150 Ii. Die Karolinger im Frankenreiche.
herrschen. Aber schon nach drei Jahren starb der Letztere, und
nun verewigte Karl die Herrschaft des gesammten Frankenreiches tn„ feiner starken Hand. Er war ein Mann von hoher Gestalt kräftigem Körperbau, mit freier Stirn und feurigen Auaeu. Begabt mit großer leiblicher und geistiger Kraft, mit rastloser Thätia-keü, tiefer Einsicht und festem Willen, war er vor Allem berufen dem Abendlande Gesetze zu geben, es aber auch aus eine höhere Stufe der Bildung und Wohlfahrt zu erheben.
Unter den vielen Kriegen, die Karl während feiner 46jahriaen , ^.cntug zu führen hatte, war der mit den Sachsen der lana-772wtmglte und blutigste. Im Jahre 772 unternahm er feinen ersten Aug gegen die stets unruhigen Nachbarn. Bei Worms fetzten die Franken über den Rhein und zogen dann nordwärts nach jenen an Sumpfen und Wäldern reichen Gegenden, wo einst Varns seinen Untergang gefunden. Sie erstürmten die Er es bürg (an der Diemel, einem linken Zufluß der Weser) und zerstörten das in der Nahe befindliche alte Heiligthum des Volkes, die Jrmiuful. -;te Sachsen beugten sich der Uebermacht, schwuren Karl Treue und versprachen, die christlichen Missionare an ihrem Bekehrungswerke nicht zu hindern. Karl ließ Besatzungen in dem eroberten Lande zurück und zog zu neuen Kämpfen nach Italien.
Karl man ns Wittwe Gerberga war zu den Langobarden
geflohen und hatte deren König Desiderius bewogen, die Ansprüche .ihrer Sohne ans den fränkischen Thron zu unterstützen. Da über-774 stieg Karl mit einem Heere den Mont Cenis, schlug die Lougo-barden imd belagerte ihre feste Hauptstadt Pavia. Dann begabter sich zur Feier des Osterfestes nach Rom, wo ihm Papst Hadrian I. eme glänzende Aufnahme bereitete, die Karl durch Bestätigung der Pipmfchen Schenkung vergalt. Bald darauf mußte sich Pavia, erschöpft tmrch Hunger und Krankheiten, dem Belageruugsheer ergeben. Desiderius wurde gefangen genommen, und Karl ließ sich die lombardische Krone auffetzen. Kaum aber hatte er den Rücken gewandt, als sich auch die Großen des Landes gegen die neue Herrschaft empörten. Doch mit wunderbarer Schnelligkeit eilte Karl herbei, unterdrückte den Aufstand und vereinigte nun Norditalien vollständig mit dem Frankenreiche.
Unterdessen hatten auch die Sachsen neuen Muth geschöpft. Sie erhoben sich unter ihrem kühnen und streitbaren Herzog Wittu-kind, gewannen die Eresburg zurück, verjagten die fränkischen Besatzungen und trugen Brand und Verwüstung Über die Grenzen. Da erschien Karl, eroberte die Siegburg am Zusammenfluß der Ruhr und Lenne, nahm die Eresburg wieder ein und drang über die Weser bis an die Oker vor. Als er aber wieder gegen die Longobarden ziehen mußte, erneuerten die Sachsen ihr altes Spiel, belagerten und ^eroberten die Burgen und vertrieben die Besatzungen. Von Neuem führte Karl feine Heerhaufen nach der Weser, und so
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl_Treue Karl Karl_ließ Karl Karl_man_ns Wittwe_Gerberga Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
108 Ix. Das römische Kaiserreich und die Germanen. Das Christenthum.
Hermann mit den Cheruskern erwartete. Auf dem ebenen Felde Zdistavisns (in der Gegend von Min- en) kam es zur Schlacht. Mnthig und mit gewohnter Tapferkeit kämpften die Deutschen, doch die römische Kriegskunst trug den Sieg davon. Hermann rettete sich, mit Staub und Blut bebeckt, nur mit Mühe ins Gebirge. Wenige Tage später entbrannte eine neue furchtbare «Schlacht. Zwar vermochten die Deutschen auch biefes Mal nicht zu siegen, aber sie wichen auch nicht, und die Römer traten den Rückzug an. Sie gaben es von jetzt ab auf, Germanien zu erobern.
