TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land]]
Extrahierte Personennamen: Jason Mebea Mebea Jason Mebea Jason Pelms Jason_Weber Mebea Argo Helena Helena Achilles
— 24 —
wott\ fcmerfte der Koch „unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die tüchtiq gearbeitet und gehungert haben." ' ;ug
tp ^;. fr^lcs’nn? der Jugend — Um die Spartaner zu tüchtigen Krieaern i^^rlen,6 Urj n uur gesunde und kräftige Kinder auferzogen werden Schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt in einen Abarund geworfen, wo sie verhungern mußten. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben im Hause unter Obhut der Mutter, dann kamen sie in die öffentlichen Erzrehuugshänser. Hier wurden sie streng behandelt und vor allein an Gehorsam gewöhnt. Ans Lesen und Schreiben wurde wenig gegeben. Körperliche Übungen waren die Hauptsache: Saufen, Springen, Ringen, Speer- und Diskuswurf, Waffenkampf. Die Knaben gingen barfuß und auch im Winter leicht bekleidet. Sie mußten täglich ein kaltes Bad nehmen und schliefen nachts auf Schilf, welches sie sich selbst vom Ufer des Enrotas holen mußten, fvriih wurden sie an Hunger und Durst gewöhnt, ^elddiebstahl war als Übung in der Kriegslist erlaubt. Wer sich jedoch dabei abfassen ließ, erhielt Geißelhiebe. Einmal im Jahre wurden die Knaben im Tempel der Artemis mit Ruten gegeißelt. Sie sollten Schmerz ertragen lernen, ohne
einen Klagelaut hören zu lassen oder eine Miene zu 7' verziehen. Achtung vor dem Alter war strenges Diskuswerfer. Gebot. In Gegenwart älterer Männer mußte der
Jüngling schweigen und nur antworten, wenn er ge= tragt wurde. Die Antwort mußte kurz und bündig fein. Eine knappe Jiebe nennt man noch heute eine lakonische. Auf der Straße mußten die Knaben still und sittsam einhergehen, den Blick gesenkt und beide Hände in den Mantel geschlagen. Böse Buben wurden sofort ans der Straße
gezüchtigt. Die Erziehung dauerte bis zum 20. Jahre.
8. Kriegslebcn. — Der Krieg war das eigentliche Leben der Spartaner,
^eder Spartaner war vom 20. bis zum 60. Lebensjahre kriegspflichtig. Man schmückte sich zur echlacht wie zu einem Feste. Der Krieger legte das purpurne Kriegsgewand an, auf welchem man das Blut nicht sah,
1 albte das Haar und bekränzte das Haupt. Der König opferte den Göttern, dann rückte das Heer mit Gesang und Flötenfpiel in den Kampf. Tapferkeit war der größte Ruhm, Feigheit die größte Schande. Die Spartaner hatten kurze Schwerter, denn sie sagten: „Wir lieben es, dein Feinde nahe zu fein." Wenn ein Jüngling in den Krieg zog, reichte ihm die Mutter den Schild mit den Worten: „Entweder mit ihm oder auf ihm!" Nach einer verlorenen Lchlacht trugen die Mütter der gefallenen Krieger Feierkleider, die Mütter der heimkehrenden Besiegten Trauergewänder. Die Gefallenen trug man auf dem Lchilde ans der Schlacht und bekränzte sie mit Olivenzweigen. Wer vor dem Feinde floh, ward ehrlos. Er mußte in einem geflickten Mantel enihergehcit und das Haupthaar auf der einen Seite scheren. Niemand sprach mit ihm.
