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1. Geschichte des Mittelalters - S. 99

1861 - Freiburg : Herder
Von der Zeit des Zwischenreiches bis auf Kaiser Friedrich Hl. 99 Idols von Nassau. § 293. Die Kurfürsten waren auf Rudolfs Wunsch, seinen Sohn Aldrecht als Nachfolger zu wählen, nicht eingegangen, weil ihnen das Haus Habsburg schon zu mächtig schien, sondern sie ernannten den Grafen Adolf von Nassau zum Könige. Dieser wollte aber Rudolfs ^silis Beispiel folgen und eine Hausmacht gründen, wozu ihm der thüringische Erbfolgestreit Gelegenheit zu bieten schien. Mit Heinrich Raspe war nämlich der Mannsstamm der thüringischen Landgrafen ausge- storben ; ein Theil des Erbes, Hessen, fiel an Heinrich, den Schwester- sohn Raspes, das eigentliche Thüringen an den Markgrafen Heinrich von Meißen. Dessen Sohn, Albrecht der Entartete, verstieß sein Weib Margaretha, eine Tochter Friedrichs Ii., und wollte seine Söhne Friedrich und Diezmann enterben, daher er Thüringen an Adolf um 12,000 Mark verkaufte. Allein Friedrich und Diezmann setzten ihm einen Widerstand entgegen, den er nicht zu überwältigen vermochte; überdies verfeindete er sich mit dem Erzbischof von Mainz und anderen Fürsten, die Rudolfs Sohn Albrecht erwählten, gegen welchen Adolf 1298 in der Schlacht am Hasenbühel bei Göllheim am Donnersberge siel. König Jlbrecht (1298-1308). 8 294. Nach seinem Siege ließ sich Albrecht noch einmal wählen und als ihm einige Große wie seinem Vorgänger begegnen wollten, zwang er sie mit Waffengewalt zur Ordnung. Er erwarb in Ober- deutschland, besonders in der heutigen Schweiz, mehrere Herrschaften, war aber entschieden unglücklich, als er bei dem Erlöschen des Manns- stammeö in Thüringen, Böhmen und Holland die Reichslehen zurücknehmen wollte. Er wurde am 1. Mai 1308 bei Windisch im Aargau von seinem Neffen Johann und mehreren adeligen Ver-Johannes schwörern ermordet. . Parncida. Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft (1308). 8 295. Der ermordete König hatte besonders eifrig darnach ge- trachtet, die Leute im schweizerischen Alpengebirge vollends unter die Herrschaft seines Hauses zu bringen, denn er beherrschte einen großen Theil der heutigen Schweiz, theils unmittelbar (die Stammgüter), theils mittelbar als Graf des Aargaus und Thurgaus, als Vogt der Stifte St. Gallen, Zürich, Säckingen, Einsiedeln rc. Seiner Absicht widerstanden besonders die Städte Zürich und Bern, die bei dem Untergange der Hohenstaufen, als das Herzogthum Schwa- den wie die Reichsstatthalterschaft über Burgund aufhörte, für sich selbst gesorgt und eines Oberherrn entbehren gelernt hatten. 8 296. Beide Städte setzten sich frühe mit den Bauern in Ver- bindung, welche im benachbarten Gebirge die altgermanische Freiheit ge- rettet hatten und auch jetzt keine Lust verspürten, aus reichsfreien Leuten Unterthanen des Hauses Habsburg zu werden. Der Druck der Vögte, Habs- burgischer Ministerialen, die Albrecht als König oder Graf über sie gesetzt hatte, wurde den Bauern in den Waldstätten Uri,' Schwyz und Unter- walden unerträglich. Sie griffen zu den Waffen, erschlugen oder ver-

