354
6. Ein wunderbares Beispiel van der Klugheit und dein edlen Opfer-
mute der Hunde liefern ilns die Bernhardiner Hunde, welche in dem
Hospiz des St. Bernhard in der Schweiz gehalten werden. Die Mouche
dieses Klosters machen sich bei schlimmem Wetter ans, um erstarrte oder
von Lawinen ver-
schüttete Wanderer
auszusuchen, wobei
ihnen dann ihre Hunde
die vortrefflichsten
Dienste leisten. Diese
Hunde tragen am
Halse ein Körbchen
mit Nahrungsmitteln
und eine Flasche Wein.
Haben sie einen Ver-
unglückten ausgewit-
tert, so scharren sie ihn
ans dem Schnee her-
vor und melden ihn
eiligst bei den Mön-
chen. Der berühmteste
unter ihnen warbarry.
Er rettete mehr als
vierzig Menschen das
Leben. Einst wußte
er einen aufgefunde-
nen Knaben- zu be-
wegen, sich ans seinen
Rücken zu setzen. Er-
freut eilte er mit ihm
Hunde von St. Bernhard. 3^tn Kloster, zog an
der Klingel, übergab
den Mönchen den Findling und eilte sogleich aufs neue zum Suchen fort.
7. Die Tollwut des Hundes erscheint in zwei Formen, entweder als
rasende oder als stille Wut. Sie soll entstehen, wenn es den Hunden an
Wasser zum Saufen fehlt, oder bei schneller Abwechselung von Hitze und
Kälte. Daß die tollen Hunde auch immer wasserscheu seien, ist ein Irrtum.
Sie saufen sogar gern; aber nicht alle können das Wasser schlucken. Das
Schäumen des Maules kommt nur bei den Hunden vor, die au der stillen
Wut leiden; bei diesen sind die Unterkiefer vollständig erschlafft, weshalb sie
das Maul stets geöffnet haben. Es ist auch nicht richtig, daß tolle Hunde
immer geradeaus laufen oder den Schwanz zwischen die Beine klemmen. Die
sichersten Kennzeichen der Tollwut fiub folgende: 1. Der tolle Hund ist traurig
und still, scheut das Licht und knurrt gegen seinen Herrn. 2. Er verliert
den Appetit, verschluckt aber gern kleine Stückchen Torf, Stroh, Holz, Lappen,
Erde rc. 3. Er bellt nicht mehr, sondern heult heiser. 4. Es tritt eine
größere Beißlust ein als gewöhnlich. — Wird jemand vom tollen Hunde ge-
bissen, so schicke man gleich zum Arzte. Bis zu dessen Ankunft aber wasche
man die Wunde mit lauwarmem Wasser. Fe,,g u.a.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
356
407. Das Pferd.
1. Das schönste aller Säugetiere ist das Pferd, besonders das in sorgsamer
Pflege stehende Reitpferd. Wie aus Erz gegossen steht es da, und dennoch schlank
wie ein Reh. Sicher ist sein Tritt; stolz trägt es sein Haupt mit der schon ge-
wölbten Stirn und Nase. Das runde, lebhafte Auge mit dem schwarzen Glanze
erspähet den Feind und erleuchtet mit grünem Schein den dunkeln Pfad. Es spielt
mit den spitzen Ohren, hört jeden Laut, stutzt und warnt seinen Reiter. Zur
Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seidenschinnnernde Mähne. Seine
Brust, voll und breit, stellt sich keck der Gefahr entgegen, und der glatte Leib ruht
sicher ans festen Lenden und nervigen Füßen. Die eisenfesten Hufe stampfen un-
geduldig den Boden. Auf den Wink des Reiters springt es auf wie ein Luchs und
stürmt dahin wie im Fluge. Mit dem Krieger zieht es gegen den Feind, es beißt
schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden und schnaubt und
wiehert vor Kampfeslust. Da schmettern die Trompeten, und entgegen springt cs
blitzenden Bajonetten. Es ist eins mit seinem Reiter nild steht unerschrocken und
fest lvie ein Fels mitten im Rauch und im Donner der Geschütze. Nicht das Kriegs-
getümmel, nicht das Sausen der Kugeln, nicht das Klagen und Jammern der Ver-
wundeten und Sterbenden bringt es zum Wanken, lind ist sein Führer gefallen,
so stellt es sich in die Reihen der Genossen und stürzt allein in das Getümmel
der Schlacht. 1
2. Das Arbeitspferd ist zlvar nicht so schön als das Reitpferd, aber es ist
fast noch nützlicher als dieses. Die besten Dienste leistet es dem Landmann. Es
zieht den Pflug, die Egge, die Walze und den schweren Ernteivagen und ist immer
willig und gehorsam. Darum hält auch der Landmann viel auf sein Pferd und
pflegt es, wo er nur kann. Leider giebt es aber auch rohe Fuhrleute, die von dem
Pferde mehr verlangen, als es leisten kann, und mit der Peitsche unmenschlich auf
das arme Tier losschlagen, imnut es den schweren Stein- oder Frachtwagen nicht
ziehen kann. Das ist gottlos und unbarmherzig, und wird mit Recht vom Richter
als Tierquälerei bestraft.
