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1. Allgemeine Erdkunde - S. 34

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 34 — häufig Steinkohlenlager vorkommen. Die unterste Schicht ist der Kohlenkalk (so genannt, weil der Kalk zur Kohlenformation gehört, nicht wegen Beimengung von Kohle), und auf ihm liegt das produktive Kohlengebirge, das zwischen Schichten von Kohlen- sandstein und Kohlenschieser Flöze von Steinkohlen enthält. Der Kohlenkalk ist eine marine Bildung, also aus Ablagerungen des Meeres entstanden, die übrigen Schichten hingegen sind Strand- bildungen. Die Kohlen sind aus Bäumen umgebildet, welche meistens riesige Schachtelhalme, Baumsarue oder sog. Siegelbäumen und Schuppenbäumen (Lepidodendren) waren und an den Küsten der Meere dichte, sumpsige Wälder bildeten. — Die schichtweise Wiederholung von Kohlenflözen deutet darauf hin, daß die betreffenden Gebiete mehrmals von Meeren überflutet wurden, welche die in der trockenen Zwischenzeit üppig ausge- schlossene Vegetation unter Schlamm und Sandmassen begruben. Die meisten Kohlenlager finden sich an den Ufern einstiger (sog. karbonischer) Meere (Ober- und Niederfchlesieu, Westfalen, Belgien, England und Nordamerika), andere dagegen an den Küsten von srüheren kontinentalen Seebecken (Böhmen, Saarbrücken). Am Ende der Karbonzeit fanden auf der Erde große tektonische Ver- änderungen mit bedeutender Gebirgsbildung statt. Damals sind wahrscheinlich gewaltige Gebirge entstanden, die den größten der Jetztzeit an Höhe und Ausdehnung nicht nachstanden. Sie wurden aber in den folgenden Zeiten meistens wieder abgeräumt und sind uur in Resten erhalten. Auch quollen in der Karbonzeit und in der folgenden Periode riesige Mengen von eruptiven Gesteinen hervor, und neben Graniten entstanden vor allem Porphyrmassen. 5. Perm oder Dyas.*) Der erste Name ist dem System nach dem russischen Gouvernement Perm, in dem es sich über weite Räume ausdehnt, gegeben; den zweiten hat es erhalten, weil es aus zwei Hauptgliedern besteht, dem Rotliegenden und dem Zechstein. Den Karbonschichten liegt zunächst das Rot- liegende aus. Es bildete sich vor allem aus den Trümmern älterer Gebirge und zeigt namentlich groben Sandstein und Konglomerate. Da von fossilen Pflanzenresten sich uur Land- pflanzen im Rotliegeuden vorfinden, daneben aber in ihm Fifche und Amphibien vorkommen, so wird es dadurch als eine Strand- bildung charakterisiert, zu der das Material wahrscheinlich durch die Flüsse herbeigeschafft wurde. Als echte Meeresbildung erweist sich hingegen der das Rotliegende vielerorts bedeckende Zech stein, der aus schwarzem, kupserreichem Schiefer und grauem Kalkstein besteht und als Beweis seines marinen Ursprungs außer fossilen Meerestieren reiche Gips- und Steinsalzlager (Zierenberg bei Berlin, Staßsurt) einschließt. — Harzrand, Thüringer Wald, Sudeten. *) Griech. Zweiheit.

