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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 162

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
162 Iit. Die sächsischen Kaiser. in den Wellen des Rheines den Tod. Heinrich bat später ren-müthig um Verzeihung, die ihm auf Fürsprache der Mutter auch gewährt wurde; er war fortan der treuste Anhänger seines Bruders. Dieser Ausgang setzte Otto in die günstige Lage, seinen Plan, alle großen Lehen (die Reichsländer, mit denen der König die Fürsten belehnte d. i. belieh) an sein Hans zu bringen, dem Ziele näher zu führen. Lothringen gab er seinem nachherigen Schwiegersöhne, dem Grafen Konrad von Franken, mit Baurn belehnte er später seinen Bruder Heinrich, mit Schwaben seinen Sohn Ludolf; Sachsen erhielt sein treuer Freund Hermann Billnng, während der Herzogsstuhl von Franken unbesetzt blieb. Mit gleichem Erfolg war Otto bemüht, die Grenzen des Reichs im Norden und Osten zu sichern. Mit der Verwaltung der Mark gegen die Wenden hatte er den Markgrafen Gero betraut, einen Mann ohne glänzende Abkunft, aber von großer Kühnheit und Klugheit, der durch seine Kriegsthaten der Schrecken der Feinde ward. Gegen den Dänenkönig Harald Blauzahn, der in die Schleswig'sche Mark eingefallen war, zog er selbst zu Felde, trieb ihn uach Jütland zurück und stellte die Grenze wieder her. Harald erkannte die Oberhoheit des deutschen Reiches an und bekehrte sich später zum Christenthume. Die Böhmen, welche die deutsche Lehnspflicht abgeworfen hatten, wurden nach langen Kämpfen zur Unterwerfung gebracht. Otto begnügte sich jedoch nicht mit den Erfolgen der Waffen. Seinen Heeren folgten Priester und Glaubensboten, welche die besiegten Völker zur Taufe führten, und die nach und nach gegründeten Bisthümer Schleswig, Meißen, Zeitz, Merseburg, Brandenburg, Havelberg und das Erzbisthnm Magdeburg sorgten für weitere Verbreitung des Christenthums und deutscher Sitte und Bildung. Wichtiger noch, wenn auch nicht für das Wohl, so doch für die Macht und Größe des deutschen Reichs, waren die Kämpfe Otto's in Italien. Dort hatte sich Berengar, Markgraf von Jvrea, des Thrones bemächtigt. Um sich auf demselben zu befestigen, begehrte er für seinen Sohn die Hand der schönen Adelheid, der Witwe des letzten Königs von Italien. Sie schlug das Alter-bieten aus, und Berengar warf sie in einen festen Thurm am Gardasee, von wo sie glücklich entkam und in dem Bergschlosse Canossa eine Zuflucht fand. Hierauf wandte sie sich an König Otto um Beistand und bot ihm ihre Hand und mit ihr die Rechte auf Italien an. Otto, welcher wenige Jahre zuvor Witwer geworden, folgte dem Rufe, zog über die Alpen, schlug Berengar und vermählte sich mit Adelheid zu Pavia, wo er zu-951 gleich zum Könige der Lombarden gekrönt wurde. Diese zweite Ehe erfüllte Otto's Sohn Ludolf mit Mißtrau eit. Er verbündete sich mit seinem Schwager Konrad von

