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an der Küste von Kleinasien herunterschlägt, dann in westlicher Rich-
tung an der Nordküste Afrika's entlang nach Gibraltar geht. In
entgegengesetzter Richtung bewegt sich noch immer ein Strom aus
dem atlantischen Ocean über den Hügelrücken hinweg, der quer durch
die Straße von Gibraltar wie eine Binde von Afrika nach Europa hin-
zieht, und läuft an der Südküste von Europa entlang, weshalb alle
Schiffe, wollen sie auf dem mittelländischen Meere nach dem Morgen-
lande fahren, stets an der europäischen Küste entlang segeln, kehren sie
zurück, an der afrikanischen. So kreiset das Meer auf der östlichen
wie auf der westlichen Erdhälste ohne Unterbrechung, und die Erdtheile
tragen deutlich genug die Spuren davon. Alle sind an ihrer Ostküste
zerrissen und zersplittert, mit Trümmern von Inseln besäet und mit
Halbinseln versehen. Außer diesen Strömungen macht der Ocean noch
innerhalb eines Tages, gleich einem gewaltigen Pendel, regelmäßig
vier Schwingungen, bekannt unter den Namen Ebbe und Fluth. Es
sind die Pulsschläge dieses Riesen, die tief aus seinem Innern kommen.
Ohne dieses Pulsiren würde weder der Wind noch der Salzgehalt das
Meer vor Fäulniß und alle Wesen vor dem Tode bewahren, denn nur
diese Pulsschläge sind es, welche vermögen, das Meer bis auf seinen
tiefsten Grund zu erschüttern und dadurch die Fäulniß zu verhüten. So
arbeitet das Meer seit Anbeginn in rastloser Thätigkeit, als ob es ath-
mete und lebte. Das nimmer ruhende Wasser zirkulirt durch alle seine
Theile hindurch, wie das Blut sich bewegt vom Herzen zu den Gliedern
und von den Gliedern wieder zum Herzen.
4. Bildung dev Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es
auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen
unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sandflächen und
Berge von Kalk und Gips sehen, dje sich aus dem Meerwasser gebil-
det haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln und anderen Seethier-
überresten. Denn wenn man unsere meisten Berge ansieht, bemerkt man
gar leicht, daß sie in einem großen Meere und unter einem großen Meere
gebildet sind. Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel-
und Seethiernberresten, und auf manchen Bergen von Neuholland,
die sehr hoch sind und jetzt viele Meilen weit vom Meere landeinwärts
liegen, sieht man noch jetzt Korallenbäumchen anstecht stehen, und der
ganze Boden sieht so aus, als wenn er plötzlich wäre vom Meere ver-
lassen worden, von dem er einmal Jahrhunderte lang bedeckt gewesen
war. Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um etwas Ähnliches
zu sehen. Auch in und auf unseren Kalkbergen findet man Korallen-
arten und Muscheln, die nur im Meere gelebt haben und gewachsen
sein können. Man sieht es manchen unserer Sandgegenden an, daß
da einmal lange Zeit hindurch Wasser darüber gefluthet haben muß; und
das Salz, das manche unserer Berge und Ebenen in sich führen, muß
auch noch aus jener Zeit herrühren, wo ein salziges Meer da stand.
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Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Afrika Europa Europa
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Die Erde im allgemeinen.
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tragen als das Flußwasser. — 6. Die Tiefe des Meeres ist sehr verschieden.
An manchen Stellen mitten im Meere hat man bei 6000 m Tiefe noch keinen
Grund gefunden. Sehr flache Stellen des Meeres heißen Untiefen. Aus
dem Meere emporragende Felsen nennt man Klippen; liegen sie in einer
Reihe, so entsteht ein Riss. Größere Stücke Land, die aus dem Wasser her-
vorragen, sind Inseln. — d. In schwülen Nächten leuchtet das Meer zu-
weilen in prachtvollem Schimmer. Dies rührt von kleinen gallertartigen Tier-
chen her, die im Meerwasser schwimmen, und welche, ähnlich den Johannis-
würmchen, Licht ausstrahlen. — e. Das Wasser des Meeres ist in beständiger
Bewegung. Die Wellen werden durch den Wind verursacht. Am furcht-
barsten sind sie, wenn sie sich an steilen Küsten brechen (Brandung). An den
Küsten des offenen Meeres beobachtet man ein regelmäßiges Steigen und
Fallen des Wassers. Das Steigen heißt Flut, das Fallen Ebbe. Jede
dieser Erscheinungen hält etwa 6 Stunden an. Ebbe und Flut entstehen durch
die Anziehung, welche der Mond und die Sonne auf die Erde ausüben.
