Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Hl. 99
Idols von Nassau.
§ 293. Die Kurfürsten waren auf Rudolfs Wunsch, seinen Sohn
Aldrecht als Nachfolger zu wählen, nicht eingegangen, weil ihnen
das Haus Habsburg schon zu mächtig schien, sondern sie ernannten den
Grafen Adolf von Nassau zum Könige. Dieser wollte aber Rudolfs ^silis
Beispiel folgen und eine Hausmacht gründen, wozu ihm der thüringische
Erbfolgestreit Gelegenheit zu bieten schien. Mit Heinrich Raspe
war nämlich der Mannsstamm der thüringischen Landgrafen ausge-
storben ; ein Theil des Erbes, Hessen, fiel an Heinrich, den Schwester-
sohn Raspes, das eigentliche Thüringen an den Markgrafen Heinrich
von Meißen. Dessen Sohn, Albrecht der Entartete, verstieß
sein Weib Margaretha, eine Tochter Friedrichs Ii., und wollte seine
Söhne Friedrich und Diezmann enterben, daher er Thüringen an
Adolf um 12,000 Mark verkaufte. Allein Friedrich und Diezmann
setzten ihm einen Widerstand entgegen, den er nicht zu überwältigen
vermochte; überdies verfeindete er sich mit dem Erzbischof von Mainz
und anderen Fürsten, die Rudolfs Sohn Albrecht erwählten, gegen
welchen Adolf 1298 in der Schlacht am Hasenbühel bei Göllheim
am Donnersberge siel.
König Jlbrecht (1298-1308).
8 294. Nach seinem Siege ließ sich Albrecht noch einmal wählen
und als ihm einige Große wie seinem Vorgänger begegnen wollten,
zwang er sie mit Waffengewalt zur Ordnung. Er erwarb in Ober-
deutschland, besonders in der heutigen Schweiz, mehrere Herrschaften,
war aber entschieden unglücklich, als er bei dem Erlöschen des Manns-
stammeö in Thüringen, Böhmen und Holland die Reichslehen
zurücknehmen wollte. Er wurde am 1. Mai 1308 bei Windisch im
Aargau von seinem Neffen Johann und mehreren adeligen Ver-Johannes
schwörern ermordet. . Parncida.
Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft (1308).
8 295. Der ermordete König hatte besonders eifrig darnach ge-
trachtet, die Leute im schweizerischen Alpengebirge vollends unter die
Herrschaft seines Hauses zu bringen, denn er beherrschte einen großen
Theil der heutigen Schweiz, theils unmittelbar (die Stammgüter),
theils mittelbar als Graf des Aargaus und Thurgaus, als Vogt
der Stifte St. Gallen, Zürich, Säckingen, Einsiedeln rc.
Seiner Absicht widerstanden besonders die Städte Zürich und Bern,
die bei dem Untergange der Hohenstaufen, als das Herzogthum Schwa-
den wie die Reichsstatthalterschaft über Burgund aufhörte, für sich
selbst gesorgt und eines Oberherrn entbehren gelernt hatten.
8 296. Beide Städte setzten sich frühe mit den Bauern in Ver-
bindung, welche im benachbarten Gebirge die altgermanische Freiheit ge-
rettet hatten und auch jetzt keine Lust verspürten, aus reichsfreien Leuten
Unterthanen des Hauses Habsburg zu werden. Der Druck der Vögte, Habs-
burgischer Ministerialen, die Albrecht als König oder Graf über sie gesetzt
hatte, wurde den Bauern in den Waldstätten Uri,' Schwyz und Unter-
walden unerträglich. Sie griffen zu den Waffen, erschlugen oder ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hl Friedrich Rudolfs Adolf Rudolfs Heinrich_Raspe Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
von_Meißen Heinrich Albrecht Margaretha Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Adolf Friedrich Friedrich Rudolfs Albrecht Albrecht Adolf Albrecht Albrecht Windisch Johann Johann Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Nassau Rudolfs Haus_Habsburg Nassau Rudolfs Hessen Mainz Göllheim Donnersberge Ober-
deutschland Thüringen Holland Einsiedeln Bern Burgund Hauses_Habsburg Schwyz
128
Geschichte der neueren Zeit.
hatte mit der Vernichtung Polens ihrem Lebenswerke die Krone aufge-
setzt, indem sie damit die Schranken zwischen Rußland und dem zerfalle-
nen deutschen Reiche hinwegräumte; sie starb 16. November 1796.