3. Bewundernswert ist das Gedächtnis des Pferdes. Es kennt den Weg oft
besser als der Führer. Am Scheidewege widersetzt es sich ihm starrsinnig, ivenn
er den gewohnten Weg nicht fahren will. Den Gasthof, in welchem es einmal ein-
gekehrt ist, erkennt es schnell wieder und hält hartnäckig still vor demselben, wenn
der Führer vorüberfahren ivill. Sieht es seinen Herrn nach Jahren wieder, so
wiehert es ihn an, leckt ihn und bezeugt eine gar innige Freude. So hatte ein
Herr ein Reitpferd, das ihm sehr lieb war. Wenn er ausging, brachte er dem-
selben nicht selten einige Znckerstücke in der Rocktasche mit. Das Tier merkte sich
das bald, und wenn sein Herr zu ihm kam, dnrchschnnpperte es stets die Rocktasche.
Als der Herr Soldat werden mußte, verkaufte er sein Pferd. Nach Jahren kam
er einmal nach Berlin. Plötzlich zupfte jemand hinten an seiner Rocktasche. Er
wandte sich um und erblickte zu seiner Freude sein ehemaliges Reitpferd, das jetzt
Eigentum eines Offiziers war. Eine Zuckertute wurde schnell herbeigeholt und
dadurch die alte Bekanntschaft wieder aufgefrischt.
4. Das Pferd ist ein sehr gelehriges Tier. Int Cirkus marschiert es nach
dem Takte der Musik, geht auf den Hinterbeinen und springt durch einen mit Papier
beklebtett Reif. Auf Fragen antwortet es „ja" oder „nein", indem es mit dem
Kopfe nickt oder schüttelt. Wenn sein Herr cs befiehlt, stellt es sich krank, steht
dumm mit ausgebreiteten Beinen da und hängt den Kopf, schwankt traurig und
matt, sinkt langsam um und liegt wie tot da. Aber aufs Wort: der „Henker kommt!"
springt es froh und munter ivieder auf. Nach strä&te, Schemin...«.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Etwas aus der Volkswirtschaft.
457. Reichtum und Armut.
Es ist schon viel über den Reichtum nachgedacht und geschrieben worden, und
manche denken gewiß wie Hänschen Schlau: „Es ist sonderbar bestellt, daß nur
die Reichen in der Welt das meiste Geld besitzen."
Andere Menschen meinen wohl, es wäre am besten und schönsten, wenn es
nur reiche Leute gäbe und gar keine Armen. Aber wäre denn das überhaupt
möglich? Wenn heute irgend eine gütige Fee jedem Menschen eine Million Mark
unter das Kopfkissen legte, so wären morgen alle gleich arm.
„Ja, wie kommt das?" werdet ihr vielleicht fragen und schüttelt ungläubig
mit dem Kopfe.
Das kommt davon, daß alles sofort entsprechend teurer tviirde. Der Bäcker
würde für jede Senunel hundert bare Mark, und der Metzger für jedes Pfund
Fleisch ein paar tausend Mark verlangen, und die vielen Millionäre, die in der
Stadt und auf dem Lande herumliefen, würden es bezahlen. So käme es schließ-
lich nach ein paar kurzen unvernünftigen Wochen wieder dahin, daß jeder arbeiten
müßte, um sich sein Brot 51t erwerben. Dann würde sich ein fleißiger Arbeiter
vielleicht fünfzigtausend Mark an einem Tage verdienen; aber er müßte ebensoviel
ausgeben, um seinen einfachen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wem wäre es dann
auch zu verargen, wenn er nicht täglich zehn oder auch nur fünf Stunden hinter
den Büchern oder hinter dein Leister: sitzen wollte, sondern sich lieber einen ver-
gnügten Tag machte? Leider giebt es nur tvenige Menschen, denen die Arbeit
ein Bergnilgen ist, und noch weniger Millionäre, die aus bloßenr Vergnügen tag-
aus, tagein Stiefel oder Kleider machen und den Kindern das Abc oder das
Einmaleins beibringen. Wären also alle Menschen reich, so müßten wir barfuß
und nackt umhergehen und könnten weder lesen noch schreiben noch rechnen, gerade
so wie die Wilden.
„Hm, das sehe ich jetzt wohl ein," meint gewiß nun mancher; „aber Recht
muß doch Recht bleiben! Können nicht alle reich sein, so mögen doch wenigstens
alle gleich arm sein."
Gesetzt aber, es wären alle Menschen gleich arm, so könnte keiner die Arbeit
des andern bezahlen, so daß jeder sich nur damit kleiden und davor: nähren müßte,
was er sich durch seiner eigenen Hände Arbeit verschaffte. Wer da nicht in Tier-
felle gekleidet umhergehen und sich von den wildwachsenden Früchten des Feldes
wie ein zweiter Robinson nähren wollte, der wäre übet daran. Wir würden
wiederum wie die Wilder: leben, uird jeder Fortschritt in der guten Sitte, in Wissen-
schaft und Kunst, kurz in allem, was den Menschen znm Menschen macht, wäre
geradezu unmöglich.
