254
gen Gefechten wurden die Österreicher binnen 8 Tagen auf allen
Punkten mit einem Verlust von 22,000 Mann an Todten, Verwunde-
ten und Gefangenen gegen 14 Meilen weit zurückgedrängt, und da-
durch zugleich die Vereinigung aller drei preußischen Armeen
hergestellt. Mit dieser Vereinigung war der Zeitpunkt gekommen,
wo der König Wilhelm den Oberbefehl über die Gesammt-Armee
übernehmen sollte. Am 30. Juni verließ derselbe Berlin und traf am
2. Juli in Gitfchin bei der Armee ein, sofort das Ober-Kommando
übernehmend. Viernndzwanzig Stunden später hatte der König mit
diesem größten preußischen Heere, welches je auf einem einzigen Schlacht-
felde versammelt war, eine der glänzendsten Schlachten geliefert, welche
die Kriegsgeschichte kennt — und das rvar:
31. Die Schlacht bei Königgrätz.
(3. Juli 1866.)
(Son einem Augenzeugen.)
„Nachdem am Nachmittag des 2. Juli dem Ober-Kommandeur der
I. Armee, Prinzen Friedrich Karl, gemeldet worden, daß die öster-
reuwche Armee sich vor Königgrätz in bedeutender Stärke conzentrirt*)
habe, und nachdem die Befehle des Königs eingeholt waren, wurde der
Beschluß gefaßt, es nicht auf einen feindlichen Angriff ankommen zu
lassen, sondern sofort selbst anzugreifen.
In der Nacht vom 2. zum 3. Juli rückte Prinz Friedrich Karl mit
der 1. Armee in gerader Richtung auf Königgrätz vor. Der erste Ka-
nonenschuß fiel gegen 7 Uhr Morgens. Der Feind entwickelte von An-
beginn des Artilleriekampfes an eine wahrhaft furchtbare Macht an Ge-
schähst. Er stand bei Sadowa vor einem dichten Gehölz, das seine
Batterien**) vorzüglich bestrichen und das allem Vordringen ein un-
überwindliches Hinderniß entgegenzusetzen schien. Bald nach 8 Uhr erschien
vor Sadowa, von wo aus Prinz Friedrich Karl das Gefecht dirigirte,
Se. Majestät der König Wilhelm, begleitet von einer zahlreichen
Smte***), in welcher sich u. A. Prinz Karl, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin, Graf von Bismarck, General von
Moltke, der Kriegsminister General von Roon befanden. Der
König leitete und verfolgte vom Augenblick seiner Ankunft an mit ge-
spanntester, ernstester Aufmerksamkeit die Schlacht. Seine Erscheinung,
die im Verlaufe dieses denkwürdigen und glorreichen Tages noch so
v«l dazu beitragen sollte, den herrlichen Erfolg unserer Waffen zu
sichern, war majestätisch und schön, wie immer, aber ganz besonders
erfüllt von dem Ausdrucke einer Festigkeit und eines selbstbewußten
Muthes, wie ihn nur der Kriegsherr einer solchen Armee in sich tragen
kann. Man sah und fühlte: So sieht ein König aus, der siegen will!
*"> eonzentrirer, «= auf einem Punkte zusammenziehen/ vereinigen
**} Batterien --- Geschntzstand, die Geschütze selbst.
***) Suite --- Gefolge, Begleitung.
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Karl Karl Graf_von_Bismarck General_von
Moltke General_von_Roon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Gitfchin Mecklenburg-Schwerin
255
- Der Kampf im Centrum drehte sich im Verlauf der nächsten Stun-
den um das Gehölz von Sadowa. Kaum kann es eine schwierigere
Stellung geben, als sie sich hier den immer wieder mit der helden-
müthigsten Bravour*) anstürmenden Truppen entgegenstellte. Der Wald
bestand aus dichtem Laubholz und Gebüsch; die ganze Lisidre**) war
umgehauen und zur natürlichen Verschanzung gemacht, hinter welcher
die Infanterie feuerte. Außerdem aber waren an den Bäumen durch
Schälung Markzeichen zum Zielen für die feindlichen, seitwärts auf der
Höhe postirten Geschütze angebracht, so daß ein Granatfeuer von der
entsetzlichsten Wirkung darauf unterhalten werden konnte, sobald die
Stellung von der Infanterie geräumt war. Der Wald kostete uns
viel Zeit und viel Blut, aber er wurde genommen. — Während hier
die Entscheidung noch schwankte, war die Herwarth'sche Armee auf
dem rechten Flügel vorgedrungen. Wenn wir auch danach schon am
Nachmittage sicher waren, daß die Schlacht unser sei, so fehlte doch zu
einer schnelleren und kräftigeren Vollendung des blutigen Werkes noch
immer die auf dem linken Flügel durch die Armee des Kronprinzen
erwartete Verstärkung. Es ist schwer zu beschreiben, mit welcher
Spannung und Erwartung die Blicke aller derer, welche dem Verlaufe
des Ganzen von dem Felde bei Sadowa aus folgen konnten, sich nach
der Gegend hin richteten, wo der Kronprinz erwartet wurde.
