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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 127

1888 - Leipzig : Engel
— 127 — Zeit. Die dortigen portugiesischen Juden, welche wegen ihrer strengen Redlich-keit hei ihren christlichen Mitbürgern in hohem Ansehen standen, machten von iliren Reichthümern den edelsten Gebrauch. Isaak (Antonio) Suasso, von demselben König Karl Ii. von Spanien, der bei dem grossen Auto-da-Fe in Madrid 1632 viele Juden verbrennen liess. zum Baron Avernes de Gras ernannt, schoss Wilhelm von Oranien zu seinem Zuge nach London 2 Millionen Gulden unverzinslich vor. Abraham und Jakob de Pinto gründeten ein Lehrhaus in Rotterdam und deren Söhne Jakob und Isaak, welche 2 Millionen hinterliessen, bedachten in ihrem Testamente den Staat und die Gemeinde, jüdische und christliche Geistliche. Die Pereyras gründeten mit einer halben Million Waisenhäuser in Amsterdam. Grosse Dienste leistete Francisco Molo dem holländischen Staat und Daniel Abensur dem König von Polen. Ein bleibendes Denkmal der Opferwilligkeit setzten sich die reichen Osorios, Costas, Curiels u. A. in der grossen amsterdamer Synagoge, welche mit einem Kostenaufwande von 200000 Gulden erbaut wurde (1675) und zu den schönsten jüdischen Gotteshäusern noch heute gerechnet wird. § 11. Die Juden im deutschen Reiche. Das Mittelalter, das im Allgemeinen mit dem 15. Jahrhundert schliesst, dauerte für die Juden in Deutschland auch im 16. und 17. Jahrhundert noch fort. Wohl ernannte Kaiser Maximilian I. den gelehrten Jakob Jechiel Loans, der den Kaiser Friedrich Iii. bis zur Sterbestunde ärztlich behandelt hatte, zu seinem Leibarzt und Joseph Loans aus Rosheim (Jossel Rosheim) zum Vertreter der deutschen Judenheit auf den Reichstagen, nichtsdestoweniger hörten die Anklagen wegen Hostienschändung und Kindermord, die Judenhetzen und Judenverfolgungen nicht auf; nach wie vor lebten die Juden als Fremdlinge und Kammerknechte in ihren Judengassen, von der Gesellschaft getrennt, vom Pöbel verhöhnt. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts hatte es der deutsche Judenhass besonders auf die Vernichtung des Talmud abgesehen. Zwei getaufte Juden, Johann Pfefferkorn aus Mähren, der, nachdem er einen Diebstahl begangen, sich taufen liess, und Victor von Karben, denuncirten den Dominicanern in Köln, an deren Spitze der gewaltthätige Hoogstraten stand, den Talmud und die jüdischen Schriften. In mehreren giftigen Schmähschriften hetzte Pfefferkorn gegen die Juden und ermuthigte die Fürsten sie zu vertreiben und Scheiterhaufen für die jüdischen Bücher zu errichten. Die Schwester des Kaisers Maximilian, die bigote Kunigunde, wusste er zu überreden, dass nach Vernichtung der jüdischen Schriften die Juden sich zum Christenthum bekennen würden, und es gelang ihm von dem Kaiser die Vollmacht zu erwirken, alle jüdischen Schriften überall im deutschen Reiche zu untersuchen und zu vernichten. Schon hatte er sein elendes Handwerk in Frankfurt a. M., Worms, Bingen und ändern Orten mit Eifer betrieben, da nahm sich der Juden und ihres Schriftthums ein Mann von hervorragender Bedeutung an: Johann Reuchlin, geb. zu Pforzheim 1455. Er hatte sich, der Zeitrichtung huldigend, in die Kabbala versenkt und infolge dessen sich mit

