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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 139

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Zeitalter des Julikönigtums 1830 — 1848. 139 teilung eingerichtet, der Verkehr der Bischöfe mit Rom frei-gegeben. Nationale, kirchliche, politische und wirtschaftliche Gärungen erfüllten die ersten Jahre der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. a) Das Erstarken des nationalen Sinnes trat namentlich bei § 113. zwei Gelegenheiten hervor. Als Mehemed Ali von Ägypten mit dem zerrütteten osmanischen Reiche in Krieg geriet (1839), fand er bei Frankreich (Thiers) Unterstütznng, während die ändern Großmächte für den Sultan eintraten. Frankreichs Kriegsdrohung gegen Deutschland (1840) erregte das Nationalgefühl aufs stärkste1, und Friedrich Wilhelm gab ihm bei der Grundsteinlegung zum Ausbau des Kölner Doms (1842) beredten Ausdruck. Die Kriegsgefahr wurde beschworen. Weit wichtiger wurde die schleswig -holsteinsche Frage, die die große deutsche in ihrem Schuße barg. Seit langem strebte die dänische Krone danach, die Elbherzogtümer ihrer Privilegien zu berauben (Ii § 82c) und wenigstens Schleswig („Südjütland“, wie die „Eiderdänen“ sagten) Dänemark einzuverleiben; die Bevölkerung hatte dagegen Verwahrung eingelegt. Da trat zur nationalen noch die Erbfolgefrage. Wenn, wie wahrscheinlich war, mit dem Sohne König Christians Viii. Friedrich die ältere Linie des oldenburgischen Hauses ausstarb, so folgte nach dem dänischen „König-gesetz“ im eigentlichen Dänemark und in Lauenburg die weibliche Linie des Königshauses, Sonderburg-Glücksburg, in Holstein aber die jüngere männliche, Sonderburg-Augus tenburg (Herzog Christian). Die Dänen behaupteten die Geltung des Königsgesetzes auch für Schleswig; die Deutschen bestritten das mit Rücksicht auf die alte Zusage, die Herzogtümer sollten „up ewig ungedeelt“ bleiben (Ii § 82 c). Da erließ Christian Viii. (1846) den „offenen Brief“, in dem er die Gültigkeit des Königsgesetzes für Schleswig betonte, in bezug auf Holstein die Sache zweifelhaft ließ und die „Integrität des dänischen Gesamtstaats“ wahren zu wollen erklärte. Darauf erfolgten Proteste der Herzogtümer, und in Deutschland standen alle Parteien auf ihrer Seite.2 Schleswig - Holstein meerumsch.lu.ngen1 1) Das offenbarte sich in Nik. Beckers Rheinlied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“. Damals entstand auch Schneckenburgers „Wacht ain Rhein“. 2) Chemnitz’ Lied: - -—— , u- _____--U/K0«wtvfä « f

2. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 6

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
6 Iv. Lomerische Dichtung. Ostens vom Muttersitz der einzelnen Stämme genau in der Richtung nach den gegenüberliegenden Inseln und Küstenstrichen erfolgt. So redet man von einem dorischen, ionischen und äolischen (gemischten) Kolonienbereiche. Iv. Homerische Dichtung. Die Kolonien entwickelten sich schneller als das Mutterland und überraschen bereits um 800 durch Reichtum und geistige Bildung. Damals zogen an den Küsten Kleinasiens Sänger (Rhapsoden) von Stadt zu Stadt und sangen von Kämpfen und Irrfahrten, von Melden und ihren Burgen, von Odysseus' List und dem Zorn Achills. Die Ilias und die Odyssee haben also in der großen östlichen Kolonisation, besonders in der Besiedlung der Nordküfte im 9. und 8. Jahrhundert, ihren wesentlichen Hintergrund, den Sangeslust und Stolz der Enkel reich ausgestaltete und in Liedern pries. Bald galt der „blinde £ o m er" als Dichter der beiden Epen, und viele Städte stritten sich um das Vorrecht, sein Geburtsort zu sein. Ilias und Odyssee sind unter den zahlreichen Epen, die der Pflege griechischer Heldensage dienten, die beiden einzigen, die die spätere griechische Wissenschaft dem blinden Sänger „Äomer" zuschrieb. In der Tat zeigen sie in ihren großen Zügen einen so planmäßigen Aufbau und eine so festgefügte, einheitliche Komposition, daß erst die moderne Wissenschaft die Schichten des Baues bloßlegen sonnte1). Die Ilias ist das ältere Epos; aus der reichen Überlieferung über die Kämpfe vor Ilios bringt sie einen kleinen Ausschnitt, die Erzählung vom Zorn des Achilleus, durch den der Gewaltigste aller Griechen vom Kampfe ferngehalten wurde. So ergab sich Gelegenheit, die andern Äelden, wie Agamemnon, Menelaos, Ajas, Dtomedes, Odysseus u. a., in ihrer Eigenart hervortreten zu lassen, ohne daß sie durch den Glanz Achills überstrahlt werden. Diese Einschiebungen (Episoden) geben zugleich ein Bild von den balladenartigen Einzelliedern, die die Vorstufe des großen Selden--epos gebildet haben. Erst nach der Schilderung der Taten der anderen Könige tritt Achill wieder in den Kampf ein, um den Tod seines Freundes Patroklos zu rächen. Er erschlägt Lektor und liefert dem Vater Priamos die Leiche aus. So ist es dem Dichter gelungen, ein lebhaftes Bild des Kampfes und der Äaupthelden zu Vgl. die Forschung über die Entstehung der Mosesbücher und des Nibelungenliedes.

3. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 16

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
16 Vii. Einende Bande. Als herrliche Bilder hellenischer Körperkraft und Furchtlosigkeit standen vor ihr Theseus, Lerakles und Odysseus; Theseus, der dem Fichtenbeuger und dem Prokrustes ihr wohlverdientes Schicksal bereitete und den Minosstier erschlug; Herakles, der mit bloßen Äänden Schlangen erwürgte, Löwen lebendig fing und das Himmelsgewölbe auf seinen Rücken nahm; Odysseus, der im Gewittersturm sein Floß durch Brandung und Wogenschwall sicher lenkte, auf dem Balken des zertrümmerten Nachens wie ein Reiter dahinsteuerte und schwimmend das Ufer gewann, wo er zerschunden und blutend mit dürrem Waldlaub im dichten Gebüsch sein Nachtlager bereitete. Andere Heldentaten boten Vorbilder von erfindungsreicher Klugheit und schlauer List, die in den verwickeltsten Lagen immer neue Auswege ersinnt. Wie klug wußte Theseus die Königstochter Ariadne zu überreden und aus den Irrgängen den Weg zum Ausgange zu finden. Durch List gewann Jason Medea für sich; ihr Zauber mußte ihm siegen helfen über Drachen und streitbare Männer. Herakles wußte den Riefen Atlas zu überlisten und die Äesperiden-äpfel zu gewinnen. Selbst eine Ausgabe wie die Reinigung des Augiasstalles schreckte den dorischen joelden nicht. Aber der König listenreichster Erfindung war doch Odysseus; die Geschichte vom hölzernen Pferd ergötzte alt und jung; und wie wußte der Leld auf den Irrfahrten sich immer wieder aus der Gefahr zu retten, aus der Cyklopenhöhle, vor den Lockungen der Sirenen, vor der Übermacht der Freier. Und wie selbständig sind die Melden der Sage in allen Lagen! Sie sind Meister in allerhand Fertigkeiten und fast unabhängig von der Äilfe ihrer Mitmenschen. Odysseus baut sich selber fein Floß; im Schwimmen, Rudern, Bogenschießen und Speerwerfen sucht er seinesgleichen. Darum sind die Lelden auf dem Meere genau so zu Sause wie auf dem Schlachtfelde und auf dem Burghofe, wo allerlei Waffenfpiele die Kraft stärken (Phäaken). Solchen Gestalten suchte die hellenische Jugend es nachzutun in den Palästren und Gymnasien. Aber noch mehr lernte der Hellene aus feiner Sage; wie gastlich und barmherzig der Sinn (Nausikaa, Alkinoos), wie treu die Freundschaft (Achilleus und Patroklos, Orestes und Pylades), wie fromm der heimgesuchte (Odysseus betend im Sturm), wie rein und fest die Gattentreue (Odysseus und Penelope) und wie hoch die Schätzung des Familienlebens!

4. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 17

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
3. Ansätze zu staatlicher Einheit- 17 „Nichts ist besser und wünschenswerter aus Erden, als wenn Mann und Weib in herzlicher Liebe vereinigt ruhig ihr Laus verwalten: den Feinden ein kränkender Anblick, aber Wonne den Freunden, und mehr noch genießen sie's selber!" (Od. Ges. 6). Darum die Sehnsucht der Lelden nach der Leimat, nach Weib und Kindern. Ohne die Lieben daheim kann Iphigenie das Leben nicht ertragen, und Odysseus wäre an Kalypsos Gestade froh, wenn er nur von einem Lause seiner Leimat den Rauch dürfte aufsteigen sehen. Für Leimat und Familie fetzt der griechische Leld gern fein Leben ein, denn er hat nichts so Teueres auf der Erde. Die Liebe zu Andromache und Aftyanax treibt Lektor in Kampf und Tod, und mit dem Wiedersehen der treuen Gattin, des Sohnes und des alten Vaters schließt die Odyssee. Aus reiner Bruderliebe übertritt Antigone des Königs Gebot, und auch der angedrohte Tod kann nicht ins Wanken bringen, was sie für ihre Schwesterpflicht hält. Solche Ideale bot dem Lettenen seine Sage; darum war sie allen gleichmäßig teuer. In ihrem Spiegel sah er auch das Ideal, dessen Verwirklichung nie gelang, den Einheitsstaat mit dem panhellenischen König an der Spitze, der mächtig und doch „liebreich wie ein Vater" (Od. Ges. 5) die Stämme und Fürsten regiert. In diesem Sinne erzählte der Sänger von dem gemeinsamen Kampfe vor Troja und der gemeinsamen Argo-fahrt. „Nicht gut ist Vielherrschaft, einer fei Lerrfcher!" An dieser erträumten Vergangenheit sollte sich die Lellenenwelt des 8. und 7. Jahrhunderts ein Beispiel nehmen. Aber es blieb bei dem Wunsche des Dichters. 3. Ansätze zu staatlicher Einheit. Sichtbaren Ausdruck fand das Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit in den religiösen Verbänden, die sich ein gemeinsames Leiligtum als Mittelpunkt wählten. Solche Vereinigungen bestanden um die Apolloheiligtümer in Delphi und Delos. Auf Delos versammelten sich alljährlich die ionischen Griechen von allen Küsten des Ägäifchen Meeres zu gemeinsamer Festfeier. Und in Delphi vollends traten um 600 fast alle Stämme des Mutterlandes zu regelmäßigen, gemeinsamen Opfern und Beratungen zusammen. So bildete Delphi geradezu „den gemeinsamen Lerd", eine Art geistlicher Lauptstadt für die hellenische Welt, und die delphische Priesterschaft genoß hohes Ansehen. Darum kamen auch jahraus, jahrein Gesandtschaften aus der griechischen und selbst Kästner und Brunner, Geschichte. I. 2

