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Hügel, weite Getreidefelder, Buchen- und Eichen-Haine nnt da-
zwischen liegenden üppigen Wiesen, unabsehbare, mit Kiefern besetzte
Heiden, dunkele Wälder auf den Bergabhängen, duftige Auen an
den Bergbächen und in den Thälern, niedriges Gesträuch auf dem
Hochgebirge, spärlich bewachsene Felsenkuppen und mit Schnee gefüllte
Vertiefungen — auch öde Sandstrecken und traurige Sumpf-
und Moorgegenden reihen sich in Schlesien an einander. — An
der südwestlichen Grenze der Provinz ziehen Gebirge hin, die Sudeten
genannt, von denen das bedeutendste das Riesengebirge heißt; die
höchste Kuppe desselben ist die 1563^ hohe Schnee- oder Niesen-
kuppe. Nach Nord-Osten dachen sich diese Gebirge ab und bilden mit
ihren Vorgebirgen das linke Thal der Oder, wohingegen sich auf der
rechten Oderseite unbedeutendere Höhen erheben, welche der schlesische
Landrücken genannt werden.
Die Gebirge und Höhen Schlesiens sind reich an Steinkohlen,
Blei, Zink, Eisen, Kupfer, Galmei, Alaun, Salpeter,
Vitriol und Arsenik; auch liefern sie etwas Silber und enthalten
unzählige Kalk- und Sandsteinbrüche. Aus dem Schooße der Ge-
birge entquellen viele Gesundbrunnen, unter denen die zu Salz-
brunn und Warmbrunn die berühmtesten sind. Von den Bergen
ergießen sich Bäche und Flüsse; aber der Hauptstrom, der die Pro-
vinz der Länge nach durchströmt, ist die Oder. Unter den vielen
Nebenflüssen der Oder sind auf dem linken Ufer die Neiße und die
Katzbach, auf dem rechten Ufer die Bartsch die bedeutendsten. Die
Oder ist fiir den Handel sehr wichtig; denn durch die Schifffahrt auf
derselben werden die Produkte Schlesiens: Eisen, Holz, Getreide
u. s. w. ausgeführt und andere Waaren von Stettin her eingeführt.
Der Boden ist auf der linken Oderseite, das Gebirgsland aus-
genommen, im Allgemeinen fruchtbarer, als aus der rechten. Am frucht-
barsten sind die Thäler an den Flüssen; sie liefern Getreide aller
Art und vorzüglichen Flachs, so daß die ärmern Gebirgsgegenden
reichlich mit Getreide und andern Bedürfnissen versorgt werden können.
Schlesien ist also ein gut angebautes und bevölkertes Land, und die
Einwohner zeichnen sich durch Thätigkeit, Geschicklichkeit und größten-
theils auch durch Bildung aus. Freilich geht es den Leinwebern in
den Gebirgsgegenden trotz alledem bisweilen gar traurig. Denn ihr
Verdienst ist gering, und wenn die Fabriken an Absatz verlieren und
der Lohn herabgesetzt wird, oder wenn die Preise der Nahrungsmittel
steigen, dann kommt wohl Hungersnoth über die armen Familien. Die
Verfertiger der schönen schlesischen Leinwand und der feinen
Schleier sind also eben keine wohlhabenden Leute, und die großen
Fabrikdörfer, welche ansehnlichen Städten gleichen, haben meist nur
einige reiche Fabrikanten in ihrer Mitte. Auch die Tuchbereitung
aus der von den vielen veredelten Schafheerden gewonnenen Wolle, der
Bergbau und die Hüttenwerke geben wohl Tausenden Beschäfti-
gung, aber doch nur kümmerliche Nahrung. Ganz Scblesten ist mit
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abwechselnd — eine Mannigfaltigkeit der Formen, wie man sie sich
nicht im märkischen Sande träumen laßt.
