Ii. Beschreibung der Stadt Rom. 93
pels im Thale, in der Nähe des alten Circus Flor«
und der heutigen Piazza Grimana stand 6) der Tems
pe!, welchen Summiern dem Flavischen Geschlechte
widmete, in dem bekannten V.cus Hortunarum.
An dem westlichen Ende des quirinalischen Berges aber
lagen 7) Therma Conftantlni, bey demselben stanr
den zwey marmorne Pferde, die man noch im päpst-
liehen Quitina! aufbewahret. Diese pabstliche Rest-
deuz stehet selbst auf dem Platze der ehemaligen Bär
der; so wie man häufige Spuren derselben auf dem
freyen Platze des heutigen pallastes Mazarmi und
im paüafte Lolonna findet. Der quirinalische
Berg hatte in seinem westlichen Ende viele Anhöben,
welche verschiedene Namen führten. So war der Clar
- trische Hügel (Mons Clatrae) da, wo jetzt die päpst-
lichen, zum Quirinal gehörigen Garten, anzutreffen
find. In dessen Nähe stand das alce Lapitolmm,
oder der älteste Tempel des Jupiters, der Juno und
der Minerva unter einem Dache, welchen ^uma err
báñete.*) Etwas höher hinauf befand sich der Lollis
L-atiaris, bey dem Barro die mustellarische Grraße
ansetzt. Bon da, nach dem Garten der Familie Cos
lonna zu, lag der Berg Agon, an dessen Abhange
Aurelians Sonnenrempel stand. Da aber, wo die
gedachten Gärten anfingen, erhob sich der Collis Sa *
lmaris, der mit dem Tempel der Salus prangte,
den man im Samnitischen Kriege gelobte, und well
chen nachher der erste römische Maler, der Patricier
Fabius Pictor, mit eigener? Händen ausmalte. **) Noch
höher in den Aldobrandinischen Gärten sucht man
den Collis N7utla!is, wo der Tempel des Deus
dius, der alten Gottheit der Sabiner, anzutreffen war,
in welchem Tanaqml, oder Laja Läcilia, ihren Recken
und ihre Spindel aufhing.
48.
*) Varro L. I. Iv. p. 29. X
**) Liv. Ix. 4z. Plin. Xxxv. 4.
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140 Beschreibung der Römer überhaupt,
geschränkt; "wegen körperlicher Mißhandlungen, we-
gen des Zwangs zur Unzucht, und wahrscheinlich auch
wegen willkührlicher Entziehung des Peculiums, durfte
der Sklave die Hülfe der Obrigkeit anrufen." *)
29.
Bey alle dem blieb das Loos, ein römischer Sklave
zu seyn, nichts Wünschenswerthes. Sie wurden ubcer
Haupt nach den römischen Gesetzen nicht als Personen,
sondern als Sachen, betrachtet (non pro peri'onis,
sed red ns erant in commercio). Daher konnten
sie nichts Eigenes besitzen, keine Ehen schließen, und
sogar ihre Kinder gehörten ihren Herren. Sie selbst
aber konnten verkauft, verschenkt, vererbt und ver-
pfändet werden. Ihren Herren aber stand das Recht
über ihr Leben und Tod zu; und Alles, was sie er-
warben, gehörte ihm. Kam ihr Heer plötzlich um's
Leben: so waren sie Alle den schrecklichsten Martern
unterworfen. Eben diese ergingen oft, nach der Ge-
mürbart ihres Herrn, bey den geringsten Verbrechen
über sie. Auch pflegte man denen, die entliefen, ge-
wisse Zeichen auf die Stirn zu brennen (Stigmata
inscribere), wovon sie Stlgmatici, Jttscripti
genannt wurden, h) Die Kaiser Adrian, Anconinus
Pius
*) S. Hugo S. zu.
h) Martial. 111, 21. Vlll, 7s. Juvcn. X, 179. Plautu;
Casio. 11,6, 49. nennt sie slud> Littcratos; weil diese Zei-
chen, womit sie gebrandmarkt wurden, gewöhnlich aus
Buchstaben bestanden. Dieses Stigma schaffte nachher
Lonstantin der Große ab; denn er gebot in einer
Cvnstuution (. s. Cod. Jusiinian. Tit, de poena, L. 17
ausdrücklich, daß man nicht mehr ein Stigma auf die
Stirn eines Sklaven oder sonst Derurtheilien einbren-
Nen soll (veciiic inscribí facicni servorurn ec alionan
damnatorum), quia (wird hinzugesetzt) sacie; hominis
ad pukhrittidincm coelelkm iimllis sic figurara.
