Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
264
Vili. Das Papstthum
gute Muth und er erschrack heftig. Denn es war eine
große und furchtbare Wirkung, welche der päpstliche Ban«
hervorbrachte. Sogleich' standen die Sachsen wieder in
Waffen gegen ihn, und die ihm gegen sie helfen sollten,
die traten scheu von dein mit der Kirche Fluche Belasteten
ab. Er gab jetzt die Sächsischen Gefangenen lov, aber
das stillte das Toben der Sachsen und die unheimliche
Bewegung in ganz Deutschland nicht.
Die Fürsten versammelten sich zu Tribur, beriethen
sich und ließen ihm dann sagen, „er solle sich vor der
Hand alles königlichen Regiments enthalten, bis der
heilige Vater, welcher auf ihre Bitte im nächsten Früh-
jahre zu einem Reichstag in Augsburg erscheinen werde,
das Urtheil über ihn gesprochen haben werde.
Wenn derselbe ihn dann nicht vom Banne löse und zu
fernerer Regierung fähig erkläre, so würden sie zur Wahl
eines neuen Königs schreiten." So machten die Thö-
richten alle selbst den Papst zu ihrem höchsten
Herrn auch in den Dingen dieser Welt!
Heinrich zeigt sich uns jetzt in einer recht erbärmlichen
Gestalt. Wie er unmäßig trotzig sein konnte, so auch
hinwiederum unmäßig verzagt. Um noch vor dem Reichs-
tage den Papst für sich zu stimmen und insonderheit von
dem so schwer auf ihm liegenden Banne frei zu werden,
entschloß er sich schnell, als ein büßender und flehentlich
Bittender zum Statthalter Christi zu reisen.
Er macht sich niit einem ganz kleinen Gefolge auf
den Weg. Aber seine treue Gattin Bertha, die er
bisher sehr schlecht behandelt hatte, ist bei ihm, die will
ihn in keiner Noth verlassen. Im Januar 1077, mitten
in dem damals besonders strengen Winter, steigt er über
die Eis- und Schneefelder der Alpen. Er muß oft auf
Händen und Füßen kriechen, seine Gemahlin, in eine
Ochsenhaut eingenäht, au Seilen über die gefährlichsten
Stellen hinaufgezogen und herabgelassen werden. Doch
kommen sie glücklich nach Italien hinab.
Unten sammelten sich gleich die Lombarden um
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Extrahierte Personennamen: Muth Heinrich Heinrich Christi Bertha
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Deutschland Italien
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Geschlecht (WdK): Mädchen
300
Vili. Das Papstthum.
siebe, plötzlich brach im Deutschen Lager die Pest aus
und raffte so schnell, daß mancher vor seinem Pferde,
das er besteigen wollte, todt niedersank, den größten Theil
deö Heeres, Hohe und Gemeine, hin. Es war ein grausig
Sterben und Friedrichs Feinde nannten es „eine Strafe
Gottes", was wir zu den „unbegreiflichen Gerichten des
Herrn" zählen. Aber machtlos war der Mächtige setzt,
lind hinter ihm hatten sich unterdessen die Lombardischen
Städte, selbst solche darunter, die es bisher Iren mit dem
Kaiser gehalten, wirklich zu einem gemeinscha ftli chen
Bunde gegen ihn zusammengeschlossen und in Begeiste-
rung geschworen, miteinander „für ihre Freiheit" bis
zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Das waren böse
Verhältnisse für Friedrich, und er mußte froh sein, daß
er nur wie ein Flücl kling mit Wenigen durch die Feinde
hindurch glücklich nach Deutschland entkam. In Susa,
wo er übernachten wollte, verschworen sich die Bürger,
ihn im Schlafe zu ermorden, was aber verrathen ward;
da legte sich der Ritter Herrn a nn von Siebeneichcn,
der ihm ähnlich sah, in sein Bette, während er in Ver-
kleidung entfloh, doch ehrten die Susaner, welche die
Täuschung wahrnahmen, des Dienstmanns Treue und
schonten seines Lebens.
