308 Vi. Friedrich der Große und der siebenjährige Krieg.
i5. gebr.-i Friedrich überwältigen zu können. Es wurden Unterhandlungen 176^ J angeknüpft, die endlich zu dem Frieden von Hubertusburg (einem sächsischen Jagdschlösse zwischen Grimma und Oschatz) führten, in welchem allen Theilen der frühere Besitzstand gewährleistet wurde, Friedrich also Schlesien behielt.
Stärker und ruhmreicher denn je ging Preußen aus dem siebenjährigen Kriege hervor. Es hatte seine Kraft siegreich erprobt, sich einen geachteten Namen erworben, und während es früher nur eine einflußreiche Stellung in Deutschland einnahm, hatte es sich jetzt jit einer europäischen Großmacht emporgeschwungen.
7. Friedrichs des Großen Regierungsthätigkeit.
Erste Theilung Polens.
Es ist schwer zu sagen, nach welcher Seite hin Friedrich der Große mehr Bewunderung verdient, ob als Feldherr oder als Regeut. Jedenfalls war seine Regierungsthätigkeit eine so bervorragende und entscheidende, daß man gewohnt ist, Preußen als den „Staat Friedrichs des Großen" zu bezeichnen, und daß das ganze Zeitalter seinen Namen trägt. Kaum war er in seine Hauptstadt zurückgekehrt, als er sich mit aller Kraft seines hohen Geistes den Geschäften des Friedens zuwandte, denen er mit geringen Unterbrechungen bis an das Ende seines Lebens treu blieb.
Vor allein galt es, dem schwer geschädigten Landbau aufzuhelfen. Das in den Magazinen noch vorhandene Getreide wurde den Bauern zur Aussaat geschenkt; besonders verarmte Gegenden erhielten auf kürzere oder längere Zeit Befreiung von den Abgaben; an Geldunterstützungen verausgabte der Staat viele Millionen. In den Oder-, Warthe- und Netzebrüchen, an der Havel, am Rhin und in der Altmark wurden Sümpfe trocken gelegt und öde, morastige Landstrecken in blühende Felder und Wiesen verwandelt. Kolonisten wurden in die entvölkerten Provinzen eingeladen und mit Häusern, Ackergeräth und baarem Vorschuß versehen. Preußen war das erste deutsche Land, in welchem, Dank den Bemühungen des Köuigs, die Kartoffel in ausgedehnterem Maaße angebaut wurde. — Gleiche Sorgfalt wandte Friedrich der Beförderung der Gewerbthätigkeit zu. Er unterstützte inländische Fabriken, legte Spinnereien an und sorgte für den Absatz der Leinwand nach dem Auslande, besonders nach Amerika, verbot die Ausfuhr der rohen Wolle, um die Tuchfabrikation zu heben, machte Versuche zur Einführung des Seidenbaues und gründete die große Porzellanfabrik in Berlin.
Einfache und strenge Rechtspflege war fortwährend des Königs Augenmerk. Er bestrafte jede Parteilichkeit der Richter mit sofortiger Amisentsetzung, kürzte die Prozesse ab und milderte die Härte der Strafen. „Ein Richtercollegium, das Ungerechtig-
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Extrahierte Ortsnamen: Hubertusburg Grimma Oschatz Deutschland Polens Oder- Altmark Amerika Berlin
Kapitel Xv. Bismarck.
sollte dereinst einen anderen, größeren Deich verwalten! In den schlimmen Revolutionszeiten von 1848 stand er fest auf seiten des Königs und wollte an der Spitze von mehreren tausend altmärkischen Bauern gegen Berlin ziehen. Wenn Bismarck sprach, so fiel besonders seine Schlagfertigkeit auf. Er war nie in Verlegenheit,
sondern wußte auf jeden Angriff eine treffende Antwort zu geben. Schon in seinem Gesicht sah man eine ungewöhnliche Willensstärke ausgeprägt. Sein Herz aber war er-süllt vou dem einen Wunsch, sein Vaterland groß, mächtig und glücklich zu sehen. Weil er durch seine Klugheit und Unerschrockenheit dem König aufgefallen war, machte ihn der zum Gesandten in Frankfurt a/Maiu, wo damals die Gesandten der 39 deutschen Staaten zusammensaßen und berieten.
