72 Joh. Huß. Hieronymus von Prag. Brandenburg an Hohenjoller».
der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch die
Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma factisch
aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen, um
die Einheit der Kirche herzustellen. Doch auch dessen Absetzung
wurde durch das Concilium ausgesprochen und Martin V. erwählt.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die Ab-
laßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßprediger
verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann über
Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das Con-
cilium geladen und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu sei-
ner persönlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriefe versehen hatte.
Als alle Versuche, ihn zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen,
scheiterten, erklärte das Concilium ihn als Ketzer und übergab ihn
zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gemäß einer Bestimmung
des Schwabenspiegels verbrennen ließ 1415. Die Aufregung,
welche in Böhmen bei der Nachricht von Huß' Tode entstand, hielt
das Conciliuin nicht ab, auch den Prozeß des Hieronymus von
Prag vorzunehmen, der zur Vertheidigung seines Freundes ebenfalls
nach Constanz gekommen war; dieser widerrief alle seine dem katho-
lischen Glauben widersprechende Lehren, nahm aber den Widerruf
zurück und starb ebenfalls den Feuertod.
Auf diesem Concilium geschah 1417 auch die feierliche Beleh-
nung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem
Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg, welche
Sigmund diesem schon einige Jahre vorher verpfändet und dann
als Tilgung einer Schuld von 400,000 ungarischen Gulden über-
tragen hatte.
Der Hussitenkrieg 1419 — 1436.
Als ein päpstlicher Legat in Böhmen erschien, um die Anhän-
ger des Huß mit Hülfe des weltlichen Armes der Kirche wieder zu
unterwerfen, nahm sich Wenzel Anfangs der Hussiteu oder Cali;-
/ tiner (wie man sie nach dem von Jacob von Mies eingeführten
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Extrahierte Personennamen: Martin_V. Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann Friedrich_Vi Friedrich Wenzel Jacob_von_Mies
78
Einteilung Deutschlands in zehn Kreise.
Von den 10 Kreisen umfaßte (s. die Karte)
1) der österreichische, der größte von allen, Oesterreich, Steiermark,
Kärnthen, Krain, Tirol und die habsburgischen Besitzungen am Oberrhein und
in Schwaben (Vorderösterreich) ;
2) der baie rische: das Herzogthum Baiern, die Oberpfalz, das Fürsten-
thum Ncuburg, das Erzstift Salzburg u. s. w.;
3) der schwäbische: das Herzogthum Würtemberg, die Markgrafschaft
Baden, die Grafschaft Hohcnzollern, die Grafschaft Fürstenberg, das Bisthum
Augsburg u. s. w. — im Ganzen 98 geistliche und weltliche Stände;
4) der fränkische: die brandenburgischen Markgrassciiaften Culmbach
(Baireuth) und Onolzbach (Anspach), Mergentheim als Mittelpunkt des deutschen
Ordens seit der Säcularisation Preußens, die Bisthümer Bamberg, Würzburg
und Eichstädt, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.;
5) der oberrheinische Kreis war durch die Länder des kurrheinischen
unterbrochen und daher sehr zerstückelt; seine beiden Hauptmassen waren die
lothringischen Lande und Hessen (seit 1619 nur noch in Darmstadt und Kassel
getheilt);
6) der kur rheinische oder niederrheinische enthielt die 3 geistlichen
Kurfürstenthümer Mainz, Trier und Köln, so wie einen Theil der kurpsälzischen
Lande, die in 3, später in 4 Kreise vertheilt waren;
7) der b urgundi sch e, welcher schon 1556 an die spanische Linie des Hau-
ses Habsburg und dadurch aus dem engern Reichsverbande kam, umfaßte Hol-
land, Belgien (jedoch mit Ausnahme des Bisthums Lüttich) und einen Theil des
jetzigen nördlichen Frankreichs;
8) der westphälische Kreis zwischen Maas und Weser umfaßte die Her-
zogthümer Cleve, Jülich, Berg, die Grafschaft Mark, 6 Bisthümer (Lüttich,
Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück), ferner Ostsriesland, Olden-
burg, die Reichsstädte Köln, Aachen, Dortmund u. s. w.;
9) der nied ersäch si sch e enthielt die Erzbisthümer Magdeburg und Bre-
men, die Bisthümer Halberstadt, Hildesheim und Lübeck, die Herzogthümer Braun-
schweig und Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, Holstein, Mecklenburg, 6 Reichs-
städte u. s. w.;
10) der obersächsische: die 2 Kurfürstenthümer Sachsen und Brauden-
burg, die beiden pommerschen Herzogthümer (Stettin und Wolgast), die Fürsten-
thümer Anhalt, die Landgrafschaft Thüringen u. s. w.
