200
Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters.
glaubten des Ordens letzte Stunde gekommen. Doch noch einmal rettete ihn Heinrich von Plauen durch tapfere Vertheidiauua der Marrenburg und durch ein kräftiges Regiment vom Untergänge. Aber seine Kraft war gebrochen, die innern Verhältnisse unmer zerrütteter und fünfzig Jahre später mußten die 1456j Rüter tm Frieden zu Thorn Westpreußen an Polen abtreten und für Ostpreußen, das ihnen verblieb, die polnische Oberho he rt anerkennen.
Hochmeister Albrecht von Hohenzollern trat zur Reformation )oste den Orden auf und verwandelte Preußen in ein welt-1d25] lrches Herzogthum.
Vi. Das deutsche Reich }u Ende -es Mittelalters.
1. Rudolf von Habsburg.
Das Haus Hohenstaufen hatte dem deutscheu Reiche tüchtige Herrscher gegeben. Aber während diese in Italien kämpften, blieben dre pursten sich selbst überlassen und suchten sich in ihren Landen so viel als möglich unabhängig zu machen. Dadurch sank das karserüche Ansehn so sehr, daß nach dem Tode Wilhelms von lo’-e 10??^ Rutscher Fürst besonders lüstern war, die Krone izob—ö\ zu tragen. So trat ein Interregnum (Zwischenreich) em, und 17 Jahre lang war das Reich ohne Oberhaupt; denn die beiden fremden Fürsten Richard von Cornwallis (England) und Alfons der Weise von Castilien, au die man die Krone vergab, kamen wenig oder garnicht nach Deutschland. Alle Bande der Zucht und Ordnung lösten sich in dieser „kaiserlosen schrecklichen Zeit . Fürsten und Herren handelten ganz nach eigenem Gutdünken, unaufhörliche Fehden beunruhigten das Land; die Ritter sperrten mit ihren Burgen die Straßen, drückten Handel und Wandel durch schwere Zölle und überfielen und beraubten die vorüberziehenden Kaufleute; Kunst und Gewerbe lagen darnieder, kaum durfte der wohlhabende Bürger sich ruhig seines Besitzes freuen: kein andres Recht galt mehr als das Fanstrecht.
Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, end-einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen, und auch dre Fürsten konnten jich nicht verhehlen, daß ein solcher dem Reiche noth that. Da sie aber ihre gewonnene Selbständigkeit nicht gern aufgeben mochten, so wählten sie nicht den mächtigen Ottokar von li 73—1291] Böhmen, sondern den Grafen Rudolf von Habsburg, den Sprößling eines in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Geschlechts. Man hätte keine bessere Wahl treffen können. Rudolf stand wegen seiner Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeitsliebe und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Plauen Heinrich Albrecht_von_Hohenzollern Albrecht Rudolf_von_Habsburg Rudolf Wilhelms Wilhelms Rutscher_Fürst Richard_von_Cornwallis Alfons Ottokar Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Marrenburg Thorn Italien England Deutschland Schwaben
— 115 —
Xiii. Deutschlands Erniedrigung und der Befreiungskrieg.
i. friedricb Mlbelm Ii. 1786—1797.
1. Als Landesvater. Friedrich d. Gr. hatte keine Kinder. Sein Bruder-sohn bestieg daher nach ihm den Thron. Gleich seine ersten Regierungshandlungen bereiteten dem Volke große Freude. Den Alleinhandel des Staates mit Kaffee schaffte er ab, die französischen Zollbeamten entließ er, die Steuern
suchte er zu verbessern. Er war gütig und wohlwollend gegen jedermann.
Das zeigte sich besonders den Soldaten gegenüber. Seit dein alten Dessauer
war der Stock in der Armee zur Herrschaft gelangt. Die Soldaten wurden
selbst bei leichten Vergehen gescholten, gestoßen, geohrfeigt, mit dem Stocke geprügelt und nicht selten mit der blanken Klinge geschlagen. Auch das Spießrutenlaufen war an der Tagesordnung. Das wollte der König nicht mehr
dulden. Schon ein Jahr vor dem Tode Friedrichs d. Gr. war eine Verordnung erschienen, die diese barbarische Behandlung der Soldaten streng verbot. Darin hieß es: „Der König hat keine Schlingel, Canaillen, Hunde, Kroppzeug in seinen Diensten, sondern rechtschaffene Soldaten, von denen viele ebensogut sind als
wir." Und nach diesen Grundsätzen wollte auch der Nachfolger Friedrichs d. Gr. die Soldaten behandelt wissen. — Friedrich Wilhelm ließ das berühmte Brandenburger Tor erbauen und gab das Preußische Allgemeine Landrecht heraus.