Die Deutschen dankten Gott, ihren lieben Kaiser wieder
zu haben. Während seines Wegseins hatten innere Fehden
ans die störendste Weise überhand genommen. Namentlich
war durch den Uebermuth H ei n r i chs des Löwen, mit
dem derselbe alle seine Nachbarn behandelte, ein großer Krieg
im Reiche entbrannt. Die Erscheinung des Kaisers bewirkte
bald allgemeine Ruhe. Gesegnet herrschend blieb dieser nun
sechs Jahre im Vaterland, ohne doch Italien und die
kaiserlichen Rechte dort ans den Augen zu verlieren. Er
mußte es aber erfahren, wie die verbündeten Lombarden
gemeinsam das von ihm zerstörte M ai la n d wieder auf-
bauten, das sich herrlicher, denn zuvor, aus seinen Ruinen
erbob, ja wie sic dem Kaiser zum Trotz eine neue
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312
Viii. Da? Papstthum.
heit ihres Heldenkönigs zu erlange», und der deutsche Kaiser
ließ sich von ihnen die Summe von 150,000 Mark
Silber als Lösegeld zahle»!
Uebrigens gieng dieser niedriggesinnte Mensch mit
hohen und gewaltigen Plänen um. Er wollte das deut-
sche Kaisertbnm in seinem Hause erblich machen — er
wollte das Byzantinische Reich und das ganze Morgen-
land erobern — ; aber das Erste konnte er bei den deut-
schen Fürsten nicht durchsetzen, und das Andere vereitelte
jedenfalls sein frühzeitiger Tod. Er tbat einen Trunk kal-
ten Wassers in der Hitze und davon mußte er, erst 32
Jahre alt, sterbe».
Er hinterließ ein einziges dreijähriges Söhnleiu,
Friedrich, das ihm Eon stanz ia geboren und das
wir uns merken wollen, denn wir viel mit ihm zu thun
bekommen werden. Doch zunächst von dessen Pflegevater.
§ 7.
Innocenz in.
Nur wenige Monate nach Heinrichs Vl. Tode (1197)
wurde Innocenz Iii, ans dem Grafenhause von Signia,
einstimmig von den Kardinälen zum Papste erwählt,
ein Manu, den wir uns besonders anschauen müssen.
Er zählte erst 37 Jahre und es war etwas ganz Unge-
wöhnliches, daß einer so jung de» römischen Stuhl be-
stieg, auf den man immer nur wohlbctagte Leute
zu setzen pflegte (woher der schnelle Wechsel der Päpste
sich erklärt). Es war aber auch ein ganz besonderer
Man», — gelehrt, scharfblickend und geschäftsgewandt in
seltenem Maße, rnhigbesonnen, eisenfest, dabei von stren-
gen Sitten, und was am meisten hervortritt, sehr hohen
Geistes, menschlich geredet; ein Erhabensein über
alles auf Erden drückte sich schon in seinem Gesichte
und ganzen Wesen aus. Er war mehr noch als Hilde-
brand und arbeitete in dessen Geiste mit allen Kräften
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Innocenz Innocenz Heinrichs Innocenz_Iii Innocenz Signia
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Geschlecht (WdK): Mädchen
§. 5. Ludwig der Bayer und Friedrich von Oestreich. 395
erste Leopold, den die Waldstätter bei Mor gürt eil
heimgeschickt s. § 3), setzte den Streit gegen ihn fort
und ließ sich von seiner Erbitterung so weit verleiten,
daß er sogar mit dem Kö u ige v0u Frau krei ck,
Karl Iv., ein Bündniß zum Verderben Ludwigs ein-
gieng. Karl ließ nun den Papst zu Avignon, Johann
Xx1í., mit der Kirchenmacht gegen Ludwig vorrücken, und
der von Frankreich schmählich gek u ech t e te Pap st
geberdete sich dock immer noch als den obersten
Herrn des deutschen Reichs, befahl dem Kaiser
ohne weiters, sein Regiment niederzulegen, und schleu-
derte, da derselbe nicht gehorchte, den Bann strahl ge-
gen ihn, belegte auch alle Laude, die es fortan mit ihm
halten würden, mit dem Interdicte.
Indessen konnte man die tröstliche Wahrnehmung
machen, daß nunmehr daß päpstliche Ansehen doch schon
stark gelitten hatte; der von Avignon ausgegangene Fluch
brachte geringe Wirkung hervor, selbst von deil Geistli-
chen kehrten sich die Weniger» oder Wenigsten daran.
Ja — welch sonderbare Erscheinung! — ein Theil der
Franziskaner oder Millo riten, dieser sonstigen
Kerntrnppen des Papstes, trat öffentlich gegen denselben
ans die Seite des Kaisers. Die Strenger» dieser Mönche
waren nämlich mit den schon setzt dieser Welt Gütern
holdgewordenen Dominikanern in einen heftigen Streit
„über die vollkommene Armuth" gerathen, und da haue
der Papst nicht ihnen, sondern den andern Recht gegeben;
in flammendem Zorne darüber verketzerten sie jetzt den
Papst und bearbeiteten das Volk in Predigt und Beicht-
stuhl, daß es gegen ihn fest zum Kaiser stehe.
