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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 162

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
162 Iit. Die sächsischen Kaiser. in den Wellen des Rheines den Tod. Heinrich bat später ren-müthig um Verzeihung, die ihm auf Fürsprache der Mutter auch gewährt wurde; er war fortan der treuste Anhänger seines Bruders. Dieser Ausgang setzte Otto in die günstige Lage, seinen Plan, alle großen Lehen (die Reichsländer, mit denen der König die Fürsten belehnte d. i. belieh) an sein Hans zu bringen, dem Ziele näher zu führen. Lothringen gab er seinem nachherigen Schwiegersöhne, dem Grafen Konrad von Franken, mit Baurn belehnte er später seinen Bruder Heinrich, mit Schwaben seinen Sohn Ludolf; Sachsen erhielt sein treuer Freund Hermann Billnng, während der Herzogsstuhl von Franken unbesetzt blieb. Mit gleichem Erfolg war Otto bemüht, die Grenzen des Reichs im Norden und Osten zu sichern. Mit der Verwaltung der Mark gegen die Wenden hatte er den Markgrafen Gero betraut, einen Mann ohne glänzende Abkunft, aber von großer Kühnheit und Klugheit, der durch seine Kriegsthaten der Schrecken der Feinde ward. Gegen den Dänenkönig Harald Blauzahn, der in die Schleswig'sche Mark eingefallen war, zog er selbst zu Felde, trieb ihn uach Jütland zurück und stellte die Grenze wieder her. Harald erkannte die Oberhoheit des deutschen Reiches an und bekehrte sich später zum Christenthume. Die Böhmen, welche die deutsche Lehnspflicht abgeworfen hatten, wurden nach langen Kämpfen zur Unterwerfung gebracht. Otto begnügte sich jedoch nicht mit den Erfolgen der Waffen. Seinen Heeren folgten Priester und Glaubensboten, welche die besiegten Völker zur Taufe führten, und die nach und nach gegründeten Bisthümer Schleswig, Meißen, Zeitz, Merseburg, Brandenburg, Havelberg und das Erzbisthnm Magdeburg sorgten für weitere Verbreitung des Christenthums und deutscher Sitte und Bildung. Wichtiger noch, wenn auch nicht für das Wohl, so doch für die Macht und Größe des deutschen Reichs, waren die Kämpfe Otto's in Italien. Dort hatte sich Berengar, Markgraf von Jvrea, des Thrones bemächtigt. Um sich auf demselben zu befestigen, begehrte er für seinen Sohn die Hand der schönen Adelheid, der Witwe des letzten Königs von Italien. Sie schlug das Alter-bieten aus, und Berengar warf sie in einen festen Thurm am Gardasee, von wo sie glücklich entkam und in dem Bergschlosse Canossa eine Zuflucht fand. Hierauf wandte sie sich an König Otto um Beistand und bot ihm ihre Hand und mit ihr die Rechte auf Italien an. Otto, welcher wenige Jahre zuvor Witwer geworden, folgte dem Rufe, zog über die Alpen, schlug Berengar und vermählte sich mit Adelheid zu Pavia, wo er zu-951 gleich zum Könige der Lombarden gekrönt wurde. Diese zweite Ehe erfüllte Otto's Sohn Ludolf mit Mißtrau eit. Er verbündete sich mit seinem Schwager Konrad von