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 15

1888 - Leipzig : Engel
— 15 - Schon als junger Mann zeigte er Muth und Entschlossenheit. Wegen seines eigenmächtigen Vorgehens von Hyrkan vor das Synhedrion geladen, benahm er sich so trotzig und herausfordernd, dass die Eichter es nicht wagten, die Anklage gegen ihn zu erheben; statt der verdienten Strafe erhielt er von Cäsar die Verwaltung von ganz Cölesyrien. Seinen weitgreifenden und hochfliegenden Plänen stand nur noch Einer im Wege: Antigonos, der Sohn des in Rom vergifteten Aristobul und Neffe Hyrkan’s. Mit Hülfe der Parther drang Antigonos in Judäa ein, eroberte Jerusalem, liess Hyrkan die Ohren abschneiden, um ihn zum Priesterdienste untauglich zu machen, und wurde nun selbst König und Hoherpriester (40). In dieser Gefahr eilte Herodes zu dem Araberkönig Malchus, zur ägytischen Königin Kleopatra, reiste nach Rom und setzte es bei Antonius und Octavian durch, dass der römische Senat ihn zum König der Juden ernannte (40). Es kam nun zwischen Herodes und Antigonos zu einem blutigen Kampfe, der durch Hülfe römischer Truppen nach 3 Jahren mit der Einnahme Jerusalems beendet wurde; auch diesmal wurde Jerusalem an einem Sabbat (Juni 37) erobert, nur mit Mühe konnte Herodes die Zerstörung des Tempels verhindern. Den Antigonos liess Antonius auf Bitten des Herodes ans Kreuz schlagen. Den Thron, den Herodes, vom Volke der idumäische Sklave genannt, über Leichen erstiegen hatte, suchte er auch durch Mord zu stützen. Gleich nach seinem Regierungsantritte liess er die Anhänger des Antigonos, die angesehensten Geschlechter, alle Mitglieder des Synhedrion bis auf Schemaja und Abtalion, die Häupter desselben, grausam hinrichten und das Vermögen aller Verurtheilten für seinen Schatz einziehen. Er war ein mistrauischer Tyrann, beständig von Furcht und Argwohn gequält, und dieser Furcht fielen die wenigen, noch übrig-gebliebenen Glieder der Hasmonäerfamilie, selbst seine eigenen Binder und Geschwister zum Opfer. Den alten Hyrkan, der bei den Parthern lebte, wusste er durch schmeichelhafte Versprechungen zur Rückkehr nach Jerusalem zu veranlassen; hier liess er ihn angeblich wegen Hochverrath tödten. Zum Hohenpriester ernannte er einen unbedeutenden Mann, namens Ananel, und überging seinen Schwager Aristobul, den vom Volke geliebten Bruder seiner Gemahlin Mariamne. Als aber Alexandra, die Mutter Aristobul’s, sich darüber beklagte, und die Königin Kleopatra, so wie M. Antonius sich für ilm verwendeten, so übertrug ihm Herodes die Hohepriesterwürde, liess ihn aber bald in Jericho im Bade ertränken. Zwar wurde er dieser Unthat wegen von Alexandra des Mordes angeklagt und musste auch vor dem Richterstuhle des Antonius erscheinen, wusste aber den Römer durch Geschenke für sich zu gewinnen, sodass er völlig frei ausging. Seine Gemahlin Mariamne, die letzte Hasmonäerin. wurde von Herodes’ Schwester Salome tödtlich gehasst und infolge der Verleumdungen dieses ränkevollen Weibes des Treubruchs angeklagt, vor parteiische Richter gestellt und zum Tode ver-urtkeilt; auch ihre Mutter Alexandra liess er hinrichten. Alle diese Hinrichtungen und Gemüthserschütterungen wirkten zerstörend auf seine Gesundheit und machten ihn trübsinnig. Theils zu seiner Zerstreuung, theils aus Schmeichelei gegen den Kaiser Augustus, auf dessen Freundschaft er sehr stolz war, liess er Wasserleitungen und Städte, wie Sebaste (Samaria) und Cäsarea, bauen. Das Volk hasste ihn und dies umsomehr, als er auch noch