Kommt er? Ist er da? war die Frage, die tausendmal von Mund
zu Mund ging.
Er kam, und er kam noch zu rechter Zeit, um auf die allerkräftigste
und entscheidendste Weise einzugreifen und die Niederlage des Feindes
zu einer ganz vollständigen zu machen. — Gegen 3 Uhr zeigte der
auf der Höhe von Lippa aufsteigende Pulverdampf, daß dort die
Armee des Kronprinzen in das Gefecht eingetreten sei. Die Fortschritte
auf dieser Stellung gingen reißend vor sich; unsere immer siegreichen
Garden stürmten die Hügel hinan und warfen über den Haufen, was
sich ihnen entgegenstellen wollte. — Um diese Zeit war auch im
Centrum das Gehölz von Sadowa genommen; General v. Herwarth
zog sich immer mehr heran und kam durch eine bogenförmige Bewegung
dem Feinde in die Flanke***); der kronprinzlichen Armee fehlte noch
wenig, um die entscheidende Position bei Lippa ganz zu beherrschen;
kurz, dem Feinde blieb nur noch der Rückzug auf allen Punkten. Die
Schlacht war entschieden. Das furchtbare Kanonendonnern verstummte
plötzlich beinahe überall; der Feind trat seinen Rückzug an. Der Rest
des Tages gehörte jetzt der Verfolgung! Bereits seit langen Stunden
standen, mit Ungeduld auf diesen Moment wartend, zwei Cavallerie-
Brigaden bereit. Der Prinz Friedrich Karl, welcher dem letzten
Kampfe in der vordersten Gefechtslinie beigewohnt hatte, sprengt zurück
und holt seine Reiter zur Verfolgung. Unter Hurrah! trabt Alles
*) Bravour = Tapferkeit, Heldenmuts.
**) Lisiöre -- Einfassung, hier Waldessau«.
***J Llanke -- die Seite.
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TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Herwarth Friedrich_Karl Friedrich Karl
257 —
Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende,
fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung
gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg
(12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August
■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser
von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte
und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch-
lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates.
Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen
alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver-
pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten
zu bezahlen.
Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich
Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem
Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung
desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens-
vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen.
Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler
Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober-
befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen
zu übertragen.
S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee.
(Vom 1. bis 27. Juli 1868.)
Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft
wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf
gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main
übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit
96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen
„Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den
Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die
bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und
stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das
8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000
Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster-
reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter
dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main-
Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee
gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach
vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier
südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische
Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt-
corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda)
zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach
Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern.
Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die
Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische
*) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez.
**) formen = erzwingen.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz.
17
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TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: August Manteuffel Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikolsburg Wien Preussen Preussen Preussen Sachsen Sachsens Sachsen Preussen Preussen Main Hessen Eisenach Fulda Main Eisenach Fulda Fulda Unterfranken Bayern Hammelburg Simultan-Ausz
270
gehaltenen Kriegsrathe beschlossen, den französischen Marschall aufzu-
suchen und abzufangen, bevor er Metz erreichen könne. Schon am
27. August bekamen unsere kühnen und flinken „Ulanen" „Fühlung
mit dem Feind"; am 29., 30. und 31. August kam es an verschie-
denen Punkten zu ernsten Gefechten, und am 1. September wurde
die Hauptschlacht, die weltberühmte Schlacht Lei Sedan*) geschlagen.