2. Allgemeine Erdkunde - S. 36

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 36 — daß an den Rändern der Täler die helle Kenpernnterlage hervor- scheint. Der Dogger bildet meist die schmale Zone der steilen Abhänge, namentlich die Vorhöhen der Rauhen Alb, während der Malm, ein Heller, fester Kalk, mit seinen weißen Felswänden sich oft mauerartig erhebt und sich dann zum wasserarmen Plateau verbreitert. Der Jura ist aus den Ablagerungen von Meeren entstanden und enthält deshalb zahllose Versteinerungen von Seetieren. In unglaublicher Mannigfaltigkeit birgt er Überreste von Ammoniten und Belemniten. Die Ammoniten, schon in der Triaszeit vor- kommend, waren Kopffüßer mit spiralförmig gewundenem Gehäuse von Linsen- bis Wagenradgröße. Von den Belemniten, die an die heutigen Tintenfische erinnern, sind die fingerförmigen unteren Spitzen ihrer inneren Kalkgerüste sehr häufig gefunden und als „Donnerkeile" bekannt geworden. Die wichtigste Rolle unter den Wirbeltieren der Jurazeit spielen die Reptilien; man hat darum die Juraperiode wohl das „Reptilzeitalter der Erde" genannt. Besonders häufig unter ihnen war der Ichthyosaurus, ein 3—13 m langes Meerreptil von Delphinsorm mit spitzem Kopfe, Rückenflosse und zum Schwimmen eingerichteten Füßen. Auch der Plesiosaurus lebte im Meere; er hatte bei kurzem Leibe einen unverhältnismäßig langen Hals und einen starken Schwanz, so daß er aussah, „als ob man eine Schlange durch den Leib einer Schildkröte gezogen hätte". Namentlich reich an Versteinerungen ist der Solnhofener Schiefer, ein im oberen Jura liegender schieferiger Kalk, der in einer seichten Bucht als Kalkschlamm abgesetzt wurde. In ihm sand man u. a. die Überreste des Pterodaktylus, eines fliegenden Sauriers von Sperlings- bis Rabengröße, der den Übergang von den Reptilien zu den Vögeln darstellt. Auch der durch seine gezahnten Kiefer und durch seinen Schwanz den Fluchechsen nahestehende Urvogel, Archäopterix genannt, wurde in Solnhosen gefunden. Er hatte die Größe eines kleinen Raben. — Schweizer Jura, Deutscher Jura, Weserkette. 3. Kreide. Dieses System umfaßt außerordentlich viele und verschiedene Gesteine. Außer der in den obersten Schichten vorkommenden weißen Schreibkreide (Rügen, Dänemark, Südost- England), die dem ganzen System den Namen gegeben hat, ge- hören zu ihm namentlich die sog. Quadersandsteine (Sächsische Schweiz) und daneben reine Kalksteine, mergelige Kalksteine und Mergel. Man pflegt das ganze System in die untere und obere Kreide zu gliedern. Beide Abteilungen unterscheiden sich wesentlich in den eingeschlossenen Versteinerungen, die in der unteren Kreide an die Juraperiode anschließen, in der oberen dagegen vollständig neue Formen pflanzlicher und tierischer Organismen zeigen. Merkenswert ist besonders, daß in diesem System zuerst Pflanzen auftreten, die den heute vorkommenden sehr ähnlich sind, (echte Nadelhölzer, Magnolien, Tulpenbaum, Eichen, Buchen, Palmen