Zu seiner Zeit wurde die erste Steinstraße in Preußen zwischen Potsdam und Berlin angelegt. Sein Wahlspruch war: „Aufrichtig und standhaft!" Leider
besaß er nicht die Sparsamkeit und den festen Willen seiner Vorgänger, sondern folgte oft nur zu sehr seiner Neigung zu äußerem Vergnügen. Der Staatsschatz Friedrichs d. Gr. war bald verbraucht; die Schulden wuchsen von Jahr zu Jahr und drückten das Volk.
2. Zweite und dritte Teilung Polens. Das ohnmächtige Polen war nach und nach ganz in Rußlands Hände gefallen, und 1793 wurde zwischen Rußland 1793 und Preußen eine abermalige Teilung verabredet. Preußen erhielt die heutige Provinz Posen, die damals unter dem Namen „Südpreußen" dem Staate einverleibt wurde. Als dann (1795) die dritte Teilung Polens statt- 1795 fand, bekam Preußen das Land auf dem linken Weichseluser mit der Hauptstadt Warschau (das 1815 jedoch an Rußland fiel).
2. Die französische Revolution.
1. Ursache der Revolution. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine schreckliche 1789 Revolution aus. Durch Verschwendung und endlose Kriege hatten nämlich Ludwig Xiv. und Ludwig Xv. das Land mit einer unerträglichen Schuldenlast beladen. Dazu kam noch, daß die vielen Millionen, die der Staat alljährlich nötig hatte, ganz allein von den Bürgern und Bauern aufgebracht werden mußten; denn der Adel und die Geistlichkeit, die gerade den größten Teil des Grund und Bodens inne hatten, waren von jeder Abgabe befreit. Aber damit noch nicht genug. Der Bauer hatte auch noch für den Adel die schwersten Frondienste zu leisten; für Brücken und Wege mußte er ihm allerorten Zoll zahlen, das Getreide durfte er nur in seiner Mühle mahlen, das Brot nur in seinem Ofen backen. Die Landleute lebten daher im größten Elend. Taufende nährten sich von Raub und Diebstahl; über eine Million trieb sich bettelnd irrt Lande umher.
Dazn nahmen Roheit und Unsittlichkeit immer mehr zu, und der Glaube an Gott erschien den meisten wie ein albernes Märchen.
8*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_d Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv. Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Friedrichs Canaillen Friedrichs Potsdam Berlin Friedrichs Polens Rußlands Posen Polens Warschau Frankreich
64 Die Befreiung der Volkskrfte.
andern Rassen sich gemischt haben. Aber noch immer fhlte sich der polnische Hochadel himmelweit vom Brgerstande getrennt. Und gerade diese Aristokraten waren Trger der Aufruhridee, weil sie Wiederherstellung der alten Herr-schaft der die niederen Stnde erhofften. Deshalb fand die Erhebung auch nicht hinreichend Nachhall im polnischen Volk. Weite Landstriche verhielten sich ruhig. Trotzdem standen die Aussichten der Russen anfangs nicht einmal glnzend, zumal die Cholera ausbrach und das russische Heer schwchte. Die ^ . Uneinigkeit der Polen, ihr nationaler Erbfehler, war ihr grter Feind.
Trotz heldenmtigen Widerstandes erlagen die polnischen Scharen den russischen Aufstandes. Heeren unter Diebitsch und Paskewitsch bei Ostrolenka und Warschau.
Das Knigreich Polen wurde eine russische Provinz. An die Stelle der Selbstverwaltung trat eine ziemlich rohe, ja grausame Gewaltherrschast. Immer wieder zuckten noch aufstndische Bewegungen, aber auch solche von polnischen Bauern gegen die polnischen Edellente.
Italien. Auch in Italien kamen politische Unruhen vor, doch fhrten diese nirgends zu einer nderung der Lage.
7 Die Wirkung der Julirevolution auf Deuttcbland.
^ Ungleich war die Wirkung der franzsischen Erhebung auf die deutschen Stmme. Z. B. brausten die Braunschweiger gegen ihren jungen lasterhaften Herzog Karl auf, so da sie ihn fortjagten. Sein Bruder Wilhelm wurde an seiner Stelle Herzog. Dagegen blieb es in Kurhessen und Hannover bei fruchtlosen Protesten gegen die willkrliche Regierung. Minister Hassenpflug (der Hessen Ha und Fluch") untersttzte den bswilligen Kurfrsten, und in Diegttinger Hannover beugte König Ernst August das Recht. Sieben Gttinger Pro-fessoren, unter ihnen die Brder Grimm, lieen sich aus ihrem Amt treiben, weil sie gegen die Miachtung der gegebenen Verfassung seitens der Regierung protestierten.
