1870 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
146
Philipp zog seine Besatzung aus den griechischen Städten,
und Flamininus (griechisch gebildet) erklärte unter ungeheurem
Jubel bei den isthmischen Spielen Griechenland für frei 196. Ein
zweifelhaftes Geschenk: die Römer hatten von nun an bei allen
griechischen Angelegenheiten die Hand im Spiele, nährten die
Zwietracht der Parteien, um das Land zu schwächen und zur
Unterjochung reif zu machen. Dies war um so leichter, weil es
den griechischen Staaten an Verbindung fehlte; die Bündniffe, der
achärsche und ätolifche, waren locker, standen sich feindselig gegen-
über und waren zu nachhaltigem Widerstande unfähig.
2- Der Krieg gegen Antiochus von Syrien (192—189).
Die Aetoler.
Antiochus Iii. hatte in Kleinasien und in Europa große Er-
oberungen gemacht, ohne daß die Römer, welche mit Philipp be-
schäftigt waren, gegen ihn eingeschritten waren. Als sie ihn später
aufforderten, die griechischen Städte in Kleinasien und auf dem
thracifchen Chersones frei zu geben, ließ er sich durch die Aetoler
ermuthigen, nach Griechenland zu kommen und ihr Oberfeldherr
zu werden (192); er nahm Euböa und viele Städte in Thessalien
und besetzte, als die Römer von Norden her gegen ihn rückten,
den Engpaß der Thermopylen, wo er 191 vom Consul Mü Acilius
Glabrio gänzlich besiegt wurde.
Nachdem die Römer mit den Aetolern einen Waffenstillstand
geschlossen, setzten sie nach Kleinasien über, wo L. Cornelius Seipio
(Asiaticus) den Antiochus bei Magnesia (in der Nähe von Smyrna)
190 besiegte und zum Frieden nöthigte.
Bedingungen: Antiochus tritt seine Besitzungen diesseits des
Taurus und Halys ab (Rhodus erhält Lycien und Carlen, Eume-
nes von Pergamum Mysien, Lycaonien, Phrygien, den thracifchen
Chersones re.), zahlt ungeheure Summen und liefert die Flotte aus.
189 werden auch die Aetoler, die sich neue Feindseligkeiten
gegen die Römer hatten zu Schulden kommen lassen, vor: Fulvius
Nobilior gezwungen, 500 Talente zu zahlen, Geißeln zu stellen
und sich zum Gehorsam gegen die Römer zu verpflichten.
Hannibal am Hofe des Antiochus, den er zum Kriege gegen
Rom aufgehetzt hatte, soll ausgeliefert werden, entflieht zum Könige
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
430
eit entschwindet bald. — Die Israeliten zogen vierzig Jahre in der
Wüste umher. Der Tag währt vier und zwanzig Stunden. Die
Eintagsfliege lebt einen Tag. Die Kartoffeln werden seit hundert und
fünfzig Jahren bei uns angebaut. Ein Erwachsener soll sieben Stun-
den schlafen.
3. Sätze, worin der Umstand der Weise bezeichnet ist.
Der Bauer arbeitet mit größter Anstrengung. Ein weiser Mann
handelt mit Ueberlegung. Der Reuige bittet unter Thränen um
Verzeihung. Der Fromme trägt alle Leiden in Geduld. Der Pilger
wallt zu Fuße zum heiligen Grabe. Das Eichhorn erklettert mit Be-
hendigkeit den Baum. — Man muß die Jugendzeit gut anwenden. Sie
entflicht schnell. Der Besonnene urtheilt nicht voreilig. Die Sonne
strahlt herrlich. — Der arme Knabe geht betteln. Der Taglöhner
hilft dreschen. Der General reitet spazieren. Der Händler geht hau-
st r e n.
4. Sätze, worin der Umstand des Grundes ausgedrückt ist.
Der Bach ist von dem Regenguß angeschwollen. Die Haut wurde
von der Sonne gebräunt. Die Gesundheit wird durch Unmäßigkeit
geschwächt. Die Kleider werden durch den Gebrauch abgenutzt. Die
Dünste steigen wegen ihrer Leichtigkeit empor. — Die ersten Men-
schen sündigten aus Hochmuth. Jakob betrog seinen Bruder aus
Eigennutz. Saul feindete David aus Schwermuth an. Mancher
unterläßt das Böse um der Schande willen. Jesus vertrieb die
Käufer aus dem Tempel aus heiligem Eifer. — Den Baum erkennt
man an der Frucht. Den Vogel erkennt man an den Federn. Der
Fremde ist seiner Sprache nach ein Engländer. Die Größe der Schuld
ersieht man aus ihren erschrecklichen Folgen. — Viele lesen zur
Belehrung. Mancher spielt zum Zeitvertreib. Der Vater arbei-
tet zur Ernährung seiner Familie. Das Gewehr braucht man zum
Schießen. Erhitzte Luft wendet man jetzt zur Fortbewegung der
Schiffe an.