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 73

1888 - Leipzig : Engel
— 73 - Abraham Ibn Esra und stand auch mit den Gelehrten der Provence in Verbindung. Von seinen Schülern sind die bekanntesten: Elieser den Samuel aus Rameru, der Verfasser des Buches „Jereim“ und Joseph Bechor Sch or, der einen Commentar zum Pentateuch schrieb. Durch seinen Neffen, den fruchtbaren Tosafisten Isaak den Samuel aus Dompaire, auch Isaak der Aeltere oder Pi genannt, erhielt das Talmudstudium grosse Verbreitung. Von Simson aus Sens rühren die „Sens-Tosafot“, von dessen Schwager, dem bereits genannten Moses aus Coucy, „alte Tosafot“, von Moses den Jomtob aus Evreux die „Tosafot von Evreux“ und von Elieser aus Tuch die sogenannten „Tuch-Tosafot“ her. Die Zahl der Tosafisten, welche Zunz in seinem Buche „Zur Geschichte und Literatur“ zusammengestellt hat, ist sehr gross. Die Resultate und gesetzlichen Entscheidungen aus den Tosafot, „Piske Tosafot“ genannt, sammelte ein Deutscher des 14. Jahrhunderts; sie befinden sich in unseren Talmud-Ausgaben hinter den Tosafot der einzelnen Tractate. § 11. Die Leiden der Juden in Frankreich. Die Hirtenverfolgungen. Die günstige Lage, in welcher die Juden Nordfrankreichs während der Regierungszeit Ludwig Vii. lebten, änderte sich mit der Thronbesteigung seines Sohnes Philipp August, der zu den judenfeindlichsten Königen gehört, Ohne einen eigentlichen Grund liess er sämmtliche Juden seines Landes an einem Sabbat (19. Januar 1180) ergreifen und in den Kerker werfen; erst nachdem sie ihm 15000 Mark Lösegeld gezahlt hatten, gab er ihnen die Freiheit wieder. Wenige Monate später erklärte er die Forderungen der Juden an Christen für verfallen und vertrieb dann sämmtliche Juden aus dem Lande (1181). Auf das Drängen der verarmten Grafen und aus schmuziger Geldgier rief er jedoch die Verbannten im Juli 1198 wieder zurück. Unter demvorwande, dass sie Wucher trieben, Christenkinder mordeten u. dgl. m. wurden sie von Ludwig Viii., mehr aber noch von Ludwig Ix. hart bedrückt. Dieser hatte einen solchen Hass gegen die Juden, dass er keinen Juden anselien konnte: er liess den Talmud verbrennen, hielt mit Strenge darauf, dass die Juden seines Landes das Erkennungszeichen trugen, und befahl, dass sie nicht allein ferner keine Zinsen nehmen, sondern auch die bereits empfangenen zurückgeben sollten, er erliess sogar im December 1254 einen Verbannungsbefehl, welcher jedoch nicht in seiner ganzen Strenge ausgeführt, oder nach kurzer Zeit zurückgenommen wurde. Das Längstgefürchtete ereilte die Juden Frankreichs zu Anfang des 14. Jahrhunderts in der ganzen Schwere: der habsüchtige Philipp Iv., der Schöne, ertheilte nämlich seinen Beamten den heimlichen Befehl, sämmtliche Juden des Landes an einem und demselben Tage in Haft zu nehmen. Vier Wochen später, den 22. Juli 1306 (10. Ab), wurden sämmtliche Juden ohne Unterschied des Standes, Alters und Geschlechtes, ergriffen und eingekerkert, zugleich wurde ihnen eröffnet, dass sie mit Zurücklassung ihres beweglichen und unbeweglichen Vermögens binnen Monatsfrist das Land meiden müssten. Aller Mittel entblösst, traten die Unglücklichen im September 1306 die Wanderschaft an; verhält-nissmässig wenige, die sich von ihren Gütern nicht trennen mochten, wechselten,

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 103

1888 - Leipzig : Engel
— 103 — Taufe an, und da sie, ihrem Glauben unerschütterlich treu, auf einen solchen Tausch nicht eingehen wollten, vertrieb er sie im Jahre 1360 aus dem Lande. Sie zogen sich nach Oesterreich und Böhmen zurück. Fünf Jahre später nahm er sie wieder auf und setzte sie in ihre alten Rechte wieder ein. Viele der aus Deutschland, Böhmen und ändern Staaten vertriebenen Juden fanden in Ungarn Asyl: so ertheilte König Sigismund im Jahre 1397 dem Banus Gara und dessen Bruder die Erlaubniss, zur Colonisirung ihrer Güter die vertriebenen Juden aufzunehmen. Sigismund, der sich stets in Geldverlegenheit befand und die Juden seines Reichs bei jeder Gelegenheit brandschatzte, legte auch den Juden Ungarns neue Steuern auf und betraute eigens bestellte „Judenrichter“ auch mit der Eintreibung derselben; wol im eigenen Interesse gab er ihnen ein Wuchergesetz, das von den nachtheiligsten Folgen für die Juden selbst war. Infolge der häufigen Klagen über den Wucher der Juden befreite Albrecht I. bald nach seinem Regierungsantritte die christlichen Schuldner von der Verpflichtung, den Juden Zinsen zu zahlen, und Matthias Corvinus, der ihnen ihre alten Freiheiten 1464 bestätigte, befahl, dass in Städten nur die Hälfte der verschriebenen Zinsen an den Gläubiger, die andere Hälfte an die Bürgerschaft gezahlt werden solle, ja 1475 verbot er den Juden liegende Güter als Pfand anzunehmen. Solange Matthias Corvinus lebte, waren die ungarischen Juden vor Unbill geschützt, bald nach seinem Tode brachen auch für sie trübe Zeiten ein, sodass sie die Wahrheit des ungarischen Volksspruches erfuhren: König Matthias ist gestorben; hin ist die Gerechtigkeit! Vier Jahre nach dem Tode des grossen Königs (1494) entstand wegen einer Blutbeschuldigung in Tyrnau, wo Eisak Tyrnau, der Verfasser eines Schriftchens über „Minhagim“ (Gebräuche) lebte, eine Judenverfolgung, welche 15 Jahre später in dem benachbarten Bösing Nachahmung fand, und kurz vor Ende des 15. Jahrhunderts (1495) stürmte der Pöbel die Judenhäuser in Ofen. Unter König Ludwig H., dessen Münzmeister ein Jude, Isaak, und dessen Finanzminister der später zum Judenthume zurückgekehrte Emmerich (Ephraim) Szerencses gewesen, war die Lage der Juden in Ungarn unerträglich geworden und nach der Schlacht bei Mohacs (1526) wurden auf Befehl der Königin Maria die Juden nicht nur aus Pressburg und Oedenburg, sondern auf Beschluss des Landtags auch aus allen Städten und Festungen vertrieben. Eine grosse Anzahl ungarischer Juden hatten sich infolge einer Aufforderung des R. Isaak Zarfati noch vor der Vertreibung nach der Türkei begeben. Die Geschichte der Juden in Polen reicht in ein noch höheres Alter zurück als die der in Ungarn. Zur Zeit des ersten Kreuzzuges zogen aus Deutschland und Böhmen Juden, zum grössten Theil ihrer Habe beraubt, in grossen Scharen nach Polen, wo sie sich über das ganze Land ausbreiteten, sich mit, Ackerbau und Handwerk beschäftigten, auch gleich den christlichen Einwohnern Freiheiten genossen. Polen war jedoch ihres Bleibens nicht. Schon im Jahre 1124 erliessen die polnischen Fürsten den Befehl, dass alle Juden aus dem Lande zu vertreiben und nicht mehr einzulassen seien. Ob diese Vertreibung nur theilweise ausgeführt worden ist, oder ob die Vertriebenen bald zurückgekehrt sind, genug, um Mitte des 12. Jahrhunderts befinden sich in Polen wieder