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 186

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
186 Iv. Die Franken und Hohenstaufen und ihr Kampf mit dem Papstthum. Höhere Bewunderung noch verdient Albrecht durch den Geist, mit welchem er zusammenhielt und bildete, als durch die Stärke und Tapferkeit, mit der er widerstrebende Volksstämme unter seine Herrschaft beugte. Er verstand es, im Frieden zu behaupten, was er mit dem Schwerte gewonnen, und die Wunden zu heilen, die er zuvor geschlagen; er hat den Boden der Mark zuerst geistig urbar gemacht, den heidnischen Götzendienst in derselben für immer beseitigt und christlich-germanisches Leben in jenen Gegenden wachgentfett. Vor Allem war er darauf bedacht, das durch die langen Kriege verödete und entvölkerte Land mit neuen Ansiedlern zu besetzen. Zu diesem Zwecke wies er seinen Mannen mehr oder weniger ausgedehnte Grundstücke zur Bebauung an und zog zugleich aus verschiedenen Theilen Deutschlands/insbesondere vom Niederrhein, aus Holland, Seeland und Flamlaud zahlreiche Einwanderer herbei, welche Sümpfe trocken legten, Gewässer eindämmten und nach der Mark alle die Zweige des Gewerbfleißes verpflanzten, durch die sich ihre alte Heimath auszeichnete. In Folge dessen wuchs die brandenbnrgische Bevölkerung von Jahr zu Jahr, die Haiden und Moraste verschwanden allmählich, Ackerbau und Viehzucht nahmen einen erfreulichen Aufschwung, ttnd eine Reihe blühender Städte und Dörfer wurde gegründet. Auch die während der Kreuzzüge gestifteten geistlichen Ritterorden wußte Albrecht für seine Pläne zu interessiren. Von einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande brachte er eine Anzahl Templer und Johanniter mit und überließ ihnen außer einigen Kircheit beträchtliche Ländereien, unter der Bedingung, ihn im Kampfe gegen die Slaven wie in seiner Kolonisations- und Missionsthätigkeit nach Kräften zu unterstützen. Denn bei allen seinen Unternehmungen hatte er stets den doppelten Zweck im Auge: seine Herrschaft zu erweitern und die Unterworfenen dem Christenthum und damit einer höheren Kultur zuzuführen. Und sein Streben war catch in letzterer Hinsicht von Erfolg gekrönt. Noch während seiner Regierung bekehrte sich die Mehrzahl der märkischen Wenden, freiwillig oder gezwungen, zum Glauben an den Gekreuzigten, ttnd mit der Religion ihrer deutschen Herreu nahmen sie allmählich auch deutsche Sprache, Sitte und Bildung an. Albrechts Nachfolger setzten das begonnene Werk in seinem Geiste fort. Meist kühne und thatendnrstige Feldherren und tüchtige, einsichtsvolle Regenten, verliehen sie der Markgrafschaft nicht nur einen größerett Umfang, sondern auch einen erhöhten Wohlstand. Bald umfaßte ihr Gebiet die Alt mark, Mittelmark, Priegnitz, Uckermark, Neumark, Pommerellen, die Ober- und Niederlausitz nebst einigen reichen Grafschaften in den sächsischen Gauen und erstreckte sich mithin von der Mündung der Weichsel bis auf das linke Ufer der Elbe und von dem Gestade der Ostsee bis an den Fuß der böhmischen Gebirge. Die