Daher wird's wohl so an: besten sein, tvie es gerade in der Welt ist, daß
es nämlich beides, Reiche und Arme, giebt, oder mit andern Worten, daß ein
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
371
4. Wahrhaft rührend ist die Mutterliebe, mit der die Ricke das Kälbchen
bewacht. Naht sich in den ersten Tagen, wo das Junge nach sehr hilflos ist,
Gefahr, so sucht sie dieselbe durch allerlei List abzuwenden. Kommt z. B.
ein Mensch in die Nähe des Lagers, so versteckt sie das Junge im hohen
Grase und springt selbst vor, um die Aufmerksamkeit von dem Kälbchen weg
auf sich zu lenken. Dann läuft sie fort, kehrt aber nach einigen Quersprüngen
zum Lager zurück. Schleicht der Fuchs an das Kälbchen heran, so sucht sie
dasselbe mit ihrem Körper zu decken und stampft den Räuber mit den
Vorderfüßen.
420. Der Fuchs.
1. Ter Fuchs ist ein vollendeter Spitzbube und Räuber. Seine Jagd gilt
allem möglichen Getier von dem jungen oder kranken Reh an bis zum Käfer herab.
Er ist aber auch zum Räuber ausgerüstet wie kein zweites Tier bei uns. Das
zeigt uns vor allem sein scharfes Gebiß. Mit einem Ruck beißt er dem Hahn den
Hals ab. Sein Gehör ist so scharf, daß er schon ans hundert Schritt die Maus
piepen oder im Laube rascheln hört, und Mäuse sind seine Hauptspeise. An manchen
Tagen frißt er zwei bis drei Dutzend. Sein Auge sieht gleich dem Auge der Katze
auch im Dunkeln vorzüglich. Daher jagt er auch gern des Nachts, wo ihn niemand
sieht. Dann schleicht er oft an den Hecken des Dorfes entlang. Er kennt die
Gegend, von woher sein scharfes Gehör die Enten hat schnattern und die Hühner
gackern hören. Seine feine Nase führt ihn leicht und sicher zu dem Hühner- oder
Gänsestall. Hier würgt er alles ohne Unterschied. Er beißt den Gänsen und
Hühnern den Hals ab, schleppt sie Stück für Stück fort und verscharrt sie in einem
Versteck, um sie dann in den nächsten Tagen zu verspeisen. Im Herbst kommt er
auch in den Garten und sucht sich Äpfel, Birnen und Weintrauben. — Seine Beine
sind dünn, fast zierlich, aber doch sehr kräftig. Mit ihnen läuft er so schnell, daß
selbst der Hase ihm nicht entrinnt, wenn er nicht einen Haken schlägt und den Fuchs
vorbeischießen läßt. Auch springen kann er vorzüglich.
2. Am Tage, namentlich bei schlechtem Wetter, hält sich der Fuchs meist in
seinem Bau aus. Derselbe liegt sehr versteckt, gewöhnlich in einem Geklüft, zwischen
Wurzeln und an andern günstigen Stellen. Wenn es irgend geht, gräbt sich der
Fuchs den Ban nicht selber, sondern siedelt sich in einem Kaninchen- oder Dachsbau
an. Die Kaninchen frißt er nicht selten aus, den Dachs beißt er hinaus oder stört
ihn so lange, bis er seine Wohnung räumt. Gewöhnlich hat der Fuchsbau eine
Hauptröhre, welche als Eingang dient, und mehrere Seitenröhren, durch welche er
entflieht, wenn er verfolgt wird. Hinten im Ban ist die Kammer oder der „Kessel".
Derselbe hat ein Meter im Durchmesser und ist weich mit Moos und Laub gepolstert.
3. Anfangs Mai wird es im Fuchsbau lebendig. Es liegen jetzt drei bis
sieben Junge darin. Haben sie nach zehn bis vierzehn Tagen ihre Augenlider ge-
öffnet, so führt die sorgsame Mutter die feinen Kinderlein während des warmen
Sonnenscheins ein wenig vor die Thür, spielt mit ihnen, trägt ihnen Vögel, Ei-
dechsen u. s. .w. zu und lehrt sie, die Tiere zu fangen und zu verzehren. Beim
leisesten verdächtigen Geräusch aber trägt -die stets wachsame Füchsin die Jungen
sogleich im Maule in die Höhle zurück. Haben sie die Größe halberwachsener Katzen
erreicht, so liegen sic bei guter Witterung gern morgens und abends vor dem Bau
und erwarten die Heimkehr der Alten. Es giebt keinen anmutigeren Anblick, als
solche Füchslein miteinander spielen zu sehen. Ihre Bewegungen sind so leicht,
behend und geschmeidig, daß selbst junge Katzen plump dagegen erscheinen. Schon
24*
k
— 416 —
Es gefällt mir nur nicht, daß der eine so viel, der andere sv wenig verdient. Der
Lohn müßte bei allen gleich sein.