Hermann gewann immer größeres Ansehn bei seinem Volke, später kam er in den Verbacht, er wolle sich zum Könige machen, und würde deshalb vou seinen eigenen Verwanbten ermorbet. Seine Gattin und sein Sohn Thnmelicns starben in römischer Gefangenschaft. Marbob, der sich von der Sache des Vaterlandes fern gehalten hatte und deswegen mit Hermann in Krieg gerathen war, wurde später auf Anstiften der Römer vertrieben und endete in Ravenna.
4. Tie Nachfolger des Augustus.
Angustus war im Alter von 76 Jahren aus dem Lebeu gcschieden. Da er selbst keine Söhne hatte, so folgte ihm sein Stiefsohn Tiberius in der Herrschaft. Dieser raubte dem Volke den letzten Rest von Freiheit und Menschenwürde. Finster und argwöhnisch, verfolgte er alle Männer vou freier Gesinnung; jeder Scherz, jebe übereilte Aeußerung, jebes in der Hitze ober Aufregung ausgestoßene Wortwurbezurmajestätsanklage beuutztunbzumtobes-verbrecheu gestempelt. Die Gefängnisse füllten sich mit Gefangenen jedes Alters und Geschlechtes; ganz Rom lag in Angst und Furcht gefesselt. Aber auch den Fürsten floh die Ruhe seiner Seele, und Verzweiflung und Menschenfurcht folterten den finstern Wüthench iit der Abgeschlossenheit des Felseneilandes Capreä (Capri), wohin er sich, des zwangvollen Lebens müde, zurückgezogen hatte. Endlich wurde er krank, und sein Neffe Cajus Cäsar beschleunigte seinen Tod, indem er den ohnmächtigen Kaiser auf feinem Lager erstickte.
Cajus Cäsar, der jüngste Sohn des Germaniens, gewöhnlich mit dem ihm in der Jugend von den germanischen Legionen beigelegten Scherznamen Caligula („Solbatensttefetchen") genannt, folgte dem Tiberins in der Regierung. Unter ihm nahmen die Verfolgungen, die Hinrichtungen nnb Einkerkerungen ihren Fortgang. Dabei stürzte er sich_ in den wilbesteu Strubel sinnlicher Vergnügungen nnb Ausschweifungen. Die Schranken des Gesetzes, der Natur, der Sitte und der Scham existirten für ihn nicht; ja er trieb feine kaiserliche Allmacht ans eine solche Höhe, daß er sich selbst göttliche Ehre beilegte und Senat nnb Volk zwang, ihm Tempel und Altäre zu errichten und Opfer barzubringen. Endlich war das Maß der Schandthaten voll. Zwei Hanptlente der kaiserlichen
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Extrahierte Personennamen: Hermann Hermann Hermann Hermann Augustus Stiefsohn_Tiberius Tiberius Cajus_Cäsar Cäsar Cajus_Cäsar Cäsar Caligula
Extrahierte Ortsnamen: Germanien Ravenna Rom Capri Germaniens
Wehrpflicht.
Beschaffenheit des Heeres.
Sold.
Auszeich-
nungen.
Der Feldherr.
58 Iv. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer.
bei den Römern den Namen behalten: pecus das Vieh, pecunia das Geld (genau so bei den germanischen Goten, faihu heißt Vieh und Geld). Von den Phöniziern und Griechen her lernten die Italiker das Geld kennen. Zuerst hatte man Kupfergeld, aber als die Römer Herren von gauz Italien geworden waren, nahmen sie das Silbergeld an. Solange Rom eine Republik war, trugen die Münzen auf dem Avers (Vorderseite) das Bild der Roma, später das des Kaisers; auf dem Revers (Rückseite) Götterbilder. In der Kaiserzeit wurde Gold die alleinige Wertmünze, alles andere sank zu Scheidemünzen herab. (Scheidemünzen nennt man die kleinen Münzen, die zu kleinen Zahlungen gebraucht werden.)
Die Vermögen erscheinen uns gering, sind aber, an den damaligen Verhältnissen gemessen, viel höher an Wert als sie scheinen. 50 Pfennige Tagelohn genügte für den Arbeiter in der Kaiserzeit, um mindestens 2 Tage auszukommen. Als die Römer noch ein einfaches Volk gewesen waren, hatte es eine große Anzahl etwa gleich wohlhabender Bürger gegeben, die einen gesunden Mittelstand darstellten. Später ist freilich dieser Mittelstand allmählich verschwunden.