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 188

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
188 Iv. Die Franken u. Hohenst. u. ihr Kampf mit d. Papstth. V. Die Krcnzz. erzbischöflichen Stuhl der Elbstadt zurückgesetzt, brach er mit Heeresmacht in das Gebiet des Erzstifts ein, wurde aber bei Frose überfallen, gefangen genommen und in einen hölzernen Käfig gesperrt. Mit vieler Mühe gelang es endlich seiner edlen Gemahlin, gegen eine Loskanfssumme von 4000 Mark Silber — dem Schatze der Kirche zu Angermünde entnommen — seine Befreiung aus der schmachvollen Haft zu bewirken, und sofort begann er auch den Krieg aufs Neue. Er war wenig glücklicher als zuvor, wurde sogar bei der Belagerung von Staßfurt durch einen Pfeil verwundet, dessen Spitze er mehrere Jahre lang in'seinem Kopfe herantrug, ein Umstand, der ihm den oben erwähnten Beinamen erwarb. Indeß erreichte er zuletzt doch seinen Zweck, und Erich erhielt die Würde, die mau ihm bisher so hartnäckig verweigert. 1308—1319] In Waldemar, Otto's Iv. Neffen, finden sich noch einmal alle die hohen Eigenschaften vereinigt, welche mit wenigen Ausnahmen das ganze Geschlecht der Ascanier zierten, die Tapferkeit und der unerschütterliche Heldenmuth, der hochstrebende Geist und die erfindungsreiche Klugheit, die Weisheit des Rathes und die Kühnheit der Ausführung, denen schon Albrecht der Bär seine großen Erfolge verdankte. In nnbezwinglickem Thatendurst warf er sich aus einer Fehde in die andere, und die Fürsten von Mecklenburg, die Herzöge von Pommern und Polen, die Markgrafen von Meißen und die Landgrafen von Thüringen mußten die Schwere seines Armes fühlen. In den gefährlichsten Kampf verwackelte ihn ein Streit mit dem Fürsten von Rügen wegen der Stadt Stralsnnd. Fast den ganzen Norden und Osten Enropa's rief sein Gegner wider ihn in die Waffen, die Herzöge von Mecklenburg und Lauenburg, die Grafen von Holstein und Schwerin, der Erzbischof von Magdeburg und der Markgraf von Meißen, die Herrscher von Dänemark und Polen verschworen sich zu seinem Untergange, und selbst die Könige von Norwegen, Schweden und Ungarn traten dem Bunde bei. Doch Waldemar kam mit kühnem Entschluß seinen Feinden zuvor, und wenn er auch bei Gransee nicht siegte, so focht er doch mit einer Tapferkeit, welche die Verbündeten bewog, ihre hochfahrenden Pläne aufzugeben und den Markgrafen in seinem Besitzthum ungekränkt zu lassen. Ein Jahr nach Waldemars Tode starb das ascauische Fürstenhaus aus, und Brandenburg kam an die Wittelsbacher und fünfzig Jahre später an die Luxemburger. Aber weder die Einen noch die Andern vermochten ihm seine bisherige Macht und Blüthe zu bewahren, die es erst unter den Hohenzollern wieder erlangen sollte.

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 150

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
150 Ii. Die Karolinger im Frankenreiche. herrschen. Aber schon nach drei Jahren starb der Letztere, und nun verewigte Karl die Herrschaft des gesammten Frankenreiches tn„ feiner starken Hand. Er war ein Mann von hoher Gestalt kräftigem Körperbau, mit freier Stirn und feurigen Auaeu. Begabt mit großer leiblicher und geistiger Kraft, mit rastloser Thätia-keü, tiefer Einsicht und festem Willen, war er vor Allem berufen dem Abendlande Gesetze zu geben, es aber auch aus eine höhere Stufe der Bildung und Wohlfahrt zu erheben. Unter den vielen Kriegen, die Karl während feiner 46jahriaen , ^.cntug zu führen hatte, war der mit den Sachsen der lana-772wtmglte und blutigste. Im Jahre 772 unternahm er feinen ersten Aug gegen die stets unruhigen Nachbarn. Bei Worms fetzten die Franken über den Rhein und zogen dann nordwärts nach jenen an Sumpfen und Wäldern reichen Gegenden, wo einst Varns seinen Untergang gefunden. Sie erstürmten die Er es bürg (an der Diemel, einem linken Zufluß der Weser) und zerstörten das in der Nahe befindliche alte Heiligthum des Volkes, die Jrmiuful. -;te Sachsen beugten sich der Uebermacht, schwuren Karl Treue und versprachen, die christlichen Missionare an ihrem Bekehrungswerke nicht zu hindern. Karl ließ Besatzungen in dem eroberten Lande zurück und zog zu neuen Kämpfen nach Italien. Karl man ns Wittwe Gerberga war zu den Langobarden geflohen und hatte deren König Desiderius bewogen, die Ansprüche .ihrer Sohne ans den fränkischen Thron zu unterstützen. Da über-774 stieg Karl mit einem Heere den Mont Cenis, schlug die Lougo-barden imd belagerte ihre feste Hauptstadt Pavia. Dann begabter sich zur Feier des Osterfestes nach Rom, wo ihm Papst Hadrian I. eme glänzende Aufnahme bereitete, die Karl durch Bestätigung der Pipmfchen Schenkung vergalt. Bald darauf mußte sich Pavia, erschöpft tmrch Hunger und Krankheiten, dem Belageruugsheer ergeben. Desiderius wurde gefangen genommen, und Karl ließ sich die lombardische Krone auffetzen. Kaum aber hatte er den Rücken gewandt, als sich auch die Großen des Landes gegen die neue Herrschaft empörten. Doch mit wunderbarer Schnelligkeit eilte Karl herbei, unterdrückte den Aufstand und vereinigte nun Norditalien vollständig mit dem Frankenreiche. Unterdessen hatten auch die Sachsen neuen Muth geschöpft. Sie erhoben sich unter ihrem kühnen und streitbaren Herzog Wittu-kind, gewannen die Eresburg zurück, verjagten die fränkischen Besatzungen und trugen Brand und Verwüstung Über die Grenzen. Da erschien Karl, eroberte die Siegburg am Zusammenfluß der Ruhr und Lenne, nahm die Eresburg wieder ein und drang über die Weser bis an die Oker vor. Als er aber wieder gegen die Longobarden ziehen mußte, erneuerten die Sachsen ihr altes Spiel, belagerten und ^eroberten die Burgen und vertrieben die Besatzungen. Von Neuem führte Karl feine Heerhaufen nach der Weser, und so