Aufgabe. Bilde Sätze mit Umständen verschiedener Art und wende
nachstehende Wörter in denselben an! Z. B. Der Bach strömt in's Thal
herab. Der preußische Thaler gilt in Preußen 1 fl. 48 Kr.
Das Thal, der Thaler, die That, das Thier, die Thüre, der Thau,
das Thor, der Thee, der Theer, der Thran, die Thräne, der Theil, der
Thron, der Thurm, der Thon, der Athem, die Blüthe, der Koth, das
Loth, die Mauth, die Miethe, der Muth, die Noth, der Pathe, der Rath,
die Ruthe, der Werth, der Wirth, die Wuth. ^
Aufgabe. Bilde mannichfach erweiterte Sätze und wende dabei die
Vorwörter an, nach welchen das Dingwort im Wessensall stehen
muß! Z. B. Außerhalb Mainz dehnen sich die Festungswerke weithin
aus. Der Stein sinkt vermöge seiner Schwere im Wasser unter.
Außerhalb, innerhalb, oberhalb, unterhalb, diesseit, jenseit, statt, an-
statt , mittelst, kraft, vermöge, ungeachtet, laut, während, unweit, wegen,
halben. — Entlang, längs, zufolge, trotz, i Stehen die vier letzten nach
dem Dingwort, so steht dasselbe bei „entlang» im Wen-, bei den andern
im Wemsall. Z. B. Er lief den Bach entlang. Dem Befehle zu-
folge reiste er ab.)
Aufgabe. Fortsetzung. Vorwörter, die den Wemsall regieren:
„Aus, außer, bei, binnen, entgegen, nach, nächst, nebst, sammt, von, zu,
zuwider." Z. B. Aus der Baumwolle verfertigt man in den Fabriken
die verschiedenartigsten Zeuge. Das Dampfschiff ist auf seiner Reise nach
Nordamerika mit Mann und Maus untergegangen.
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
489
Lcbauspicl, Lustspiel. - Krawall, m. Streit, Auflauf. — Krise oder
Krisis, w. Entschcidungspunkt zum Bessern oder Schlimmern. — Kritik, v.
Beurtheilung, Prüfung, Beurthcilungskunst. — Kubus, m. Würfel, Kör-
per von gleicher Langem Brcllc und Dicke. — Kuppel, w. Band, Kugel-
gewölbe, 'Dachverbindung. — Kprie eleison! Herr erbarme dich!
L.
Laie, m. Weltliche, Richtgeistlicbe, rer irgend einer Kunst oderwiffen-
schast Unkundige. — Lakonisch, kur; und bündig. — Lambris, m. und 8.
(Lambrih) Getäfel. — Lamentiren, welklagen, jammern. — Lanzette, v.
Wundnadel. — Larve, w. geformtes, hohles Mcnschengcsicht, ein Insekt
als Raupe oder Made. — Lätare, der vierte Fastcnsonntag. — Lava, v.
Auswurf feuerspeiender Berge. — Lavine, (Lawihne) Schnccsturz. —
Lavircn, im Zickzack segeln bei widrigem Winde; bedächtig zu Werke gehen.
— Lazareth, s. Krankenhaus. — Lectiou, v. Lesung, Lesestück, Lernaufgabe,
Lehrstunde, Verweis. — Legal, gesetzlich, rechtskräftig. — Legat, 8. Neben-
vcrmächtniß, Stiftung, Schenkung. — Legende, w. Heiligengeschichtc,
Wundererzählung, Lage. — Legion, ^ altrömische Kriegsschaar von
6000 Mann; eine sehr große unbestimmte Menge. — Lcgircn, vermachen,
stiften, zusammenschmelzen. — Levante «. (Lewannte) Morgenland. —
Lexicón, 8. Wörterbuch. — Liberal, freisinnig, vorurthcilsftei, edel, mild.
— Lieue, w. (Liöh) Meile, deutsche Stunde. — Lieutenant, m. (Liötenang,
gewöhnlich Leutnant) Stellvertreter, Unterhauptmann. — Linienschiffe,
Kriegsschiffe erster Große, welche sich in der Schlacht in Reihen bewegen.
— Liquid, flüssig, richtig, rein und klar, erwiesen, begründet, fällig. —
Liquidiren, klar machen, Forderungen verzeichnen, fordern, Schuldposten
beweisen. — Liste, w. Vcrzeichniß von Personen oder Sachen. — Litaney, *.