3. Das Heerwesen.
Jeder römische Bürger war Soldat. Sein Leben gehörte dem Vaterland. „Schön und ehrenvoll ist's für das Vaterland zu sterben," war der Wahlspruch des Römers. Später, als die Römer nicht mehr so edel dachten, richtete man es ein, daß sich der Wohlhabende vertreten lassen konnte.
In der älteren Zeit bekam der Bürger keine Bezahlung für den Kriegsdienst, nur die Reiter wnrden bezahlt von den dienstfreien Bürgern, die es auch gab (z. B. Priester, Witweu, reiche Waisen). Als aber die Kriege länger dauerten und auch weit von der Heimat geführt wurden, bekam jeder Krieger seinen Sold vom Staate. Der Name Soldat kam erst in der Kaiserzeit auf (von dem Geldstück solidus abgeleitet). Für tapfere Taten gab es Auszeichnungen: Geld, Beförderung, Geschenke wie Spangen, Kränze, Ehrenwaffen. (Z. B. der tapfere L. Siecius Deutatus soll 22 Ehrenlanzen, 25 Schilde, 160 Armspangen, 85 Halsketten uni) 26 Kränze erhalten haben.) Auch das Heer konnte seinem Feldherrn einen Kranz, und zwar aus Gras, als Dankgeschenk für Rettung aus großer Not verehren. Die Ausbildung des Soldaten war fehr sorgfältig und wurde streng durchgeführt. Übungen im Fechten, Schießen, Marschieren wechselten mit Felddienstübungen. Im Winter pflegte man nicht zu kämpfen im Altertum. Damit der Soldat sich dann aber nicht verweichliche, wurde er nützlich beschäftigt (z. B. mit Straßenbauten). Die Behandlung war streng. Vergehen der Soldaten wurden hart bestraft. Eiue bestimmte Anzahl von Truppen bildete die Legion (gewöhnlich 4500 Mann).
Der Feldherr war angesehen wie ein König. Er Hatte ähnliche Rechte wie ein solcher. Wenn er den Krieg siegreich beendet Hatte, durfte er einen Triumph feiern. Das Heer stellte sich auf dem großen Feld bei Rom, dem
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Extrahierte Personennamen: L._Siecius_Deutatus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Witweu Altertum Rom
Einrichtung des Söldnerheeres.
Bundes-
genossenkrieg.
Sulla und Marius.
72 Iv. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer.
Und nun tat Manns etwas sehr Wichtiges. Er änderte das römische Heer von Grund ans um. Weil die römischen Bürger nicht mehr ausreichten oder zum Teil auch nichts mehr taugten, schaffte er das Bürgerheer ab und richtete an dessen Stelle das Söldnerheer ein, das aus Berufssoldaten bestand. Auf diese Weise wurde das römische Heer noch einmal recht tüchtig, und so erklärt es sich, daß die Römer sich wieder große
Völker unterwerfen können, obwohl das römische Volk immer schlechter und schwächer wird.
§ 2. Die innere Lage.
Im Innern Roms nahm der wütende Parteigegensatz zu. Bei jeder Beamtenwahl beinahe kam Mord und Totschlag vor. Siegte eine Partei, so verfolgte sie die andere mit Prozessen, die manchem Bürger das Leben oder Vermögen kosteten.
Unter diesen Umständen erhoben jetzt die italischen Stämme, die Bundesgenossen Roms, die Forderung, das römische Bürgerrecht zu erhalten. Sie erhielten es erst nach einem schrecklichen Krieg, der dem Wohlstand Italiens weitere tiefe Wunden schlug.
§ r. Der Hngriff des Aßitbridatcs.
Zu dieser inneren Not kam noch eine äußere, als der König Mithridates von Pontus die römische Provinz Asien, die reichste aller Provinzen (sie hatten sie von einem kleinasiatischen Fürsten geschenkt bekommen) besetzte und ein großes Blutbad unter den dortigen Römern anstiftete. Da verarmten unzählige wohlhabende Leute völlig.