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 208

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
208 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. das Reich in zehn Kreise eingetheilt; diese waren der östreichische, bairische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, kurrheinische, bnrgnndische, westfälische, niedersächsische und ob er sächsische. Jedem Kreise war ein Haupt mann vorgesetzt, der über Vollstreckung der Urtheile des Reichskammergerichts zu wachen hatte, und unter dessen Vorsitz die Kreistage abgehalten wurden, auf welchen die besonderen Angelegenheiten des Kreises zur Berathung kamen. Unter Maximilian wurden auch die von Franz von Taxis erfundenen Posten eingeführt. Nach Außen war der Kaiser nicht glücklich. Die Franzosen, welche sich Mailands bemächtigt hatten, mußte er in dem Besitze desselben bestätigen, und zu einem beabsichtigten Zuge gegen die Türken verweigerten ihm die Fürsten ihren Beistand. Dagegen begründete er durch die Verheirathuug seiner Kinder Philipp und Margarethe mit Johanna und Johann von Castilien, sowie durch die seiner Enkel Ferdinand und Maria mit Anna und Ludwig von Ungarn und Böhmen die Größe seines Hauses. 4. Friedrich von Hohenzollern. Die Stammburg der Hohenzollern liegt auf einer steilen Felshöhe der schwäbischen Alp, in demselben Lande, aus welchem auch die mächtigen Geschlechter der Hohenstaufen und Habsburger hervorgegangen sind. Zn Ende des 32. Jahrhunderts wurde ein Graf Friedrich vou Hohenzollern Burggraf von Nürnberg. Als solchem war ihm die höchste Gerichtsbarkeit an Kaisers Statt und der oberste Militärbefehl in dem ihm untergebenen Bezirke übertragen. Seine Nachfolger gelangten im Laufe der Zeit zu immer größerem Ansehn. Gute Verwaltung und treues Festhalten an Kaiser und Reich häuften Güter und Rechte auf ihr Haus, dem sich an Macht und Einfluß bald keines im fränkischen Lande an die Seite stellen konnte. Der glänzendsten Zukunft aber führte Friedrich Vi. sein Geschlecht entgegen. Friedrich war ein reichbegabter Fürst von umfassender Bildung, dabei geübt in allen ritterlichen Künsten. Seine Mäßigung und Besonnenheit, gepaart mit Muth und Entschlossenheit, machten ihn geschickt, im Rathe wie im Felde eine hervorragende Stellung einzunehmen. Jung noch schloß er sich an Sigismund an, kämpfte mit ihm bei Nikopolis gegen die Türken und entfaltete dann eine entscheidende Thätigkeit bei der Wahl desselben zum deutscheu Kaiser. Sigismund wußte die Verdienste des klugen und kräftigen Hohenzollern viel zu sehr zu schätzen, als daß er nicht hätte wünschen sollen, ihn noch fester an seine Person zu fesseln. Er verlieh ihm i4iidarnm die Statthalterschaft der Mark Brandenburg mit allen Rechten und Befugnissen eines wirklichen Landesfürsten, doch mit Ausnahme der Kur- und Erzkämmererwürde. Zugleich verschrieb

