68
Naturlehre.
Iv
aus pflanzen entstanden ist, und zwar zumeist aus Säumen, an deren Stämmen
man oft noch die Jahresringe sehen kann. Die mächtigen Kohlenschichten sind
wahrscheinlich dadurch entstanden, daß die Baumstämme in riesigen Massen zusammen-
geschwemmt und mit Zand- oder Tonschichten überdeckt wurden. Die Holzmassen
verkohlten dann ähnlich wie im Meiler, nur viel langsamer. — vermischt man
Braunkohlenpulver mit Wasser, und preßt man daraus Ziegel, die an der Luft ge-
trocknet werden, so erhält man die „Naßpreßsteine". Trocknet man dagegen das
Kohlenpulver bis zu einem gewissen Grade, so stellt man unter hohem Druck daraus
die „Trockenpreßsteine" oder „Briketts" her.
ä) Meist tiefer als Torf und Braunkohle finden sich in der Erde oft aus-
gedehnte Lager, die aus einer schwarzen, mehr oder weniger glänzenden und
häufig fteinharten Kohle, der Steinkohle, bestehen. Die „Steinkohlenflöze" wechseln
gewöhnlich mit Schichten aus Sandstein, Kalkstein und Schieferton ab. häufig erkennt
man in ihnen noch deutlich Abdrücke von Farnwedeln, Schachtelhalmen und andern
Sporenpflanzen. — Die Steinkohle wird als Heizstoff, zum Ausschmelzen der Erze usw.
verwendet. Auch Leuchtstoffe werden daraus hergestellt (S. 70). Sie ist daher die
wichtigste Grundlage für die Industrie, und der Besitz von Steinkohlenlagern ist für
ein Land von sehr großem werte. — Nenne die Steinkohlengebiete Deutschlands!
4. Graphit und Diamant, a) Wenn wir Torf, holz-, Braun- oder Steinkohle
verbrennen, bleiben erdige Bestandteile, „Asche", zurück. Die Kohle ist also nicht reiner
Kohlenstoff. Fast vollständig rein aber findet er sich im Graphit, d. i. ein schwarzer,
glänzender und weicher Stein, der u. a. in Schlesien vorkommt. Da man mit ihm auf Papier
schreiben kann, verwendet man ihn zur Herstellung der Bleistifte, die man früher aus dem weit
härteren Blei anfertigte. Zu diesem Zwecke wird der Graphit fein gemahlen und mit Wasser und
Ton vermengt, Aus der teigartigen Masse preßt man dann lange Stifte, die getrocknet und in
holz gefaßt werden. Da der Graphit an der Luft weder schmilzt, noch verbrennt, verwendet man
ihn auch als Farbe für eiserne Ofen. Ferner leitet er, wie wir wissen, die Elektrizität gut (5. 53).
b) verbrennt man einen Diamanten in reinem Sauerstoff, so erhält man Kohlen-
säure, ohne daß 5lsche zurückbleibt. Er ist also vollkommen reiner Kohlenstoff. Vieser seltene
und sehr geschätzte Edelstein kommt in Ostindien, Brasilien, sowie in Südafrika, und zwar ge-
wöhnlich im Sande der Flüsse vor. Er ist der härteste aller Körper und wird deshalb benutzt,
um Glas zu schneiden, Löcher in festes Gestein zu bohren und Buchstaben in Metall zu
gravieren. Meist ist er durchsichtig und farblos; doch gibt es auch gelbe, rote, ja schwarze
Diamanten. Da er geschliffen das Licht sehr stark bricht, ist er ein überaus wertvoller Schmuckstein.
5. Die Kohlensäure, a) wie wir bereits erfahren haben (5. 61), entsteht
beim verbrennen von Holzkohle, d. h. bei der Vereinigung von (fast reinem) Kohlen-
stoff mit dem Sauerstoffe, eine Säure, die Kohlensäure genannt wird. Dasselbe
beobachten wir, wenn wir einen andern kohlenstoffhaltigen Körper verbrennen.
Kohlensäure bildet sich also auch, wenn wir ein brennendes Licht in ein Glasgefäß
stellen, das wir verschließen. Sobald aller Sauerstoff verbraucht ist, erlischt das Licht,
und die Luft in dem Gefäße ist jetzt sehr reich an Kohlensäure. — hieraus lösen
wir ein wenig gelöschten Kalk in viel Wasser auf und erhalten klares Kalkwasser.
Gießen wir es in das Gefäß und schütteln, so wird die Flüssigkeit weiß wie Milch
(„Kalkmilch"), wenn wir dagegen nach dem Erlöschen des Lichtes in das Gefäß
reines Wasser gießen, so bleibt dieses ganz klar. Die Trübung muß also dadurch
entstanden sein, daß sich die Kohlensäure der Luft mit dem Kalke des Kalkwassers ver-
bunden hat. Der weiße Bodensatz, der sich nach und nach bildet, ist kohlensaurer
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
Iv
Naturlehre.