W. Das gefiele dir ja selber nicht. Denke dir nur, du hättest die ganze
Woche Roggen gemäht, Peter Bassel aber mit einer Klapper die Sperlinge ans
dem Weizenfelde getrieben, und am Ende der Woche hättet ihr beide gleichen Lohn.
B. Nein, das wäre Unrecht. Ich meine aber, es giebt so viele Leute, die
so wenig thun und noch mehr verdienen als ich, wie z. B. unser Pastor, der
Amtsrichter, der Doktor n. et., die ich des Nachtnittags so mit dem Spazierstock
durch die Felder wandert: sehe.
W. Meinst du etwa, die Herren hätten nichts zu thun? Warum bist du
denn nicht auch Pastor oder Doktor geworden?
B. Weil ich kein Geld hatte; denn das Lernen kostet Geld.
W. Gaitz recht. Es sitid aber auch Anlagen dazu ttötig. Du weißt es gewiß
noch recht gut, daß dir die Kopfarbeit in der Schttle nie Spaß gemacht hat.
B. Das weiß ich. Warum aber werden denn diese Herren für ihre Arbeit
noch viel besser bezahlt als unser einer?
W. Das sollst du dir selber sagen. Denk einmal, du hättest das Geld, deinen
ältesten Sohn studieren zu lassen. Würdest du das thun, wenn du wüßtest, daß
er als Arzt oder Pastor eben tiicht mehr verdiettte als wir hier beim Kartoffel-
hacken ?
B. Nein, uni keinen Preis.
W. Gut. Damit giebst du nänrlich ztt, daß Kopfarbeit noch schwerer ist als
Handarbeit. Hub daß die schwerere Arbeit auch besser bezahlt werden muß als
leichte, hast dit vorhin selber gesagt. Es ist also durchaus keine Ungerechtigkeit,
wenn ein gelehrter Mann für seine Arbeit besser bezahlt wird als tvir.
B. Das kann ich nicht bestreiten. Aber —
W. Nun höre aber endlich mit deinem „Aber" ans. Bist du mit deinen
Verhältnissen nicht zufrieden, so sieh nicht scheel ans andere, sondern fange bei dir
selbst zu bessern an. Ich habe immer etwas weniger ausgegeben, als ich ver-
diente. Dadurch habe ich nach und nach eine kleine Snmtne erspart. Diese habe
ich zttr Anzahlung auf mein Hans benutzt. Und an meinem Haus und Gartett
habe ich mehr Freude als mancher Graf an feinem Schlosse." —
Die Sonne war jetzt dem Untergange nahe, tind beide Arbeiter gingen nach
Hause. — Seit jenem Tage sind fünfzehn Jahre vergangen. Braun ist inzwischen
bedeutend älter geworden, aber er sieht nicht mehr so vergrämt aus wie früher.
Er hat sich nach und nach etwas Geld erspart, vor einigen Jahren sich ein Häns-
chen mit Garten und ettvas Ackerland gekauft und sieht nun die Reichen nicht mehr
so scheel an tvie ehedem.
462. Vom Kapital.
Eines Sonntags hatten sich die Nachbarn unter dem großen schattigen Nuß-
baum zusammettgefnnden, und die Jünglinge horten dein Gespräche der Alten auf-
merksam zu. Man erzählte allerlei Geschichten von Bewohnern des Dorfes und
der Umgegend, tvelche von armer Herkunft und durch Sparsamkeit mit der Zeit
wohlhabend, selbst reich geworden war.
Es war soeben die Rede davon, daß Karl, der Sohn eines Wagners, ein
kleines Hans mit ziemlich großem Acker dabei für 5000 Ji> gekauft habe. Er
hatte sogleich 3000 Jb angezahlt, und den Rest tvollte er zu verschiedenen fest-
gesetzten Zeitpunkten bezahlen. Denn er verdiente täglich 31 /2 M und verbrauchte
nur 2 jis.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Bassel W._Gaitz Hans Karl Karl Wagners Hans
417
„Wenn er fortfährt, so sparsam zu sein, wird er sich ein Vermögen erwerben,"
sagten alle.
Die jungen Leute hatten auch Lust, reich zu werden.
„Ihr braucht nur zu arbeiten und zu sparen, d. h. ihr müßt nicht zu viel
ausgeben," sagte Vater Reinhard zu ihnen. „Vor allem sparen!" fügte der Lehrer
hinzu. „Wenn ihr noch so andauernd und hart arbeitet, aber jeden Tag das
ausgebt, was ihr an demselben Tage verdient, also von der Hand in den Mund
lebt, werdet ihr nie in den Besitz eines Kapitals gelangen. Durch Arbeit kann
man Geld gewinnen, durch Sparsamkeit es bewahren und vermehren."
„Also das Kapital besteht aus Geld?" fragte Paul.
„Gewiß!" riefen mehrere der Umstehenden zugleich.
„Nicht immer," versetzte der Lehrer. Als man glaubte, er scherze, sagte er:
„Hier seht ihr ein Fünfmarkstück. Das ist doch Geld, nicht wahr!"