9. Lykurgs Ende. — Als Lykurg feine Gesetzgebung vollendet hatte, befragte _ er das Orakel zu Delphi, ob an feinem Werke noch etwas zu bessern fei. Das Orakel antwortete, daß Sparta groß und berühmt bleiben würde, solange es Lykurgs Gesetze halte. Da ließ Lykurg feine Mitbürger
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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196 für das kindliche Alter.
ter, sah des Kindes Noth, rief vieles Volk zusammen, und
bot dem, der es retten wollte, zum Lohne tausend Thaler
an. Drauf stürzte sieb ein armer Mann, weil keiner sonst
es wagen wollte, hin durch die lichte Gluth ; und seinem Edel-
mnth gelang die schöne That. — Dem Tod entrissen, legt
er das Kind zu seines Fürsten Füßen. »Freund! sprach der
»Fürst, du bist belohnungöwerth; hier nimm noch mehr, als
„du begehrt!» — Nein, sprach der Arme, Gott, der Herr
»hat schon gelohnt,— er half. Wozu noch mehr? verkaufen
»wollt' ich ja mein Leben für einen Beutel Geldes nicht.
»Sie mögen's armen Leuten geben! Das, was ich that,
»war meine Pflicht.«
Ein Herz, von Edelmuts) bewohnt, ist durch sich selbst
am herrlichsten belohnt.
19. Die Schatzgräber.
Ein Winzer, der am Tode lag, rief seine Kinder an
und sprach: „in unserm Weinberg liegt ein Schatz, grabt
nur darnach!" — »An welchem Platz?„ schrie Alles laut
den Vater an. „Grabt nur!» — O weh ! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft, so grub man auch aus Lei-
beskraft. Mit Hacke, Karst und Spaten ward der Wein-
berg um und um gescharrt. Da war kein Klos, der ruhig
blieb; man warf die Erde gar durchs Sieb, und zog die
Harke kreuz und quer nach jedem Steincken hin und her.
Allein da ward kein Schatz verspürt, und jeder hielt sich an-
geführt. Doch kaum erschien das nächste Jahr, so nahm
man mit Erstaunen wahr, daß jede Nebe dreifach trug. Da
wurden erst die Söhne klug und gruben nun Jahr ein, Jahr
auö des Schatzes immer mchr heratls.
20. Der Zeisig.
Ein Zeisig war's und eine Nachtigall, die einst zu glei-
cher Zeit vor Dämons Fenster hingen. Die Nachtigall fing
an ihr herrlich Lied zu singen, und Damons kleinem Sohn
gefiel der süße Schall. »Ach, welcher singt von beiden doch
y/fo schön? den Vogel möcht ich wirklich sehn!« Der Vater
macht ihm diese Freude, er nimmt die Vöglein gleich herein.
Hier, spricht er, sind sie alle beide. _ Doch welcher wird der
schöne Sänger sein? Getran'st du dick), mir daö zu sagen?
Der Sohn läßt sich nicht zweimal fragen; schnell weist er auf
den Zeisig hin. »Der, spricht er, muß cs sein, so wahr ich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
etwa 3000 Jahren herrschte darüber ein König Namens Minus und erbaute die große Stadt Winive, (12 Meilen Umfang, — breite Mauern mit 1500 Türmen). Seine Frau Semiramis erweiterte und verschönerte die zweite Stadt des Reiches, Waöylon, am Euphrat, (Mauern — Brücke — unterirdische Gänge — der Belusturm — die schwebenden Gärten.)
Das große Reich zerfiel 600 Jahre später unter dem König Sardanapak, der sich, um nicht in Gefangenschaft zu gerathen, mit allen Schätzen verbrannte.
3. Helden des Argvnautenzugs, 1230 v. Chr.
Griechenland liegt im So. Europas zwischen dem aegeischen, Marmara- und ionischen Meere, hat eine reich gegliederte Küste, ist gebirgig (Pindus-Geb.) und hat ein mildes Klima. Jetzige Hauptstadt: Athen.
Das ruhmwürdigste und bedeutendste Volk des Alterthums waren die Griechen (Hellenen). Geistig hoch begabt. Herrliche Bauwerke, Bildsäulen, Gedichte. (Berühmte Baumeister, Bildhauer und Dichter).
Das Land zerfiel in drei Theile: Die Halbinsel Weko-ponnes (Morea), das Festland Kehas und die Inseln, z. B. Euböa, Jthaka u. a., das Volk in viele Völkerschaften.
