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In Pilgertracht gekleidet und von einigen Priestern und Mönchen geleitet, zogen die Kinder in großen Scharen nach dem Mittelmeere, um sich daselbst einzuschiffen. Viele aber erlagen den Anstrengungen des Weges, andere fielen Seeräubern in die Hände, und nur wenige kehrten, von ihrer Schwärmerei geheilt, in die Heimat zurück. Obwohl mehr als sechs Millionen Menschen ihr Leben für die Eroberung des heiligen Landes dahingegeben hatten, so konnte man sich doch nicht dauernd den Besitz desselben sichern. Jerusalem, Bethlehem und andere eroberte Städte gingen nach und nach wieder in die Hände der ^291^ Türken über, und 1291 mußte nach dem unglücklichen Ausgange des siebenten Kreuzzuges auch Akkon, die letzte „fränkische" Besitzung, abgetreten werden. Damit hatten die Kreuzzüge ihr Ende erreicht.
10. Einfluß der Kreuzzüge auf die Kultur. Wenn durch die Kreuzzüge ein äußerer Erfolg auch nicht erzielt worden ist, so sind sie doch für die Entwicklung der europäischen Kultur von großer Bedeutung gewesen. Durch sie gewann der Papst, der ja als der eigentliche Oberbefehlshaber angesehen wurde, ganz bedeutend an Ansehen. Durch sie wurde der Ritterstand begeistert, sein Schwert dem Dienste Gottes zu widmen und für die Ausbreitung des Evangeliums zu wirken. (Ritterorden S. 46.) Den reichsten Gewinn aber trugen die Städte davon. In den fremden Ländern und Städten lernte man fremde Sitten und Gebräuche, Künste und Gewerbe kennen. Bald entwickelte sich nun auch in der Heimat das Gewerbe zu großer Blüte; man fing an, mit fernen Ländern Handel zu treiben, und so gelangten die Bürger in den Städten zu großem Wohlstände. Auch für die Bauern waren die Kreuzzüge nicht ohne wichtige Folgen: viele Leibeigene erlangten durch ihre Teilnahme Freiheit und Selbständigkeit.
4. friedricb I. 1152—1190.
1. Kampf der Welfen mit den Hohenstaufen. Mit Konrad Iii. (1138 bis 1152) beginnt die Reihe der hohenstausischen Kaiser, deren Stammschloß sich auf dem Staufen (mitten im Schwabenlande) befand. Zu feiner Zeit war der mächtigste Fürst in Deutschland Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen. Da er sich empörte, wurde er seiner beiden Länder entsetzt. Nach seinem Tode erhielt sein zehnjähriger Sohn, der nachmalige Heinrich der Löwe, nur Sachsen zurück. Sein Oheim Welf griff für ihn zum Schwerte. Bei Weinsberg kam es zur Schlacht. Das Feldgeschrei der Bayern war: „Hie Welf!" — die Losung der Hohenstaufen: „Hie Waiblingen!" (Stammgut der Hohenstaufen.) Daraus entstanden die Parteinamen „Welfen" (auf deren Seite auch der Papst stand) und „Waiblinger", die die streitenden Parteien im Kampfe zwischen Kaiser und Papst bedeuteten, der in der Folge ein ganzes Jahrhundert Deutschland zerrüttete. (Gedicht: Die Weiber von Winsperg, von Chamisso.)
2. Friedrich Barbarossa. Friedrich, aus dem Hanse der Hohenstaufen, war ein stattlicher Held, mit blauen Augen und hellblondem, lockigem Haar. In allen ritterlichen Künsten geübt, war er noch als Greis kräftig wie ein Jüngling. Demütige Bitte fand leicht bei ihm Gehör, und den Armen teilte er oft mit eigener Hand Almosen aus. Seines rötlichen Bartes wegen nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. h. Rotbart.