73
nicht mehr in den Handel gebracht werden. Die „Ruppen" der ungiftigen „schwe-
dischen" Zündhölzer (Name!), bestehen aus Schwefel und chlorsaurem Kalium, einem
weißen, sauerstoffreichen Salze, das wir bei Halsentzündungen auch zum Gurgeln
verwenden. Sie entzünden sich an den Reibflächen der Schachtel, die vorwiegend
aus rotem Phosphor bestehen.
In der Natur findet sich der Phosphor nur in Verbindung mit andern Elementen
(warum wohl nicht „gediegen"?) — Die wichtigste Verbindung ist der phosphorsaure Kais,
der dem Erdboden von den Pflanzen durch die wurzeln entzogen wird. Durch die Nahrung
gelangt der Phosphor in den Körper der Tiere und Menschen und hilft hier das Knochen-
gerüst aufbauen. Daher stellt man ihn aus Knochen her. wie kommt der Phosphor, den
die Pflanzen dem Boden entziehen, wieder dahin zurück?
Vii. Das Kochsalz und andre Zalze.
l. Dar Kochsalz, a) Ls schmeckt rein salzig und ist im Wasser leicht löslich.
Lassen wir eine kalte „gesättigte" Kochsalzlösung (Z. 62) langsam verdunsten, so scheiden
sich kleine, glashelle Würfel ab. wir sagen: das Kochsalz kristallisiert in Würfeln. —
Auch andre Steine nehmen vielfach eine ihnen durchaus eigentümliche Gestalt an.
Lig. 80. Zig. 81. Zig. 82.
Die „Kristalle" des Nlauns z. 13., die sich aus einer heißgesättigten Lösung bei lang-
samer Abkühlung bilden (versuch!), sind regelmäßige Doppelpyramiden (Fig. 79).
Der Schwefel kristallisiert in spitzen Doppelpyramiden (Fig. 80) oder (aus dem
Schmelzflüsse; versuch!) in schiefen Säulen (Fig. 81). Die schönen großen (huarz-
kristalle (Fig. 82) sind sechsseitige Säulen, die oben und manchmal auch unten
in sechsseitigen Pyramiden endigen. — Durch einen starken elektrischen Strom wird
geschmolzenes Kochsalz in seine Bestandteile, Chlor und Natrium (s. u.), zerlegt.
b) Das Kochsalz findet sich in größeren oder kleineren Wengen überall im
Erdboden. Daher enthalten alle Gewässer des Landes etwas Salz, meist aber nur
so wenig, daß wir es nicht schmecken („Süßwasser"). Die Flüsse führen es dem Meere
zu. weil bei der Verdunstung des Wassers das Salz zurückbleibt (versuch!), ist das
Meer im Laufe der Jahrtausende „salzig" geworden. Sn abgeschlossenen Meeres-
buchten und in manchen Binnenseen setzt sich sogar Salz am Grunde ab. Ruf ähnliche
weise sind die großen Salzlager entstanden (z. B. Staßfurt), in denen das Salz als festes
Gestein, „Steinsalz", auftritt. Es wird in Bergwerken „abgebaut", häufig wird das
Salz unterirdischer Lager durch Wasser aufgelöst. Tritt dieses Wasser ans Tageslicht,
so entsteht eine „Salz-" oder „Solquelle", wenn die „Sole" reich an Salz ist, wird sie
in eiserne Pfannen geleitet und verdampft. Darauf wird das sich abscheidende Koch-
salz herausgenommen und getrocknet. Sm andern Falle erhöht man den Salzgehalt,
76
Naturlehre.
Iv
sie ihn mit viel Wasser. Den weißen Kaltbrei vermengen sie mit Zand zu Mörtel,
der in dünner Zchicht zwischen die Zteine des Bauwerkes gelegt wird. Läßt man
Kalkbrei lange Zeit an der Luft liegen, so verbindet sich der Kalk wieder mit Kohlen-
säure zu hartem Kalksteine (Beweis!). Derselbe Vorgang findet im Mörtel statt,
der daher ein überaus wichtiges Bindemittel darstellt: er verbindet die Zteine eines
Bauwerks zu einer einzigen, sehr festen Masse.
Wenn man tonhaltige Kalksteine brennt, sie dann löscht und mit Zand ver-
mengt, erhält man den Zement, der selbst unter Wasser hart wie Ztein wird.
Deshalb benutzt man ihn besonders zu Brücken-, Brunnen- und andern Wasser-
bauten.
2. Der Gips. Wie wir 5. 72, Nbsch. Zu gesehen haben, verdrängt die Zchwefel-
säure aus dem Kalksteine die Kohlensäure und setzt sich an ihre Stelle: es entsteht schwefel-
saurer Kalk oder Gips. Er ist im Wasser löslich (hartes Wasser!). Man findet ihn
häufig zusammen mit Zteinsalzlagern. — Erhitzen wir Gips, so wird er weiß und
brüchig, während Wasser in Dampfform entweicht (Beweis!). Wenn wir zu diesem
gebrannten Gips („Gipsmehl") wieder Wasser fügen, so nimmt er es begierig auf
und erstarrt rasch zu einer harten Masse. Daher verwendet man Gipsmehl, um
haken, Nägel usw. in Zimmerwänden zu befestigen, sowie um daraus Fußböden,
Ztuckarbeiten, Nbgüsse, Figuren u. dgl. herzustellen. — Wie der gewöhnliche Gips, so
läßt sich auch seine weiße, feinkörnige Nbart, der Nlabaster, leicht mit dem Messer
ritzen. Er ist weich und kann daher gut zu Vasen, Zchalen und andern Kunstgegen-
ständen verarbeitet werden. — Die wasserhellen, tafelförmigen Arten, die man mit
dem Messer in papierdünne Blättchen spalten kann, heißen Marienglas.