Eine Unternehmung, an welcher die meisten griechischen Stämme theilnahmen, war der Argonautenzug: In Kolchis, am östlichen Ufer des schwarzen Meeres, wurde ein goldenes Widdervließ (Fell) in einem Walde ausbewahrt. Iason, ein Königssohn aus Griechenland, schiffte sich mit vielen Helden — Herkules, Orpheus (Sänger) — auf dem Schiffe Argo ein, um es dem Könige Aeetes abzugewinnen. Die drei Bedingungen waren: 1. Mit feuerspeienden Stieren einen Acker zu pflügen, 2. Drachenzähne zu säen und die daraus wachsenden eisernen Männer zu besiegen, 3. einen Drachen zu todten, der das Vließ bewachte.
Mit Hülfe der Königstochter Medea und deren Zaubermitteln erfüllte er die Bedingungen, raubte das Vließ und entfloh mit der Zauberin.
4. Herkules, ca. 1230 v. Chr.
Kerkules, Sohn des Gottes Zeus und einer Königstochter von Theben (Alkmene).
Er tobtet schon als Säugling in der Wiege zwei Schlangen. — Der Jüngling auf dem Scheidewege.
Die zwölf Arbeiten des Herkules im Dienste des Euristheus, Königs von Argolis: Er tobtet einen Löwen, die
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114
Vorzügliche Sorgfalt verwandte Karl auf die Rechtspflege.
Er reiste oft umher, um in eigener Person zu richten und zu
schlichten. Wo er selbst nicht nach dem Rechten sehen konnte,
thaten es seine Grafen, die im Namen des Königs die einzelnen
Landschaften und Gaue verwalteten.
Karl hatte nur eine Schar stehender Truppen, das Gefolge
genannt. Zog der König in den Krieg, so wurde der Heerbann
aufgeboten; dann waren alle waffenfähigen Freien verpflichtet,
sich samt ihrem Gefolge
mit Rüstung und Lebens-
rnitteln auf 3 Monate zum
Kriegszuge zu stellen.
Über den grossen An-
gelegenheiten des Reiches
vergafs Karl nicht die kleinen
des Hauses. Er durchsah
mit Sorgfalt die Rechnungen
seiner Verwalter über Ein-
nahme und Ausgabe. Es
ist noch eine Anweisung
übrig, welche er für diese
entworfen. Er bestimmt
darin genau, gleich einem
erfahrenen Landwirte, wie
Butter und Käse, Honig
und Wachs bereitet, wie
Wein gepresst, Bier gebraut,
wie viel Eier, wie viel Gänse,
Enten und Hühner verkauft
werden sollten.
Vom Bauen war er
ein grosser Freund. Von
163 Land Wohnungen und
Schlössern, die sein Familien-
eigentum waren, hat er die
Karl der Grosse. 768-814. meisten gebaut, auch viele
Kirchen errichtet und er-
neuert. Unter den Bauten, die er aufführen liess, zeichneten sich
besonders seine von italienischen Baumeistern ausgeführten Pfalzen
(Paläste) zu Aachen, zu Nimwegen und zu Ingelheim aus.
Karl war ein echt deutscher Mann, von starkem Körperbau
und schlanker Gestalt, sieben seiner eigenen Füsse hoch, dabei
so kraftvoll, dass man von ihm erzählte, er hätte Hufeisen wie
Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den
Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war meist heiter, denn er
war ein Freund unschuldigen Scherzes; seine grossen, hellen Augen
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
181
Es ist eine denkwürdige Reise. Die Liebe und Begeisterung des
Volkes, das auf allen Stationen, ja oft weite Strecken längs der Bahn,
in großen Scharen versammelt ist und ihm zuruft: „Auf nach Frankreich!
Auf nach Paris! Hoch König Wilhelm!" scheinen ihn mehr zu tragen als
die Flügel des Dampfes, die den Zug dahintreiben.