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Bethlehem Akkon Staufen Schwabenlande Deutschland Sachsen Sachsen Schwerte Weinsberg Waiblingen Deutschland Winsperg
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3. Anastasia. („Anastasia" von Beyer.) Während seiner Abwesenheit führte Heinrichs Gemahlin mit ihren Söhnen Heinrich und Johann das Regiment. Ihnen zur Seite standen die tüchtigen Räte Detwig von Oertzen und Heino von Stralendorf. Lie erfuhren bald von der Gefangennahme des Gatten und Vaters und boten alles auf, ihn freizubekommen. Aber vergebens. Dazu hatten sie Not von allen Seiten. Die Herzöge von Werle beanspruchten die Vormundschaft. Es kam zu schweren Kämpfen. (Johann von Gadebnfch.) Falsche Heinriche traten auf. Sie wurden entlarvt und der eine in der Stepnitz bei der Börzower Mühle ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt. 1289 ertrank des Pilgers Sohn Johann in der Nähe von Poel.
4. Des Pilgers Rückkehr. Man hatte die Hoffnung aufgegeben, daß der Fürst jemals wieder zurückkehren werde, und doch geschah es. Ein neuer Sultan kam in Ägypten auf den Thron. Er ließ den frommen Fremden, den das ganze Land für einen Heiligen hielt, zur Weihnachtszeit 1297 frei. Man erzählt, Heinrich habe des Sultans kranke Hand geheilt. Zu Pfingsten im nächsten Iah* war der Pilger schon beim Papst in Rom. Dann gings der Heimat zu. Sein Sohn, der zum stattlichen Krieger herangewachsen war, berannte gerade die Raubritterburg Glaisiu bei Grabow, als des Vaters Ankunft gemeldet wurde. Bei Hohen-Vicheln traf Anastasia mit ihrem Gatten zusammen. Sie erkannte ihn gleich. Freudig empfing sie ihn mit den Worten: „O Sohn, ja dieser ist mein Herr!" Aber Heinrichs Gesundheit hatte in der langen Gefangenschaft doch so sehr gelitten, daß er schon 1302 starb.
3. Die Bauern.
1. Ter Bauernstand. Die Bauern waren ursprünglich freie Leute. Jeder hatte einen Hof mit mehreren Hufen Land. Den Hof erbte in der Regel der älteste Sohn, die anderen Söhne blieben als Knechte bei ihm. In Westfalen und Friesland und in den Ansiedlungsgebieten im Norden und Osten saßen noch im späten Mittelalter freie Bauern als wohlhabende Herren auf ihren stattlichen Gütern. Die meisten Bauern gerieten immer mehr in Abhängigkeit. 2>ie Zinsbauern entrichteten für das erhaltene Gut eine Abgabe, z. B. den Wachszins an die Kirche. Im übrigen war sie frei. Den Fronbauern war Land zur Bewirtschaftung übergeben, wofür sie dem Grundherrn nicht nur die Lebensrnittel in die Küche lieferten, sondern auch die Dienste verrichteten, die in der herrschaftlichen Haushaltung vorsielen. Zu bestimmten Zeiten mußten die Gefälle wie Gänse, Hühner, Schweine, Fische, Butter, Eier, Korn, Kessel und Töpfe enttichtet werden. In späterer Zeit traten an die Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Steuern genannt wurden. Da diese in der Regel an den Festtagen erhoben wurden, so erklären sich daraus die Namen Michaelissteuern, Osterzinsen, Weihnachtshühner usw. Manche hörige Bauern mußten am Hofe die Ofen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz spalten, Nachtwachen leisten und Botengänge verrichten. Zuweilen auch mußte der Bauer mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten und ihm Holz, Mehl und Steine herbeifahren, feinen Acker bestellen oder die Ernte besorgen. Beim Tode des Mannes konnte der Herr das beste Stück Vieh (das Besthaupt) aus dessen Stalle holen. Die Aufsicht über diese unfreien Bauern führte der Meier,
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Extrahierte Ortsnamen: Sternberg Rom Grabow Westfalen Friesland
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die Kinder und Enkel noch verschönerten. Am Marktplatze, der mit einem Brunnen geziert war, lag das stattliche Rathaus, daneben das Kaufhaus, wo die Kaufleute ihre Waren feilboten. Besonders schön waren die Kirchen mit ihren weithin sichtbaren Türmen, an denen frommer Eifer viele Jahrzehnte unter großen Opfern baute. Der Cöluer Dom, der Straßburger und Ulmer Münster sind Zengen von der Größe und Kraft des städtischen Bürgertums.