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 200

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
200 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. glaubten des Ordens letzte Stunde gekommen. Doch noch einmal rettete ihn Heinrich von Plauen durch tapfere Vertheidiauua der Marrenburg und durch ein kräftiges Regiment vom Untergänge. Aber seine Kraft war gebrochen, die innern Verhältnisse unmer zerrütteter und fünfzig Jahre später mußten die 1456j Rüter tm Frieden zu Thorn Westpreußen an Polen abtreten und für Ostpreußen, das ihnen verblieb, die polnische Oberho he rt anerkennen. Hochmeister Albrecht von Hohenzollern trat zur Reformation )oste den Orden auf und verwandelte Preußen in ein welt-1d25] lrches Herzogthum. Vi. Das deutsche Reich }u Ende -es Mittelalters. 1. Rudolf von Habsburg. Das Haus Hohenstaufen hatte dem deutscheu Reiche tüchtige Herrscher gegeben. Aber während diese in Italien kämpften, blieben dre pursten sich selbst überlassen und suchten sich in ihren Landen so viel als möglich unabhängig zu machen. Dadurch sank das karserüche Ansehn so sehr, daß nach dem Tode Wilhelms von lo’-e 10??^ Rutscher Fürst besonders lüstern war, die Krone izob—ö\ zu tragen. So trat ein Interregnum (Zwischenreich) em, und 17 Jahre lang war das Reich ohne Oberhaupt; denn die beiden fremden Fürsten Richard von Cornwallis (England) und Alfons der Weise von Castilien, au die man die Krone vergab, kamen wenig oder garnicht nach Deutschland. Alle Bande der Zucht und Ordnung lösten sich in dieser „kaiserlosen schrecklichen Zeit . Fürsten und Herren handelten ganz nach eigenem Gutdünken, unaufhörliche Fehden beunruhigten das Land; die Ritter sperrten mit ihren Burgen die Straßen, drückten Handel und Wandel durch schwere Zölle und überfielen und beraubten die vorüberziehenden Kaufleute; Kunst und Gewerbe lagen darnieder, kaum durfte der wohlhabende Bürger sich ruhig seines Besitzes freuen: kein andres Recht galt mehr als das Fanstrecht. Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, end-einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen, und auch dre Fürsten konnten jich nicht verhehlen, daß ein solcher dem Reiche noth that. Da sie aber ihre gewonnene Selbständigkeit nicht gern aufgeben mochten, so wählten sie nicht den mächtigen Ottokar von li 73—1291] Böhmen, sondern den Grafen Rudolf von Habsburg, den Sprößling eines in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Geschlechts. Man hätte keine bessere Wahl treffen können. Rudolf stand wegen seiner Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeitsliebe und