wurde nun die Gewohnheit eingeführt, dergleiwen
Skla-
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Beschreibung der Römer überhaupt, -
> starben. , Zuweilen geschahen auch Manummonen
durch Loskaufung. Wenn nämlich der Leibeigene sein
rechtmäßig oder unrechtmäßig erworbenes Eigenthum
' einwendete, stch von seinem Herrn die Freyheit zu err
kaufen. ^ Ein solcher Knecht nmßte vorher mit dem
Herrn über die Summe einig geworden seyn, und
erhielt, hatte er sie abgetragen, einen Schein dar-
über. Denn geldgierige Herren pflegten oft das Geld
zu behalten, und ließen dennoch den Knecht nicht los.
Daher war auch in solchem Falle den Sklaven er-
laubt, vor Gericht zu erscheinen, was sie sonst nicht
dursten, und ihren Herrn zu verklagen, y)
' • 44.
Das Zeichen der erlangten Freyheit war der
Hm, welchen der Freygelassene auf dem glattgescho-
renen Kopfe trug; das Zeichen der römischen Bür-
gerschaft aber die Toga. Der Freygelassene trug auch
- nunmehr Schuhe, und erlangte einen vollständigen
Manien. Der Name aber und Vorname, welchen er
nun führte, war der Geschlechts- und Vorname (no-
men et praenomen) seines Herrn, wozu er seinen,
ehemaligen Knechtsnamen als Zunamen (agnomen)
setzte. Z. B. *í?. Tullius Tiro ward der Freygelas-
sene des Cicero, und ein anderer Freygelassener vow
ihm, der sein Bibliothekar war, M. Tullius -Lau-
> rea *) geheißen.
4s.
Der Freygelassene blieb seinem gewesenen Herrn
immer noch in einer Verbindung gewisse Dienste zu
leisten
y) Terent. Phom. Ii, r. 62. Plant. Aulul. V. l— Z.
Casin. Ii, 5. 5. Persa I, 1, 34. Senec. cp. 80. Dig.
1. 40 t. I. L. 5.
*) Derselbe Laurea, von welchem ein sehr schönes Ejw
gramm auf einen Gesundbrunnen, welchen man auf
s dem
1
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2z6 Beschreibung der Mrm.überhaupt,
124. ;
Ein großer Theil der Bürger lebte auch von fui*
11 en Bewertungen. Und wie viel mußte es deren
nicht in Rom sowohl, als den Provinzen, geben, wo
so viele Aufseher über Gaffen., Hauser und öffentliche.
Gebäude, n) so viele Tempelwärter, Opferbedreuten,
Opferschlachter, Leichencommlssarien, Todteusalber,
Dtusifa-jten, so viele Schreiber, Ausrufer, Staats
boten, Hctpren, Gerich tsdiene.r nöthig waren. Be-
trug doch oft .das Gefolge eines einzigen, in seine
Provinz abreifepden, Statthalters Tausende. Einige
Spur" davon, daß dergleichen Personen in Staatsbe-
soldungen gestanden, befindet sich in den Rechnungen
des Quästor verres. o) Ganz gewiß aber hatten
alle diese Leute große zufällige Einnahmen. Beweise
davon gehen die Reichthümer, welche einige dieser Art
Leute sammelten, und die lauten Klagen eines Cicero
- über die Plackereyen dieser Leute in den Provinzen, p)
Einige dieser Bedienungen waren auch sehr ehrenvoll/
wie die der Staatskassierer (Trihuni aerarii), welche
selbst nebst den Rittern, zu Richter-stellen gezogen n*t**
den. q) . ; > . ' ! ;
Wir kommen nun auf die letzte Gattung des Pö-
bels, welches theils eigentliche Bettler, theils solche
waren, die von der guten Gelegenheit sich nährten.
Ob es schon gewiß ist, daß die Censoren keine Müßi-
gen in Rom duldeten: so läßt es sich doch nicht läug-
iien,
n) Liv. Xxix, 7.
o) C!G,'"’in Verr. 1, 14,
p) Cic. ad Q, Fräser» 1, I, pro leg. Man. Xi, 22. 2z. *n
'1 ' Verr, et Pisón. ~ 1 ' Í
\ G|) Es. Liv. 97. > ,-•< ■ H
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der Römed.