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 128

1861 - Freiburg : Herder
128 Geschichte der neueren Zeit. hatte mit der Vernichtung Polens ihrem Lebenswerke die Krone aufge- setzt, indem sie damit die Schranken zwischen Rußland und dem zerfalle- nen deutschen Reiche hinwegräumte; sie starb 16. November 1796. Rcvolutionicrung und Plünderung der Schweiz (1798). 8 335. Der Ruf: Freiheit und Gleichheit! zündete zuerst in der wälschen Schweiz; schon 1792 empörte sich die pruntrutische Herrschaft des Fürstbischofs von Basel und ließ sich mit der frän- kischen Republik vereinigen; 1794 erhoben sich die gemeinen Bürger in Genf gegen die aristokratischen und ahmten bis 1796 die Pariser auch durch eine Schreckenszeit nach, bis Rouffeaus Vaterstadt in der französischen Republik aufging. Im Frühjahr 1798 erklärten sich alle deutschen und italienischen Vogt eien als frei, Bern aber zerfiel mit der Waadt, woraus das Direktorium dieselbe mit französischen Truppen besetzte; während man nun in Bern und den anderen Städten über die Reform der Bundesverfassung und Kantonsverfaffung stritt, die diktatorische Einmischung Frankreichs aber zurückwies, erhielten die französischen Generale den Befehl zum Angriffe. Ueber Basel rückte Schauenburg in das Aarthal und nahm Solothurn ohne Widerstand, aus der Waadt Brune nach Freiburg; nach einigen blutigen Gefech- ten ergab sich Bern, der hartnäckige Widerstand der Urkantone wurde gebrochen und als das kleine Nidwalden sich im Herbste ganz allein erhob und verzweifelten Widerstand leistete, wurde es in türki- scher Weise beruhigt (18. September). Aus den schweizerischen Zeug- häusern führten die Franzosen 500 Geschütze fort, leerten alle Maga- zine und nahmen aus den Kaffen über 40 Millionen Franken weg; dafür wurde die alte Eidgenossenschaft in eine helvetische Repu- blik mit französischer Verfassung verwandelt und stellte 18,000 Manu für den Dienst der französischen Republik. Die römische Republik (10. Februar 1798). 8 336. Zu Rom wurde am 28. December 1797 der französische General D up h ot durch eigene Schuld von einer Schildwache erschossen, darauf marschierte Berthier aus Befehl des Direktoriums nach Rom und formte es mit dem Reste des Kirchenstaats in eine Republik nach französischem Muster aber mit altrömischem Namen um und beutete sie aus wie die drei anderen republikanischen Mägde; der milde aber unbeugsame Pius Vi. wurde in die Gefangenschaft geführt und starb am 29. August 1799 zu Valen ce in seinem 81. Jahre. Er hatte verfügt, daß das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers da stattsinden sollte, wo sich die meisten Kardinäle befinden würden; dies geschah in Venedig, wo am 14. März 1800 der Kardinal B arn a das Chia- ra monti gewählt wurde, der sich Pius Vil. nannte. Äonaparte in Aegypten (1797—1798). 8 337. Bonaparte war nach seinen italienischen Triumphen für das Direktorium zwar schon zu groß, aber doch noch nicht im Stande, sich der Zügel der Republik zu bemächtigen, daher schlug er eine Expedi- tion nach Aegypten vor. In dem Nillande wollte er für Frank- reichs verlorene Kolonien reichlichen Ersatz erobern, von da aus gegen