Alle aber duckten sich ängstlich vor dem großmächtigen österreichischen Gesandten, nach dessen Pfeife alle zu tanzen pflegten. Die Absicht der Österreicher war, Preußen fleht zu machen. So groß war der Respekt vor dem Österreicher, daß keiner der Herren sich eine Zigarre anzuzünden wagte, bevor nicht der österreichische Herr die seine in Brand gesetzt hatte. Nun kam Bismarck. Als er den Österreicher sich die Zigarre anzünden sah, griff auch er schleunigst in die Tasche und tat dasselbe zum Entsetzen der anderen. War Bismarck so unerschrocken in kleinen Dingen, so war er es erst recht, wenn es sich um etwas Großes handelte. Als Bismarck die feindliche Absicht Öfter-
Bismarck im Jahre 1885.
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Frieden unter den Waffen, um immer kriegsbereit zu sein. So würde er der Schöpfer des ersten stehenben Heeres in Deutschland Nach und nach vergrößerte er seine Heeresmacht von 3000 bis auf 30000 Mann. Die Soldaten bekamen eine einheitliche Kleibung, die Reiter weiße, die Infanterie blaue Röcke. Bei der Einrichtung des Heeres staub ihm befonbers der General Derfflinger treu zur Seite. Er war in Österreich geboren, hatte sich im Dreißigjährigen Kriege als schwebischer Reiterführer rühmlich hervorgetan und es bis zum General gebracht. Dann lebte er als Gutsbesitzer in der Mark. 1655 trat er in den Dienst des Kurfürsten, der ihn wegen feiner hervorragenben Verbienste um die Aus-
bilbung der Reiterei zum Felbmarschall ernannte.
12. Steuern. Der Abel war bisher fast steuerfrei. Die Kosten für das stehenbe Heer hatten die Hausbesitzer in Stadt und Laub aufzubringen. Diese Grunbsteuer (birefte Steuer) würde auf das flache Laub beschränkt und gerechter verteilt. Für die Städte bagegen führte der Kurfürst die Verbrauchssteuer ein. An den Stabttoren mußte hinfort für (betreibe, Vieh, Fleisch, Bier und anbere Gegenstänbe, die zum Markt gebracht würden, eine Abgabe gezahlt werben (inbirefte Steuer). Diese Steuer brachte dem Staate viel ein, den Hausbesitzern aber schaffte sie Erleichterung. So besamen die Leute wieber Lust zu bauen. In Berlin allein würden in brei Jahren 150 Häuser gebaut.
13. Sorge für das Volkswohl. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der Große Kurfürst nicht, immerbar aufs treueste für das Wohl seines hartbebrängten Volkes zu sorgen. Dem Laub manne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und
in die entvölkerten Gegenben zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz,
die den scmbigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felber und Gärten umwanbelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei feinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebensoviel Eichbäume gepflanzt hätte. Dem Gewerbe kam er zu Hilfe, inbem er Webereien, Gewehrfabriken, Glashütten, Eisenhütten und Tabakfabriken erbaute. Auf auslänbische Waren legte er hohen Zoll (Schutzzoll) ober verbot ihre Einfuhr ganz. Von befonberem Vorteil war die Aufnahme der aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. Unter ihnen gab es geschickte Teppich- und Seibenweber, Golbarbeiter, Tischler und Uhrmacher, die solche Gewerbe in Braubenburg zur Blüte brachten. Zur Hebung des Hanbels üerbanb der Kurfürst die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelm-Kanal. Berlin wurde so der Verkehrsmittelpunft an einer Wasserstraße von Breslau bis Hamburg. Der Kurfürst richtete eine regelmäßige Postverbindung vom Rhein bis nach Memel ein und kümmerte sich wenig um den Einspruch des Fürsten von Thurn und Taxis, der das Postwesen im Reiche in Händen hatte. — Der Große Kurfürst schuf sogar eine Kriegsflotte, die er zuerst im schwedischen Kriege verwandte. Einmal nahm er mit ihr den Spaniern ein Kriegsschiff fort, als sie ihm die versprochene Kriegsunterstützung nicht zahlen wollten. —An der Goldküste in Afrika nahm Friedrich Wilhelm einen Landstrich in Besitz und legte dort das Festungswerk Groß-Friedrichsburg an. Die Kolonie sonnte aber nicht recht zur Blüte kommen, daher hat sie Friedrich Wilhelm I. später an die Holländer verkauft.