Um das Unglück aber voll zu machen, griffen die Führer der beiden feindlichen Parteien, Marius der Demokrat und Sulla, der Führer der
Nobilität, gegeneinander zu den Waffen. Sulla war als Oberfeldherr gegen Mithridates gewählt, als er plötzlich auf Veranlassung des neidischen Marius abgesetzt wurde. Marius wollte selbst nach dem Osten ziehen. Aber Sulla ließ sich das nicht gefallen, sondern erstürmte mit dem
Angeblicher Julius Cäsar. Basaltbüste im Berliner Museum.
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Marius der Demokrat Marius Sulla Sulla Marius Marius Marius Marius Sulla Julius_Cäsar Cäsar
Kaapitel V. Alexander der Große. 7
den Gefängniswärter bestochen, so daß Sokrates fliehen konnte. Der aber weigerte sich-. Bis in den Tod wollte er den Gesetzen seiner Vaterstadt treu sein.
Endlich kam der Todestag. Man gab ihm den Giftbecher (Schierling) zu trinken. Seine Frau hatte er fortgeschickt, als sie ihm zu viel weinte. Mutig trank er das Gift und ging so lange umher, bis seine Füße kalt wurden. Als er schon ganz matt war, sagte er noch zu seinen Freunden: „Ich bin genesen, nun opfert dem Asklepios einen Hahn." Asklepios war der Gott der Heilkunde. Bald nachher haben die Athener den Tod des edelsten Griechen bereut.
Kapitel V. Alexander der Große (gest. 323 v. Chr.).
Nördlich von Griechenland lag das Reich Makedonien. Der König dieses Reiches, Philipp, hatte Griechenland erobert. Sein Sohn Alexander war ein besonders ehrgeiziger Jüngling. Er war immer in Sorge, sein Vater möchte ihm in der Welt gar nichts zu tun übrig lassen. Sein Lehrer war der berühmte griechische Philosoph Aristoteles, der den eifrigen Knaben besonders mit den Gesängen Homers zu begeistern verstand. Da stand besonders das Bild des Helden Achilles vor den Augen des Knaben, und er strebte danach, dem Helden ähnlich zu werden. In allen Leibesübungen bildete er sich so aus, daß er bald zu den gewandtesten und stärksten Jünglingen gerechnet werden konnte. Von seiner Gewandtheit legte er einmal eine Probe ab, als sein Vater ein wildes Streitroß kaufen wollte. Niemand konnte es besteigen, und schon wollte König Philipp es fortführen lassen, als Alexander sich ans Werk machte. Er hatte beobachtet, daß das Tier sich vor seinem eigenen Schatten scheute, wenn ein Reiter sich darauf schwang. Deshalb stellte er es so, daß es gegen die Sonne sah und seinen Schatten nicht sehen konnte. Sofort sprang Alexander hinauf und konnte das Roß zum Erstaunen aller einreiten.
Als der Vater starb, war Alexander erst 20 Jahr alt. Weil die Griechen ihn nicht fürchteten, sondern von ihm abfielen, zog er gegen sie und hat schließlich die alte blühende Stadt Theben zerstört. Da bekamen die Griechen gewaltigen Respekt vor dem jungen König und waren zum Gehorsam bereit. Nur die Spartaner blieben in ihrer Ecke und taten sich wichtig. Doch kümmerte sich Alexander nicht um sie. Dann hat er alle Griechen aufgeboten und ist mit ihnen gegen die Perser gezogen, um deren weites Reich zu erobern. In schnellern Siegesflug hat er die persische Macht vor sich niedergeworfen, kein Widerstand war vor dem jungen Helden fest genug. Doch brachte seine Verwegenheit ihn mehrmals in Gefahr. So war er einmal ganz erhitzt und aufgeregt in einen klaren kalten Gebirgsbach gesprungen. Da wurde er schwer krank, ein hitziges Fieber ergriff ihn. Sein Arzt Philippus wollte ihm eine Medizin reichen, als ein Brief von einem Feldherrn Alexanders eintraf, in
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Extrahierte Personennamen: Kaapitel Alexander_der_Große Alexander Alexander Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander Achilles König_Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders
Kapitel Xv. Bismarck.