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 83

1888 - Leipzig : Engel
— 83 — Christen in Saragossa ermordet und von der Kirche heilig gesprochen. Nach wenigen Jahren loderten in ganz Spanien die Scheiterhaufen, auf welchen Tausende von Marannen ihren Geist aufgaben. Dass die fromme Isabella, um von dem geldgierigen Ferdinand ganz zu schweigen, mehr aus Ehrgeiz und Gier nach vergänglichen Gütern als aus Eifer für den Glauben die Errichtung und Befestigung des Glaubenstribunals betrieb, musste selbst der Papst Sixtus zugeben; die katholischen Majestäten brauchten Geld, darum verfolgten sie die Marannen und entzogen dem Lande die besten Kräfte. In dieser trüben Zeit stand bei dem katholischen Königspaar in hohem Ansehen der Mann, der die stattliche Reihe jüdischer Staatsmänner auf der pyrenäischen Halbinsel in würdiger Weise beschloss: Don Isaak Abravanel. Isaak Abravanel, geboren 1437 zu Lissabon, wo sein Vater D. Juda Schatzmeister des Infanten D. Fernando war, genoss eine sorgfältige Erziehung und bildete sich im Umgange des damaligen lissaboner Rabbiners und Bibel-Commentators Joseph Chajun. Der frühreife Isaak, der sich mit den jüdischen und arabischen Philosophen vertraut gemacht hatte, legte einen besondern Werth darauf, mit dem äussern Glanze, der sein Haus umgab, auch den Ruhm der Gelehrsamkeit zu vereinen und als Schriftsteller zu gelten. Schon in seiner Jugend fasste er sowol den Plan zu einem umfangreichen Commentar der heil. Schrift, als er auch mehrere Scliriftchen philosophischen und theologischen Inhalts verfasste. Grössern Ruhm als durch seine Jugendarbeiten erwarb sich Abravanel durch seine staatsmännische Thätigkeit. Der König Affonso Y. von Portugal schätzte den reichen, gebildeten und liebenswürdigen Mann so sehr, dass er ihn zu seinem Schatzmeister ernannte und ihm sein volles Vertrauen schenkte. Seiner Glaubensgenossen nahm sich Abravanel stets mit inniger Liebe an. Als nach der Eroberung der afrikanischen Hafenstadt Arzilla durch Affonso 250 Personen jüdischen Stammes als Sklaven und Sklavinnen verkauft worden waren, sammelte er 10000 Golddoublonen, um die Unglücklichen loszukaufen, und wendete sich mit der Bitte um milde Beiträge auch an den ihm befreundeten, sehr reichen Jechiel in Pisa, dem er auch seinen Freund Sezira empfahl, als dieser ein Gratulationsschreiben des Königs an den Papst überbringen sollte. Die glückliche Stellung Abravanel’s dauerte jedoch nur bis zum Tode Affonso’s (1481). Sein Sohn und Nachfolger Juan (Joao) ü., ein finsterer und herzloser Mann, liess seinen Verwandten, den Herzog von Braganza, tödten und schöpfte auch gegen Abravanel, der zu der Familie Braganza in freundschaftlichen Beziehungen stand, Verdacht. Zur rechten Zeit gewarnt, flüchtete er nach Castilien; sein zurückgelassenes Vermögen zog der König für den Staatsschatz ein. Frei von anderweitigen Geschäften widmete sich der verarmte Abravanel der literarischen Thätigkeit. Nach Vorträgen, die er in Toledo in einem Kreise lernbegieriger Männer gehalten, bearbeitete er die ersten Propheten und zwar verfasste er den Commentar zu den Büchern Josua, Richter und Samuel in der kurzen Zeit von November 1483 bis April 1484. Als er den Commentar zu den Büchern der Könige beginnen wollte, wurde er an den Hof des Königspaars Ferdinand und Isabella berufen und mit dem Amte eines königlichen Steuerpächters betraut, dem er mit aller Treue und Gewissenhaftigkeit acht Jahre Vorstand. In dieser