3. Geschichte der Neuzeit - S. 152

1883 - Freiburg : Herder
152 Zeitalter der Revolution. Rußland und dem zerfallenen Deutschen Reiche wegrumte: sie starb am 16. November 1796. Ilevotutiouierung und Plnderung der Schweiz. (1798.) 8 23. Die schweizerische Eidgenossenschaft war wohl ein Bund republikanischer Staaten, allein ein groer Teil der Bevlkerung den alten Kantonen uuterthan, z. B. Waadt und ein Teil des Aargaus der Stadt Bern, Thnrgau der Stadt Zrich und den innern Kantonen u. s. w. (Vogteien, S. 13). Der aus Frankreich herber-schallende Ruf: Freiheit und Gleichheit! fand sein Echo zuerst in der welschen Schweiz; schon 1792 emprte sich die pruntrntische Herrschaft des Frstbischofs von Basel und lie sich von der franzsischen Republik annexieren; 1794 erhoben sich die gemeinen Brger in Genf gegen die aristokratischen, ahmten die Pariser nach und verhngten auch der Genf eine Schreckenszeit, bis Rousseaus Vaterstadt in der sranz-sischen Republik aufging. Im Frhjahr 1798 erklrten sich alle deutschen und italienischen Vogteien frei, und als die Waadt dasselbe Bern gegenber that, lie das franzsische Direktorium ein Corps durch die Waadt gegen die Grenzen von Freiburg und Bern vorrcken. Whrend nun die Rte in Bern und in andern Stdten der die Re-form der Bundesverfassung und der Kantonsverfassungen stritten und die diktatorische Einmischung der franzsischen Regierung zurckwiesen, erhielten die franzsischen Generale den Befehl zum Angriffe. der Basel rckte Schauenburg in das Aarthal und nahm Solothnrn ohne Wider-stand, aus der Waadt Brune der Freiburg gegen Bern, das sich nach einigen blutigen Gefechten ergab. Der hartnckige Widerstand der drei Urkantone wurde durch die bermacht gebrochen, und als das kleine Nidw alden sich ganz allein erhob und verzweifelten Widerstand leistete, wurde es in barbarischer Weise (wie Praga) beruhigt (18. September).' Aus den schweizerischen Zeughusern fhrten die Franzosen bei 500 Geschtze fort, aus den Kassen 40 Millionen Franken, berdies leerten sie alle Magazine. Dafr wurde die alte Eidgenossenschaft in eine helve-tische Republik verwandelt und stellte 18 000 Mann in den Dienst der franzsischen Republik. - ?ie rmische Republik. (10. Jebrnar 1798.) 24. Als am 28. Dezember 1797 in Rom der franzsische Ge-neral Duphot dnrch eigene Schuld von einer Schildwache erschossen wurde, marschierte Bert hier auf Befehl des Direktoriums nach Rom und formte es mit dem Reste des Kirchenstaates in eine Republik

4. Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen - S. 103

1848 - Berlin : Duncker und Humblot
©et- erjle Kreu^ug. 103 allem, mag in der <£>eimatl) bvücfcnb mar, Befreit m erben mürbe. Unter? ftü^t mürbe biefe ¿Begeiferung nod) burd) die ¿Beftimmung der ¿Päpfle, bafj der 3ng nad) ¿faläftina Slblafi »on alten Sünben und ¿Befreiung für die porigen Seute Bemirite. Cdaijer mar die 3^f>eiinatjme an den 3ü? gen inä gelobte Sanb aufjerorbentlid) groß, und die Dteiciubümer der Klöfter nahmen in ??olge der Btelen Sd)enfungcn und ¿Berpfänbungen unglaublich ju. ©leichjeitig in «Spanien Kämpfe der (Stiften gegen die Slraber. 9iad)dem fcf)on im Frühjahr 1096 ein ©d)marm Bon Kreuj? fahrern unter ^Peter pon 2imiens und Sßalter Jpabenidjtö aufge? brocken mar, Bon benen bte meiften in ^iein=2cftcn umgarnen, felgte ftd) im 2iuguft ba$ erjie georbnete Kreuzet in Bemegung, hefte? t)enb aus 100,000 franjoftfchen und italienifdjen Srittern und 400,000 berpaffneten Knappen, Bauern, Knechten und Mönchen. Sie 2in? führet maren ©ottfrieb pon Bouillon, ^)erjog oon fftieberlothringen, und fein Bruder Balbuin, $ugo Pon Betmanboi$, Bruder ^)()i; lipps I. Pon $ranfreid), üraimunb Bon Souloufe, der reichfte gürft feiner 3?it/ Robert pon der S'iormanbie, ©of)n 3silhetrm> bes ©r? oberers, Robert pon glanbern, Boemunb Bon Sarent, ©ohn 9vo= bert ©ui$carb6, und beffen Leiter, der fromme und tapfere Sanfreb. £D?it dem Könige pon Ungarn und dem gtied)ifd)en Kaifer 2ilepiu3 ©omnenuä mürbe ein Bünbnifi gefd)loffen; 1097 burcbjog ba$ Kreuzer tut Kampfe mit den tühnen ©elbfd)itcfen Klein ? 2iften, nacfybem die ©riechen oerrdtherifd) 5^t'caa befe^t Ratten. $urd)t? barer Mangel an Sebensmitteln, namentlid) bei der Belagerung pon 2intiod)ien in ©ptien 1098, tpo enblici) 200,000 ©aracenen unter dem gürften pon Sftoful $urüctgefd)lagen tpurben (i>eilige 2anje). Bon dem ungeheuren Kreujheere tarnen 20,000 Bfann por 3«ru; fatem an, ba3 am 15. 1099 erftürmt mürbe, ©ie ganje Befai§ung und Biele Saufenb ©inmohnet mürben niebergeme^elt. ©ottfrieb, Befehlet be3 ^eiligen ©rabeö, ftarb 1100; fein Bruder Balbuin nannte ftd) König pon ^erufalem. Boemunb betam 2intiod)ien, Sanfreb ©alilaa, Jkaimunb Üaobicea, Balbuin ©beffa (jenfeit bes ©uphrat); alle mürben Bafalien be3 Königs. ©aö Königreich 3erufalem beftanb unter Bcftänbigen Kriegen mit den dürfen Biö 1187. Kaifer Sriebrich Ii. erhielt 1228 burd) Vertrag die heiligen Stabte mieber, hoch gingen biefe 1244 für immer an die dürfen üerforen. ©aö Königreich mar ein nach fran^öftfchem Skufter emgend)? teter Sehnöftaat. ©er erbliche König mar burd) die 9jtacf)t feiner ¿Bafal? len »ielfaltig Befchrünft; die ®eiftlid)feit und die Stabte (namentlich die im ¿Befh Ber Italiener Beftnblichen Seeftäbte) maren faft unabhängig