Ix. Glas- und Tonwaren.
1. Der Tuarz kommt in der Natur außerordentlich häufig vor und bildet
als Zand, Kies oder Zandstein oft große Lager, ja ganze Gebirge (Beispiele!).
Vielfach ist er (mit Feldspat und Glimmer) ein Bestandteil von „Gesteinen" (Gneis,
Granit, Glimmerschiefer, Porphyr, Grauwacke), die gleichfalls Gebirge zusammensetzen
(Beispiele!). Der Ouarz glänzt etwas und ist so hart, daß man ihn mit dem Messer
nicht ritzen kann. Zchlägt man mit einem Ztahle gegen ein Ztück Ouarz, so springen
kleine Ztahlteilchen ab und werden glühend (warum?). Besonders eignet sich hierzu
der scharfkantige Feuerstein, der daher früher in jedem haushalte zum Anzünden
des Feuers benutzt wurde. Jetzt kann man solche „Zteinfeuerzeuge" noch bei Hirten und
Jägern sehen. Zn grauer Vorzeit verfertigten die Menschen aus den scharfkantigen
Feuersteinstücken Messer, Äxte, Pfeilspitzen u. dgl. — Ehemisch ist der Ouarz Kiesel-
säure.
Die wasserhellen Kristalle des Quarzes heißen Bergkristall. Zie werden,
ebenso wie die farbigen Ouarzarten, der violette Amethyst, der buntstreifige
Achat, der farbenprächtige Opal usw., zu Zchmuckgegenständen verarbeitet. Den
reinen Ouarzsand gebraucht man zur
2. Glasbereitung, a) Das gewöhnliche Glas ist durchsichtig, hart und sehr
spröde. Erwärmen wir ein Glasrohr, so können wir es biegen, ausziehen, auf-
blasen, ja sogar zu feinen, elastischen Fäden spinnen. Bei sehr hoher Temperatur
wird das Glas flüssig und läßt sich in Formen gießen.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
78
Naturlehre.
Iv
aus der gereinigten, zähen Tonmasse formt der Töpfer auf der „Drehscheibe"
verschiedene Gefäße, die getrocknet und dann gebrannt werden. Sie sind aber porös
(Blumentöpfe!). Sollen sie zum aufbewahren von Flüssigkeiten dienen, so müssen
sie daher wie die Porzellangefäße mit einer Glasur überzogen werden. Da diese
aber vielfach giftige Bleiverbindungen enthält, darf man Lßwaren nie lange in
irdenem Geschirr stehen lassen. Insbesondere soll man gekochte Früchte, Essig-
gurken und saure Speisen nicht darin aufbewahren, da die Säuren das Blei leicht
auflösen.
6. Ver Lehm ist eine durch Sand und Balk stark verunreinigte Tonart.
Die gelbe Farbe, die er gewöhnlich besitzt, verdankt er einer Eisenverbindung, dem
Ocker. Der Lehm findet sich an vielen Orten und liefert uns in den Ziegelsteinen das
wichtigste Baumaterial. Zu diesem Zwecke wird er gereinigt und zu einer zähen,
gleichartigen Masse durchgeknetet, aus der die Ziegel in holzformen „gestrichen"
oder mit Hilfe von Maschinen geformt werden. Die getrockneten Ziegel brennt
man in Ofen. Dabei werden sie steinhart und rot. Sehr harte Ziegel nennt man
„Blinker".
Der Löß und der Mergel sind kalkreiche Lehmarten, durch die der ackerboden
sehr fruchtbar wird. Über die Entstehung der Lößlager s. Ii, S. 78.
X. von den Metallen.
7. Die Edelmetalle (S. 60).
1. Vaz Gold ist das am meisten geschätzte Edelmetall. Man findet es häufig,
aber gewöhnlich nur in kleineren Mengen im Innern der Gebirge, und zwar vor-
wiegend in Ouarzgängen. wenn die goldhaltigen Gesteine verwittern, wird das Gold
vom Ivasser fortgeschwemmt. Daher enthält fast jeder Flußsand (Rhein!) ein wenig Gold.
Da Gold schwerer als Sand ist, kann man es von ihm durch fließendes Wasser leicht
trennen; während der Wasserstrom den Sand wegspült, bleiben die Goldkörnchen
zurück („Goldwäsche"!). Das wertvolle Metall findet sich besonders in Nordamerika,
australien, Südafrika und im Ural.