Der Mittelpunkt der Aufstellung des Feindes war die Stadt
Sedan. Von y27 Uhr Morgens bis 1 Uhr Nachmittags wurde mit
äußerster Heftigkeit gekämpft und der Feind immer mehr auf Sedan
zurückgedrängt. Wie zwei riesige Arme legten sich die deutschen Armeen
um den französischen Heerkörper, ihn fest und immer fester umschnürend,
bis die Finger der Riesenarme sich berührten. Um 2 Uhr war die
Umzingelung vollendet. Im heftigsten Kampfe drangen jetzt die deut-
schen Heere von allen Seiten unaufhaltsam vor. Die Franzosen,
ringsum von den Höhen herabgeworfen, hatten nur noch eine einzige
Zufluchtsstätte, die Festung Sedan. Einem umstellten Löwen gleich,
versuchten sie bald hier, bald dort einen Vorstoß zu machen; aber
überall wurden sie in den Kessel zurückgetrieben, wo Tod und Ver-
derben ihrer wartete. Auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum kämpften
hier 350,000 Mann, die Deutschen siegesgewiß heranstürmend, die
Franzosen trotzig jeden Fuß Raum auf das äußerste vertheidigend. Im
Norden und Westen stürmte der Kronprinz von Preußen, im
Süden General von der Tann mit den Bayern auf sie ein; süd-
östlich standen die Sachsen und im Norden und Nordosten die preu-
ßische Garde unter dem Kronprinzen von Sachsen. Über
dem da unten ringenden Menschenknäuel lag eine weiße Wolke,
aus der von den Höhen herab unsere Artillerie unaufhörlich
donnerte und blitzte, bis der Feind gegen 4 Uhr in die enge
Festung Sedan zurückgeworfen war. „Großer Sieg!" ließ der
Kronprinz um diese Zeit ins Hauptquartier melden. Gegen Ü Uhr
begann die Beschießung von Sedan, und erst als die Flammen in der
Stadt emporschlugen und der Feind in Todesangst die weiße Fahne
aufzog, erst jetzt kam mit dem Parlamentär**) zugleich die über-
raschende Kunde, daß der Kaiser Napoleon sich inmitten der Besatzung
von Sedan befinde. Der Jubel unter den Truppen bei dieser Nach-
richt war unbeschreiblich. Stürmische Hurrah's wechselten mit der
Volkshymne und der Wacht am Rhein, und in den Augen der Schwer-
verwundeten, der Sterbenden erglänzte ein lichter Freudenstrahl. Gegen
Abend erschien ein französischer General und überbrachte dem Könige
ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers, das mit den.worten begann:
,Da es mir nicht vergönnt war, an der Spitze meiner Armee
zu sterben, so lege ich meinen Degen zu Eurer Majestät
Füßen." -
•) Sprich: Sedan». _ _
•*j Parlaments, da Unterhändler, ei» -riegsbete »m Unterhandlung Ich er Waffe»stil>
stand oder Ergebung.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: August August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Sedan Sedan Sachsen Sachsen Sedan Sedan Sedan Rhein
242
unterbrochen wurde. Napoleon mochte schon an diesem ersten Tage ahnen,
daß ihn das Schlachtenglüch verlassen habe; denn er versuchte am 17.
durch große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten
zu verführen, aber vergeblich; am 18. mußte er den verzweifelten Kampf
noch einmal gegen die ganze Macht der Verbündeten aufnehmen. Rechts
neben dem Dorfe Probstheida befindet sich eine Anhöhe, auf welcher eine
Windmühle stand. Hier hielt Napoleon und leitete die Schlacht. Ihm
gegenüber weilten auf einem Hügel die drei verbündeten Monarchen,
Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser Alexander und Franz,
nebst dem Marschall Schwarzenberg. Abermals bestand der ungeheure
Kampf aus drei Schlachten, die im Norden, Osten und Süden von
Leipzig geschlagen wurden. Auf dem Raume von einer Quadratmeile
focht eine halbe Million Menschen. Die Verbündeten wetteiferten an
Muth und Tapferkeit; aber auch die Franzosen stritten mit helden-
müthiger Ausdauer. Bald neigte sich Napoleons Glücksstern. Im Norden
der Stadt, wo Held Blücher kämpfte, erlitten die Franzosen eine so
vollständige Niederlage, daß sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen.
Hier begab es sich auch, daß die sächsischen Truppen, welche bisher
gezwungen dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit Hörnerklang und
Trompetenschall zu den Kämpfern für Deutschlands Freiheit übergingen.
— Am blutigsten aber rásete die Schlacht bei dem Dorfe Probstheida.
Unzählige Opfer wurden hingerafft. Hoch über Leichenhügel schritten die
Kämpfenden daher, und ihr Fuß watete im rauchenden Blut. Über
300 Kanonen donnerten auf diesem Punkte gegen einander, Schon neigte
sich der Tag — es war 5 Uhr Nachmittags — da ließ Friedrich
Wilhelm dem schrecklichen Blutvergießen ein Ende machen; denn von
allen Seiten eilten die Siegesboten herbei. Die Feinde räumten von
selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von
ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen sahen,
sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn der Welt
empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, -nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer gesunken.
Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer, und nach
einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abziehenden Truppen.
Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Oktober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleon Napoleon
nicht ermüdeten, Liebesgaben zu sammeln und ganze Eisenbahnladungen
voll von stärkenden Getränken und Speisen, erwärmenden Bekleidungs-
gegenständen u. s. w. zum Kampsplatze zu senden zur Pflege der Ver-
wundeten und Kranken und zur Erquickung all der Braven im Felde,
die Haus und Herd, Weib und Kind, Vater und Mutter verlassen
hatten, um in den Kampf zu ziehen zur Vertheidigung des bedrohten
Vaterlandes! —
61 Dem stillen Heere.
Als laut durch unser Land der Schlachtenrus erklungen!
-Ihr Männer aus! Der Freiheit droht Gefahri"
Zog nach dem Rhein der Deutschen Krieger Schaar,
Dem Adler nach, der kühn sich aufgeschwungen.
In Schlacht um Schlacht ward Sieg um Sieg errungen,
Und Heldenthaten wurden offenbar
So märchenhaft, so groß, so wunderbar,
Daß laut ihr Preis erklang von allen Zungen.
Doch mit dem tapfern Heere treu verbunden
Zog noch ein zweites stilles Heer in's Feld,
Und ihm auch sei der Ehre Kranz gewunden!
Zwar hat es keine blut'ge Schlacht geschlagen,
Doch ward von ihm so mancher wunde Held
Zu treuer Pflege aus der Schlacht getragen.
(Julius Sturm.)
65. Nach Paris — bis zum Frieden.
(Is. September 1870 bis 1. März 1871.)
Kaum war die Kunde von der Gefangennahme des Kaisers bei
Sedan nach Paris gelangt, so entstand dort eine ungeheure Aufregung,
die der Minister-Präsident Palikao, der Vertreter des Kaiserthums,
nicht mehr zu beschwichtigen vermochte. „Es lebe die Republik!"
erscholl es auf den Straßen. „Es lebe die Republik!" ertönte es
in der Abgeordneten-Versammlung — und ohne daß sich auch nur eine
Stimme oder eine Hand für Napoleon erhob, wurde am 4. Sept.
das Kaiserthum abgeschafft und die Republik ausgerufen. Die als
Regentin eingesetzte Kaiserin flüchtete mit ihrem Sohne nach England.
Eine provisorische Regierung wurde gebildet, an deren Spitze General
Trochu*) stand, der zugleich die „nationale Vertheidigung" zu
leiten hatte. Favre**) wurde Minister der äußern, Gambetta
Minister der innern Angelegenheiten. In einem Rundschreiben,
welches Favre am 6. Sept. erließ, behauptete derselbe, König
Wilhelm habe nicht gegen das französische Volk, sondern nur gegen
Napoleon Krieg geführt und müsse nun — da dieser gefangen sei —-
wieder heimziehen. „Frankreich wird", sagte er, „keinen Fuß breit Erde
und keinen Stein seiner Festungen abgeben. Wir sind ungebrochenen
*) Sprich: Troschü.
**) Fawr.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Julius_Sturm Palikao Napoleon Gambetta Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Paris Sedan Paris England
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
7!
zwar tapfer, gerieten aber bald in Verwirrung. Die kriegsgeübten Frau-
zosen errangen den Sieg. Auch das Hohenlohesche Heer ward an dem-
selben Tage bei Jena geschlagen. Die Fliehenden zerstreuten sich bald
nach allen Richtungen, ohne noch einmal standzuhalten. Schon nach 14 Ta-
gen hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin. Die preußische Königsfamilie
aber befand sich auf der Flucht nach dem fernen Königsberg. — Noch
schlimmer als die Niederlagen selbst waren deren Folgen. In unwürdigem
Kleinmute übergaben unfähige Befehlshaber die stärksten Festungen, so
Magdeburg, Stettin u. a. Blücher aber schlug sich mit 20000 Mann nach
Lübeck durch und ergab sich erst, als er weder Pulver noch Brot mehr
hatte. Auch an anderen Stellen ward die altpreußische Waffenehre gerettet.