Wenn man das einzige und nothwendige Naturprodukt des Salzes,
an welchem Böhmen so auffallenden Mangel leidet, abrechnet, so ver-
einigt dieses Land in seltener Weise alles, was zu des Lebens Noth-
durst und Annehmlichkeit gehört: gesegnete Kornfelder, holzreiche
Waldungen, erzhaltige Berge, zahlreiche Mineralquellen, große
Braun- und Steinkohlenlager, fruchtbare Wiesen, ergiebige
Obstgärten, treffliche Weinberge, vorzügliche Hopfenfelder —
und dazu schiffbare Flüsse. Darum wird auch Böhmen mit Recht
der schönste Diamant in Österreichs Krone genannt. Das Klima
bietet eine herrliche Mitte von Wärme und Kälte; nur in den Hoch-
flächen und Gebirgslandschaften ist es rauh. Der hohe Wall des
Erzgebirges, wie der noch höhere der Sudetenkette, schützt das
anliegende tiefere Land vor den Nord- und Ostwinden. Da, wo die
Moldau in die Elbe tritt, in der reizenden Gegend von Melnik,
gedeihen seit Jahrhunderten Burgunderreben auf das Beste.
Unter den österreichischen Landestheilen steht auch Böhmens Ge-
werbfleiß unbedingt obenan. Leinenwaaren werden für die Aus-
fuhr im Großen ausschließlich in Böhmen (am Riesengebirge) verfertigt,
über eine Million Stück jährlich, und die „Rumburger" Leinwand ist
auch in der nicht-böhmischen Frauenwelt rühmlichst bekannt. Spitzen-
garn wird von solcher Feinheit gesponnen, daß ein Faden von 12,462™
Länge nur 2,5 Dekagr. wiegt. Auch die Wollen- und Baumwollen-
spinnereien kommen jetzt mehr und mehr in Schwung. In der
Glasfabrikation aber behauptet Böhmen seit Langem entschieden
den Vorrang; man rechnet 75 Glashütten und 22 Glasschleifereien.
Einen überraschenden Eindruck und alle Erwartung übertreffend macht
Böhmens Hauptstadt. Mit Prag möchte sich von den deutschen
Städten keine an Schönheit und Eigenthümlichkeit der Lage messen
können, und es läßt sich kein vollerer Gegensatz denken, als zwischen
einer Stadt wie Berlin und Prag. Berlin in einer durchaus
flachen, einförmigen Sandebene an der unscheinbaren Spree — Prag
in einem wechselreichen Hügellande, zum Theil selbst auf Bergeshöhen
erbaut, an den malerischen Ufern der Moldau; um Berlin die Natur
des norddeutschen Tieflandes, mit seinem Repräsentanten, der Kie-
fer, um Prag schon süddeutsche Natur, Wein- und Obstgärten; die
Straßen von Berlin alle breit, regelmäßig, geradlinig, — in Prag kaum
zwei breite, gerade Straßen, alle anderen krumm und eckig; in Berlin
fast alle Häuser wie Paläste, schön, freundlich, aber einförmig, ohne ge-
schichtliche Erinnerungen, — in Prag viel rußige, alterthümliche Häuser,
unregelmäßig mit gewölbten Vorbauen und Lauben gängen, die Paläste
aus ältester Zeit, kein Haus dem andern gleich, ein bunter Wechsel;
in Berlin alles sein, abgeschliffen, elegant, vornehm, — in Prag viel
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Extrahierte Ortsnamen: Melnik Berlin Prag Berlin Berlin Berlin Prag Berlin Prag Berlin Prag
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Branntweinbrenner, Bierbrauer, Zuckersieder, Eisengie-
ßer, Glasblaser, Papiermacher und Gerber — die Weber
und anderen Arbeiter in Leinen-, Tuch-, Seiden- und Baum-
wollenzeug- oder in Kattunfabriken; endlich die Künstler,
nämlich: Gold- und Silberarbeiter, Metallgießer, Maler,
Zeichner, Kupferstecher, Lithographen, Bildhauer, Bau-
meister, Maschinenbauer u. s. w. Sie alle heißen Gewerb-
treibende, und diejenigen Produkte, die sie durch ihre Arbeiten her-
vorbringen, sind Kunsterzeugnisse oder Kunstprodukte. — Mit
dem Verkaufe der Natur- und Kunstprodukte aber beschäftigen sich die
Kauf- und Handelsleute, welche auch zu den Gewerbtreiben-
den gehören. — Während also die Einen in Feld, Flur und Wald,
im Wasser oder gar im Schooße der Erde thätig sind, die Naturpro-
dukte zu gewinnen — und während die Andern in ihren Werk-
oder Fabrikstätten beschäftigt sind, diese Produkte durch den Fleiß und
die Kunst ihrer Hand zu verarbeiten, sind die Kauft und Handels-
leute rastlos bemüht, mit den gefertigten Waaren Handel zu treiben
und sie zu diesem Zwecke von einem Orte zum andern zu schaffen.