3. Allgemeine Erdkunde - S. 40

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 40 — als die obengenannte an, so daß wir von der letzten Eiszeit eine kürzere Zeit entfernt sind, als diese von der vorletzten, und wir also vielleicht mitten in einer neuen Zwischeneiszeit stehen, der wieder eine Vergletscherung folgen kann. Das Klima der Jnterglacialzeiten war wahrscheinlich ein ver- hältnismäßig recht trockenes. Man schließt das aus der Ent- stehung gewaltiger Schichten von Löß, der z. B. in China über 500 m mächtig ist und in etwas veränderter Form als „schwarze Erde" (Tschernosiom) im südlichen Rußland weite Strecken deckt. Seine Entstehung ist namentlich der Wirkung des Windes zuzu- schreiben, der von den Gebirgen und aus Wüsten die feinsten Teile des verwitterten Gesteins als Staub hinwegführte und in benachbarten Ebenen absetzte. In vielen Fällen waren diese Ebenen Grassteppen, deren Pflanzendecke infolge der nieder- geschlagenen Staubmassen sich mit der Zeit erhöhte, während die absterbenden Wurzeln seine, meist vertikal gerichtete Hohlräume in dem etwas verfestigten Löß zurückließen. Der Lößboden, aus Tonstaub mit Salz- und Kalkgehalt gebildet, wurde an vielen Stellen vom Wasser ausgelaugt und so zu einer sehr fruchtbaren Erdschicht umgewandelt. Die Tier- und Pflanzenwelt der alteren Quartärzeit schließt sich unmittelbar an die des Tertiärzeitalters an und hat sich ohne große Veränderungen zu den heutigen Formen weiterentwickelt. Freilich sind manche Tiersamilien im Lause der Zeit ausgestorben, und von ihnen findet man hin und wieder Knochen, ja ganze Skelette in den quartären Bodenschichten und im Eise Sibiriens erhalten. So liegen in vielen Höhlen massenhafte Reste des jetzt verschwundenen Höhlenbären, und in Sibirien werden nicht selten vollständige Skelette riesiger Elefantenarten (Mammut) auf- gefunden. Wenn bezüglich der Tier- und Pflanzenwelt kaum eine Grenze zwischen Tertiär- und Quartärzeit zu ziehen ist, so wird letztere deutlich durch das Erscheinen des Menschen bestimmt. Zwar ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß auch schon in der Tertiärzeit Menschen lebten, doch sichere Spuren derselben (Steinwerkzeug u. s. w.) sind erst in den älteren Quartärschichten erhalten ge- blieben. Man pflegt das Quartärsystem wieder in zwei Abteilungen zu gliedern, in das Diluvium*) und das Alluviumwobei man zum Alluvium die seit der letzten Eiszeit entstandenen Bodenbildungen rechnet (Ablagerungen an Küsten, in Binnen- seen und in den Überschwemmungsgebieten der Flüsse, Torf, *) Lat., Wasserflut. Die Eiszeiten brachten neben dem Sinken der Temperatur eine außerordentliche Vermehrung der Niederschläge („Pluvial- periode"), die wieder eine gewaltige Vergrößerung abflußloser Seen be- wirkten. So sind z. B. der Kaspyche See, der Aralsee und der Große Salzsee nur kümmerliche Reste einstiger weit ausgedehnter Wasserflächen. **j Lat., Schwemmland.

4. Allgemeine Erdkunde - S. 41

1907 - Halle a. S. : Schroedel
41 Humuserde, Dünen). Da aber die seit der letzten Vereisung ver- strichene Zeit im Verhältnis zu den Jnterglacialzeiten nur kurz ist und möglicherweise durch eine abermalige Vergletscherung zu einer Zwischeneiszeit werden kann, da.weiter Tiere und Pflanzen in beiden Teilen der Quartärzeit nur geringe Unterschiede aufweisen, so ist eine solche Gliederung unnötig und kaum zu rechtfertigen. k. Übersicht über die Gesteinsformationen. Wenn man die Gesteinsschichten nach ihrer Entstehungszeit ordnet und dabei mit den jüngeren beginnt, so ergibt sich folgendes Schema: I. Quartärbildungen (anthropozoisches Zeitalter): Alluvium, Diluvium. Ii. Tertiäre Gesteinsgruppe (känözoisches Zeitalter): Jüngeres Tertiär. Älteres Tertiär. Iii. Sekundäre Gesteinsgruppe (mesozoisches Zeitalter): i obere Kreide. Krnde j^ere „ weißer Jura (Malm). Jura \ brauner Jura (Dogger). | schwarzer Iura (Lias). Keuper. Trias Muschelkalk. ! Buntsandstein. Iv. Primäre Gesteinsgruppe (paläozoisches Zeitalter): Duas ! Sechstem. \ Rotliegendes. Karbon. Devon. Silur. Kambrium. V. Archäische Gesteinsgruppe (prozoisches Zeitalter): Urtonschiefer (Phyllit), Glimmerschiefer, Gneis. Eruptiv gestein e: Heutige Eruptivgesteine: Lava, Asche. Junge „ Trachyt, Phonolith, Basalt. Mittlere „ Porphyr, Syenit, Granit. Alte „ Syenit, Granit. B. Gegenwärtige Bewegungen der Erdrinde. Obwohl die Gegenwart solche gewaltigen Veränderungen der festen Erdkruste, wie die geologische Vergangenheit sie mit sich brachte, nicht kennt, so haben doch die Bewegungen der Erdrinde (Endogene Vorgänge.)*) *) Von gr. endon, innen und gennao, ich erzeuge.