„Ja, ja!"
„Nun gut. Wenn ich für dieses Geld Brot zum Verzehren kaufe, so ist das
kein Kapital. Kaufe ich dagegen für dieses Geld ein Buch, welches ich zum Unter-
richt gebrauche, so ist dies mein Werkzeug, — das Buch ist mein Hammer, mein
Hobel — und da die Werkzeuge einen Teil des Kapitals bilden, so sind die fünf
Mark, welche ich für das Buch ausgab, als Kapital anzusehen. Das Geld, welches
man zur Befriedigung seiner Bedürfnisse ausgiebt, ist kein Kapital."
„Sind denn der Pflug, die Ochsen, die Schafe ebenfalls Kapital?"
Ohne Zweifel. Denken wir uns einen jungen Mann, der jeden Tag von
seinem Verdienst 1 Ji> erspart, nach 100 Tagen hat er 100 M erspart. Ist dies
ein Kapital? So lange er sie in der Schublade verwahrt, noch nicht. Legt er
sie aber in der Sparkasse zu 3"Io Zinsen an, so ist es ein Kapital; denn es er-
zeugt ein Einkommen.
Wer alle Jahre 20 M erspart und zu 4 Prozent zinstragend anlegt, wird
nach zwanzig Jahren eine Summe von etwas über 600 Jua sein eigen nennen.
Nun könnte aber mancher Arbeiter, Geselle n. s. w. mit Leichtigkeit jährlich nicht
bloß 20 Jio, sondern wohl das Doppelte ersparen, wenn er nur seine Ausgaben
für Bier und Cigarren etwas einschränken wollte.
So gelangt man durch Sparen zum Kapital. Sparen heißt sich einschränken.
Wer sich aber einschränkt, kann etwas zurücklegen. Halm bei Halm baut sich der
Vogel ein Nest, und aus kleinen Bächen entstehen große Flüsse. Es ist nicht
nötig, daß man viel verdient, um sparen zu können. Man kann dies auch bei
geringem Verdienst: man muß nur weniger ausgeben, als man einnimmt. Nach Block.
463. Das Eigentum.
Fritz hat sich einen Papierdrachen gemacht, und sein Onkel hat ihm einen Ball
geschenkt. Den Drachen sowohl wie den Ball betrachtet er als sein Eigentum, mit
dem er machen kann, was er will. Er ist der alleinige Besitzer dieser Dinge, und
schlimmsten Falls würde er sein Recht darauf verteidigen mit allen Mitteln, sowie
er seine Ohren verteidigen wiirde, wenn jemand sie ihm abschneiden wollte.
lind es ist gut, daß dem so ist.
Warum?
Weil die Gewißheit, sein Eigentum genießen zu können, zur angestrengten
Thätigkeit führt. Dadurch wird das Eigentumsrecht die Veranlassung, nützliche Er-
zeugnisse aller Art hervorzubringen. Wo sonst hundert Wilde kaum Nahrung fanden,
sieht man jetzt 10 000 Familien, die durch ihre Thätigkeit sich ein Vermögen er-
werben und im Wohlstände leben.
Kah»meher u. Schulze, Lesebuch.
27
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Reinhard Paul Fritz Schulze
377
425. Die Kreuzotter.
1. Tie Kreuzotter ist ein unheimliches Tier. Schon ihr Äußeres ist ab-
schreckend. Ihr Körper hat die Gestalt eines großen, langen Wurmes. Er ist mit
Schuppen bedeckt, damit sich das Tier beim Umherkriechen nicht so leicht verletze.
Die Färbung ist nach Alter, Gegend, Jahreszeit re. verschieden, auf der Oberseite
meist dunkelbraun, ans der Unterseite bläulich oder gelblich. Über den Rücken läuft
in der Regel eine schwarze Zickzacklinie, und auf dem Kopfe findet sich eine dunkle
Zeichnung, welche an ein Kreuz erinnert und der Schlange den Namen gegeben
hat. Unheimlich sieht es besonders aus, wenn die Kreuzotter ihre zweispaltige Zunge
hervorstreckt, um damit zu „züngeln". Sie kann
aber mit derselben nicht stechen, sondern tastet
nur damit umher. Beine hat sie nicht. Beim
Kriechen stützt sie sich auf ihre Rippen, die wie
Beine bewegt werden können. Was uns die
Kreuzotter am meisten verhaßt macht, das sind
ihre Giftzähne. Dieselben sitzen im Oberkiefer,
sind hohl und nahe an der Spitze mit einer
kleinen Öffnung versehen. Am Grunde aber Kopf der Kreuzotter.
steht jeder der beiden Giftzähne mit einer Drüse
in Verbindung, die mit Gift gefüllt ist und an beiden Seiten des Kopfes in der
Schläfengegend liegt. Bei jedem Bisse fließt durch den Druck der Schläfenmuskeln
etwas Gift in den hohlen Zahn und durch diesen in die Wunde.