Doch gerade dies Vorgehen der hannoverschen Regierung gegen diese charaktervollen, um die Wissenschaft hochverdienten Männer erregte in allen deutschen Gauen den hellen Zorn der Gebildeten. Es entstand eine literarische Deutschland. Bewegung, die den Namen das junge Deutschland" erhielt. Es war das nicht ein literarisch-politischer Verein, sondern man nannte schlielich so alle Elemente, die in gleichem Sinne fr das Recht des Volkes eintraten, wenn sie auch persnlich untereinander Gegner sein mochten. Zu diesem jungen Deutschland zhlten auch die Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine, Ludwig Brne, Gutzkow und Laube. Goethe hatte einst gesagt: Ein garstig Lied, pfui ein politisch Lied". Jetzt wurde das Lied zur politischen Macht erhoben. Es trat wieder als Waffe in den Dienst einer groen Idee wie einst in den Tagen Luthers und der Befreiungskriege.
Heilte und Brne waren zugleich Vorkmpfer des Judentums, dem auch nicht die Rechte gewhrt worden waren, die ursprnglich den Juden ver-sprachen worden waren. Heines Weisen waren voll bitterer Ironie und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Wilhelm Hassenpflug Ernst August Grimm Heinrich_Heine Heinrich Ludwig_Brne Ludwig Gutzkow Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Polen Ostrolenka Warschau Polen Italien Italien Kurhessen Hannover Hessen Diegttinger_Hannover Deutschland Deutschland Deutschland Luthers Heines
235
2. Zwischen dem kurischen
und dem frischen Haff liegt halb-
inselartig das Sa ml and. An der
Küste derselben wird der meiste
Bernstein gewonnen. Der Bern-
stein liegt teils auf dem Grunde
des Meeres, teils in der Erde
am Ufer. Bei Stürmen wird der
Bernstein vom Grunde aufgewühlt
und mit dem losgerissenen See-
tang ans Ufer getrieben. Die
Männer fischen mit runden Netzen
(Keschern) den Tang heraus. Da-
bei gehen sie oft bis an die Brust
ins Wasser.
3. Der östliche Teil Ost-
preußens heißt Litauen. Die
Litauer sind als gute Pferdezüchter
bekannt (Trakehnen). Die Haupt-
orte Litauens sind Gumbinnen
und Insterburg.
4. Durch den Südteil der Provinz zieht sich der nördliche Landrücken.
Derselbe ist ungemein reich an Seen, hat aber viel Sandboden und ist daher nicht
sehr fruchtbar. Die Kiefer aber ist mit dem sandigen Boden noch zufrieden; daher
giebt es hier sehr große Kiefernwälder. (So ist z. B. die Johannisburger Heide
über 100 km laug.) Die Bewohner dieses Landstriches heißen Masuren. Sie
sprechen meistens noch polnisch und ernähren sich vielfach als Waldarbeiter oder
Fischer.
276. Die Provinz Wcstprcnßeu.
1. Der Hauptfluß der Provinz ist die Weichsel. (S. 232.) Die Städte
an der Weichsel (Thorn, Kulm, Graudenz) liegen, um vor Überschwemmungen
geschützt zu sein, nicht im Thale selbst, sondern ans den steilen Anhöhen zu beiden
Seiten des Thales. Die Hauptstadt der Provinz ist Danzig (125 T.), ein Haupt-
handelsplatz für Getreide und Holz. Mitten in der Stadt liegt eine kleine Insel,
die Speicherinsel. Dieselbe hat ihren Namen von den vielen Kornspeichern, mit
denen sie besetzt ist. Das Korn kommt meistens auf der Weichsel aus Rußland
und wird dann von hier aus weiter nach Deutschland verladen. Auch das Holz
wird aus Rußland meistens auf der Weichsel herbeigeflößt.
An der Nogat liegt Marienburg, einst die Hauptstadt des deutschen Ritter-
ordens, an der Elbing Elbing.
2. Zwischen den Armen der Weichsel liegt die Weichselniederung. Sie ist
eine ungemein feuchtbare Ebene. Längs der Flußarme ziehen sich zu beiden Seiten
haushohe Dämme entlang, das Land gegen die Hochflut des Frühjahrs zu schützen.
Zuweilen aber durchbricht die Weichsel selbst die höchsten Dämme. So brachte
z. B. das Frühjahr 1888 eine furchtbare Überschwemmung. Die Häuser standen
stellenweise bis zum Dach im Wasser. Das Bich im Stalle mußte ertrinken, und
auch Menschen fanden in den Fluten ihren Tod.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
32
Mehr als die Hälfte der Bewohner sind Polen. Im östlichen
Leil des Landes wohnen fast nur Polen. Die staatliche „Ansiedlungskommission"
hat die Aufgabe, größere Güter zu erwerben, zu zerteilen und an deutsche
Ansiedler zu verpachten und zu verkaufen. Dadurch und durch Förderung des
Schulwesens hofft man das Deutschtum in den Ostmarken zu stärken.