303
f tot ctn Stück Geld, und belegte dessen Verwendung
) uvlederum mit Quittungen. 6) Ueber'die ganzen
tt'ttthe des Hauses, an Oel, Essig, Salzi. einger
Fleische, Mehl, Holz, Kohlen u. s. f. war
t) Nervus Cellarius oder Procuraror Peni oder
d°^?ris e) gesetzt. Die Zimmern nämlich, worin
faeß'eic^eu ^arräthe im Großen angetroffen wurden,
¿Ben penä, die aber, wo man kleinere Verrathe
von aufbewahrte, Cella. Der Servus Cellarius
^aurrii war unter den Kaisern eine wichtige Bedienung,
j. vj ihm erhielten die kaiserlichen Hofleute ihren Ger
;«it. Es bestand nämlich derselbe ^ nach unserer Akt
7. r^n, nicht in baarer Besoldung, sondern in Der
p taten an Wein, Fleisch, Oel/ Korn u. s. f. Diese
^ i'den durch den Cellarius ans der Cella penaria
^larina gereicht, und führten daher den Ramm Cel«
z5sur,n, nachher Salarium. k) Selbst einige reiche
^ .rnei’ Machten dieses nach, und ließen durch ihre
^Narios ihren Clienten dergleichen Deputate reichen,
allein aber in Rom, auch in den Provinzen, wurr
u dergleichen Deputate an die kaiserlichen Bedienten
^kgebem Es gab daselbst, nämlich große kaiserliche
à^astne, in welche der kaiserliche Zehend an Wein,
."d Kern geliefert wurde. Aus diesen Magazinen, welr
d/ /.eci(;s Cellariensi^ genannt wurden, lieferte man
^Meichen Deputate ab. Der Manu, welcher darüber
*Uttt , ftihrte den Namen l^rocliratoe snnonl-
^ et Ipeoerurn eellarienlium. §)
5s.
* ß Dem ländlichen Hauswesen war der Vmieüs vor,
öestellt. Auch über die Gerathschäften und Kostbarkeit
ten
a) dec^on. Zo. Quinct. declam, 34î» » -
e) Puut. Pseud. Ii. 2. ,Z-
Acl. Lampr. Hcliog. 26.
2) Cod.tiicod. !. 7. c. 4 I. zr. 1. h t. Io. l. z.
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der Römer. 29s
Merten des Patrons wurden folgendergestalt be,
^er Patron solle auf alle Fälle dem Clienten
¡i 5 stvn, was ein Vater seinem Sohne ist. Er solle
Zweifelhaften Rechtsfällen Unterricht ertheilen,
nidei,1cm Prozesse führen, wenn der Client
toe gegenwärtig wäre, sich seiner Sachen annehr
b?' und ihn überall unterstützen. Dagegen war der
,Jeni verpflichtet, dem Patron wiederrun zu dienen,
nre,r nur konnte. Er mußte zur Aussteuruug seir
^ /echter, zu den Unkosten und dem Aufwande,
. 'che ein Ehrenamt, das der Patron erhielt, erforr
fan " ^lcht weniger, wenn der Patron im Kriege ger
^ugen genommen wurde, zu seiner iwskaufung einen
mqcfn'aö thun; ja er war sogar gehalten, wenn der
Sri cine Klagesache verlor, die Summe unent,
La!, ^ud ohne Zinsen herbeyzuschaffen, welche der *
trn1011 ^ll ^Zahlen hatte. Ueberhaupt, wie der Par
s u an den Clienten die Stelle eines Vaters vertrat,
. forderte er auch, daß ihn der Client als einen
der>' ?tie* ^ Gemeinschaftliche Pflichten, welche
^ •)oeii Theilen oblagen, waren, daß kein Theil den
r. brn verklagen, gegen ihn zeugen, oder feindselig
fap Strafe, als ein den unterirdir
"Xn Göttern Geweiheter, vogelftey erklärt zu werr
Dionys leitet in der unten angeführten
2ifsfl e Gebrauch von den alten Thessaliern und
fenhuern á 2lber wer sieht nicht, daß eine so os-
oar gm* zur Beschwerde des gemeinen Bürgers err '
Einrichtung keinesweges das Werk eines Ger
ren> N" konnte? Nur Gewalt, nur eine, nsurpir
Gewohnheit, kann so etwas begründen. Har
daö tlml’ ^her Acht: so zeigt sich's auch offenbar,
& J* «P? ^hr frühzeitig in Rom bemühet war, Vier
-loch abzuschütteln. Unter den Königen bereits
,, L 4 scheint
' Oell. v, 13.
Hai. n, 9. io die ffafftscbe Stelle über diese
Cf, Pimarth. Romul. p. 2$. Ffr.
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572 Beschreibung deö Zustandes
A. F. F., bsl$ ist Triumviri, Ober Quatuorviri
netales, Auro, Argento, Aere, Fiando, Feriando,
zumal auf den Münzen des Augusts, genannt merbert.