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 90

1888 - Leipzig : Engel
- 90 — Ausserdem bezog er die halbe Judensteuer, d. h. die Hälfte von dem was die Juden , den Landesherren zu zahlen hatten, und eine Krönungssteuer. In einzelnen Reichsstädten hatten sie noch besondere Leistungen an den königlichen Hof zu übernehmen; so waren sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu Frankfurt a. M. verpflichtet, bei Anwesenheit des Kaisers das Pergament für die Kanzlei zu liefern, den Hof mit Bettzeug und die Küche mit Kesseln zu versorgen, selbst an kaiserliche Beamte bestimmte Summen zu zahlen. In den Städten wurden sie zu den verschiedensten Steuern und Lasten herangezogen und der Kirche mussten sie von allem ländlichen Grundbesitz den Zehnten abliefern. Drückender noch als alle diese Steuern war der Leib zoll. Die vielen Fehden und die förmlichen Räubereien, welche im Mittelalter die Strassen unsicher machten, legten jedem Reisenden die Nothwendigkeit auf, sich zum Schutze seiner Güter und seines Lebens ein starkes Gefolge oder sichere Bedeckung mitzunehmen. Die Juden willigten daher in die Annahme des Geleits und in die Zahlung des Geleitgeldes gern ein. Als dies aber nach Abschaffung des Faustrechts entbehrlich wurde, mussten die Juden dessenungeachtet den Geleitzoll oder Judenleibzoll noch ferner leisten. Jeder Jude, der auf seiner Reise ein fremdes Gebiet berührte, musste, so oft dies der Fall war, den Zoll erlegen. Die Höhe der Abgabe wurde durch besondere Verordnungen festgesetzt. In Mainz mussten die Juden an den Zollstätten des Erzbisthums, um sie noch besonders zu demüthigen, einige Würfel entrichten. Auch wenn der Leichnam eines Juden von dem Orte seines Todes nach einem Friedhofe gebracht wurde, forderte man an den Orten, wo der Leichenzug vorbeikam, oder an der Begräbniss-stelle selbst ein Geleitgeld. Dass unter so drückenden Verhältnissen auch das geistige Leben der deutschen Juden sich nicht entwickeln konnte, wird jeder natürlich finden; in ihren Geisteserzeugnissen spiegeln sich ihre Leiden ab. Ihre Dichter wählten in Klage- uund Bussgebeten die Kreuzzugs-Schrecken zum Thema, so Kalonymos den Jehuda, David den Meschullam und Ephraim den Jakob oder Ephraim aus Bonn. Die geistige Frische, welche sich die deutschen Juden dennoch unter so vielen Leiden bewahrten, verdankten sie dem Talmudstudium, das emsig von ihnen gepflegt wurde. Unter dem Namen R. Jehuda Hachasid (der Fromme) bekannt ist der 1216 in Regensburg gestorbene Jehuda den Samuel aus Speier, dem das „Buch der Frommen“ (Sepher Chasidim) zugeschrieben wird und der auch die Reiseberichte des Petachia aus Prag aufgezeichnet hat. In seiner Frömmigkeit empfahl er für die des Hebräischen Unkundigen das Beten in der Landessprache. Sein bedeutendster Schüler war der 1238 gest. Elasar den Jehuda, Rabbiner in Erfurt und Worms, R. Elasar aus Worms genannt, dem 1196 oder 1214 Frau und Kinder von Kreuzrittern erschlagen wurden; er war talmudischer Autor, liturgischer Dichter, studirte astronomische Schriften, schrieb Commentare zu mehreren biblischen Büchern und galt den deutschen Juden als der Vater der Kabbala. Ausser seinem oft gedruckten Hauptwerke „Rokeach“, enthaltend Entscheidungen über Ritualien, ist von seinen Arbeiten wenig vorhanden. Auch ein jüdischer Minnesinger wird neben Walther vor der Vogelweide und Wolfram

7. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 94

1888 - Leipzig : Engel
— 94 - Fürsten sahen aber bald ein, dass sie der Steuern und des Handels wegen die von ihnen tiefgehassten Juden doch nicht entbehren könnten; man öffnete ihnen gern wieder die Thore, die ihnen hundert Jahre und noch länger verschlossen bleiben sollten und überall, wo früher jüdische Gemeinden bestanden, liessen Juden sich wieder nieder. Man liess ihnen Zeit um sich zu erholen und neue Schätze zu sammeln — und neue Leiden zu ertragen. §3. E. Meir aus Rothenburg und seine Schüler. Trotz aller grausamen Verfolgungen hörten die deutschen Juden, wie gedrückt ihr Geist auch war, nicht auf, treu ihrem väterlichen Glauben, das Studium des Gesetzes zu pflegen. Die alten Gemeinden Mainz, Worms, Speier, deren Einrichtungen und Statuten (Tekonot Schum=Speier, Worms, Mainz) massgebend tür die Juden Deutschlands im Allgemeinen waren, galten als diejenigen, „von wo die Lehre für ganz Israel ausging“. Die erste Autorität unter den deutschen Rabbinern in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war R. Mei'r den Baruch aus Rothenburg; gleich Gerschom und Raschi wurde ihm die Ehrenbezeugung „Licht“ verliehen. Er war geboren in Tvorms und Schüler des Samuel aus Falaise, sowie des Wiener Rabbiners Isaak den Moses, nach seinem Werk „Or Sarua“ auch Isaak Or Sarua genannt. Nachdem er in Constanz, Nürnberg, Augsburg und Mainz als Rabbiner gewirkt, fasste er, um den in Süddeutschland alljährlich sich wiederholenden V erfolgungen zu entgehen, den Entschluss, gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers mit seiner Familie auszuwandern und sich nach Palästina zu begeben. Schon hatte er die Lombardei erreicht, als er in einer am Gebirge liegenden Stadt von einem getauften Juden, welcher sich im Gefolge des aus Rom zurückkehrenden Bischofs von Basel befand, erkannt und auf Veranlassung des Bischofs von dem Grafen Mainhard von Görz verhaftet wurde (1286). Kaiser Rudolph hielt nunmehr den ihm ausgelieferten berühmten jüdischen Gelehrten im Schlosse Ensislieim im Eisass gefangen, in der Voraussetzung, dass die Juden kein Opfer scheuen würden, ihrem hochverehrten Rabbiner die Freiheit zu erkaufen. Die jüdischen Gemeinden waren in der That bereit, das von dem Kaiser geforderte Lösegeld im Betrage von 20000 Mark zu erlegen, und Ascher den Jechiel hatte auch bereits Bürgschaft für die Summe geleistet, aber R. Me'ir wollte durch ein solches Opfer nicht frei werden; er erklärte in seiner Bescheidenheit, dass jener Preis für seine Person viel zu hoch wäre, er wolle dulden, nicht aber die Veranlassung sein, dass der Kaiser die Verhaftung der Rabbiner zu einer neuen Einnahmsquelle mache. R. Meir blieb daher ferner in Haft, wo er seinen Studien oblag, Bescheide und Gutachten ertheilte und mit seinen Schülern verkehrte. Aus Achtung vor dem Gebot des edlen Mannes unterblieb seine Auslösung, und er starb im Gefängniss, 27. April 1293. Kaiser Albrecht lieferte aber die Leiche nicht aus, sodass sie mehr als ein Jahrzehnt unbeerdigt blieb, bis zuletzt ein reicher kinderloser Mann aus Frankfurt a. M., Süsskind Wimpfen, durch Entrichtung einer hohen Summe vom Kaiser die Erlaubniss erwirkte, die Leiche in Worms zu bestatten (1307). Neben ihm fand auch Wimpfen seine letzte Ruhestätte.

8. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 96

1888 - Leipzig : Engel
— 96 - Um die Juden zu demüthigen und von der Gesellschaft auszuschliessen, mussten sie gleich ihren Glaubensbrüdern in ändern Ländern eine bestimmte in die Augen fallende Kleidung oder andere in die Augen fallende Zeichen, die Männer einen Ring aus rothem oder gelben Tuch, einen gehörnten Hut, die Weiber Streifen am Schleier tragen. In manchen deutschen Städten wurde ihnen auch geboten, lange Bärte zu tragen, in ändern wieder, die Bärte alle vier Wochen zu kürzen. Eine andere Ausgeburt des mittelalterlichen Judenhasses war der Judeneid. Bereits der Schwabenspiegel bestimmte, dass der Jude bei Ablegung eines Lides auf einer Sauhaut, auf der Haut des Thieres stehen solle, welches zu essen ihm seine Religion verbietet, an manchen Orten musste er auf einem dreieckigen Schaukelstuhl oder auf einer in Lammblut getauchten Haut stehen. Der Eid wurde in der Synagoge auf der Thora geleistet. Die in Anwendung gebrachten verschiedenen Eidesformeln waren voll Verwünschungen und Verfluchungen, gegen die sich jedes menschliche Gefühl empören musste. Trotz der dicken Scheidewände, welche die Juden von den christlichen Einwohnern trennten, fühlten beide dennoch den tiefen Zug eines gegenseitigen Bedürfnisses. Die Juden waren gehasst und doch unentbehrlich, denn in ihren Händen lag der Handel, sie galten als die natürlichen Darlehnsgeber. Der Güterbesitz war ihnen versagt, der Landbau verleitet, vom Handwerk waren sie durch die Innungen und Zünfte ausgeschlossen, es blieb ihnen nichts anders übrig als Handel und Geldgeschäfte. Die von ihnen betriebenen Geldgeschäfte führten nothwendig zum Wucher wie sehr auch die Rabbiner auf Grund des Religionsgesetzes dagegen eiferten. Im 14. und 15. Jahrhundert schwankte der gesetzliche Zinsfuss zwischen 21 und 86 Prozent, und in manchen Städten war es den Juden gesetzlich gestattet, 100 bis 120 Procent zu nehmen. Dem so von den Fürsten und Kaisern genährten Wucher verdankte es der Jude im Mittelalter, dass ihm trotz allem nationalen Hasses und aller religiösen Unduldsamkeit überall der Aufenthalt gestattet wurde, ihm hatte er es aber auch zuzuschreiben, wenn von Zeit zu Zeit sich jener Hass in Wuthausbrüchen und Verfolgungen wieder Luft machte. Die Verfolgung, welche 1384 in Schwaben und Franken wüthete, trug ganz offen den Charakter der Beraubung; im darauf folgenden Jahre wurden die Juden in allen schwäbischen Bnndesstädten gefangen genommen und ihrer Forderungen beraubt; ähnliche Scenen wiederholten sich gar oft. Waren die weltlichen und geistlichen Fürsten den Juden verschuldet, so glaubten die Kaiser sich berechtigt, die Forderungen der Juden für null und nichtig zu erklären. So erliess Kaiser Wenzel 1390 eine Verordnung, dass sämmtliche Schuldforderungen der Juden an Christen erloschen und sämmtliche Pfänder der Christen auszuliefern seien. Kaiser Ruprecht, welcher diesen Erlass bestätigte, betrachtete das Vermögen der Juden als sein Eigenthum, über das er nach Willkür schalten und walten konnte; zur Eintreibung der Judensteuern bestellte er einige Juden und ernannte aus finanziellen Rücksichten den „jüdischen Meister Israel, einen gelehrten und redlichen Juden, zum obersten Hochmeister oder Oberrabbiner über alle Hochmeister und Juden und Jüdinnen in deutschen Landen“; er war mit der Ein-

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 17

1888 - Leipzig : Engel
— 17 — zugeben und Erwartungen von höherm Glück zu nähren; aber endlich verzweifeln die Menschen daran, dass sie fähig seien, auf natürlichem Wege, durch Verstand und Thätigkeit, die Zustände zu verbessern, und hoffen auf einen Retter mit höherer Macht. So führte auch das Elend der Zeit viele Juden zu der Hoffnung auf die Ankunft eines Messias. Mehrere Schwärmer traten auf, die sich für den Messias ausgaben, sie waren aber nicht im Stande, sich einen Anhang zu verschaffen; besser glückte es Jesus von Nazareth, dem Sohne des Zimmermanns Joseph und der Mirjam oder Maria. Sein freundliches Wesen, seine Milde und banft-muth verschafften ihm viele Anhänger, namentlich unter den niedern Yolksclassen und bei den leichtgläubigen Weibern, die um so treuer an ihm hingen, je erbitterter seine Gegner ihn hassten. Er hatte es nicht, wie seine Schüler und Jünger, die Apostel, auf einen Umsturz des Judenthums abgesehen, er tadelte nur die Strenge der Pharisäer und setzte sich über einzelne Vorschriften, die ihm nicht bedeutend genug schienen, hinweg; erst später gab er sich für den Messias und den König der Juden aus und lehnte sich somit gegen die staatliche Ordnung und den römischen Kaiser auf, sodass er von den Römern zum Tode ver-urtheilt wurde (33). Sein Auftreten trug wesentlich dazu bei, dass viele Heiden den einzigen Gott bekannten, wie denn auch viele derselben zum Judenthum sich bekehrten. Diesem in seinem Anfänge unscheinbaren Ereignisse, das später als Christenthum von welthistorischer Bedeutung wurde, steuerten die Pharisäer kräftig entgegen. Mit besonderm Eifer für die Erhaltung des Judenthums und seiner Lehre wirkten in dieser Zeit die beiden Vorsitzenden des Synhednon, Hillel und Schammai, beide Schüler der genannten Schemaja und Abtalion. Wol selten waren Männer entgegengesetztem Charakters zu gemeinschaftlicher Thätigkeit berufen. Hillel, ein Babylonier, kam in frühem Alter nach Jerusalem und hatte mit Noth und Armuth zu kämpfen. Seine Liebe zum Studium des Gesetzes war so gross, dass, als er einmal dem Thürhüter des Lehrhauses die Eintrittsgebühr nicht entrichten konnte, er mit Lebensgefahr das Dach desselben erkletterte, um dort dem Vortrage der Lehrer zu lauschen. Hier fand man ihn den folgenden Morgen vor Kälte erstarrt und fast leblos. Hillel erwarb sich tiefe und ausgebreitete Kenntnisse, erlangte bald den Gelehrtentitel und später die Würde eines Nasi (Fürst). Verehrt wegen seiner Gelehrsamkeit, war er bei dem Volke beliebt wegen seines Charakters; er war ein Muster von Sanftmuth, Milde und Bescheidenheit. Zwei Personen gingen eine Wette ein, indem der Eine behauptete, er werde Hillel zum Zorn reizen. Er ging zu ihm, es war kurz vor Eintritt des Sabbats als er gerade im Bade war, dreimal hintereinander, und legte ihm die närrischsten Fragen vor. Hillel trat heraus und gab ihm Antwort, immer in derselben gelassenen Weise. Als der Wettende zum dritten male seinen Versuch gescheitert sah, da sprach er heftig: „Wie Du bist, mögen nicht viele sein in Israel“! „Warum, mein Sohn“? fragte Hillel. „Nun, ich habe durch Dich eine grosse Wette verloren“. „Verliere Du lieber Deine Wette, als ich meine Ruhe und Ergebung“, sprach Hillel. Pro-selyten wandten sich sowohl an ihn als an Schammai. Einst kam ein Proselyt zu Schammai und sprach: „Ich will in das Judenthum eintreten unter der Be- 2