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 121

1910 - Berlin : Salle
Kurfürstin Luise Henriette. 121 Vortrefflich war seine Rede, die er vor den Generalstaaren hielt. Am 27. November 1646 fand die Vermählung statt. Bald nach derselben begab sich der Kurfürst nach Cleve, während Luise bei ihrem schwer kranken Vater zurückblieb, den sie in seiner letzten Krankheit nicht ver- lassen wollte. Als er dann im nächsten Jahre das Zeitliche gesegnet, hielten den Kurfürsten die Friedensverhandlungen, die in den Städten Münster und Osnabrück gepflogen wurden, noch eine Zeitlang zurück, bevor er seine junge Gemahlin nach Berlin führen konnte. Im Westfälischen Frieden, in welchem der Kurfürst die Gleich- stellung der Reformierten mit den Lutheranern durchsetzte, erlangte er von der pommerschen Erbschaft, auf die er vollen Anspruch hatte, zwar nur Hinterpommern, während Vorpommern bei den Schweden blieb. Als Entschädigung erhielt er jedoch die Bistümer Kammin, Halberstadt, Mtnden und die Anwartschaft auf das Erzbistnm Magdeburg. Einzug des Kurfürsten und seiner Gemahlin in Berlin. Dieser erfolgte im April des Jahres 1650. Schon von Cleve aus hatte der Kurfürst Anordnungen treffen lassen, das Schloß zu Kölln an der Spree wieder in einen bewohnbaren Zustand zu setzen. Die Stadt war bereits durch den sogenannten „Lustgarten" und durch Anpflanzung von Baumreihen (Anfang der Straße „Unter den Linden") verschönert worden. Der Kurfürst wünschte, daß seine Gemahlin ihre gesegnete Heimat in Berlin nicht zu sehr vermissen möge. Kurfürstin Luise Henriette als Landesmutter. Auf einem Ausfluge nach Bötzow, wo sich ein altes Jagd- fchlößchen befand, erinnerte die Kurfürstin der Anblick der üppig grünen- den Wiesen, durch die der blaue Havelstrom sich in vielen Windungen zieht, an ihre Heimat, und sie bat ihren Gemahl, ihr den Ort zur An- legung einer „Holländern" zu überlassen. Noch in demselben Jahre (1650) wurde ihr das Amt Bötzow verschrieben, und sie machte sich nun ans Werk, daselbst eine Musterwirtschaft im niederländischen Geschmack anzulegen. Sie berief aus Holland Gärtner und Land- wirte, zog fleißige und geschickte Kolonisten aus ihrer Heimat herbei, denen sie es ermöglichte, sich in der Nähe von Bötzow anzubauen, das ihr zu Ehren bald in „Oranienburg" umgetauft wurde. Die Kur- fürstin Luise pflanzte die ersten Kartoffeln in der Mark an, gründete das Bruchdorf Neu-Holland und versetzte damit die holländische Vieh- zucht hierher. Verschleuderte oder verpfändete Domänen löste sie wieder ein und bereicherte die Schatzkammer mit ihren Juwelen.

6. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 99

1910 - Berlin : Salle
Die Askanier in der Mark Brandenburg. 99 Erich dies Erzbistum zu verschaffen, von einem Pfeile in den Kopf geschossen worden war, der lange Zeit nicht entfernt werden konnte. Der Erzbischof Günther von Magdeburg stellte den gefangenen Markgrafen in einem Käfig auf einem Platze den Magdeburgern zur Schau. Ottos treue Gemahlin Hedwig raffte auf Rat eines klugen Dienstmanns Johann v. Buch alles zusammen, was sie an Geld und Kostbarkeiten besaß, begab sich nach Magdeburg und bewirkte dort durch reiche Geldspenden, daß sich die Ratsherren und Domherren für Ottos Freilassung verwandten. Künste und Wissenschaften hatten einen warmen Freund an Otto Iv., der selbst der Schar der Minnesänger angehörte. Für die Vergrößerung seines Landes war Otto Iv. unermüdlich tätig. Von den Landgrafen von Thüringen erwarb er die Mark Landsberg (zwischen Düben und Halle an der Saale), die Pfalz Sachsen sowie die Niederlausitz. Waldemar (1309—1319) vereinigte wieder nach dem Aussterben der einzelnen Linien die brandenburgischen Lande. Er entriß den Polen Pomerellen (zwischen Persante und Weichsel) und verkaufte es an den Deutschen Ritterorden, kämpfte glücklich gegen Meißen und Magdeburg, geriet aber in einen gefährlichen Krieg, als er der Stadt Stralsund gegen den Fürsten Witzlaw von Rügen Hilfe brachte. Denn um die weitere Ausbreitung seiner Herrschaft zu hindern, verbanden sich gegen ihn Pommern, Dänemark, Schweden, Polen, Mecklenburg, Meißen, und obwohl die Schlachten bei Fürstensee und Gransee ihm große Verluste brachten (1316), behauptete er dennoch im Frieden zu Templin alle seine Länder. Seine Regierung ist eine der ruhmreichsten und glänzendsten für das Land gewesen, und daher gedachten die Brandenburger in den bald darauf folgenden Zeiten der Not und Drangsal mit Wehmut der glücklichen Tage, die sie unter dem heldenkrästigen und weisen Markgrafen Waldemar verlebt hatten. Waldemar hinterließ keine Kinder; der einzige noch übrige Sprößling des askanischen Hauses, Heinrich von Landsberg, starb ohne Nachkommen 1320, und mit ihm erlosch der askanische Stamm in Brandenburg. Die Blüte der Mark unter den Assaniern. „In dem slawischen Lande, wo sie zwischen Moor und Seen, in den Brüchen und dem Sande nur wendische Blockhäuser und Lehmhütten gefunden, bauten sie reiche und schöne Klöster, Dome mit gewaltigen Türmen von Granitquadern und gebranntem Mauerstein; Kunstwerke, so erhaben, schön und gediegen, wir schauen sie mit Neid und Betrübnis an. Noch heute trotzen sie der Witterung, kaum ihre Spuren verratend. Da erwuchsen mächtige Städte, mit deutschen Freiheiten und deutschem Gewerbfleiß, deren Handel weit über Land bis über die Meere ging. Die Flüsse starrten von Wimpeln reichbeladener Kähne, die Straßen von Wagen und Karren mit Kaufmannsgütern. Die Wälder wurden gelichtet, die Moorbrüche getrocknet, und die Kolonisten aus Friesland, Flandern, Holland und vom Rheine, die sie ins ^emd gezogen, verwandelten die Sandheiden in Gärten. Die nackten Höhenzüge schuf der Fleiß um in liebliche Weinberge, und ihrer gab es so viele in den Marken, daß ihr Name, der allein von ihnen blieb, heute als ein neckender Spott klingt. Und mit ihrer Tätigkeit wuchs der Assanier Macht. Nördlich erstreckte sich ihr Reich über Pomerellen bis Danzig und an die Ufer der Ostsee, südlich umfaßte es die Lausitz und war ein gefürchteter und geachteter Nachbar dem Böhmenreiche. Auch über die Elbe hin reichte ihr Besitztum, gen Mitternacht die Altmark umfassend, gen Mittag manche reiche Grafschaft in den sächsischen Gauen Und wie sie auf ihr Recht festhielten im Lande und mit starker Hand, 7*

7. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 7

1910 - Berlin : Salle
Theseus. 7 Endlich gelangte Theseus in seine Vaterstadt Athen. Im Hause des Ägeus befand sich damals die Zauberin Medea, welche der König gastlich ausgenommen hatte, nachdem sie wegen ihrer Zaubereien aus Korinth vertrieben worden war. Diese riet nun dem König, den jungen Fremdling durch Gift aus dem Wege zu räumen. Schon setzte Theseus den Becher Wein, in den Gift gemischt war, an den Mund, als des Königs Augen auf das Schwert fielen, das Theseus trug und das er nun sofort als dasjenige erkannte, welches er einst für den Sohn bei der Mutter zurückgelassen hatte. Unter Freudentränen umarmte er den Wiedergefundenen. Medea aber machte, daß sie sich unter dem Schutz eines dichten Nebels aus dem Hause flüchten konnte. Ägeus bekam durch die Rückkehr seines Sohnes eine kräftige Hilfe in allen Stücken. Zuerst besiegte dieser die Pallantiden, feindliche Scharen, die den König vom Throne stürzen wollten, bändigte den von Herkules freigelassenen kretischen Stier, der von Mykene bis Marathon gelaufen war, und erbot sich sodann, das Land von der Abgabe zu befreien, die alle neun Jahre als Sühne für einen Erschlagenen dem König Minos von Kreta geliefert werden mußte. Diese Abgabe bestand nicht in Gold oder Silber, noch wertvollen Herden, sondern in sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen, die nicht etwa bloß als Gefangene nach Kreta geführt, sondern dort dem Minotaurus zum Fraß vorgeworfen wurden. Dieser Minotaurus war ein schreckliches Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, das in dem Labyrinth hauste, einem vom Baumeister Dädalus künstlich errichteten Bau, in dem kein Fremder sich zurechtfinden konnte. Es läßt sich denken, welch Jammer und Leid in Athen herrschte, wenn die Zeit herannahte, in der abermals die Abgabe zu leisten war. Diesem Unheil wollte Theseus für immer ein Ende bereiten. Der schimpfliche Tribut sollte aufhören. Er erbot sich, die sieben Knaben und sieben Mädchen, die nach Kreta geschickt werden sollten, zu begleiten, sie aber wohlbehalten in die Heimat zurückzubringen. Ehe er sich einschiffte, brachte er dem Apollo, dem lichten Sonnengott, ein Opfer. Der König und das Volk entließen ihn mit Segenswünschen. Das Schiff, auf dem Theseus sich mit den Jünglingen und Jungfrauen befand, trug ein schwarzes Segel zum Zeichen der Trauer, weil doch niemand wußte, ob die Abfahrenden je wiederkommen würden. Aber der König Ägeus hatte seinem Sohne noch ein weißes Segel mitgegeben und ihm eingeschärft, dieses auszuziehen, wenn alles gut abgelaufen fein würde. Auf Kreta angelangt, sah Theseus sich fofort vom Glück be-

8. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 20

1910 - Berlin : Salle
20 I. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer. den Eber tötete, dessen Kopf und Fell behalten Dürfe. Unterwegs gesellte sich zu Meleager und seinen Gefährten die schöne und mutige Jägerin Ata lauta. Sie konnte es an Kraft und Schnelligkeit mit jedem Manne aufnehmen. Deshalb sagte sie zu Meleager: „Bitte, nehmt mich mit, ich will auch dabei sein, wenn ihr den Eber jagt." Dankbar nahmen alle das Anerbieten der Jungfrau an. Atalanta war nun so glücklich, daß sie den Eber zuerst mit einem Pfeil hinter dem Ohr tödlich verwundete. Meleager schoß ihm dann feinen Spieß tief in den Rücken, und die andern Jäger machten ihm vollends den Garaus. Nun wollte Meleager der kühnen Atalanta den Siegespreis, Haut und Kops des Ebers, zukommen lassen, aber dem widersetzten sich die beiden Oheime des Meleager, die Brüder feiner Mutter, die auch mitgezogen waren. Sie sagten: „Das wäre noch schöner, wenn ein Mädchen die Beute davontrüge! Das leiden wir ans keinen Fall." Das Gerechtigkeitsgefühl Meleagers empörte sich jedoch bei diesen neidischen Worten. Es kam zum Streit zwischen ihm und den mißgünstigen Oheimen, und in der Hitze des Gefechts erschlug der Jüngling die Brüder seiner Mutter. Diesen Ausgang hatte Meleager freilich nicht beabsichtigt, und tief betrübt kehrte er von der kanonischen Jagd nach Hause zurück. Seiner Mutter aber, der Königin Althäa, fiel, nach altem griechischen Familienbrauch, das schmerzliche Los zu, als einzige Schwester den Tod ihrer Brüder zu rächen. Sie tat es, indem sie das bis dahin sorgfältig verwahrte Scheit Holz aus dem Kasten holte und es in die Herdflamme warf. Meleager hauchte alsbald unter großen Schmerzen feinen Geist aus. Althäa aber gab sich an der Leiche des geliebten Sohnes gleichfalls den Tod. Diese rührende Geschichte haben griechische Bildhauer unzählige Male in Stein und Marmor dargestellt, namentlich auf Sarkophagen und Grabdenkmälern. Die Helden des trojanischen Krieges. Zum Hochzeitsfest des Königs Peleus von Pthia in Thessalien mit der Meergöttin Thetis waren Menschen und Götter zu Gast geladen. Nur einer Göttin, der Eris, hatte man keine Einladung geschickt, weil sie stets Zank und Streit unter alle brachte. Eris aber erschien doch bei der Feier, als die andern schon an der Hochzeitstafel faßen, und warf, um sich zu rächen, einen goldenen Apfel in den Saal mit den Worten: „Er gehört der Schönsten!" Da erhoben drei

9. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 21

1910 - Berlin : Salle
Die Helden des trojanischen Krieges. 21 Göttinnen Anspruch auf ihn: Juno, die Gemahlin des Zeus, die Himmelskönigin, Pallas Athene, die Göttin der Weisheit und Kriegskunst, und Venus, die Göttin der Liebe und Schönheit. Da Zeus, um keine zu erzürnen, sich dafür bedankte, den Schiedsrichter zu machen, beschlossen die drei Göttinnen, einen Sterblichen, den schönsten Jüngling, um die Entscheidung zu bitten. Dieser aber war Paris, ein Hirte, welcher im Jdagebirge die Herden des Königs Priamus hütete. Ihm erschienen die drei Göttinnen, und Juno, indem sie ihm den Apfel übergab, sprach: „Du sollst der mächtigste der Fürsten werden, wenn du mir Gerechtigkeit widerfahren läßt und mich erwählst." Athene versprach: „Ich will dich mit Kraft und Weisheit vor allen andern Sterblichen begaben, wenn du mir den Apfel gibst." Venus aber verhieß ihm zum Lohn das schönste Weib der Erde. Da glaubte der Jüngling, daß der Göttin der Liebe der Preis der Schönheit gebühre, und legte den Apfel in ihre Hand. Dieses Urteil des Paris sollte großes Unheil nach sich ziehen, denn Juno und Athene warfen einen grimmen Haß auf ihn und schworen Feindschaft seinem ganzen Geschlecht. Paris war nämlich kein Hirt, sondern ein Sohn des Königs Priamus von Troja. Vor seiner Geburt hatte die Königin Hekuba, seine Mutter, einen unheilverkündenden Traum gehabt, den die Seher dahin auslegten, daß der Sohn, den die Königin gebären, seiner Vaterstadt zum Unheil gereichen würde. Darauf hatte der König befohlen, das Knäblein im Gebirge auszusetzen. Da war es von mitleidigen Hirten gefunden worden, die sich seiner annahmen. Unbekannt mit seiner hohen Geburt, lebte Paris als schlichter Hirt. Aber als eines Tages Söhne des Königs Priamus kamen und ihm Stücke seiner Herde wegführen wollten, folgte er ihnen, forderte sie zum Zweikampfe und besiegte sie der Reihe nach. Der tapfere Jüngling erregte die Aufmerksamkeit und das Wohlgefallen des Königs. Er forschte nach der Herkunft des vermeintlichen Hirten, und da kam es heraus, daß dieser sein eigener Sohn sei. Da nahmen der König und die Königin den Wiedergefundenen mit Freuden in ihren Palast und dachten nicht mehr an den Ausspruch des Sehers. Nach einiger Zeit erinnerte Paris die Göttin Venus an ihr Versprechen. Da führte sie ihn nach Sparta in Griechenland, in das Haus des Königs Menelaus, der Helena, die schönste Frau der Erde, zur Gemahlin hatte. Paris wurde von Menelaus gastfreundlich aufgenommen, vergalt diese Freundschaft aber schlecht, denn als der König einmal verreist war, benutzte er die Gelegenheit und wußte die unbeständige und schwache Helena zur Flucht mit ihm zu bewegen. Mit reichen Schätzen schifften

10. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 95

1910 - Berlin : Salle
Tie heilige Elisabeth. 95 Kind und verlobte sie frühzeitig mit dem ältesten Sohne, dem Grafen Ludwig. Wilde Spiele und geräuschvolle Feste sagten Elisabeth nicht zu. Als sie dann selbst, nach dem Tode ihres Schwiegervaters, Landgräfin von Thüringen geworden war, dachte sie an nichts anderes, als die Schmerzen der Kranken zu lindern, den Armen Brot zu spenden. Weit und breit sprach man von ihrer Güte und Frömmigkeit. Sie war so überaus mildtätig, daß ihre Schwiegermutter Sophie und auch ihr Gemahl Ludwig fürchteten, sie könne am Ende ihr ganzes Hab und Gut verschenken. Deswegen befahl ihr Ludwig, sie solle ihre Wohltaten etwas einschränken. Schweigend gehorchte Elisabeth, doch nicht lange. Ihr Herz zog sie immer wieder zu den Kranken und Armen. Da begegnete ihr eines Tages der Landgraf, wie sie gerade im Begriff war, einen Korb, mit Broten gefüllt, von der Wartburg nach Eisenach hinunterzutragen. Ludwig hieß sie stillstehen und fragte argwöhnisch: „Was hast du denn da in deinem Korbe?" Elisabeth erschrak und stammelte die Worte: „Mein lieber Herr, das sind Rosen, die ich eben gepflückt habe!" Ludwig, noch immer mißtrauisch, hob den Deckel vom Korbe — und siehe da! der Himmel hatte die fromme Lüge Elisabeths in Wirklichkeit verwandelt! In dem Korbe lag statt der Brote, eine Fülle duftender Rosen. Seit dem Tage, da dieses Rosenwunder sich zugetragen hatte, sagte Ludwig niemals „nein", wenn seine Gemahlin wieder Lebensmittel oder Arzneien an Bedürftige austeilen wollte, im Gegenteil, er war zufrieden mit allem, was sie tat. Ludwig und Elisabeth führten ein glückliches, gottgefälliges Leben miteinander. Da rief die Pflicht den Landgrafen in den Kreuzzug. Gleich anderen frommen Rittern, wollte er nach Palästina zum Grabe des Heilandes pilgern. Schwer wurde ihm der Abschied von Frau und Kindern. Aber Elisabeth war viel zu fromm, als daß sie den Gatten von seiner hohen Pflicht hätte zurückhalten mögen. Doch vom Söller der Burg sah sie ihm nach, solange ihre Augen den Davonreitenden noch erblicken konnten. Die Stimme ihres Herzens sagte ihr, daß sie ihn nicht wiedersehen würde. Und so kam es auch. Landgraf Ludwig gelangte gar nicht nach Palästina. In Italien ergriff ihn ein böses Fieber, das ihn in wenigen Tagen dahinraffte. Als die Trauerbotschaft vom Ableben des von jedermann geliebten Landgrafen Ludwig aus die Wartburg kam, brach Elisabeth in fassungslosem Schmerz in der Galerie des Landgrafenhauses zusammen. Der schmale Gang trägt nach ihr, bis zum heutigen Tage, den Namen Elisabethgalerie. Ein deutscher Maler, Moritz von Schwind, hat
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