Bittgesang, Versöhnungsgebet. — Local, 8. Ort, Platz, der zu gewissen
Zwecken eingerichtete Raum. — Loge, w. (Lohsche) Schauhalle. — Logiren,
(loschihren) wohnen, übernachten. — Louis'dor, m. (Lu-idohr) goldner
Ludwig, französisches Goldstück — 9 fl. — Luxus, m. Wohlleben, Ueppig-
keit, Schwelgerei, Aufwand, Prachtliebe.
M.
Maculatur, v. Lösch-, Fleck- oder Fließpapier, bedrucktes Papier. —
Madame, w. (Madahm) meine Frau, gnädige Frau. — Mademoiselle, w.
(Mademoasell) (meine) Jungfer, (mein) Fräulein. — Madonna, v. meine
Frau, unsere liebe Frau, die heilige Jungfrau, ein Marienbild. — Ma-
gazin, s. Vorrathshaus, Waarenlager, Sammelschrift (Buchtitel). — Ma-
gistrat, m. Stadtobrigkeit, Stadtrath. — Magnet, m. anziehender Eisen-
stein. — Mais, m. Wälschkoru. — Majestät, w. Erhabenheit, höchste
Würde, Gewalt, Herrlichkeit — Major, m. Aeltere; der dritte Stabsoffizier
im Regiment, Führer eines Bataillone. — Majorenn, volljährig, mündig.
— Majorität, w. Stimmenmehrheit. — Makel, m. Flecken, Schandfleck,
Fehler. — Malheur, 8. (Malöhr) Unglück, Mißgeschick. — Maltraitiren,
(maltratihren) mißhandeln. — Mammon, Gcldgötze, Geldschatz. —
Manco, in. Mangel, das Fehlende. — Mandat, s. Auftrag, Vollmachts-
schreibcn, landeshe-rlichcr Befehl. - Manier, >v. Art und Weise, wie man
Etwas macht, sich beträgt; Manieren, äußere Sitten. — Manoeuvre, s.
(Manöhwcr) Vcrfahrungsart; Stellungen und Bewegungen eines Heeres.
— Manufaktur, w. Handwirkerei, Werkhaus. — Manuskript, 8. Hand-
schrift, besonders das zum Druck bestimmte. — Marine, w. Seewesen,
Seemacht, Flotte. — Mark, w. Gränze eines Gebiets, das Gebiet, der
Bezirk selbst; ein Gold- und Silbergewicht — 16 Loth und 24 Kargt.
— Markiren, bemerken, bezeichnen, aufschreiben. - Marschall, m. Stall-
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
122
blieb aus der Erde liegen. Da es Abend wurde, beschlossen wir
nach Hause tu gehen und den anderen Tag in grösserer Anzahl
wieder zu kommen. Die Ceylonesen sagten, dass, wenn die Schlange
einmal einen bestimmten Baum zu ihrem Aufenthalt erwählt habe, sie
denselben nicht sobald wieder verlasse.
Den anderen Morgen stellten wir uns wieder hinter dem Ge-
büsche auf, und wir trafen die Schlange noch an demselben Orte an.
Sie schien sehr hungrig zu sein, und wir bekamen bald etwas zu
sehen, was uns Alle in Erstaunen setzte. Ein grosser Tiger kam auf
den Baum zu, auf welchem sie sich befand. Sogleich vernahmen
wir in den Aesten des Baumes ein schreckliches Geräusch, die
Schlange schoss auf den Tiger herab und fiel ihm auf den Rücken,
aus welchem sie ihm ein Stück riss, das grösser als ein Menschen-
kopf war. Der Tiger brüllte heftig und wollte mit seinem Feinde
fortlaufen; allein als die Schlange dies merkte, wickelte sie sich drei
bis vier Mal um den Tiger und zog die Schlingen so fest an , dass
er bald in Todesängsten niederstürzte. Als die Schlange ihn auf
diese Weise gefesselt hatte, liess sie den Rücken fahren, zog sich
weiter nach dem Kopfe herauf, öffnete ihren Rachen so weit sie
konnte und umschloss mit ihm das ganze Gesicht des Tigers. Der
Tiger hob sich wieder in die Höhe, kehrte sich von einer Seite zur
andern und brüllte in dem Rachen aer Schlange. Er war sehr stark
und muthig, und obgleich er die Schlange nicht los werden konnte,
machte er ihr doch genug zu schaffen. Bald richtete er sich auf,
lief ein paar Schritte fort, fiel aber theils wegen der Schwere, theils
wegen der festgezogenen Schlingen der Schlange wieder nieder.