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 210

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
"10 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. Obrigkeit fanden nach langen Jahren wieder Geltung. Jetzt konnte der Bürger die Waffen niederlegen und seinem Gewerbe wieder nachgehen, der Bauer seine niedergebrannten Hütten wieder ausrichten und den Acker bestellen, der Handelsmann ungefährdet seine Straße ziehen. Nach zweijähriger Abwesenheit in der Mark begab sich Friedrich zur Kirchenversammlung nach Kostnitz, wo Sigismund seines Rathes so. April-, dringend bedurfte. Hier brachte der Kaiser seinen schon früher gehegten Plan zur Ausführung und übertrug dem Burggrafen die Mark Brandenburg nebst der Kur- und Erzkämm er er -würde zu erblichem Besitz, mit dem Vorbehalte der Wieder-emlosuug durch^Zahluug der auf 400000 Gulden erhöhten Pfaud-summe. Zwei Jahre später empfing der neue Kurfürst, der sich als solcher Friedrich I. nannte, aus offenem Markte zu Kostnitz unter Anwesenheit einer glänzenden Versammlung von geistlichen i4i7nnd weltlichen Fürsten die Belehnung. Mit Weisheit, Kraft und Milde ordnete Friedrich auch ferner die Angelegenheiten Brandenburgs. Leider verhinderten ihn die verwirrten Zustände im Reiche, bei deren Regelung ihn der Kaiser nicht entbehren zu körnten glaubte, sich ganz seinem Lande zu widmen. Während seiner Abwesenheit führten seine tüchtigen Söbuejohann und Friedrich die Regierung und verschafften durch glückliche Kriege mit den Nachbarn dem Kurstaate nicht nur erhöhtes Ansehn, sondern auch Länderzuwachs. 5. Deutsches Leben im Mittelalter. . J-n Leben der Volker tritt nie ein Stillstand ein. Eine Zeit großer Umgestaltungen und reicher Entwickelung ist das Mittelalter. Aber es hat auch besondere, nur ihm eigenthümliche Einrichtungen, Sitten itud Lebensformen aufzuweisen, die ihm ein bestimmtes Ge-präge geben. Dahin gehört vor Allem das Ritterwesen. Es verdankt seine Entstehung in Deutschland theilweise Heinrich dem Finkler, der zuerst eine geregelte Reiterei schuf und sie in geschlossenen Reihen kämpfen lehrte. Zit seiner vollen Ausbildung gelangte es jedoch erst im Laufe der Jahrhunderte, besonders während der Kreuzzüge. ^ Die Sitte erforderte eine lange und sorgfältige Vorbereitung für die Aufnahme in den Ritterstand. Zuerst mußte der junge Adelige als Edelknabe (Page) den Dienst am Hofe des Fürsten oder eines sonst angesehenen Ritters erlernen. Dann wurde er mit dem Eintritt in das Jünglingsalter wehrhaft gemacht und folgte nun seinem Herrn als Knappe (Junker) in den Streit. Erst wenn er hinreichende Proben seiner Waffentüchtigkeit gegeben, wurde ihm nach Ablegung der Rittergelübde — stets wahr zu reden, das Recht zu behaupten, die Religion und ihre Diener, Witwen und Waisen und die Unschuld zu schirmen —

8. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 206

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
206 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. Bulle setzte die Zahl der zur Wahl eines Kaisers berechtigten Fürsten — daher Wahl- oder Kurfürsten genannt — auf sieben fest; diese waren: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgraf vom Rhein. Für seine Erblande, die er durch Brandenburg, die Lausitz, Schlesien und die Oberpfalz vergrößerte, war Karl ein trefflicher Regent. In seiner Hauptstadt Prag gründete er 1348] eine Universität, die erste in Deutschland, die bald 7000 Studirende zahlte. Er legte Bergwerke au, beförderte Handel und Gewerbe, hob den Ackerbau, zog Künstln' au seinen Hof und verschönerte Prag durch prächtige Bauwerke (Hradschin). Während der Regierung des unfähigen und tragen, nur auf Befriedigung seiner Begierden und seiner Tyrannenlaunen bedachten 1378—1400] Wenzel, des Sohnes und Nachfolgers Karls Vi., riß in Deutschland wilde Unordnung und Gesetzlosigkeit ein. Das Faustrecht stand wieder in vollster Blüthe; jeder'stand mußte sehen, wie er sich selbst schützen konnte. Adels- und Städtebündnisse bildeten sich, die untereinander oder mit der Fürstenmacht in beständiger Fehde lagen, und die deutschen Gaue wurden aufs Grauenvollste verheert. Und Wenzel that wenig oder nichts, um der allgemeinen Verwirrung ein Ende zu machen. Da traten die vier rheinischen Kurfürsten zu Oberlahustein zusammen, entsetzten thu seiner Würde und wählten an seiner Statt 1400—1410] Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. Ruprecht war eiu Mann, der das Beste des Reiches im Auge hatte, aber nicht mächtig genug war, seinen Willen mit Nachdruck geltend zu machen. Unthätig mußte er zusehen, wie seine Landfriedensgebote mißachtet wurden, und wie die Fürsten die kaiserlichen Rechte kränkten. 1410—1437] Ruprechts Nachfolger war Sigismund, Wenzels Bruder, Kurfürst vou Brandenburg und König von Ungarn, später auch von Böhmen. In seine Regierungszeit fallen die weiter unten zu erwähnenden Reformationsbestrebungen, die auf den Kirchenversammlungen zu Kostnitz und zu Basel ihren Ausdruck fanden, die verheerenden Hussitenkriege und die folgewichtige Erwerbung Brandenburgs durch die Hoheu-zo llern. Mit Sigismund war das luxemburgische Haus ausgestorben, und die Fürsten wählten seinen Schwiegersohn und Erben, 1438—1439] Albrecht Ii. von Oestreich, zu seinem Nachfolger. Er war ein Fürst von Thatkraft und Willensstärke, tapfer und unternehmend, gerecht und weise; und so wäre seine Regierung ein Segen für das Reich geworden, hätte ihn nicht ein allzu früher Tod dahingerafft. 1440—1493] Ihm folgte sein Neffe Friedrich Iii., ein Mann, der sich am liebsten gelehrten Spielereien hingab und seiner hohen Stellung durchaus nicht gewachsen war. Die Böhmen und

9. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 265

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Dcr Krieg in Böhmen, in bcr Pfalz und in Niedersachsen. 265 Stirn, kleine stechende Augen und kurzes, dunkles Haar. Stets umgab ihn tiefes Schweigen; er selbst sprach sehr wenig, aber dann mit einer Bestimmtheit, die alle Gegenrede abschnitt. Von seinen Untergebenen verlangte er unbedingten Gehorsam; bei dem geringsten Vergehen gegen seine Befehle konnte man ihn kurz entscheiden hören: „Laßr die Bestie hängen!" Dafür vergönnte er aber auch seinen Soldaten ein lustiges Leben, sah ihnen bei allen Ausschweifungen durch die Finger, belohnte fürstlich und ließ den gemeinsten Krieger zu den höchsten Stellen aufrücken, sobald er sich auszeichnete. Tilly stand mit seinem Heere an der Weser, während Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau Stellung nahm. Hier griff ihn Mansfeld an, erlitt aber eine vollständige Niederlage. Von Wallenstein verfolgt, wandte sich der geschlagene Feldherr nach Ungarn, um sich mrt Bethlen Gabor zu vereinigen. Da indeß der Letztere mit dem Kaiser Frieden schloß, suchte Maus-feld über Venedig nach England zu entkommen. Unterwegs befiel ihn in einem Dorfe unweit Serajewo in Bosnien ein hitziges Fieber, und iu voller Waffenrüstung und auf zwei Adjutanten gestützt, erwartete er aufrecht stehend den Tod. Kurz vorher war auch Christian von Braunschweig den Folgen seines wüsten Kriegslebens in einem Alter von 27 Jahren erlegen. Art der Weser hatte der Krieg anfangs nur geringen Fori-gang genommen. Endlich kam es nach mancherlei kleineren Gefechten bei Lutter am Barenberge zur Entscheidung, und Tilly er- [1626 rang über das niedersächsisch-dänische Heer einen vollständigen Sieg. König Christian Iv. mußte nach Dänemark entweichen, rüstete indeß von Neuem und stand bald wieder mit einem Heere an der Elbe. Da eilte Wal len st ein aus Schlesien herbei, trieb den Gegner zurück und durchzog verheerend Holstein, Schleswig und Jütland. Dann eroberte er Mecklenburg und bewog deit Kaiser, die Herzöge förmlich zu entsetzen und ihn selbst mit ihrem ^ande zu belehnen. Der ehrgeizige Feldherr hegte keinen geringeren Plan, als eine Seemacht im Norden zu gründen. Dazu erschien ihm der Besitz Stralsunds von besonderer Wichtigkeit. Aber trotz seiner prahlerischen Aeußerung, die Stadt nehmen zu wollen, und wenn sie mit Ketten art den Himmel gebunden wäre, vermochte er boch der mnthvollen Vertheidigung der Bürger gegenüber nichts auszurichten. Zugleich machten England, Frankreich und Schweden Miene, für den König von Dänemark Partei zu ergreifen. Dies bewog Wallenstein, mit Christian den Frieden zu Lübeck zu schließen, der dem Kaiser völlig freie Hand in Nord-dentschland ließ.