Städte. Unter den zahlreichen Städten Posens ist nur eine
Großstadt: Posen (137 T.), die jüngste Residenzstadt Preußens. Die Stadt
ist der Verkehrs-, Industrie- und Handelsmittelpunkt der ganzen Provinz. Der
Handel erstreckt sich vorwiegend ans die Landesprodukte von Posen und Russisch-
Polen, nämlich Holz, Wolle, Schweine, Felle und Honig. Zum geistigen
Mittelpunkt ist Posen durch Gründung der Kaiser Wilhelm-Akademie geworden.
Eine Zierde der Stadt ist das stolze Kaiserschloß. Bromberg (54 T.) ist
ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Dadurch und durch seine Lage an der
Brahe und dem Bromberger Kanal*) ist sie ein Hanpthandelsplatz für Holz,
Wolle und Getreide geworden. Gnesen (24 T.), ehemals Krönungsstadt der
polnischen Könige, besitzt in dem Grabmal Adalberts von Prag, des Apostels
der Deutschen, ein Nationalheiligtum der Polen. Von den Kleinstädten sind
die wichtigsten Schneidemühl, Lissa, Rawitsch.
Der Nördliche Landrücken.
A. Allgemeines.
1. Der Nördliche Landrücken ist ein breiter Höhenzug mit zahl-
reichen von Seen und Mooren erfüllten Einsenkungen, der von der
Grenze Ostpreußens bis nach Jütland hin die Gestade der Ostsee
begleitet. Durch drei Quertäler wird er in vier Platten zerlegt (Holsteinische,
Mecklenburgische, Pommersche und Preußische). Wegen der zahlreichen Seen,
die mit ihren herrlichen, oft von Laubwäldern umrahmten Ufern der Gegend
einen großen Reiz verleihen, nennt man die einzelnen Teile des Landrückens
Seenplatte.
2. Der Landrücken verdankt seine Bodengestalt der Eiszeit.
Vor der Eiszeit war hier schon ein Höhenzng. Die Grundmoräne bedeckte
das Grundgestein mit dichten Lehm-, Mergel- und Sandschichten. Auf ihrem
Rücken haben die Gletscher auch die gewaltigen Geröll- und Steinhaufen
herbeigetragen, die am Südrand des Landrückens oft in einer Breite von
mehreren hundert Metern aufgetürmt sind. (S. Seite 34.)
Als sich beim Eintritt der wärmeren Zeit das Eis zurückzog, haben sich
die Gletscher längere Zeit auf dem Höhenzug gehalten. Die kältere Temperatur
*) Der Bromberger Kanal beginnt bei Rakel und verbindet die Netze mit der
Brahe und diese mit der Weichsel.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
beutel, in dem sich hundert Goldgulden befanden, ab und vergaß
ihn. Bald darauf kam ein armer Masur, der in der Stadt um
geringen Tagelohn arbeitete, an die Stelle und fand den vollen
Geldbeutel. Er ging in die Stadt zurück und fragte überall, ob
jemand den Beutel mit Geld verloren habe. Es meldeten sich
wohl viele Leute, aber niemand konnte die bestimmten Erkennungs-
merkmale angeben. Schließlich kam auch der Wucherer hinzu.
Da er sich gehörig ausweisen konnte, erhielt er seinen Geldbeutel
zurück. Anstatt nun dem ehrlichen Masuren eine Belohnung zu
geben, ließ er ihn festnehmen und gab an, der Masur habe ihm
einen Teil des Geldes gestohlen. Dies verdroß einige Bürger,
welche den Masuren als einen ehrlichen und frommen Mann
kannten. Sie gingen sogleich zum Hauskomtur und zeigten ihm
die Sache an. Der Hauskomtur berichtete es dem gerade in der
Burg anwesenden Hochmeister, welcher damals den König Kasi-
mir Iii., den Großen, von Polen nach Thorn zu einer Zusammen-
kunft eingeladen hatte.
Der Hochmeister forderte sogleich beide mit dem vollen Geld-
beutel vor sich. Zunächst fragte er den Wucherer, ob es denn
wirklich der Beutel sei, den er vergessen habe. Dieser bejahte
es. Nun fragte er den Masuren, ob er den vorliegenden Beutel
gefunden habe. Auch dieser versicherte es, bemerkte aber zugleich,
daß er gar nicht gewußt habe, wieviel Geld darin gewesen sei.
