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einigermaßen sicher. Jedes Streben nach Erwerb wird durch dies System erstickt. Kunst
und Handwerk sind in den tiefsten Verfall geraten. Einem geschickten Handwerker wird
seine Geschicklichkeit zum Fluch: er muß gegen schlechten Lohn für den Kaid oder den
Sultan arbeiten. Alte Familien mit ererbtem Reichtum gibt es kaum noch. Jeder sucht
zu verstecken, was er besitzt. Der Reiche vergräbt sein Geld, der Bauer verbirgt seine
Getreidevorräte und was er sonst an wertvoller Habe besitzt iu unterirdischen Behältern,
die er in dunklen Nächten herstellt und deren Spuren er so sorgsam verwischt, daß kein
anderer sie auffinden kann. Aufstände der gequälten, bis aufs Mark ausgesogenen
Bewohner der einzelnen Provinzen gegen ihren Kaid oder den Sultan sind an der Tages-
ordnung. Um sie zu verhindern, wird geflissentlich der Haß und die Eifersucht von Stamm
zu Stamm, von Provinz zu Provinz genährt und gelegentlich eine Provinz der andern
zum „Aufessen", wie der Kunstausdruck lautet, überlassen .... Einer der furchtbarsten
Blutsauger war der Kaid von Haha, einer Landschaft sw. von Mogador. Da er aber
einen großen Teil der Erpressungen an den Sulian ablieferte, konnte er sich lange
behaupten. Sich stetig erneuernde Ausstände wurden mit unerhörter Grausamkeit unterdrückt.
Einmal wurden Hunderte von Aufständischen mit dem sogen. „Lederhandschuh" bestraft.
Es wird dabei dem beklagenswerten Opfer die eine Hand mit einer Kette auf dem Rücken
befestigt, in die andere gibt man ein Stück ungelöschten Kalk, schließt sie, umwickelt sie
fest mit einem Stück rohen Leders und taucht sie in Wasser. Nach neun Tagen wird die
gefesselte Hand sreigegeben. Ist inzwischen noch nicht der Brand eingetreten und befreit
der Tod nicht den Unglücklichen von seinen Qualen, so ist er für sein Leben ein Krüppel.
Endlich zwang ein Ausstand den zugleich in eine Fehde mit dem Kaid der Nachbarprovinz
verwickelten Biedermann zur Flucht. Es gelang ihm aber mit Hilfe eines andern
benachbarten Kaid nicht nur sich selbst und seinen Harem, sondern auch seine Schätze
in Sicherheit zu bringen. Er kam glücklich nach Marrakesch, opferte dem Sultan die
Hälfte seines Blutgeldes und verbrachte den Rest seiner Tage in Frieden."
3. Algerien.
(375 000 qkm, 5,6 Mill. E., 10 auf 1 qkm).
Das Land. Algerien gliedert sich in drei natürliche Landschaften: das sog.
Tell im N., das Hochland der Schotts zwischen den beiden Zügen des Atlas
und die Algerische Sahara im S.
Mit dem Namen Tell bezeichnet man die gebirgige, 60—200 km breite
Küstenlandschaft Algeriens. Der Tellatlas, der sie durchzieht, besteht aus
einer Menge von kleinen, meist in der Richtung der Küste verlaufenden Ketten,
deren höchste 2300 m erreicht. Zwischen den einzelnen Bergzügen liegen
stufenförmig hintereinander kleinere und größere Talebenen, die durch meist
schluchtenartige Quertäler miteinander verbunden sind. Die bedeutendsten dieser
Ebenen sind die Metidscha bei Algier, die 95 km lang und im Durchschnitt
15 km breit ist, und das noch größere Tal des Schelisf. Die Flüsse, da-
runter als größter der Scheliff, sind wegen ihrer Wasserarmut zur Schiffahrt nicht
geeignet, aber wichtig, weil sie der künstlichen Bewässerung dienen. Die 1000 km
lange Küste hat meist hohe, felsige User und eine Menge von Felsvorsprüngen
und kleinen Buchten, von denen aber nur wenige brauchbare Häfen bilden.
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Steppenlandschaften des Sudans statt. An Fläche, rund 9 Mill. qkm, er-
reicht die Sahara fast die Größe Europas. Doch ist sie nicht in ihrer ganzen
Erstreckung wirkliche Wüste. Etwa 1j6 des Gebiets entfällt auf Steppeu und
fruchtbare Oasen.
Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit. Lange Zeit hat man sich von der
Beschaffenheit der Sahara durchaus falsche Vorstellungen gemacht. Man hielt
die gewaltige Wüste für eine ziemlich gleichförmige, überall mit Sand bedeckte
Ebene, die sich nach innen allmählich beckenartig bis uuter den Meeresspiegel vertiefe.
Allen Ernstes wurde der Plan erörtert, durch einen großen Kanal innerhalb
der Sahara ein Binnenmeer zu schassen, von dem man sich eine wohltätige
Wirkung auf das Klima der Randgebiete versprach. Zugleich aber wurden Be-
fürchtungen laut. Wenn der Einfluß der warmen Wüstenwinde auf Europa
aufhöre, werde hier die Wärme erheblich sinken, was die schlimmsten Folgen
haben könne. Manche besorgten sogar schon den Eintritt einer neuen Eiszeit.
Alle diese Meinungen sind irrig. Die Saharawinde berühren nur deu äußersten
S. Europas. Von einem irgendwie nennenswerten Einfluß auf das Klima
Europas kann nicht die Rede sein. Vor allem aber ist die Sahara kein Becken,
das man unter Wasser setzen könnte. Nur einige kleine Bodensenkungen im N.
und No. reiche» etwas uuter den Meeresspiegel hinab.
Als Ganzes genommen bildet die Sahara ein Tafelland von 200 bis
500 m mittlerer Höhe. Aber innerhalb ihres ungeheuren Gebietes zeigt sich
ein häufiger Wechsel von Hoch und Niedrig. Neben größeren und kleineren
Einsenknngen finden sich mächtige Höhenplatten, und neben großen, fast voll-
kommen ebenen Flächen Gebirgslandschaften, die an Höhe das Riesengebirge
weit überragen und an Ausdehnung die Alpen übertreffen.
Die Sahara ist auch kein ununterbrochenes Sandmeer. Bielmehr lassen
sich in ihr vier Hauptbodenarten unterscheiden: 1. Die Felswüste, in der das
nackte Gestein zntage tritt, entweder in slachlagernden Bänken oder aufragenden,
oft abenteuerlich gestalteten Felsmassen. Ost ist auch der Boden auf weite
Strecken hin mit scharfkantigen Gesteinssplittern bedeckt. Diese Form der Wüste
bezeichnet der Araber als Hamada. Die Felswüste findet sich besonders auf
den Tafelländern und in den Gebirgen der mittleren und ö. Sahara und ist
die trostloseste aller Wüstenformen. 2. Die Kieswüste oder Serir, deren
Boden mit abgerundeten kleinen Kieseln bedeckt ist. Rohlss wanderte in der
ö. Sahara 5 Tage lang über eine solche fast vollkommen ebene Fläche und
hatte dabei den Eindruck, als ob er auf versteinerten Erbsen marschiere.
Mitunter wurden die Kiesel auch größer, aber nie umfangreicher als eine
Walnuß. 3. Die Sandwüste oder Areg. In ihr ist der Boden mit lockerem,
feinkörnigen!, gelblichem Sande bedeckt, der bald mehr ebenstächig daliegt, bald zu
mächtigen, mitunter über 200 in hohen Dünen aufgehäuft ist. ^u manchen
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Extrahierte Personennamen: Rohlss
Extrahierte Ortsnamen: Sudans Europas Europa Europas Europas Sahara
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Gegenden, namentlich in der Libyschen Wüste, bilden die dichtgedrängten Dünen-
züge förmliche Gebirgslandschaften. 4. Die Lehmwüste. Sie hat in der Sahara
die geringste Ausdehnung und findet sich in Einsenkungen, die ehedem Seebecken
waren. Der Boden besteht aus feinem Schlamm oder Lehm und ist gewöhnlich
stark von Salz durchsetzt. Fällt einmal ein Regenguß, so verwandelt er sich
in eine kotige Masse; dann wird er wieder hart und trocken und zerspringt in
der Hitze in Schollen. Nach Chavanne entfallen in der Sahara Mill. qkm
auf Stein- und Kiesflächen, 2 Mill. auf Gebirge, l1^ Mill. auf Dünengebiete.
Die westliche Sahara beginnt mit einem mehrere Tagereisen breiten Tieflands-
streifen, der am Atlantischen Ozean entlang zieht. Hohe Dünen bedecken die hafenlose Küste
und setzen sich ins Innere des Landes fort. Allmählich hebt sich der Boden ans 3—400 m,
Abb. 4. Karawane in der Dünenwüste.
wird aber noch öfter von tiefer liegenden Gebieten unterbrochen. So zieht sich eine breite
Senke, deren mittlerer Teil als El Dschuf, Bauch der Wüste, bezeichnet wird, in nö.