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 125

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
6. (Konstantin der Große. Sieg des Christenthums über das Heidenthum. 125 d 0 sius den Großen gewann die orthodoxe (rechtgläubige) Kirche den Sieg. Auf Coustantiu den Großen folgten seine drei Söhne Conftan-tiuus, Conftantius und Constaus und nach deren Tode sein Neffe Julian bcr Abtrünnige. Obwohl im Christenthum erzogen, neigte sich doch Julian mit den Jahren immer mehr dem Religionswesen der Väter zu, an dessen Kunst und Poesie, Festen und Opfern seine phantasiereiche Natur Gesalleu faud, und mit dem er Alles verknüpft sah, was die schönste Zeit des Alterthums aus sich erzeugt und als die reichste Quelle geistiger Bildung zurückgelassen hatte. Kaum war er daher zur Herrschaft gelangt, als er mit dem Eifer eines Schwärmers, aber auch mit berechneter Klugheit au die Wiederbelebung des Christenthums und an die Bekämpfung des Evangeliums ging. Er gebot, die Tempel wieder zu öffnen, die umgestürzten Altäre wieder aufzurichten und die öffentlichen Opfer- und Religionshandlungen zu erneuern, und erließ ein Duldungsgesetz, welches allen seinen Unterthanen, den Verehrern der alten Götter, wie den Bc-kennern des Gekreuzigten, gleichviel ob Katholiken oder Arianer, dieselben Rechte und Befugnisse gewährte und selbst den Inden die Rückkehr nach Jerusalem und den Wiederaufbau des Tempels gestattete. Gleichzeitig entzog er dem Klerus die Ehren und Einkünfte, die seine Vorgänger diesem verliehen, nöthigte die Gemeinben und Bischöfe zur Herausgabe der ihnen überwiesenen Tempelgüter, verdrängte die Christen aus allen Hof- und Staatsämtern und untersagte ihnen, um sie geistig herabzubrücken, den Unterricht in den Wissenschaften. Dagegen suchte er auf jebe Weise dem alten Götterdienste neuen Glanz zu verleihen und durch Besserung des Priester-stanbes dem Heiligthurne jene sittliche Lebenskraft einzuflößen, bic, wie auch er anerkennen mußte, der christlichen Religion innewohnte. Noch jetzt ist das Senbschreiben vorhanben, in welchem er bic heidnischen Priester ermahnt, sich eines tugendhaften Wandels zu befleißigen, Wohlthätigkeit und Menschenliebe zu üben und emsig bte erhabenen Lehren der großen Weltweisen zu stubiren. Diese Maßregeln wirkten nachdrücklicher als die Mutigen Verfolgungen der früheren Jahrhunberte, und gewiß würde bcr Abfall noch viel bedeutender gewesen sein, als er cs ohnehin war, roenn Julian länger gelebt hätte. Doch er fand schon nach zweijähriger Regierung auf einem Fclbzugc gegen die Perser bitrch einen Speerwurf seinen Tod. Als er sterbeitb vom Pf erbe sank, soll er ausgerufen haben: „Du hast gesiegt, Galiläer!" Seit Julian kam kein Hcibe wieder auf den römischen Thron, und so überwand» das Christenthum noch im Laufe des 4. Jahr-hunberts im ganzen Reiche das Heibenthum bis auf wenige Reste. Auch in den Säubern, bereu Bevölkerung den Römern fern staub ober feindlich war, schlug cs Wurzel. Bei den Wcstgothcn fand das Evangelium hauptsächlich durch die Bemühungen des arianischen