14. Als Christ. Der Kurfürst war ein frommer Christ. Sein Wahlspruch war: „Gott meine Stärke," und diesem Wahlspruche gemäß lebte er auch. Jeden
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Xiii. Deutschlands Erniedrigung und der Befreiungskrieg.
i. friedricb Mlbelm Ii. 1786—1797.
1. Als Landesvater. Friedrich d. Gr. hatte keine Kinder. Sein Bruder-sohn bestieg daher nach ihm den Thron. Gleich seine ersten Regierungshandlungen bereiteten dem Volke große Freude. Den Alleinhandel des Staates mit Kaffee schaffte er ab, die französischen Zollbeamten entließ er, die Steuern
suchte er zu verbessern. Er war gütig und wohlwollend gegen jedermann.
Das zeigte sich besonders den Soldaten gegenüber. Seit dein alten Dessauer
war der Stock in der Armee zur Herrschaft gelangt. Die Soldaten wurden
selbst bei leichten Vergehen gescholten, gestoßen, geohrfeigt, mit dem Stocke geprügelt und nicht selten mit der blanken Klinge geschlagen. Auch das Spießrutenlaufen war an der Tagesordnung. Das wollte der König nicht mehr
dulden. Schon ein Jahr vor dem Tode Friedrichs d. Gr. war eine Verordnung erschienen, die diese barbarische Behandlung der Soldaten streng verbot. Darin hieß es: „Der König hat keine Schlingel, Canaillen, Hunde, Kroppzeug in seinen Diensten, sondern rechtschaffene Soldaten, von denen viele ebensogut sind als
wir." Und nach diesen Grundsätzen wollte auch der Nachfolger Friedrichs d. Gr. die Soldaten behandelt wissen. — Friedrich Wilhelm ließ das berühmte Brandenburger Tor erbauen und gab das Preußische Allgemeine Landrecht heraus.
Zu seiner Zeit wurde die erste Steinstraße in Preußen zwischen Potsdam und Berlin angelegt. Sein Wahlspruch war: „Aufrichtig und standhaft!" Leider
besaß er nicht die Sparsamkeit und den festen Willen seiner Vorgänger, sondern folgte oft nur zu sehr seiner Neigung zu äußerem Vergnügen. Der Staatsschatz Friedrichs d. Gr. war bald verbraucht; die Schulden wuchsen von Jahr zu Jahr und drückten das Volk.
2. Zweite und dritte Teilung Polens. Das ohnmächtige Polen war nach und nach ganz in Rußlands Hände gefallen, und 1793 wurde zwischen Rußland 1793 und Preußen eine abermalige Teilung verabredet. Preußen erhielt die heutige Provinz Posen, die damals unter dem Namen „Südpreußen" dem Staate einverleibt wurde. Als dann (1795) die dritte Teilung Polens statt- 1795 fand, bekam Preußen das Land auf dem linken Weichseluser mit der Hauptstadt Warschau (das 1815 jedoch an Rußland fiel).