5. Neue Zeit - S. 16

1897 - Stuttgart : Neff
16 seinen Bevollmächtigten, die ebenfalls beschlossen wurde, kam bald ins Stocken, wesentlich durch Max’ Schuld; nicht ohne seine Schuld scheiterte auch der Versuch mit dem ge- meinen Pfennig. Den Ertrag desselben in seinen Erb- landen behielt und verwendete er eigenwillig, später war er bemüht, die andern Erträgnisse ohne weiteres in seine Verfügung zu bekommen; in den Niederlanden tliat sein Sohn Philipp gar nichts für die Erhebung. Die Reichs ritterschaft, besonders die fränkische, weigerte sich grundsätzlich, manche fürstliche Territorien blieben infolge bösen Willens oder Saumseligkeit im Rückstände, nur die Städte brachten ihn schliesslich alle auf. Bald geriet auch wegen mangelnder Mittel zur Besoldung das Reichskammergericht ins Stocken. 1499 bewilligten die Stände gegen eine verbesserte Kammergerichtsordnung dem Kaiser, der Ì498 einen besonderen Hofrat als Appellationsinstanz geschallen hatte, die Befugnis, das Kammergericht nach Jahresfrist von Worms (hier seit 1492) zu sich abzuberufen. Der, hauptsächlich mit den Kräften Oesterreichs und des schwäbischen Bundes geführte Reichskrieg gegen die Eid- genossenschaft („Schwabenkrieg“) brachte, auch nach dem persönlichen Eingreifen des Königs, nur schwere Nieder- lagen (1499). Der unter Vermittlung des (durch das Bündnis Frankreichs und Venedigs aus Mailand verdrängten) Lodovico Moro geschlossene Baseler Frieden sicherte dem Thurgau die gerichtliche Unabhängigkeit vom Reiche, und seitdem erkannte die Schweiz nie mehr die Gerichtsgewalt, Steuer- und Kriegshoheit des Reiches an. Die Eidgenossenschaft. Max hatte, nachdem er Herr von Tirol ge- worden war, sich bemüht, um die Schweizer hei grossen Unternehmungen für sich zu haben, die „ewige Richtung“ zu erneuern, aber ohne Erfolg, da zuerst und vor allem die Urkantone widerstrebten, auch französische und bayerische Diplomatie entgegenarbeiteten. Dem schwäbischen Bunde misstrauten die Eid- genossen. Die Reichsstadt Konstanz, die das Landgericht über den Thurgau besass, trat, statt zugewandt zu werden, dem schwäbischen Bunde bei (1498). Das Reichskammergericht, dessen sie nicht zu bedürfen glaubten, und den gemeinen Pfennig hatten die Eidgenossen nicht anerkannt. Das Reichskammergericht, an das sich der frühere St. Galler Bürgermeister Varnbüler (s. Ii. S. 229) wandte, venirteilte die Stadt St. Gallen zum Schadenersatz an dessen Erben und ächtete sie, als sie sich dem Spruche nicht fügte. Wie für St. Gallen, trat die Eid-, genossenschaft für Rottweil und den mit den meisten Orten verburgrechteten Grafen von Sargans, die ebenfalls geächtet waren, ein. März 1499 schloss sie ton neuem ein Bündnis mit Frankreich. Während Max selbst bemüht war, im Interesse seiner dynastischen Pläne die Streitfragen beizulegen und den St. Galler Handel auch wirklich schlichtete, kam es zum Kriege infolge eines Vertragsbruchs der Tiroler Regierung den Graubündnern gegenüber, von deren drei, seit 1471 miteinander föderierten, Bünden 1497 der graue (obere) Bund, 1498 der Gotteshausbund (mit Stadt Chur) sich auf ewig mit den alten Orten verbündet hatten. Die Zugehörigkeit der Schweiz zum Reiche