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 80

1888 - Leipzig : Engel
— 80 — mische Abhandlung über die Glaubensartikel des Judenthums, welche, in spanischer Sprache geschrieben, von Joseph den Schemtob ins Hebräische übersetzt wurde. § 14. Vicente Ferrer und die Keligionsdisputation in Tortosa. So lange Heinrich Iii. regierte, war die Lage der Juden eine erträgliche; er bestrafte Fernando Martinez, den Urheber des Gemetzels von 1391, gestattete den Juden den Erwerb von Ländereien und bediente sich jüdischer Leibärzte, wie des D. Meir Alguades, D. Moses Ibn Zarzal u. A. Kaum war aber der junge kränkliche König seinen Leiden erlegen, so begannen für sie wieder unglückselige Zeiten. Zu seinem Testamentsvollstrecker und zum Erzieher des kaum zweijährigen Thronfolgers D. Juan hatte der sterbende König den Judenfeind Paul de Burgos ernannt, und mit ihm gelangte der Klerus zu unumschränkter Gewalt. Ein Predigermönch aus Valencia, Vicente Ferrer, der im Kufe der Heiligkeit stand, zog, das Kreuz in der einen Hand, die Bibel in der ändern, von Gemeinde zu Gemeinde, und trieb die Juden in die Synagogen, wo sie seine Bekehrungspredigten mitanhören mussten. Die ihn begleitende bewaffnete Mannschaft stand ihm in seiner Judenbekehrung hülfreich zur Seite. Um die glaubensstarken Juden zu demiithigen und sie zur Annahme des Christen- thums zu veranlassen, setzte er es bei der frommen Königin-Mutter durch, dass im Januar 1412 ein Gesetz erlassen wurde, wonach die Juden nur in Judengassen wohnen, keinerlei Handwerk treiben, keine ärztliche Praxis ausüben, überhaupt mit keinem Christen in geschäftliche Beziehung treten durften; lange Kleider von grobem Stoffe und das Judenabzeichen zu tragen, schärfte das Gesetz mit aller Strenge ein, ebenso wurde ihnen bei Verlust des Vermögens und der persönlichen Freiheit verboten, Spanien zu verlassen. Mehr noch als die Bekehrungspredigten Vicente Ferrer’s bewirkten diese sie so erniedrigenden Gesetze. Aus Liebe zum Leben und zum Vermögen waren viele Juden in Castilien und Aragonien, wohin sich Ferrer ebenfalls begeben hatte, schwach genug, ihren Glauben zu verleugnen. Durch Ferrer und dessen Erfolge ermuthigt, fasste der entsetzte Benedict Xiii., der von Spanien und Frankreich noch als Papst anerkannt wurde, die Bekehrung der Juden ernstlich ins Auge. Zu diesem Zwecke liess er mit Bewilligung des aragonischen Königs D. Fernando an die gelehrtesten Kabbiner Aragoniens Ende 1412 die Einladung ergehen, sich zu einer öffentlichen Disputation in Tortosa zu versammeln. Der Abtrünnige Josua Halorki oder Hieronymus de Santa Fe, der dem Papste als Leibarzt diente, war dazu ausersehen, seine frühem Glaubensgenossen öffentlich zu bekämpfen. Diesem Täufling gegenüber standen an 20 der angesehensten Männer Aragoniens, unter ihnen der Arzt und Dichter Don Vidal Benveniste aus Saragossa, Serachja Halewi Saladin, der Uebersetzer eines arabisch-philosophischen Werkes, Joseph Ibn J a c h i a u. a. m. Die Disputation, die merkwürdigste die je gehalten wurde, fand in Gegenwart des Papstes, vieler Cardinäle und einer Menge von Zuhörern statt; sie dauerte von Februar 1413 bis November 1414, nahm 68 Sitzungen in Anspruch
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