Der Hochmeister forschte weiter, welche Geldsumme der Wucherer
im Beutel gehabt habe. „Hundert Gulden,“ antwortete er. Das
im Geldbeutel vorhandene Geld wurde vom Hochmeister selbst
nachgezählt und in der bezeichneten Summe richtig vorgefunden.
Darauf fragte er den Wucherer, warum er den Masuren habe fest-
nehmen lassen, wenn er doch sein Geld richtig vorgefunden habe.
Der Wucherer antwortete: „Die Meinung, daß die Masuren gern
stehlen, ist allgemein. Daher glaubte ich, es müsse mehr im
Beutel gewesen und etwas davon entwendet sein.“ Somit schien
es ungewiß, wieviel Geld der Wucherer in Wirklichkeit verloren
hatte. Daher schüttete der Hochmeister das Geld wieder aus, gab
dem Wucherer den leeren Beutel zurück und sagte ernsthaft:
„Aus Deinen eigenen Worten erkenne ich zwar, daß der Beutel
Dein ist, nicht aber das Geld; denn es ist nicht soviel vorhanden,
als Du meinst!“ Dem ehrlichen Masuren gab er zehn Gulden
mit den Worten: „Hättest Du betrügen wollen, so hättest Du
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Masur
Extrahierte Ortsnamen: Masuren Burg Thorn Masuren Masuren Masuren
43
I
ein einheitliches, großes Reich zu gründen, sonst wäre vielleicht die Elbe die öst-
liche Grenze des deutschen Reiches geblieben. Nur die Polen dehnten ihre Herr-
schaft um das Jahr 1000 für kurze Zeit von den Karpathen bis zur Ostsee
aus. Aber deutsche Kaiser unterwarfen Teile des Reiches der deutschen Ober-
hoheit. Innere Wirren kamen hinzu und schwächten Polen.
2. Kämpfe. Karl d. Gr., Heinrich I. und Otto I. hatten versucht, die
unruhigen östlichen Nachbarn zurückzudrängen. Besonders erfolgreich kämpften
deutsche Grenzfürsten im 12. Jahrhundert gegen die Slawen, während die Kaiser
in dieser Zeit ihre Augen nach Italien richteten. Albrecht der Bär drang
von der Nordmark bis zur Havel vor (S. 79). Heinrich der Löwe eroberte
Pommern und Mecklenburg. Im Norden wurde der mächtige Dänenkönig Walde-
mar, der seine Herrschaft über Holstein, Mecklenburg und Pommern ausdehnen
wollte, in der blutigen Schlacht bei Bornhöved 1227 geschlagen und das Land
bis zur Eider gerettet. Der Deutsche Ritterorden machte Eroberungen an
der Ostsee (S. 84). Böhmen hielt im 12. Jahrhundert treulich zur deutschen
Krone und schien unter Ottokar Ii. eine deutsche Großmacht im Osten werden
zu wollen. Durch die Schlacht auf dem Marchselde wurde diese Entwicklung
zum Stillstand gebracht (S. 45).
3. friedliche kesieclelung. Die Slawen hatten die östlichen Gebiete nur
dünn bevölkert. Gerade der schwerste Boden war unberührt geblieben, weil sie
vom Ackerbau nicht viel verstanden und mit ihrem hölzernen Hakeupfluge nur
leichten Boden bearbeiten konnten. Die Kämpfe hatten mit der Bevölkerung
noch mehr aufgeräumt. Die Grundherren wollten aber Nutzen aus ihrem Laude
ziehen und zinsende Bauern haben. Albrecht der Bür, Heinrich der Löwe,
pommersche, holsteinische, ja sogar schlesische und polnische Fürsten, Mönchs- und
Ritterorden riefen den deutschen Bauer über die Grenze. Deutschland war
stark bevölkert, fast aller Boden urbar gemacht. Der Wandertrieb erwachte wieder.
So folgten viele Bauern, die sich daheim nicht wohl fühlten und ihr Los ver-
bessern wollten, gern dem Rufe ins menschenarme Slawenland, wo in weiten
Gebieten prächtiger Boden des deutschen Pfluges wartete. Oder es lockten die
Silberschätze des Erzgebirges, die die Slawen auch nicht zu heben verstanden.