Das Gold ist so geschmeidig und dehnbar, daß es sich zu ganz dünnen Blättchen
(„Blattgold") aushämmern läßt. Da es aber sehr weich ist und sich deshalb leicht
abnutzt, verwendet man zur Rnfertigung von Schmucksachen, Münzen usw. nie reines
Gold, sondern „legiert", d. h. vermischt es mit härteren Metallen, zumeist mit Silber
oder Bupfer. Unsre Goldmünzen z. B. sind „Legierungen" von 900 Teilen Gold und
100 Teilen Bupfer,- man sagt, sie haben einen „Feingehalt" von 900.
2. Dar §llber kommt sowohl gediegen, als auch in Verbindung mit andern
Stoffen, in „Erzen" vor. Es wird zu Schmuckgegenständen, zu verschiedenen Speise-
gerätschaften (Beispiele!), sowie zu Münzen verarbeitet, und zwar wie das Gold
nur in Legierungen. Unsre Reichsmünzen z. B. enthalten 900 Teile Silber und
100 Teile Bupfer. — Silberne Löffel werden schwarz, wenn wir damit Eier, Pilze
oder andre eiweiß-, d. h. schwefelhaltige Speisen essen. Silber und Schwefel vereinigen
sich nämlich zu Schwefelsilber. (Das Schwarzwerden eines silbernen Löffels in
kochenden Pilzen beweist also nicht, daß diese giftig sind!) Dasselbe erfolgt auch an
andern: Silbergerät, denn in der Lust sind stets geringe Mengen des uns bereits
bekannten Schwefelwasserstoffs (S. 72, Ubsch. Zb) vorhanden.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
36
Geschichte.
I
tum immer mächtiger wurde. — Kaiser Lothar schenkte im Jahre 1134 die Nordmark
(die heutige Rltmark) an Rlbrecht den Bären aus dem Hause Rnhalt. Vieser vergrößerte
sein Gebiet durch Eroberungen aus dem rechten Elbufer und nannte sich „Inarkgras
von Brandenburg".
2. Friedrich Barbarossa. Rls Lothar starb, kam die Kaiserkrone an das Haus
der Hohenstaufen. Der zweite Kaiser aus diesem Geschlechte war Friedrich I. Unter
ihm erreichte das Reich seinen höchsten Glanz. Cr war ein ritterlicher Herr von mitt-
lerer Größe mit blauen Rügen und blondem Haupthaar. Wegen seines rötlichen Bartes
nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart. Nachdem er in Rachen gekrönt
worden war, unternahm er einen Umritt (Königsritt) durch das ganze Reich und stellte
überall den Landfrieden her. — In dem Kampfe zwischen Hohenstaufen und Welfen
hatte das welfische Haus Bayern verloren. Um dem langen Streite ein Ende zu machen,
gab Friedrich I. dem Lohne Heinrichs des Ltolzen, dem jungen Heinrich dem Löwen,
Bayern wieder zurück. Dieser eroberte von den Wenden Holstein, Mecklenburg und
Pommern und siedelte in den neugewonnenen Ländern Lachsen an.
3. Rümpfe in Italien. Um in Italien Ruhe und Ordnung herzustellen, hat
Friedrich sechsmal über die Rlpen ziehen müssen, darunter viermal mit Heeresmacht.
Die Ltädte in Uorditalien waren durch den Handel mit dem Morgenlande und mit
Deutschland mächtig geworden und hatten sich von der deutschen Königsgewalt fast
freigemacht. Rm übermütigsten waren die Bewohner von Mailand. Rls der Kaiser ihnen
untersagte, die Uachbarstädte zu bedrücken, zerrissen sie das kaiserliche Lchreiben und
verjagten die Boten. Da auch in Rom Rufruhr herrschte und der Papst zur Flucht ge-
nötigt worden war, zog Friedrich mit 1800 Rittern nach Italien, führte den vertriebenen
Kirchensürsten zurück und wurde von ihm zum Kaiser gekrönt. Bald darauf brach jedoch
in Rom eine furchtbare Empörung gegen ihn aus. Cr geriet in große Lebensgefahr und
wurde nur durch die Tapferkeit Heinrichs des Löwen gerettet. Da er mit seinem kleinen
Heere sich in Italien keinen Gehorsam erzwingen konnte, kehrte er nach Deutschland zurück.
Die Italiener wollten das Heer auf dem Rückzüge vernichten. Sie besetzten an einer
engen Wegstelle in dem Etschtale, durch das die Ztraße nach Deutschland führte, eine Felsen-
burg und drohten, das deutsche Heer durch Felsblöcke und Baumstämme zu zerschmettern. Ein
kühner Ritter, Dtto von Wittelsbach, erkletterte jedoch mit einer Rnzahl von Kriegern
unter großer Lebensgefahr einen Felsen, dessen Zpitze sich über die Burg erhob, und zwang
die Italiener dadurch, den Weg freizugeben.
Wenige Jahre später zog Friedrich I. mit einem großen Heere wieder nach Italien.