Da sich aber Letzterer immerhin stark bedrängt sah,
so ergriff er rasch ein Mittel, mit seinen nächsten Fein-
den, der östreichischen Partei, sich zu versöhnen. Er
gieng selbst aus die Burg Trausnitz zu dem gefangenen
Friedrich, der nun drei gramvolle Jahre daselbst zuge-
bracht, und redete freundlich mit ihm. Er bot ihm die
Freiheit unter der Bedingung an, daß er auf die Krone
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Bayer Ludwig Friedrich_von_Oestreich Friedrich Leopold Leopold Karl_Iv. Karl_Iv. Ludwigs Karl Karl Johann
Xx1í. Johann Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich
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428
X. Das Kommen einer neuen Zeit.
Ihm folgte Siegmund, Kurfürst von Bran-
denburg u n d König von Ungarn (wie er letzterer
wurde, baden wir Ix, 10. vernommen), ein jüngerer Kru-
der Wenzels, also wieder ein Luxemburger, aber der
letzte solche auf deutschem Throne (141 1 —1437). Das
war ein schöner Mann, mächtiger als Ruprecht, thätiger
als Wenzel, und gar nicht so wild als der Bruder, viel-
mehr einnehmenden Wesens, kenntnißreich dazu, beredter
Zunge, doch obne wahre Größe und nachhaltige Kraft,
eitel, locker in Sitten, verschwenderisch. Mehr noch wer-
den wir ihn ans der nachfolgenden Geschichte kennen
lernen.
Kaiser Siegmund fühlte doch seinen Berns als Ober-
schirmherr der Kirche, für ihren Frieden zu sorgen.
Das Concil zu Pisa (1409) war verunglückt, aber es
konnte doch nur durch ein Concil geholfen werden;
ans ein solches arbeitete er hin. Und seine ernstliche
Bemühung hatte den Erfolg, daß a. 1414 eine neue und
noch weit zahlreichere Kirchenversammlung und zwar —
er that es nicht anders — in einer deutschen Stadt,
zu Kostnitz iconstanz) am Bodensee, zu Stande kam.
Der Kaiser bewog den Papst Johann Xxiii., sich
persönlich dazu einzustellen. Derselbe gieng freilich nicht
heitern Muthes hin, und als er unterwegs mit seinem
Wagen umgeworfen wurde, sprach er: „Hier lieg ich in's
Teufels Namen; wär' ich in Italien geblieben!" und als
er von der Höhe nach Kostnitz hinabfnhr, sprach er: „Das
sieht ja aus wie eine Grube, in der man Füchse fängt."
Die beiden andern Päpste erschienen nicht selbst, sondern
sandten Vertreter. Außerdem versammelten sich 33 Kar-
dinäle, 3 Patriarchen, 47 Erzbischöfe, 145 Bischöfe, 83
Weihbischöse. 124 Aebte, die Großmeister der geistlichen
Ritterorden, Abgeordnete der Hochschulen und Priester und
Mönche in die Tausende, dann der römisch-deutsche Kaiser
in Person mit kaiserlicher Begleitung, viele Reichsfürsten
und Herren, endlich Gesandte der christlichen Potentaten
von Frankreich, England, Schweden, Dänemark, Polen,
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Extrahierte Personennamen: Siegmund Siegmund Berns Johann_Xxiii Johann
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wenzels Italien Frankreich England Schweden Dänemark Polen
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Geschlecht (WdK): Mädchen
294
Viii. Da? Papstthum.
Friedrich I., Barbarossa.
(1152—90.)
Nunmehr wurde Konrads Bruderssobn, Friedrich,
als Kaiser der Erste, von den zu Frankfurt a. M. ver-
sammelten weltlichen und geistlichen Fürsten einstimmig
und unter dem Zujauchzen des Volkes zu Deutschlands
Haupt erkoren und zu Aachen feierlich gekrönt.