5. Allgemeine Erdkunde - S. 43

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 43 — Lavastrom und wälzt sich, die Kulturen wie die Wohnstätten der Menschen auf seinem Psade durch seine fürchterliche Glm ver- nichtend, die Abhänge des Berges hinab. In der Regel ist da-- mit die furchtbarste Gewalt der Eruption gebrochen." (Peschel.) Natürlich gehen nicht alle vulkanischen Ausbrüche in der geschil- derten Weise vor sich; äk sind in ihren Erscheinungssormen wie in ihren Verderblicheimvirkungen außerordentlich verschieden. Besonders merkwürdig verlies die Katastrophe, von der im Mai 1902 die westindische Insel Martinique heimgesucht wurde. Nach- dem der Ausbruch der Montagne Pelee am 5. Mai und in den beiden folgenden Tagen so ziemlich in der gewöhnlichen Weise geschehen war, und der Berg sich anscheinend etwas wieder be- ruhigt hatte, stürzte sich ganz plötzlich am Morgen des 8. Mai lawinengleich eine ungeheure, aus Dampf und glühender Asche bestehende und unaufhörlich von Blitzen durchzuckte Wolke die Berghänge abwärts auf die Stadt St. Pierre, die im Nu iu Flamäien stand und mit 30000 Bewohnern in wenigen Minuten vernichtet wurde. Da ein vulkanischer Ausbruch sast immer in der ganzen Um- gebung des Vulkans furchtbare Verheerungen anrichtet, so hat man seit langem auf etwaige Vorzeichen einer Eruption geachtet; allein alle gewonnenen Beobachtungen erwiesen sich nicht als allgemein gültig. In der Umgegend des Vesuvs versiegen nicht selten vor einem Ausbruch die Brunnen; bei den in die Schneeregion aufragenden Vulkanen Islands oder Kamtschatkas schmilzt oft infolge der einer Eruption vorangehenden Erhitzung des Gesteins die Schneedecke des Berges, und noch häufiger künden Erdbeben einen Ausbruch an. Aber alle diese Vorzeichen sind nicht verläßlich, da nicht selten ganz ohne ein solches der Vulkan in Tätigkeit tritt. Bedeutsamer sind schon in dieser Hinsicht die Veränderungen, die durch Hebung des Grundes im Krater vor eiuem Ausbruch zu entstehen pflegen; aber unbedingt sicher wird ein solcher auch durch sie nicht angekündigt. An Auswurfsmaterialien kann eine Eruption vulkanische Asche, Schlacken und Lava hervorbringen; mitunter werden auch von dem nicht vulkanischen Gestein des Untergrundes Bruch- stücke abgerissen und in die Höhe geworfen. Die vulkanische Asche besteht aus seinen, hell- oder dunkelgrau gesärbten Gesteins- teilen, die teils durch Reibung der emporgeschleuderten Schlacken aneinander, mehr aber durch vollständige Zertrümmerung von Gesteinen insolge der Dampsexplosionen gebildet wurden. Sie gibt der aufsteigenden Dampssäule, in der sie mit emporgerissen wird, eine dunkle Färbung. Infolge ihrer Feinheit wird sie oft sehr hoch in die Luft hinaufgeführt (beim Vesuv 1822 über 3000 in, beim Krakatau in der Sundaftraße 1883 noch ganz be- deutend höher). Wegen der Leichtigkeit ihrer einzelnen Teilchen kann ein starker Lustzug sie weithiu verwehen. Im Jahre 512 flog z. B. die Asche vom Vesuv bis Konstantinopel, 1835 vom V

