der Beute ausbedang, dann stellte ihm dieser als „Generaldirektor
der Marine“ gemietete Kriegsschiffe zur Verfügung, von 30 Fahrzeugen war
1681 nur eines Eigentum des Kurfürsten, ein gekapertes, spanisches Kriegs-
schiff. Raule veranlasste die Wiederaufnahme früher gehegter Kolonialpläne.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Heinrich_( Friedrich Heinrich Sophie_Dorothea_von_Holstein-Sonder-
burg-Glücksburg Friedrich
von_Waldeck Friedrich Raule Raule
— 198 —
schrift ums Recht, in der jedes Zwangsanlehen, jede Erhebung
einer vom Parlament nicht bewilligten Abgabe, jede Verhaftung
ohne Angabe der Gründe für unstatthaft erklärt und die An-
wendung des Martialgesetzes den Bürgern gegenüber von nun
an als Rechtsbruch verpönt war. Der König war aber entschlossen
diese Bestimmungen zu verletzen, wie er ohne Bewilligung des
Parlaments das Pfund- und Tonnengeld erhob. Als das Parla-
ment eine Remonstranz gegen Buckingham erhob, wurde es ver-
tagt. Buckingham wurde August von einem Offizier Felton er-
mordet. In seiner neuen Session Anfang 1629 erhob das Parla-
ment entschiedenen Widerspruch gegen eine königliche Verfügung,
die zu Ungunsten des strengen Calvinismus Disputationen über-
die 39 Artikel verbot und die Entscheidung über Lehre und
Disziplin ausschliesslich dem in Konvokationen vereinigten Klerus
d. h. den Bischöfen zuwies, und versagte die Bewilligung des
Pfund- und Tonnengelds. Der König löste es im März auf und
liess sieben .Unterhausmitglieder verhaften (John Eliot f im
Tower Ende 1632).
Karls Regierung' ohne Parlament 1629—40. Kirchliche
Bewegung* in Schottland. Thomas Wentworth, den der
König 1638 zum Lord Strafford erhob, früher ein Führer
der Opposition, jetzt ebenso fähiger als rücksichtsloser Ver-
treter des Absolutismus, schuf seit 1632 in Irland als (Lord-)
Statthalter Ruhe und mit Hilfe eines gefügigen Parlaments
dem Königtum Einkünfte und ein kleines stehendes Heer. Ihm
eng befreundet war William Laud, seit 1633 Erzbischof
von Canterbury, der, ein Freund der „Schönheit der Heilig-
keit“, einen prachtvollen Ritus wieder einführte. Puritanische
Haltung und Kritik wurde mit Hilfe der „Hohen Kom-
mission“ und der „Sternkammer“ unterdrückt und be-
straft. Die Ausivanderung nach Nordamerika nahm immer
mehr zu. Dagegen wurden die Katholiken milde behandelt und
deren Geistliche meistens nicht behelligt. Daran, England der
katholischen Kirche, so wie sie war, zuzuführen, dachte Laud
jedoch nicht. Um die Finanzen in bessere Ordnung zu bangen,
griff die Regierung, neben Monopolen und Erhebung anderer
nicht bewilligter oder längst abgekommener Steuern, seit 1634
auf Grund des Spruchs eines korrupten Gerichts, zur Erhe-
bung von Schiffsgeld: früher war bei drohender Kriegs-
gefahr den Küstenstädten die Stellung von Schiffen auferlegt
worden; in Geld umgewandelt sollte daraus von 1635 ab eine
allgemeine und stehende, die Subsidien des Parlaments er-
setzende Steuer werden. Seit 1636 stiess die Erhebung auf ver-
einzelten Widerstand, allgemeiner wurde er durch die Steuer-
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Extrahierte Personennamen: August John_Eliot Karls Thomas_Wentworth Strafford William_Laud von_Canterbury Schiffsgeld
Extrahierte Ortsnamen: Karls Schottland Irland Heilig- Nordamerika England
161
Rebellion enthauptet, 3 Bürger gehängt. Ende dieses Jahres setzte man einen
Konfiskationsgerichtshof ein, der alle, die irgendwie sich schuldig fühlten,
vorlud. Allen irgendwie Belasteten wurde ihr unbewegliches Eigentum ge-
nommen, nach dem Hass der Schuld den einzelnen ein Teil des Gesamt-
vermögens gelassen, der aber nieder abgeschätzt und in Geld ersetzt wurde, das
ein Konsortium immer minderwertiger (zuletzt ein Zehntel des Nennwerts) schlug.