Das war wieder einmal ein Kaiser! Schon äußerlich
herrlich, dastehend in blühender Manueskraft, mit dem
durchaus ebenmäßige», wohlgebildeten, weißrothen Ange-
sichte, mit seinen blauen, klaren durchdringenden Augen,
mit blondem gekräuseltem Haare, das unten zum rötblichen
Barte ward, daher ihn die Italiener „Barbarossa",
d. h. „Rotbbart" nannten. Und voll Verstand und
Einsicht, gerecht und tapfer, fromm und mild, heiter und
fröhlich, aber stets mäßig und gehalten, reiner keuscher
Sitte, gleichmüthig und fest in allen Lage», ernst und
furchtbar gegen Widerstrebende, versöhnlich und weich
gegen Reumüthige. Er ist einer der Größten, die je das
Scepter führten.
Kaiser wollte er sein, so wie er den Thron bestieg,
Gehorsam wollte er von allen seinen Untergebenen,
und des Papstes u n g ö ttlich e Erhebung ü be r
Alles wollte er nicht dulden.
Zunächst suchte er in Deutschland unter den Streiten-
den Friede zu machen, und um Welf und Waiblingen
miteinander zu befreunden, gab erheinrich dem Löwe»
zu seinem Herzogtbume Sachsen auch noch das vom
Vater zugleich besessene Bayern zurück. Noch 1152
schlichtete er auch einen Thronstreit zwischen zwei däni-
schen Prinzen, indem er dem Konnt die Krone aussetzte,
dem Sueno Seeland als ein Dänisches Leben zusprach.
Und nun wendete er sein Auge vornehmlich Jta lien zu,
wo er die seit Heinrich V. kaum mehr geltend gemachte
kaiserliche Oberhoheit wieder aufzurichten gedachte.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Deutschlands Aachen Deutschland Waiblingen Sachsen Seeland
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Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 6. Die Hohenstaufen.
297
Herzögen entschied er mit dem Schwerte. Dem Herzoge
von Böhmen verlieh er zum Dank für dabei geleistete
Hilfe den Königstitel. Er selbst ließ sich zu Arles
die Burgundische Krone aufsetzen, an die seine Vor-
fahren kaum mehr gedacht. Sein Ansehen stieg hoch
empor; von allen Landen her schickte man ihm ehrende
Gesandtschaften; der König von England unterwarf
sich in einem schmeichelhaften Briefe sammt seinem Reiche
den Befehlen des Kaisers (was freilich nicht so gar ernst-
lich gemeint war).
Nur die Italienischen Städte verhöhnten den
Gewaltigen und seine Befehle, sobald er sich von ihnen
entfernt hatte. Und insonderheit Mailand war es, das
stolze, welches ihm fortwährend frech trotzte und die kaiser-
lichgesinnten Städte grausam mißhandelte. Der Papst
aber, dem die Macht des Kaisers allznhoch anwuchs, den
es auch sehr verdroß, daß ihm untersagt wurde, die
Kaiserkrone ein „beneficium" (hieß zugleich „Wohlthat
und Lehen") des röm. Stuhls zu nennen, und daß Fried-
rich in seinen Briefen an ihn seine» Namen immer vor
den des Statthalters Christi setzte, der Papst sympathisirte
mit den widerspenstigen Städten und steifte sie in ihrer
Feindschaft gegen den Oberherrn. Da beschloß Friedrich
einen neuen Besuch in Italien, um dort seine Kaiser-
herrlichkeit völlig zu entfalten.
a. 1158 trat er diesen seinen zweiten Zug dahin an.
Es war der glänzendsten einer, den je ein Kaiser machte.
Friedrich umlagerte das trotzige Mailand, und da es
nicht mit Lebensrnittel» versehen war, mußte es sich bei
aller Tapferkeit, von Hunger gezwungen, nach vier Wochen
ergeben. Es mußte neue Treue geloben, Geißeln stellen,
Strafgelder zahlen, sich tief demüthigen.
Nunmehr hielt Friedrich einen großen Reichs-
tag aus den Roncalischen Feldern und rief die größten
Rechtsgelehrten der hohen Schule zu Bologna
dazu, um die noch unsicher» kaiserlichen Rechte in der
Lombardei ein für allemal steststellen zu lassen. Diese
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 7. Innocenz Iii.
313
fort. Herrschen wollte er über alles Geistliche und
Weltliche auf Erden.