Rcvolutionicrung und Plünderung der Schweiz (1798).
8 335. Der Ruf: Freiheit und Gleichheit! zündete zuerst in der
wälschen Schweiz; schon 1792 empörte sich die pruntrutische
Herrschaft des Fürstbischofs von Basel und ließ sich mit der frän-
kischen Republik vereinigen; 1794 erhoben sich die gemeinen Bürger
in Genf gegen die aristokratischen und ahmten bis 1796 die Pariser
auch durch eine Schreckenszeit nach, bis Rouffeaus Vaterstadt in der
französischen Republik aufging. Im Frühjahr 1798 erklärten sich alle
deutschen und italienischen Vogt eien als frei, Bern aber zerfiel
mit der Waadt, woraus das Direktorium dieselbe mit französischen
Truppen besetzte; während man nun in Bern und den anderen Städten
über die Reform der Bundesverfassung und Kantonsverfaffung stritt,
die diktatorische Einmischung Frankreichs aber zurückwies, erhielten die
französischen Generale den Befehl zum Angriffe. Ueber Basel rückte
Schauenburg in das Aarthal und nahm Solothurn ohne Widerstand,
aus der Waadt Brune nach Freiburg; nach einigen blutigen Gefech-
ten ergab sich Bern, der hartnäckige Widerstand der Urkantone
wurde gebrochen und als das kleine Nidwalden sich im Herbste ganz
allein erhob und verzweifelten Widerstand leistete, wurde es in türki-
scher Weise beruhigt (18. September). Aus den schweizerischen Zeug-
häusern führten die Franzosen 500 Geschütze fort, leerten alle Maga-
zine und nahmen aus den Kaffen über 40 Millionen Franken weg;
dafür wurde die alte Eidgenossenschaft in eine helvetische Repu-
blik mit französischer Verfassung verwandelt und stellte 18,000 Manu
für den Dienst der französischen Republik.
Die römische Republik (10. Februar 1798).
8 336. Zu Rom wurde am 28. December 1797 der französische
General D up h ot durch eigene Schuld von einer Schildwache erschossen,
darauf marschierte Berthier aus Befehl des Direktoriums nach Rom
und formte es mit dem Reste des Kirchenstaats in eine Republik nach
französischem Muster aber mit altrömischem Namen um und beutete
sie aus wie die drei anderen republikanischen Mägde; der milde aber
unbeugsame Pius Vi. wurde in die Gefangenschaft geführt und starb
am 29. August 1799 zu Valen ce in seinem 81. Jahre. Er hatte
verfügt, daß das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers da stattsinden
sollte, wo sich die meisten Kardinäle befinden würden; dies geschah in
Venedig, wo am 14. März 1800 der Kardinal B arn a das Chia-
ra monti gewählt wurde, der sich Pius Vil. nannte.
Äonaparte in Aegypten (1797—1798).
8 337. Bonaparte war nach seinen italienischen Triumphen für das
Direktorium zwar schon zu groß, aber doch noch nicht im Stande, sich
der Zügel der Republik zu bemächtigen, daher schlug er eine Expedi-
tion nach Aegypten vor. In dem Nillande wollte er für Frank-
reichs verlorene Kolonien reichlichen Ersatz erobern, von da aus gegen
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152
Zeitalter der Revolution.
Rußland und dem zerfallenen Deutschen Reiche wegrumte: sie starb am 16. November 1796.
Ilevotutiouierung und Plnderung der Schweiz. (1798.)
