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1. Deutschlands Weltpolitik - S. 13

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
/S)/6ö I. I. Ruedorffer: Deutschland in der Weltpolitik. /D 13 Deutschland ist von der politischen Konstellation Europas abhängiger als seine Nachbarn. Es ist schwerer gegen feind- liche Bündnisse zu sichern und bedarf zu solcher Sicherung einen größeren Aufwand an diplomatischen oder militä- rischen Machtmitteln. Auf der Erkenntnis dieser Lage be- 5 ruhte die Politik Bismarcks, die, im wesentlichen Konti- nentalpolitik, den Notwendigkeiten dieser Kontinentalpolitik die Wünschbarkeiten der Weltpolitik unterordnete. Es ist offenbar, daß bei allen afrikanischen, türkischen, persischen, chinesischen Unternehmungen die deutsche Politik sich zunächst 10 zu fragen hat, welche Rückwirkungen ein derartiges Ein- greifen Deutschlands auf die Konstellation des europäischen Kontinents ausüben muß. Sie wird, wenn sie in der euro- päischen Türkei, in Persien oder in Ehina russischen In- teressen begegnet, Rußland noch enger an die Seite des 15 unwandelbar feindlichen Frankreich heften, wird, wenn sie in Mesopotamien ein englisches Interessengebiet antastet, England auf die Seite der Gegner treten sehen. In der Tat haben die ersten weltpolitischen Unternehmungen Deutsch- lands derartige Wirkungen gehabt. Die deutsche Orient- 20 Politik, die durch das Bagdadbahnunternehmen eingeleitet wurde, hat Russen und Engländern einen möglichen ge- meinsamen Gegner gezeigt und zu ihrer Verständigung manches beigetragen, weswegen denn auch viele deutsche Diplomaten kontinentaler Denkart dieses Unternehmen aus 25 Gründen politischer Taktik für durchaus verfehlt erklärten und für die Schwierigkeiten, auf welche die deutsche Politik in dem ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts infolge einer gegen sie orientierten Konstellation der großen Weltmächte allerorten stieß, dieses und andere Unterneh- 30 mungen weltpolitischen Charakters verantwortlich machten. Als Deutschland im Jahre 1904 der kolonialen Expansion Frankreichs gegenüber von der Tradition Bismarcks ab- wich und dieser, die sie bisher unterstützt hatte, entgegen- zutreten unternahm, war dieser Umschwung trotz der viel- 35

2. Deutschlands Weltpolitik - S. 19

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
/D/D 3- 3- Ruedorffer: Deutschland in der Weltpolilik. /D 19 wierigen Verhandlungen Europa erschüttert haben. Schließ- lich erhielt Frankreich das Protektorat über Marokko gegen die Sicherung der wirtschaftlichen 3nteressen Deutsch- lands in Marokko und eine quantitativ bedeutende, qua- litativ zum Teil umstrittene Gebietsabtretung am Kongo. Zieht man die vorige Entwertung der marokkanischen Aktie in Betracht, so muß gesagt werden, daß Deutsch- land in letzter Stunde noch eine unverhältnismäßig gün- stige Liquidation erreichte. Aber mit welchem Aufwand an Mühe und diploma- tischen Mitteln, unter welchem Risiko war dies ermöglicht worden! Dieses Kapitel deutscher Wellpolitck illustriert wie kein anderes die Eigenart der weltpolitischen Situa- tion des Reiches, die Begrenztheit seiner Expansions- möglichkeiten, die Verkettung der Weltpolitik mit Kon- tinentalpolitik, die Kompliziertheit der Faktoren, mit denen eine deutsche Weltpolitik zu rechnen hat. Alle diese Schwie- rigkeiten entspringen in einer geographischen Situation, welche große Kräfte fesselt und die Bewegungsfreiheit hemmt, daher denn Deutschland, um Weltpolitik treiben zu können, einer ungeheuren Entfaltung realer Macht- mittel bedarf. An dieser Marokkoepisode aber läßt sich des weiteren die Entwicklung aufzeigen, welche der politische Geltungs- drang des deutschen Volkes feit der Reichsgründung ge- nommen hat, und zwar nicht nur seine Zunahme an 3n- tensität, sondern auch sein Mangel an Urteil und Ziel- sicherheit. Dieser Seelenzustand der Nation in bezug auf die Weltpolitik und sein Verhältnis zu den oben erwähnten Bedingungen und Schwierigkeiten weltpolitischer Betäti- gung charakterisiert die Eigenart der deutschen Welt- politik. Es ist leicht, und daher kaum nötig, nachzuweisen, daß der politische Lebensdrang des deutschen Volkes seit der Reichsgründung stark und ununterbrochen gewachsen ist. 2* 5 10 15 20 25 30 35