Zu den goldenen Münzen ward das fernste Gold genonu
men, so daß es weit weniger Zusatz bey sich führt, als das
heutige geprägte Gold. Wert mehr Zrrsatz erhielt das
Silber, zumal in den spätern Zeiten. Zu den Müm
zeu von Aerz war größtentheils reines, ungemischtes
Kupfer. Von zusammengesetztem Aerze gab es am
ßerst selten Münzen. Der größte Theil von Münzen
dieser Art, die man findet, ist erdichtet. Von
Ethischem Aerze, ober von der Composition, sie
Hey einem Brande der Stadt Corinth, wo goldene,
silberne, kupferne und andere metallene Statüen und
Gefäße zusammenschmolzen, entstanden war, hat man
keine mehr; und höchst wahrscheinlich hat es auch »ne
dergleichen gegeben, o) Allein Msinzen von Bley es
wähnen die Alten, x) und man besitzt auch noch jetzt
dergleichen Stücke. Sie scheinen aber nie im Com's>
sondern vielleicht' nur zum Spiel, oder sonst zu ^
wissem Behufe, geprägt gewesen zu seyn.
129.
Unter dem ältesten schweren Gelde gab es
viereckige, und überhaupt Stücke, welche unser Geld
an Größe bey Weitem übertrafen. Die gewöhnliches
alten Münzen find aber selten größer, als ein Glm
denstück Die größten findet man in Kupfer, von
denen man dreyerley Größen annimmt. 1) (ör0,K
Aerz, in der Größe eines 4 Thalers. Allerdings at
hier das Gepräge am Schönsten sichtbar. Man W
sitzt ungefähr 2000 verschiedene Stücken dieser Mt-
2) Das mttclere Aerz, in der Größe eines \ Thm
o) T. Erncsti Archaeol. p. 6z.
p) Plaur. Trinum. Iv. 4, 120. Martial. I. 79. X- 64'
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Argento Augusts Bley T._Erncsti_Archaeol
/
26 Ii, Beschreibung der Stadt Rom.
gerade nach der Moles Hadriani, der jetzige»
Engelsburg; 8) P. Milvms, jetzt Ponte moue,
Leren Erbauer M. Aenukus Scaurus war.
is.
Die Thore und Brücken führten zu den Gassen
und öffentlichen Platzen, und eine Menge Heer-
straßen von Rom fast uacd allen Hauptstädten Italiens.
Die Gaffen theilten die Römer in große, kleine und
Kreuzwege ein. Die großen Gaffn führten, wie
die Landstraßen, den Namen V«a, womit das Wort
Vicus q) abwechselt. Viele Vra außerhalb Rom
nahmen schon in der Stadt ihren Anfang, und er,
hielten ihre Namen von den Thoren, aus welchen man
auf die Straße kam; andere wurden von den Obrig-
keiten, welche sie angelegt batten, die meisten aber von
den Städten, zu welchen sie führten, benannt. Kleine
und enge Gäßchen hießen Angiportus? und hatten sie
keinen Ausgang, Funvula; die Kreuzwege, wo meh,
rere Straßen zusammen stießen, Lompita. Alle Vi-
cus hatten ihre eigenen Namen, die sich mehrentheils
von einem Tempel, oder einer Kapelle, oder von einem
Altar in denselben, herschrieben. Die Gassen hatten
ihre eigenen Gassenmeister, Vico-Magistrj, r) wel-
che die Reinlichkeit und Sicherheit derselben besorgen
mußten; es gab auch noch Oberaufseher über Land-
straßen und Gassen (curawres viarurn, vicorum), s)
und
vicus ist eigentlich tine Reihe von Wohn - und ande-
ren Gebäuden auf beyden Seiten der Straßen; es
werden aber auch die Häuser, und der Weg zwischen
den Häuser-Reihen also genannt.
r) Au August's Zeiten über jeden Vicus vier, 8„eron.
c. 30: es gab aber schon vorher Straßenmei-
ster, Liv xxxiv. 7.
s ) August setzte über jede Region zwey curacores und
zwey dcnimciatorcs, s. eben-.
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Extrahierte Personennamen: P._Milvms Aenukus_Scaurus August
Extrahierte Ortsnamen: Rom Engelsburg Rom Italiens Lompita
Ii. Beschreibung der Stadt Rom. 4z
Einganges, befanden, und worin sich die Wagen
und Pferde bis zu einem gegebenen Zeichen aushielten.