8 23. Die schweizerische Eidgenossenschaft war wohl ein Bund republikanischer Staaten, allein ein groer Teil der Bevlkerung den alten Kantonen uuterthan, z. B. Waadt und ein Teil des Aargaus der Stadt Bern, Thnrgau der Stadt Zrich und den innern Kantonen u. s. w. (Vogteien, S. 13). Der aus Frankreich herber-schallende Ruf: Freiheit und Gleichheit! fand sein Echo zuerst in der welschen Schweiz; schon 1792 emprte sich die pruntrntische Herrschaft des Frstbischofs von Basel und lie sich von der franzsischen Republik annexieren; 1794 erhoben sich die gemeinen Brger in Genf gegen die aristokratischen, ahmten die Pariser nach und verhngten auch der Genf eine Schreckenszeit, bis Rousseaus Vaterstadt in der sranz-sischen Republik aufging. Im Frhjahr 1798 erklrten sich alle deutschen und italienischen Vogteien frei, und als die Waadt dasselbe Bern gegenber that, lie das franzsische Direktorium ein Corps durch die Waadt gegen die Grenzen von Freiburg und Bern vorrcken. Whrend nun die Rte in Bern und in andern Stdten der die Re-form der Bundesverfassung und der Kantonsverfassungen stritten und die diktatorische Einmischung der franzsischen Regierung zurckwiesen, erhielten die franzsischen Generale den Befehl zum Angriffe. der Basel rckte Schauenburg in das Aarthal und nahm Solothnrn ohne Wider-stand, aus der Waadt Brune der Freiburg gegen Bern, das sich nach einigen blutigen Gefechten ergab. Der hartnckige Widerstand der drei Urkantone wurde durch die bermacht gebrochen, und als das kleine Nidw alden sich ganz allein erhob und verzweifelten Widerstand leistete, wurde es in barbarischer Weise (wie Praga) beruhigt (18. September).' Aus den schweizerischen Zeughusern fhrten die Franzosen bei 500 Geschtze fort, aus den Kassen 40 Millionen Franken, berdies leerten sie alle Magazine. Dafr wurde die alte Eidgenossenschaft in eine helve-tische Republik verwandelt und stellte 18 000 Mann in den Dienst der franzsischen Republik.
- ?ie rmische Republik. (10. Jebrnar 1798.)
24. Als am 28. Dezember 1797 in Rom der franzsische Ge-neral Duphot dnrch eigene Schuld von einer Schildwache erschossen wurde, marschierte Bert hier auf Befehl des Direktoriums nach Rom und formte es mit dem Reste des Kirchenstaates in eine Republik
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Extrahierte Personennamen: Bert
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Bern Frankreich Basel Genf Genf Rousseaus Waadt Freiburg Bern Bern Basel franzsischen_Republik Rom Rom
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Extrahierte Personennamen: Robert Robert Biele_Saufenb Jkaimunb_Üaobicea
16
seinen Bevollmächtigten, die ebenfalls beschlossen wurde, kam
bald ins Stocken, wesentlich durch Max’ Schuld; nicht ohne
seine Schuld scheiterte auch der Versuch mit dem ge-
meinen Pfennig. Den Ertrag desselben in seinen Erb-
landen behielt und verwendete er eigenwillig, später war er
bemüht, die andern Erträgnisse ohne weiteres in seine Verfügung
zu bekommen; in den Niederlanden tliat sein Sohn Philipp
gar nichts für die Erhebung. Die Reichs ritterschaft, besonders
die fränkische, weigerte sich grundsätzlich, manche fürstliche
Territorien blieben infolge bösen Willens oder Saumseligkeit im
Rückstände, nur die Städte brachten ihn schliesslich alle auf.
Bald geriet auch wegen mangelnder Mittel zur Besoldung das
Reichskammergericht ins Stocken. 1499 bewilligten die Stände
gegen eine verbesserte Kammergerichtsordnung dem Kaiser, der
Ì498 einen besonderen Hofrat als Appellationsinstanz geschallen
hatte, die Befugnis, das Kammergericht nach Jahresfrist von
Worms (hier seit 1492) zu sich abzuberufen.
Der, hauptsächlich mit den Kräften Oesterreichs und des
schwäbischen Bundes geführte Reichskrieg gegen die Eid-
genossenschaft („Schwabenkrieg“) brachte, auch nach
dem persönlichen Eingreifen des Königs, nur schwere Nieder-
lagen (1499). Der unter Vermittlung des (durch das Bündnis
Frankreichs und Venedigs aus Mailand verdrängten) Lodovico
Moro geschlossene Baseler Frieden sicherte dem Thurgau
die gerichtliche Unabhängigkeit vom Reiche, und seitdem
erkannte die Schweiz nie mehr die Gerichtsgewalt,
Steuer- und Kriegshoheit des Reiches an.