Manche erhielten aber trotz der Festsetzung des Gerichtshofs gar nichts. Den
r Gemeinden wurden ihre Privilegien und im wesentlichen ihr Vermögen ge-
nommen. Man berechnet den Gesamtwert der so konfiszierten Güter auf
900 Millionen Mark. Bereichert wurde hiedurch nicht sowohl das schwer
I verschuldete Haus Habsburg, als einwandernde italienische, spanische und
[ wallonische, aber auch einheimische Herren, sowie Mönchsorden, insbesondere
I die Jesuiten. Den Majestätsbrief, den ihm Maximilian nach dem Einzug
I in Prag zusandte, hatte Ferdinand alsbald durchschnitten; 1627 wurde
für Böhmen (und Mähren) eine neue Landesordnung erlassen, welche
Erblichkeit und ausschliessliches Gesetzgebungsrecht der Krone, sowie könig-
liche Ernennung der Landesbeamten festsetzte und dem durch die Geistlich-
keit vermehrten Landtag nur die Mitwirkung in Steuersachen
I beliess. Deutsch wurde zweite, gleichberechtigte Landes-
sprache, aber bald in Rechtsprechung und Gesetzgebung bevorzugt. Alle
Nichtkatholiken wurden für rechtlos und vogelfrei erklärt.
Ende 1621 waren alle andern protestantischen und Oktober 1622, einem Kur-
sachsen gegebenen Versprechen zuwider, auch die lutherischen Prediger aus-
! gewiesen, die Universität Prag den Jesuiten ganz überliefert worden. Die
Jesuiten vollzogen mit Hilfe anderer Orden, vor allem aber auch
militärischendrucksund rohenzwangs (Lichtensteinschedragoner
„Seligmacher“) die gründliche Gegenreformation. Schliesslich
wurden alle, die die Rückkehr zur katholischen Kirche verweigerten, aus-
I getrieben. Die Zahl der ausgewanderten Familien (darunter der Pädagog
I Comenius) schätzte man für Böhmen und Nebenlande auf 86 000. In M ä h r e n
wurde ähnlich verfahren, jedoch ohne Hinrichtungen. In den
unmittelbar habsburgischen Teilen Schlesiens begann die ge-
waltsame Gegenreformation mit Hilfe der Lichtensteinschen Dragoner erst 1627,
f konnte aber hier den Protestantismus nicht ganz ausrotten. In den beiden
Oesterreich wurde er gänzlich verboten und die ständischen Rechte sehr ge-
mindert; in Oberösterreich erhob sich Mai 1626 die protestan-
tische Bauernschaft, die meisten Städte, mit Ausnahme u. a. des noch
von den Bayern besetzten Linz, schlossen sich an. Der Widerstand der Bauern
wurde mit Mühe von Pappenheim und seinem Heere nieder-
geworfen. Protestantische Gemeinden erhielten sich aber im geheimen.
In Steiermark und Nebenlanden wurde der protestantische Adel, soweit er
nicht übertrat, vertrieben.