Diese 10 Reichskreise enthielten über drittehalbhundert Kreis-
stände, wovon sedoch die kleineren nur cnrienweise stimmten, so daß
ans dem Reichstage nicht viel über hundert Stimmen waren. Böh-
men mit seinen Nebenlanden (Mähren, Schlesien u. der Lausitz) war
nicht in diese Kreisverfassung ausgenommen, da das Haus Oesterreich
in diesen Ländern unumschränkt herrschte. Auch waren diese Pro-
vinzen, wie Preußen und die Schweiz, der Gerichtsbarkeit des Kam-
mergerichts nicht unterworfen.
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Napoleon's Zug gegen Rußland.
l4o
russischen Handel zu Grunde richte und daß Napoleon keineswegs
geneigt sei, ihm einen wesentlichen Antheil an der Leitung der euro-
päischen Angelegenheiten zu überlassen. Obgleich nun der Krieg in
Spanien noch nicht beendet und die französische Herrschaft dort noch
keineswegs gesichert war, so unternahm Napoleon doch, nachdem Oe-
sterreich und Preußen Hülfe zugesagt hatten, im Juni 1812 einen Feld-
zug gegen Rußland mit einein ans fast allen Völkern des südwestlichen
Europas zusammengesetzten Heere von etwa einer halben Million Streiter.
Mit seiner gewohnten Raschheit rückte er über den Niemen in Litthauen
ein, trieb die Alles verheerenden Russen, welche eine Hauptschlacht
vermieden und die Franzosen ins Innere zu locken suchten, um sie
dort zu verderben, ohne bedeutenden Widerstand, aber auf sehr an-
strengenden Märschen und unter beständig zunehmendem Mangel an
Lebensmitteln bis Smolensk zurück. Nachdem er sie hier zum er-
sten Male (17. August) und bei Borodino an der Moskwa in
einer Hauptschlacht zum zweiten Male geschlagen chatte, hielt er am
14. Sept. seinen Einzug in die verlassene und verödete Hauptstadt
Moskau, welche in den nächsten Tagen durch eine ungeheure, wahr-
scheinlich von ihrem eigenen Gouverneur (Rostopschin) veranlaßte,
sechstägige Feuersbrunst zum großen Theil unterging. Dennoch ver-
weilte Napoleon 5 Wochen in den Trümmern Moskaus, hingehalten
durch Friedensunterhandlungen, bis er endlich (18. Octbr.) zu spät
seine Täuschung erkennend, den verhängnißvollen Rückzug (mit noch
104,000 M.) antrat, welcher auf einem Wege von 150 Meilen ver-
wüsteten Landes bei dem gänzlichen Mangel an Lebensmitteln, bei
dem zahlreichen Erkranken von Menschen und Pferden, bei dem un-
gewöhnlich früh eintretenden und äußerst strengen Winter (anhaltend
19—20° Kälte) und unter beständigen Angriffen der Russen uudko-
sacken so verderblich wurde, daß nur 30,000 Waffenfähige die Bere-
sina erreichten, wo Ney und Ondinot noch ein Treffen gewannen.
Nach dieser letzten glänzenden Waffenthat des französischen Heeres
artete der Rückzug (bei einer Kälte von 26—27°) in die regelloseste
Flucht aus, besonders seitdem Napoleon, als er Alles verloren sah,
incoguito auf einem Schlitten nach Paris geeilt war, wo aufrühre-
rische Bewegungen seine Gegenwart nothwendig machten.