sollte dereinst einen anderen, größeren Deich verwalten! In den schlimmen Revolutionszeiten von 1848 stand er fest auf seiten des Königs und wollte an der Spitze von mehreren tausend altmärkischen Bauern gegen Berlin ziehen. Wenn Bismarck sprach, so fiel besonders seine Schlagfertigkeit auf. Er war nie in Verlegenheit,
sondern wußte auf jeden Angriff eine treffende Antwort zu geben. Schon in seinem Gesicht sah man eine ungewöhnliche Willensstärke ausgeprägt. Sein Herz aber war er-süllt vou dem einen Wunsch, sein Vaterland groß, mächtig und glücklich zu sehen. Weil er durch seine Klugheit und Unerschrockenheit dem König aufgefallen war, machte ihn der zum Gesandten in Frankfurt a/Maiu, wo damals die Gesandten der 39 deutschen Staaten zusammensaßen und berieten.
Alle aber duckten sich ängstlich vor dem großmächtigen österreichischen Gesandten, nach dessen Pfeife alle zu tanzen pflegten. Die Absicht der Österreicher war, Preußen fleht zu machen. So groß war der Respekt vor dem Österreicher, daß keiner der Herren sich eine Zigarre anzuzünden wagte, bevor nicht der österreichische Herr die seine in Brand gesetzt hatte. Nun kam Bismarck. Als er den Österreicher sich die Zigarre anzünden sah, griff auch er schleunigst in die Tasche und tat dasselbe zum Entsetzen der anderen. War Bismarck so unerschrocken in kleinen Dingen, so war er es erst recht, wenn es sich um etwas Großes handelte. Als Bismarck die feindliche Absicht Öfter-
Bismarck im Jahre 1885.
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16 Ii. Lebensbilder aus der römischen Geschichte.
Noch habe Ariovist keinen gefunden, der ihn besiegt habe. Aber Cäsar kam und besiegte den starken und tapferen Germanen. Er zog sogar zweimal über den Rhein.
Mit seinem Freund und Schwager Pompejns hat er sich dann entzweit
und mit ihm um die Herrschaft in Rom gekämpft. Doch Cäsar siegte. Als
er, den Pompejus verfolgend, übers Meer fahren wollte, tobte solcher Sturm, daß der Kapitän des Schiffes sich zu fahren weigerte. Doch Cäsar rief ihm
zu: „Du führst den Cäsar und des Cäsar Glück." Und glücklich kam er von
Italien nach Griechenland hinüber. Als Pompejus ums Leben gekommen war, wurde Cäsar wirklich alleiniger Herr in Rom. Als er deutlich merken ließ, daß er gern Kaiser geworden wäre, entstand eine Verschwörung freiheitliebender Männer gegen ihn.
§ 3. Cäsars Cod.
Das Volk liebte Cäfar fehr, und es war deshalb deutlich zu sehen, daß es ihn schließlich auch zum Kaiser machen würde, wenn er es allmählich an diesen Gedanken gewöhnte. Darum beschlossen die Verschworenen, sich zu beeilen. Sie waren meistens Männer, die einst Anhänger des Pompejus gewesen wareu, von Cäsar aber sehr freundlich behandelt worden waren. Er hatte vielen von ihnen hohe Ämter und Ehrenstellen gegeben, und den jungen Markus Brutus liebte er sehr. Dennoch beschlossen sie ihn zu töten. Der Führer unter ihnen war ein gewisser Cassins. Den Brutus hatten sie geschickt aufzuhetzen gewußt, indem sie ihm einredeten, er sei bestimmt, das Vaterland zu retten. Die schreckliche Tat sollte im Senat am 15. März ausgeführt werden. Den 15. März nannte man Iden, wie jeden 15. in den Mouateu März, Mai, Juli, Oktober (nach den Anfangsbuchstaben Mil-mo genannt). Doch wurde Cäsar von verschiedenen Seiten vor den Iden des März gewarnt. Als aber auch seine Gattin Calpnrnia ihn unter Tränen bat, er möge zu Hanse bleiben, da wollte es es tun. Doch die Verschworenen kamen und stellten ihm vor, daß er den ganzen Senat beleidigen werde, wenn er gerade heute zu Hause bliebe; und so machte er sich auf den Weg. Noch unterwegs gab ihm ein Freund eine Schrift, auf der die ganze Verschwörung stand, doch er las sie nicht, sondern gab sie seinem
Schreiber znr Verwahrung. Kurz vor Eintritt in den Senat traf er
einen Priester, der ihn auch gewarnt hatte. Lachend rief ihm Cäsar zu:
„Die Iden des März sind gekommen." „Aber sie sind noch nicht vorüber,"
antwortete jener.