Mailand wurde belagert und mußte sich ergeben. In der Po-Ebene hielt Friedrich
einen großen Reichstag ab, auf dem die Pflichten der lombardischen Ltädte festgesetzt
wurden. Rn die Lpitze der Ltädte sollten Beamte des Kaisers gestellt werden; auch
das Recht, Münzen zu prägen und Lteuern auf Bergwerke, Lalzquellen und Wege zu
erheben, behielt sich der Kaiser vor.
Die Ltreitigkeiten hörten jedoch nicht auf. Der neue Papst Rlexander, dem Friedrich
die Rnerkennung verweigerte, sprach den Bann über den Kaiser aus, und die
stolzen Mailänder wollten sich der Ordnung, die aus dem Reichstage bestimmt worden war,
nicht fügen. Da erklärte Friedrich die trotzige Ltadt in die Reichsacht, nahm sie nach
zweijähriger Belagerung zum zweiten Male ein und zerstörte sie vollständig.
Trotz dieses strengen Ltrafgerichts entbrannten die Kämpfe bald von neuem.
Kaum zehn Jahre später war Mailand wieder ausgebaut. Die Ltädte verbündeten
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Lothar Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Lothar Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Dtto_von_Wittelsbach Friedrich_I. Friedrich Friedrich Rlexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Hohenstaufen Bayern Mecklenburg Pommern Italien Italien Deutschland Mailand Rom_Rufruhr Italien Rom Italien Deutschland Deutschland Italien Mailand Mailand
I
Geschichte.
85
außerpreußischen Ländern anwerben, wobei nicht selten Gewalt und List gebraucht wurde,
wer Soldat war, mußte es bleiben, solange feine Kräfte ausreichten; die Landeskinder
wurden aber jährlich zur Ernte längere Zeit beurlaubt. Die Zucht war hart; denn
man meinte, die Soldaten ohne Prügel nicht ausbilden und in Ordnung halten zu können.
Ausreißer wurden grausam mit Kuten geschlagen oder mit dem Tode bestraft. Die
Offiziere ernannte der König selbst und nahm sie fast nur aus dem grundbesitzenden
Adelstände, damit sie bei späterer Dienstunfähigkeit nicht Not litten. Er gründete
auch Kadettenanstalten, auf denen junge Edelleute für den Kriegsdienst erzogen wurden.
- Bei der Ausbildung des Heeres wurde der König von dem Fürsten Leopold von
Anhalt, „dem alten Dessauer", unterstützt. Dieser führte den gleichen Schritt
und den eisernen Ladestock ein. Die Soldaten wurden geübt, in drei Gliedern dicht
geschlossen und in schnurgeraden Linien vorzurücken, dabei von Zeit zu Zeit gleich-
zeitig Feuer abzugeben und im Marsche wieder schnell zu laden. Man nahm am
liebsten hochgewachsene Leute, weil diesen das Laden der Gewehre leichter wurde.
Friedrich Wilhelm I. hatte eine große Vorliebe für diese „langen Kerls". Trotz
seiner sonstigen Sparsamkeit gab er große Summen aus, wenn er einen besonders
langen Mann anwerben konnte. Das Potsdamer Leibregiment, dessen Oberst der
König selbst war, bestand aus lauter Kiesen. Es gewährte einen prächtigen Anblick,
wenn die stattlichen Männer, die aus dem Kopse noch hohe Blechmützen trugen, ihre
Übungen abhielten. Bei aller Strenge sorgte der König väterlich für seine „blauen
Kinder". Er erlaubte ihnen zu heiraten und baute ihnen in Potsdam kleine Wohn-
häuser, in denen sie nebenher ein Handwerk betrieben. Sie dursten ihm auch ihre
wünsche persönlich vortragen, wenn den König die Gicht plagte, beschäftigte er sich
damit, die längsten seiner Leibgrenadiere abzumalen. Eine Anzahl dieser Bilder mit der
Unterschrift des Königs „Gemalt unter großen Schmerzen" ist jetzt noch vorhanden. In
Potsdam, das Friedrich Wilhelm sehr liebte, und das er erst zu einer ansehnlichen
Stadt gemacht hat, errichtete er ein großes Militärwaisenhaus. — Für die Verteidigung
des Landes wurde durch Ausbau der Festungen Spandau, Küstrin und Magdeburg gesorgt.
3. Friedrich Wilhelm I. als Landesvater, a) Verwaltung, wenn der König
zur Besichtigung der Truppen im Lande umherreiste, achtete er mit scharfen Bugen
darauf, daß seine Beamten treu ihre Pflicht erfüllten; unfähige und unehrliche setzte
er rücksichtslos ab. Um so sparsam wie möglich zu wirtschaften, richtete er die
Oberrechnungskammer ein, die sämtliche Ausgaben der Verwaltung genau nach-
prüfen mußte. In der Behörde, die an der Spitze der verschiedenen Verwaltungs-
zweige stand, dem „Generaldirektorium", führte er selbst den Vorsitz. Bus diese weise
gelang es ihm, überall musterhafte Ordnung herzustellen und einen gewissenhaften Beamten-
stand zu schassen. Die Steuerfreiheit der Kittergüter hob Friedrich Wilhelm l. aus, obgleich
sich der Adel, besonders in Ostpreußen, heftig dagegen sträubte. Den Städten nahm
er das Kecht, sich selbst zu verwalten; die Bürger konnten ihm aber bestimmte Männer
als Bürgermeister vorschlagen. Bus den Dörfern vertraten die Edelleute oder die
Pächter der königlichen Güter die Obrigkeit. — In der Kechtspflege verlangte der
König schnelle Entscheidung der Prozesse. Gerichtliche Urteile, die ihm nicht gefielen,
änderte er nicht selten eigenmächtig ab.