Der General Jork, welcher das preußische Hülfscorps anführte, trennte sich
von Macdonald (dem Führer des linken Flügels) und schloß mit dem russischen
Generale Diebitsch (und Clausewitz) eine Neutralitäts-Convention ab.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon August Napoleon Napoleon Jork Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus Paris
Handel und Gewerbfleiß.
16l
sperre und später durch die hohe Besteuerung der auswärtigen Kunst-
erzeugnisse gelangte der inländische Gewerbfleiß zu einem neuen Auf-
blühen. Daneben erhielt der Staatspapier- und Aktienhandel eine
nie gekannte Bedeutung und artete zum Theil in Schwindelei aus.
Wesentliche Beförderungsmittel des Handels waren: a) die Erleich-
terung der Communieationen durch Anlage und Verbesserung von
Land- und Wasserstraßen (der Ludwigscanal zwischen Main und
Donau), durch Fluß- und Seedampfschiffe (seit 1825), durch Eisen-
bahnen (seit 1837), Schnellposten, u. s. w., b) Handelsverträge,
c) freie Schifffahrt auf den deutschen Strömen und 6) Vereinigung
der meisten deutschen Staaten zu einem allgemeinen Zollvereine
s. S. 176, so wie einem Post- und Telegraphenvereine.
Pütz deutsche G.'seb, 5. Aufl.
11
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Staatspapier- Schwindelei Main Donau
Die Häuser A Scan len und Baiern in Brandenburg. 163
Hann I. und Otto Hi.) ihr Gebiet auf Kosten ihrer östlichen Nach-
barn aus: den Pommern entrissen sie die Uckermark und während
des Interregnums in Deutschland erwarben sie polnische Besitzungen
jenseits der Oder, welche die neue Mark genannt wurden, woge-
gen die zwischen dieser und der alten Mark gelegene ehemalige neue
Mark nun den Nanien Mittelmark erhielt. Auch die Theilung
des Hauses der Markgrafen in zwei Linien führte keineswegs zum
Verfall der Macht Brandenburgs, vielmehr stieg diese durch weitere
Erwerbungen und treffliche innere Einrichtungen fortwährend höher
bis zum Erlöschen des anhaltischen Stammes mit dem Tode des
kinderlosen Waldemar (und dessen Vetters Heinrich des Jüngern).
2) Zerrüttung Brandenburgs unter dem Hause
Baiern 1324— 1373.
Auf die Nachricht von dem Tode des Markgrafen Waldemar
überfielen die Nachbarn Brandenburgs das verwaiste Land und nah-
men die ihnen benachbarten Striche in Besitz, der Herzog von Sach-
sen suchte sich als nächster Agnat des erloschenen Stammes der
ganzen Erbschaft zu bemächtigen; aber Kaiser Ludwig der Baier
wollte die Vereinigung zweier Kurwürden in einer Person nicht zu-
geben und seine eigene unbedeutende Hausmacht, dem Beispiele seiner
nächsten Vorgänger folgend, mehren. Deshalb belehnte er seinen
ältesten (8jährigen) Sohn Ludwig mit der Erzkämmererwürde und
den Ländern, welche Waldemar besessen hatte; doch gelang es trotz
hartnäckiger Kämpfe und bedeutender Opfer an Geld keineswegs, die
ganze Erbschaft wieder zusammenzubringen. Die Verheerung des
Landes durch raubgierige Nachbarn, die Zerstückelung und theilweise
Verpfändung desselben war nicht geeignet, die Bewohner der Mark
mit der Regierung des ihnen aufgedrungenen, unfreundlichen und
häufig abwesenden Fürsten auszusöhnen, am wenigsten wenn sie sich
an den Glanz und die Macht des anhaltischen Hauses, besonders
unter Waldemar, erinnerten. Daher fand ein allmählig auftauchen-
des Gerücht, Waldemar lebe noch, Glauben, und ein Pilger, der
sich für den (vor 28 I.) zur Buße nach Jerusalem gewallfahrteten
Waldemar ausgab, günstige Aufnahme. Auch hatte der damalige
Kaiser Karl Iv., ein Feind des baierischen Hauses (s. S. 68), die-
sen Pilger nach einer über seine Aechtheit angestellten Prüfung mit
allen. Ländern, die Waldemar vorher besessen hatte, feierlich belehnt;
aber nach seiner Aussöhnung mit dem baierischen Hause gab er den
11 *
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Extrahierte Personennamen: Otto Waldemar_( Heinrich Heinrich Waldemar Ludwig_der_Baier Ludwig Ludwig Ludwig Waldemar Waldemar Karl_Iv. Karl_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Brandenburg Deutschland Brandenburgs Brandenburgs Baiern Brandenburgs Jerusalem
Brandenburg unter dem Hause Hohenzollern.