Kaum hatte er sich im Saal auf seinen goldenen Sessel gesetzt, als die Verschworenen auf ihn eindrangen und ihn töteten. Er hatte sich anfangs Zu verteidigen gesucht, als er aber auch den Brutus unter ihnen sah, rief er aus: „Auch du, mein Sohn?" Dann sank er nieder. So schrecklich hat der große Römer geendet (44 v. Chr.).
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— 53 —
die Kinder und Enkel noch verschönerten. Am Marktplatze, der mit einem Brunnen geziert war, lag das stattliche Rathaus, daneben das Kaufhaus, wo die Kaufleute ihre Waren feilboten. Besonders schön waren die Kirchen mit ihren weithin sichtbaren Türmen, an denen frommer Eifer viele Jahrzehnte unter großen Opfern baute. Der Cöluer Dom, der Straßburger und Ulmer Münster sind Zengen von der Größe und Kraft des städtischen Bürgertums.
3. Bewohner. Wer in der Stadt wohnte, war frei. „Stadtluft macfrt frei", sagte man. Wenn ein Höriger Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatte, so konnte sein Herr keinen Anspruch mehr auf ihn erheben. Die vornehmsten und reichsten Bürger bildeten die Geschlechter oder Patrizier. Sie hatten fast den ganzen Grundbesitz inue und waren nicht selten unermeßlich reich. In ihren Häusern sah es prächtig aus und strahlte alles von Gold und Silber. Den übrigen Stadtbewohnern gegenüber hatten die Patrizier titele Vorrechte. So z. B. wählten sie den Schultheißen, sowie die Schöffen und Ratsherren ans ihrer Mitte. Nach langen, blutigen Kämpfen erreichten die Handwerker, daß auch sie Sitz und Stimme im Rat erhielten.
4. Handel und Verkehr. Der Wohlstand einer Stadt hing ab von der Bedeutung ihres Handels. Die Seestädte, besonders Genua und Venedig, holten die Schätze des Morgenlandes: Gewürz, Seide, Zucker, Waffen mit ihren Schiffen herbei. Auf Saumtieren wurden die Waren dann durch die Alpenpässe nach Augsburg und Nürnberg gebracht und von hier aus in alle Teile Deutschlands verkauft. Ein Mittelpunkt des Handels am Oberrhein war das „goldne" Mainz; am Niederrhein blühte Cöln empor, das damals den Seeschiffen erreichbar war. Wollte der Kaufmann Waren einkaufen, so begab er sich, in der Regel zu Pferde und gut bewaffnet, nach Frankfurt, Cöln, Breslau ober einem anderen Ort. Dort wurden besonders an Sonn- und Festtagen, wenn sich viele Leute zur Messe emgefunben hatten, die Waren gehanbelt. Daher hießen die Märkte auch Messen. Wenn möglich, würden die gekauften Waren auf ein Schiff verlaben, das auch der Kaufherr bestieg; bemt er bürste in den unsicheren Zeiten seine Schätze nicht aus beut Auge lassen. Die Fahrt war mit vielen Hinbernissen verknüpft. Wenn das Schiff irgenbwo das Ufer berührte, so verfiel die ganze Labung dem Besitzer des Uferlandes. Manche Städte und Ritter sperrten den Fluß durch ein Seil und verlangten einen Zoll. In bestimmten Stapelorten mußten alle Waren ansgelaben und ans beut Markte 2—3 Tage lang zum Verkaufe ausgestellt werben. War zur Weiterreise ein Frachtwagen nötig, so mußte biefer hier in der Stadt gemietet werben. Er würde nach Bebarf mit 8—10 Pferden bespannt. Die Straße war, bamit der Zoll nicht umgangen werben konnte, genau vorgeschrieben. Wer bei sanbigeu ober sumpfigen Stellen zur Seite fuhr ober einen Richtweg einschlug, hatte hohe Strafe zu zahlen. Warf der Wagen um ober berührte die Achse den Boben, so gehörte die abgefallene Ware ober wohl gar der Wagen nebst Ladung dem Herrn des Grund und Bobens, ans dem. das Unglück geschehen war. Führte der Weg über eine Brücke, so mußte ein Brückengelb gezahlt werben. Wo Räuber und Wegelagerer den Weg unsicher machten, ba mußte sich der Kaufherr öon dem Herrn des Laubes das Geleit kaufen, wofür ihn biefer ungefährbet durch fein Gebiet führen ließ. Erst nach wochenlanger, mühseliger Fahrt kam
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— 111 —
deutsche Handwerker, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelstreicher herab, in dem neuen Lande beschäftigt. Bald begann ein Graben, Hämmern und Bauen, die Städte wurden mit Menschen neu belebt, eine Straße nach der anderen erhob sich ans den Trümmerhaufen. Gleich im ersten Jahre nach der Besitznahme wurde der 3 Meilen lange Bromberger Kanal gegraben, wodurch die Handelstätigkeit des Landes sehr'gehoben wurde. Tie Leibeigenschaft der Bauern hob der König ans. Auch zog er 11000 deutsche Ansiedler herbei, so daß an Stelle
der polnischen Wirtschaft bald deutscher Fleiß und deutsches Wesen die Ober-
herrschaft gewannen.