f. Das Meer hat auch Strömungen, und zwar warme und kalte. Der wichtigste
Meeresstrvm für Europa ist der Golfstrom. Derselbe kommt aus dem Golf von Mejico
fmöchhikof und fließt nach dem nordtvestl. Europa zu bis ins Nördliche Eismeer. Er
mildert, da er ein warmer Strom ist, das Klima im nordwestl. Europa lbesonders in
England und Norwegen),, Die kalten Meeresströme kommen aus den Polarmeeren und
führen das Wasser dem Äquator zu.
g. Ein Stück Land, welches größtenteils vom Wasser umgeben ist und
nur auf einer Seite mit dem Lande zusammenhängt, heißt Halbinsel. Eine
sehr schmale Halbinsel heißt Landzunge. Den äußersten Vorsprung eines
Landes nennt man Landspitze (Kap), oder, wenn er hoch liegt, Vorgebirge.
Ein schmaler Landstreifen, welcher zwei größere Landmassen miteinander ver-
bindet, heißt Landenge. Hat ein Erdteil viele Halbinseln, so ist er reich
gegliedert (Europa); im andern Falle ist er wenig gegliedert (Afrika).
§ 6. Klima, Pflanzen - und Tierlcben. a. Die Erde ist von einer
Lufthülle (Atmosphäre) umgeben. Die Beschaffenheit der Luft in Bezug auf
Wärme (die obern Luftschichten kälter als die untern), Feuchtigkeit (Regen,
Schnee, Tau, Reif, Hagel) und Bewegung (Wind, Sturm, Orkan) bezeichnet
man mit dem Namen Klima.
d. Erdstriche, die zu geringe Wärme oder zu wenig Niederschläge haben, sind fast
pflanzenleer (Wüsten). In Gegenden, in denen es im ganzen Jahre nur eine kurze
Zeit regnet, bringt der Boden nur Gras und Kraut, keine Bäume hervor (Steppen).
Erdstriche, welche ausreichende Wärme und in allen Jahreszeiten genügende Feuchtigkeir
haben, eignen sich zum Anbau von Kulturpflanzen. In der heißen Zone ist die Pflanzen-
welt groß und mannigfaltig (Palmen, Zuckerrohr, Kakao, Baumwolle, Gewürze u. a.).
Die gemäßigten Zonen eignen sich zum Anbau unserer Getreidearten. In der kalten
Zone ist der Baummuchs zwergartig; im äußersten N. (jenseit des 72°) giebt es nur
Moose und Flechten. — e. In der heißen Zone leben riesenhafte und prächtige, aber
auch gefährliche Tiere (Elefant, Löwe. Tiger, Kamel). In den gemäßigten Zonen sind
reißende Tiere selten. Hier sind die nützlichen Haustiere verbreitet. Die kalte Zone ist
arm an Land-, aber reich an Seetieren/
8 7. Der Mensch, a. Man sondert die Menschen gewöhnlich in Rassen.
Die bekanntesten derselben sind: 1) die kaukasische Rasse, in Europa,
W.-Asien und N.-Afrika; Haut weiß. 2) Die Negerrasse, in Afrika;
schwarze Hautfarbe, krauses Haar. 3) Die mongolische Rasse, in N.- u.
O.-Asien; Haut gelbbraun, hervorstehende Backenknochen, etwas schiefliegende
Augen. 4) Die amerikanische Rasse, in Amerika; rotbraune Gesichtsfarbe.
5) Die malaiische Rasse; braune Hautfarbe, breite Nase, großen Mund.
Sce wohnt auf der Halbinsel Malakka, den Inseln im S.o. Asiens und den
Südseeinseln.
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TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Mejico
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa England Norwegen Europa Afrika Europa Afrika N.- Amerika Malakka