Richtung vom Senegal bis zur kleinen Syrte. In ihr liegt u. a. die große Oase Tuat
und das Gebiet der tunesischen Schotts (S. 16). In der W.sahara nehmen Dünenland-
schasten einen großen Raum ein (Abb. 4). „Man stelle sich ein Chaos von scharfgeschnittenen
Bergkämmen, von spitzen Zacken, von bald langgezogenen, bald halbmondförmig gekrümmten
Rücken vor, ein endloses Meer von großen Sandwellen mit staunenswert glatten Ab-
hängen, orangegelb oder rötlich widerscheinend, von tiefen Schluchten durchschnitten, in
denen der Mensch, verloren zwischen diesen wandernden Mauern, erstickt; man denke sich
alles dies schweigend, unbeweglich wie ein plötzlich erstarrtes wütendes Meer, alles aber
in eine solche Lichtglut getaucht, so erleuchtet durch die Macht der Sonne, daß man nicht
gelben Sand, fondern eine Anhäufung von Goldstaub zu sehen glaubt, und man wird ein
schwache Vorstellung von einer solchen Landschaft bekommen" (Schirmer). Eine Wanderung
2*
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— 21 —
Tertiärzeit entwickelte sich an verschiedenen Stellen eine lebhafte vulkanische Tätigkeit, wie
zahlreiche Kuppen und Kegelberge bekunden. In der Diluvialzeit empfing die Sahara
reichliche Niederschläge, und es bildeten sich große Flüsse, deren Lauf noch jetzt breite
Trockentäler deutlich erkennen lassen. Die heutigen Höhenunterschiede verdanken ihre Ent-
stehung Senkungen des Bodens, sowohl in Form von Graben- als Kesselbrüchen. Große
Flächen rutschten gegeneinander ab; es entstanden Talfurchen, die später durch das fließende
Wasser weiter ausgearbeitet wurden, und mehr beckenförmige Vertiefungen, in denen sich das
Abb. 5. Ausgehöhlter Pilzfelsen in der Wüste.
Wasser sammelte, die heutigen Oasen. Tie weitere Umgestaltung seit Beginn der Trockenzeit
ist hauptsächlich das Werk der täglichen Wärmeschwankung und des Wiudes.
Die überaus starken Wärmegegensätze zwischen Tag und Nacht (S. 22) bewirken,
daß sich die Gesteine ziemlich rasch abwechselnd ausdehnen und wieder zusammenziehen,
wodurch ihr Gefüge mit der Zeit gelockert wird. Es entstehen Risse, Sprünge, die sich
allmählich vergrößern und ein schaliges Abblättern der Oberfläche zur Folge haben. Bei
manchen Felsblöcken ist der Zusammenhang derart gelöst, daß sie bei einer geringen Er-
schütterung in Tausende von Stücken anseinandersallen. Kein Wunder daher, daß weite
Flächen der Sahara mit Gesteinsscherben und Splittern über und über bedeckt sind. Da
das Gestein von verschiedener Härte ist, erfolgt natürlich die Zerstörung sehr ungleich-
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— 22 —
mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor-
ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er
leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt
und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und
Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden
Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der
Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den
der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber
der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der
Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist
er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor-
rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet
und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden
natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen-
tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der
Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier
scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden
zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen
kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt
ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin
aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe
und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die
Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste
einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind.
Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im
Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen
Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen,
und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann.
„In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der
Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche
Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo-
meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser
scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er-
hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose
Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite
Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten-
gegenden seinen Einfluß geltend machen kann.
Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der
Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos
sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken-
bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre
vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken
nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne
einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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um der wertvollen Federn willen. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß die wilden
Strauße infolge der unablässigen Jagd, die man auf sie machte, immer seltener wurden,
die Federn also gewaltig im Preise stiegen. 1864 wurden im Kaplande mit zwei gefangenen
Straußen die ersten Versuche gemacht. Einen größeren Aufschwung aber nahm die Zucht
erst, als es 1869 gelang, durch künstliche Bebrütung der Eier die Zahl der zahmen
Strauße erheblich zu vermehren. Gegenwärtig soll ihre Zahl 700000 betragen. Der
Preis der Federn ist infolgedessen erheblich zurückgegangen und die Straußenzucht weniger
lohnend als früher. Während z. B. 1882 das Kz Federn 172 Mk. kostete, erhält der
Züchter heute nur noch 75—80 Mk. dafür. — Wenn die Straußenzucht gedeihen soll,
müssen den Tieren möglichst die Bedingungen geschaffen werden, unter denen sie im
wilden Zustande leben. Das am besten geeignete Gebiet ist die Karru. Quadratkilo-
metergroße Flächen sind hier mit Drahtgittern umzäunt und bieten den Straußen Raum,
sich frei umherzutummeln. Alle 6—8 Monate werden den erwachsenen Tieren die für
den Verkauf geeigneten Federn „abgepflückt". Man treibt die Vögel einzeln in einen engen
Verschlag, damit man vor ihren gefährlichen Schnabelhieben sicher ist, und schneidet die
Federn mit einem scharfen Meffer dicht über der Haut ab, so daß die Tiere keinen
Schmerz empfinden. Die großen langen Federn, die sogen. Amazonen, sitzen an den
Flügeln und am Schwanz. Ihre blendendweiße Farbe bekommen sie allerdings erst durch
sorgfältiges Bleichen, denn in natürlichem Zustande haben sie einen gelblichen Ton.
Ebenso sind die Federn von Natur glalt und flach. Die Kräuselung erhalten sie erst
unter den geschickten Händen der Arbeiterinnen. Der Hauptmarkt für Straußenfedern ist
London, wo jährlich für über 20 Mill. Mk. verkauft werden.
Einen gewaltigen Reichtum besitzt Südafrika an Bodenschätzen, besonders
Gold und Diamanten, in geringerem Maße an Kohlen, Kupfer und
Silber.
Das meiste Gold liefert Transvaal, wo man zahlreiche Fundstätten erschlossen hat.
Weitaus am ergiebigsten sind die bei Johannisburg am Witwatersrand, einem
niedrigen, wö. verlaufenden Höhenzuge. Das edle Metall wird fast durchweg bergmännisch
aus festem Gestein gewonnen. 1908 belief sich die Golderzeugung in Transvaal auf rund
600 Mill. Mk., mehr als ein Drittel der Gesamtausbeute der Erde (1700 Mill. Mk.).
Daneben kommt noch Rhodefia in Betracht (52 Mill. Mk.), während die andern Gebiete
nur geringe Mengen liefern. Diamanten sind über ganz Südafrika verbreitet. Man
kennt bis jetzt nicht weniger als 90 Fundbezirke. Die Edelsteine finden sich teils in losen
Schottermassen, namentlich zu beiden Seiten des Vaalslusses, teils in einem festen, tuff-
artigen Ergußgestein. Den ersten Diamanten fand 1867 ein Bur, der beim Verkauf
20000 Mk. daraus löste. Einen zweiten, bedeutend größeren, den man später als den
„Stern Südafrikas" bezeichnete, erhandelte er von einem Negerhäuptling für 500 Schafe,
12 Rinder und 2 Pferde im Werte von 5400 Mk. und erhielt dafür auf der Londoner
Industrieausstellung 220000 Mk. Geschliffen hatte er einen Wert von 500000 Mk. Die
Nachricht von diesen u. a. Funden lockte ganze Scharen von Gräbern herbei. 1870 waren
am Vaalslusse 10000 Diamantsucher tätig, die aus den alten Schottermassen die wertvollen
Steine auswuschen. Als man dann auch Diamanten in festem Gestein entdeckte, besonders
bei Kimberley, ging man zum Bergwerksbetrieb über. Dieser lag anfangs in den
Händen kleiner Gesellschaften, die aber nicht über genügende Mittel verfügten, die nötigen
Anlagen zu machen. Einen großartigen Aufschwung nahm die Diamantengewinnung erst,
als es dem damals in Südafrika mächtigsten Manne, Eecil Rhodes, gelang, mit Hilfe des
Hauses Rothschild in London die kleinen Gesellschaften aufzukaufen und zu der großen
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liegt, bis in die Gegenwart hinein der unbekannte, „dunkle Erdteil" geblieben
ist, daß seine Bewohner, die der n. Randlandschaften ausgenommen, über die
Anfänge der Kultur nicht hinausgekommen sind und daß die europäischen Mächte
erst in neuester Zeit ernstlich mit der Kolonisation und Erschließung des Erd-
teils begonnen haben. Je mehr diese fortschreiten, umsomehr stellt sich übrigens
heraus, daß der Erdteil doch nicht so stiefmütterlich vou der Natur bedacht
worden ist, wie man früher geglaubt hat. Er enthält doch eine Menge wert-
voller Erzeugnisse aus dem Tier- und Pflanzenreiche; gewaltige Flächen eignen
sich für den Betrieb der Viehzucht im großen, andre für den Anbau tropischer
Kulturgewächse, und Südafrika insbesondere zeigt einen unvergleichlichen Reich-
tum an Bodenschätzen, insbesondere an Gold und Diamanten.