3. Deutschlands Weltpolitik - S. 30

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 Rudolf Kjellen: Auswärtige Probleme des Deutschen Reiches. meldete sich Deutschland 1905 als Interessent auch auf diesem Schauplatz bei einer „Teilung der Erde" an. Dies war ein starker Umschwung gegen die Bismarcksche Politik, die aus Rücksicht auf das Heimatland die Afrikapolitik 5 Frankreichs erleichtert hatte. Run zeigten sich die beson- deren Schwierigkeiten, mit denen eine deutsche Weltpolitik rechnen nutzte. Die deutsche Diplomatie balancierte auf einer schmalen Kante zwischen Frieden und Krieg, einem Krieg, der um so weniger aussichtsvoll war, als Italien 10 jetzt aus Rücksicht auf seine tripolitanische Politik veranlaßt war, nach der Entente hin zu gravitieren, wodurch die westliche Fassade des Dreibundes geschwächt wurde. Erst 1909 trat infolge der Anerkennung von Frankreichs poli- tischen Sonderinteressen in Marokko eine Erleichterung der 15 Situation ein. Run konnte Deutschland die Einschließung im Osten durch ein Übereinkommen durchbrechen, das Ruß- land das nördliche Persien und Deutschland die Bagdad- bahn sicherte („Die Potsdamer Entrevue" 1910),- jetzt fand es auch die Kraft, sich der marokkanischen Schluß- 20 aktion Frankreichs zu widersetzen. Aber es bedurfte un- endlicher Verhandluugen und einer vollständigen Kriegs- bereitschaft zu Land und Wasser, ehe sich Deutschland Ende 1911 mit Neukamerun als reeller Valuta und Kom- pensation aus der Affäre ziehen konnte. 25 Die nationalistisch gefärbte öffentliche Meinung in Deutschland, die den Zusammenhang zwischen der Bewe- gungsfreiheit ihres Vaterlandes in der Welt und der Ge- bundenheit in dem eigenen Erdteil übersah, war über diesen Ausgang enttäuscht; sie hatte als Gewinn einen 30 Teil von Marokko selbst (Südmauretanien) erwartet. Die offizielle Politik, die übrigens das Risiko besser erkannte, hat es wahrscheinlich nicht als vorteilhaft angesehen, sich noch ein loses Stück Kolonie aufzuladen. Sie scheint mehr Gewicht darauf zu legen, die alten Kolonien zu größeren 35 Einheiten zusammenzuschweißen, wobei sie dem eigenen