6. Allgemeine Erdkunde - S. 45

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 45 — oder schwerer schmelzbar sind; sie beeinflußt wieder die Schnellig- feit, mit der ein Lavastrom sich fortbewegt. Man hat Laven beobachtet, die dünnflüssig wie Wasser waren und in der Stunde 20—30 km zurücklegten; andere wieder bewegten sich in dieser Zeit nur 0,5 km fort. Je mehr die Lava erkaltet, desto mehr verlangsamt sich ihr Fortschreiten, das ja außerdem stets von der Neigung der überströmten.bergwand abhängig ist. Die Erkaltung eines Lavastromes geht an der Sohle und an der Oberfläche desselben rasch vor sich, so daß er oft schon wenige Stunden nach seinem Ausfließen betreten werden kann. Das Innere des Stromes bleibt hingegen noch lange glühend und fließt nicht selten aus der erstarrten äußeren Schicht nach unten ab. Aus diese Weise entstehen röhrenartige Höhlungen, deren Decke sreilich oft später einbricht. Die Zeit, welche ein Lavastrom bis zur voll- ständigen Erkaltung braucht, ist sehr verschieden. So war ein im August 1832 dem Vesuv entquollener Strom schon am 17. Ok- tober desselben Jahres vollkommen erkaltet; hingegen wurde 1830 am Ätna bei einem 43 Jahre vorher ausgeflossenen Strome noch das Hervordringen heißer Dämpfe beobachtet. Daß ein Lava- ström im allgemeinen recht lange Zeit bis zur vollkommenen Ab- kühlung gebraucht, rührt daher, daß die zuerst erkaltete äußere Schlackenschale die Wärme schlecht leitet, und daß die ausgestrahlte Wärme teilweise einen Ersatz in der bei der Kristallbildung frei werdenden hat. Die Oberfläche erkalteter Lavamassen zeigt mannig- fache Formen. Kühlt sich ein Lavastrom unter starker Dampf- entwicklung rasch ab, so zerfällt er in einen lockeren Trümmer- Hausen (Blocklava); erfolgt die Erstarrung allmählich, so bildet das immer zäher werdende Magma breite Flächen (Fladenlava); findet dabei vor dem völligen Erkalten noch eine Weiterbewegung statt, so entstehen wunderliche Windungen und Verzerrungen in der Lavamasse (Gekröselava). Aus einem noch nicht völlig er- kälteten Lavastrome bilden sich mitunter durch das heftige Aus- strömen von Wasserdämpfen, welche kleine Lavafetzen mit sich reißen, niedrige Schlackenschornsteine. (Fig. 24.) Die Lavamengen, welche eine Eruption her- vorbringt, sind oft außer- ordentlich groß. Der Skap- tar Jökull auf Island ent- sandte 1783 zw ei Lavaströme, die 80 und 45 km lang waren, und deren Masse man auf 27000 Mill. cbm schätzt. Nach der Art der aus- _ ^ geworfenen Materialien sind die Ausbrüche der Vulkane Oa sehr verfchieden. Beim Ve- suv vollzieht sich die Eruption gewöhnlich in der vorhin