Die Eidgenossenschaft. Max hatte, nachdem er Herr von Tirol ge-
worden war, sich bemüht, um die Schweizer hei grossen Unternehmungen für
sich zu haben, die „ewige Richtung“ zu erneuern, aber ohne Erfolg, da zuerst
und vor allem die Urkantone widerstrebten, auch französische und bayerische
Diplomatie entgegenarbeiteten. Dem schwäbischen Bunde misstrauten die Eid-
genossen. Die Reichsstadt Konstanz, die das Landgericht über den Thurgau
besass, trat, statt zugewandt zu werden, dem schwäbischen Bunde bei (1498).
Das Reichskammergericht, dessen sie nicht zu bedürfen glaubten, und den gemeinen
Pfennig hatten die Eidgenossen nicht anerkannt. Das Reichskammergericht, an
das sich der frühere St. Galler Bürgermeister Varnbüler (s. Ii. S. 229) wandte,
venirteilte die Stadt St. Gallen zum Schadenersatz an dessen Erben und ächtete
sie, als sie sich dem Spruche nicht fügte. Wie für St. Gallen, trat die Eid-,
genossenschaft für Rottweil und den mit den meisten Orten verburgrechteten
Grafen von Sargans, die ebenfalls geächtet waren, ein. März 1499 schloss sie
ton neuem ein Bündnis mit Frankreich. Während Max selbst bemüht war,
im Interesse seiner dynastischen Pläne die Streitfragen beizulegen und den
St. Galler Handel auch wirklich schlichtete, kam es zum Kriege infolge
eines Vertragsbruchs der Tiroler Regierung den Graubündnern gegenüber, von
deren drei, seit 1471 miteinander föderierten, Bünden 1497 der graue (obere)
Bund, 1498 der Gotteshausbund (mit Stadt Chur) sich auf ewig mit den alten
Orten verbündet hatten. Die Zugehörigkeit der Schweiz zum Reiche
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Lodovico
Moro Max Max Max
Extrahierte Ortsnamen: Worms Oesterreichs Frankreichs Venedigs Mailand Thurgau Thurgau Rottweil Sargans Frankreich Chur
28
Staupitz’s, eine Union zwischen den Konventualen und den Observanten zu
erzielen, hervorgerufene) Zwist führte Luther Herbst 1511 als socius itine-
rarius des Dr. Joh. v. Mecheln nach Rom. Die Eindrücke und Beobachtungen
dieser Romreise wirkten aber erst später auf seine Stellung zur herrschenden
Kirche ein. Wieder nach Wittenberg zurückgekehrt, wurde Luther,
von Staupitz, welcher der Universität einen Ersatz für seine eigene Lehrkraft be-
schaffen wollte, genötigt, Oktober 1512 Licentiat und dann Dr. theologiae.
Dem Brauche zuwider las er exegetische Kollegien (Psalmen, Römer-, Galater-,
Hebräer-Brief), wobei er sich aber noch überwiegend an die Vulgata hielt.
1515—18 erfüllte er die Pflichten eines Distriktsvikars für 11 Klöster in
Sachsen und Thüringen mit grosser Hingebung; er wirkte als Prediger an
■der Pfarrkirche, wobei seine praktisch-volkstümliche und in die zentralen
Anschauungen der christlichen Heils Wahrheit vordringende Weise bald die
scholastischen Formen überwand. Wie in seinen religiösen Grundanschauungen,
so wurde er auch in seiner Sprache und seiner Predigt beeinflusst, aber nicht
massgebend geleitet von seinen Studien der deutschen Mystik (Taulers und
eines Traktats des Xiv. Jahrhunderts, den er als „Deutsche Theologie“ 1518
vollständig herausgab). Immer mehr wandte er sich von der Scholastik ab
und den Kirchenvätern und der Bibel (vor allem Augustin und
Paulus) zu; den Aristoteles begann er als „heidnische Bestie“, „Feind
Ghristi“, „giftigen Verwüster der reinen Lehre“ mit der ihm eigenen Leiden-
schaft zu bekämpfen. Immer mehr befestigte sich in ihm die Ueberzeugung,
dass der immer sündhafte Mensch von sich aus durchaus unfähig sei zur Er-
langung des Heils und nur durch vertrauensvollen Glauben an Gottes frohe
Verheissung und Christi Werk seines Heils gewiss werden könne („Recht-
fertigung allein durch den Glauben“). Dass er damit in scharfen
Gegensatz zur Lehre und Verfassung der Kirche trete, indem seine Grund-
anschauung die kirchliche Heilsvermittelung ausschloss, war er sich noch nicht
bewusst; dagegen bekämpfte er schon (wie damals manche andere) in Predigten
und Vorlesungen das Uebermass und die Ueberschätzung von Heiligenkult,
Wallfahrten, guten Bruderschaften und guten Werken.