Nach einigen Stunden schien er völlig entkräftet und todt zu sein.
Die Schlange versuchte durch engeres Zusammenziehen ihres um den
Tiger gewickelten Leibes seine Rippen und Knochen zu zerbrechen,
allein es wollte nicht gehen. Sie machte sich von dem Tiger los,
wickelte blos ihren Schwanz um seineti Hals und schleppte ihn , ob-
wohl unter vieler Mühe, nach dem Baume hin. Jetzt sahen wir
recht einleuchtend, wozu ihr der Baum diene. Sie richtete den Ti-
ger am Stamm des Baumes in die Höhe, und als dies geschehen
war, flocht sie sogleich ihren Leib sowohl um den Tiger als um , den
Baum und zog sich mit aller Macht zusammen, bis eine Rippe nach
der andern, ein Knochen nach dem andern mit lautem Krachen zer-
brach. Als sie mit dem Leib fertig war, machte sie sich an die
Beine, die sie auf gleiche Weise an vier bis fünf Orten zerbrach.
Auch an dem Hirnschädel versuchte sie ihre Kräfte; nach vielen ver-
geblichen Versuchen liess sie aber davon ab und begab sich unter
die Zweige des Baumes zurück, da ihr der Tiger nicht mehr ent-
laufen konnte. Den dritten Tag sahen wir hinter dem Gebüsche her-
vor von dem Tiger nichts mehr als rothes Aas, das ohne Gestalt
und mit gelbem Kleister überzogen war. Es lag in einiger Entfer-
nung von dem Baume und die Schlange beschäftigte sich damit. Sie
schlürfte hierauf erst den Hirnschädel und dann nach und nach den
übrigen Körper hinein; dies kostete ihr aber nicht wenig Mühe, und
es wurde Abend, ehe sie den Tiger ganz verzehrt hatte. Den vierten
Morgen begleiteten uns viele Weiber und Kinder dahin, weil, wie sie
sagten, nun keine Gefahr mehr vorhanden sei. Ich fand, dass dies
wirklich der Full war; denn die Schlange hatte sich überladen und
konnte sich eben so wenig zur Wehr setzen als entfliehen. Bei unte-
rer Annäherung suchte sie sich zwar auf den Baum zu schwingen,
S
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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23. Oer Elephant.
Eins der merkwürdigsten Landthiere ist unstreitig der Elephant. An
Klugheit und Ueberlegung übertrifft er alle übrigen Thiere. Hier einige
Beispiele.
Einige junge Kameele sollten einst auf einer Fähre über einen Fluss
gesetzt werden. Der Anblick des Wassers setzte sie in Furcht, und alle
Versuche misslangen, sie auf die Fähre zu bringen. Da wurde ein Ele-
phant beordert, sie auf die Fähre zu jagen. Er verstand den Befehl,
trompetete mit seinem Rüssel, schüttelte seine langen Ohren und blies
den Staub in grossen Wolken gegen die widerspenstigen Kameele, die
eiligst auf die Fähre sprangen. Der Elephant ging nun ruhig wieder zu
seinem Lager zurück.
Ein andermal wurde ein Elephant selbst über einen Fluss gesetzt.
Neben dei Fähre, worauf er sich befand, fuhr ein kleiner Kahn, worin
ausser einigen Leuten auch ein kleiner Hund war, der mit dem Ele-
phanten in guter Freundschaft lebte. Um den Elephanten zu ärgern,
zwickte man den Hund an den Ohren. Kaum hörte jener das Geschrei,
so spritzte er Wasser auf die Peiniger seines Freundes. Da diese aber
nicht aufhörten zu necken , so versuchte er durch stärkeres Spritzen den
Kahn zum Sinken zu bringen. Anfangs lachte man darüber, aber bald
schwankte der Kahn von der Menge der hineingegossenen Wasserströme
und der Elephant hätte seinen Zweck erreicht, wenn man nicht zeitig
genug gelandet hätte.
In Sorale, einer indischen Stadt, wohnte ein Schneider nabe an
dem Platze, wohin man täglich die Elephanten zur Tränke trieb. Einem
dieser Thiere pflegte er gewöhnlich beim Vorübergehen aus dem offenen
Fenster eine Leckerei zu reichen. Einst aber fiel es dem Schneider ein,
anstatt ihn, wie gewöhnlich, zu beschenken, ihn mit der Nähnadel in
den Rüssel zu stechen. Der Elephant zog seinen Rüssel, ohne sich
einige Empfindlichkeit darüber merken zu lassen, wieder zurück und
setzte mit seinen Gefährten den Weg zur Tränke fort. Nachdem er
seinen Durst gelöscht hatte, sog er noch so viel Wasser in seinen Rüs-
sel, als er auf einmal halten konnte, und als er vor der Werkstatt des
Schneiders vorbei zog, spritzte er ihm das ganze Wasser mit solcher
Gewalt in s Gesicht, dass dieser beinahe davon erstickt wäre.