Der Empfang der Hannoveraner in Göttingen, der Braunschweiger in
Börssum thun ihm ganz besonders wohl; er weiß jetzt, daß nun ein Sinn
in Norddeutschland herrscht, und er zweifelt nicht mehr, daß auch der Süden
denselben teilen werde. Und ist noch ein Rest von Sorge in seinem Herzen,
jetzt weicht er, als es in Brandenburg hineingeht. Sein ernstes Gesicht
heitert sich auf, als er seinen Sohn, den Kronprinzen, erblickt, und als
gleich dahinter Bismarck, Moltke und Roon erscheinen; in ihrer
Begleitung macht er den letzten Teil seiner Reise.
Der blumen- und guirlandenbekränzte Potsdamer Bahnhof empfängt
den Zug in Berlin. Der Perron ist überfüllt — ein donnerndes Hurra,
untermischt mit dem Rufe: „Nieder mit Frankreich!" ertönt. Der König
steigt aus seinem Salonwagen, reicht dem greisen Wrangel seine Hand
und schreitet dann langsam, die Hände links und rechts reichend, nach
allen Seiten freundlich grüßend und von den Damen Blumensträuße ent-
gegennehmend, ins Wartezimmer. Nach kurzem Verweilen besteigt der König
seinen Wagen und fährt langsam durch die dichtgedrängten, ihm zujubelnden
Menschenmassen nach seinem Palais. Orkanartig erdröhnt dort noch einmal
ein hunderttausendstimmiges Hurra, der König richtet einige Worte des
Dankes ,von der Rampe an das Volk, dann tritt er in sein Palais.
Doch nicht lange wird dem von der anstrengenden Fahrt ermüdeten
Monarchen Ruhe gegönnt; die Volksmenge umsteht noch immer den Palast
und läßt nicht nach, bis er sich aufs neue am Fenster zeigt. Da entblößen
sich rasch alle Häupter, und aus vieltausendstimmigem Chor braust die
Nationalhymne zu ihm hinauf, männlich, gewaltig und doch oft vor innerer
Erregung und Mannesthränen zitternd. Der Feuergeist von 1813 leuchtet
aus dem Gesänge hervor.
Es ist 11 Uhr. Noch immer wogt das Volk auf und ab vor dem
Palaste. Da erscheint Moltke, der schweigsame Denker der Schlachten.
Stürmisches Willkommen wird ihm von allen Seiten zuteil, fast hebt
man ihn auf die Schultern, um ihn ins Palais zu tragen. Eine halbe
Stunde später, da die begeisterten Rufe nicht aufhören, treten einige Schutz-
leute unter die Versammelten: der König ließe bitten nach Hause zu gehen,
er habe noch viel zu arbeiten diese Nacht! „Der König will Ruhe! Nach
Hause! Nach Hause!" erschallt es durch die Menge, und in wenig Augen-
blicken ist der ganze Platz geleert.
Noch spät in die Nacht hinein brannte die Lampe in dem königlichen
Arbeitszimmer; und doch hat man schon in der Frühe des nächsten Mor-
gens den rastlosen Fürsten wieder aus dem Portale des Palais hinaus-
treten sehen, einen leichten Soldatenmantel übergeworfen und eine einfache
Dienstmütze auf dem Kopfe. * *
Rampe = die schräg angehende Auffahrt vor dem Palais, die Lehne.
*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Göttingen Börssum Norddeutschland Brandenburg Potsdamer_Bahnhof Berlin Frankreich
277
die Eier nicht ausschlüpfen, so könnt Ihr ein alter Mann werden",
und lächelte dazu.
Aber der Fremdling sagte: „Herr Doktor, Ihr seid ein feiner
Kauz, und ich verstehe Euch wohl", und hat nachher dem Rate ge-
folgt und 87 Jahre 4 Monate 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im
Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzte 20 Dublonen *)
zum Gruß geschickt. - Hebel.