2. Die französische Revolution.
1. Ursache der Revolution. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine schreckliche 1789 Revolution aus. Durch Verschwendung und endlose Kriege hatten nämlich Ludwig Xiv. und Ludwig Xv. das Land mit einer unerträglichen Schuldenlast beladen. Dazu kam noch, daß die vielen Millionen, die der Staat alljährlich nötig hatte, ganz allein von den Bürgern und Bauern aufgebracht werden mußten; denn der Adel und die Geistlichkeit, die gerade den größten Teil des Grund und Bodens inne hatten, waren von jeder Abgabe befreit. Aber damit noch nicht genug. Der Bauer hatte auch noch für den Adel die schwersten Frondienste zu leisten; für Brücken und Wege mußte er ihm allerorten Zoll zahlen, das Getreide durfte er nur in seiner Mühle mahlen, das Brot nur in seinem Ofen backen. Die Landleute lebten daher im größten Elend. Taufende nährten sich von Raub und Diebstahl; über eine Million trieb sich bettelnd irrt Lande umher.
Dazn nahmen Roheit und Unsittlichkeit immer mehr zu, und der Glaube an Gott erschien den meisten wie ein albernes Märchen.
8*
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Friedrichs Canaillen Friedrichs Potsdam Berlin Friedrichs Polens Rußlands Posen Polens Warschau Frankreich
— 163 —
der Kronprinz ihnen freundlich die Hand reichte, sich nach ihren Wunden erkundigte und ihnen tröstende Worte sagte! Sie waren stolz auf ihren „Fritz",
und er hielt es für eine Ehre, so brave Truppen zu kommandieren. Nach
Jahren noch erkannte der Kronprinz Soldaten wieder, mit denen er im Felde persönlich in Berührung gekommen war.
5. Erkrankung. Von jeher war Friedrich der Liebling des deutschen Volkes. Sein freundliches, offenes Wesen gewann ihm aller Herzen, und mit Freude und Stolz ruhte das Auge jedes Deutschen auf dem edlen Fürstensohne. Doch zu Anfang des Jahres 1887 stellte sich ein Halsleiden bei ihm ein, das sich besonders in andauernder Heiserkeit äußerte. Infolgedessen begab er sich nach dem Süden und suchte Heilung in der milden Luft Italiens. Aber die Geschwulst im Halse nahm leider derartig zu, daß der Luftröhrenschnitt vorgenommen und eine silberne Röhre zum Atmen eingesetzt werden mußte. Wie der Kronprinz sich als ein Held auf dem Schlachtfelde gezeigt hatte, fo war er auch ein Held auf dem Krankenbette. Seine Ärzte wußten nicht genug seine Geduld und Ausdauer zu
rühmen. Nie klagte er; aber stets schaute er gläubigen Herzens hoffnungsvoll
zu dem Helfer in aller Not empor.
6. Thronbesteigung. Als der Kronprinz am Morgen des 9. März im Garten bei seiner Wohnung spazieren ging, überreichte ihm ein Diener eine Depesche mit der Aufschrift: „An Seine Majestät den Kaiser Friedrich!" Ohne sie zu öffnen, legte er sie beiseite und begann heftig zu weinen. Er wußte, was sie enthielt. Nun hielt es ihn nicht länger im fremden Lande. Er entschloß sich sofort zur Heimkehr. Die Ärzte baten ihn dringend, die Reise noch aufzuschieben. Er aber sagte: „Und wenn ich unterwegs sterben müßte/ich kehre doch zurück." An der Beisetzungsfeier seines Vaters konnte er der rauhen Witterung wegen nicht teilnehmen. Doch stand er, während der Leichenzug am Stadtschlosse in Charlottenburg vorüberzog, am Fenster und schaute tränenden Auges seinem geliebten Vater nach. Seit seiner Abreise vor etwa Jahresfrist hatte er ihn nicht mehr gesehen, auch auf dem Totenbette sollte er ihn nicht wiedersehen. — Mit unermüdlichem Eifer erledigte der Kaiser trotz seiner Schwäche die Regierungsgeschäfte, und wie sein erhabener Vater selbst auf dem Sterbebette keine Zeit hatte, müde zu sein, so hatte er keine Zeit, krank zu sein.