§ 12. Der Ablassstreit. Luthers Bruch mit der herrschenden
Kirche.
Papst Leo X., ein Mann feinen Lebensgenusses, Förderer
der Renaissance und ebenso erfinderischer als bedenkenfreier
Finanzpolitiker, hatte dem Bruder des brandenburgischen Kur-
fürsten Joachim I., Erzbischof Albrecht von Magdeburg
und Mainz, Administrator von Halberstadt, gegen eine bare
Summe die Verkündigung des von Julius Ii. 1500 für den
Neubau der Peterskirche ausgeschriebenen Ablasses
(in forma Jubilaei) in seinen Sprengeln und den kurbranden-
burgischen Landen auf die Dauer von acht Jahren übertragen.
Die Hälfte des Ertrags wurde dem Erzbischof bestimmt, damit
er dem Bankhaus der Fugger die Schuld heimbezahlen könne,
welche er für die von ihm persönlich übernommenen Mainzer Pallien-
gelder aufgenommen hatte. Der Dominikaner Joh. Tetzel
aus Leipzig, ein erfahrener Ablassagent, wurde 1517 von Al-
brecht mit der Sache betraut. Die (keineswegs unge-
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191
Kaiser aus verschiedenen Kufern, von Hludotf von Kasburg is auf Mrecht Ii. (12731437).
63. Rudolf vou Habsburg (1273-1291).
Am Ufer der Aar, in dem Schweizer-Kanton Aargau, erheben sich auf einem den Strmen freistehenden Hgel die Ruinen des Schlosses Habichts brg oder Habsburg, die weit der die Gegend hin-schauen. Dieses Schlo war das Stammhaus des berhmten Grafen Rudolf von Habsburg, der im Jahre 1273 zum deutschen Könige erwhlt wurde. Er besa noch mehre andere Gter, in der Schweiz so-wohl, als in Schwaben und im Elsa, und stand deshalb als ein mch-tiger Herr in groem Ansehen. Auch war er als ein frommer und biede-ter Held in der ganzen Gegend hoch geehrt. Er schtzte in jenen unruhi-gen Zeiten nach Friedrich'^!!. Tode, wo Deutschland eine geraume Zeit hindurch so gut wie^hne Regenten war, den Brger wie den Landmann vor den herumziehenden Rubern. Vorzglich gefiel dem Volke seine Ehrfurcht vor der Religion und ihren Dienern. Einst begegnete ihm auf der Jagd ein Priester, der mit der letzten Wegzehrung zum Kranken eilte. Wegen des angeschwollenen Waldwassers war der Weg schlpfrig und unsicher geworden. Da sprang Rudolf von seinem Rosse, lie den Priester aufsteigen und fhrte demuthsvoll selbst das Thier am Zgel bis vor das Haus des Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung vollbracht war, und geleitete dann den Priester zurck. Das Pferd aber widmete er von nun an dem Dienste der Kirche; denn er hielt sich fr unwrdig, je wieder das Thier zu besteigen, das unseren Herrn und Heiland getra-gen hatte. Den Erzbischof Werner von Mainz, welcher nach Rom reisete, begleitete er in jenen unsicheren Zeiten bis an die Alpen. Und als sie von einander schieden, reichte ihm der Erzbischof freundlich die Hand und sprach: Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, da ich Euch den mir geleisteten Dienst vergelten knnte!" Dieser Wunsch ward ihm jetzt erfllt. Als nmlich der deutsche Thron im Jahre 1273 durch den Tod des Scheinkniges Richard erledigt worden war, und die Fürsten sich zur Wahl eines neuen Oberhauptes versammelten, da trat der Erz-
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199
Tier aus ihrer Mitte und verlangten, unmittelbar unter dem Reiche zu bleiben. Diese Erhebung der Schweizer hat die Sage mannigfach und dichterisch ausgeschmckt und zu einem glorreichen Freiheitskampfe aus-gemalt.