Wer das Unglück hat, von einer Kreuzotter gebissen zu werden, thut gut, die
Wunde sofort auszusangen. Das darf jedoch nur geschehen, wenn man keine wunde
Stelle im Munde hat, da das Gift im Blute sofort tödlich wirkt. Das wirksamste
Mittel gegen den Biß der Kreuzotter jedoch ist, recht viel Rum oder Cognac zu
trinken. In jedem Falle aber lege man sich ins Bett, nehme etwas zu schwitzen
ein Und lasse den Arzt rufen.
2. Die Kreuzotter nährt sich »reist von Mäusen. Wird sie eine Maus ge-
wahr, so schießt sie mit hochgehobenem Kopfe auf dieselbe los. Bei dem Bisse zuckt
die Mails zusammen, der Leib schwillt sofort ans, nur noch einige Schritte schwankt
sie weiter — dann füllt sie auf die Seite itiib stirbt. Auch Frösche und selbst junge
Vögel frißt sie. So fand man einst in dem Magen einer Kreuzotter drei fast flügge
Hänflinge, in dem einer andern sogar zwei kleine Wiesel. Da die Otter die ge-
töteten Tiere mit ihren Zähnen rricht zerbeißen karrn, so muß sie dieselben stets ganz
hinunterschlucken. Dies karrrr sie um so eher, als sie ihre Kiefern ungemein ans-
dehrren und so ihren Rachen weit aufreißen kann.
3. Kreuzottern kommen irr Deutschland fast überall vor. Am zahlreichsten
leben sie in Mooren und den daran grenzenden Wäldern. Dort wohnen sie in
Mauselöchern, Fuchs- und Kaninchenhöhlen, hohlen Baumstämmen, unter Wurzel-
werk re. Oft liegt die Otter vor ihrem Loche wie ein Teller zusammengerollt rrrrd
sonnt sich. Im Hochsommer legt sie gegen fünfzehn Eier, aus denen sofort die
Jullgeil auskriechen. Zum Winter fällt sie in eineil Winterschlaf. Jil Pommern
fanden einst Arbeiter belln Roden eines Ellernbruches unter einem Erlenstnbben
81 Kreuzottern, welche hier ihr gemeinschaftliches Winterbett hatten. In Wäldern,
wo sich Kreuzottern aufhalten, sei man sehr vorsichtig. Niemals betrete man die-
selben barfuß, auch vermeide man es, mit der Hand in Baumlöcher, Mauselöcher
u. s. w. hineinzufassen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
420
trägnisse reichen aber lange nicht aus, und deshalb müssen die Bewohner zu den
Ausgaben des Staates etwas beitragen. Das können sie auch ganz gern thun;
denn die Sicherheit, deren sie sich erfreuen, und die Förderungen, die sie.in ihrer
Arbeit erfahren, verdanken sie ganz allein den Einrichtungen des Staates. Die
Summe, welche der Bürger nu den Staat zu zahlen hat, nennt man Steuern. Die
Steuern sind verschiedener Art. Wer ein Haus oder ein Grundstück besitzt, zahlt
Grundsteuer. Wer eine Fabrik besitzt oder ein Geschäft betreibt, hat Gewerbesteuer
zu zahlen. Außerdem muß jeder von seinem jährlichen Einkommen steuern; so der
Beamte von seinem Gehalt, der Arbeiter von seinem Verdienst, der Kaufmann von
seinem Gewinn, der Bauer von dem Ertrage seines Hofes re. In Preußen
ist jeder, der über 3000 Mark Einkommen hat, verpflichtet, die Höhe seines Ein-
kommens anzugeben. (Selbsteinschätzung.) Dabei ist die Einrichtung getroffen, daß
ein großes Einkommen verhältnismäßig viel höher besteuert wird als ein kleines.
So hat z. B. der Schuhmacher N. ein jährliches Einkommen von 800 Mark und
muß dafür 20 Mark jährlich steuern. Dicht neben ihm wohnt ein Arzt, der hat
zehnmal so viel Einkommen, also 8000 Mark. Wer nun aber meinen sollte, der
Arzt hätte muí) nur zehnmal soviel Steuern zu zahlen als der Schuhmacher, der
irrt. Der Arzt wird nicht zehnmal zwanzig Mark — 200 Mark, sondern vielleicht
15 X 20 Mark — 300 Mark zu zahlen haben. Daraus ersieht man, daß die
Reichen weitaus den größten Teil der Steuern bezahlen müssen.