7. Tod. Doch nur wenige Tage noch waren dem Kaiser Friedrich be-schieden. Das Leiden wurde so bösartig, daß alle Hossnuug aus Besserung schwand. Seinem Sohne, unserem Kaiser, schrieb er aus einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das Beste, was ich Dich lehren kann." Am Tage vor seinem Tode hatte die zweitjüngste Tochter des Kaisers ihren Geburtstag. Als sie zu ihm kam, um sich den Glückwunsch des geliebten Vaters zu holen, schrieb er ihr ins Stammbuch: „Bleibe fromm und gut, wie du bisher warst; das ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters." Die Kräfte des Kaisers sanken von Stunde zu Stunde, und am Vormittage des 15. Juni fand der königliche Dulder endlich Erlösung von seinen furchtbaren Leiden. Drei Tage später wurde seine Leiche in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt. — Ganz Deutschland beweinte den Tod seines Lieblings. Nur kurze Zeit — 99 Tage
hat sein Haupt im Glanze der Königskrone gestrahlt.
ii *
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Charlottenburg Potsdam Deutschland
zwang einzuführen und veranlaßte die Herausgabe eines Gesangbuches. In Ludwigslust wurde das erste mecklenburgische Lehrerseminar gegründet.
2. Friedrich Franz I. (1785—1835.) Kaum war Friedrich Franz I. seinem Onkel in der Regierung gefolgt, da erwarb er schon gegen eine größere Summe Geldes die früher an Preußen verpfändeten Ämter (Plan, Eldena, Marnitz, Wredenhagen) zurück. Wismar, Poel und Neukloster erhielt er von Schweden für 1% Millionen Taler auf 100 Jahre. Wollte dann Schweden das Geld mit 3% Zinseszins zurückzahlen, so sollte es jenes Gebiet wiedernehmen können. Darauf verzichtete Schweden im Jahre 1903.
Unter der Regierung dieses Fürsten besserten sich die Zustünde allmählich. Das Volk kam zu einem gewissen Wohlstand. In mehreren Jahren gab es gute Ernten. Weil aber anderswo wenig gewachsen war, wurde viel ausgeführt, wodurch die Preise aller Nahrungsmittel sehr hoch stiegen. In Rostock fand der sogenannte Butterkrieg statt. Das Volk stürmte die großen Butterspeicher.
3. Mecklenburg-Strelitz. Von 1752—1794 war der milde und gute Adolf Friedrich Iv. Herzog von Strelitz. Es ist derselbe, den Reuter in seinem „Dörchläuchting" recht falsch zeichnet. Das Land kam unter Adolf Friedrich zu Wohlhabenheit und vergaß bald die Leiden des Siebenjährigen Krieges. Die Folter wurde auch hier abgeschafft. Für die ländlichen Arbeiter entstanden schon damals freie Krankenkassen.
Adolf Friedrich verlegte seine Residenz von Neustrelitz — das unter seinem Vater Adolf Friedrich Iii. erbaut war und 1733 Stadtrecht erhielt — nach Neubrandenburg. Dort entstand das Palais — „Un würden an alle Ecken von de Paleh Wederstangen anbröcht, de hüt noch dor in de Luft kiken" (Reuter in „Dörchläuchting"). Ferner wurden ein Schauspielhaus, ein Marstall und auf der Höhe von Belvedere am Tollensesee ein Sommerhaus erbaut, an dessen Stelle die Großherzogin Marie 1823 ein kleines Lustschloß errichten ließ, das noch heute steht. — Der Nachfolger von Adolf Friedrich war sein Bruder Karl (1794 bis 1816), der int Sinne seines Vorgängers regierte.
— 114 —
Friedrich der Fromme.
N.:ch einem Gcuiälde im Museum zu Srfiroerin.