b) Ackerbau. Als viele Tausende protestantischer Bewohner des Bistums
Salzburg ihres Glaubens wegen die Heimat verließen, bot ihnen Friedrich Wilhelm l.
in seinem Lande eine Zuflucht. In Ostpreußen, das durch die Pest fast entvölkert
Zranke-Schmeil, Nealienbuch. Ausg. A. I. Geschichte. 2. stuft. 6
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_von
Anhalt Leopold Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
86
Geschichte.
I
Friedrich Wilhelm I. besichtigt die „langen Kerls".
war, siedelte er l8000 Salzburger an und gründete dort über 300 Dörfer und eine
Anzahl Städte. Außer reichlichem Ackerlands, Vieh und Ackergeräten gab der König
das holz zum Bau von Wirtschaftsgebäuden und gewährte neunjährige Steuerfreiheit.
Auch zahlreichen Ansiedlern aus Schwaben und Franken bereitete er in Ostpreußen
eine neue Heimat. — Die Havelsümpfe wurden auf Befehl des Königs trocken gelegt,
so daß fruchtbare Acker und fette wiesen an ihrer Stelle entstanden. (Er ließ auch
Bauernmädchen in der Bereitung von Butter und Käse ausbilden und belohnte die
tüchtigsten, nachdem er selbst die von ihnen hergestellte Butter gekostet hatte. Um
Hungersnöten vorzubeugen, richtete er in den Städten große Kornlager ein, in denen
man in guten Jahren Getreide aufspeicherte. Auf den königlichen Gütern wurden
die Lasten und Fronden der Bauern erheblich gemildert; auf den Gütern des Adels
durften die Hof- und Spanndienste wenigstens nicht vermehrt werden. Bauerngüter
einzuziehen, war den Edelleuten aufs strengste untersagt.
e) Gewerbe. Um das einheimische Gewerbe zu heben, verbot Friedrich
Wilhelm die Einfuhr fremder waren, besonders englischer Tuche, und gründete in Berlin
eine Wollenweberei, in der die Stoffe für das Heer angefertigt wurden, wenn er Leute
antraf, deren Kleider aus englischem Tuche angefertigt waren, gebrauchte er rücksichtslos
seinen Stock. — Die Stadt Berlin suchte er zu verschönern und zu vergrößern, wohlhabende
Bürger zwang er mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, soll bauen!" zur Errichtung neuer
Häuser. — Für den wert der afrikanischen Kolonien besaß der König leider kein Ver-
ständnis und verkaufte sie, weil sie zu wenig einbrachten; die Kriegsflotte ließ er eingehen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ostpreußen Berlin Berlin
I
Geschichte.
53
Henker in ein Holzgestell
gesperrt und damit mehr-
mals unter das Wasser
getaucht. Um einen An-
geklagten zum Geständnis
zu bringen, wurde die
Folter angewendet. Ulan
klemmte seine Daumen
mitschrauben zusammen,
preßte seine Füße in
„spanische Stiefel" und
ließ durch den Henker noch
viele andre Grausam-
ieiten verüben. Nur
wenige Menschen konnten
solchen (Dualen wider-
stehen. Der Geständige
wurde hingerichtet. Die-
jenigen , welche durch
die Schmerzen nicht zu
einem Schuldbekenntnisse
zu bringen waren, be-
chielten oft für ihr gan-
zes Leben einen siechen
Hörper.
4. fahrender Volk.
Huf den Landstraßen Dcr Pran3*r.
herrschte ein reger Verkehr. Sie wurden von dem Kitter, dem Hausmanne, dem
fahrenden Schüler, von heimatlosen Geistlichen, sowie von pilgern belebt. Letztere
zogen oft in ganzen Scharen unter vorantritt von Spielleuten durch die Lande. Sie
trugen graue Hocke und breitkrämpige pilgerhüte. Hehrten sie aus dem heiligen
Lande zurück, so hatten sie gewöhnlich Palmwedel in den Händen. Wenn Hrank-
cheiten das Land verheerten, kamen noch Scharen von Männern und Frauen hinzu,
die durch öffentliche Bußübungen Gott versöhnen wollten und ihre nackten Hörper
mit Geißeln blutig schlugen. Das eigentliche „fahrende Volk" aber waren die
wandernden Sänger und Hünftler, sowie feit dem 12. Jahrhundert die Zigeuner.