Der Kaiser, so heit es, der das anmaliche Auftreten der Bauern hoch erzrnt, gab ihnen zu Reichsvgten harte und bse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drcken und qulen sollten, damit sie froh wren, vom Reiche loszukommen und sich unter die Oberherrlichkeit des Hauses Habsburg zu begeben. Und er schickte ihnen den Hermann Geler von Brunneck und Ber in ger von Landenberg. Diese thaten, was nie zuvor die Reichsvgte, und wollten im Lande selbst wohnen. Geler bauete sich einen Twinghoff (feste Burg) bei Altdorf in Uri, und Landen-berg bezog ein habsburgisches Schlo zu Saruen. Nun fingen die Be-drckungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, unerschwingliche Zlle wurden auf habsburgischem Ge-biete wider die Schweizer angelegt. Am meisten aber schmerzte der Vgte muthwilliger Trotz und ihre hochmthige Verachtung des ganzen Volkes. Des Landes Edele nannten sie hhnisch Bauernadel. Einst ritt Geler vor dem Hanse Werner Stauffaer's. eines wohlbegterten und angesehenen Landma'nnes zu Schwyz, vorbei. Das Haus war wohlge-zimmert, mit vielen Fenstern versehen, weitlufig und glnzend erbauet. Stauffacher stand an der Thre und grte ehrerbietig. Der Landvogt aber sprach ergrimmt: Kann man es auch dulden, da das Bauernvolk so schn wohnt!" Ein anderer Landmann zu Unterwalden, H einrich von Melchthal, wurde wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schne Ochsen^estraft; Landenberg's Knecht, der die Ochsen vom Pfluge spannte, sagte dabei hhnisch: Wenn die Bauern Brod essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Darber gerieth Arnold, Melchthal's Sohn, in so heftigen Zorn, da er dem Knechte zwei Finger zerschlug. Nun floh er in's Gebirge. Landenberg aber lie aus Rache dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Der Uebermuth der Vgte ging am Ende so weit, da kein Mensch in den Vierwaldstd-ten seines Lebens, seiner Habe, seiner Ehre mehr sicher war. Sie schick-ten wiederholt Abgeordnete an den Kaiser und baten flehentlich um Milderung der Noch des Landes; allein sie wurden trostlos abgewiesen. Da blieb den hartbedrngten Leuten im Gebirge nichts brig, als stilles Dulden oder muthige Selbsthlfe.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Geler_von_Brunneck Geler Werner_Stauffaer's Melchthal Arnold Landenberg
202
hherem Muthe beseelt; allein noch war die verabredete Nacht des Neu-jahres nicht gekommen.
Endlich kam die Nacht. Da lie ein Jngling von Unterwalden berichtet die Sage weiter, einer aus der Zahl derer, die auf dem Rtli geschworen hatten, sich von einer Magd auf der Burg Roberg an einem Seile hinauf in die Kammer ziehen. Drunten aber im Schlogra-ben warteten noch zwanzig andere, die er mit eben diesem Seile die Mauer hinaufzog. Nun bemchtigten sie sich des Amtmannes, seiner Knechte und der ganzen Burg. In der Morgendmmerung zog ein Haufe nach der Burg, die Landenberg selbst bewohnte. Die Männer fhrten Klber, Ziegen, Lmmer, Hhner und Hasen mit sich, als woll-ten sie diese dem Vogte zum Neujahrsgeschenke bringen, wie es dort Ge-brauch war. Landenberg ging gerade zur Messe, als sie ankamen. Er freuete sich ihrer Gabe und befahl ihnen, sie in die Burg zu bringen. Das war es eben, was sie wnschten. Als sie im Burgthore waren, stie einer von ihnen in's Horn. Auf dieses Zeichen langten die Anderen spitze Eisen aus ihrem Busen hervor und steckten sie an ihre Stbe. Zu-gleich rannten aus dem nahen Erlenholze noch dreiig ihrer Gesellen auf die Burg und nahmen die Burgleute gefangen. Als Landenberg ver-nahm, was vorgegangen war, ergriff er eiligst die Flucht. Allein er wurde eingefangen, jedoch ungekrnkt der die Grenze gebracht, nachdem er geschworen hatte, das Land nie wieder zu betreten. Durch hnliche List wurden auch die anderen Burgen genommen und gebrochen. So war am ersten Januar des Jahres 1308 das Land befreiet, ohne da ein Tropfen Blut den Tag der neuen Freiheit getrbt hatte. Von allen Seiten begegneten sich die Boten mit der frohen Nachricht. Hoch loderten die Freudenfeuer auf den Alpen und verkndeten Allen die wieder-errungene Freiheit.