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167
Großherzogin Elisabeth. Großherzog Adolf Friedrich V.
wenn sie erwerbsunfähig werden oder ein Alter von 70 Jahren erreicht haben. Gewerbegerichte sind eingeführt, um Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu schlichten. Die Arbeiterschutzgesetze sorgen für gesunde Arbeitsräume und besondere Schutzvorrichtungen bei gefährlichen Arbeiten. Das Kinderschutzgesetz bewahrt die Kinder vor zu langer und ungesunder Arbeit in gewerblichen Betrieben. Die Gesetze über die Sonntagsruhe und den Neunuhr-Ladenschluß wollen Arbeitern und Angestellten die nötige Zeit für Ruhe und Erholung verschaffen. Um die kleineren Einkommen zu entlasten und die Steuer gerechter zu verteilen, wurde in Preußen die steigende Einkommensteuer auf Grund der Selbsteinschätzung eingeführt. Je größer ein Einkommen ist, desto stärker wird es besteuert. Ein Verdienst bis zu 900 Mark bleibt steuerfrei. Wer mehr als 3000 Mark einnimmt, muß selbst der Steuerbehörde darüber genaue Angaben machen.
8. Künsten und Wissenschaften bringt der Kaiser großes Verständnis und rege Teilnahme entgegen. Gern hört er Vorträge der Gelehrten; oft besucht er die Werkstätten der Künstler und gibt ihrem Schaffen neue Aufgaben. Seiner Residenzstadt Berlin stiftete der Kaiser aus eigenen Mitteln in der Siegesallee 32 Marmorstandbilder der Herrscher von Albrecht dem Bären bis zu Wilhelm I. Am 100. Geburtstage seines Großvaters enthüllte der Kaiser das von dem deutschen Volke errichtete Nationaldenkmal für Wilhelm I. Große Bauten, wie das Reichstagsgebäude, vor dem sich das Standbild des ersten Reichskanzlers, des Fürsten Bismarck erhebt, und der Dom, tragen zur Verschönerung der Hauptstadt bei.
9. Familie. Am 27. Februar 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Sie ist am 22. Oktober 1858 zu Dolzig bei Sommerfeld geboren und verlebte ihre Jugend auf dem Schlosse Primkenau in Schlesien. Armen Gutes zu tun, war schon früh ihre Lust. Von ihrem Taschengelde ersparte sie stets etwas für die Armen des Ortes, und häufig ging sie in die niedrigsten Hütten, um
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Siegesallee Schlesien
Die Befreiung der Volkskrfte.
Gefecht bei Saalfeld.
Doppel-schlacht von Jena und Auerstdt 14. Oft. 1806.
bergabe der Festungen.
Entstehung des Knig-reichs Westfalen.
nicht Zur Ausfhrung. Unentschlossen schwankte man hin und her. Groer Schrecken verbreitete sich, als die Vorhut des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen bei Saalfeld berfallen und geschlagen wurde. Der Prinz war ge-ttet. Dann schnitt Napoleon mit Davonst den Preußen den Rckzug ab.
Prinz Louis Ferdinand. Stich von W. Astor. schmachvollen Sscitctt ge-
bt htten. Aber alle
festen Pltze links der Oder wurden ohne Kanonenschu dem Feinde aus-geliefert. Die knigliche Familie floh der die Oder den Russen zu, während Bonaparte in Berlin einzog. Das seelenlose preuische Be-amtentum blieb mechanisch bei der Arbeit. Die vollen Kassen brauchte der Feind nur zu nehmen. Doch die Gelder im Staatsschatz und den groen Banken hatte Stein retten knnen. Napoleon lie die Viktoria vom Brandenburger Tor herunterholen und samt Friedrichs des Groen Degen und Hut nach Paris bringen. Er warf eine Anzahl norddeutscher Kleinstaaten der den Haufen und schmiedete aus ihnen und preuischen Teilen das Knigreich Westfalen fr seinen Bruder Jerome zusammen. Sachsen trat in den Rheinbund. Es wurde von Napoleon zum Knigreich gemacht. An den Sultan schrieb Napoleon damals: Preußen ist verschwunden. Jedoch der König wies alle schimpflichen Vereinbarungen, die seine Minister Zum
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Extrahierte Personennamen: Groer Louis_Ferdinand_von_Preußen Ferdinand Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand W._Astor Napoleon Friedrichs Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Saalfeld Jena Westfalen Saalfeld Berlin Viktoria Paris Knigreich_Westfalen Sachsen Rheinbund
— 175 —
gewesen war, mit Abgaben, und zwar mußten von jedem Rittergute jährlich vierzig
Thaler gezahlt werden. Auch suchte er seine Domänen zu verbessern und höher
zu verpachten. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe
fleißig Stroh eingestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde".