Der pfälzische Krieg-. 1621 —1623. Eine spanische
Armee („burgundische Kreistruppen“) hatte seit September 1620
die Kurpfalz grösstenteils besetzt, zu deren Deckung
die Union gar wenig geleistet hatte. Diese verpflichtete sich
April 1621 in einem Vertrag, die Pfalz zu räumen, und löste
sich im Mai auf. Nach der Aechtung Friedrichs begann Maxi-
milian die Exekution, Tilly zog von der Oberpfalz in die
Unterpfalz dem schliesslich ins Eisass zurückweichenden Mans-
feld nach. Als der Administrator von Halberstadt, der
wilde („tolle“) Christian von Braunschweig ein durch
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 11
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Ferdinand Friedrichs Tilly Christian_von_Braunschweig
163
Kreis zum Kreisobersten wählte. Die Einleitung zu einer Resti-
tution der säkularisierten Stifter gefährdete sein Bestreben, die
Stiftslande der unteren Elbe und Weser in seines Geschlechtes
Hände zu bringen und so, wenn auch lose, seinem Reiche an-
zuschliessen (sein Sohn Friedrich schon Koadjutor von Bremen
und Magdeburg, Bischof von Verden und Osnabrück). Lange
und weitverzweigte Verhandlungen endeten 9. Dezember 1625
mit dem Abschluss einer Allianz zwischen den General-
staaten, England (Karl Ii.) und Dänemark, nach der
die beiden ersten Staaten Geld zu zahlen und Flotten zu stellen
hatten. Frankreich beschränkte sich darauf, Mansfeld
Geld zu zahlen. Ein direkter Angriff auf den Kaiser beliebte
Richelieu noch nicht; er hätte gerne, auf die katholischen Reichs-
fürsten gestützt, vermittelt. Auch begann wieder der Krieg mit
den Hugenotten und im Anschluss daran ein Krieg mit England.
Gustav Adolf von Schweden wäre bereit gewesen, durch Polen
nach Schlesien zu ziehen, aber das Verlangen Dänemarks nach
dem Oberbefehl und die geringe Neigung der andern, zu einem
zweiten Kriegszug beizutragen, hielten ihn fern. Karl Ii. bezahlte
kaum ein Zehntel der zugesagten Subsidien. Wallenstein
hatte schon Herbst 1625 die von ihm geworbene kaiser-
liche Armee, durch die Ferdinand der Liga gegenüber selb-
ständig wurde, der Tillys zur Seite gestellt.
Albreeht von Waldstein (seit 1621 „Wallenstein“) entstammte einem
weitverzweigten tschechischen Geschlecht; geh. 1583 wurde er zuerst in der
böhmischen Konfession seiner früh verstorbenen Eltern erzogen; im Jesuiten-
kolleg in Olmütz wurde er katholisch. Er studierte August 1599 bis April 1600
auf der Nürnberger Universität Altorf, dann in Padua und Bologna. Von
ausgedehnten Reisen zurückgekehrt, begann er 1604 die kriegerische Lauf-
bahn, zeichnete sich u. a. an der Spitze eines seihst geworbenen Dragoner-
regiments 1617 im Kriege des Erzherzogs Ferdinand gegen Venedig aus.
Seit Beginn des böhmischen Aufstandes leistete er Ferdinand wertvolle Dienste;
nach dessen Niederwerfung benützte er die Reichtümer, die er hauptsächlich
von seiner ersten Frau ererbt hatte, um 68 konfiszierte Güter weit unter dem
Preis zusammenzukaufen, darunter die Herrschaft Friedland, auch gehörte er
dem Konsortium an, das zur Auszahlung der zum Verlust ihres Grundbesitzes
verurteilten Adeligen (s. S. 161) minderwertiges Geld schlug. Seit 1623
„Fürst von Friedland“, verwandelte er kraft ihm von Ferdinand verliehenen
Rechts 1624 seine Gesamtherrschaft Friedland (Mittelpunkt Gitschin) in ein
von der Krone nur durch das Lehnsband abhängiges Fürstentum; vollends
Reichsfürst zu werden mit ausserhalb Böhmens gelegenen Territorien war
dann eines seiner Hauptziele. April 1625 beauftragte ihn der Kaiser, 15000
Mann zu Fuss und 6000 Reiter anzuwerben, Juni wurde er General der ge-
samten kaiserlichen Armada und erhielt den Titel Herzog. Es waren ihm
auch wichtige politische Befugnisse übertragen worden. Er hesass ungewöhn-
liche Begabung, besonders für die militärische wie finanzielle und wirtschaft-
liche Organisation und Verwaltung, aber noch ungemessenere Ehr- und Herrsch-
sucht. Erfinderisch im Entwerfen und Planen liebte er es, auch wo nicht
allgemeine Interessen es anrieten, einander entgegengesetzte Beziehungen
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl_Ii Karl Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf Karl_Ii Karl Ferdinand Albreeht_von_Waldstein August Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Magdeburg England Frankreich Mansfeld England Tillys Olmütz Padua Bologna Friedland Friedland