4. Deutschlands Weltpolitik - S. 43

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Fürst v. Bülow: Die Friedlichkeit der deutschen Weltpolitik. 43 großartiger traumhafter politischer Irrtum gewesen ist als ungebändigte Eroberungs- und Kriegslust, so werden wir vergeblich in unserer Vergangenheit nach Eroberungs- kriegen suchen, die denen Frankreichs im siebzehnten, acht- zehnten und neunzehnten Jahrhundert, denen des Habs- burgischen Spaniens, Schwedens in seiner Glanzzeit, denen des russischen und englischen Reichs im Zuge ihrer grund- sätzlich expansiven nationalen Politik an die Seite zu setzen sind. Mehr als die Verteidigung und Sicherung unseres Vaterlandes haben wir Deutschen in Jahrhunderten nie erstrebt. So wenig wie der große König seine unbesiegten Bataillone nach der Eroberung Schlesiens und der Siche- rung der Selbständigkeit der preußischen Monarchie zu Abenteuern führte, so wenig dachten Kaiser Wilhelm I. und Bismarck daran, nach den beispiellosen Erfolgen zweier großer Kriege zu neuen Taten auszuholen. Wenn ein Volk sich der politischen Selbstbeschränkung rühmen darf, so ist es das deutsche. Wir haben uns unsere Erfolge immer selbst begrenzt und nicht abgewartet, daß uns durch die Erschöpfung unserer nationalen Mittel eine Grenze gesetzt wurde. Unsere Entwicklung entbehrt deshalb der Epochen blendenden plötzlichen Aufstiegs und ist mehr ein lang- sames unverdrossenes Vorwärtsarbeiten und Fortschreiten gewesen. Die rastlose Art anderer Völker, aus den er- reichten Erfolgen den Ansporn zu neuen größeren Wag- nissen zu schöpfen, fehlt dem Deutschen fast gänzlich. Unsere politische Art ist nicht die des wagehalsig spekulierenden Kaufmannes, sondern mehr die des bedächtigen Bauern, der nach sorgsamer Aussaat geduldig die Ernte erwartet. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege war die Welt voll Furcht vor neuen kriegerischen Unternehmungen Deutsch- lands. Kein irgendmöglicher Eroberungsplan, der uns da- mals nicht angedichtet wurde. Seitdem sind mehr als vier Jahrzehnte vergangen. Wir sind an Dolkskraft und mate- riellen Gütern reicher, unsere Armee ist stärker und stärker 5 10 15 20 25 30 35

5. Deutschlands Weltpolitik - S. 103

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Iäckh: Deutsche Wirtschaftspolitik - o. Helgoland b. Bagdad. 103 edelungspreis, der durch solche Qualitätssteigerung entsteht, gewährt und verbürgt die wirtschaftliche Sicherung und Entwicklung. So kosten 100 Kilo Eisen als Erz...................3 Mark „ „ als Roheisen........................6 „ „ „ als Bessemerstahl 11 „ „ „ als Eisenblech.....................16 „ „ „ als Messerklingen . . 1500-2100 „ „ „ als Uhrfedern . . 40 Millionen „ Da 100 Kilo Gold einen Wert von 280000 Mark dar- stellen, so übertrifft das Eisen in der Veredelung zu und von Uhrfedern sogar den Goldwert ums 143 fache. Jener Preisunterschied von 3 Mark und 40 Millionen Mark deu- tet den Gewinn der deutschen Arbeit an. Unsere Industrie muß Waren ins Ausland exportieren, um Menschen daheim zu halten. Für ein solches Verhältnis von einzuführenden Roh- produkten und auszutauschenden Fertigfabrikaten zeichnet wiederum das bisherige türkische, das künftige balkanische und türkische Gebiet für Deutschland sich durch besondere Eignung aus: diese balkanisch - vorderasiatischen Länder sind fast reine Agrarstaaten, die gerade eine Reihe einiger für Deutschland besonders wichtiger und notwendiger Rohprodukte uns liefern können - Baumwolle (wovondeutschland jähr- lich für 600 Millionen Mark aus der Welt einführt), Schafwolle (mit der entsprechenden Ziffer von 370 Mil- lionen Mark) und Getreide (mit dem analogen Wert von 450 Millionen Mark), später auch Erze aus den reichen Bagdadbahnbezirken. Ein Krieg, der unsere Nordseehäfen blockiert, kann der deutschen Nahrung und der deutschen Arbeit solche Waren und Werte sperren - aber die Zufuhr südostwärts überland kann uns trotzdem offen bleiben: nach bisherigen Plänen über die türkischen Bahnen, besonders mit der Bagdadbahn aus Kleinasien und dann 5 10 15 20 25 30 35