Zur Erhaltung des Heeres schuf der König eine besondere „Rekrutenkasse". In
diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine
bestimmte Summe zahlen.
<1. Als Landesvater.
1. Noch aus dem 30jährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viel wüst
liegende Häuser. Das konnte er nicht mit ansehen, und um die Leute zum Häuser-
ban zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen ans fünfzehn Jahre alle
Stenern. Sehr viel that er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den
Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten.
Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Seine Sommerresidenz
verlegte er nach Potsdam, das sich nun schnell vergrößerte und verschönerte.
2. Ein großes Verdienst erwarb sich der König auch durch die Aufnahme der
Salzburger. 1720 verlangte der Erzbischof von Salzburg von allen evangelischen
Unterthanen, daß sie katholisch werden oder auswandern sollten. Die meisten ent-
schlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm nahm an 20 000 derselben
in sein Land aus und siedelte sie in den von der Pest entvölkerten Gegenden Ost-
preußens an. Er gab ihnen Ländereien, Vieh und Ackergerät und that alles mög-
liche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen.
3. Damit das Geld dem Lande erhalten bliebe und das Getverbe sich be-
lebe, verordnete er, daß die Soldaten nur mit einheimischen Zeugen bekleidet
würden; auch die Unterthanen durften bald nur inländische Wollstoffe tragen.
Um die Bildung des Volkes zu erhöhen, ließ er nach und nach über 2000
Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom sechsten bis zum ztvölften Jahre die
Schule besuchen, und wenn es nicht lesen und schreiben gelernt hatte, sollte es nicht
konfirmiert werden. Für arme Kranke ließ er die Charite erbauen, ein großes
Krankenhaus, in tvelchem gleich im ersten Jahre 300 Kranke Pflege fanden. —
Seinem Sohn und Nachfolger hinterließ er ein trefflich eingeübtes Heer von 83 000
Mann und einen Staatsschatz von sechsundzwanzig Millionen Mark.
Nack Polack, Pierson u. a.
250. Friedrich Ii. der Große. 1740—1786.
a. Jugend.
1. Der dritte in der Reihe der preußischen Könige war Friedrich Wilhelms I.
Sohn, Friedrich Ii., der Große. Er wurde geboren am 24. Januar 1712 und
hatte eine schwere Jugendzeit; denn sein Vater behandelte ihn äußerst strenge.
Vor allem wollte er ihn zu einem tüchtigen Soldaten heranbilden; schon sehr frühe
wurde der Prinz zu allen militärischen Übungen angehalten. In seinem zehnten
Jahre mußte er bereits gleich einem gemeinen Soldaten trotz Wind und Wetter
mit Tasche und Flinte aus die Schlvßwache ziehen und Schildwach stehen.
2. Aber das einförmige, unaufhörliche Exerzieren gewährte Friedrichs leb-
haftem Geiste keine Befriedigung; er las lieber französische Bücher, inachte Gedichte
und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das war dem derben Sinne des Vaters höchlich
zuwider; er fürchtete, bei solchen Neigungen werde aus seinem Sohne nimmermehr
ein rechter Kriegsmann werden. „Fritz," sagte er verdrießlich, „ist ein Qnerpfeifer
Hut) Poet, er macht sich nichts aus Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Pierson Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelms_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs
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3. Am 14. Oktober 1806 kam es zu der unglücklichen Schlacht bei Jena und
Auerstädt. Der Führer der preußischen Truppen war der Herzog von Braun-
schweig. Gleich zu Anfang der Schlacht wurde er durch eine Flintenkugel, die über
dem rechten Auge eindrang und das linke ans seiner Höhlung trieb, niedergeworfen.
Krank und des Augenlichts beraubt, ließ sich der Greis, von Napoleon verfolgt,
nach Altona bringen und starb in trostloser Verbannung zu Ottensen. Die Preußen
erlitten eine vollständige Niederlage.