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 186

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
186 Iv. Die Franken und Hohenstaufen und ihr Kampf mit dem Papstthum. Höhere Bewunderung noch verdient Albrecht durch den Geist, mit welchem er zusammenhielt und bildete, als durch die Stärke und Tapferkeit, mit der er widerstrebende Volksstämme unter seine Herrschaft beugte. Er verstand es, im Frieden zu behaupten, was er mit dem Schwerte gewonnen, und die Wunden zu heilen, die er zuvor geschlagen; er hat den Boden der Mark zuerst geistig urbar gemacht, den heidnischen Götzendienst in derselben für immer beseitigt und christlich-germanisches Leben in jenen Gegenden wachgentfett. Vor Allem war er darauf bedacht, das durch die langen Kriege verödete und entvölkerte Land mit neuen Ansiedlern zu besetzen. Zu diesem Zwecke wies er seinen Mannen mehr oder weniger ausgedehnte Grundstücke zur Bebauung an und zog zugleich aus verschiedenen Theilen Deutschlands/insbesondere vom Niederrhein, aus Holland, Seeland und Flamlaud zahlreiche Einwanderer herbei, welche Sümpfe trocken legten, Gewässer eindämmten und nach der Mark alle die Zweige des Gewerbfleißes verpflanzten, durch die sich ihre alte Heimath auszeichnete. In Folge dessen wuchs die brandenbnrgische Bevölkerung von Jahr zu Jahr, die Haiden und Moraste verschwanden allmählich, Ackerbau und Viehzucht nahmen einen erfreulichen Aufschwung, ttnd eine Reihe blühender Städte und Dörfer wurde gegründet. Auch die während der Kreuzzüge gestifteten geistlichen Ritterorden wußte Albrecht für seine Pläne zu interessiren. Von einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande brachte er eine Anzahl Templer und Johanniter mit und überließ ihnen außer einigen Kircheit beträchtliche Ländereien, unter der Bedingung, ihn im Kampfe gegen die Slaven wie in seiner Kolonisations- und Missionsthätigkeit nach Kräften zu unterstützen. Denn bei allen seinen Unternehmungen hatte er stets den doppelten Zweck im Auge: seine Herrschaft zu erweitern und die Unterworfenen dem Christenthum und damit einer höheren Kultur zuzuführen. Und sein Streben war catch in letzterer Hinsicht von Erfolg gekrönt. Noch während seiner Regierung bekehrte sich die Mehrzahl der märkischen Wenden, freiwillig oder gezwungen, zum Glauben an den Gekreuzigten, ttnd mit der Religion ihrer deutschen Herreu nahmen sie allmählich auch deutsche Sprache, Sitte und Bildung an. Albrechts Nachfolger setzten das begonnene Werk in seinem Geiste fort. Meist kühne und thatendnrstige Feldherren und tüchtige, einsichtsvolle Regenten, verliehen sie der Markgrafschaft nicht nur einen größerett Umfang, sondern auch einen erhöhten Wohlstand. Bald umfaßte ihr Gebiet die Alt mark, Mittelmark, Priegnitz, Uckermark, Neumark, Pommerellen, die Ober- und Niederlausitz nebst einigen reichen Grafschaften in den sächsischen Gauen und erstreckte sich mithin von der Mündung der Weichsel bis auf das linke Ufer der Elbe und von dem Gestade der Ostsee bis an den Fuß der böhmischen Gebirge. Die