168
4) Neue Begründung der brandenburgischen Macht
durch das Haus Hohenzollern seit 1417.
Die drei ersten hohenzollernschen Kurfürsten (Friedrich I., Frie-
drich Ii. und der Krieg und Pracht liebende Albrecht Achilles) re-
gierten ül Brandenburg und Franken zugleich und blieben, von frän-
kischen Rächen umgeben und häufiger in ihren fränkischen Fürften-
thümern verweilend, beu Marken einigermaßen fremd, wiewohl sie
sämmtlich ihre Herrschaft gegen die Nachbarn ausdehnten und chre
Regierungsgewalt im Innern erhöhten. Bei dem Tode Albrecht's
aber theilten sich seine Söhne*) in die Länder des Vaters, und
von nun an blieb die Kürmark von Franken getrennt. Unter den
vier folgenden Kurfürsten (Johann Cicero, Joachim I., Joachim Ii.
und Johann Georg) genossen die Marken einen mehr als hundert-
jährigen, kaum durch unbedeutende Störungen unterbrochenen Frieden.
Joachim Ii. führte die Reformation in seinen Ländern ein und er-
wirkte für sein Haus von Polen die Mitbelehnung über Preußen,
wo sein zweiter Nachfolger Joachim Friedrich die Regentschaft für
den blödsinnigen Herzog erhielt, nach dessen Tode der 9. hohen-
zollernsche Kurfürst Johann Sigmund das Herzogthum Preußen mit
der Mark Brandenburg vereinigte 1618.
Is. Preußen bis 1618.
Schon waren die Preußen, welche das Küstenland an der Ost-
see zwischen Weichsel und Riemen einnahmen, auf allen Seiten von
christlichen Völkern umgeben, als sie sich fortwährend der Einführung
*) Albrecht Achilles f 1486.
Johann Cicero f 1499. Friedrich, Markgraf zu Baireuth u.
Ansbach.
Joachim I. f 1535. -- ____ -
-———-— Albrecht, Georg, Markgr.
Joachim Ii. 7 1571. Hochmeister des deutsch. in Franken.
——————— Ordens, seit 1525 Hzg.
Johann Georg 1 1598. in Preußen.
Joachim Friedrich 7 1608. Albrecht Friedrich,
—~———- vermählt mit Eleonore, T. des
Johann Sigmund, Hzgs.zujülich,Cleve,Berg.
seit 1618 zugleich Herz, in Preu- —— ——
ßen, Gem. Anna, Erbin v. Preu- Anna.
ßen u. Enkelin des Herzgs. zu Jü- Gem. Johann Sigmund v.
lich, Cleve, Berg. Brandenburg.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_I. Joachim_Ii Johann_Georg) Johann Joachim_Ii Joachim_Friedrich Friedrich Johann Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Friedrich Friedrich Baireuth Albrecht Albrecht Georg Joachim_Ii Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Eleonore Johann Anna Johann_Sigmund Johann Cleve
56
Konrad I.
gar in Sachsen ein, vernichteten Ludwig's Heer an der Ens, und
da seitdem der gemeinschaftliche Vertheidigungskrieg gegen sie auf-
hörte, so plünderten sie die einzelnen Provinzen und dehnten bald
ihre Raubzüge bis an den Rhein aus.