Dieses geschieht zu Wasser durch die Schifffahrt und zu Lande
auf Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Land-
straßen, so wie die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Theile des
Staates mit einander, und die an den Ufern und Mündungen der
Flüsse oder an den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen
Städte treiben gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze
des Staates sind: Köln, Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M.,
Hannover, Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt
a. d. O., Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg. Im
Handel wird überall im Staate nach Thalern, Silbergröschen
und Pfenningen gerechnet, und außer dem Gelde in Kupfer und
Silber ist auch Gold (Friedrichsd'or) und viel Papiergeld in
Umlauf. Das letztere nutzt sich zwar leicht ab, kann aber von Reisenden
leicht fortgebracht werden und ist für Kaufleute ein bequemes Zahlungs-
mittel, da ein kleines Papier von 1, 5, 50, ja 100 Thalern leicht
in einem Briefe weiter geschickt werden kann. Denn ein wichtiges Be-
förderungsmittel für Handel und Verkehr sind noch die Postwagen,
welche nach allen Richtungen hin mit Geldsendungen, Briefen, Palleten
und Reisenden das Land durcheilen. — Ja, überall ist reges Leben,
überall ist man bemüht, durch Arbeit, durch Gewerbe und Han-
del das nöthige Geld zu verdienen zur Beschaffung von Nahrung,
Kleidung und Wohnung. Der Nähr stand ist es also, der ganz
besonders für die leiblichen Bedürfnisse des Menschen sorgt.
Aber der Mensch hat nicht allein leibliche, er hat auch geistige
Bedürfnisse; die Kräfte seines Geistes sollen in seiner Jugend geweckt,
geübt und ausgebildet werden, und diejenigen Personen, welche für
die Ausbildung der Geisteskräfte der Jugend im Staate sorgen,
bilden den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Gemeinden? — Warum ist jeder Staatsbürger verpflichtet, Staatssteuern zu
zahlen? — Welche Steuern kennt ihr? — Was heisst und wer besitzt Pa-
triotismus? — In welchem Lande liegt der preussische Staat? — Welche
Sprache reden die Bewohner des Staates? — Was sind sie deswegen? -
Zeichnet den Staat! —
Beschreibt ihn nach der Reihenfolge vorstehender Fragen! —
Mt. Die übrigen Staaten Deutschlands.
34. Das Königreich Sachsen.
(2.)
Das Königreich Sachsen grenzt südlich an Böhmen und nörd-
lich an die preußischen Provinzen Schlesien und Sachsen. Es um-
saßt zwar nur 272 Quadratmeilen, ist aber sehr bevölkert, indem auf
diesem kleinen Flächenraume 2,556,000, also auf einer Quadratmeile
über 9000 Menschen wohnen. Diese starke Bevölkerung rührt von dem
Gewerbfleiße der Gebirgsbewohner in Sachsen her. Denn das im süd-
lichen Theile Sachsens liegende Erzgebirge, welches, wenn es von
Viehzucht und Ackerbau treibenden Menschen bewohnt wäre, nur sehr
dünn bevölkert sein könnte, ernährt wirklich eine sehr zahlreiche Ein-
wohnerschaft von Bergleuten, Leinwebern, Spitzenklöpplern,
Strumpfwebern und Verfertigern von wollenen Zeugen.
Fehlt es nun an Absatz der dort gefertigten Waaren und somit an
lohnender Beschäftigung, und tritt dazu noch Theurung ein: so entsteht
große Noth, oft noch größere, als unter den Webern in den schlesischen
Gebirgsgegenden. — Das ebenere Land an der Elbe und in der
Gegend von Leipzig ist dagegen fruchtbar und versorgt größtentheils
jene bergigen Gegenden mit seinen Erzeugnissen. Reiche Schätze sind
in den Gebirgen Sachsens verborgen, weshalb zahllose Bergwerke nach
allen Richtungen dieselben durchlöchern. Die reichen Silbergruben
betfreiberg, Schneeberg und Annaberg waren schon in früherer
Zeit bekannt.