6. Deutschlands Weltpolitik - S. 107

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Jäckh: Deutsche Wirtschaftspolitik - v.helgolandb.bagdad. 107 Drittel sollen in fünf Jahren vollendet sein. Wer das Bagdadbahngebiet durchquert, dem stellt der Segen dieses Kulturwerks schon jetzt sichtbar und greifbar sich vor. Je länger diese Linie das Land erschlossen hat, desto reicher gibt und zahlt es seinen Dank in Weizen und Wein, in Opium und Baumwolle, in Seidenraupenzucht und in Obst- frucht, oft in wiederholter Ernte in einem Jahr. Die Ernten sind durchschnittlich aufs Dreifache geytiegen; die Frachten haben sich gegenüber den früheren Kamelkarawanen ver- billigt, bis auf den vierten Teil herab. Die bäuerliche Be- völkerung ist gewachsen, auch schon durch die Muhadschirs, diese mohammedanischen Rückwanderer aus den der Türkei früher verloren gegangenen Balkanländern, und sie hat ihre Steuerzehnten steigern können, auch aufs Dreifache. Die türkische Regierung hat so nicht nur die Kilometergarantien zu zahlen vermocht, sondern sie hat selbst einen Überschuß von fast 14 Millionen Mark im letzten Jahrzehnt erzielt. Bagdadbahnarbeit heißt nicht nur Bahnbau, sondern auch Ackerkultur. Die Bagdadbahngesellschaft bringt dem anatolischen Bauer auch europäische Landwirtschaftsma- schinen samt Sämereien sowie in Versuchs-und Unterrichts- anstalten durch Landwirtschaftsinspektoren auch die nötige Anleitung zur rationellen Arbeit. Der anatolische Dauer ist weder phlegmatisch noch fanatisch, sondern fleißig und zäh, zuverlässig und intelligent, und er vertauscht bald und gern die biblisch-patriarchalischen Rudimente des Dreschschlittens und der Wurfschaufel mit der Maschinenmechanik der Bag- dadbahn — da wo ihn diese erreicht in seiner alten Ärmlich- keit und Kümmerlichkeit inmitten der verkehrsarmen Prärie. Und Bagdadbahnarbeit heißt auch Ackerkultur im Sinne der Zubereitung des vertrockneten Bodens durch Bewäs- serungskanäle, im Sinne der Wiedererweckung der einst die ganze alte Welt ernährenden und bereichernden Frucht- barkeit jener Ebenen um Koma, um Adana und in Meso- potamien. Hinter Konia habe ich von der sonnverbrannten 5 10 15 20 25 30 35

7. Deutschlands Weltpolitik - S. 113

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
/50/5) Karl Röttinger: Die handelspolitische Lage usw. /5) 113 der differentiellen Begünstigung des Mutterlandes auszu- bauen, ein System, das es ausschließt, mit diesen Ländern auf dem Fuße der Meistbegünstigung zu verkehren. Wir haben daher seit 1898 mit England keinen Handelsvertrag mehr zustande gebracht. Auch gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika hat unser System versagt, weil die Union die Meistbegünstigung grundsätzlich nur bedingt und entgeltlich gewährt, d.h. ein Staat, der einen amerikanischen Meistbegünstigungsvertrag geschlossen hat, genießt die von der Union an Dritte gewährten Vergünstigungen nicht ohne weiteres, sondern immer nur gegen gleichwertige Kompen- sationen. Ts liegt also nicht etwa nur an der schutzzöllneri- schen Richtung der amerikanischen Handelspolitik oder der agrarischen Tendenz des deutschen Zolltarifs, daß wir mit der Union in kein dauerhaftes und befriedigendes Handsls- vertragsverhältnis kommen, sondern in erster Linie an der Inkongruenz der handelspolitischen Systeme der beiden Mächte. Der Eckstein unserer Handelspolitik war bisher die unbedingte und unentgeltliche Meistbegünstigung; wer diese nicht gewährt wie England in seinen Kolonien und die Union, mit dem können wir nur sehr schwer in ein Ver- tragsverhältnis kommen. Es blieb uns daher nichts anderes übrig, als unser Verhältnis zu England und der Union autonom zu regeln; dies geschah in der Weise, daß wir ihnen trotz des Fehlens der Gegenseitigkeit unseren ganzen Kon- ventionaltarif buchstäblich geschenkt haben. Konsequenter- weise hätten wir unseren Generaltarif hervorziehen müssen, aber wir haben vorgezogen, inkonsequent zu sein, offenbar weil wir uns zu Zollkriegen nicht stark genug fühlten. Bei England konnte dieses Zurückweichen auch damit begründet werden, daß England, wenn es auch unsere Waren in seinen Kolonien differenziert, doch auf seinem eigenen Markt bisher vollständig freie Einfuhr gewährt, worin eine gleichwertige Kompensation für die Einräumung unseres Konventional- tarifs erblickt werden kann. Wychgram, Deutschlands Weltpolitik. 8 5 10 15 20 25 30 35