Gleichzeitig mit dem Erlöschen des karolingischen Hauses im
ostfränkischen Reiche fällt die Entstehung der deutschen Volks-
herzogthümer, indem theils die Markgrafen, namentlich die an
der östlichen Grenze des Reiches, also die in Sachsen und
Baiern, durch die Vereinigung mehrerer oder aller Marken ihres
Landes unter ihrem Oberbefehl (wie dies zur Vertheidigung der
Reichsgrenze gegen die Normannen, Slaven und Ungarn nöthig war)
zu einem überwiegenden Ansehen in ihrem Lande gelangten, theils
die Sendgrafen ihre durch Verbindung von Civil- und Militärgewalt
allmälig erweiterte Macht erblich machten. Auf diese letztere Weise
scheint die herzogliche Würde in Franken, Alemannien und
Lothringen entstanden zu sein.
8- 9.
Konrad I., der Franke, 911—918.
Nach dem Aussterben der Karolinger in Deutschland wurde, ohne
Rücksicht auf das Erbrecht der schwachen Karolinger in Frankreich,
der, dem karolingischen Hause verwandte Herzog Konrad von
Franken zum Könige ausgerufen; nur in Lothringen machte der
westfränkische König (Karl der Einfältige) sein Erbrecht geltend,
nahm dieses Land (außer Elsaß) in Besitz und behauptete es gegen
einen zweimaligen Angriff des deutschen Königs. Konrad's Thätig-
keit während seiner ganzen Regierung war darauf gerichtet, die deut-
schen Fürsten zur Anerkennung seiner königlichen Herrschaft zu zwin-
gen. Es gelang ihm zwar da, wo er gerade verweilte, sich Aner-
kennung zu verschaffen, aber in seiner Abwesenheit erhoben sich die
kaum bezwungenen Fürsten stets aufs Neue, und namentlich brach die
alte Feindschaft zwischen den Sachsen und Franken wieder aus, als Kon-
rad sich weigerte, nach Otto's Tode dessen Sohne Heinrich alle Lehen des
Vaters zu überlassen. Bei dieser innern Zerrüttung Deutschlands
wiederholten die Ungarn fast jährlich ihre räuberischen Züge durch
Baien: und Memannien bis nach Lothringen und Sachsen (bis Bre-
men), wozu sie sogar von Konrad's einheimischen Gegnern aufgefor-
dert wurden. Als der kinderlose Konrad von seinem letzten Zuge
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrad_I. Konrad_I. Franke Konrad_von
Franken Konrad Karl Heinrich Heinrich Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rhein Sachsen Baiern Ungarn Lothringen Deutschland Frankreich Lothringen Sachsen Deutschlands Ungarn Lothringen Sachsen
so
Konrad Iii. „ Der zweite Kreuzzug.
von Apulien und Sicilien, aus seinen meisten Besitzungen in Unteritalien, worauf
Innocenz Ii. ohne Widerstand nach Rom zurückkehren konnte. Auf der Rückreise
aus Italien starb der Kaiser an der Grenze Baierns.
Für wichtige Dienste, welche Albrecht der Bär, Sohn des Grafen
von Ascanien zu Ballenstädt (und der Tochter des sächsischen Herzogs
Magnus), dem Kaiser auf dessen Römerzuge geleistet hatte, erhielt er die
erledigte Markgrafschaft Nordsachsen, die er nach der Eroberung des
wendischen Landes jenseits der Elbe Mark Brandenburg nannte.
8- 13.
Das deutsche Reich unter den Hohenstaufen 1138—1234.
1. Konrad Iii. 1138—1152.
Nach Lothar's Tode wurde nicht sein mächtiger und verhaßter
Schwiegersohn Heinrich der Stolze gewählt, der von seinem Schwie-
gervater auch Sachsen erhalten und schon die Reichsinsignien in Be-
sitz genommen hatte, sondern der Hohenstaufe Konrad. Dieser be-
obachtete gegen die Welfen dasselbe Verfahren, welches Lothar gegen
ihn und seinen Bruder eingeschlagen hatte, und verlangte, Heinrich
solle einen Theil der von seinem Schwiegervater erhaltenen Reichs-
lehen herausgeben. Als Heinrich der Stolze sich aber weigerte, eins
seiner Herzogthümer abzutreten, ward er in die Reichsacht erklärt;
fein Herzogthum Vaiern erhielt Markgraf Leopold von Oesterreich
(ein Halbbruder Konrad's Iii.) und Sachsen Albrecht der Bär.