176. Liebe und Hatz.
In einem Walde lebte vor Jahren ein wackerer Förster mit
feinem jungen Weibe, zwei holden Kindern und einigen Jäger-
burschen in glücklicher Abgeschiedenheit. Da kam plötzlich auch zu
ihnen die Kunde von den traurigen Verheerungen, welche die fürchter-
liche Cholera in den östlichen Teilen des Landes anrichtete, und wie
sie immer weiter nach Westen vordränge. Schon hatte deshalb der
Förster in der nächsten Stadt sich Verhaltungsmaßregeln geben
lassen, auch einige Arzneien eingekauft, als eines Nachmittags ein
Jägerbursche die Botschaft bringt, daß in dem nächsten, eine Meile
entfernten Dorfe die Cholera in ihrer ganzen Furchtbarkeit ans-
gebrochen und bereits eine Menge Bewohner der Krankheit erlegen
sei. Schnell beschließt nun der kleine Familienrat, jede Verbindung
mit dem angesteckten Dorfe aufs strengste zu vermeiden und auf
die Annäherung jedes Fremden ein wachsames Auge zu haben. So
kommt der Abend.
Die Mutter bettet ihre Kleinen zur nächtlichen Ruhe und rückt
sich einen Sessel an die Seite des Gatten, um am knisternden Kamin-
feuer noch manche häusliche Sorge zu besprechen. Da schlagen die
Hunde an, und der eintretende Jäger meldet: „Draußen ist der Müller
ans dem benachbarten Dorfe; er fliehe, so spricht er, vor der gräß-
lichen Seuche, und bittet um schützendes Obdach. Bleich und verstört
sieht er aus, ganz unheimlich wird mir in seiner Nähe. Wenn Ihr
erlaubt, so hetze ich die Hunde auf ihn, denn wer kann dem Menschen
trauen!" Wohl wußte es der Förster besser noch als der Jäger, daß
jenem Manne nicht zu trauen sei; denn seit er Marien als Gattin
heimgeführt, hatte dieser Müller, der sich auch um ihre Hand be-
worben, unermüdliche Ränke geschmiedet, das Glück des jungen Paares
zu zerstören. — „Den Besuch", erwiderte er, „hätte ich wohl nicht
erwartet, denn seit vier Jahren zeigte der Mann sich als mein Tod-
feind und mied meine Schwelle. Doch die Not versöhnt; schon jetzt
hat er Vertrauen zu uns gefaßt, vielleicht wird er bald uns herzlich
lieben, wenn wir ihm freundlich begegnen."
Kopfschüttelnd geht der Jäger, und alsbald tritt in das nur
spärlich erhellte Zimmer eine lange Gestalt ein, vor der du wohl mit
0 Doublon — der Doppel-Louisdor, ein Goldstück von etwa 30 Mk.
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TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
296
Li
Karren und sagen ihm: „Den hat unser seliger Herr Graf gezogen!"
Noch heute erscheint ihnen diese Teilnahme als ein Licht in den
Mühen ihres Lebens. Ahlfeld.
189. Vaterlandsliebe.
Als die Franzosen im Jahre 1809 gegen Wien vordrangen, sollte
ein Bauer der Führer einer Truppenabteilung werden. Mit ihr ge-
dachte der Feind durch einen Nachtmarsch einen wichtigen Plan aus-
zuführen. „Gott bewahre mich", sagte der Bauer, „das thu' ich
nimmermehr!" Heftig drang der französische Offizier, der den Vor-
trab befehligte, in ihn. Aber der Bauer blieb ruhig bei seiner
Weigerung. Der Offizier bestürmte ihn mit Versprechungen, er bot
ihm einen vollen Beutel mit Gold an; alles vergebens. Inzwischen
langte der Hauptzug der Feinde an, und ihr General war sehr er-
zürnt, den Vortrab noch hier anzutreffen. Als er erfuhr, daß der
einzige des Wegs kundige Mann sich durchaus nicht bewegen lasse, ihr
Wegweiser zu sein, ließ er den Bauer vorführen. „Entweder", rief
er ihm zu, „du zeigst uns den rechten Weg, oder ich lasse dich tot-
schießen!" — „Ganz gut!" erwiderte der Bauer, „so sterb' ich als
rechtschaffener Unterthan und brauche nicht Landesverräter zu werden."
Da bot ihm der erstaunte General die Hand und sprach: „Geh' heim,
wackrer Mann! Wir wollen uns ohne Führer behelfen." Arndt.