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 270

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
270 Iii. Der dreißigjährige Krieg. auf, in dessen Nähe Tilly Stellung genommen hatte. Bei dem ?i 1 Dorfe Brcitenfeld kam es zur Schlacht. Während die Sachsen 1631 J schon beim ersten Ansturme die Flucht ergriffen, hielten die Schweden wacker Stand und errangen zuletzt durch ihre Tapferkeit und das Feldherrntalent ihres Königs einen vollständigen Sieg. Mehrmals verwundet, entging Tilly nur mit genauer Noth der Gefangenschaft. Zu Halb er stadt sammelte der geschlagene Feldherr die Trümmer seines Heeres, zog Verstärkungen aus Westfalen an sich und ging nach Süddeutschland zurück, um Baiern zu vertheidigen. Während die Sachsen in Böhmen einrückten, zog Gustav Adolf über Erfurt und durch den Thüringer Wald nach Franken und von da den Main abwärts nach dem Rheine. Aller Orten jubelten ihm die Protestanten zu und begrüßten in dem Heldenkönige ihren Erretter von schwerem Glaubensdrucke; auch die Fürsten traten nun offen an seine Seite. Die eroberten Städte und Bisthümer mußten ihm huldigen; in Würz bürg errichtete er eine schwedischelandesregierung. Im folgenden Frühjahre setzte er seinen Zug nach dem Süden fort, und Anfang i632april stand er an den Thoren Baierns, am Lech. Tilly hatte am jenseitigen Ufer (bei Rain, nördlich von Angsburg) eine feste Stellung eingenommen. Aber im Angesichte des Feindes und unter dem heftigsten Geschützfeuer bewerkstelligte Gustav Adolf den Uebergaug über den Flu§ und nöthigte die Gegner zum Abzüge. Baiern stand dem Sieger offen, und Mitte Mai hielt dieser seinen Einzug in München. Manche aus der Umgebung des Königs riethen diesem, Magdeburgs Schicksal an der Hauptstadt des größten Widersachers der evangelischen Lehre zu rächen. Doch Gustav Adolf verschmähte es und begnügte sich mit der Zahlung einer bedeutenden (Kontribution. Tilly hatte sich schwerverwundet nach Ingolstadt begeben, wo er 15 Tage später starb. Er war eine kleine, unscheinbare Gestalt und hatte eine häßliche, fast abschreckende Gesichtsbildung. In der Regel trug er einen hoch aufgestutzten Hut mit einer rothen Feder, die ihm über den Rücken herabhing. Gegen seine Umgebung war er kalt und verschlossen, gegen die Soldaten streng, aber gerecht. Das Elend, das er über viele Gegenden brachte, rührte ihn wenig; aber nie übte er Grausamkeit und Härte aus Uebermuth; Zweckmäßigkeit war die einzige Richtschnur seines Handelns. Uneigennützig verschmähte er es , sich mit Geld und Gütern zu bereichern oder Titel und Würden anzunehmen. Der römischen Kirche war er eifrig ergeben, und seinem Kurfürsten ist er bis an sein Ende ein treuer Diener geblieben.
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