7. Allgemeine Erdkunde - S. 48

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 48 — eines halb geöffneten Regenschirms!) Da natürlich namentlich der Kraterrand allen diesen Zerstörungen ausgesetzt ist, so erweitert und verflacht sich der Krater durch die nach innen fallenden ab- gebröckelten Teile immer mehr, wird auch nicht selten an der einen Seite ganz geöffnet und erhält so statt des geschlossenen einen hnseisensörmig verlausenden Rand (Somma am Vesuv, Santorin). Von besonderer Wichtigkeit für den Bau eines Vulkanberges und für die Erhaltung seiner Form ist es, ob die Eruptionsstelle dieselbe bleibt oder sich an andere Punkte des Vulkans verschiebt. Im ersten Falle werden bei tätigen Vulkanen .gewöhnlich die hinweggeführten Massen durch neue ersetzt, so daß der Berg in den meisten Fällen seine ursprüngliche Forin und Höhe so ziemlich behält. Finden aber die Eruptionen aus seit- licheu Spalten heraus statt, so entstehen» salls sie nicht bedeutend sind, an den Berghängen vi^le kleine K?ater (am Ätna mehrere hundert), oder aber es wird durch Zusammenstürzen der über den Spalten liegenden Teile des Berges die Gestalt desselben ganz verändert. Dasselbe tritt ein, wenn der Vulkan zwar zentrale Ausbrüche behält, diese aber ihre Stelle verlegeu. Dadurch ent- stehen an Stelle eines größeren Berges oft viele kleinere Kegel mit Kratern. So zählt man in den Phlegräischen Feldern bei Neapel aus einem Räume von 220 qkm 27 kleine Vulkane, und aus dem Isthmus von Auckland in Neu-Seeland rief das Wandern der Eruptionsstelle auf einer Fläche von ca. 500 qkm nicht weniger als 63 Krater hervor. Die Tätigkeit der Vulkane ist meistens keine gleichmäßige und andauernde, es wechseln vielmehr gewöhnlich Zeiten ae- steigerter Tätigkeit mit oft langen Perioden der Ruhe ab. Bei manchen Vulkanen liegen zwischen zwei Ausbrüchen jahrhunderte- lange Ruhepausen, und wieder andere sind faft beständig in Tätigkeit. Unter den europäischen Vulkanen ist der Stromboli (Liparische Inseln) der tätigste. Aus einigen Off- nungen innerhalb seines Kraters dringen zischend Därnpse her- vor; aus anderen steigt in Pausen von etwa einer halben Stunde Lava aus, die von gewaltigen Dampfblasen emporgetrieben und beim Platzen dieser als Schlacken in die Höhe geworfen wird, worauf die Lavamasse sinkt, um dann von neuem emporzusteigen. Diese Tätigkeit zeigt der Vulkan schon seit mehr als zwei Jahr- tansenden faft ununterbrochen, doch nicht ganz gleichartig, da er 1889 und 1891 auch Lavaströme zum Meere sandte. Die meisten Vulkane sind aber nur periodisch (intermittierend) tätig. Zu dieser Art gehört der Vesuv. Er galt im Altertum für erloschen und soll damals bis zum Gipfel mit Bäumen bewachsen gewesen sein und ein großes, slaches, mit wilden Reben bestandenes Krater- bassin gehabt haben, in welchem angeblich Spartacus nnt seinem Sklavenheere Schutz suchen konnte. Den ersten historisch be- alanbigten Ausbruch hatte der Berg am 23. und 24. August des Jahres 79 u. Chr., und durch diesen wurden die Städte Pompeji,

8. Allgemeine Erdkunde - S. 50

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 50 — Bogen von Neu-Seeland nach Neu-Guinea, von dort über Gilolo und die Philippinen nach Formosa, weiter über die japanischen Inseln nach Kamtschatka und über die Aleuten nach Alaska. Vom Eliasberg nach Süden hin liegen viele jetzt erloschene, aber noch am Schlüsse der Tertiärzeit tätige Vulkane., Am Kaskaden- gebirge beginnt wieder die Reihe der tätigen Vulkane und zieht sich, mit einigen Unterbrechungen, über Mexiko, Zentralamerika, Ecuador, Peru und Chile bis ins südliche Patagonien hin. Das Innere des so umrandeten Beckens hat in der Mitte die Riesen- vulkane der Hawaii-Inseln und außerdem noch wenige radial verlausende Vulkanreihen (Japan—ladronen, Neu-Seeland—sa- moa), ist aber im allgemeinen arm an tätigen Vulkanen (von den unterseeischen abgesehen). Außer dem Großeu Ozean haben noch das Mittelmeer, das Karibische Meer und die Sundasee an ihren Küsten Vulkanreihen. Die Ränder des Atlantischen und des Indischen Ozeans (abgesehen von den Antillen bezw. von den Sundainseln) sind arm an Vulkanen. Da die Mehrheit der Vulkane an den Meeresküsten liegt, so hat man früher unter Be- rücksichtigung der wichtigen Rolle, die der Wasserdamps bei den Eruptionen spielt, daraus gefolgert, daß die Nähe des Meeres eine wesentliche Bedingung für das Entstehen von Vulkanen sei. Dieser Annahme widerspricht nicht die Tatsache, daß in Mittel- europa eine Kette von erloschenen Vulkauen sich von der Auvergne bis nach Böhmen hinzieht; denn auch diese Linie war früher Küste alter Meere. Das Irrige dieser Anschauung wurde aber erkannt, als man in Tienschan, also im Herzen der asiatischen Landmasse, in der Mandschurei 800 Km von der Küste und in Zentralasrika tätige oder doch erst vor kurzem erloschene Vulkane sand. Nicht die Nähe des Meeres, sondern das Vorhandensein großer Bruch- spalten in der Erdrinde ist für das Entstehen von Vulkauen bedingend. Solche Brüche ziehen sich häusig an der Küste der Kontinente hin und sind bestimmend gewesen für die Verbreitung der Meere, und darum kann die Häufung der Vulkaue an der Meeresküste nichts Auffälliges haben. Daß Vulkane an der Küste des Atlantischen Ozeans — mit Ausnahme Westindiens und Mittelafrikas — fehlen, kommt daher, daß die Küsten von alten Schollen und nicht, wie die des Großen Ozeans, von jungen Faltengebirgen gebildet werden. Die Bedeutung der großen Bruch- linien für die Entstehung von Vulkanen wird dadurch deutlich erwiesen, daß an der großen Grabenversenkung, die von Syrien über das Tote und das Rote Meer zum Nyassa-See zieht,> neben vielen erloschenen einige noch heute tätige Vulkane liegen. (Fig. 27.) Wo mehrere Bruch linien sich kreuzen, entstehen ost ganze Gruppen von Vulkanen (Azoren, Kanarische Inseln u. a.). Über unterseeische Vulkane hat jtnan naturgemäß wenige Beobachtungen machen können. Daß aber dem Meeresboden vulkanische Ausbrüche keineswegs gefehlt haben, zeigt einesteils die Menge lockeren Auswurfsmaterials in den Tiefseeablagerungen,