— Sollte eine Gemeinde gegründet werden, so übertrug der Grundherr ein Gebiet,
das für ein Dorf ausreichte, einem Unternehmer. Dieser führte Ansiedler herbei und
verteilte das Land. In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten
Stelle steckte er die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten in große
Stücke. Jeder Bauer, der ein solches Stück erhielt, baute fein Haus an die Straße,
sodaß er seinen ganzen Acker hinter seinem Gehöft hatte. So entstanden die lang-
gestreckten Dörfer. Mitunter setzten sich auch Kolonisten in verlassenen slawischen
Nunddörfern fest. Der Unternehmer bekam für seine Mühe ein großes Stück, meist
V« der Dorfflur, wurde Bauernmeister oder Schultheiß und hatte das Recht, eine
Mühle, Schenke oder Fleischbank anzulegen. Der Bauer blieb zinsfrei, bis sein
Gut ertragfähig war, d. h. bis Wald, Heide und Sumpf urbar gemacht waren.
4. Städte. In den Slawenländern entstanden im 13. Jahrhundert auch
Städte mit rein deutscher Bevölkerung. In Holstein wurde auf den Trümmern
einer slawischen Stadt Lübeck gebaut, die erste Stadt an der Ostsee. Durch
den Handel, den sie im Bunde mit dem deutschen Ritterorden trieb, erblühte sie
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Albrecht Heinrich Ottokar_Ii Ottokar Albrecht Heinrich_der_Löwe Heinrich
Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
Auflagennummer (WdK): 151
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
des Erzgebirges, die die Slawen auch nicht zu heben verstanden. — Sollte eine
Gemeinde gegründet werden, so übertrug der Grundherr ein Gebiet, das für ein
Dorf ausreichte, einem Unternehmer. Dieser führte Ansiedler herbei und verteilte
das Land. In der Nahe eines Baches oder an einer sonst geeigneten Stelle steckte
er die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten in große Stücke. Jeder
Bauer, der ein solches Stück erhielt, baute sein Haus an die Straße, so daß er seinen
ganzen Acker hinter seinem Gehöft hatte. So entstanden die langgestreckten Dörfer.
Mitunter setzten sich auch Kolonisten in verlassenen slawischen Runddörfern fest.
Der Unternehmer bekam für seine Mühe ein großes Stück, meist Vs der Dorfflur,
wurde Bauernmeister oder Schultheiß und hatte das Recht, eine Mühle, Schenke
oder Fleischbank anzulegen. Der Bauer blieb zinsfrei, bis sein Gut ertragfähig
war, d. h. bis Wald, Heide- und Sumpf urbar gemacht waren.
4. Städte. In den Slawenlandern entstanden im 13. $af)íí)Utibeít auch Städte
mit rein deutscher Bevölkerung. In Holstein wurde aus den Trümmern einer
slawischen Stadt Lübeck gebaut, die erste Stadt an der Ostsee. Durch den Handel,
den sie im Bunde mit dem deutschen Ritterorden trieb, erblühte sie zur mächtigsten
Stadt im Norden. Bald folgten dort Rostock, Greifswald, Stettin, Kolberg,
Danzig. In Schlesien entstanden Breslau, Liegnitz, Glogau, in Böhmen
Pilsen u. a. In Polen sind überhaupt erst durch die Deutschen Städte gegründet
worden. Die deutsche Besiedelung des Ostens erreichte ihren Höhepunkt in der
„kaiserlosen, schrecklichen Zeit".
5. Erfolg. Brandenburg, Mecklenburg, Schlesien, die Lausitz, Pommern,
Preußen und die ganze Ostseeküste wurden dem Deutschtum zurückgewonnen.
Selbst in Böhmen, Mähren, Ungarn und Steiermark wohnten Tausende von
Deutschen. — So haben alle Stände an diesem größten Werke des deutschen Volkes
im Mittelalter gearbeitet, von dem später die Schöpfung des preußischen Staates
und damit des neuen Deutschen Reiches ausgehen konnte.
Vii. Zeit der beginnenden fluhöiung des Reiches.
i. Rudolf von I)absburg. 1273—1291.
1. Faustrecht. Von 1254—1273 hatte das deutsche Reich keinen Kaiser. Da
gab's weder Gesetz noch Recht im Lande; der Starke fiel über den Schwachen her
und nahm ihm Hab und Gut, ja wohl gar das Leben. Es war niemand da, den
Übeltäter zu strafen und den Schwachen zu beschützen; ein jeder war auf sich selbst
angewiesen. Das war die schlimme Zeit des Faustrechts. Besonders übel hausten
damals die Raubritter.
Die Kampflust der Ritter artete in einer Zeit, wo kein fürstlicher Führer ihre Kraft für
geordnete Übung und einheitlich geleiteten Kampf in Anspruch nahm, vielfach in wilde Rauf-
lust aus. Dazu kam noch, daß viele von ihnen durch Verschwendung und Mangel an lohnender
Kriegsarbeit verarmten, während die Bürger in den Städten wohlhabend und reich wurden.