Daß solche Herrschaft bei dem oft so ungebundenen
Wesen und ungerechten Verfahren der weltlichen
Fürsten in gar manchen Fällen auch wohlthätig wir-
ken konnte, dem läßt sich nicht widersprechen, und daß
sie Innocenz selbst wirklich zum Besten der Mensch-
heit zu brauchen gedachte, das wollen wir nicht in Ab-
rede stellen; aber das rechtfertigt sie doch wahrlich nimmer-
mehr. Denn ganz abgesehen von dem ungleich größern
Schaden anderseils, so mußte doch vor allem das gött-
liche Wort beachtet werden, das klar und laut dagegen
spricht, wie wir Iv., 10. und Viii., 1. nachgewiesen
haben. Man darf nicht Gottes Gebot übertreten, auch
wenn die Uebertretung gute Folgen wahrnehmen lassen
sollte, „man darf nicht Uebles thun, ans daß Gutes her-
auskomme" (Rom. 3, 8.). Aber Innocenz hat, selbst
wenn wir ihm die reinste Meinung zutrauen wollen,
„U e b l es g e th a n, a u f d a ß G n te s d a r a n ö k o m m e."
er hat in dem steifen Gedanken, daß die päpstliche All-
gewalt der Menschheit heilsam sei, Christi Aussprüche von
der Beschaffenheit seines Reiches und von der Stellung
seiner Diener (Joh. 18, 36. Luk. 22, 25. 26.), die ihm
nicht unbekannt sein konnten, ju Boden getreten mehr
noch als Hildebrand.
Indessen gelang ihm sein Streben noch besser, als
diesem. Innocenz Iii. brach te di e päpstliche Macht
auf den höchsten Gipfel. Unter ihm war die
Glanzzeit der Hierarchie (d. h. der Herrschaft der
Kirche, worunter man eben den Papst und Clerus ver-
stand).
Zunächst suchte er seinen eigenen weltlichen
Stand zu vergrößern, um seiner „überirdischen Macht
auch eine stärkere irdische Stütze zu verschaffen; und durch
Gewalt und Klugheit brachte er die Mark Ankona
und das Herzogthum Spoleto zu den Besitzungen
des römischen Stuhles. Dann forderte er von allen
Lesebuch der Weltgeschichte. Ii. 14
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256
"Vili. Das Papstthum.
keine gemeine Herrschsucht dabei gewesen, was schwer zu
glauben ist, so wäre doch diese Meinung ans der Finster-
niß geboren und Satan hätte ihn genarrt. Daß er das
Reich Gottes, welches inwendig in uns sein soll
(Luk. 17, 21.), so gar ins Aenßere trieb und ein mächtig
herrlich Weltreich daraus machte, daß er den Worten
des Herrn Jesu Christi: „die weltlichen Könige herrschen
— I hr aber nicht also" (Luk. 22, 25. 26.) — „Mein
Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh. 18, 36.) — so
entsetzlich Hohn sprach, das hat ihm doch nimmer mehr der
Geist Gottes eingegeben. Aber das muß auch bemerkt
werden: die Zeit war für ein solches Papstthum
gestimmt; die Menge der damaligen Christenheit war
einer solchen Ki rch e n-We ltherrschaft nicht abgeneigt,
man möchte fast sagen: sie verlangte eine solche. Jeden-
falls zeigt ltns die weitere Geschichte, daß Volk und
Fürsten selbst dem Papste zur Erreichung seines Zieles
in die Hand arbeiteten, wobei freilich auch zum Theil
die Gunst der politischen Verhältnisse ihm zu statten kam.
Und so hat Hildebrand, wiewohl er für seine Person zu-
letzt weichen mußte, doch im ganzen genommen seinen
Plan durchsetzen können, der dann von tapfern Nach-
folgerit noch völliger ins Werk gerichtet ward. — Hören
wir nun wie er als Gregor Vii. vorschritt.
Zunächst bekämpfte er die Simonie und da trat
er allerdings einer schlechten Sache entgegen, wie denn
anzuerkennen ist, daß er überhaupt äußern Unordnungen
und Lastern mit Ernst zu Leibe gieng. Simonie hat ihren
Namen von jenem Simon (Apostelgesch. 8, 9.), welcher
eine geistliche Gabe von den Aposteln um Geld erkaufen
wollte; und wurde darunter der Geldhandel mit
geistlichen Stellen verstanden. Dessen hatten sich da-
mals namentlich viele Landeshcrrn schuldig gemacht, in-
dem sie Bisthümer und Abteien nicht blos nach Gunst
vergaben, sondern auch förmlich verkauften, und das
war schändlich genug. Da hatte denn Hildebrand um
so fester» Boden für seine päpstliche Machteinschreitung
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi Hildebrand Gregor_Vii Gregor Ernst Simon_(Apostelgesch