Die Hauptstadt des Landes ist Dresden, an beiden Seiten der
Elbe, über welche hier zwei herrliche steinerne Brücken führen. Dres-
den, mit über 177,000 Einwohnern, ist eine sehr sehenswerthe Stadt,
nicht allein wegen ihrer berühmten Bildergallerie und anderer rei-
chen Sammlungen von Kunstsachen (das „grüne Gewölbe"), sondern
auch wegen der Naturschönheiten in ihrer Nähe. Denn an beiden
Ufern der Elbe hinaus nach Böhmen zieht sich die sogenannte säch-
sische Schweiz, ein Sandsteingebirge mit reizenden Fernsichten, freund-
lichen Thälern, fürchterlichen Schluchten und Abgründen, welche im
Kleinen ein Bild von den Alpen in der Schweiz geben. Dort liegt,
438™ hoch, die Felsen-Festung Königstein, mit einem 250™ tiefen
Brunnen; sie ist von preußischen und sächsischen Truppen besetzt.
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48
In Hinsicht der Bevölkerung ist Leipzig (Universitätsstadt mit
107,000 Einw.) die zweite Stadt in Sachsen; als Handelsstadt aber
ist sie die erste Stadt Sachsens und eine der bedeutendsten Städte Deutsch-
lands. Ihre Messen, besonders die Ostermesse, werden oft von 10,000
Käufern und Verkäufern besucht. In den Häusern, Gewölben und Buden
beschäftigt sich die wogende Menschenmenge mit Kauf und Verkauf von
Waaren und Fabrikaten aller Art. Über 500 Buchhändler, nicht allein
aus Deutschland, sondern auch aus andern Ländern, führt die Ostermefse
nach Leipzig, wo sie sich auf der Buchhändlerbörse versammeln
und mit einander abrechnen. In Leipzig selbst wohnen allein an 120
Buchhändler, und es erscheint wohl nirgends ein Buch, welches nicht
hier zu haben wäre oder von hier verschrieben werden könnte. Von
Leipzig nach Dresden führt eine Eisenbahn, welche zu den be-
fahrensten in Deutschland gehört. Leipzig ist auch in der Kriegs-
geschichte merkwürdig, denn wer hätte nicht schon von der großen
Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober 1813 gehört!
Die Bewohner Sachsens bekennen sich meistens zur evangelischen
Religion.
33. Das Erzgebirge.
Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des
Königreichs Sachsen. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge,
dort sind die größten Waldungen, dort ist der Born der meisten größeren
.Flüsse des Landes mit Ausnahme der Elbe, dort ist das Vaterland des
sächsischen Bergbaues, der Fabriken, des Klöppelwesens, zum
Theil auch der Baum- und Schafwollenweberei und Holz-
waarenarbeiten, dort ist der größte Reichthum in und oft die größte
Armuth über der Erde; denn während man oben klöppelt, spinnt,
webt rc., wird in und unter der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt,
u. s. w. Die Fälle sind nicht selten, daß, während Mutter und Töch-
ter am Klöppelsack sitzen, tief darunter Vater und Söhne als Berg-
knappen arbeiten.
Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich
an, erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis
zu den höchsten Punkten an Böhmens Grenze, und ist reich an Natur-
schönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder
und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen — wo kein Singvogel
nistet und nur selten eine Biene summt, weil sie den Rauch der Ham-
mer- und Schmelzhütten sticht — wo keine Rebe prangt, wenig
Obst und selten Korn gedeiht — und wo gewiß Unzählige sterben, die
nie eine Pfirsiche oder Weintraube gesehen, geschweige denn gekostet haben.