6. Neue Zeit - S. 28

1897 - Stuttgart : Neff
28 Staupitz’s, eine Union zwischen den Konventualen und den Observanten zu erzielen, hervorgerufene) Zwist führte Luther Herbst 1511 als socius itine- rarius des Dr. Joh. v. Mecheln nach Rom. Die Eindrücke und Beobachtungen dieser Romreise wirkten aber erst später auf seine Stellung zur herrschenden Kirche ein. Wieder nach Wittenberg zurückgekehrt, wurde Luther, von Staupitz, welcher der Universität einen Ersatz für seine eigene Lehrkraft be- schaffen wollte, genötigt, Oktober 1512 Licentiat und dann Dr. theologiae. Dem Brauche zuwider las er exegetische Kollegien (Psalmen, Römer-, Galater-, Hebräer-Brief), wobei er sich aber noch überwiegend an die Vulgata hielt. 1515—18 erfüllte er die Pflichten eines Distriktsvikars für 11 Klöster in Sachsen und Thüringen mit grosser Hingebung; er wirkte als Prediger an ■der Pfarrkirche, wobei seine praktisch-volkstümliche und in die zentralen Anschauungen der christlichen Heils Wahrheit vordringende Weise bald die scholastischen Formen überwand. Wie in seinen religiösen Grundanschauungen, so wurde er auch in seiner Sprache und seiner Predigt beeinflusst, aber nicht massgebend geleitet von seinen Studien der deutschen Mystik (Taulers und eines Traktats des Xiv. Jahrhunderts, den er als „Deutsche Theologie“ 1518 vollständig herausgab). Immer mehr wandte er sich von der Scholastik ab und den Kirchenvätern und der Bibel (vor allem Augustin und Paulus) zu; den Aristoteles begann er als „heidnische Bestie“, „Feind Ghristi“, „giftigen Verwüster der reinen Lehre“ mit der ihm eigenen Leiden- schaft zu bekämpfen. Immer mehr befestigte sich in ihm die Ueberzeugung, dass der immer sündhafte Mensch von sich aus durchaus unfähig sei zur Er- langung des Heils und nur durch vertrauensvollen Glauben an Gottes frohe Verheissung und Christi Werk seines Heils gewiss werden könne („Recht- fertigung allein durch den Glauben“). Dass er damit in scharfen Gegensatz zur Lehre und Verfassung der Kirche trete, indem seine Grund- anschauung die kirchliche Heilsvermittelung ausschloss, war er sich noch nicht bewusst; dagegen bekämpfte er schon (wie damals manche andere) in Predigten und Vorlesungen das Uebermass und die Ueberschätzung von Heiligenkult, Wallfahrten, guten Bruderschaften und guten Werken. § 12. Der Ablassstreit. Luthers Bruch mit der herrschenden Kirche. Papst Leo X., ein Mann feinen Lebensgenusses, Förderer der Renaissance und ebenso erfinderischer als bedenkenfreier Finanzpolitiker, hatte dem Bruder des brandenburgischen Kur- fürsten Joachim I., Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Mainz, Administrator von Halberstadt, gegen eine bare Summe die Verkündigung des von Julius Ii. 1500 für den Neubau der Peterskirche ausgeschriebenen Ablasses (in forma Jubilaei) in seinen Sprengeln und den kurbranden- burgischen Landen auf die Dauer von acht Jahren übertragen. Die Hälfte des Ertrags wurde dem Erzbischof bestimmt, damit er dem Bankhaus der Fugger die Schuld heimbezahlen könne, welche er für die von ihm persönlich übernommenen Mainzer Pallien- gelder aufgenommen hatte. Der Dominikaner Joh. Tetzel aus Leipzig, ein erfahrener Ablassagent, wurde 1517 von Al- brecht mit der Sache betraut. Die (keineswegs unge-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 191