So widerstand Kolberg unter Gneisenau, Schill und dein alten Nettel-
beck der französischen Belagerung. Auch Graudenz blieb dem König er-
halten durch Cour bière (Kurbiähr). Ihn forderten die Franzosen zur Über-
gabe der Festung auf, indem sie sagten: „Es gibt keinen König von Preußen
mehr." Er antwortete ihnen: „Gut, so gibt es doch noch einen König vongrau-
denz!" Die Festungen Pillau, Kosel und Glatz vermochten die Franzosen auch
nicht zu überwinden. — Die Reste der preußischen Armee vereinigten sich hinter
der Weichsel mit einem russischen Heere. Bei Eylau (südlich von Königsberg)
kam es zu einer neuen Schlacht im Februar 1897, die sowohl den Ver-
bündeten als den Franzosen ungeheure Opfer kostete und unentschieden
blieb. Aber im Juni siegte Napoleon in der Schlacht bei Friedland a. d.
Alle nach 19 ständigem Kampfe so entscheidend, daß sich die Preußen bis nach
Tilsit und Memel zurückziehen mußten. Hierher war schon früher die Königin
Luise mit ihren Kindern geflohen. Sorge und Anstrengungen hatten sie
aufs Krankenlager geworfen, und bei heftigem Schneetreiben und großer
Kälte mußte die so schwer Heimgesuchte ihre Reise vollführen. Sie sagte:
„Ich will lieber in Gottes Hand fallen als in die Hände dieser Menschen."
— Der Kaiser Alexander von Rußland schloß nun in Tilsit mit Na-
poleon Frieden, und Friedrich Wilhelm Iii. mußte in harte Bedingungen
willigen. Er verlor fast alle ehemals polnischen Landesteile und alles Land
westwärts der Elbe, mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, die
Festungen ausliefern, alle Handelsverbindungen mit England abbrechen
(Kontinentalsperre) und durfte nur 42 000 Mann Soldaten halten. Ver-
geblich waren die Bemühungen der Königin Luise, mildere Bedingungen zu
erlangen. Napoleon konnte sich zwar ihrer hoheitvollen Schönheit und Würde
nicht verschließen, doch behandelte er sie bei der Zusammenkunft verletzend
und anmaßend. — Preußen war von seiner Großmachtstellung herabgedrängt.
5. Preußens Wiedergeburt. In dieser Zeit der größten Not zeigte
sich König Friedrich Wilhelm Iii. als ein wahrhaft großer Mann, und
seine edle Gemahlin Luise stand ihm anspornend und ratend zur Seite.
An die Spitze der ganzen Staatsverwaltung ward der Freiherr vom
Stein berufen, ein durch und durch deutscher Mann, ohne alle Menschen-
furcht. Durch ihn ließ der König die größte Sparsamkeit in der Staats-
verwaltung einführen und viele königliche Domänen verkaufen. Der Hof-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Glatz Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Königsberg Magdeburg Stettin Kolberg Nettel- Pillau Königsberg Friedland Tilsit Gottes Tilsit England
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
84
§ 38. Der Deutsche Krieg 1866.
Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch
die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen,
besetzt und aus jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli
regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde
an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten
nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu
denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten
^Ltand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie
war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber
sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir, hier sterben
wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her-
angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und
seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser
war frühzeitig ausgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten
ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden-
botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel
der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die
preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel
der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen
siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König
Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen
Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten,
wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze
seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen
genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.—
Gegen Abend traf der König mit seinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu-
sammen. Er umarmte ihn unter Freudentrünen und hing ihm eigenhändig
den hohen Orden xour Is mérite um.
Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne
nennenswerten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die
Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem
Waffenstillstände.
3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der
König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um
sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu-
ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon
zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit
seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden
die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis-
singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von
Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M.
lourde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn-
berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe.
4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch-
land aus, verzichtete auf seine Ansprüche ans Schleswig-Holstein und zahlte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Franseckys Benedeks Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sadowa Wellington Nordost Wien Hannover Langensalza Aschaffenburg Main Frankfurt_a._M. Darmstadt Würzburg Deutsch- Schleswig-Holstein
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm 111.