Sich durch ein bürgerliches Gewerbe den Unterhalt zu suchen, hielt der Ritter nicht für ehren-
haft. Er wurde daher eiu „Wegelagerer", „Buschklapper", „Schnapphahn", oder wie sonst
noch das Volk mit bitterem Scherz den Raubritter nannte. Der Ritter aber sagte: „Reiten
und Rauben ist keine Schande; das tun die Besten im Lande." Von ihren festen Burgen aus
fielen die Raubritter mit ihren Knechten über die Reisenden her, plünderten die Wagen der
vorüberziehenden Kaufleute und führten diese selbst in das Burgverlies, aus dem sie nur gegen
ein hohes Lösegeld entlassen wurden. Traf das Lösegeld nicht ein, so lagen die Unglücklichen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_I)absburg Rudolf
43
l
ein einheitliches, großes Reich zu gründen, sonst wäre vielleicht die Elbe die öst-
liche Grenze des deutschen Reiches geblieben. Nur die Polen dehnten ihre Herr-
schaft um das Jahr 1000 für kurze Zeit von den Karpathen bis znr Ostsee
aus. Aber deutsche Kaiser unterwarfen Teile des Reiches der deutschen Ober-
hoheit. Innere Wirren kamen hinzu und schwächten Polen.
2. Kämpfe. Karl d. Gr., Heinrich l. und Otto l. hatten versucht, die
unruhigen östlichen Nachbarn zurückzudrängen. Besonders erfolgreich küiiivften
deutsche Grenzfürsten im 12. Jahrhundert gegen die Slawen, während die Kaiser
in dieser Zeit ihre Augen nach Italien richteten. Albrecht der Bär drang
von der Nvrdmark bis zur Havel vor (S. 79). Heinrich der Löwe eroberte
Pommern und Mecklenburg. Im Norden wurde der mächtige Dänenköuig Walde-
mar, der seine Herrschaft über Holstein, Mecklenburg und Pommern ausdehnen
wollte, in der blutigen Schlacht bei Bornhöved 1227 geschlagen und das Land
bis zur Eider gerettet. Der Deutsche Ritterorden machte Eroberungen an
der Ostsee (S. 84). Böhmen hielt im 12. Jahrhundert treulich znr deutschen
Krone und schien unter Ottokar Ii. eine deutsche Großmacht im Osten werden
zu wollen. Durch die Schlacht auf dem Marchfelde wurde diese Entwicklung
zum Stillstand gebracht (S. 45).
3. friedliche Besiedelung. Die Slawen hatten die östlichen Gebiete nur
dünn bevölkert. Gerade der schiverste Boden war unberührt geblieben, weil sie
vom Ackerbau nicht viel verstaiiden und mit ihrem hölzernen Hakeuvflnge nur
leichten Boden bearbeiten konnten. Die Kümpie hatten mit der Bevölkerung
noch mehr aufgeräumt. Die Grundherren wollten aber Nutzen aus ihrem Lande
ziehen und zinsende Bauern haben. Albrecht der Bar, Heinrich der Löwe,
pommersche, holsteinische, ja sogar schlesische und polnische Fürsten. Mönchs- und
Ritterorden riefen den deutschen Bauer über die Grenze. Deutschland war
stark bevölkert, fast aller Boden urbar gemacht. Der Wandertrieb erwachte wieder.
So folgten viele Bauern, die sich daheim nicht wohl fühlten und ihr Los ver-
bessern wollten, gern dem Rufe ins menschenarme Slawenland, wo in weiten
Gebieten prächtiger Boden des dentschen Pfluges wartete. Oder es lockten die
Silberschätze des Erzgebirges, die die Slawen auch nicht zu heben verstanden.
— Sollte eine Gemeinde gegründet werden, so übertrug der Grundherr ein Gebiet,
das für ein Dorf ausreichte, einem Unternehmer. Dieser führte Ansiedler herbei und
verteilte das Land. In der Nähe eines Baches oder an einer sonst geeigneten
Stelle steckte er die Straße ab und zerlegte das Land zu beiden Seiten in große
Stücke. Jeder Bauer, der ein solches Stuck erhielt, baute sein Hans an die Straße,
sodaß er seinen ganzen Acker hinter seinem Gehöft hatte. So entstanden die lang-
gestreckten Dörfer. Mitunter setzten sich auch Kolonisten in verlassenen slawischen
Nunddörferii fest. Der Unternehmer bekam für seine Mühe ein großes Stück, meist
1le der Dorfflur, wurde Banernmelster oder Schiiltheiß und hatte das Recht, eine
Mühle, Schenke oder Fleischbank anzulegen. Der Bauer blieb zinsfrei, bis sein
Gut ertragfähig war. d. h. bis Wald. Heide und Sumpf urbar gemacht waren.