Die Sänger waren nicht ritterlichen Standes wie die Minnesänger. In bunter,
auffallender Tracht zogen sie von Burg zu Burg, von Bauernhof zu Bauernhof,
zu Festen, Turnieren und Märkten und sangen ihre meist selbstgedichteten Lieder,
durch die sie das Gelächter und den Beifall der Menge zu erregen suchten. Sie
wurden mit Essen und Hleidung belohnt. Freigebigen Spendern fangen sie Loblieder,
geizige Zuhörer verspotteten sie öffentlich in Gedichten, die gewöhnlich mit den Worten
schlossen: „und er gibt nichts!" Manchmal unterrichteten sie wohl ein Burgfräulein
in Saitenfpiel und Gesang. Huch als Boten dienten sie und erzählten allerhand Neuig-
keiten; denn Post und Zeitungen gab es damals noch nicht. Besonders trugen sie auch
zur Verbreitung des deutschen Volksliedes bei, das zu jener Zeit in höchster Blüte stand.
Franke-Schmeil, Realienbuch. Rusg. A. I. Geschichte. 2. ctufl. (}.) 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
I
Geschichte.
55
Ii. Rudolf von Habsburg 1273—1291.
1. Die Kötfendstijl. His nach dem Untergange der Hohenstaufen ausländische
Fürsten, die sich um Deutschland nicht kümmerten, die deutsche Krone trugen, und als Un-
ordnung und Gewalttaten überhand nahmen, forderten Geistliche und Städte die Wahl
eines neuen Kaisers. Die deutschen Fürsten aber waren mit dem rechtlosen Zustande
ganz einverstanden, weil sie sich an Ueichsgut ungehindert bereichern konnten. Schließlich
drohte der Papst, allein einen Kaiser einzusetzen. Da wählten die Fürsten den Grasen
Nudolf von Habsburg. Er war in der Schweiz reich begütert, gehörte aber nicht
zu den mächtigsten Landesherrn (Gedicht: Der Graf von Habsburg), vorher mußte
er überdies den Kurfürsten feierlich versprechen, bei wichtigen Ungelegenheiten sie
immer erst um ihren Kat und ihre Zustimmung zu fragen. Zeine Wahl verdankte
er besonders seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich Ul. von Nürnberg aus dem
Hause hohenzollern.
2. Rudolfs Person. Rudolf war ein willensstarker Herrscher, der bei allen
Dingen seinen eigenen Vorteil im Uuge behielt. Er war von hohem Wüchse, hatte
ein ernstes, blasses Gesicht und eine stark gebogene Nase. Eine gelehrte Bildung
war ihm nicht zuteil geworden. Er konnte nur deutsch sprechen und ließ auch seine
Briese und Urkunden gewöhnlich deutsch abfassen, vor der Kirche besaß Nudolf
tiefe Ehrfurcht, den Geistlichen erzeigte er häufig große Wohltaten. In seinem
Wesen war er einfach, im Essen und Trinken überaus mäßig. Zein unscheinbares
Gewand flickte er im Felde wohl selbst; auf Kriegszügen teilte er alle Unstrengungen
und Gefahren des Heeres. Bei dem Volke war er deshalb beliebt; von den fahren-
den Leuten wurde er aber wegen seiner Zparsamkeit vielfach in Liedern verhöhnt
(„und er gibt nichts!").
3. Rampf mit Ottokar von Böhmen. König Ottokar von Böhmen war
damals der mächtigste Fürst im Neiche und ein tüchtiger Kriegsheld. Während der
kaiserlosen Zeit hatte er die alte deutsche Ostmark (5. 23, e; Österreich, Zteiermark,
Kärnten und Krain) mit seinen Erbländern Böhmen und Währen eigenmächtig vereint.
Er wäre gern selbst deutscher Kaiser geworden und erkannte daher Nudolf, den er als
armen Grafen verspottete, nicht an; zur Krönung in Uachen war er nicht erschienen.
Uls der Kaiser die Neichsländer von ihm zurückforderte, gab er sie erst nach langem
Zögern heraus, von einer Zusammenkunft, zu der Ottokar mit großem prunk,
der Kaiser aber sehr einfach erschienen sein soll, ritt Ottokar voll Groll hinweg
und rüstete sich gegen Nudolf zum Kriege. Es kam zu der blutigen Schlacht
auf dem Marchfelde (1278), in der der Burggraf von Nürnberg die Sturmfahne
des Reiches trug. Der Kaiser blieb Zieger. Ottokar wurde gefangen genommen
und von einem Ritter, dessen verwandte er früher hatte hinrichten lassen, aus
Nache getötet.
4. Rudolf begründet die habsburgische haurmacht. Nudolf gab die frei-
gewordenen Neichslehen Österreich, Zteiermark und Krain mit Einwilligung der Kur-
fürsten seinen Zähnen und gründete damit die hausmacht der Habsburger. Er ver-
mehrte seinen Landbesitz auch noch dadurch, daß er seine Kinder mit reichen Fürstinnen
oder mächtigen Fürsten verheiratete. Zeine Nachkommen machten es wie er, so daß
das Zprichwort entstand: „Du glückliches Österreich, heirate!"