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 188

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
188 Iv. Die Franken u. Hohenst. u. ihr Kampf mit d. Papstth. V. Die Krcnzz. erzbischöflichen Stuhl der Elbstadt zurückgesetzt, brach er mit Heeresmacht in das Gebiet des Erzstifts ein, wurde aber bei Frose überfallen, gefangen genommen und in einen hölzernen Käfig gesperrt. Mit vieler Mühe gelang es endlich seiner edlen Gemahlin, gegen eine Loskanfssumme von 4000 Mark Silber — dem Schatze der Kirche zu Angermünde entnommen — seine Befreiung aus der schmachvollen Haft zu bewirken, und sofort begann er auch den Krieg aufs Neue. Er war wenig glücklicher als zuvor, wurde sogar bei der Belagerung von Staßfurt durch einen Pfeil verwundet, dessen Spitze er mehrere Jahre lang in'seinem Kopfe herantrug, ein Umstand, der ihm den oben erwähnten Beinamen erwarb. Indeß erreichte er zuletzt doch seinen Zweck, und Erich erhielt die Würde, die mau ihm bisher so hartnäckig verweigert. 1308—1319] In Waldemar, Otto's Iv. Neffen, finden sich noch einmal alle die hohen Eigenschaften vereinigt, welche mit wenigen Ausnahmen das ganze Geschlecht der Ascanier zierten, die Tapferkeit und der unerschütterliche Heldenmuth, der hochstrebende Geist und die erfindungsreiche Klugheit, die Weisheit des Rathes und die Kühnheit der Ausführung, denen schon Albrecht der Bär seine großen Erfolge verdankte. In nnbezwinglickem Thatendurst warf er sich aus einer Fehde in die andere, und die Fürsten von Mecklenburg, die Herzöge von Pommern und Polen, die Markgrafen von Meißen und die Landgrafen von Thüringen mußten die Schwere seines Armes fühlen. In den gefährlichsten Kampf verwackelte ihn ein Streit mit dem Fürsten von Rügen wegen der Stadt Stralsnnd. Fast den ganzen Norden und Osten Enropa's rief sein Gegner wider ihn in die Waffen, die Herzöge von Mecklenburg und Lauenburg, die Grafen von Holstein und Schwerin, der Erzbischof von Magdeburg und der Markgraf von Meißen, die Herrscher von Dänemark und Polen verschworen sich zu seinem Untergange, und selbst die Könige von Norwegen, Schweden und Ungarn traten dem Bunde bei. Doch Waldemar kam mit kühnem Entschluß seinen Feinden zuvor, und wenn er auch bei Gransee nicht siegte, so focht er doch mit einer Tapferkeit, welche die Verbündeten bewog, ihre hochfahrenden Pläne aufzugeben und den Markgrafen in seinem Besitzthum ungekränkt zu lassen. Ein Jahr nach Waldemars Tode starb das ascauische Fürstenhaus aus, und Brandenburg kam an die Wittelsbacher und fünfzig Jahre später an die Luxemburger. Aber weder die Einen noch die Andern vermochten ihm seine bisherige Macht und Blüthe zu bewahren, die es erst unter den Hohenzollern wieder erlangen sollte.

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 143

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
ü,j , Das Mittelalter. I. Muhammed un- -ie Iraber. 1. Muhammed. Abgeschlossen durch die Lage und Beschaffenheit ihres schwer zugänglichen Landes hatten die Araber ihre alten Sitten und Einrichtungen, ihre Sprache und Religion bewahrt. Das National-heiligthnm zu Mekka, die Kaaba, nach der Ueberlieferung von dem Stammvater des Volkes, Jsmael, erbaut, war der Zielpunkt zahlloser Pilgerfahrten. Dort befand sich der schwarze Stein, den einst der Engel Gabriel dem Erbauer vom Himmel gebracht, und der bis heute der Gegenstand der Andacht und inbrünstigen Anbetung aller Gläubigen ist. Die Aussicht über das Heiligthum führte der Stamm der Koreischiten, der angesehenste in Mekka. Diesem Stamme gehörte Muhammed an, der Stifter der nach ihm benannten Religion. Muhammeds Eltern, Abdallah und Amina, starben sehr srüh, und der Knabe kam in das Haus seines Oheims Abu Talib, der sich seiner mit väterlicher Liebe annahm. Herangewachsen begleitete er seine Verwandten in Fehden und auf Handelsreisen, wobei er sein Vaterland und sein Volk kennen lernte, die Sagen und Ueberlie-serungeu der Wanderstämme (der Beduinen) vernahm und von den Glaubenslehren der Juden und Christen Kunde erhielt. In seinem 15. Jahre übertrug ihm eine reiche Kaufmannswittwe, Chadidja (Kadidscha), die Leitung einiger Karavanenzüge nach Syrien und Südarabien. Er zeigte dabei so viel Umsicht, Gewandtheit und Redlichkeit, daß ihm Chadidja ihre Hand anbot. Noch über ein Jahrzehnt setzte Muhammed das Kaufmamtsleben fort/ aber mit geringer Befriedigung. Daun zog er sich mehr mid mehr in die Einsamkeit zurück und verbrachte ganze Wochen in einer Höhle unweit