Erdgeschichtliches. Afrika zeigt einen überaus einheitlichen Ausbau. Die Grund-
läge bildet eine stark gefallene, aber dann abgetragene Urgebirgsmasse (€>. 20 u. 37). Darüber
lagern ungehaltene Schichten von Absatzgesteinen. Diese reichen in Südafrika aber nur
bis zum Karbon, feit welcher Zeit also hier keine Meeresüberflulung mehr stattgefunden
hat. Nordafrika dagegen war noch zur Kreidezeit, z. T. sogar bis zur Tertiärzeit vom
Meere oder von großen Süßwasserseen bedeckt. In der Tertiärzeit vollzogen sich große
Veränderungen. Durch Brüche und durch Absinken großer Landmassen entstanden die
heutigen Küstenumrisse, wobei zugleich die Ränder vielerorts emporgepreßt wurden.
Madagaskar löste sich vom Festlande, und im Norden zerbräche,: die Landbrücken, die
Afrika mit Europa verbanden (S. 1). Damals entstanden auch die großen Graben-
brüche in Ostafrika (S. 59), wie überhaupt auch im Innern vielfach Landschollen gegen-
einander abrutschten (S. 21 u. 57). Zugleich drangen aus den Bruchspalten große Massen
feurig-flüssigen Gesteins, die teils hohe Feuerberge bildeten, wie den Kilimandscharo,
den Kenia, den Kamerunberg u. a., teils sich als mächtige Lavadecken über das Land aus-
breiteten, wie z. B. in Abessinien (S. 57). Um diese Zeit vollzog sich im N. auch die
Auffaltung des Atlas <S. 3), im äußersten S. wahrscheinlich die der kapländischen
Gebirge, die nach neueren Untersuchungen ebenfalls Faltenzüge sind. Die heutige Ober-
flächenform endlich verdankt das Tafel- und Schollenland Afrikas der seit unermeßlichen
Zeiten wirksamen Abtragung.
Das Klima. Afrika liegt zum weitaus größten Teile innerhalb der Wendekreise
und ist darum der heißeste aller Erdteile. Die wärmsten Gegenden haben ein Jahresmittel
von über 30 °, und selbst im äußersten S. und N. sinkt dieses nicht unter 16 0 hinab. Die
Wärme würde noch erheblich größer sein, wenn nicht Afrika überwiegend Hochland wäre.
Da die Wärme bei je 150 in Bodenerhebung um 10 abnimmt, so ergibt das z. B. für
die süd- und ostafrikanischen Hochländer eine Herabsetzung der Temperatur um 6—12 °.
Die wirkliche Verteilung der Wärme entspricht in Afrika nicht der geographischen
Breitenlage.' Nach zwei Richtungen hin zeigen sich erhebliche Abweichungen: 1. Die
breite, n. vom Äquator gelegene Landmasse ist im allgemeinen heißer als
der schmälere Süden des Erdteils. Die heißesten Gegenden liegen nicht.am Äquator,
sondern n. von diesem im Sudan und in der s. Sahara zwischen dem 5. und 25 ° n. Br.
(S. 22 u. 38). Als Ursachen dieser Abweichung kommen hauptsächlich in Betracht
die tiefere Lage dieser Länder, der bei der Breite der Landmasse geringere Einfluß
des Meeres und vor allem die große Trockenheit und die dadurch bedingte
Pflanzenarmut jener Gegenden. Der nackte Sand- und Felsboden der Wüste und
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Extrahierte Personennamen: Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Südafrika Nordafrika Madagaskar Afrika Europa Ostafrika Kenia Kamerunberg Abessinien Schollenland_Afrikas Afrika Afrika Afrika
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Das Klima Afrikas, insbesondere der Tropengegenden, ist im allgemeinen sehr unge-
sund. Am gefährlichsten sind die feuchtheißen Küstenlandschaften. Tausende von Europäern,
Reisende, Kaufleute, Pflanzer. Missionare, sind hier dem Fieber (Malaria) erlegen. Die
Hochflächen sind zwar im allgemeinen gesünder, aber keineswegs fieberfrei. Oberall, wo
sich Sumpfland, stehendes Gewässer, feuchter Waldboden findet, da tritt auch das Fieber
auf, und der Wind treibt die gefährlichen Krankheitskeime weithin in sonst gesunde Gegenden.