190. Das Licht der treuen Schwester.
An dem Ufer der Nordsee wohnte einsam in einer Hütte eine
Jungfrau. Vater und Mutter waren gestorben, ünd der Bruder
war fern auf der See. Mit Sehnsucht im Herzen gedachte sie der
Toten und des Abwesenden und harrte seiner Wiederkehr. Als der
Bruder Abschied nahm, hatte sie ihm versprochen, alle Nächte ihre
Lampe ans Fenster zu setzen, damit das Licht, weithin über die See
schimmernd, wenn er heimkehre, ihm sage, daß seine Schwester Elke
noch lebe und seiner warte. Was sie versprochen, das hielt sie.
An jedem Abend stellte sie die Lampe ans Fenster und schaute Tag
und Nacht auf die See hinaus, ob nicht der Bruder käme.
Es vergingen Monde, es vergingen Jahre, und noch immer kam
der Bruder nicht. Elke ward zur Greisin. Immer saß sie noch am
Fenster und schaute hinaus, und an jedem Abend stellte sie die
Lampe aus und wartete. Endlich war es bei ihr dunkel, und das
gewohnte Licht war erloschen. Da riefen die Nachbarn einander zu:
„Der Bruder ist gekommen!" und eilten ins Haus der Schwester.
Da saß sie da, tot und starr, ans Fenster gelehnt, als wenn sie noch
hinausblickte, und neben ihr stand die erloschene Lampe.
Müllenhoff.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Ahlfeld Arndt Elke Müllenhoff
— 308
Kinder — mit Freudenthränen zubrachte, darum, daß sich ihre Erlösung
nahete. Als einmal Geld zur Unterstützung der Gefangenen aus dem
Vaterlande ankam, war ihre erste Sorge, ihrem Wohlthäter seine Auslagen
zu vergüten. „Kinder", sagte er, „verbittert mir meine Freude nicht!" —
„Vater Egetmaier", sagten sie, „thut unserm Herzen nicht wehe." Also
machte er ihnen zum Anschein eine kleine Rechnung, nur um sie nicht zu
betrüben und um das Geld wieder zu ihrem Vergnügen anzuwenden, bis
die letzte Kopeke') aus den Händen war. — Das gute Geld war zu einem
andern Gebrauche zu bestimmen; aber man kann nicht an alles denken;
denn als endlich die Stunde der Erlösung schlug, da gesellte sich zur Freude
ohne Maß der bittere Schmerz der Trennung und zum bitteren Schmerze
— die Not, denn es fehlte an allem, was zur Notdurft und zur Vorsorge
auf eine so lange Reise in den Schrecknissen des russischen Winters und
einer unwirtbaren Gegend nötig war, und ob auch auf den Mann, solange
sie durch Rußland zu reisen hatten, täglich dreizehn Kreuzer verabreicht
wurden, so reichte doch das wenige nirgends hin. — Darum ging in diesen
letzten Tagen der Schneider — sonst so frohen, leichten Mutes — still und
nachdenkend herum, als der etwas im Sinne hat, und war wenig mehr zu
Hanse. „Es geht ihm recht zu Herzen!" sagten die Herren Rheinländer
und merkten nichts; aber auf einmal kam er mit großen Freudenschritten,
ja mit verklärtem Antlitze zurück: „Kinder, es ist Rat! Geld genug!" —
Was war's? — Die gute Seele hatte für zweitausend Rubel das Haus ver-
kauft. „Ich will schon eine Unterkunft finden", sagte er, „wenn nur ihr
ohne Sorgen und Leid und Mangel nach Deutschland kommt." O du
heiliges, lebendig gewordenes Sprüchlein des Evangeliums und seiner Liebe:
„Verkaufe, was du hast, und gieb es denen, die es bedürftig sind, so wirst
du einen Schatz im Himmel haben." Du wirst einst weit oben rechts zu
erfragen sein, wenn die Stimme gesprochen hat: „Kommet her, ihr Geseg-
neten! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeiset; ich bin nackt
gewesen, und ihr habt mich gekleidet; ich bin krank und gefangen gewesen,
und ihr habt euch meiner angenommen!" — Doch der Kauf wurde zu
großem Troste für die edlen Gefangenen wieder rückgängig gemacht. Nichts-
destoweniger brachte er auf eine andere Art noch einige hundert Rubel für
sie zusammen und nötigte sie, was er hatte von kostbarem russischen Pelz-
werk, mitzunehmen, um es unterwegs zu verkaufen, wenn sie Geldes bedürf-
tig wären oder einem Unglück widerführe.