Heinrich behauptete sich jedoch in Sachsen, und nach seinem bald er-
folgenden Tode setzte, da sein Sohn Heinrich der Löwe noch ein
Knabe war, sein Bruder Welf den Krieg fort gegen Leopold und den
König, der Welf's wohlbefestigte Stadt Weinsberg belagerte. Als
die Stadt (nach einer Niederlage der Welfen) nicht mehr im Stande
war, den fortgesetzten Angriffen Widerstand zu leisten, gestattete der
König dem weiblichen Theile der Einwohnerschaft, das in Sicherheit
fortschaffen zu dürfen, was eine Jede auf ihren Schultern tragen
könne. Daher sah man die Frauen und Mädchen, ihre männlichen
Mitbürger ans dem Rücken, aus der Stadt ziehen, und der König
freuete sich der List. Der Krieg endete mit einem Vertrage, wonach Hein-
rich der Löwe Sachsen zurück erhielt, dagegen aus Baiern verzichtete.
Der zweite Kreuzzug 1147—1149.
Die ägyptischen Chalifen machten wiederholte Versuche Palä-
stina wieder zu gewinnen, und während Balduin's Iii. Minderjäh-
rigkeit ward Edeffa erobert, die Einwohner ermordet, oder gefangen.
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Innocenz_Ii Innocenz Albrecht Magnus Magnus Konrad_Iii Konrad Heinrich_der_Stolze Heinrich Konrad Konrad Lothar Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Leopold_von_Oesterreich Leopold Albrecht Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Welf Leopold Leopold
Adolf von Nassau.
63
als Ersatz für dieselbe galt, wenn der Thron auf ein anderes Haus
überging. Denn seitdem die Wahl, welche früher von der Gesammt-
heit der Freien nach den verschiedenen Völkerstämmcn, dann von der
Gesammtheit der Fürsten vollzogen wurde, allmalig an sieben aus-
schließliche Wahlfürsten übergegangen war, zogen diese Wenigen es
vor, einen schwachen König zu wählen, weil sie ihm gar nicht zu ge-
horchen gedachten. Daher ernannte bei Rudolf's Tode der damalige
Erzbischof von Mainz, der sich die Ernennung des Königs übertra-
gen ließ (wie es scheint, gemäß Abrede mit den übrigen Wahlfürsten),
nicht Rudolf's noch einzigen Sohn, sondern den ihm selbst entfernt
verwandten Grafen Adolf von Nassau.
2. Adolf von Nassau 1292—1298.
Dieser nahm, um seine schwache Hausmacht zu verstärken, die
erledigte Markgrafschaft Meißen nebst der Ostmark, welche die Söhne
des Landgrafen Albrecht des Unartigen von Thüringen (Friedrich
mit der gebissenen Wange und Diezmar:) in Besitz genommen hatten,
in Anspruch und ließ die beiden Brüder als Reichsfeinde ächten,
wodurch sie auch von der Erbfolge in Thüringen ausgeschlossen wa-
ren. Er machte einen zweimaligen verwüstenden Einfall in Thürin-
gen und unterwarf sich ganz Meißen. Wegen der hier verübten
Grausamkeit und weil er den Kurfürsten seine Versprechungen nicht
erfüllte, wurde er von einigen Kurfürsten abgesetzt und Herzog Al-
brecht von Oesterreich, Rudolf's I. Sohn gewählt. Adolf siel käm-
pfend in dem Neitergefecht bei Gölheim unweit Worms.
3. Albrecht I. von Oesterreich 1298—1308.
Er war eifrig darauf bedacht, die Rechte des Reiches herzu-
stellen und die Macht seines Hauses zu mehren. Die erste Gelegen-
heit dazu fand sich, als der Graf Johann von Holland (ein En-
kel des römischen Königs Wilhelm) kinderlos gestorben war und der
Graf (Johann) von Hennegau als Verwandter von weiblicher Seite
darauf Ansprüche machte; dieser ward zwar in die Acht erklärt, aber
die Unterwerfung desselben durch einen Kriegszug Albrecht's nach dem
Niederrhein scheint nicht gelungen zu sein.
Eben so wenig konnte Albrecht die Ansprüche des Reiches auf
Thüringen und Meißen geltend machen, indem er von Friedrich
und Diezmann eine Niederlage erlitt. Auch war die Besetzung des
(durch das Ausfterben des alten Herrscherhauses Przemisl 1306 erledig-
ten) böhmischen Thrones durch seinen Sohn Rudolf nur von kurzer
Pütz, deutsche Gesch. 5. Aufl. 5
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Nassau Adolf Adolf_von_Nassau Adolf Adolf Adolf Albrecht Friedrich Friedrich Adolf Adolf Albrecht_I._von_Oesterreich Albrecht_I. Johann_von_Holland Johann Wilhelm Johann)_von_Hennegau Johann Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf
66
Die schweizerische Eidgenoffenschaft.
Dauer, da dieser schon im ersten Jahre seiner Regierung starb und
nun der Herzog (Heinrich) von Kärnthen *) seine Erbansprüche be-
hauptete. Nicht minder mißlang der Versuch, den drei schweizeri-
schen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden ihre Reichs-
unmittelbarkeit zu entziehen und sie dem Hause Habsburg zu unter-
werfen. Als diese wegen ihrer Weigerung von den kaiserlichen
Reichsvögten Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von
Landenberg durch Zölle und übermüthige Behandlung hart bedrückt
wurden (?), entstand die Verschwörung des Werner Stauffacher
von Schwyz, Walther Fürst (von Attinghausen) aus Uri und Ar-
nold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig Anderen, unter de-
nen auch Wilhelm Tell (Walther Fürst's Schwiegersohn) war, auf
dem Rütli, einer einsamen Wiese am Vierwaldstädtersee 1307. Ein
auf zehn Jahre geschlossener Bund der drei Waldstädte legte den
Grund zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Geßler
fiel durch Tell's Geschoß, Landenberg ward durch List von seiner
Burg Sarnen vertrieben. Als Albrecht sich zur Wiedergewinnung
Böhmens rüstete, ward er von seinem Neffen, dem Herzoge Johann
(Parricida), dem er seinen Antheil an den habsburgischen Ländern
vorenthielt, auf der Landspitze zwischen Aar und Reuß (bei Windisch),
im Angesicht der Häbsburg, auf eine höchst verrätherische Weise er-
mordet. Erst nach sieben Monaten wurde zum dritten Male (seit
60 Jahren) ein deutscher Graf zum Könige gewählt,
4. Heinrich Vii. von Luxemburg 1308—1313,
besonders durch die Bemühungen seines Bruders, des Erzbischofs
(Balduin) von Trier. Dieser war glücklicher in der Begründung
*)Wenzel Iv., Sohn Ottokar's Ii. 1278—1305.
Wenzel V. Anna mit Elisabeth mit
1305—1306. Heinrich v. Kärnthen. Johann v. Luxemburg 1311-1346.
Karl Iv. 1346—78. Joh. Heinrich, Wenzel,
Gem. 1. Blanka v. Laloios. Markör, v. Mähren. ».Luxemburg.
2. Agnes v. d. Pfalz. Gem. Marg. Maul- 7 1383.
3. Anna v. Schlesien. lasch.
_______4. Elis. v. Pommern. ________
Wenzel Sigmund Johann,
1378—1419. 1410—1437. Markgraf der Lausitz.______
Elisabeth^Gcim Älbrecht's Ii. Jodocus, Procopius,
Markgr. in Mähren, Markgr. in Mähren,
f 1411.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich)_von_Kärnthen Heinrich Hermann_Geßler_von_Bruneck Werner_Stauffacher
von_Schwyz Walther Wilhelm Albrecht Johann
(Parricida Johann Windisch Heinrich_Vii Heinrich Balduin Wenzel_Iv. Wenzel_V. Anna Heinrich_v Heinrich Johann Karl_Iv Karl Heinrich Heinrich Blanka_v Agnes_v Anna Wenzel Sigmund Johann Johann