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zwar tapfer, gerieten aber bald in Verwirrung. Die kriegsgeübten Frau-
zosen errangen den Sieg. Auch das Hohenlohesche Heer ward au dem-
selben Tage bei Jena geschlagen. Die Fliehenden zerstreuten sich bald
nach allen Richtungen, ohne noch einmal standzuhalten. Schon nach 14 Ta-
gen hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin. Die preußische Königsfamilie
aber befand sich auf der Flucht nach dem fernen Königsberg. — Noch
schlimmer als die Niederlagen selbst waren deren Folgen. In unwürdigem
Kleinmute übergaben unfähige Befehlshaber die stärksten Festungen, so
Magdeburg, Stettin u. a. Blücher aber schlug sich mit 20000 Mann nach
Lübeck durch und ergab sich erst, als er weder Pulver noch Brot mehr
hatte. Auch an anderen Stellen ward die altpreußische Waffenehre gerettet.
So widerstand Kolberg unter Gneisenau, Schill und dem alten Nettel-
beck der französischen Belagerung. Auch Grandenz blieb dem König er-
halten durch Courbiöre (Kurbiähr). Ihn forderten die Franzosen zur Über-
gabe der Festung auf, indem sie sagten: „Es gibt keinen König von Preußen
mehr." Er antwortete ihnen: „Gut, so gibt es doch noch einen König vougrau-
denz!" Die Festungen Pillau, Koset und Glatz vermochten die Franzosen auch
nicht zu überwinden. — Die Reste der preußischen Armee vereinigten sich hinter
der Weichsel mit einem russischen Heere. Bei Eylau (südlich von Königsberg)
kam es zu einer neuen Schlacht im Februar 1807, die sowohl den Ver-
bündeten als den Franzosen ungeheure Opfer kostete und unentschieden
blieb. Aber im Juni siegte Napoleon in der Schlacht bei Fried land a. d.
Alle nach 19 ständigem Kampfe so entscheidend, daß sich die Preußen bis nach
Tilsit und Memel zurückziehen mußten. Hierher war schon früher die Königin
Luise mit ihren Kindern geflohen. Sorge und Anstrengungen hatten sie
aufs Krankenlager geworfen, und bei heftigem Schneetreiben und großer
Kälte mußte die so schwer Heimgesuchte ihre Reise vollsühren. Sie sagte:
„Ich will lieber in Gottes Hand fallen als in die Hände dieser Menschen."
— Der Kaiser Alexander von Rußland schloß nun in Tilsit mit Na-
poleon Frieden, und Friedrich Wilhelm Iii. mußte in harte Bedingungen
willigen. Er verlor fast alle ehemals polnischen Landesteile und alles Land
westwärts der Elbe, mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, die
Festungen ausliefern, alle Handelsverbindungen mit England abbrechen
(Kontinentalsperre) und durfte nur 42000 Mann Soldaten halten. Ver-
geblich waren die Bemühungen der Königin Luise, mildere Bedingungen zu
erlangen. Napoleon konnte sich zwar ihrer hoheitvollen Schönheit und Würde
nicht verschließen, doch behandelte er sie bei der Zusammenkunft verletzend
und anmaßend. — Preußen war von seiner Großmachtstellung herabgedrüngt.
5. Preußens Wiedergeburt. In dieser Zeit der größten Not zeigte
sich König Friedrich Wilhelm Iii. als ein wahrhaft großer Mann, und
seine edle Gemahlin Luise stand ihm anspornend und ratend zur Seite.
Au die Spitze der ganzen Staatsverwaltung ward der Freiherr vom
Stein berufen, ein durch und durch deutscher Mann, ohne alle Menschen-
furcht. Durch ihn ließ der König die größte Sparsamkeit in der Staats-
verwaltung einführen und viele königliche Domänen verkaufen. Der Hof-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Schill Glatz Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Königsberg Magdeburg Stettin Kolberg Nettel- Pillau Königsberg Tilsit Gottes Tilsit England
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 38. Der Deutsche Krieg 1866.
Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch
die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen,
besetzt und auf jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli
regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde
an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten
nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu
denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten
Dtand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie
war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber
sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir, hier sterben
wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her-
angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und
seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser
war frühzeitig aufgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten
ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden-
botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel
der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die
preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel
der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen
siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König
Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen
Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten,
wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze
seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen
genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.—
Gegen Abend traf der König mit feinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu-
sammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und hing ihm eigenhändig
den hohen Orden pour le merite um.
Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne
nennenswerten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die
Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem
Waffenstillstände.
3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der
König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um
sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu-
ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon
zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit
seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden
die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis-
singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von
Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M.
wurde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn-
berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe.
4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch-
land aus, verzichtete auf seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein und zahlte
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Franseckys Benedeks Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sadowa Wellington Nordost Wien Hannover Langensalza Aschaffenburg Main Frankfurt Darmstadt Würzburg Deutsch- Schleswig-Holstein