Den Abschied vermag ich nicht zu beschreiben, keiner, der dabei war,
vermag es; sie schieden unter tausend Segenswünschen und Thränen des
Dankes und der Liebe, und der Schneider gestand, daß dieses der schmerz-
lichste Tag seines Lebens sei. Die Reisenden aber sprachen unterwegs
unaufhörlich und noch immer von ihrem Vater in Pensa, und als sie in
Bialystock in Polen ankamen und Geld antrafen, schickten sie ihm dankbar
ihre Schuld zurück. Hebel.
i) Eine russische Kupfermünze, der 100. Teil eines Rubels, eii^r Silbermünze,
die nach unserem Gelde 3 Mk. 221/% Pf. gilt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
309
200. Die Posaune des Gerichts.
Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dörfer sich scheiden, mitten
im Walde, wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmondes eine
schreckliche That vollbracht. Ein Mann kniete ans einem andern, der leb-
los dalag. Eine Wolke verhüllte das Antlitz des Mondes; die Nachtigall
hielt inne mit ihrem schmetternden Gesang, als der Knieende den Dahin-
gestreckten aussuchte und alles, was er fand, zu sich steckte. Jetzt nahm er
ihn auf die Schulter und wollte ihn an den Strom, der ferne rauschte, hinab-
tragen, um ihn dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend
unter der toten Last. Der Mond war herausgetreten und warf sein sanftes
Licht durch die Stämme, und es war, als ob auf den Strahlen des Mondes
die Töne eines herzzerreißenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies
em Posthorn die Weise des Liedes: „Denkst du daran!" Dem Tragenden
ward's, wie wenn die Leiche ans seinem Rücken lebendig würde und ihn
erwürge. Schnell warf er die Last ab und sprang davon, immer weiter
und weiter. Endlich am Strome blieb er stehen und lauschte hin; alles
war still, und nur die Wellen flössen schnell dahin, als eilten sie fort von
dem Mörder. Dieser ärgerte sich jetzt, daß er die Spuren seiner That
nicht vertilgt hatte und sich von sonderbarer Furcht forttreiben ließ. Er
eilte nun zurück, wandelte hin und her, bergauf und bergab; der Schweiß
rann ihm von der Stirn; es war ihm, als ob er Blei in allen Gliedern
hätte. Mancher Nachtvogel flog auf, wenn er durchs Dickicht drang; aber
nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu finden,
um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber kaum war er drei
Schritte gegangen, so war er in der Irre. Alles flimmerte vor seinen
Augen, und es war ihm, wie wenn die Bäume auf- und niederwandelten
und ihm den Weg verstellten. Der Morgen brach endlich an; die Vögel
schwangen sich auf und sangen ihre Hellen Lieder; vom Thale und aus den
Bergen hörte man Peitschen knallen. Der Mörder machte sich eiligst davon.
Die Leiche wurde gesunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen
Gemarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper
Spuren eines Schlages, wie von einem scharfen Steine. Kein Wanderbuch,
kein Kennzeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten
entnehmen konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch oben ans
dem Hügel liegt, an dessen Fuße die Landstraße, in Felsen gehauen, sich
vorüberzieht, sollte nun des andern Tages der tote Fremde begraben wer-
den. Eine unzählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus
allen benachbarten Dörfern gekommen; jeder wollte seine Unschuld, seine
Trauer und seine Teilnahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit
tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug den Berg hinan. Der
Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten an
und sprach:
„Auf dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz sich
sehnte, welches Herz dir entgcgenschlug.^,Möge der, der alles kennt und
alles heilt, Ruhe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden. Un-
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