Dankbar für empfangene Wohlthaten bewies sich ein anderer Ele-
phant. Von einer Gemüsehändlerin hatte er oft, wenn er an ihrem
Stande vorüberging, eine Handvoll Gemüse empfangen. Einst hatte er
sich in Folge übler Behandlung von seiner Kette losgerissen und durch-
lief wüthend die Strassen. Alles floh bestürzt und suchte einen sichern
Zufluchtsort. Auch die Gemüsehändlerin verliess von Schrecken ausser
sich ihren Stand und hatte so den Kopf verloren, dass sie ihr kleines
Kind, das neben ihr sass, ausser Acht und im Stiche liess. Jetzt hatte
der Elephant die Stelle erreicht, wo das kleine Kind hilflos sass. Die
Mutter rang verzweifelungsvoll die Hände; aber der Elephant, der nur
zu gut den Ort kannte, wo er so viele Wohlthaten empfangen hatte,
blieb stehen, vergass seine Wuth, umschlang das Kind sanft mit dem
Rüssel, setzte es wohlbehalten auf das Dach einer daneben befindlichen
Bude und setzte seinen Weg beruhigter fort. Schwabe.
24. Das Remitliier.
Das Rennthier geliört, wie unsere Hirsche und mehrere
andere zahme und wilde Thiere, zu den wiederkäuenden Säuge-
1855 -
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- Autor: Hepp, J.
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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82
95. Behandlung der Verstorbenen.
1. Der Verblichene ist von dem Augenblick der letzten
Lebensäußerung an wenigstens acht Stunden lang
auf dem Sterbelager ruhig liegen zu lassen. Der hier
und da übliche Gebrauch, dem kaum Erblaßten das Kissen
unter dem Kopfe wegzuziehen, ihm Nase und Mund zu-
zubinden, das Geficht zu bedecken, Brust und Unterleib zu
beschweren, ist höchst verwerflich und daher zu unterlassen,
weil hierdurch ein etwa Scheintodter natürlicher und be-
greiflicher Weise nur zu sehr dem wirklichen Tode ausge-
setzt wird.
2. Erst nach Verlauf von acht Stunden von dem Augen-
blicke der letzten Lebensäußerung an ist der Verblichene mit
Vorsicht aus dem Sterbebette in das etwa bestehende Lei-
chenhaus, oder an einen mit reiner Luft versehenen, wo
möglich im Winter erwärmten Ort zu bringen und daselbst
auf einem den Umständen angemessenen Lager, mit dem
Kopf etwas erhaben und dem Körper bedeckt, bis zur Beer-
digung aufzubewahren. Tritt bei heißer Witterung, oder
nach hitzigen, zumal ansteckenden Krankheiten die Verwe-
sung sehr schnell ein, so darf schon nach Verlauf jener acht
Stunden, bei ansteckenden Krankheiten mit schnellen Ver-
wesungs-Zeichen auch wohl noch früher die Leiche in den
Sarg gelegt werden. Außerdem aber soll damit noch zwölf
Stunden gewartet, der Sarg jedoch in keinem Falle eher,
als bis die Leiche zu Grabe gebracht werden soll, bedeckt
werden.
3. Die^ Beerdigung soll in der Regel erst nach Ablauf
von zwei und siebenzig Stunden von dem Zeitpunkte des
Ablebens an stattfinden, ausnahmsweise früher bei schnell
eintretender Fäulniß einer Leiche oder bei ansteckenden Krank-
heiten.
4. Man hält gewöhnlich einen Menschen für todt, wenn
9) Hände, Füße, das Gesicht und die ganze Oberfläche des
Leibes kalt sind; b) das'athmen, der Herz- und Pulsschlag
aufgehört haben; e) das Gesicht blaß und eingefallen, die
Augen gebrochen sind; 6) wenn Leichengeruch vorhanden ist
und sogenannte Todtenflecken entstehen.