9. Allgemeine Erdkunde - S. 52

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 52 — den Eruptionen und die Herkunft des dabei tätigen Wasserdampfes hat die Forschung bisher noch nicht vollständig befriedigend zu erklären vermocht. Ohne Frage spielt der - Wasserdampf beim Empordringen des Magmas eine sehr wichtige Rolle, und die durch ihn bewirkten Explosionen offnen gewöhnlich den Eruptions- kanal oder sprengen auch mitunter einen neuen Schlot durch die Gesteinsschichten. Da aber bei reinen Lavaausbrüchen die Dampf- explosionen fast gänzlich zurücktreten, so muß in solchen Fällen eine andere Kraft die Lava heben. Man nimmt hier als wirkend die Zusammenziehung der Erdrinde an, die das Magma gleich- sam hervorquetscht, und diese Annahme wird gestützt durch das häusige Vorkommen der Vulkane an den großen Bruchlinien der Erdrinde. Der letztgenannte Umstand weist zugleich daraus hin, daß der Wasserdamps bei den Eruptionen dadurch entsteht, daß Meerwasser oder Wasser aus den atmosphärischen Niederschlügen durch die Gesteinsspalten bis zu den Vulkanherden hinabsickert. Demnach müssen diese in nicht sehr erheblicher Tiefe unter der Erd- oberfläche liegen, so daß zu diesen sog. „Magmanestern" inner- halb der starren Erdkruste das bekanntlich auch festes, spalten- freies Gestein allmählich durchdringende Wasser hinabgelangen kann. Seit der Entdeckung von tätigen Vulkanen inmitten großer Landmassen gewinnt jedoch die Anschauung, daß das Magma an und sür sich Wasserdampf enthält, innner größere Berechtigung. Auch führt man das Entstehen von Eruptionen darauf zurück, daß die in der Tiefe liegenden Gesteine, welche infolge des un- geheuren Druckes der aufliegenden Massen einen erhöhten Schmelz- pnnkt haben, zum Schmelzen kommen und als Magma austreten, sobald durch eine Spaltenbildung der Druck verringert und ihr Schmelzpunkt daher erniedrigt wird. Jedoch auch dann ruft meist das durch die Spalten hinabsickernde Wasser die gewaltigen Dampfexplosionen und damit die furchtbaren Ausbrüche hervor. 2. Erdbeben. Wir beobachten nicht selten, daß der von uns bewohnte Erd- boden, den wir im allgemeinen als fest und unbeweglich anzn- sehen gewöhnt sind, durch das Fahren eines schlverbeladeuen Wagens, durch das Rollen eines Eisenbahnzuges, durch das Nieder- fallen gewichtiger Lasten und durch Ansannnlung großer Menschen- massen in geringem Maße erschüttert wird. Mit Hülse sehr empfindlicher Instrumente hat man außerdem nachgewiesen, daß sowohl die abwechselnde Erwärmung und Abkühlung der obersten Erdschicht infolge der täglichen Temperaturschwankungen, als auch Stöße des Windes und der Brandung an den Küsten oder Luft- druckschwankungen schwache Erzitterungen des Erdbodens bewirken können. Allen diesen Erschütterungen der Erdrinde liegt eine von außen kommende Ursache zu Grunde. Neben ihnen gibt es