4 *
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Habsburg Graf_von_Habsburg Friedrich_Ul Friedrich Nürnberg Rudolfs_Person Rudolfs Rudolf Rudolf Rampf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Burggraf_von_Nürnberg Zieger Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf
92
Geschichte.
I
war die Schlacht schon entschieden. Franzosen und Reichstruppen befanden sich in wildester
Flucht, 70 Geschütze waren erobert. Über diesen glänzenden Sieg erhob sich in ganz
Deutschland großer Jubel. Friedrich wurde in zahlreichen Volksliedern als Deutschlands
Held gefeiert, und selbst am kaiserlichen Hofe zu Wien empfand man Schadenfreude,
daß die hochmütigen Franzosen die Schärfe der preußischen Waffen auch einmal kennen
gelernt hatten, von der Zeit an übergab -Friedrich die Führung des Feldzugs gegen
die Franzosen seinem Schwager, dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig. Dieser
erwies sich als geschickter Feldherr und besiegte die Franzosen im Saufe des Krieges
noch mehrmals. (1758 bei Krefelö, 1759 bei Minden.) — Inzwischen aber waren
die (Österreicher tief nach Schlesien eingedrungen und hatten die Festungen Schweidnitz
und Breslau erobert. In Gewaltmärschen eilte Friedrich herbei und trat dem dreimal
so starken Feinde, der das kleine preußische Heer spöttisch die „Potsdamer wachtparade"
nannte, am 5. Dezember 1757 bei Leuthen entgegen, vor der Schlacht, von deren
Ausgang das Schicksal Preußens abhing, versammelte Friedrich seine höheren Offiziere
und richtete eine zündende Ansprache an sie. Das preußische Fußvolk warf den Feind,
der durch geschickte Truppenbewegungen Friedrichs über das Ziel des preußischen Angriffs
getäuscht worden war, auf einem Flügel zurück, und General Zielen sorgte mit der Reiterei
dafür, daß er sich nicht von neuem ordnen konnte. Die Erstürmung des Dorfes Leuthen
vollendete den Sieg (Gedicht: Thoral von Leuthen). Schlesien war wieder frei.
o) l758--l76l. während das preußische Heer gegen die Österreicher im Felde
stand, waren die Russen bis Rüstrin vorgedrungen und hatten in der Reumark übel
gehaust. Bei Zorndorf, nordöstlich von Rüstrin, griff sie Friedrich an. Sepdlitz ent-
schied durch rechtzeitiges Eingreifen mit der Reiterei die blutige Schlacht. Dann
eilte der Rönig nach Sachsen zurück, um die Österreicher aufzuhalten. Aber der General
Daun wich fortgesetzt dem Rampfe aus. Da wurde Friedrich unvorsichtig und lagerte
bei hochkirch in unmittelbarer Nähe der Österreicher in ungünstiger Stellung, obgleich
ihn seine Generale dringend warnten. In einer nebeligen Oktobernacht überfiel Daun
das preußische Lager. Doch auch in dem furchtbaren Rachtgefechte bewährte sich die
preußische Rriegszucht. Friedrich verlor zwar einen großen Teil seiner Geschütze, aber
seine Soldaten, die durch den Donner der Ranonen aus dem Schlafe geweckt wurden,
ordneten sich so schnell und kämpften mit so todesverachtender Tapferkeit, daß er sich
ungehindert zurückziehen konnte. — Trotz der schweren Niederlage vermochte er Schlesien
und Sachsen halten. — Im folgenden Rriegsjahre (1759) gelang es den Russen und
Österreichern, sich zu vereinigen, so daß sie gemeinsam auf Berlin vordringen konnten.
Um die Mark zu retten, stellte sich Friedrich ihnen bei Runersdorf in der Nähe von
Frankfurt a. G. entgegen. Seine Truppen, die schon seit 2 Uhr morgens auf dem Marsche
waren, hatten anfangs (Erfolg; jedoch an dem glühendheißen Augusttage erlahmte nach
und nach ihre Rraft, und sie konnten den frischen feindlichen Truppen nicht mehr wider-
stehen. Sepdlitz wurde schwer verwundet und mußte das Schlachtfeld verlassen. Mit Mühe
gelang es dem Rönige, mit einer Schar zusammengeraffter Soldaten unter eigener, höchster
Lebensgefahr den Rückzug zu decken. 500 Offiziere, 18 000 Mann waren gefallen,
der Rest des Heeres strömte aufgelöst nach der Oder zurück. Der preußische Staat
schien verloren zu fein; der König selbst brach unter der Wucht des Unglücks körperlich
und geistig zusammen und mußte den Oberbefehl abgeben. Aber schon drei Tage später
hatte er sich wieder erholt. Die Uneinigkeit der Gegner wurde seine Rettung. Die
Russen waren erzürnt, daß sich die Österreicher den Sieg von Runersdorf allein zu-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Wien Minden Schweidnitz Breslau Gewaltmärschen Friedrichs Sachsen Sachsen Berlin Frankfurt