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 150

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
150 Ii. Die Karolinger im Frankenreiche. herrschen. Aber schon nach drei Jahren starb der Letztere, und nun verewigte Karl die Herrschaft des gesammten Frankenreiches tn„ feiner starken Hand. Er war ein Mann von hoher Gestalt kräftigem Körperbau, mit freier Stirn und feurigen Auaeu. Begabt mit großer leiblicher und geistiger Kraft, mit rastloser Thätia-keü, tiefer Einsicht und festem Willen, war er vor Allem berufen dem Abendlande Gesetze zu geben, es aber auch aus eine höhere Stufe der Bildung und Wohlfahrt zu erheben. Unter den vielen Kriegen, die Karl während feiner 46jahriaen , ^.cntug zu führen hatte, war der mit den Sachsen der lana-772wtmglte und blutigste. Im Jahre 772 unternahm er feinen ersten Aug gegen die stets unruhigen Nachbarn. Bei Worms fetzten die Franken über den Rhein und zogen dann nordwärts nach jenen an Sumpfen und Wäldern reichen Gegenden, wo einst Varns seinen Untergang gefunden. Sie erstürmten die Er es bürg (an der Diemel, einem linken Zufluß der Weser) und zerstörten das in der Nahe befindliche alte Heiligthum des Volkes, die Jrmiuful. -;te Sachsen beugten sich der Uebermacht, schwuren Karl Treue und versprachen, die christlichen Missionare an ihrem Bekehrungswerke nicht zu hindern. Karl ließ Besatzungen in dem eroberten Lande zurück und zog zu neuen Kämpfen nach Italien. Karl man ns Wittwe Gerberga war zu den Langobarden geflohen und hatte deren König Desiderius bewogen, die Ansprüche .ihrer Sohne ans den fränkischen Thron zu unterstützen. Da über-774 stieg Karl mit einem Heere den Mont Cenis, schlug die Lougo-barden imd belagerte ihre feste Hauptstadt Pavia. Dann begabter sich zur Feier des Osterfestes nach Rom, wo ihm Papst Hadrian I. eme glänzende Aufnahme bereitete, die Karl durch Bestätigung der Pipmfchen Schenkung vergalt. Bald darauf mußte sich Pavia, erschöpft tmrch Hunger und Krankheiten, dem Belageruugsheer ergeben. Desiderius wurde gefangen genommen, und Karl ließ sich die lombardische Krone auffetzen. Kaum aber hatte er den Rücken gewandt, als sich auch die Großen des Landes gegen die neue Herrschaft empörten. Doch mit wunderbarer Schnelligkeit eilte Karl herbei, unterdrückte den Aufstand und vereinigte nun Norditalien vollständig mit dem Frankenreiche. Unterdessen hatten auch die Sachsen neuen Muth geschöpft. Sie erhoben sich unter ihrem kühnen und streitbaren Herzog Wittu-kind, gewannen die Eresburg zurück, verjagten die fränkischen Besatzungen und trugen Brand und Verwüstung Über die Grenzen. Da erschien Karl, eroberte die Siegburg am Zusammenfluß der Ruhr und Lenne, nahm die Eresburg wieder ein und drang über die Weser bis an die Oker vor. Als er aber wieder gegen die Longobarden ziehen mußte, erneuerten die Sachsen ihr altes Spiel, belagerten und ^eroberten die Burgen und vertrieben die Besatzungen. Von Neuem führte Karl feine Heerhaufen nach der Weser, und so