10. Allgemeine Erdkunde - S. 56

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 56 — benachbart sind und sehr gestörte Erdschichten haben. Zu den von Erschütterungen oft betroffenen Ländern gehören Italien, Griechen- lanb, die Schweiz, das Gebiet der Ostalpen, der West- und Nord- rand Südamerikas, Zentralamerika, Kalifornien, Island, viele Südseeinseln und vor allem Japan. In letzterem Lande beob- achtete man in den Jahren 1885—1889 599 Beben, also durch- schnittlich 120 in einem Jahre. Die Zahl der einzelnen Stöße, deren jedes Beben gewöhnlich mehrere bringt, war in diesem Zeiträume natürlich ganz erheblich größer. * Sehr wenig Er- schütterungen hat das große Tiesland in Norddeutschland, Ruß- land und Nordasien erfahren. — Die Dauer eines Stoßes beträgt meist nur einige Sekunden; aber das Erzittern des Bodens währt oft noch mehrere Minuten nachher. Nur fehr selten besteht das Erdbeben aus einem einzigen Stoße; in der Regel erfolgen in kürzeren oder längeren Zwischenräumen mehrere Stöße, und oft vergehen Jahre, ehe die Erde au der erfchütterteu Gegend wieder vollständig ruhig ist. Die Ursachen der Erdbebeu können dreisacher Art sein, und man unterscheidet nach ihnen vulkanische Beben, Ein- sturzbeben und tektonische Beben. a) Die vulkauischeu Beben geheu deu Ausbrüchen eines Bülkaus voran oder begleiten dieselben. Sie werden namentlich durch die Dampfexplosionen im Eruptionskanal hervorgerufen und hören meist auf, sobald die deu Schlot verstopfenden Massen herausgeschleudert sind und die Lava austritt. Gewöhnlich haben vulkanische Beben geringe Verbreitung, rufen aber trotzdem uicht selten furchtbare Verheerungen hervor. b) Die Einsturzb eb en werden dadurch veranlaßt, daß die Wandungen von Hohlräumen in der Erde (entstanden durch Auf- lösung von Steinsalz, Gips, Kalk u. s. w.) zusammenstürzen und Erschütterungen hervorrufen, die an der Oberfläche als Beben sich bemerkbar machen. Gleich den vulkanischen Beben erstrecken die Einsturzbeben sich auf kleine Gebiete. c) Die tektonischen oder Dislokationsbeben kommen vorzugsweise in der Nähe großer Bruchlinien der Erdkruste und in jüngeren Faltengebirgen vor. Schon dieser Umstand deutet daraufhin, daß sie infolge noch andauernder Dislokationen im Bau der Erdkruste hervorgerufen werden. Die tektonischen Beben haben meist weite Verbreitung, lange Dauer und große Heftigkeit. Bei ihnen ist das Schüttergebiet je nach der Ausdehnung des Erdbebenherdes gewöhnlich eine lange Linie oder eine weite Fläche. Danach unterscheidet man die tektonischen Beben in lineare und in Flächenbeben. Im Gegensatz dazu bezeichnet man die unter a und b genannten Erdbeben, deren Herd sehr beschränkt, also etwa punktförmig ist, als zentrale Beben; jedoch können auch Dislokationsbeben zentral sein. Diese genetische Einteilung gewinnt freilich erst dann volle praktische Bedeutung, wenn man
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