e) Friedrich als Landesvater.
1. Heilung der Kriegswunden. Der Siebenjährige Krieg hatte große Opfer an Geld und Menschen gefordert. Dazu waren, namentlich in Schlesien, die Fluren vielfach verwüstet und die Dörfer niedergebrannt worden. Gleich nach Beendigung des Krieges ließ daher der König den verarmten Bauern die Häuser aufbauen (in Schlesien an 8000), auch gab er ihnen Vieh und Saatkorn zur Bestellung des Ackers. Dazu verteilte er reichlich Geld an die Bewohner.
Die Schlesier allein erhielten 9 Millionen Mark. Vielen erließ er auch auf einige
Jahre die Steuern. Sehr viel Geld gab der König von seinen eigenen Ersparnissen her. „Das Geld gehört nicht mir, sondern dem Lande," pflegte er zu sagen.
2. Hebung des Ackerbaues. Sodann richtete der König sein Augenmerk auf den Landbau. Auf seinen Domänen versuchte er den Wein- und Seidenbau und führte auch die Kartoffel ein. Als 1745 eine Hungersnot ansbrach, schenkte er einzelnen Ortschaften ganze Wagen voll Kartoffeln zum Anbau; aber die Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächs, und erst nach und nach wurde der Kartoffelbau allgemeiner. In wüste und sumpfige Gegenden zog Friedrich Kolonisten aus Holland herbei, die z. B. die Sümpfe an der Oder^ Warthe und Netze austrockneten und in blühende Felder und Wiesen verwandelten. (Uber Westpreußen s. S. 110!) Auch deu Drömling, eine sumpfreiche Gegend in der Altmark, ließ er entwässern und anbauen. Im ganzen hat er nach dem Kriege über 100 Millionen Mark zur Hebung des Ackerbaues verteilt. Um aber solche Summen zu erübrigen, lebte er sehr einfach. „Da Preußen arm ist," sagte er, „so muß der Regent dieses Landes sparsam sein."
3. Handel und Verkehr. Sehr viel tat der König auch zur Hebung des-Handels und Gewerbes. So ließ er z. B. in Schlesien Spinnschulen und in Berlin eine Porzellanfabrik anlegen. Alles, was in Preußen verbraucht wurde, sollte auch in Preußen angefertigt werden. Fremde Waren (an 400 Arten) unterlagen einer hohen Steuer. Alle Luxusgegenstände wurden ebenfalls hoch besteuert. Wolle durfte nicht ausgeführt werden. Kaffee und Tabak verkaufte allein der Staat. Die Zollbeamten durften wegen all dieser Sachen Haussuchung abhalten. Das trug das Volk unwillig, um so mehr, als an der Spitze der Zollbehörde ein Franzose stand. Aber der König hielt Kaffee und Tabak für überflüssig und wollte davon nichts wissen, weil dadurch das Geldaus dem Lande geführt werde. Das Kanalnetz vergrößerte er durch den Brom-berger, den Plauenfchen und den Finowkanal.