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 198

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
198 V. Die Kreuzzüge. aus der ihn nur die Zurückgabe aller Eroberungen und die Zahlung eines bedeutenden Lösegeldes befreite. Zwanzig Jahre später unter-1270] nahm er den (siebenten) Krenzzng nach Tunis, um die Macht der Saracenen in Nordafrika zu brechen. Da raffte eine Seuche ihn selbst und einen großen Theil seines Heeres hinweg, und der Rest kehrte unverrichteter Dinge in die Heirnath zurück. Non jetzt ab gaben die Fürsten des Abendlandes die Züge nach dem Osten auf, und bald ging mit dem Falle von Ptolemais auch die letzte 1291] christliche Besitzung im heiligen Land verloren. So waren denn alle die gewaltigen Anstrengungen, alle die ungeheuren Opfer — man berechnet, daß die Kreuzzüge 5—8 Millionen Menschen gekostet haben — scheinbar vergeblich gewesen; aber doch eben nur scheinbar. Der ursprüngliche Zweck derselben, Gründung einer christlichen Herrschaft im Morgenlande, war zwar für die Dauer nicht erreicht worden, aber ohne segensreiche Wirkung blieben die Kreuzzüge doch nicht. Mußte ja schon der Gedanke, zur Ehre Gottes und für die Ausbreitung der heiligen Kirche das Schwert zu führen, veredelnd auf die Gemüther'einwirken. Und die ganze große Bewegung, sie war nicht Eigenthum eines einzelnen Volkes, sondern des gesammten Abendlandes. Ein Band der Zusammengehörigkeit umschlang alle christlichen Nationen, zu einem hohen Streben reichten sie sich die Hand. Die Herzen der Einzelnen und der Völker wurden abgezogen von selbstsüchtigen Zwecken und auf das Allgemeine gerichtet. Das Ritterthum kam zum Bewußtsein seiner edlen Ausgabe, die Schwachen zu schützen und_ den Bedrängten seinen Arm zu leihen. Die Möglichkeit, durch Theilnahme an den Kreuzfahrten harter Dienstbarkeit zu entgehen, machte in dem Bürger- und Bauernstande die Sehnsucht nach größerer Freiheit rege. Die Künste und Wissenschaften des Morgenlandes, Astronomie, Naturkunde und Arzneiwissenschaft, wurden nach Europa verpflanzt. Die Verbindung mit dem Osten erzeugte einen lebhaften Handel und vermehrte den Wohlstand der Städte. Neue Bedürfnisse und Gewohnheiten riefen ein regeres gewerbliches Leben hervor und spornten zu größerer geistiger Thätigkeit an. Freilich fand auch die Ueppigkeit und Verweichlichung des Morgenlandes im Westen Eingang, und die erwachte Thatenlust artete in der Heimat!) in Raubritterthum und Fehdewesen aus. 3. Der deutsche Ritterorden in Preußen. Die geistlichen Ritterorden gaben auch nach dem Verluste des heiligen Landes ihren Hauptzweck, die Bekämpfung der Ungläubigen, nicht auf. Die Johauuiter verlegten ihren Sitz zuerst nach Eypern, von da nach Rhodns und zuletzt nach Malta, von dem sie auch den Namen Malteserritter führten. Hier gründeten sie das für unüberwindlich gehaltene La Valette und

8. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 208

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
208 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. das Reich in zehn Kreise eingetheilt; diese waren der östreichische, bairische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, kurrheinische, bnrgnndische, westfälische, niedersächsische und ob er sächsische. Jedem Kreise war ein Haupt mann vorgesetzt, der über Vollstreckung der Urtheile des Reichskammergerichts zu wachen hatte, und unter dessen Vorsitz die Kreistage abgehalten wurden, auf welchen die besonderen Angelegenheiten des Kreises zur Berathung kamen. Unter Maximilian wurden auch die von Franz von Taxis erfundenen Posten eingeführt. Nach Außen war der Kaiser nicht glücklich. Die Franzosen, welche sich Mailands bemächtigt hatten, mußte er in dem Besitze desselben bestätigen, und zu einem beabsichtigten Zuge gegen die Türken verweigerten ihm die Fürsten ihren Beistand. Dagegen begründete er durch die Verheirathuug seiner Kinder Philipp und Margarethe mit Johanna und Johann von Castilien, sowie durch die seiner Enkel Ferdinand und Maria mit Anna und Ludwig von Ungarn und Böhmen die Größe seines Hauses. 4. Friedrich von Hohenzollern. Die Stammburg der Hohenzollern liegt auf einer steilen Felshöhe der schwäbischen Alp, in demselben Lande, aus welchem auch die mächtigen Geschlechter der Hohenstaufen und Habsburger hervorgegangen sind. Zn Ende des 32. Jahrhunderts wurde ein Graf Friedrich vou Hohenzollern Burggraf von Nürnberg. Als solchem war ihm die höchste Gerichtsbarkeit an Kaisers Statt und der oberste Militärbefehl in dem ihm untergebenen Bezirke übertragen. Seine Nachfolger gelangten im Laufe der Zeit zu immer größerem Ansehn. Gute Verwaltung und treues Festhalten an Kaiser und Reich häuften Güter und Rechte auf ihr Haus, dem sich an Macht und Einfluß bald keines im fränkischen Lande an die Seite stellen konnte. Der glänzendsten Zukunft aber führte Friedrich Vi. sein Geschlecht entgegen. Friedrich war ein reichbegabter Fürst von umfassender Bildung, dabei geübt in allen ritterlichen Künsten. Seine Mäßigung und Besonnenheit, gepaart mit Muth und Entschlossenheit, machten ihn geschickt, im Rathe wie im Felde eine hervorragende Stellung einzunehmen. Jung noch schloß er sich an Sigismund an, kämpfte mit ihm bei Nikopolis gegen die Türken und entfaltete dann eine entscheidende Thätigkeit bei der Wahl desselben zum deutscheu Kaiser. Sigismund wußte die Verdienste des klugen und kräftigen Hohenzollern viel zu sehr zu schätzen, als daß er nicht hätte wünschen sollen, ihn noch fester an seine Person zu fesseln. Er verlieh ihm i4iidarnm die Statthalterschaft der Mark Brandenburg mit allen Rechten und Befugnissen eines wirklichen Landesfürsten, doch mit Ausnahme der Kur- und Erzkämmererwürde. Zugleich verschrieb

9. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 200

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
200 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. glaubten des Ordens letzte Stunde gekommen. Doch noch einmal rettete ihn Heinrich von Plauen durch tapfere Vertheidiauua der Marrenburg und durch ein kräftiges Regiment vom Untergänge. Aber seine Kraft war gebrochen, die innern Verhältnisse unmer zerrütteter und fünfzig Jahre später mußten die 1456j Rüter tm Frieden zu Thorn Westpreußen an Polen abtreten und für Ostpreußen, das ihnen verblieb, die polnische Oberho he rt anerkennen. Hochmeister Albrecht von Hohenzollern trat zur Reformation )oste den Orden auf und verwandelte Preußen in ein welt-1d25] lrches Herzogthum. Vi. Das deutsche Reich }u Ende -es Mittelalters. 1. Rudolf von Habsburg. Das Haus Hohenstaufen hatte dem deutscheu Reiche tüchtige Herrscher gegeben. Aber während diese in Italien kämpften, blieben dre pursten sich selbst überlassen und suchten sich in ihren Landen so viel als möglich unabhängig zu machen. Dadurch sank das karserüche Ansehn so sehr, daß nach dem Tode Wilhelms von lo’-e 10??^ Rutscher Fürst besonders lüstern war, die Krone izob—ö\ zu tragen. So trat ein Interregnum (Zwischenreich) em, und 17 Jahre lang war das Reich ohne Oberhaupt; denn die beiden fremden Fürsten Richard von Cornwallis (England) und Alfons der Weise von Castilien, au die man die Krone vergab, kamen wenig oder garnicht nach Deutschland. Alle Bande der Zucht und Ordnung lösten sich in dieser „kaiserlosen schrecklichen Zeit . Fürsten und Herren handelten ganz nach eigenem Gutdünken, unaufhörliche Fehden beunruhigten das Land; die Ritter sperrten mit ihren Burgen die Straßen, drückten Handel und Wandel durch schwere Zölle und überfielen und beraubten die vorüberziehenden Kaufleute; Kunst und Gewerbe lagen darnieder, kaum durfte der wohlhabende Bürger sich ruhig seines Besitzes freuen: kein andres Recht galt mehr als das Fanstrecht. Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, end-einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen, und auch dre Fürsten konnten jich nicht verhehlen, daß ein solcher dem Reiche noth that. Da sie aber ihre gewonnene Selbständigkeit nicht gern aufgeben mochten, so wählten sie nicht den mächtigen Ottokar von li 73—1291] Böhmen, sondern den Grafen Rudolf von Habsburg, den Sprößling eines in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Geschlechts. Man hätte keine bessere Wahl treffen können. Rudolf stand wegen seiner Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeitsliebe und