1876 - Münster : Coppenrath
191 Kaiser aus verschiedenen Kufern, von Hludotf von Kasburg is auf Mrecht Ii. (12731437). 63. Rudolf vou Habsburg (1273-1291). Am Ufer der Aar, in dem Schweizer-Kanton Aargau, erheben sich auf einem den Strmen freistehenden Hgel die Ruinen des Schlosses Habichts brg oder Habsburg, die weit der die Gegend hin-schauen. Dieses Schlo war das Stammhaus des berhmten Grafen Rudolf von Habsburg, der im Jahre 1273 zum deutschen Könige erwhlt wurde. Er besa noch mehre andere Gter, in der Schweiz so-wohl, als in Schwaben und im Elsa, und stand deshalb als ein mch-tiger Herr in groem Ansehen. Auch war er als ein frommer und biede-ter Held in der ganzen Gegend hoch geehrt. Er schtzte in jenen unruhi-gen Zeiten nach Friedrich'^!!. Tode, wo Deutschland eine geraume Zeit hindurch so gut wie^hne Regenten war, den Brger wie den Landmann vor den herumziehenden Rubern. Vorzglich gefiel dem Volke seine Ehrfurcht vor der Religion und ihren Dienern. Einst begegnete ihm auf der Jagd ein Priester, der mit der letzten Wegzehrung zum Kranken eilte. Wegen des angeschwollenen Waldwassers war der Weg schlpfrig und unsicher geworden. Da sprang Rudolf von seinem Rosse, lie den Priester aufsteigen und fhrte demuthsvoll selbst das Thier am Zgel bis vor das Haus des Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung vollbracht war, und geleitete dann den Priester zurck. Das Pferd aber widmete er von nun an dem Dienste der Kirche; denn er hielt sich fr unwrdig, je wieder das Thier zu besteigen, das unseren Herrn und Heiland getra-gen hatte. Den Erzbischof Werner von Mainz, welcher nach Rom reisete, begleitete er in jenen unsicheren Zeiten bis an die Alpen. Und als sie von einander schieden, reichte ihm der Erzbischof freundlich die Hand und sprach: Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, da ich Euch den mir geleisteten Dienst vergelten knnte!" Dieser Wunsch ward ihm jetzt erfllt. Als nmlich der deutsche Thron im Jahre 1273 durch den Tod des Scheinkniges Richard erledigt worden war, und die Fürsten sich zur Wahl eines neuen Oberhauptes versammelten, da trat der Erz-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 199