3. Bewohner. Wer in der Stadt wohnte, war frei. „Stadtluft macfrt frei", sagte man. Wenn ein Höriger Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatte, so konnte sein Herr keinen Anspruch mehr auf ihn erheben. Die vornehmsten und reichsten Bürger bildeten die Geschlechter oder Patrizier. Sie hatten fast den ganzen Grundbesitz inue und waren nicht selten unermeßlich reich. In ihren Häusern sah es prächtig aus und strahlte alles von Gold und Silber. Den übrigen Stadtbewohnern gegenüber hatten die Patrizier titele Vorrechte. So z. B. wählten sie den Schultheißen, sowie die Schöffen und Ratsherren ans ihrer Mitte. Nach langen, blutigen Kämpfen erreichten die Handwerker, daß auch sie Sitz und Stimme im Rat erhielten.
4. Handel und Verkehr. Der Wohlstand einer Stadt hing ab von der Bedeutung ihres Handels. Die Seestädte, besonders Genua und Venedig, holten die Schätze des Morgenlandes: Gewürz, Seide, Zucker, Waffen mit ihren Schiffen herbei. Auf Saumtieren wurden die Waren dann durch die Alpenpässe nach Augsburg und Nürnberg gebracht und von hier aus in alle Teile Deutschlands verkauft. Ein Mittelpunkt des Handels am Oberrhein war das „goldne" Mainz; am Niederrhein blühte Cöln empor, das damals den Seeschiffen erreichbar war. Wollte der Kaufmann Waren einkaufen, so begab er sich, in der Regel zu Pferde und gut bewaffnet, nach Frankfurt, Cöln, Breslau ober einem anderen Ort. Dort wurden besonders an Sonn- und Festtagen, wenn sich viele Leute zur Messe emgefunben hatten, die Waren gehanbelt. Daher hießen die Märkte auch Messen. Wenn möglich, würden die gekauften Waren auf ein Schiff verlaben, das auch der Kaufherr bestieg; bemt er bürste in den unsicheren Zeiten seine Schätze nicht aus beut Auge lassen. Die Fahrt war mit vielen Hinbernissen verknüpft. Wenn das Schiff irgenbwo das Ufer berührte, so verfiel die ganze Labung dem Besitzer des Uferlandes. Manche Städte und Ritter sperrten den Fluß durch ein Seil und verlangten einen Zoll. In bestimmten Stapelorten mußten alle Waren ansgelaben und ans beut Markte 2—3 Tage lang zum Verkaufe ausgestellt werben. War zur Weiterreise ein Frachtwagen nötig, so mußte biefer hier in der Stadt gemietet werben. Er würde nach Bebarf mit 8—10 Pferden bespannt. Die Straße war, bamit der Zoll nicht umgangen werben konnte, genau vorgeschrieben. Wer bei sanbigeu ober sumpfigen Stellen zur Seite fuhr ober einen Richtweg einschlug, hatte hohe Strafe zu zahlen. Warf der Wagen um ober berührte die Achse den Boben, so gehörte die abgefallene Ware ober wohl gar der Wagen nebst Ladung dem Herrn des Grund und Bobens, ans dem. das Unglück geschehen war. Führte der Weg über eine Brücke, so mußte ein Brückengelb gezahlt werben. Wo Räuber und Wegelagerer den Weg unsicher machten, ba mußte sich der Kaufherr öon dem Herrn des Laubes das Geleit kaufen, wofür ihn biefer ungefährbet durch fein Gebiet führen ließ. Erst nach wochenlanger, mühseliger Fahrt kam
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der Kaufherr — nicht seilen nur mit einem Bruchteile der gekauften Warnt — in der Heimat an. Trotz all dieser Hindernisse, die dem Handel bereitet wurden, wuchs der Reichtum der Kaufherren. In Augsburg hatten zur Reformationszeit die Fugger und Welser die Schuldverschreibungen mancher Fürsten in ihrer Truhe.