Um diese auch frder zu wahren, grndeten sie, heit es dann, zu Brunnen am See den 6. Januar 1308 die erste Einigung der Schweizer Eidgenossenschaft, vorerst auf 10 Jahre und unter Vorbehalt aller Pflich-ten gegen Kaiser und Reich. Als Anfangspunkt dieses Bundes wurde spter die Verschwrung im Rtli angesehen, und jener Sage gem der Schtze Tell als Nationalheld und Befreier des Vaterlandes weit und breit gepriesen. *)
*) So wird die Geschichte von Tell in alten Erzhlungen berichtet. Aber diese Erzhlungen stammen von Schriftstellern, welche zwei volle Jahr-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Xix. §. 5. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche. 331
der Sprengel u. s. w. fortzuführen, wie in England. Seit Radlod's
Tode (719) machte er immer glücklichere Fortschritte, und seine Schü-
ler und Nachfolger Eoban, Gregor von Utrecht, Lebuin, Wil-
lehad, Liudg er vollendeten die Bekehrung auch der nördlichen Theile
Frieslands und ihre Unterwerfung unter die geistliche Herrschaft des
römischen Papstes.
§. 3. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche.
In der sriestschen Mission hatte auch der Mann seine Vorstu-
dien und seine ersten Versuche gemacht, der weit und breit als Apostel
Deutschlands bekannt ist, und dessen Andenken bei der deutschen Na-
tion im Segen bleiben wird für und für: Winfried, oder mit sei-
nem Klosternamen Bonifacius. Ein Angelsachse von Geburt, als
Willibrord's Gehülfe unter den Friesen thätig, hatte auch er von
Anfang an den richtigen Blick dafür, daß, wo nicht bloß einzelne
Seelen zu Christo bekehrt, sondern ein wohlgegliederter kirchlicher
Organismus unter dem Heidenvolke gegründet und aufrecht erhalten
werden solle, solches nicht anders geschehen könne, als durch festen
Anschluß an die römische Kirche und unter der Oberleitung des
römischen Papstes. Deshalb reiste er vor Antritt einer eignen und
selbständigen missionarischen Wirksamkeit nach Rom und verständigte
sich mit dem Papste, wiederholte diese Reise nach Rom auch noch
mehrere Male, so oft es ihm um neue Instructionen oder um Stär-
kung seines Ansehens bei den geistlichen und weltlichen Häuptern des
Frankenreiches zu thun war. Mit den beiden Päpsten Gregor Ii.
(713 bis 731) und Gregor Iii. (731 bis 741) verständigte er sich
sehr leicht und war ihnen treu ergeben in willigem Gehorsam. Denn
sie führten ihr oberhirtliches Amt im Sinn und Geist Gregor's
des Großen. Aber so weit ging seine Unterthänigkeit unter die
päpstliche Oberhoheit doch nicht, daß er ihnen in allen Stücken zu
Willen gewesen wäre, wo er sah, daß ihre Absichten und Anordnun-
gen zum Schaden der Kirche gereichen würden. Darum trat er spä-
ter auch dem Papst Zacharias (741 bis 752) mehrfach entgegen,
als jener darauf ausging, die eben neubegründete deutsche Kirchenein-
heit wieder zu zerreißen durch Vertheilung derselben unter mehrere
kleinere und unkräftige Herrscher. Denn vor allen Dingen auf das
Große und Ganze war das Auge des Bonifacius gerichtet. Nicht
als Missionar in unserm Sinne des Wortes, als Prediger an die
Heiden müssen wir ihn uns denken, sondern als päpstlichen Commissar,
der die zerstückelten Glieder der deutschen Christenheit zu einem wohl-
gefügten Ganzen durch Synoden, Bisthümer, Erzbisthümer verband,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Extrahierte Personennamen: Eoban Gregor_von_Utrecht Gregor Bonifacius Apostel Winfried Winfried Bonifacius Christo Gregor_Ii Gregor Gregor_Iii Gregor Zacharias
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschlands Rom Rom