1855 -
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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wollte, war er voller Freude. Unterwegs kletterte er dann gerne auf die
Baume, um Gummi zu suchen, das er sehr liebte. Zuweilen entdeckte er
mir auch Honig im hintersten Winkel eines Felsens oder in einem hohlen
Baume. Fand er aber weder Gummi noch Honig, und hatte er durch
das Herumlaufen starken Appetit bekommen, so hatte ich allemal einen sehr
lustigen Auftritt. Er suchte sich dann Wurzeln, besonders eine gewisse Art,
die auch ich zu seinem Nachtheile so erfrischend und wohlschmeckend fand,
daß ich sie immer mit ihm theilen wollte. Allein Kees war listig. So-
bald er eine solche Wurzel fand und ich ihm nicht nahe genug war, um
mir meinen Theil davon nehmen zu können, so fraß er sie in der größten
Eile auf und sah mich dabei mit unverwandten Augen an. Er maß or-
dentlich den Weg ab, den ich bis zu ihm hatte und ich kam alsdann sicher
zu spät. Wenn er sich aber zuweilen in seiner Rechnung irrte und ich
eher bei ihm war, als er erwartet hatte, so suchte er die Wurzel zu ver-
bergen; allein dann nöthigte ich ihn durch eine tüchtige Ohrfeige, mir mei-
nen Antheil herauszugeben. Uebrigens warf er deßwegen keinen Groll auf
mich und wir waren wieder gute Freunde wie vorher. Wenn Kees unter-
wegs müde ward, so stieg er auf einen meiner Hunde, der auch die Ge-
fälligkeit hatte, ihn ganze Stunden lang zu tragen. Einer von den Hun-
den, der stärker und größer war, als die andern, wußte sich diesem Frohn-
dienste aus eine vortreffliche Art zu entziehen. Sobald Kees ihm auf den
Rücken sprang, blieb er stehen und ließ uns vorbei, ohne sich von der
Stelle zu bewegen. Kees hingegen bestand auf seinem Zwecke; allein wenn
er uns beinahe aus dem Gesichte verloren, so mußte er sich doch entschlie-
ßen, wieder abzusteigen, und dann liefen der Affe und der Hund aus allen
Kräften, um uns wieder einzuholen. Dieser aber ließ jenen voran und
gab genau auf ihn Acht, um nicht wieder überrascht zu werden. Uebrigens
hatte Kees ein gewisses Ansehen bei allen meinen Hunden. Wenn er sraß
und ihm ein Hund zu nahe kam, so gab er ihm eine Ohrfeige, die den-
selben sogleich entfernte.
Kees fürchtete, die Schlangen ausgenommen, sich vor keinem Thiere
so sehr, wie vor Seinesgleichen. Zuweilen hörte er andere Affen in dem
Gebirge schreien und so erschrocken er war, so antwortete er doch darauf.
Wenn sie aber näher kamen, so ergriff er mit einem schrecklichen Geschrei
die Flucht, drängte sich uns zwischen die Beine und zitterte am ganzen
Leibe. Man hatte viele Mühe, ihn zu beruhigen, und er erholte sich nur
nach und nach von seinem Schrecken wieder. Er verstand es vortrefflich,
die Stricke an einem Korbe aufzuknüpfen, um Lebensmittel, besonders
Milch, die er sehr gern trank, daraus hervorzuholen. Meine Leute züch-
tigten ihn, allein darum ward es nicht anders. Ich selbst peitschte ihn zu-
weilen, dann aber lief er weg und kam nicht eher zu meinem Zelte, bis
die Nacht einbrach. Einftmalen wollte ich zu Mittag essen und legte die
Bohnen, die ich mir gekocht hatte, auf einen Teller, als ich auf einmal
die Stimme eines mir unbekannten Vogels hörte. Zch ließ das Essen
stehen, griff nach der Flinte und war mit einem Sprunge zum Zelte hin-
aus. Nach einer Viertelstunde kam ich mit dem Vogel in der Hand zurück,
fand aber auch nicht mehr eine einzige Bohne auf dem Teller. Kees hatte
sie mir gestohlen und sich davon gemacht. Sonst pflegte er sich, wenn er
so etwas begangen hatte, immer um die Zeit, wenn ich Thee trcmk, ein-
zustellen und sich ganz unschuldig, als ob gar nichts vorgefallen wäre, an
seinen gewöhnlichen Platz zu setzen; allein diesen Abend ließ er sich gar
nicht wieder sehen. Da ihn auch den folgenden Tag Niemand zu Gesicht
bekam, so fing ich an zu besorgen, daß er auf immer verloren sein möchte.