Alle die hier erwähnten Stenern sind direkte Steuern, weil sie der Besteuerte
unmittelbar (direkt) an den Staat zahlt. Außer diesen direkten Steuern giebt cs aber
auch indirekte Steuern. Der Staat verlangt z. B. eine Steirer für jedes Glas
Bier, welches )vir trinken. Es wäre aber sehr umständlich, wenn mir nach jedem
Glas Bier, das wir getrunken, zum Steuereinnehmer gehen und den kleinen Betrag
bezahlen sollten. Deshalb hält sich der Staat an den Bierbrauer, und dieser muß
die Steuer für alles Bier, welches er herstellt, entrichten. Der Brauer verlegt aber
nur diese Summe, und wenn er ein Faß an den Gastwirt verkauft, so muß dieser
ihm die Steuer zurückzahlen; der Gastwirt endlich erhöht den Preis eines jeden
Glases um den Betrag der Steuer, und so kommt nun endlich derjenige Mann an
das Bezahlen der Biersteuer, von welchem man dieselbe haben wollte, nämlich der
Biertrinker. Weil eine solche Steuer ans Umwegen, mittelbar erhoben wird, nennt
man sie mit einem fremden Worte indirekte Steuer. Andere Einnahmen hat der
Staat durch die Zölle, welche an den Grenzen des Landes von Waren erhoben
werden, die ans dein Anslande eingeführt werden; hierdurch erhält der Staat nicht
allein Geld, sondern er schützt auch das einheimische Gewerbe. Denn wenn z. B.
eine im Auslande hergestellte Maschine durch verschiedene Umstände 100 Mark kostet,
eine gleiche aber im Jnlande nur für 110 Mark hergestellt werden kann, so mürben
alle Leute derartige ausländische Maschinen kaufen, und unsere eigenen Gewerbe-
treibenden könnten ihre Werkstätten zuschließen und feiern; dies zu verhüten legt
man an der Grenze einen Zoll, vielleicht von zehn oder zwölf Mark, auf jede solche
Maschine, und nunmehr können unsere deutschen Arbeiter wieder die Hände rühren.
Da man die indirekten Steuern mit dem Preise der Ware vereinigt hat, so
merkt man fast gar nicht, daß man sie bezahlen muß. Manche indirekte Steuern,
z. B. solche, die ans Wein, Schnaps, Bier, Tabak und Cigarren gelegt sind, braucht
man nicht zu bezahlen, wenn man nicht will. Denn niemand ist gezwungen, Schnaps
zu trinken und Tabak zu rauchen. Die ganzen Einnahmen und Ausgaben des
Staates verwaltet der Finanz minister. Nach O. Pache u. o.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
422
467. Etwas über das Papiergeld.
Jedes Stück Papiergeld ist eigentlich ein Schuldschein. Bei der „Banknote"
ist die Bank die Schuldnerin, bei der „Aktie" die Aktiengesellschaft, bei dem „Wechsel"
irgend eine Privatperson, beim „Staatspapier" der Staat. Das Papiergeld ent-
hält also ein Zahlungsversprechen. Wir wollen uns dies am Staatspapier klar zu
machen suchen.
Wenn ein Staat für gewisse Zwecke, z. B. zum Ban einer Eisenbahn, eines
Kanals rc., mehr Geld auszugeben hat, als er einnimmt, so ist er gezwungen, eine
Anleihe zu machen. Dies geschieht in folgender Weise: Er stellt eine Anzahl Schuld-
scheine über so viel kleinere Summen (100, 200, 500, 1000 rc. Mark) ans, als
er anleihen will. Diese Schuldscheine giebt er gegen bares Geld in Verkehr und
erlangt so das erforderliche Kapital. Jeder Inhaber eines solchen Schuldscheines
ist also ein Gläubiger des Staates.
Damit nun der Staat aber auch Abnehmer für seine Schuldscheine findet, ver-
spricht er auch Zinsen für das anzuleihende Kapital. Diese Zinsen zahlt er zunächst
ebenfalls in Zinsscheinen aus, die er gleich dem Schuldscheine beifügt, und die den
Namen Coupons führen. Die Coupons sind also auch eine Art Schuld- oder An-
weisungsschein. Sie können in den dazu bestimmten Kassen für bares Geld ein-
gelöst werden. Diese Einlösung must aber innerhalb bestimmter Jahre (gewöhnlich vier)
erfolgt sein. Nach dieser Zeit verfallen die Coupons, d. h. sie sind ungültig.
Den Wert, mif welchen die Staatspapiere lauten, nennen wir ihren „Nominal-
wert". Aber der Wert bleibt sich nicht immer gleich. Er steigt und fällt, je nachdem
der Kredit des Staates größer oder geringer ist. Je weniger Schulden und je
mehr Vermögen (Domänen, Forsten rc.) ein Staat hat, desto sicherer sind seine
Papiere, und desto höher steigen sie auch im Wert, und umgekehrt: je mehr Schulden
und je weniger Vermögen der Staat hat, desto unsicherer sind seine Papiere, und
desto mehr fällt auch ihr Wert. Haben die Papiere den Nominalwert, so sagt man:
sie stehen al pari. Stehen sie höher als ihr Nominalwert, so sagt man: sie stehen
über pari, stehen sie tiefer, so sagt man: sie stehen unter pari. Die jeweilige Höhe
der Staatspapiere nennt man den „Kurs". Das Schwanken des Kurses kann außer
von den Schulden eines Staates noch von mancherlei andern Umständen abhängen,
namentlich davon, ob ruhige oder unruhige Zeiten im Lande herrschen. In Kriegs-
zeiten, wo der Kredit eines Staates im Sinken begriffen ist, sinkt der Wert der
Staatspapiere oft sehr bedeutend.
