Hrsg.: Christlicher Verein im Nördlichen Deutschland
Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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und proteftirte der Staatsrath gegen diese Gewaltthat.
Umsonst erhob sich an demselben und an den folgenden Ta-
gen ein bewaffneter Aufstand in der Vorstadt St. Antoine
und auf den Boulevards und erschienen einzelne Haufen
von Blousenmännern, die mit wildem Hurrah und dem wü-
thenden Rufe: „Nieder mit dem Tyrannen! Es lebe die
Republik!" durch die Straßen zogen. Der Aufstand wurde
mit blutiger Strenge unterdrückt und die im Kampfe ge-
fangenen Aufständischen ohne Weiteres auf dem Marsfelde
erschossen. Das Volk im Allgemeinen, welches der republi-
kanischen Freiheit herzlich müde war und Ruhe um jeden
Preis wünschte, betheiligte sich wenig an dem Kampfe und
die 80,000 Mann Truppen in Paris blieben dem Präsi-
denten treu.
Der Staatsstreich war gelungen. Das Land war im
Ganzen für denselben. Die Volksabstimmung erfolgte un-
ter dem Schrecken vor einer wiederkehrenden Anarchie, unter
Anpreisung des Staatsstreichs als einer rettenden That und
unter der alle Freiheit der Presse unterdrückenden Herrschaft
des Kriegsgesetzes. Sie ergab 772 Millionen Stimmen
für den vom Präsidenten vorgelegten Gesetzesentwurf, und
nur 650,000 dagegen. Durch ein Dekret vom 10. Januar
1852 wurden alle militärischen und parlamentarischen Be-
rühmtheiten, die der neuen Diktatur feindselig sein könnten,
des Landes verwiesen, und eine Anzahl Republikaner zur
Deportation bestimmt. Die Güter der Familie Orleans
wurden, um dieser Dynastie gleichsam die Brücke zur Rück-
kehr nach Frankreich abzuschneiden, konfiszirt.
Am 14. Januar 1852 wurde die neue Verfassung ver-
kündigt. Sie war ähnlich jener des ersten Konsulats vom
Jahr 1799. Sie setzte neben dem mit fast diktatorischer Ge-
walt ausgerüsteten Präsidenten einen Staatörath ein zur Aus-
arbeitung der Gesetze, einen unabsetzbaren Senat von 150
Mitgliedern, aus allen berühmten Männern des Landes ge-
wählt und von der Regierung besoldet, zur Erhaltung der
Verfassung, und eine gesetzgebende Körperschaft von 262
Mitgliedern, welche auf je 6 Jahre ernannt ist und ohne
Debatte die vom Staatsrath vorgeschlagenen Gesetze entwe-
der anzunehmen oder zu verwerfeu hat.
Mit der Annahme dieser Verfassung warf sich das auf
seine Freiheit sonst so eifersüchtige Frankreich dem napoleo-
nischen Despotismus wieder in die Arme. Von da bis
zum erblichen Kaiserthum war nur noch ein Schritt. Durch
4*
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
die milde Regierung, die Gleichheit der Rechte Aller beförderten die Auf-
nahme und den Wohlstand der Kolonisten. Ihren Überfluß nahm
ihnen der Britte ab und gab ihnen dafür Manufakturwaaren und alle
ihre Bedürfnisse zurück. Diefer Brittifche Handel war das Einzige,
was sie beschränkte; unmittelbare Abgaben hatten sie an das Mutter-
land nicht zu zahlen.
' Die Wichtigkeit diefer Kolonien bewährte sich befonderz in dem
Kriege zwischen England und Frankreich, den dev Frieden von 1763
beendigte, in welchem England von seinen 13 Kolonien bedeutende
Unterstützung an Geld, Lebensmitteln und Mannschaft erhielt, und
ihnen gröfitentheils die Eroberung Canadas verdankte. Je mehr aber
diese Kolonien wuchsen und erstarkten, desto weniger wollten sie die
Eingriffe dulden, die sich die Brittifche Negierung in ihre bürgerlichen
und Handelsrechte zu erlauben anfing. Sie zeigten sich daher schwie-
rig, als sie durch einige Abgaben zu den gehabten Kosten der Erobe-
rung Canadas und den dadurch vermehrten Staatsschulden beitragen
sollten. Die 1765 im Brittifchen Parlamente durchgegangene Stempel-
Akte, vermöge welcher bei allen öffentlichen Geschäften in den Kolonien
nur Stempelpapier gebraucht werden durfte, wovon das Einkommen
zunächst zur Verwaltung der Kolonien, der Überschuß aber zur Ver-
minderung der Nationalfchuld verwendet werden sollte, erregte allgemei-
nen Unwillen, besonders zu Boston; daher auch der Staat diese Abgabe
wieder zurücknahm. Das Ministerium, welches glaubte, hierdurch zu
viel nachgegeben zu haben, suchte von Neuem die Kolonie zu zwingen,
Abgaben zu bezahlen und verletzte die geheiligten Rechte der Freiheits-
briefe, welche die Kolonien früher erhalten hatten. Der 1769 erneu-
erte Plan zu Abgaben von Seiten der Kolonien erregte eine noch stärkere
Opposition, als die Stempelabgabe gefunden hatte, besonders entstand
durch die befohlene Abgabe von dem eingeführten Thee der lebhafteste
Unwillen. Als daher drei, der Ostindifchen Gesellschaft gehörige
Schiffe, die mit Thee beladen waren, 1773 zu Boston, der Haupt-
stadt von Massachusetts, ankamen: so entschloß man sich, die Abgabe
nicht zu bezahlen und warf die ganze Ladung ins Meer. Dies war das
Signal zur Revolution. Zur Bestrafung dieses Aufstandes legte England
der Stadt eine dem Werthe des Thees angemessene Geldstrafe auf, sperrte
den Hafen zu Boston und erklärte die Rechte der Kolonie für aufge-
hoben. Diese strenge Maßregeln, anstatt die erwartete Wirkung her-
vorzubringen, veranlaßte die Bildung eines Kongresses zu Philadelphia,
wo die Deputirten die Rechte des Volks festsetzten, die dagegen ge-
machten Eingriffe darstellten und auf Wiederherstellung ihrer Privile-
gien drangen. Eine Deputation mit einer Bittschrift an das Parla-
ment, wegen Aufrechterhaltung der Rechte der Kolonien, wurde nach
England geschickt, erhielt aber abschlagliche Antwort. Von diesem Au-
genblicke an würde die Sache Bostons eine allgemeine Sache und'die
auf dem weiten Raume der Kolonie zerstreute Volksmenge zeigte sich
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England Frankreich England Boston Boston Massachusetts Boston Philadelphia England Bostons
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Brasilien.