Am dritten Tage aber sagte mir einer von meinen Leuten, der Wasser ge-
1855 -
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- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Beklemmung drang in unsere Heizen und in den Sitz unseres
Lebens, dass es gar nicht zu beschreiben ist. Wir schrieen,
aber unsere Stimmen hatten keinen Laut mehr, wir schlugen
mit geballten Fäusten gegen die Wand der Glocke , und der
Gedanke zuckte durch mein geschwächtes Bewusstsein, dass
das Untergehen in diesem Augenblick der Tod sei. — Die
Glocke sank dann, das Wasser rauschte auf, die zusammen-
gedrückte Luft kämpfte, es ward dunkel um uns her, oder
mein Auge sah nicht mehr, die furchtbarste Beklemmung stei-
gerte sich während der Dauer einiger Minuten und vielleicht
war so eben der Punkt nahe , jenseits welches der Tod lag,
als wir wie neu geboren aufathmeten, die Lungen erweiterten
sich, die Fähigkeit zu sein erwachte wieder, ein süsser
Strom von Leben floss neuerweckt durch unsere Adern,
unsere Wangen rötheten sich wieder, unser Mund schloss
sich. Diese heilsame Veränderung ward durch das Ein-
dringen , durch die Ankunft neuer Luft in unserm einge-
schlossenen Raum bewirkt, welche man uns vermittelst eines
Schlauches zuführte, der in die Glocke mündete und mit dem
Ufer in Verbindung blieb. Jetzt sanken wir beruhigt und er-
heitert tiefer und tiefer bis zu dem Grunde des etwa brunnen-
tiefen Gewässers, wo wir noch immer so viel Licht genossen,
um Steine, Sand, Klippen, Muscheln zu unsern Füssen im
Wasser ganz deutlich zu unterscheiden. Einige Zeit verweilten
wir unten, eingeengt von der tödtlichsten Beklemmung ; dass
es ein angenehmer und gemüthlicher Aufenthalt gewesen sei,
lässt sich keineswegs behaupten. Auch schwindelte mir der
Kopf von der Nervenerschütterung; ich fühlte mich seekrank,
bestieg mit schwankenden Schritten wieder das Ufer und hatte
den ganzen Tag über ein Gefühl von Unwohlsein.
Hernigen.
33. Dev Wärmemesser oder Thermometer.
Daß im Januar ein anderes Lüftchen geht als im Mai und im Mai
wieder ein anderes als im Juli, das hat wohl ein Jeder schon gemerkt
und Mancher wird wohl meinen, es sei schon genug, daß man es merkt
und man brauche davon weiter nichts zu wissen. Fraget aber einmal einen
Gärtner, der ausländische Pflanzen zieht, ob der wohl auch meint, das
lasse sich Alles so leicht abmerken; oder fragt einmal einen Zuckersicdcr,
ob es dem auch auf einen Schub Wärme ankommt! Er wird euch gewiß
sagen, daß sich ihm ein großer Theil seines Zuckers frischweg in Sprup
verwandelt, wenn er zu sehr einfeuert und daß er dadurch einen sehr groß-
ßen Verlust erleidet. Und wenn der Gärtner seinen ausländischen Pflanzen
zu warm gibt, so vergcilen sic ihm, und läßt er es zu kalt werden,' so
können sie ihm gar erfrieren.
Wenn ihr aber m int, man könne so ohne Weiteres an seiner Haut
abmerken, wie warm es sei, so machet nur einmal folgenden Versuch.
Geht im Winter Morgens um 11 Uhr in ein Gewächshaus, oder auch in
eme Krankenstube, so werdet ihr es vielleicht nicht allzuheiß finden; geht
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
151
Sachen, als guten Wein, ein; denn der Zustand eines vom Blitze
getroffenen Scheintodten ist entweder eine Erstickung oder eine
allgemeine Erschütterung der Nerven, des Gehirns und des
Rückenmarks. Schnabel.
Vierter Abschnitt.
D i e Erde und ihre Bewohner.
1. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde
es auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als an vielen
Stellen auf unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange
Sandflächen und Berge von Kalk und Gips sehen, die sich aus dem
Meerwasser gebildet haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln
und andern Seethierüberresten. Denn wenn man unsere meisten
Berge ansieht, bemerkt man gar leicht, daß sie in einem großen
Meere und unter einem großen Meere gebildet sind. Denn viele
von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel- und Seethierüberresten,
und auf manchen Bergen von Neuholland, die sehr hoch sind und
setzt viele Meilen weit vom Meere landeinwärts liegen, sieht man
noch jetzt Corallenbäumchen aufrecht stehen und der ganze Boden
sieht so aus, als wenn er plötzlich wäre vom Meere verlassen wor-
den, von dem er einmal Jahrhunderte lang bedeckt gewesen war.
Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um etwas Aehnliches zu
sehen. Auch in und auf unseren Kalkbergen findet man Corallen-
arten und Muscheln, die nur im Meere gelebt haben und gewachsen
sein können. Man sieht es manchen unserer Sandgegenden an, daß
da einmal lange Zeit hindurch Wasser darüber gefluthet haben muß;
und das Salz, das manche unserer Berge und Ebenen in sich füh-
ren, muß auch noch aus jener Zeit herrühren, wo ein salziges Meer
da stand.