In erster Liuie werden die des heißen Klimas ungewohnten Europaer vom Fieber befallen.
Aber auch die Neger haben darunter zu leiden, und in manchen Gegenden ist mitunter die
Hälfte der Bevölkerung krank. Doch nimmt die Krankheit gewöhnlich einen leichteren Ver-
lauf als bei Europäern. Die Hauptverbreiter des Fiebers sind die Moskitos, verschiedene
Mückenarten, die im feuchten Boden ihre Brutstätten haben und durch ihre Stiche die
Krankheitserreger, Bazillen, auf den Menschen übertragen (Iii. S. 152). Doch scheint die
Krankheit auch durch das Trinkwasser verbreitet zu werden. Mit der fortschreitenden Kultur,
durch die Trockenlegung von Sümpfen und die Beseitigung feuchter Waldstrecken, wird ohne
Zweifel manche Gegend gesunder werden. Auch durch eine vorsichtige, dem Klima ange-
paßte Lebensweise und vorbeugende Arzneimittel kann der Krankheit gewehrt oder doch ihr
Verlauf erleichtert werden.
Eine andere, noch viel gefährlichere, zum Glück aber seltenere Krankheit ist das
Schwarzwasserfieber, das besonders an den Guiueaküsten herrscht und fast immer töd-
lich verläuft. Nach den Untersuchungen Kochs ist es auf Vergiftung mit Chinin zurückzu-
führen, das als Vorbeugungs- und Heilmittel gegen die Malaria verwendet wird. Seinen
Namen verdankt es dem Umstände, daß der Urin sich infolge des Zerfalls der roten Blut-
körperchen schwarz färbt. Neuerdings hat die Schlafkrankheit, die früher auf kleine
Bezirke beschränkt war, eine weitere Verbreitung gefunden. Sie beginnt mit Fieber, Ar-
beitsunlust und Müdigkeit. Im weiteren Verlauf werden die Kranken stumpfsinnig und
verfallen in einen schlafähnlichen Zustand, der endlich in den Tod übergeht. Die Krankheit
wird durch Bakterien übertragen, die durch den Stich der Tsetsefliege ins Blut gelangen.
Sehr häufig sind in Afrika schwere Rnhrerkranknngen (Dysenterie), deren Ursache wohl
das in heißen Gegenden fast überall schlechte Trinkwasser ist. Gefährlich für Europäer ist
auch die große Hitze, die nicht selten den Tod durch sog. Sonnenstich herbeiführt.
Die Pftanzenwelt. Die geringe Regenmenge, die Afrika im Verhältnis zu den
unter gleicher Breite gelegenen Teilen Amerikas und Asiens empfängt, macht es erklärlich,
daß auch seine Pflanzenwelt an Reichtum der Formen und besonders an Üppigkeit hinter
der jener Länder zurücksteht. Man kann drei große Pflanzengebiete unterscheidein
a) Der nordafrikanische Pslanzengürtel umfaßt die Atlasländer und die
Sahara. In jenem hat die Pflanzenwelt noch mittelmeerifches Gepräge wie in Südeuropa
(S. 4, Iii, S. 14). Den Hochsteppen ist das Halsagras eigentümlich (S. 13). Die
Wüste hat nur spärlichen Pflanzenwuchs, meist dornige Gewächse mit lederartigen Blättern
(S. 24).
d) Im tropischen Asrika zeigt die Pflanzenwelt eine reichere Entfallung.