1876 - Münster : Coppenrath
199 Tier aus ihrer Mitte und verlangten, unmittelbar unter dem Reiche zu bleiben. Diese Erhebung der Schweizer hat die Sage mannigfach und dichterisch ausgeschmckt und zu einem glorreichen Freiheitskampfe aus-gemalt. Der Kaiser, so heit es, der das anmaliche Auftreten der Bauern hoch erzrnt, gab ihnen zu Reichsvgten harte und bse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drcken und qulen sollten, damit sie froh wren, vom Reiche loszukommen und sich unter die Oberherrlichkeit des Hauses Habsburg zu begeben. Und er schickte ihnen den Hermann Geler von Brunneck und Ber in ger von Landenberg. Diese thaten, was nie zuvor die Reichsvgte, und wollten im Lande selbst wohnen. Geler bauete sich einen Twinghoff (feste Burg) bei Altdorf in Uri, und Landen-berg bezog ein habsburgisches Schlo zu Saruen. Nun fingen die Be-drckungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, unerschwingliche Zlle wurden auf habsburgischem Ge-biete wider die Schweizer angelegt. Am meisten aber schmerzte der Vgte muthwilliger Trotz und ihre hochmthige Verachtung des ganzen Volkes. Des Landes Edele nannten sie hhnisch Bauernadel. Einst ritt Geler vor dem Hanse Werner Stauffaer's. eines wohlbegterten und angesehenen Landma'nnes zu Schwyz, vorbei. Das Haus war wohlge-zimmert, mit vielen Fenstern versehen, weitlufig und glnzend erbauet. Stauffacher stand an der Thre und grte ehrerbietig. Der Landvogt aber sprach ergrimmt: Kann man es auch dulden, da das Bauernvolk so schn wohnt!" Ein anderer Landmann zu Unterwalden, H einrich von Melchthal, wurde wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schne Ochsen^estraft; Landenberg's Knecht, der die Ochsen vom Pfluge spannte, sagte dabei hhnisch: Wenn die Bauern Brod essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Darber gerieth Arnold, Melchthal's Sohn, in so heftigen Zorn, da er dem Knechte zwei Finger zerschlug. Nun floh er in's Gebirge. Landenberg aber lie aus Rache dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Der Uebermuth der Vgte ging am Ende so weit, da kein Mensch in den Vierwaldstd-ten seines Lebens, seiner Habe, seiner Ehre mehr sicher war. Sie schick-ten wiederholt Abgeordnete an den Kaiser und baten flehentlich um Milderung der Noch des Landes; allein sie wurden trostlos abgewiesen. Da blieb den hartbedrngten Leuten im Gebirge nichts brig, als stilles Dulden oder muthige Selbsthlfe.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 202

1876 - Münster : Coppenrath
202 hherem Muthe beseelt; allein noch war die verabredete Nacht des Neu-jahres nicht gekommen. Endlich kam die Nacht. Da lie ein Jngling von Unterwalden berichtet die Sage weiter, einer aus der Zahl derer, die auf dem Rtli geschworen hatten, sich von einer Magd auf der Burg Roberg an einem Seile hinauf in die Kammer ziehen. Drunten aber im Schlogra-ben warteten noch zwanzig andere, die er mit eben diesem Seile die Mauer hinaufzog. Nun bemchtigten sie sich des Amtmannes, seiner Knechte und der ganzen Burg. In der Morgendmmerung zog ein Haufe nach der Burg, die Landenberg selbst bewohnte. Die Männer fhrten Klber, Ziegen, Lmmer, Hhner und Hasen mit sich, als woll-ten sie diese dem Vogte zum Neujahrsgeschenke bringen, wie es dort Ge-brauch war. Landenberg ging gerade zur Messe, als sie ankamen. Er freuete sich ihrer Gabe und befahl ihnen, sie in die Burg zu bringen. Das war es eben, was sie wnschten. Als sie im Burgthore waren, stie einer von ihnen in's Horn. Auf dieses Zeichen langten die Anderen spitze Eisen aus ihrem Busen hervor und steckten sie an ihre Stbe. Zu-gleich rannten aus dem nahen Erlenholze noch dreiig ihrer Gesellen auf die Burg und nahmen die Burgleute gefangen. Als Landenberg ver-nahm, was vorgegangen war, ergriff er eiligst die Flucht. Allein er wurde eingefangen, jedoch ungekrnkt der die Grenze gebracht, nachdem er geschworen hatte, das Land nie wieder zu betreten. Durch hnliche List wurden auch die anderen Burgen genommen und gebrochen. So war am ersten Januar des Jahres 1308 das Land befreiet, ohne da ein Tropfen Blut den Tag der neuen Freiheit getrbt hatte. Von allen Seiten begegneten sich die Boten mit der frohen Nachricht. Hoch loderten die Freudenfeuer auf den Alpen und verkndeten Allen die wieder-errungene Freiheit. Um diese auch frder zu wahren, grndeten sie, heit es dann, zu Brunnen am See den 6. Januar 1308 die erste Einigung der Schweizer Eidgenossenschaft, vorerst auf 10 Jahre und unter Vorbehalt aller Pflich-ten gegen Kaiser und Reich. Als Anfangspunkt dieses Bundes wurde spter die Verschwrung im Rtli angesehen, und jener Sage gem der Schtze Tell als Nationalheld und Befreier des Vaterlandes weit und breit gepriesen. *) *) So wird die Geschichte von Tell in alten Erzhlungen berichtet. Aber diese Erzhlungen stammen von Schriftstellern, welche zwei volle Jahr-

10. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 331

1859 - Lübeck : Rohden
Xix. §. 5. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche. 331 der Sprengel u. s. w. fortzuführen, wie in England. Seit Radlod's Tode (719) machte er immer glücklichere Fortschritte, und seine Schü- ler und Nachfolger Eoban, Gregor von Utrecht, Lebuin, Wil- lehad, Liudg er vollendeten die Bekehrung auch der nördlichen Theile Frieslands und ihre Unterwerfung unter die geistliche Herrschaft des römischen Papstes. §. 3. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche. In der sriestschen Mission hatte auch der Mann seine Vorstu- dien und seine ersten Versuche gemacht, der weit und breit als Apostel Deutschlands bekannt ist, und dessen Andenken bei der deutschen Na- tion im Segen bleiben wird für und für: Winfried, oder mit sei- nem Klosternamen Bonifacius. Ein Angelsachse von Geburt, als Willibrord's Gehülfe unter den Friesen thätig, hatte auch er von Anfang an den richtigen Blick dafür, daß, wo nicht bloß einzelne Seelen zu Christo bekehrt, sondern ein wohlgegliederter kirchlicher Organismus unter dem Heidenvolke gegründet und aufrecht erhalten werden solle, solches nicht anders geschehen könne, als durch festen Anschluß an die römische Kirche und unter der Oberleitung des römischen Papstes. Deshalb reiste er vor Antritt einer eignen und selbständigen missionarischen Wirksamkeit nach Rom und verständigte sich mit dem Papste, wiederholte diese Reise nach Rom auch noch mehrere Male, so oft es ihm um neue Instructionen oder um Stär- kung seines Ansehens bei den geistlichen und weltlichen Häuptern des Frankenreiches zu thun war. Mit den beiden Päpsten Gregor Ii. (713 bis 731) und Gregor Iii. (731 bis 741) verständigte er sich sehr leicht und war ihnen treu ergeben in willigem Gehorsam. Denn sie führten ihr oberhirtliches Amt im Sinn und Geist Gregor's des Großen. Aber so weit ging seine Unterthänigkeit unter die päpstliche Oberhoheit doch nicht, daß er ihnen in allen Stücken zu Willen gewesen wäre, wo er sah, daß ihre Absichten und Anordnun- gen zum Schaden der Kirche gereichen würden. Darum trat er spä- ter auch dem Papst Zacharias (741 bis 752) mehrfach entgegen, als jener darauf ausging, die eben neubegründete deutsche Kirchenein- heit wieder zu zerreißen durch Vertheilung derselben unter mehrere kleinere und unkräftige Herrscher. Denn vor allen Dingen auf das Große und Ganze war das Auge des Bonifacius gerichtet. Nicht als Missionar in unserm Sinne des Wortes, als Prediger an die Heiden müssen wir ihn uns denken, sondern als päpstlichen Commissar, der die zerstückelten Glieder der deutschen Christenheit zu einem wohl- gefügten Ganzen durch Synoden, Bisthümer, Erzbisthümer verband,
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