8. Deutschlands Weltpolitik - S. 70

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
70 Gustav F. Steffen: Deutschlands imperalistische Entwicklung. gewahren, wie diese innere politische Schwäche von den Nachbarn im Osten und Westen, besonders von Frankreich und England, fleißig ausgenutzt wird. Diesen wurde es bereits im siebzehnten Jahrhundert zur immer richtweisen- 5 den auslandspolitischen Tradition, daß Deutschlands poli- tische Spaltung und Machtlosigkeit zu der alleinseligmachen- den Weltordnung gehöre, d. h. die den französischen und englischen Imperialismus am besten sicherstellende Anord- nung der politischen Angelegenheiten Mitteleuropas sei, 10 und daß sie als solche mit allen Mitteln aufrechterhalten werden müsse. Die Existenz des alten deutschen Imperiums wird nicht durch seine eigene Kraft garantiert, sondern durch seine Unschädlichkeit für die Nachbarn und durch deren gegen- 15 seitige imperialistische Rivalität und ihre mehr oder weniger erfolgreichen Versuche, miteinander im Gleichgewicht zu bleiben. Als Napoleon dieses Gleichgewicht einen Augen- blick zugunsten des französischen Imperiums aufhebt, ist die förmliche Auflösung des schwachen deutschen Imperiums 20 (1806) eines der unvermeidlichen Ergebnisse. Wie hebt sich nun der neue deutsche Imperialismus, Bismarcks Schöpfung, gegen diesen geschichtlichen Hinter- grund ab? Die Antwort kann keinen Augenblick zweifel- haft sein. 25 Frankreich und England, ja in gewissem Maße auch Rußland, muß er als starke Beeinträchtigung ihres traditio- nellen „Rechtes" erscheinen, des Rechtes, jeder für sich oder in Übereinstimmung miteinander die Großpolitik des konti- nentalen Europas zu leiten, ohne mit einer mitteleuropäi- 30 schen Macht, die eine ihnen völlig ebenbürtige militärische, wirtschaftliche und koloniale Stärke und Entwicklungskraft besitzt, rechnen zu müssen. Es ist eine einfache, unwider- sprechliche Tatsache, daß der englische und französische Volks- instinkt gegen das Entstehen und die Entwicklung des neuen 35 deutschen Imperiums als gegen ein Unrecht, ein Verbrechen