Dichter, feuchter Regeuwald bedeckt die allerdings verhältnismäßig kleinen Gebiete, die
mehr als 100 cm Regen empfangen: die Guiueaküste, einen Teil des Kongobeckens, die
mittlere Ostküste. Wo die Regenmenge geringer ist, bleibt er als Ufer- oder Galerie-
wald auf mehr oder weniger schmale Streifen an den feuchten Flußufern beschränkt
(S. 39). Sonst tritt an seine Stelle der lichte, niedrige Trockenwald mit blattarmen,
dornigen Bäumen und Sträuchern (S. 39). In Gegenden noch größerer Trockenheit
schwindet auch dieser und macht der Hochgrassteppe, der Sa wanne, Platz, die häusig
noch kleine Waldstücke, einzelne Bäume oder Buschwerk enthält und danach als Wald-,
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Extrahierte Personennamen: Kochs
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Afrika Afrika Asiens Südeuropa
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auf die Zahlung der schon erwähnten jährlichen Abgabe beschränkt. Als 1882 in Ägypten
ein Ausstand ausbrach, der sich insbesondere gegen den Einfluß Englands und Frankreichs
richtete, besetzten die Engländer das Land und brachten mit „Genehmigung" des Khediven,
aber unter dem Widerspruch des Sultans die ganze Verwaltung in ihre Hände. Jedem
Minister wurde ein englischer Staatssekretär beigegeben, das Finanzwesen nach englischem
Vorbilde umgestaltet, die ägyptische Armee aufgelöst und dann später durch englische
Offiziere neu eingerichtet. Außerdem blieben auch englische Truppen im Lande. In langen,
schwierigen Kämpfen wurde dann von den Engländern auch der ägyptische Sudan, der sich
1882 losgerissen hatte, wieder erobert (1899).
3. Der Sudan.
Bodengestalt und Gewässer. S. von der Sahara liegt der Sudan, das
„Land der Schwarzen" (Neger). Als ein 1000—1500 km breiter Streifen
erstreckt er sich vom Atlantischen Ozean bis zum Hochlande von Abessinien.
Die Südgrenze wird im W. durch den Busen von Guinea gebildet, weiter ö.
durch eine unter dem 5. Breitengrade verlausende Bodenanschwellung, die das
Kongobecken im N. umsäumt, und durch den Nordabsall des Ostafrikanischen
Hochlandes. Trotz seiner gewaltigen Ausdehnung (7 Mill. qkm, fast 3/4 der
Größe Europas) hat der Sudan ein ziemlich einheitliches Gepräge, nicht nur in
seinem geologischen Aufbau und seiner Oberflächenbildung, sondern auch in
Klima, Pflanzen- und Tierwelt und in der Kultur seiner Bewohner.
Das Grundgerüst des Landes bildet ein abgetragenes Faltengebirge der Urzeit aus
kristallinischen Schiefern mit Durchbrüchen von älteren Erstarrungsgesteinen, Granit,
Grünstein, Porphyr. In einigen Gebieten, besonders im W. und O., finden sich auch
paläozoische Schichten, und in der Tertiärzeit haben an manchen Orten vulkanische Aus-
brüche stattgefunden und z. T. hohe Kegelberge gebildet. Seit der paläozoischen Zeit ist
der Sudan nicht wieder vom Meere bedeckt gewesen. Daher ist die Verwitterung und Ab-
tragung weit vorgeschritten und fast das ganze Land eingeebnet worden. Nur Verhältnis-
mäßig kleine Gebirgsmafsen mit z. T. stark zerrissenen Formen haben sich erhalten. Unter
den Bodenarten hat der Laterit, ein rötlicher oder gelber Lehm, eine außerordentlich weite
Verbreitung. Seine Farbe verdankt er dem starken Gehalt an Eisenoxyd, wie denn auch
häufig Knollen von Brauneisenstein, mitunter bis zu 50 kg Gewicht, in ihm eingebettet
sind. Der Laterit erreicht oft eine Mächtigkeit bis zu 30 und mehr irr. Er hat gewöhnlich
ein lockeres, fchwammig-zelliges Gefüge und ist daher sehr wasserdurchlässig. „Selbst nach
einem starken Platzregen ist jede Pfütze binnen kurzer Zeit verschwunden, und mitten im
regenreichen Tropengebiete liegen die Bäche in den Lateritgeländen viele Monate trocken."
Unter dem Einflüsse der starken Regengüsse und des Sonnenbrandes verwandelt sich die
Oberflächenschicht oft in eine steinharte, schlackenartige, von Sprüngen zerrissene Masse.
Daher auch der Name, der vom lateinischen later, der Ziegelstein, abgeleitet ist. Diese
Beschaffenheit im Verein mit der Durchlässigkeit ist dem Pflauzenwuchse nicht günstig, wes-
halb auch in Lateritläudern Steppen und Sawannen eine so weite Verbreitung haben.
Größere Fruchtbarkeit findet sich nur da, wo das Land reichlich befeuchtet wird. Der
Laterit ist auf die Tropengegenden beschränkt, da große Hitze, der Wechsel von nassen und
trockenen Jahreszeiten und üppiger Pflanzenwuchs die Voraussetzung seiner Bildung sind.