Die Juden waren von den Zünften und Kaufmannsgilden ausgeschlossen und dadurch auf den Beruf als Geldwechsler und Geldverleiher hingewiesen. Und das um so
mehr, als den Christen das Zinsnehmen von der Kirche verboten war. Die Juden aber
nahmen bis 33%%, ja sogar bis 43y3%. Da geriet mancher tief in ihre Schuld, während viele Juden große Reichtümer anhäuften. So zogen sie sich den Haß der ihnen Verschuldeten und der Besitzlosen zu, der sich von Zeit zu Zeit in furchtbaren Verfolgungen Luft machte. Man beschuldigte sie dann törichterweise auch, sie hätten die Brunnen vergiftet und die Pest herbeigeführt. In Basel wurden die Juden nach der Weihnacht 1348
in ein hölzern Häuslein zusammengeschlossen und jämmerlich im Rauch erstickt. In dem-
selben Jahre wurden zu Straßburg auf einem hölzernen Gerüst 2000 Juden verbrannt. 1492 wurden in Sternberg in Mecklenburg 25 jüdische Männer und 2 Frauen verbrannt.
5. Mecklenburgische Städte im Mittelalter. Zur Zeit der Landesteilung (um 1230) gab es in Mecklenburg 12 Städte, unter denen Rostock, Wismar (Seestädte), Güstrow und Parchirn hervorragten. Rostock erhielt 1218 Stadtrecht und erwarb bald darauf von Heinrich Bnrwy die „Rostocker Heide" für 450 Mark. Jener Fürst legte auch den Hafen Warnemünde an. Wismar und Rostock errangen im Laufe der Zeit allerlei Vorrechte („Privilegien"). 1259 verbündeten sich die beiden Städte, um gegen die Straßen- und Seeräuber kräftig vorgehen zu können. Ihr Handel umfaßte alle Ostseeläuder.
1283 6. Der Rostoüer Bund. 1283. Die Hansa. Der Grund zu der später so
mächtigen Städtevereinigung, der Hansa, wurde im Juni 1283 gelegt, als sich die wendischen Seestädte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsuud, dazu Auklam, Temmin und Stettin mit sächsischen, mecklenburgischen und pommerscheu Fürsten
und Herzögen zum Rostocker Bund zusammentaten, um sich in erster Linie gegen die Übergriffe der Markgrafen von Brandenburg zu wehren. Vielfach wird der Beginn der Hansa schon auf das Jahr 1241 verlegt. Damals kam ein Bündnis zwischen
Lübeck und Hamburg zustande. Die Städte beschlossen, sich gemeinsam gegen die Seeräuber und gegen die Raubritter, die an den Landstraßen ihren Kaufleuten auflauerten (Zeit des „Faustrechts") zu wehren. Sie schufen sich ein eigenes
Burgtor in Lübeck.
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Extrahierte Personennamen: Welser Heinrich_Bnrwy Heinrich
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3. Fürsorge für das Heer. Das Hauptbestreben des Königs war, eine große, schlagfertige Armee zu haben; denn er erkannte, daß er den Feinden des Königreichs dadurch am meisten Achtung einflößen konnte. Deshalb vergrößerte er das Heer allmählich auf 83000 Mann. Die Soldaten wurden im In- und Auslande geworben; doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner des Landes zum Militärdienste verpflichtet sein sollten. Nur die Söhne der Adeligen und die ältesten Söhne der Hos- und Fabrikbesitzer waren frei. Alle dienstfähigen Mannschaften wurden in eine Liste eingetragen, und diejenigen, die noch nicht zu den Fahnen einberufen waren, mußten als Abzeichen eine rote Halsbinde tragen. So legte der König bereits den Keim zur allgemeinen Wehrpflicht, und mit Recht bezeichnete ihn Kaiser Wilhelm I. als den eigentlichen Schöpfer der preußischen Armee.
Eine besondere Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle". V on diesen bildete er sich in Potsdam ein Leibregiment, das aus 2500 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß keiner unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 m. Mit List und Gewalt ließ er diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber er bezahlte sie gut, nannte sie seine „lieben, blauen Kinder" und sorgte väterlich für sie. Dieses Leibregiment diente zugleich als Musterregiment. Alle Neuerungen im Heere wurden hier erst versucht, ehe sie bei den übrigen Regimentern eingeführt wurden. Der Exerziermeister des Königs war der „alte Dessauer"; dieser hat den eisernen Ladestoü eingeführt, zuerst den Gleichschritt geübt und es dahin gebracht, daß sämtliche Übungen gemeinschaftlich ausgeführt wurden, so daß in der ganzen Reihe nur ein Griff gesehen, nur ein Schuß gehört wurde. Um solche Pünktlichkeit zu erreichen, war freilich mancher harte Schlag mit dem Korporalstock nötig.