Deswegen war anfangs eine Qneerlinie (iinea),
brs auf welche die Rosse mit den Wagen vorgeführt
wurden, mit Kreide (creta) oder Kalk (calx) *) und in
fcer Folge ein Ecblagbaum oder eine kleine Kette ge*
zogkn; damit nicht nur alle von Einem Punkt das
Wettrennen anfingen, und die Pferde den Lauf nicht
eher, als bis nach dem gegebenen Zeichen antreten
mochten; sondern auch, um des Laufes Ende und die
Gränze des Sieaes zu bezeichnen. Dieses Zeichen
ward von einem Aglkon (podium) **), der sich über
den Schranken (carcprea) befand, von dem Vor-
sicher der Spiele, seit Neros Zeiten mit einem
weißem Tuche (Mappa), und vordem mit einer Trom-
pete gegeben. Es sind noch Ruder« von dem Circus
rnaximus, d. i. von dem vom Trajau wieder er-
bansten — denn der alte wurde zur Zeit des K. Nero
eingeschert — und von dem Flaminischen Circus
vorhanden. Von den übrigen Circis ist der Circus
des Caracasia noch am besten erhalten, fast noch
unversehrt. Man sann sich hier einen anschaulichen
Lx'griff von der ganzen Einrichtung machen: „man
sieht die Mauer, welche den Kreis einschloß, die Sitze
der Zuschauer, die in der Mitte in einiger Erhöhung
aufgeführte Mauer (spina) und die Gegend, wo das
diel des Laufes war" (meta) r).
* • 24.
*) Die Queerlmie oder Qucerfurche wer in den alten
selten mit Kalk bestreut; daher sie selbst calx ge-
wurde, und von der Kreide, mit welcher sie
de" Kaisern ausgefüllt war, mca. Hpäterhr»
nannte man sie wiederum linca.
» st »le«.dtv‘ *’ 48. Sueton. Dom. 4. Sencc. ep.ro». Öftt
Veiten hat Sajmacius (Saumaife) ad Solin. p.d^seq.
üon den Circ*s und ludis circinf, gebandelt. Andere
nehe Oraev Th es. T. Ix. Pol. T."V. Bergt. Volk.
n* Iy5. 224. 389. 525. 5^0. 588.
'b8 f. aus welchem Folgendes hier
nicht am unrechten Orte steht: „Gemeiniglich bildet
man
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Ii. Beschreibung der Stadt Rom. 99
sie verloren hatte. Daneben befand sich 2) der be-
rühmte Sarurnus- Tempel, welcher dieschatzkam-
wer und das Staatsarchiv von Rom abgab. Vor
ihm, mitten auf dem Markte, stand 3) der große
Meilenzeiger (Millarium anreum). Die Entfernung
der vornehmsten Orte in Italien von Rom war dar-
auf eingehauen. Er war wahrscheinlich nicht durchaus,
sondern nur die darauf stehende runde Kugel vergoldet.
Weiterhin gegen Morgen lag 4) der vom Camill
gelobte Tempel der Eintracht, noch weiterhin 5) der
Arcus des Kaiser Severus, endlich ganz in> der Ecke
unter dem Kapitol 6) das berühmte Stadtgefängniß
(Carcer publicus cöertullianus), besten Haupteinr
gang jedoch nicht vom Markte aus, sondern vom Ka-
pitol her, in der Mitte des Gebäudes, zu den Woh-
nungen der Wächter ging. Die Gefängnisse waren
nach dem Markte zu. Dabey ivar uoci> zu merken
a) Robur, ein mit eichenen Bohlen besetztes Loch,
worein man diejenigen hinabstürzte, und vor Hunger
und Gestank verschmachten ließ, die man nichtöffent-
lich umbringen wollte; b) Scala gemonia, eine
Treppe, welche neben dem Gefängnisse zum Markte
herabging. Auf derselben wurden die Leichname ent-
leibter Missethäter zur Schau ausgestellt, ehe man sie
nach der Tiber schleppte.
' " 52.
Mitten auf dem Markte lagen noch i) der La-
cus Lurrius; man trocknete ihn durch einen gezöge-
rten Graben (Fosla oder Canalis fori) ans. In die-
sem Graben setzte sich gern der müßige Pöbel und er-
hielt daher den Namen Lanalicola. 2) Der Sou-
nenweiser, von gleicher Beschaffenheit mit dem in
der neunten Region; 3) puteal Libonis, eine Büh-
5*, wo Schuldenfachen abgethan wurden; 4) pila
Horatia, die Ehrensaule hes übriggebliebenen Ho-
rariers; 5) Scaeua Marsya, der berüchtigte Sam-
Is 2 mel- N
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