4. Städte. In den Slawenländern entstanden im 13. Jahrhundert auch
Städte mit rein deiitscher Bevölkerung. In Holstein wurde auf den Trümmern
einer slawischen Stadt Lübeck gebaut, die erste Stadt an der Ostsee. Durch
den Haiidel, den sie im Bunde mit dem deutschen Ritterorden trieb, erblühte sie
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Heinrich_l Heinrich Otto Albrecht Heinrich Ottokar_Ii Ottokar Albrecht Heinrich_der_Löwe Heinrich
101
I
Auch in ihrer äußeren Erscheinung sollten die Russen den übrigen Europäern immer
mehr gleichen. Darum mußten alle — mit Ausnahme der Bauern und Geistlichen — sich
den langen Bart abscheren lassen und statt des langen russischen Rockes den kurzen deutschen
Rock tragen. An den Stadttoren Moskaus wurden sogar Muster von deutschen Kleidungs-
stücken ausgehängt, wonach sich jeder richten sollte. Ging einer mit einem langen Rocke
durchs Tor, so mußte er niederknien und sich seinen Rock, soweit dieser auf der Erde
schleppte, abschneiden lassen. — Auch die sklavische Sitte der Russen, vor dem Zaren nieder-
zufallen, schaffte Peter ab.
Unter den Nachfolgern Peters wuchs Rußland schnell zu einer Großmacht heran.
2. Teilung Polens. Unter allen Feinden Friedrichs hatten sich die Russen
am gefährlichsten erwiesen. Er suchte daher jetzt deren Freundschaft und schloß
ein Bündnis mit der Kaiserin Katharina Ii. Diese war sehr ländergierig und
hatte ihr Auge besonders auf das zerrüttete Polen geworfen.
Ehemals war Polen das mächtigste Reich in Osteuropa. Als es daun aber ein
Wahlreich wurde, schwand das Ansehen des Königs von Polen immer mehr; denn jeder
neue König mußte dem Adel größere Vorrechte einräumen, und so regierte dieser bald ganz
allein das Land. Auf den Reichstagen ging es drüber und drunter. Dazu führte der
Adel ein äußerst üppiges und verschwenderisches Leben, so daß er in tiefe Schuldenlast geriet.
Die Bauern aber waren die Leibeigenen ihrer Herren. In elenden Holz- und Lehmhütten
wohnten sie mit ihrem Vieh zusammen. Ihre zerlumpten Kleider starrten von Schmutz.
Nur der Kantschu des Herrn trieb sie zur Arbeit für ihn an; für sich und ihre Kinder
konnten sie nichts erwerben. Die einzige Freude der Männer und Weiber bestand darin,
daß sie allsonntüglich in der Schenke, die der Gutsherr unterhielt, beim Klange der
Geige im Branntweinrausche das Elend ihres Lebens zu vergessen suchten.
Immer größer wurde der Einfluß Rußlands auf das zerrüttete Reich. 1772
schloß es mit Preußen und Österreich einen Vertrag, infolgedessen jeder dieser
Staaten einige an sein Gebiet grenzende polnische Landesteile an sich nahm.
Friedrich erhielt „Westpreußen" und nannte sich von jetzt an nicht mehr König
„in" sondern „von" Preußen. (S. 88.)
3. Friedrichs Sorge für das gewonnene Reich. Das durch diese Teilung
gewonnene Stück Land hatte für Friedrich insofern eine große Bedeutung, als es
die Lücke zwischen Brandenburg, Pommern und Ostpreußen schloß. Wie eine
treue Mutter nahm er sich des verkommenen Landes an. Seine besten Beamten
schickte er in die Wildnis. In kurzer Zeit wurden 187 Schulen errichtet und
deutsche Handwerker, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelstreicher hinab, in dem
neuen Lande beschäftigt. Bald begann ein Graben, Hämmern und Bauen, die
Städte wurden mit Menschen neu belebt, eine Straße nach der anderen erhob sich
aus den Trümmerhaufen. Gleich im ersten Jahre nach der Besitznahme wurde der
3 Meilen lauge Bromberger Kanal gegraben, wodurch die Handelstätigkeit des
Landes sehr gehoben wurde. Die Leibeigenschaft der Bauern hob der König auf.
Auch zog er 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle der polnischen
Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Oberherrschaft gewannen.
k. Kriedrich als -Landesvatcr.
1. Heilung der Kriegswunden. Der Siebenjährige Krieg hatte große Opfer
an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die
Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach
Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser
aufbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur
Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner. Die
Schlesier allein erhielten 9 Millionen Jk Vielen erließ er auch ans einige Jahre
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Peter Peters Friedrichs Katharina_Ii Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Kriedrich