4. Nun kam Mutlosigkeit und Feigheit über die Befehlshaber der meisten Fe-
stungen. Ohne einen Schuß zu thun, überlieferten sie die Bollwerke des Staats.
So kamen Erfurt, Spandau, Stettin, Magdeburg, Glogau, Breslau in französische
Gelvalt. Nur Kolberg und Graudenz machten eine rühmliche Ausnahme. Kolberg
war durch den tapfern Lieutnant Schill mit Vorräten versehen worden, und der
edle Nettelbeck, ein siebzigjähriger Bürger, leitete die Verteidigung, bis der herbei-
geeilte Oberst Gneisenau sie übernehmen konnte. In Graudenz kommandierte der
alte General Cvnrbivre. Als ihn die Franzosen zur Übergabe aufforderten mit dem
Hohne, es gäbe keinen König von Preußen mehr, erwiderte er mutig: „Nun gut,
so bin ich König von Graudenz." Auch der tapfere Blücher schlug sich durch, so
gut er konnte. '(S. 189).
5. Im Herbst 1806 hielt Napoleon seinen Siegeseinzug in Berlin. Die
Viktoria mit dem Viergespann auf dem Brandenburger Thor ward herabgenommcn
und nach Paris geschickt. Auch nahm Napoleon aus Sanssouci den Degen und
die Standuhr des großen Friedrich mit.
6. Im Frühjahr brach der Kampf noch einmal los. Die Trümmer des
preußischen Heeres vereinigten sich nun mit dem russischen. Napoleon ging über
die Weichsel. Bei Ey lau kam es im Februar zu einer mörderischen Schlacht, in
der sich beide Teile den Sieg zuschrieben. Im Juni errang Napoleon bei Fried-
land einen vollständigen Sieg über die Russen. Nach dieser Niederlage kam 1807
in Tilsit der Friede zu stände. Preußen verlor alle Länder westlich von der Elbe.
Aus diesem wurde mit Brannschweig, Kurhessen und einem Teile Hannovers zu-
sammen das Königreich Westfalen gebildet. Dasselbe gab Napoleon seinem Bruder
Hieronymus, der als „König Lustig" seine Residenz auf der Wilhelmshöhe bei Kassel
hatte. Außerdem mußte Preußen 140 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und
durfte Nur 42000 Soldaten halten. Nach Stacke u. Pierson.
d. Flucht und Tod der Königin Luise.
1. Die Königin Luise hatte 1806 ihren Gemahl ins Feldlager begleitet.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstädt begab sic sich nach Berlin.
Aber auch hier war sie nicht mehr sicher. Sie mußte mit ihren Kindern nach
Königsberg fliehen. Dort wurde sie krank. Aber das französische Heer kam immer
näher. Nun floh sie nach Memel. Bei dem fürchterlichsten Schneegestöber wurde
sie in einen Wagen getragen. Dann ging's zwanzig Meilen weit über die kurische
Nehrung. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zer-
brochen waren und der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nah-
rung. Als sie in Memel ankam, mußte sie ein Bedienter auf dem Arm die Treppen
hinauftragen; denn es war kein Tragsessel da. Aber in all diesem Unglück verlor
sie nie ihr Gottvertranen.
2. Im Sommer 1810 reiste sie zu ihrem Vater nach Strelitz und bezog das
Lustschloß 'Hohen-Zieritz. Dort erkrankte sie; zuerst hatte sie nur Husten, Fieber
und eine große Mattigkeit, dann aber stellte sich plötzlich ein heftiger Brustkamps
ein. Der König lvurde von Berlin gerufen; am Morgen des 19. Juli traf er
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schill Nettelbeck Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich Napoleon Napoleon Napoleon Hieronymus Pierson Luise Luise
Extrahierte Ortsnamen: Jena Altona Ottensen Erfurt Spandau Stettin Magdeburg Glogau Breslau Kolberg Kolberg Graudenz Hohne Berlin Viktoria Paris Sanssouci Fried- Tilsit Kurhessen Hannovers Westfalen Kassel Jena Berlin Königsberg Berlin