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 210

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
"10 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. Obrigkeit fanden nach langen Jahren wieder Geltung. Jetzt konnte der Bürger die Waffen niederlegen und seinem Gewerbe wieder nachgehen, der Bauer seine niedergebrannten Hütten wieder ausrichten und den Acker bestellen, der Handelsmann ungefährdet seine Straße ziehen. Nach zweijähriger Abwesenheit in der Mark begab sich Friedrich zur Kirchenversammlung nach Kostnitz, wo Sigismund seines Rathes so. April-, dringend bedurfte. Hier brachte der Kaiser seinen schon früher gehegten Plan zur Ausführung und übertrug dem Burggrafen die Mark Brandenburg nebst der Kur- und Erzkämm er er -würde zu erblichem Besitz, mit dem Vorbehalte der Wieder-emlosuug durch^Zahluug der auf 400000 Gulden erhöhten Pfaud-summe. Zwei Jahre später empfing der neue Kurfürst, der sich als solcher Friedrich I. nannte, aus offenem Markte zu Kostnitz unter Anwesenheit einer glänzenden Versammlung von geistlichen i4i7nnd weltlichen Fürsten die Belehnung. Mit Weisheit, Kraft und Milde ordnete Friedrich auch ferner die Angelegenheiten Brandenburgs. Leider verhinderten ihn die verwirrten Zustände im Reiche, bei deren Regelung ihn der Kaiser nicht entbehren zu körnten glaubte, sich ganz seinem Lande zu widmen. Während seiner Abwesenheit führten seine tüchtigen Söbuejohann und Friedrich die Regierung und verschafften durch glückliche Kriege mit den Nachbarn dem Kurstaate nicht nur erhöhtes Ansehn, sondern auch Länderzuwachs. 5. Deutsches Leben im Mittelalter. . J-n Leben der Volker tritt nie ein Stillstand ein. Eine Zeit großer Umgestaltungen und reicher Entwickelung ist das Mittelalter. Aber es hat auch besondere, nur ihm eigenthümliche Einrichtungen, Sitten itud Lebensformen aufzuweisen, die ihm ein bestimmtes Ge-präge geben. Dahin gehört vor Allem das Ritterwesen. Es verdankt seine Entstehung in Deutschland theilweise Heinrich dem Finkler, der zuerst eine geregelte Reiterei schuf und sie in geschlossenen Reihen kämpfen lehrte. Zit seiner vollen Ausbildung gelangte es jedoch erst im Laufe der Jahrhunderte, besonders während der Kreuzzüge. ^ Die Sitte erforderte eine lange und sorgfältige Vorbereitung für die Aufnahme in den Ritterstand. Zuerst mußte der junge Adelige als Edelknabe (Page) den Dienst am Hofe des Fürsten oder eines sonst angesehenen Ritters erlernen. Dann wurde er mit dem Eintritt in das Jünglingsalter wehrhaft gemacht und folgte nun seinem Herrn als Knappe (Junker) in den Streit. Erst wenn er hinreichende Proben seiner Waffentüchtigkeit gegeben, wurde ihm nach Ablegung der Rittergelübde — stets wahr zu reden, das Recht zu behaupten, die Religion und ihre Diener, Witwen und Waisen und die Unschuld zu schirmen —
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