Es muß diese große Veränderung, wodurch viele unserer Län-
der und Berge vom Meere verlassen und zu festem Lande wurden,
auf einmal gekommen sein. Doch ist das nicht die einzige Verän-
derung, die mit unserem Erdboden vorgegangen sein muß. )m
Württembergischen, in Thüringen, in Braunschweig und an andern
Orten Deutschlands, ferner in Frankreich und sogar in dem kalten
Sibirien hat man Knochen ausgegraben, die von Elephanten, Nas-
hörnern und anderen solchen Thieren waren, die nur in sehr heißen
Ländern leben können. Dabei an den nämlichen Orten Palmen,
Bambusrohr und andere Gewächse aus warmen Ländern. Diese
Thiere und Pflanzen, die oft miteinander, wie noch in ihrem jetzi-
gen Vaterlande vorkommen, müssen einmal in jenen, jetzt so kalten
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Wind den Rauch nach einer anderen Seite treibt. Es ist aber gefähr-
lich, bis an den Rand der Tiefe zu treten, weil Alles locker ist und
oft ganze große Massen sich losmachen und hinabfallen, denn der
Rauchfang ist gewöhnlich mit Asche und losen Steinen verstopft,
zwischen welchen stch der Rauch durchwindet; aber es möchte doch
keine sehr angenehme Ueberraschung sein, so ganz unversehens in
den Rauchfang eines Vulkans hinab zu fahren, zumal wenn man
kein Seil und keine rettenden Freunde bei stch hätte. Der Grund
des ungeheuern Schlundes ist ganz mit Schwefel, Asche, vergla-
seten Steinen von rothen, weißen, schwarzen Farben überdeckt, die
bunt durcheinander gemischt sind und einen schönen Anblick geben.
Sehr selten raucht der Berg so wenig, daß man den Boden des
Kraters sehen kann. Ein starker Wind stößt zuweilen den Dampf
auf einmal heraus, und diesen Augenblick muß man abwarten, um
hinab zu schauen. Wenn der Berg aber sehr stark raucht, so kann
man stch der Oeffnung nicht einmal nähern. Dampft er weniger,
so sieht man den Schwefeldampf wie die Flammen von angezünde-
tem Spiritus zwischen den Steinen spielen und aus hundert Ritzen
hervordringen. Oft ist der Berg viele Jahre lang ruhig. Unver-
sehens erschreckt er dann die ganze umliegende Gegend durch furcht-
bare Ausbrüche. Ein solcher Ausbruch erfolgte unter andern auch
im Jähre 1794. Die Vorläufer davon waren wellenförmige Erd-
stöße, die drei Tage nach einander empfunden wurden. Mehrere
Monate vorher hatte man weder Rauch noch Flammen an dem Berge
bemerkt. Am 15. Junius um 10 Uhr in der Nacht kamen aber
neue Erdstöße und in demselben Augenblick that stch der Vesuv
an einer Seite in vier, wenig von einander entfernten Oeffnungen-
auf und schleuderte mit furchtbarer Gewalt Lava und glühende Fels-
stücke in die Luft. Dicke, mit glühender Asche vermischte Dämpfe
verfinsterten den ganzen Horizont. Das Getöse, das er machte, ver-
bunden mit der ununterbrochenen Erschütterung der Häuser und der
herabströmenden Lava, setzte alle Bewohner der umliegenden Ort-
schaften und selbst die Stadt Neapel in Angst und Schrecken. Die
Lavaströme, die den Berg herabstürzten, waren zwei. Einer da-
von war zehn Ellen hoch und eine Viertelstunde breit, kam bis an
die Stadt Neapel, wo er stch in drei Zweige theilte. Der eine
verheerte alle Wohnungen eines Stadtviertels, stürzte stch in einen
breiten Graben, verbreitete sich gegen hundert Schritte innerhalb
der Stadt und ergoß sich nach dem Seestrande hinab. Der zweite
zerstörte ein anderes Viertel der Stadt, bedeckte die Straßen und
stoß zischend in das Meer, wo er gegen vierzig Schritte weit vor-
drang. Der dritte erreichte einen andern Theil der Häuser in dem
obern Theile der Stadt und vernichtete den untern Theil deö Vier-
tels am Meeresstrande. Am 16. und 17. dauerte der Ausbruch
fort; die Erdstöße erneuerten stch, der entzündende Luftkreiö schim-
merte beständig. Am 18. waren die Erdstöße fürchterlich. Dicker