4. Innere Verwaltung und geordnete Finanzwirtschaft. Ganz besonders lag dem Könige auch die innere Verwaltung des Landes und eine geordnete Finanzwirtschaft am Herzen. „Ich bin der Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen, das wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit miteinander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General-Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänenkammer. Zur Prüfung der Einnahmen und Ausgaben wurde die Oberrechnungskammer geschaffen. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht standen, ließ er einziehen und immer nur auf sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hochherzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe fleißig Stroh eingestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekrutenkasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen.
5. Tabakskollegium. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des
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Extrahierte Personennamen: Malchow Adolf Friedrich_I. Friedrich_I. Johann_Albrecht_Ii Johann Albrecht Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Johann_Albrecht_Meckleu-bnrg-Güstrow Johann Albrecht Christian_Ludwig Ludwig Adolf_Friedrich_I. Adolf Friedrich_I. Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf_von_Güstrow Gustav Adolf Christian_Ludwigs Ludwigs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Adolf_Friedrich) Adolf Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Adolf_Friedrichs Adolf Friedrichs Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Mirow Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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deutsche Handwerker, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelstreicher herab, in dem neuen Lande beschäftigt. Bald begann ein Graben, Hämmern und Bauen, die Städte wurden mit Menschen neu belebt, eine Straße nach der anderen erhob sich ans den Trümmerhaufen. Gleich im ersten Jahre nach der Besitznahme wurde der 3 Meilen lange Bromberger Kanal gegraben, wodurch die Handelstätigkeit des Landes sehr'gehoben wurde. Tie Leibeigenschaft der Bauern hob der König ans. Auch zog er 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle
der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Ober-
herrschaft gewannen.
e) Friedrich als Landesvater.
1. Heilung der Kriegswunden. Der Siebenjährige Krieg hatte große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser aufbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner.
Die Schlesier allein erhielten 9 Millionen Mark. Vielen erließ er auch auf einige
Jahre die Steuern. Sehr viel Geld gab der König von seinen eigenen Ersparnissen her. „Das Geld gehört nicht mir, sondern dem Lande," pflegte er zu sagen.
2. Hebung des Ackerbaues. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf den Landbau. Auf seinen Domänen versuchte er den Wein- und Seidenbau und führte auch die Kartoffel ein. Als 1745 eine Hungersnot ansbrach, schenkte er einzelnen Ortschaften ganze Wagen voll Kartoffeln zum Anbau; aber die Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächs, und erst nach und nach wurde der Kartoffelbau allgemeiner. In wüste und sumpfige Gegenden zog Friedrich Kolonisten aus Holland herbei, die z. B. die Sümpfe an der Oder^ Warthe und Netze austrockneten und in blühende Felder und Wiesen verwandelten. (Uber Westpreußen s. S. 110!) Auch deu Drömling, eine sumpfreiche Gegend in der Altmark, ließ er entwässern und anbauen. Im ganzen hat er nach dem Kriege über 100 Millionen Mark zur Hebung des Ackerbaues verteilt. Um aber solche Summen zu erübrigen, lebte er sehr einfach. „Da Preußen arm ist," sagte er, „so muß der Regent dieses Landes sparsam sein."
3. Handel und Verkehr. Sehr viel tat der König auch zur Hebung des-Handels und Gewerbes. So ließ er z. B. in Schlesien Spinnschulen und in Berlin eine Porzellanfabrik anlegen. Alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch in Preußen angefertigt werden. Fremde Waren (an 400 Arten) unterlagen einer hohen Steuer. Alle Luxusgegenstände wurden ebenfalls hoch besteuert. Wolle durfte nicht ausgeführt werden. Kaffee und Tabak verkaufte allein der Staat. Die Zollbeamten durften wegen all dieser Sachen Haussuchung abhalten. Das trug das Volk unwillig, um so mehr, als an der Spitze der Zollbehörde ein Franzose stand. Aber der König hielt Kaffee und Tabak für überflüssig und wollte davon nichts wissen, weil dadurch das Geldaus dem Lande geführt werde. Das Kanalnetz vergrößerte er durch den Brom-berger, den Plauenfchen und den Finowkanal.