In Afrika soll er 49 °/0 der Gesamtfläche einnehmen, in Südamerika 43, in Asien 16°/0.
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Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreichs Abessinien Guinea Ostafrikanischen
Hochlandes Europas Grünstein Afrika Südamerika Asien
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da, wo sich Seitentäler öffnen, auch fruchtbare Oasen. S. vom See hebt sich das Land
wieder und bildet das Wadi el Araba, das sich als südlichster Teil des Syrischen
Grabens bis zum Roten Meere fortsetzt.
Eine besondere Beachtung verdient der südliche, durch eine vorspringende Halbinsel
abgetrennte Teil des Sees. Er ist sehr seicht, und hier lag wahrscheinlich das fruchtbare
Tal Tiddim mit den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra. Zwei deutsche
Geologen, Nötling und Blankenhorn, haben die Gegend eingehend untersucht, sind aber
bezüglich des Vorganges zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. „Nötling bringt das
Ereignis mit einem vulkanischen Ausbruche in Verbindung, wie solche in geschichtlicher
Zeit hier noch stattgefunden hätten. Ganz in der Nähe, in Moab, zeigen sich überall
Spuren vulkanischer Tätigkeit. Durch ein Erdbeben sei ein verstopfter Ausbruchskanal
geöffnet worden, ein Ausbruch habe Asche und Lapilli ausgeschüttet und eine Rauchsäule
aufsteigen lassen: die Rauchsäule, die Abraham am Rande des Hochlandes bei Hebron sah,
„glich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen". Blankenhorn dagegen bringt das Ereignis
in Verbindung mit einer weiteren Entwicklung der Grabenversenkung durch Untersinken
längs der Spalten. Er sieht darin die Fortsetzung oder das letzte Stadium der Vorgänge,
die die ganze Grabenversenkung gebildet haben. Den Feuer- und Schwefelregen erklärt er
durch hervordringende, durch Selbstentzündung in Brand geratene Kohlenwasserstoff- und
Schwefelwasserstoffgase. Die Bibelworte deuten auf Niederwerfen und Einsturz der Städte
durch Erdbeben. Die Städte wurden „umgekehrt". Die losen Massen auf der Talsohle
sanken ein, das Grundwasser brach hervor, und das Tote Meer überflutete die Niederung,
Erscheinungen, die ähnlich auch in neuerer Zeit, z. B. 1862 am Südende des Baikalsees,
beobachtet worden sind" (Th. Fischer).
Das Ostjordanland trägt in viel höherem Maße das Gepräge einer Hoch-
fläche als das Westjordanland. Nur nach dem Ghor hin ist es stark von
Schluchten zerrissen. Ö. vom Toten Meere erheben sich die Moabiterberge
und das schwer zugängliche Pisgagebirge mit dem Nebo. Die Landschaft
Moab hat fruchtbaren Boden und war im Altertum gut angebaut und dicht
bevölkert und hat auch heute noch neben Steppen Wälder und Ackerland. Weiter
n. liegt die Landschaft Hauran, ein Gebiet erloschener Feuerberge mit noch
wohlerhaltenen Kratern und großen Lavafeldern. Das Gebirge Hauran, dessen
höchster Punkt den Rigi übertrifft, wirkt als Regenfänger und entsendet nach
W. hin zahlreiche Bäche. Diese durchfließen die etwa 3099 qkm große, äußerst
fruchtbare Landschaft Nukra, die den besten Weizen der Erde erzengt und als
die Kornkammer Syriens bezeichnet werden kann. Auch das Gebirge selbst
liefert viel Getreide und trägt auf seinen Höhen schöne Wälder. Sonst ist das
Ostjordanland überwiegend Steppe, ein Land der Viehzucht.
Das Klima. Palästina hat zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter.
Jener ist die Zeit der Dürre, wo vom Juni bis zum Oktober kein Wölkchen am
Himmel erscheint, dieser die Regenzeit, die gewöhnlich im Januar ihren Höhe-
Punkt erreicht. Auch Schnee fällt mitunter, verschwindet aber sogleich wieder,
und das Hochland hat auch einige gelinde Frosttage. Die mittlere Jahreswärme
beträgt in Jerusalem 17°; der Januar hat 8,4, der Juli 24,3°. Wärmer ist
das Küstenland, tropisch heiß das Ghor. Die Niederschlagsmenge, 60—70 cm,
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Extrahierte Personennamen: Abraham Blankenhorn Palästina