Die Banknoten sind einem solchen Kurse nicht unterworfen. Die Banknoten
der deutschen Reichsbank heißen Reichskassenscheine. Es giebt deren im Werte von
1000, 100, 50, 20 und 5 Mark. Dieses sogenannte Papiergeld ivird statt des baren
Geldes ausgegeben. Es bringt daher auch nicht wie die Staatsschnldscheine u. s. w.
Zinsen, wird aber von der Reichsbank zu jeder Zeit gegen klingende Münze eingelöst.
Der Nutzen des Papiergeldes liegt besonders darin, daß durch dasselbe Handel
und Verkehr erleichtert werden. England, der erste Handelsstaat der Welt, zahlt
im öffentlichen Verkehr 90°/o mit Papiergeld und nur 10°/o in bar.
Druck von Belhagen <fc Klasiiig in Bielefeld.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
385
Netzhaut, auf (welcher sich der Sehnerv, der von hinten in das Auge tritt, netz-
förmig ailsbreitet. — Die Lichtstrahlen gehen durch die geivölbte Hornhaut, das
Augenwasser, die Pupille, die Krystalllinse und den Glaskörper und werden so auf
die Netzhaut geleitet. Auf dieser läßt die Linse ein verkleinertes, umgekehrtes Bild
entstehen. Dadurch jedoch, daß das Auge einen leuchtenden Punkt in jene Richtung
zurückversetzt, alls lvelcher es den Lichteindrück erhalten hat, sehen wir dennoch die
Gegenstände aufrecht.
6. Pflege des Auges. Um das Auge gesund zu erhalten, beachte man
folgendes: 1. Man sehe liicht in zu grelles Licht und lese nicht bei hellem Sonnen-
schein. Besonders sind kleine Kinder gegen grelles Licht zu schützen, da sonst ihre
Angen sich sehr leicht entzünden oder lvvhl gar erblinden. 2. Man strenge die
Augen im Dämmerlicht nicht durch Lesen, Schreiben, Nähen, Stricken u. s. w. an.
з. Man beachte, daß das Licht beim Schreiben, Zeichnen, Nähen re. stets von der
linken, niemals voll der rechten Seite einfalle, da sollst der Schatten das Auge
unnötig anstrellgt. 4. Bein: Leseil halte man das Buch etwa 25 ein von beit
Augen entfernt, vorausgesetzt, daß das Auge richtig geballt ist. 5. Soviel als möglich
vermeide man unreine, mit Dämpfen, Rauch oder airdern Dünsten angefüllte Luft;
auch große Hitze und Kälte wirken nachteilig ans die Augen. 6. Eingedrungene
Fliegen, Steinchen rc. suche man nicht durch Reiben zu entfernen, sondern man
hebe das Augenlid in die Höhe und wische sie mit einem leinenen Tuche heraus.
7. Das Gehör. Das Ohr fängt mit der äußern Ohrmuschel (1) die Schall-
wellen auf und leitet sie dlirch den Gehörgailg (2) gegeli das Tronlinelfell (3).
Dllrch die Erschütterung desselben geraten die in der Trommel- oder Paukenhöhle
liegenden Gehörknöchelchen: Hammer (4—6
и. b), Amboß (7—9 li. a), Steigbügel (11.
12 ii. c) in Bewegung. Der Hammer der
an seinem Stiele (6) mit dem Trommelfell
verwachsen ist, schlägt zuerst auf den Am-
boß. Dieser ist durch das Trittbrett des
Steigbügels mit dem Labyrinth verbunden.
Dasselbe besteht aus den drei Bogengängen
(13—15), der Schnecke und dem Borhof
und ist mit dem Gehörwasser angefiillt. In
diesem Wasser schwimmen die Verzweigungen
der Gehörnerven. Hier angelangt, setzen
sich die Schallwellen in Wasserwellen um und
teilen sich so den Nerven mit, welche den
Schall dem Gehirn zuführen. — Übermäßig
starke Schalleindrücke können das Trommelfell
zertrümmern. Kanoniere öffnen daher beim
Abfeuern den Mund, da vom Munde aus
auch eine Röhre, die Ohrtrompete, den Schall
ans die entgegengesetzte Seite des Trommelfells leitet und so einen Gegendruck ausübt,
der das Zerspringen desselben verhütet. — Erbsen oder andere ähnliche Körper in den
Gehörgang zu stecken, ist sehr gefährlich, ebenso das Bohren im Ohre mit einem
spitzen Stifte. Das in dem Gehörgang leicht sich ansammelnde Ohrenschmalz suche
man durch regelmäßiges Waschen der Ohren zu entfernen; im andern Falle ver-
stopft es den Gehörgang und hat Schwerhörigkeit, ja, sogar Taubheit zur Folge.
8. Der Geruch. Das Werkzeug des Geruchs ist die Nase. Dieselbe ist im
Innern mit einer schleimigen Haut überzogen, deren oberster Teil den Namen „Riech-
Kahnmeyer u. Schulze, Lesebuch. 25
Das Ohr.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]