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rungsgeschäfte gingen in gewohntem Schlendrian fort, die Monopole
wurden beibehalten, der Zwischenhandel im Innern ward durch die
widersinnigsten Zollgesetze erschwert und überhaupt das Land ausgeso-
gen und wenig besser als eine eroberte Provinz behandelt. Auch ließ
sich die Regierung in einen muthwilligen Krieg wegen der Banda
Oriental mit den Spanischen Kolonien ein, die sich für unabhängig
zu erklären angefangen hatten, und behauptete diese Provinz mit der
Hauptstadt Montevideo gegen die la Plata-Republik, welche darauf
Anspruch machte. Durch alles dieses verbreitete sich in Brasilien die
größte Unzufriedenheit mit der 'Portugiesischen Regierung und ihren
fortdauernden Mißbräuchen. Unterdeß ereignete sich 1820 in Portu-
gal selbst eine sehr wichtige Staatsveränderung. Es brach nämlich
daselbst, vom Militär ausgehend, eine Revolution aus, der zufolge ei-
ne Konstitution proklamirt wurde. Die Nachricht hiervon vernahm
man in Brasilien mit Freude und Jubel, und auch hier proklamirte
das Portugiesische Militär die neue Konstitution. Der König den
Umstanden nachgebend, bewilligte Brasilien diese Konstitution, und von
den Cortes von Portugal aufgefordert, in seine Europäischen Staaten
zurückzukehren, schiffte er sich am 26. April 1821 mit seiner Familie,
mehreren tausend Personen und großen Schätzen ein, die an baarem
Gelde und an ungemünztem Golde (die Diamanten ungerechnet) auf
60 Millionen Crusados *) angeschlagen wurden; denn man hatte alle
öffentlichen Kassen geleert. Unter allgemeinen Verwünschungen segelte
der Monarch aus Brasilien ab, und der an sich schon große Unwillen
der Brasilianer stieg noch höher, als man erfuhr, daß die Cortes in
Lissabon nur darauf bedacht wären Portugal eine freie Verfassung zu
geben, Brasilien hingegen, mit Ausnahme geringerer Abänderungen,
in der alten Abhängigkeit und Unterwürfigkeit einer Kolonialprovinz
zu erhalten. Eine Folge hiervon war, daß kurz darauf (im I. 1822)
Brasilien sich für unabhängig von Portugal erklärte. Der älteste
königl. Prinz, Dom Pedro, welchen der König bei seiner Abreise
zum Prinz-Regenten von Brasilien ernannt hatte, wurde nun von
den Brasilianern zum Kaiser von Brasilien ausgerufen.und nahm
als solcher den Namen Pedro I. (Peter I.) an. Er gab hier-
aus (1823) Brasilien eine liberale konstitutionelle Verfassung und
dehnte dasselbe bis zum nördlichen User des la Plataflusses aus, in-
dem er die Banda Oriental unter dem Namen der Cisplatinischen
Provinz damit vereinigte. Auch brachte er es bei seinem Vater, Jo-
hann Vi. dem in Portugal herrschenden Könige, dahin, daß derselbe
1825 Brasilien als ein von Portugal völlig unabhängiges Reich an-
erkannte, welchem Beispiele sodann gleichfalls die andern Europäischen
Staaten folgten.
Die neue Erwerbung aber, die er an der Cisplatinischen Pro-
*) Ein Crusado ist ohngesähr 20 Groschen.
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Extrahierte Personennamen: Pedro Peter_I.
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Banda
Oriental Montevideo Plata-Republik Brasilien Brasilien Portugal Brasilien Lissabon Portugal Brasilien Brasilien Portugal Brasilien Brasilien Brasilien Banda_Oriental Portugal Portugal