Ungeheure Waldungen decken besonders die höheren Gegenden und ver-
sorgen einen großen Theil des leipziger und meißner Kreises mit Holz,
neben welchem es auch nicht an Torf und Steinkohlen fehlt. Des
Bodens wellenförmige Gestalt und Steinreichthum erschweren
Feld- und Gartenbau, und rauhes Klima vereitelt in den höchsten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Sachsen Sachsens Deutschland Leipzig Leipzig Leipzig Dresden Deutschland Leipzig Sachsens Sachsen
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fett Zitronen, Orangen, (Pomeranzen), Mandeln, Kastanien,
Feigen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle
und Fülle; besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit
welchem auch die mittlern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und
wo in Frankreich die Trauben spendende Rebe nicht fortkommen will,
da macht man Obstwein, wie z. B. in der Normandie; denn der
lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält es mit dem Sprüch-
lein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deshalb wird in
Frankreich auch nur wenig Mer gebraut. Doch trinkt der Franzose
den Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn
im Glase zur Hälfte mit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig
ist, blühen Ackerbau und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in
den vielen und mitunter sehr großen Fabriken sehr reges Leben und
eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn die Franzosen sind ein
fleißiges, erstnderisches und betriebsames Volk. Die schönen, geschmack-
vollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen seidenen Tücher
und Bänder, die ihr in den Gewölben unserer Kaufleute erblickt,
werden größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben,
ihrer Festigkeit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen
seidenen Fabrikaten vor. Pariser Umschlagetücher machen die
Reise durch die ganze Welt. Die Franzosen wirken aber auch Gold-
und Silberstoffe, Tressen, prächtige und kunstreiche Tapeten,
eine große Menge Wollen- und Baumwollenzeuge u. s. f. Und
wie viele andere Galanterie- und Modewaaren verfertigen und
verkaufen nicht die Franzosen? Die Pariser Modewaaren sind in den
Kaufläden aller Länder zu finden.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als
be: uns in Deutschland; denn der Metallreichthum ist — außer
dem Eisen — nicht groß. Den Ertrag der Steinkohlen schätzt man
auf 16 Millionen Centner jährlich, und doch muß eine noch größere
Quantität für den Bedarf der vielen und großartigen Fabriken aus
England eingeführt werden.
Paris, diese Weltstadt, mit 30,000 Häusern, 1150 Straßen, 300
Kirchen, 25 Hospitälern und Krankenhäusern und 20 großen und kleinen
Theatern, ist die Hauptstadt Frankreichs. Sieben bis acht Stunden
hat diese große Stadt im Umfange, und beinahe zwei Millionen
Menschen wohnen und leben hier. Wie es in den mitunter engen
imb krummen Straßen wimmelt vor: geputzten Herren, Damen und
Soldaten; von prächtigen Kutschen und Karossen; von schmutzigen Wasser-
trägern und Schuhputzern, von fleißigen Einwohnern, wie von Faulenzern
und Bettlern; von ehrlichen Leuten, wie von Betrügern und Diebs-
gesindel i Obwohl Paris im Allgemeinen unregelmäßig gebaut ist und
eine nicht kleine Anzahl krummer und enger Straßen enthält, so findet
Ulan daselbst doch auch viele neu angelegte, breite, schöne und höchst
regelmäßige Straßen mit den stattlichsten und großartigsten Palästen
besetzt, unter denen gar manche wahre Wunder der Baukunst sind.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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Extrahierte Personennamen: Ulan
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland England Paris Frankreichs Paris
— 324 —
englischen und schottischen Baumwollfabriken beschäftigen 1 i/2 Million
Menschen. In Eisen- und Stahlwaaren wurden zu Zeiten schon
in einem einzigen Jahre für 40 bis 45 Millionen Thaler geliefert.
In Lederwaaren werden jährlich auch ungeheure Geschäfte gemacht,
und in der Stadt Worcester allein fertigen gegen 10,000 Menschen
Tag aus, Tag ein — lederne Handschuhe! Das engländische Stein-
gut ist ebenfalls hochberühmt. In der Grafschaft Stafford allein sind
ungefähr 40,000 Menschen mit der Verfertigung von Steingutwaaren
beschäftigt. Die Zahl aller britischen Handelsschiffe, welche die englischen
Fabrikate bis in die fernsten Länder tragen, belief sich schon vor 20 Jah-
ren auf 25 Tausend, die mit 166,583 Seeleuten bemannt waren.