4. Verwaltung, Recht, Heer. Friedrich kümmerte sich um alle Einzelheiten der Verwaltung und ließ den Beamten, selbst den Ministern, wenig Selb-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Schlesien Holland Altmark Schlesien_Spinnschulen Berlin
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Drohte dem Laube ein Feind, jo mürben die freien, wehrbaren Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen. Sie bisbeten den Heerbann ober die Lanbmehr. Von Hos zu Hof erscholl der Aufruf, und alles eilte gerüstet herbei. Vor dem Angriffe ertönten Hörner von Auerochsen, die Schilbe mürben schrecklich bröh-nenb übereinanber geschlagen, und mit einem fürchterlichen Geschrei beqann der Kampf.
c) Religion.
Der Deutsche liebte die freie Natur über alles. Ja die Naturkräfte waren ihm nach und nach zu Personen, zu Göttern geworben, die fein Schicksal leiteten und benen er in heiligen Hainen ober auf luftigen Höhen Opfer barbrachte. Wie in der Natur der Frühling mit dem Winter, das Morgenrot mit der Nacht um die Herrschaft ringt, so bachte man sich auch die Götter in stetem Kampfe: im Kampfe mit den Frostriefen, im Kampfe auch untereinanber.
Der höchste Gott war Woban, der Himmelsgott. Ihn stellte man sich ein-äugig bor, wie der Himmel ja auch nur ein Auge, die Sonne, hat. Auf acht* beinigem Roß, befleibet mit dem grauen, rotgeränberten Wolfenhut und dem blauen Sturmmantel, fährt er durch die Luft. Zwei Raben, seine Boten, und zwei hungrige Wölfe, feine Jagbhunbe, begleiten ihn; hinter ihm her saust das milbe Heer. (Sage vom wilben Jäger.) Er thront in der hunberttorigen Himmelsburg Walhalla, die mit golbenen Schiiben und Speerfchäften getäfelt ist-' Hier ist auch der fröhliche Aufenthaltsort der im Kampfe gefallenen Helben.
Sie werden von den Schlachtenjungfrauen (Walküren) auf schwarzem Rosse zur Walhalla geführt. Hier empfängt sie Wodan. Ein Sänger begrüßt sie, und die Göttin Iduna reicht ihnen einen Apfel, der sie ewig jung hält.
Jeden Tag reitet Wodan mit den Helden zum Kampfe vor das Tor. Am Abend bläst er in sein Horn. Dann heilen im Nu alle Wunden, und fröhlich ziehen sie alle heim
zum Festmahle. Da gibt es köstlichen Schweinebraten, und eine Ziege liefert so viel
Milch, als sie nur trinken wollen.
Die den (Strohtob Gestorbenen erwarten bei Hel im falten Niflheim das Weltenbe. Woban lenst aber auch die Geschicke der Menschen. Ebenso ist er es, der das Korn auf dem Felbe wachsen läßt und im Kampfe den Sieg verleiht. Um feine Gunst zu erlangen, opfert man ihm Rosse.
Sein Sohn ist der Donnergott Thor ober Donar. Er bläst aus seinem roten Barte die Blitze, und wenn er auf feinem Wagen, von zwei Ziegenböcken gezogen, durch die Wolfen fährt, so bonnert es auf der Erbe. Er kann aber auch dem Bauer freunblich fein, in bürren Sommerzeiten den Regen bringen und Menschen und Tiere von Krankheiten heilen. Die Eiche ist ihm geheiligt. Der Donnerstag trägt von ihm feinen Namen.
Wobans Gemahlin heißt Freia. Wenn sie im Frühling auf ihrem Wagen durchs Laub fährt, schmückt sie die Erbe mit Grün und Blumen. Sie segnet
Haus und Herb; bar um mürben am Freitag die Ehen geschlossen.
Die ganze Natur wirb von Geistern belebt. In Walb und Flur führen die Alben ober Elsen ihren Reigen auf. Am riefelnben und plätschernben Wasser wohnen die Wasserjungfrauen (Nixen). Die unterirbischen Schätze werben von Zwergen bewacht. Auf den Bergen aber Haufen die Frostriefen, die stets mit Göttern und Menschen im Kampfe liegen. Aus dem Riesengeschlechte stammt auch der böse Loki, der oft als Feuer erscheint. Durch Arglist tötet er
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