9. Deutschlands Weltpolitik - S. 132

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
132 /5)/5) Ernst Iääh: Insulare Borniertheit. /D/D/D/D Absichten geführt hat. Militärisch: die Mächte des Drei- verbandes stehen durchaus in einer aufgezwungenen und bedrohten Defensive gegenüber der erfolgreichen und dauernden Offensive der deutschen Kraft; wir haben den 5 Krieg ins Feindesland tragen und ihn dort halten können, und die „Einkreisungslinien" schneiden durch französisches und russisches Gebiet hindurch und werden dort stehen bleiben, auch wenn zur Zeit kein deutscher Vormarsch mehr weiter will. Ebenso wirtschaftlich: von einer Aushunge- 10 rung ist doch nirgends etwas zu spüren und wird auch nie die Rede sein können; von einer Knappheit vielleicht in den letzten Wochen vor der neuen Ernte, die aber dann sicherer und leichter auch durch einen zweiten Kriegswinter hinüber- reichen wird. Auch unsere finanzielle Widerstandsfähigkeit 15 übertrifft alle Berechnungen unserer Feinde. Ein Eng- länder, Norman Angell, hat einmal über „die falsche Rech- nung" geschrieben und er hat darin die Sinnlosigkeit einer modernen Kriegführung überhaupt kennzeichnen wollen; er könnte heute darunter die falsche Rechnung verstehen, 20 auf der England das Gebäude seiner antideutschen Politik aufgebaut hat. Wie diejenigen Staatsmänner, die König Eduard per- sönlich gut kannten, überzeugt sind, daß er selbst nur die diplomatische, nie die kriegerische Niederkämpfung Deutsch- 25 lands gewollt hat, so wissen die Politiker, die Sir Edward Grey genau kennen, daß in ihm der typische Stockengländer zur Regierung kam, der keine fremde Sprache gelernt hat und der keine festländischen Verhältnisse studiert hat: kein überlegener Mephisto, sondern nach König Eduard „dem 30 Großen" ein Sir Edward der Kleine, ein unsicherer Sub- alterner, nach dem König von Auch.paris der Lord von Rur-London, kurzum jenes seltsame Gemisch von „Un- bildung und Einbildung" (um mit Bismarck zu reden), das im entscheidenden Augenblick versagen muß und das die 35 Beute eines fremden Willens wird. Selbst das Studium

10. Deutschlands Weltpolitik - S. 114

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
114 /€ö Karl Röttinger: Die handelspolitische Lage usw. /D/D Wie wird nun der Weltkrieg auf unsere handelspoliti- schen Beziehungen einwirken? Zunächst stehen wir vor einem Trümmerfeld. Unsere Handelsverträge mit Ruß- land, Belgien und Serbien und ebenso der Artikel 11 des 5 Frankfurter Friedensvertrags, durch den unser Verhältnis zu Frankreich geregelt ist, sind abgetan. Das handels- politische Verhältnis zu diesen Staaten muß entweder im Friedensvertrage oder später neu geregelt werden. Dabei wird folgendes von Bedeutung sein: 10 1. Der Krieg wird eine ungeheure finanzielle Mehr- belastung fast aller europäischen Völker, namentlich der be- siegten, mit sich bringen. Wenn man die Kriegskosten der eu- ropäischen Völker - auch diereutralen kommen in Betracht - nur auf 60 Milliarden annimmt, so ergibt sich eine jährliche 15 Zinsenlast von 3milliardenmark. Diese Riesensumme wird ganz überwiegend durch Zölle aufgebracht werden müssen. Die nächsten Jahre nach dem Krieg werden daher mit Not- wendigkeit eine Vermehrung und Erhöhung der Zölle in den meisten europäischen Ländern bringen. Dies wird aber 20 naturgemäß den Abschluß von Handelsverträgen erschweren. 2. Der durch den Weltkrieg ins Ungeheuerliche ge- steigerte Bölkerhaß wird sich auch nach dem Krieg weiter betätigen durch Abbrechen von Handelsbeziehungen und gegenseitige Boykottierung. An die Stelle „guten Willens 25 unter den Böllern", von dem die Freihandelstheoretiker sprachen, wird mehr als bisher der böse Wille treten. Diese Neigung, den Gegner am Geldbeutel zu schädigen, wird die schutzzöllnerischen Bestrebungen überall verstärken und der auf friedlichen Ausgleich gerichteten Handelsvertragspolitik 30 erhöhte Schwierigkeiten bereiten. Zu diesen allgemeinen Schwierigkeiten kommen in jedem der Länder, mit denen wir Krieg führen, noch Schwierig- keiten besonderer Art: Frankreich, das früher an der Spitze der Tarifvertrags- 35 staaten gestanden, hat sich seit 1892 von der Bertragspolitik
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