Allein ungeachtet der so hoch stehenden Industrie, des so weit aus-
gebreiteten Handels, sind dennoch in England der Armen unglaublich
viele, und man hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens
bloß vom Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum
Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer
Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8
mal hundert Tausend Thalern hat.
Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des briti-
schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle
Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschulden-
last von 788,147,000 Pfd. Sterling oder4,728,882,000 Thalern!
Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der britische Staat
wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für
eine Erdichtung halten.
Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa
Vio zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katholiken,
welche meistens in Irland wohnen.
Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf
beiden Seiten der Themse. London zählt über 3 Millionen Ein-
wohner! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 10,000
Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stun-
den und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74
mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene
Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen
wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen Lun-
ten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr
armen, bedauernswerthen Menschen!
24. Der Wallfischfang.
In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere,
welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine
Hinterfüße und statt ver Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht
ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer
Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren
und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: England Irland London London
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48. Die Baumwollenmanufaktur.
Kein Wunder, daß der Mensch dem Schafe seinen dicken Pelz ab-
nahm und sich wärmende Kleider daraus verfertigte! Schon die Alten
verstanden diese Kunst des Wollspinnens und der Wollenweberei. Daß
man aber auch die wollenartigen Fasern, mit welchen gewisse Pflanzen
ihre Samenkörner einhüllen, zu Kleidungsstücken verarbeiten würde, hät-
ten Adam und Eva sich wohl nicht träumen lassen, wenn sie auf einem
Spaziergange zufällig einmal — eine Baumwollenstaude erblickt
haben sollten! Und wer denkt daran, wenn er unsere Frauen und Mäd-
chen in Kattun-, Mousselin-, Batist- und Zephirkleidern, oder
in Spencerchen von Sammtmanchester einherstolziren sieht, daß das
Material dazu auf einer Staude in dem fernen Ost- oder Westindien,
Ägypten oder Südamerika gewachsen? Die Baumwollenpflanze
ist eine Staude. Habt ihr das Wollgras auf den Wiesen je gesehen,
dessen Same in weiße Wolle eingehüllt ist? Gedenkt ihr des rothen
Weidenröschens in deutschen Gebirgswaldungen, deren Samenschoten,
wenn sie aufspringen, mit einer Menge wollenartigen Gewebes jeden
Nahenden bedeckt? Ganz ähnlich, nur in größerer Masse, quillt aus
den Samenkapseln der Baumwollenstaude, die etwa die Größe einer
welschen Nuß haben, die schneeweiße Baumwolle hervor, welche nur von
den Hülsen und Samenkörnern gereinigt zu werden braucht und dann
sogleich verarbeitet werden kann. In diesem rohen Zustande wird sie
zur See nach England, Deutschland re. eingeführt. Im Jahre 1781
betrug die Einfuhr in England an roher Baumwolle nur 5 Millionen
Pfund; 50 Jahre später war sie schon auf 300 Millionen Pfund ge-
stiegen und beträgt jetzt gegen 500 Millionen Pfund oder iy2 Mil-
lionen Ballen. In dem einen Jahre 1838 hatte man in Gigland
379,486,510 Pfund Baumwollengarn gesponnen, und wenn man be-
rechnet hat, daß mit Hülfe einer Spinnmaschine aus einem Pfund Baum-
wolle 356 Strähne gesponnen werden können, deren jeder einen 560™
langen Faden enthält, so daß also ein Pfund Baumwolle einen
1683/4 Meilen und 187™ langen Faden bilden würde, so könnte
wohl nicht ausgerechnet werden, wie lang der Faden sein müßte, wenn
man alles, was die Engländer gesponnen, zusammenrechnen wollte. So
viel aber hat man berechnet, daß, während das rohe, in England seit-
her eingeführte Material etwa 16 Millionen Pfund Sterling gekostet
haben mag, welche dafür aus dem Lande gegangen sind, der Werth
desselben durch Verarbeitung gewiß auf 40 Millionen Pfund Sterling
erhöht worden ist. Die 24 Millionen, die davon im Lande bleiben,
sind kein kleiner Gewinn, und es ist nichts Geringes, daß nach den
neuesten Berechnungen in England im Ganzen über iy2 Millionen
Menschen durch die Baumwollenmanufaktur Beschäftigung und Ver-
dienst finden.