4. Verwaltung, Recht, Heer. Friedrich kümmerte sich um alle Einzelheiten der Verwaltung und ließ den Beamten, selbst den Ministern, wenig Selb-
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Schlesien Holland Altmark Schlesien_Spinnschulen Berlin
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Drohte dem Laube ein Feind, jo mürben die freien, wehrbaren Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen. Sie bisbeten den Heerbann ober die Lanbmehr. Von Hos zu Hof erscholl der Aufruf, und alles eilte gerüstet herbei. Vor dem Angriffe ertönten Hörner von Auerochsen, die Schilbe mürben schrecklich bröh-nenb übereinanber geschlagen, und mit einem fürchterlichen Geschrei beqann der Kampf.
c) Religion.
Der Deutsche liebte die freie Natur über alles. Ja die Naturkräfte waren ihm nach und nach zu Personen, zu Göttern geworben, die fein Schicksal leiteten und benen er in heiligen Hainen ober auf luftigen Höhen Opfer barbrachte. Wie in der Natur der Frühling mit dem Winter, das Morgenrot mit der Nacht um die Herrschaft ringt, so bachte man sich auch die Götter in stetem Kampfe: im Kampfe mit den Frostriefen, im Kampfe auch untereinanber.
Der höchste Gott war Woban, der Himmelsgott. Ihn stellte man sich ein-äugig bor, wie der Himmel ja auch nur ein Auge, die Sonne, hat. Auf acht* beinigem Roß, befleibet mit dem grauen, rotgeränberten Wolfenhut und dem blauen Sturmmantel, fährt er durch die Luft. Zwei Raben, seine Boten, und zwei hungrige Wölfe, feine Jagbhunbe, begleiten ihn; hinter ihm her saust das milbe Heer. (Sage vom wilben Jäger.) Er thront in der hunberttorigen Himmelsburg Walhalla, die mit golbenen Schiiben und Speerfchäften getäfelt ist-' Hier ist auch der fröhliche Aufenthaltsort der im Kampfe gefallenen Helben.
Sie werden von den Schlachtenjungfrauen (Walküren) auf schwarzem Rosse zur Walhalla geführt. Hier empfängt sie Wodan. Ein Sänger begrüßt sie, und die Göttin Iduna reicht ihnen einen Apfel, der sie ewig jung hält.
Jeden Tag reitet Wodan mit den Helden zum Kampfe vor das Tor. Am Abend bläst er in sein Horn. Dann heilen im Nu alle Wunden, und fröhlich ziehen sie alle heim
zum Festmahle. Da gibt es köstlichen Schweinebraten, und eine Ziege liefert so viel
Milch, als sie nur trinken wollen.
Die den (Strohtob Gestorbenen erwarten bei Hel im falten Niflheim das Weltenbe. Woban lenst aber auch die Geschicke der Menschen. Ebenso ist er es, der das Korn auf dem Felbe wachsen läßt und im Kampfe den Sieg verleiht. Um feine Gunst zu erlangen, opfert man ihm Rosse.
Sein Sohn ist der Donnergott Thor ober Donar. Er bläst aus seinem roten Barte die Blitze, und wenn er auf feinem Wagen, von zwei Ziegenböcken gezogen, durch die Wolfen fährt, so bonnert es auf der Erbe. Er kann aber auch dem Bauer freunblich fein, in bürren Sommerzeiten den Regen bringen und Menschen und Tiere von Krankheiten heilen. Die Eiche ist ihm geheiligt. Der Donnerstag trägt von ihm feinen Namen.
Wobans Gemahlin heißt Freia. Wenn sie im Frühling auf ihrem Wagen durchs Laub fährt, schmückt sie die Erbe mit Grün und Blumen. Sie segnet
Haus und Herb; bar um mürben am Freitag die Ehen geschlossen.
Die ganze Natur wirb von Geistern belebt. In Walb und Flur führen die Alben ober Elsen ihren Reigen auf. Am riefelnben und plätschernben Wasser wohnen die Wasserjungfrauen (Nixen). Die unterirbischen Schätze werben von Zwergen bewacht. Auf den Bergen aber Haufen die Frostriefen, die stets mit Göttern und Menschen im Kampfe liegen. Aus dem Riesengeschlechte stammt auch der böse Loki, der oft als Feuer erscheint. Durch Arglist tötet er
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erschrockenen Römer herab. Erst die Nacht machte dem wütenden Kampfe ein Ende. Aber nicht lange konnten die ermatteten Römer ruhen; das Kriegsgeheul der Deutschen schreckte sie schon vor Tagesanbruch auf und trieb sie weiter. Endlich erreichten sie ein offenes Feld. Da stehen in dichten Scharen die Deutschen zum Kampfe geordnet. Mit Ungestüm dringen sie in die Reihen der Römer ein, und vor ihnen sinken die Feinde wie Halme zur Erde. Als Varus sah, daß alles verloren war, stürzte er sich verzweislnngsvoll in sein eigenes Schwert.
5. Nach der Schlacht. Schrecklich war die Niederlage der Römer. Die meisten lagen erschlagen am Boden. Die Lebenden gerieten größtenteils in die Gefangenschaft.
Hier harrte ihrer ein schreckliches Los. Die Anführer wurden den Göttern geopfert. Den römischen Richtern riß man die Zunge aus und rief dazu: „Nun zische, Natter, wenn du kannst!" Andere Gefangene wurden zu den niedrigsten Sklavendiensten gezwungen, und „mancher Römer aus ritterlichem Hause alterte bei einem deutschen Bauer als Hausknecht oder Herdenhüter".
Die Römer fürchteten einen Angriff auf ihr Reich. Aber die deutschen Krieger dachten nicht an Eroberungen. Sie säuberten das Gebiet bis zum Rhein von den Römern und kehrten dann friedlich an ihren Herd zurück.
2. friedliche Begebungen ^wischen Deutschen und Römern*
1. Die römischen Grenzlande. Die Römer schoben später die Grenzen ihres Reiches bis über den Rhein und die Donau vor und befestigten sie durch einen gewaltigen Grenzwall, der von der Mündung der Lahn über den Taunus und den Main und von da erst in südlicher, dann in östlicher Richtung bis zur Altmühlmündung an die Donau ging. An einigen Stellen bestand diese Grenzwehr aus einer Mauer, an anderen aus Erdwall und Graben. In geringen Entfernungen voneinander befanden sich Wachthänser; wichtige Übergänge sicherten Burgen. Eine derselben, die Saalburg auf dem Taunus, hat Kaiser Wilhelm Ii. wieder aufbauen lassen. Die Gegend zwischen diesem Grenzwall und dem Rhein und der Donau überließen die Römer gallischen Ansiedlern gegen Entrichtung des Zehnten (daher Zehntland). Im Zehntland entstanden Städte wie Wiesbaden und Baden. Bei den römischen Standlagern am Rhein
und an der Donau siedelten sich viele Eingeborene als Kolonisten an. Auf
diese Weise entstanden die Städte Eöln, Koblenz, Bonn, Mainz, Worms, Straßburg, Augsburg, Regensburg und Wien. So entwickelte sich im Grenz-lande ein blühendes Leben wie im römischen Reiche. Die Befestigungen und das Zehntland sicherten die Römer gegen plötzliche Überfälle der Germanen.
2. Einfluß der Römer auf die Teutschen. Die Berührung mit den Römern war für die Deutschen von großer Bedeutung. Biele deutsche Jünglinge nahmen Dienste bei den Römern und gelangten im Heer und als Beamte bis in die höchsten Stellen. Sie lernten im römischen Waffenrocke die Welt
kennen. Nach ihrer Rückkehr erweckten sie durch ihre Erzählungen bei ihren
Volksgenossen Sehnsucht nach dem sonnigen Italien. Ein lebhafter Handel tauschte die Waren aus. Für Sklaven, Pferde, Rinder, Pelze und Honig bekamen die Deutschen Wein, Zeuge, Schmucksachen, Waffen und römisches Geld. Durch die Römer lernte man allerlei feine Gartenfrüchte und eine bessere Be-
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Haus und Stallung errichten konnten. Dadurch aber wurden sie Hörige des Klosters. Jeder erhielt oft noch so viel Ackerland, als ein Mann mit zwei Kühen bearbeiten konnte. Er mußte dafür dem Kloster Abgaben an Hühnern, Eiern, Schweinen, Korn und Geld entrichten und außerdem allerlei Hand- und Spanndienste tun.
5. Segen der Klöster. Die Klöster haben viel Segen gestiftet. Durch sie wurde das Christentum immer mehr ausgebreitet; Kunst und Wissenschaft fanden in ihnen ihre Pflege, und öde Waldörter und nutzlose Brüche verwandelten sich durch den Fleiß der Mönche in fruchtbare Felder, Gärten und Wiesen. Die
Nonnen spannen, webten und stickten, auch besuchten sie Kranke, bereiteten Arze-
neien und unterrichteten nicht selten die Töchter der Vornehmen. Wanderer fanden im Kloster sichere Herberge, und in Kriegszeiten suchten die Landleute hinter den Klostermauern Schutz für sich und ihre Habe.
Vi. Karl marfell und feine nachfolgen
i. Karl (Kartell.
1. Die Araber. In dem großen Frankenreiche, das in der Zeit der Völkerwanderung östlich des Rheins entstanden war, verlor das Königtum (Merowinger)
immer mehr an Bedeutung, so daß das Regiment allmählich an die sogenannten „Hausmeier" kam. Nur einmal im Jahre erschien der König vor dem Volke auf dem „Märzfelde", um die Geschenke entgegenzunehmen, die ihm das Volk darbringen mußte. Unter den Hausmeiern zeichnete sich besonders Karl Martell aus. Zu seiner Zeit drangen die Araber, die bereits Spanien erobert hatten, ins Frankenreich ein. Karl stellte sich ihnen entgegen und schlug sie bei Tours 732 (tuhr) und Poitiers (poatjeh) aufs Haupt (732). 100000 Sarazenen bedeckten das Schlachtfeld. Die Christenheit war gerettet. Wegen seiner Tapferkeit erhielt Karl den Beinamen „Martell", d. i. der Hammer.
Die Araber führten ihre Abstammung auf Jsmael zurück. Sie waren zum größten Teile Heiden. Als höchstes Heiligtum galt die Kaaba in Mekka, wohin die verschiedenen Volksstämme alljährlich wallfahrteten. Oft aber führten sie auch miteinander blutige Kriege. Um diesen Kriegen und dem elenden Götzendienste ein Ende zu machen, beschloß Mohammed, seinem Volke eine neue Religion zu geben. Die Lehre heißt Islam, d. H. Ergebung in Gottes Willen. Mohammed stellte aus der heidnischen, jüdischen und christlichen Religion zusammen, was ihm am besten gefiel. Der oberste Glaubenssatz seiner Lehre war: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet." Seinen Anhängern gebot er, der neuen Lehre mit dem Schwerte Eingang zu verschaffen, und verhieß denen, die in der Schlacht fielen, die höchsten Freuden des Paradieses. Mohammed fand in seiner Vaterstadt Mekka zunächst nur wenige Anhänger. Er mußte sogar, um seinen Feinden zu entgehen, 622 nach Medina fliehen. Mit diesem Jahre beginnen die Mohammedaner ihre Zeitrechnung. Siegreich zog Mohammed aber bald wieder in Mekka ein. Er starb als Herr von ganz Arabien.
Nach seinem Tode eroberten die Araber Vorderasien, dann Nordafrika, wo die blühenden Christengemeinden zerstört wurden. Bei Gibraltar gingen sie nach Spanien hinüber und unterwarfen das Westgotenreich. Das Frankenreich rettete der Sieg Karl Martells. Nachdem die Araber ihre Weltherrschaft begründet hatten, begannen sie, Kunst und Wissenschaft zu pflegen. Bald waren sie das gebildetste Volk der damaligen Zeit, und mancher Deutsche wanderte nach Spanien, um bei den Arabern in die Schule zu gehen. Durch sie sind wir mit den „arabischen" Ziffern und der Algebra (Buchstaben-
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