Wenn diese ungeheure Baumwollenmafie mit den Händen hätte ge-
sponnen werden sollen — an der Spindel, am Spinnrade, da würde
wohl manches Fädchen ungesponnen geblieben sein. Da erfand 1767
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Adam Eva
Extrahierte Ortsnamen: Kattun- Westindien England Deutschland England Gigland England England
ein Weber in England die erste Spinnmaschine, welche später
noch bedeutend verbessert ward, und heut zu Tage wird kein Faden
Baumwollengarn mehr mit der Hand gesponnen! — Meint ihr, daß
es sonst möglich wäre, ein Meter Baumwollenzeug, deren Material in
Indien wuchs, dessen Garn gesponnen und gewebt werden mußte, für
einen Groschen herzustellen? Würdet ihr sonst ein ganzes, schönes,
Luntgedrucktes Kattuntleid für einen Thaler erhalten können? Und da-
bei leben noch Hunderte von Menschen davon; der Pflanzer, der die
Baumwolle baut; der Schiffer, der sie herüber fährt; der Kaufmann,
der das rohe Material verkauft; der Fabrikbesitzer; der Weber und
zuletzt der Krämer, der das Meter Kattun dir abschneidet! Es sind die
Maschinen, die das möglich machen!
Habt ihr sie einmal gesehen, die breiten Walzen mit Drahtkräm-
peln, von denen die gekrämpelte Baumwolle wie ein weißes, dickes Tuch
herabfällt, um dann, in fingerdicke wollige Fäden zertheilt, durch Walzen
aus einander gezogen und gedrehte und auf unzählige, durch unsichtbare
Wasserkräfte getriebene Spindeln aufgewickelt zu werden? — Ein ein-
ziger Mensch steht bei hundert Spindeln — die des Tages hundertmal
mehr fertig bringen, als der fleißigste Handspinner —, knüpft die zer-
rissenen Fäden an, legt das rohe Material auf und nimmt die vollen
Spindeln ab. Was das schnurrt und lärmt und sich dreht, ehe ein
Strick Garn fertig ist! Wie oft dann die Weberschiffchen hinüber- und
herüberfliegen müssen, ehe ein Stück Zeug fertig wird! Wie oft ein
Stück gefärbt und mit den Lunten Formen oder Walzen aus Messing
oder Holz bedruckt und gesengt und geglättet werden muß, ehe ftrr uns
ein Meter Kattun abgeschnitten werden kann.
L9. Der Tabak.
Es ist merkwürdig, wie leicht die Menschen üble Gewohnheiten an-
derer nachahmen! Während wir civilisirten Europäer die Wilden
Amerika's das unselige Branntweintrinken lehrten, haben wir von ihnen
wiederum das Tabakrauchen gelernt! Eine sonderbarere Gewohnheit
giebt's nicht. Wer, so dentt man, wer wird sich dazu hergeben, einen
beißenden Rauch in den Mund einzuziehen, der jedem, welcher an den-
selben nicht gewöhnt ist, die abscheulichsten Übelkeiten verursacht? Wer
wird für dieses sonderbare Vergnügen noch Geld ausgeben und dazu
die theuren Rauchgesäße — Tabakspfeifen genannt —, aus Meerschaum
oder Porzellan, Maserholz oder Thon geformt, mit theuren Bernstein-
spitzen versehen, sich anschaffen und sie mit Silber beschlagen und mit
allen möglichen berühmten Männern und Frauen ausschmücken oder be-
malen lassen? Wer wird sich dazu hergeben, seine Nase mit dem ge-
hackten, beißenden Schi-mpftabake anzufüllen? Wer wird sich gar ent-
schließen können, die abscheulichen braunen Tabaksblatter in den Mund
zu nehmen und mit Wohlgefallen zu kauen? Wer? — O, unsere
jungen Leute können kaum watten, bis sie mit der Pfeife oder Cigarre
im Munde ihr theures Geld in die Lust blasen dürfen, bis sie eine
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
30. Friedrich Ii., der Große.
65
er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich