So bin ich sicher alsogleich Nicht einem Bauersmann mehr gleich Und wenn ich auch vor kurzer Zeit Auf jener Tenne noch Getreid'
Gedroschen und Dreschflegel trug Und Pfhle in die Erde schlug.
Wenn ich die Fe und die Bein' Mit Hosen erst gezieret fein Und mit den Schuh'n von Korduan, So sieht's mir wahrlich keiner an,
Da ich da frher Zun' und Mauern Gezogen dir und andern Bauern. Und Hab' ich nur erst Hengst und Sporen, So bin fr Ruprecht ich verloren. Zum Eidam nie soll er mich kriegen: Nie will ich bei 'nem Weib verliegen."____
(Der Vater hat ihm fr schweres Geld einen Hengst gekauft.)
Der Vater: Nun, so will ich dich Von meiner Zucht denn jetzt bestem: Du sollst dein eigner Herr wohl sein! Da du nun Zucht und Rat entbehrst, So, wenn du durch die Lande fhrst, Habe wohl acht auf deine Hauben Und hte deine seidnen Tauben,
Da sie nicht eine fremde Faust Berhrt und arg dir gar zerzaust Dein langes, blond gelocktes Haar. Und willst du nun auf immerdar Dich meiner guten Zucht entheben, So seh' ich schon voraus mit Beben, Wie du dereinst folgst einem Stabe, Wohin dich fhrt ein kleiner Knabe.
Mein Sohn, mein lieber teurer Knab', Noch la von deinem Vorsatz ab! Leb' mit von dem, wovon wir leben, Und was die Mutter dir soll geben. La Wasser dein Genge sein,
Eh' du mit Raub dir kaufest Wein. Der (Schrttarm1), den hier in Osterreich Man isset, gilt bei allen gleich; Der Dumme wie der Weise Hlt ihn fr Herrenspeise.
Den sollst du essen, liebes Kind,
Statt da du ein geraubtes Rind
x) Der Schmarrn war ein Gebck, das schnitten bestand, zwischen die Kalbsgehirn
Fr eine Henne spterhin Etwa dem Wirte gibst dahin.
Die Mutter kocht dir guten Brei;
Den la dir schmecken, bleib' dabei." ....
Trink du nur Wasser, Vater mein; Ich selber, ich will trinken Wein. I immerzu nur Haferbrei,
Indes fr mich stets Speise sei Ein Huhn gar fein gesotten.
Das wird mir immerdar verboten! Ich will auch bis an meinen Tod Von weien Semmeln essen Brot."
Der Alte'zu dem Sohne sprach:
Statt Gutem lufst du Bsem nach Bebau' das Feld; bleib' bei dem Pflug; Dann ntzest du der Welt genug: Von dir dann Nutzen haben kann Der arme wie der reiche Mann; Dem Wolfe ntz'st du und dem Aar Und aller Kreatur frwahr,
Die je auf dieser Erden Gott lie lebendig werden.
Drum treibe nur den Ackerbau:
Denn sicher manche edle Frau Wird durch des Bauern Flei verschnet; Manch König wird gekrnet Durch des Ackerbaus Ertrag.
Wie stolz wohl mancher sein auch mag, Sein Hochmut mt' zu Schanden werden, Gb's nicht den Bauersmann auf Erden."
Wr' ich nur deiner Predigt, O Vater, erst entledigt.
Ein Prediger, wahrlich, auserkoren,
Ging leider gar an dir verloren .... Wie meine Sach' auch werden mag, Ich will nicht pflgen mehr, nicht-graben; Nein! ich will weie Hnde haben.
Doch Schwielen durch der Arbeit Schuld So wahr mir helfe Gottes Huld! Auf ewig brcht's mir Schmach und Schand' Beim Tanz an holder Frauen Hand."
Der Vater drauf bekmmert sprach: Nun forsche, lieber Sohn, mir nach,
aus zwei in Schmalz gebackenen Semmel-:t Pflaumenmus gelegt war.
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- 218 -
haben, eng zusammengepfercht, ohne Licht, in stickiger, verbrauchter Luft neben-einander kauernd, oft mit knurrendem Magen.....
Mit einem Schlage gewhnt sich das Auge, das 75 Stunden lang dort unten nur Nacht und Dmmerung geschaut hat, an das helle Licht des Tages. Die Krper, die sich eben zum erstenmal seit langem wieder beim Erklimmen der steilen aus den Erdlchem emporfhrenden Treppen gereckt und gestrafft haben, liegen schon wieder zusammengekauert, dem Gelnde angeschmiegt, in den von einschlagenden Granaten aufgewhlten Trichtern, hinter den Trmmern ehemaliger Brustwehren, den letzten Resten lngst unter dem Trommelfeuer zusammen-gestrzter Eindeckungen.....
Blitzartig jagen sich jetzt die Ereignisse.
Schon hat die erste Welle des Gegners das Hindernis erreicht . . . Nur an wenigen Stellen ist es der franzsischen Artillerie gelungen, Gassen in das schtzende Drahtnetz zu legen. Aus all den brigen weiten Fronten aber werden auch noch die Fetzen und Trmmer des einstigen Hindernisses ihre Pflicht tun.
Und schon stutzt die erste franzsische Sturmwelle ob des unvorhergesehenen Aufenthaltes. Damit hat man nicht gerechnet, da so schnell schon, kaum, da man die eigenen Grben verlassen, dem Siegeslauf ein Halt geboten wrde.
Aber noch weit furchtbarere berraschung wartet der Strmenden! Wer knnte sich besseres Ziel wnschen, als diesen dichten Wall aufrecht stehender Männer, die sich da jetzt anschicken, mhsam das hindernde Gewirr halbverschtteter Eisenstangen, verschlungenen Stacheldrahtes zu berwinden. Da lst sich mit einem Schlage dort drben die Spannung in den deutschen Grben. Zu handeln gilt es jetzt; jetzt ist die Stunde der Vergeltung gekommen. Und Schu auf Schu jagen sie aus den Rohren ihrer Gewehre. Jeder Schu findet sein Opfer. Jede Kugel rafft zwei, drei der Feinde hinweg. Doch nicht schnell genug vermag Menschen-Hand die Ladevorrichtung zu bedienen. Was bedeuten denn diese zwei oder drei mit einem Schu niedergestreckten Feinde! Kommen doch zehn, zwanzig der strmenden Gegner auf einen Verteidiger. Zehn, zwanzig der Angreifer mssen vor den Stellungen zusammenbrechen, wenn es gelingen soll, die deutschen Linien zu halten.
Und schon mischt sich auch mit dem kurzen, scharfen Knall, dem Pfeifen der Jnfanteriegefchosse das ununterbrochene, gleichmige Rattern der Maschinen-gewehre . . . Reihenweise dringt jetzt Gescho neben Gescho in die Massen des Feindes. Reihenweise fallen die feindlichen Streiter, knicken zusammen und sinken lautlos zu Boden. Neue Wellen strzen der die Leichen der Gefallenen. Auch sie trifft dos gleiche Schicksal. Zu Bergen trmen sich die Krper vor den deutschen Stellungen, hufen sich zu einer einzigen, blauen, unentwirrbaren Masse. Da scheint der Angriffsgeist des Feindes gebrochen. Feindwrts wenden sich die letzten Reste vor den Leichen ihrer Kameraden. Wirkungslos verhallt das en avant!" en avant!" der Offiziere. Doch nur fr wenige Augenblicke ruht der Kampf. Gerade gengend Zeit, um festzustellen, da die Lufe der Maschinengewehre, deren Khlwasser lngst verdampft ist, von der rasenden Feuergeschwindigkeit zu glhen beginnen. Gengend Zeit aber auch, um die Neigen Dutzender schnell, wie selbstverstndlich herbeigereichtxr Feldflaschen, das letzte, mhsam aufgesparte Labsal dieser schon jetzt dem Verschmachten nahen Männer, der das glhende Metall zu entleeren.
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2. Preußen rstet. 3
Erfrorenen um die ausgebrannten Wachtfeuer; unter ihnen arbeitete sich vielleicht noch ein Lebender hervor, den die anderen mit ihren Leibern be-deckt und gerettet hatten; auch er fand in der nchsten Nacht denselben Untergang. Wen die Klte verschonte, verdarb der Hunger. Wie mancher mochte jetzt, in dem schrecklichen Kampfe des Hungertodes, des Brotes ge-denken, welches er frher in seinem bermute, als nicht fein genug fr seinen Gaumen, unter die Fe getreten hatte? Wie Raubtiere strzten sie der jedes gefallene Pferd her, rissen mit ihren Ngeln und Zhnen die Stcke des rohen Fleisches herab und schlangen sie hinunter. Ja, man hat solche gesehen, denen die Klte und die entsetzliche Angst der Seele schon den Verstand geraubt hatten und die am Wege im Schnee saen und mit den Gebrden des Wahnsinns an ihren eigenen, -schon vom Froste schwarzen Fingern nagten.
Von solchen Bildern wendet sich die Seele mit tiefem Schauder-Hinweg. Sie sind entsetzlicher, als die Einbildungskraft sie zu erfinden vermag. Als schreckliche Warnungszeichen gegen bermut und Frevel stehen sie da, um die ungestme Leidenschaft in des Menschen Herzen zu brechen; und fr Tausende in diesen Scharen, die nun zwanzig Jahre Europa ver-heerend durchzogen hatten, mochte es des hchsten Kampfes der Seele be-
drfen, damit sie nicht in der vollen Sicherheit der Snde dahin starben.
--
2. |reu|ci! riet.
Von der halben Million Menschen, welche der bermtige Eroberer in diesen Krieg gefhrt hatte, kehrten kaum 30000 Waffenfhige zurck. Durch Preuens Grenzen war seine Macht in ihrem hchsten Glnze dorthin gezogen; jetzt sah Preußen zuerst die schimpfliche Flucht der wenigen briggebliebenen, die in klglicher Gestalt das Mitleid derer anflehten, welche sie noch vor kurzer Zeit mit dem schmhlichsten bermute be-handelt hatten.
Das preuische Volk erkannte die Zeichen der gttlichen Gerichte; es fhlte, da es an der Zeit sei, die Waffen zu ergreifen; denn nun oder nimmer muten die Fremden aus allen Grenzen des deutschen Vaterlandes vertrieben werden. Der Hlfshaufe der Preußen, der schweren Herzens mit den Franzosen gegen Nuland hatte ziehen mssen, diente jetzt zum ersten Wahrzeichen einer freien und freudigen Zeit. Sein Anfhrer, der General York, welcher des Knigs und des Volkes Gesinnung kannte, wendete sich an der Grenze des Knigreichs Preußen von den Franzosen ab, die von seinem Heere noch groen Vorteil zu ziehen hofften, und wartete auf den Befehl seines Knigs, ob er sich mit den siegreichen Russen vereinigen drfe. Der König aber begab sich von Berlin nach Breslau in Schlesien, weil er in seiner Hauptstadt noch von einer franzsischen Besatzung umringt war, und erlie am 3. Februar 1813 einen Aufruf an die Jugend seines Landes, sich freiwillig zum Schutze des Vaterlandes zu rsten. Der König kannte sein Volk und wute, wie krftig in ihm
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Breslau Schlesien
— 21 —
Straße hin ist die Kaserne von einer hohen Mauer eingefriedigt. Welche
Eigentümlichkeit hat diese Mauer? Sie geht stufenweise in die Hohe,
und doch ist sie überall gleich hoch. Die einzelnen Stufen der Mauer
stehen wagerecht; die Chaussee aber führt bergan.
b) Wandern wir weiter, so kommen wir an eine Quelle, die dicht
am Wege ist und aus dem Hügel westlich von der Chaussee hervorkommt.
Dieser Quelle gegenüber liegt Tivoli mit seinem großen, schönen Garten,
in welchem sich viele Obstbäume, viele Laubeu, mehrere Teiche und viele
Spaziergänge befinden. Der Garten sieht aus wie ein kleiner Wald.
Ostlich von dem Tivoligarten liegt ein Thal, die Anlage genannt. Es
ist ein kleiner Wald, der nicht von selbst hier entstanden, sondern von
Menschenhänden angelegt ist und darum die Anlage genannt wird. Hier
spielen die kleinen Kinder, welche nicht nach dem Walde laufen können.
Auf den vielen Bänken sitzen die alten Leute, denen das Gehen schwer
fällt. Es ist ihnen hier, als wären sie im Walde.
c) Wir sind jetzt an die Allee gekommen, die nach dem Walde führt.
Die Chaussee lassen wir rechts liegen. Zur linken Hand begleitet uns
von Haderslebeu nach dem Walde ein großes Feld; viele Gras- und
Kornäcker wechseln mit einander ab. Alles Land gehört der Stadt, und
darum wird es das Stadtfeld genannt. Herzog Hans, der auf dem
Schlosse Hansburg wohute, hat es der Stadt geschenkt. Die Stadt ver-
mietet es an die Stadtbewohner, und diese bauen Korn darauf. Nicht
alles Land wird vermietet. Die Grasfelder werden in anderer Weise
verwertet. Wer in der Stadt eine Kuh hält, aber kein Land für sie
hat, der kann sie tni Frühling auf das Stadtfeld bringen. Hier grast
sie den ganzen Sommer. Der Besitzer der Kuh bezahlt eine kleine
Summe dafür an die Stadt; dieses Geld nennen wir Grasgeld. Dort
könnt ihr die vielen Kühe sehen. Sie stehen alle in einer Reihe; sie
sind „getüdert", angebunden, können also nicht frei umherlaufen. Diese
Kühe gehören nicht einem Manne, sondern vielen; es kommen darum auch
viele Mädchen und Frauen hierher, um die Kühe zu melkeu. Die Kühe
haben einen Hirten. In der Nähe der'herde steht ein Wagen, ans
welchem ein kleines Hans liegt. In diesem Wagen lebt der Hirte. Wenn
es regnet, so geht er in sein Haus hinein. Nur eine Stube hat sein
Haus. An der Wand hängt ein Bild von der Mutter Jesu. Der Hirte
ist gewiß ein gottesfürchtiger Mann; er denkt oft an den Heiland" der
da spricht: Ich bin ein guter Hirte. Ein Hirte mnß treu sein. Er muß
die Kühe „umtüderu" (ihnen einen neuen Weideplatz geben) und tränken.
Auf einem Wagen liegt eine große Tonne; die hat hinten einen Hahn,
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— 47 —
Ii. Naturkunde.
1. Tiere auf dem Damm, ?vt
Da der Damm von Bergen eingeschlossen ist, so ist das Wasser oft
unruhig; denn der Wind kommt bald von dieser, bald von jener Gegend.
Darum ist es anch gefährlich, auf dem Damm zu segeln. Selbst er-
fahrene Seeleute haben hier Schiffbruch erlitten. Wie ist das möglich?
Da wir nicht segeln dürfen, rudern wir hinaus. Hier und da in den
Gärten sitzt ein Knabe mit einer Angelschnur, um Fische zu saugen; er
angelt. Wie wird das gemacht? Jetzt zieht er einen großen Fisch heraus.
Es ist ein Hecht.
a) Der Hecht
ist ein schlimmer Feind der übrigen Fische; denn er lebt von der Jagd.
Durch seinen langen Schwanz bewegt er sich vorwärts, und dnrch seine
Flossen hält er sich aufrecht. Die Fische im Damm verstecken sich vor
ihm; denn er ist stark und hat sehr scharfe Zähne. Sind dieselben ab-
genutzt, so braucht der Hecht nicht zum Zahnarzt, um sich neue einsetzen
zu lassen; denn von selbst kommen neue hervor. Bei der Mahlzeit muß
der Hecht vorsichtig sein; denn er verschlingt seine Bente ganz. Er kann
nicht erst die Gräten aussuchen und Stacheln und Flossen entfernen.
Die trägen Karpfen verzehrt der Hecht gern; auch der Aal ist ihm will-
kommen; aber dieser läßt sich nicht ohne heftigen Widerstand fangen und
erlegt oft seinen Angreiser. Sehr gefährlich ist dem Hechte auch der
kleine Stichling, welcher, vom Hechte angegriffen, diesem den Bauch auf-
schlitzt. Wir sehen also, daß selbst der Hecht trotz seiner großen Kraft
sich auf seinen Raubzügen in acht nehmen muß. Ist er denn auch so
stark? Ja, es giebt Hechte, die ein Gewicht haben von 10 kg, und die
sehr alt werden, ja vielleicht noch älter als wir. Sie bewegen sich außer-
ordentlich schnell im Wasser. Der Körper ist mit reihenweise sich deckenden
Schuppen überzogen, welche dnrch Absonderung eines Schleimes schlüpfrig
erhalten werden. Die Folge davon ist, daß der Körper nicht naß werden
kann. Das Kleid der Hechte hat die Farbe des Wassers; es ist grünlich.
Darum wird er den Fischen, Fröschen und kleinen Wasservögeln so ge-
führlich; denn diese können ihn nicht sehen. Hören sie ihn nicht? Nein;
denn er vermag sich mit seinem langen, spitzen Kopf und seinem zusammen-
gedrückten Körper fast geräuschlos durch das Wasser zu bewegen. Am
liebsten aber schwimmt er gar nicht umher, sondern steht ganz ruhig im
— 76 —
schöne Lage und ist sehr alt. Einer der früheren Besitzer dieses Hoses
kämpfte anf feiten der Evangelischen mit im dreißigjährigen Kriege. Sein
Schwert und seine Sporen werden auf dem Hofe aufbewahrt. Ein
anderes Mal will ich euch von diesem langen Krieg etwas erzählen.
4. Das Hünengrab.
Bevor wir das Moor betreten, wollen wir das Hünengrab bei Witt-
ftedt besuchen. Nachdem wir in einem kleinen Hause den Schlüssel zur
Grabkammer geholt haben, öffnen wir die Thür und treten hinein. Die
Wände sind aus Bruchsteinen aufgeführt; ein einziger Stein bildet die
Decke. Wer hier geruht hat, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist es ein
Häuptling gewesen. Die Kammer ist nicht sehr hoch; nur Kinder können
in derselben ausrecht stehen. Nicht nur die hier gefundenen Sachen, eine
Dolchspitze, eine Zange, Bernsteinperlen, sondern auch die Lage und die
ganze Umgebung deuten darauf hin, daß hier ein vornehmer Mann be-
stattet sei. Auch die langen Wälle, welche in der Nähe liegen, sind
Grabstätten gewesen. Dieselben sind aber von Chausseearbeitern, welche
die Steine ausgegraben haben, zerstört worden. Vielleicht hat ein kleines
Volk, ein Stamm, hier gewohnt; vielleicht hat hier eine Schlacht statt-
gefunden; denn in früheren Zeiten wurden die gefallenen Krieger stets
auf dem Schlachtfelde bestattet. Ist hier aber eine Schlacht gewesen, so
liegen lauter Krieger dort begraben. Wir verlassen jetzt die stille Stätte
und begeben uns anf das Wittstedter und das Abkjer Moor.
5. Lage, Begrenzung und Größe des Moores.
Der nördliche Teil des Moores gehört zum Kreise Hadersleben,
während der südliche Teil im Kreise Apenrade liegt. Die Grenze dieser
beiden Kreise wird durch den Fluß Rndebek, dessen Wasser nach dem
Westen fließt, gebildet. Das Moor ist 3000 m breit und 4000 m lang,
oder 3 km breit und 4 km lang, oder 12 qkm groß.
6. Das Moor als Quelle voll Seeen und Bächen.
Wenn wir auf das Moor hinausgehen, so merken wir bald, daß
dasselbe weich und feucht ist. An einigen Stellen ist es so weich, daß
wir hineinsinken und darin verschwinden könnten. Wie ist das aber
möglich? An den Grenzen des Moores erhebt sich das Land. Von allen
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— 62 —
den rechten Weg zu finden. Es mögen noch so viele Bienenstöcke neben
einander stehen; sie findet ihr Hans. Sie sieht gut, und das ist nicht
so merkwürdig; denn sie hat fünf Augen, zwei große und drei kleine.
Diese sehen ans wie kleine Punkte und sitzen ans dem Kopse. Auf diesem
befinden sich auch zwei Fühler. Mit ihren Unterkiefern öffnet die kleine
Biene die Blüten, die sich vor ihr schließen wollen. Mit Hilfe eines
Saugrüssels saugt sie deu Saft heraus. Haben die Bienen sich satt ge-
leckt, so wird noch Honig eingesteckt, so viel als sie tragen köunen. —
Die Biene bewohnt die Heide nicht; sie besucht sie nnr. Die Heide ist
aber nicht ohne Bewohner. Viele kleine Geschöpfe teilen mit dem kleinen
Heidekraut die spärliche Nahrung und fühleu sich doch am wohlsten hier;
sie möchten nicht: tauschen mit vielen andern Tieren, die Nahrung in
Fülle habeu. Woher wissen wir das? Wir brauchen nur über die Heide
zu gehen, auf alles unser Augenmerk zu richten, und wir werden er-
kennen, wie viel Lust und Freude hier herrscht.
b) Die Eidechse.
Es rasselt im Heidekraut, und wir spähen nach der Seite. Ein
kleines Tier sieht uus an, als wollte es sagen: Ich thne euch nichts zu-
leide. Es ist die Eidechse, welche zwischen den holzigen Stengeln des
Heidekrautes dahin huscht. Mag das Heidekraut auch uoch so dicht wachsen,
die Eidechse bahnt sich doch einen Weg. Sie reibt sich aber nicht wund;
denn ihr Körper ist mit zahlreichen Schuppen bekleidet, ja selbst der Kopf
und die Brust sind mit kleinen Horntäfelchen besetzt. Auch der lange
Schwanz trägt einen Panzer. Zwar bricht jener bei den schnellen Be-
wegungeu iu dem dürren Heidekrant leicht ab; aber darnm kümmert sich
die Eidechse wenig; denn ohne, daß sie Arzt und Apotheker gebraucht,
wächst der Schwanz von selber wieder nach. Die flinke Eidechse hat sehr
viele Feinde, und darnm denke ich mir, hat der liebe Gott ihr besonders
die Heide als Wohnstätte angewiesen, weil sie sich hier so gnt verstecken
kann. Die flinke Eidechse ist ein nützliches Tier. Daß uns beim Anblick
einer kleineu Eidechse oft bange wird, hat darin seinen Grund, daß sie
so schnell an uns vorüberhuscht, und daß sie die Zuuge, welche zugespitzt
ist, wie bei einer Schlange, aus dem Munde steckt. Die Eidechse ist aber
ein harmloses Tier, und darum wolleu wir ihr nichts thnn. Es würde
auch nicht ihren Feinden leicht werden, sie zu sauge», wenn sie sich nicht
so oft und so gerne hinlegte, nin sich zu sonnen. Die warmen Sonnen-
strahlen thun ihr so wohl; denn sie hat kaltes Blut. Wenn sie da liegt,
so achtet sie nicht darauf, was um sie her vorgeht, und sie wird erhascht.
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dänische. Alle Wagen, die von Deutschland über die Grenze fahren,
werden, sobald sie über die Grenze gekommen sind, angehalten. Es giebt
aber Leute, die wollen keinen Zoll bezahlen. Wohnen sie in Dänemark,
so kommen sie nach Schleswig-Holstein und kaufen solche Waren, die hier
billiger sind als in Dänemark. Wenn sie nun mit ihren Waren in die
Nähe der Grenze gekommen find, fo halten sie sich versteckt, bis es Abend
wird. Ist es dunkel geworden, so suchen sie unbemerkt über die Grenze
zu kommen; sie folgen nicht dem Wege, fondern laufen über das Feld.
Man nennt solche Leute „Schmuggler". Oft gelingt es ihnen, ihre
Waren hinüberznschmnggeln, oft aber auch nicht; denn die Grenzgendarmen
Passen Tag und Nacht auf. Wird aber ein Schmuggler gefangen, so
wird er hart bestraft, und die Waren werden ihm genommen.
e) Die Verdunstung.
Wir kehren jetzt nach der Taps-Au zurück. Sie überschreitet die
Grenze, fließt sogar auf eiuer kurzen Strecke mit der Grenze zusammen
und kann auf dieser Strecke den Namen „Grenzfluß" führen. Der eigent-
liche Grenzfluß zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein ist die Königsau.
Die Dänen hätten gern die Taps-Au behalten; wir wollen sie aber auch
gerne haben und begrüßen sie darum bei ihrem Eintritt in das deutsche
Land mit Freuden. Wo Bäche, Auen nud Flüsse sind, ist es fruchtbar;
denn an ihren Ufern liegen grüue, fruchtbare Wiesen, und anch die Äcker
genießen das Wasser der Au. Inwiefern können wir das sagen? Die
vielen Wolken, welche wir am Himmel dahinziehen sehen, enthalten Wasser.
Dasselbe ist aber von den Bächen, Auen und Seeen gekommen. Hier
verdunstet viel Wasser; es verwandelt sich in Dampf. Der Dampf steigt
aber in die Höhe. Die Luft hoch obeu ist kühler als die uuten auf der
Erde. Der Dampf verdichtet sich, was wir oft gesehen haben. Wenn es
z. B. in der Stube wärmer ist als draußen, so beschlagen bei feuchter
Luft die Fenster. Wie ist das zu erklären? In der Küche habt
ihr auch oft gefeheu, wie der Dampf sich verdichtet und zu Tropfen wird.
So ist es auch in den Wolken. Werden die fo schwer, daß die Luft sie
nicht tragen kann, so fällt das Wasser in Tropfen zur Erde; es regnet.
Der Regen fällt aber auf das Land, auf die Äcker und die Kornfelder
und tränkt sie. Darauf fließt das Waffer nach dem Bache, der Au, dem
Flusse, dem See, woher es gekommen ist; es hat also eine Rundreise in
der Luft gemacht. Nun verstehen wir es auch, wie die Fruchtbarkeit des
Landes durch die Bäche und die Flüsse erhöht wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Dänemark Schleswig-Holstein Dänemark Dänemark Schleswig-Holstein
138 —
Bäume größer werden, so nimmt der Gärtner sie aus der Schule und
pflanzt sie auf ein anderes Feld. Hier stehen sie fo weit auseinander,
daß sie garnicht miteinander plaudern (sich berühren) können. Der
Gärtner veredelt die Bänme. Er nimmt kleine Zweige von feinen Obst-
bäumen und setzt sie in die jungen Bäume hinein. Dieses Zweiglein
wächst fest und lebt nun fortan auf dem fremden Baume. Jetzt sorgt
der Gärtner dafür, daß der Baum eine schöne Krone bekommt. Die
oberen Zweige läßt er wachsen, schneidet sie zurecht, daß sie dahin wachsen,
wohin er sie haben will. Jetzt ist der Baum fertig. Der Gärtner hat
ihn erzogen, und nun entläßt er ihn aus der Schule; er verkauft ihn.
Das Bäumchen kommt jetzt in die Welt hinans. Mancher Obstbaum, den
wir heute sehen werden, ist hier bei Herrn Degenhardt zur Schule gegangen.
Südlich von der Gürtuerei liegt eine Windmühle, Ryes Mühle. Das
Land liegt ziemlich hoch; darum hat man die Windmühle hier gebaut.
Gehen wir aber mit der Landstraße weiter, so zweigt sich ein Weg nach
rechts ab; aus der Ecke steht ein Wegweiser mit weißem Arme. Auf dem-
selben lesen wir: „Erleff, 2 Km", d. h., 2 km von hier aus liegt ein
Dorf, welches Erleff heißt.
b) Der Kirchhof.
Etwas weiter nach Süden, im Dorfe Süder-Otting, an der rechten
Seite der Landstraße bemerken wir ein hübsches Thor. Vier Süuleu,
zwei größere und zwei kleinere, fassen eine Pforte ein. Wir treten durch
die eiue Nebenpforte und gelangen in eine Allee junger Linden. Diese
Allee führt uns auf den Kirchhof, auf das Toteufeld. Wir befinden uns
auf dem Kirchhofe der St. Marien-Gemeinde. Bier Hauptwege können
wir hier unterscheiden; außer diesen sind viele Nebenwege da. Der Kirch-
hos ist also iu mehrere Abteilungen geteilt. Auf diesem Kirchhose sind
sehr viele Gräber. Hier ruhen die Toten aus, und wenn wir in Haders-
leben wohnen bleiben, so wird man auch uns einst hier bestatten. Auf
den Gräbern sind Gedenksteine errichtet, ans welchen der Name des im
Grabe Ruhenden, sein Geburtstag, sein Todestag angegeben sind. Dar-
unter befindet sich ein frommer Spruch. Wir wollen uns umsehen.
Was steht auf diesem Gedenkstein? Wer ruht also hier? Wann ist er
geboren? Wann ist er gestorben? Wie alt ist er geworden? Welche
Abbildungen sinden wir auf dem Stein? Eine Wage, Gewichte. Was
ist der Verstorbeue wohl gewesen? Er ist Kaufmann gewesen. Auf
anderen Steinen ist ein Bienenkorb abgebildet. Was foll das bedeuten?
So fleißig, wie die kleinen Bienen sind, ist auch der Verstorbene
♦
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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— 140 —
also hoch. Auch nach Osten liegt ein Dors, das wir nicht sehen können;
es ist das Dorf Wandling. Wir können es nicht sehen, weil es im
Westen von einer Hügelreihe, ans vier Hügeln bestehend, einem Gebirge,
eingeschlossen ist. Wilstrnp ist ein großes Kirchdorf. Es zerfällt in zwei
Teile, in Süder- und Norder-Wilstrnp. Die Kirche liegt in Süder-
Wilstrnp. Wir folgen dem Wege weiter nach dem Süden und achten
auf das Land, welches zu beiden Seiten der Landstraße liegt; es sind
Korn- und Grasfelder. Auf einem Acker wächst Roggen, auf einem
andern Gerste, auf einem dritten Hafer. Auf dem Grasfelde weiden
Kühe, Pferde und Schafe. Wir sind an einen Hügel gekommen,
der rechts von der Landstraße liegt. Denselben besteigen wir und haben
dann eine schöne Aussicht aus die vieleu Äcker, welche um uns liegen.
Der Hügel liegt auf einem Kornfelde; er ist aber nicht besäet. Hier
wollen wir uns niederlassen, um zu höreu, was der Acker zu erzählen hat.
e) Was der Acker uns erzählt.
„Im Frühling, wenn der Winter mit seinem Schnee und seiner Külte
uns verlassen hat, so kommt der Bauer hierher gefahren. Auf seinem
Wagen hat er Pslug und Egge, eine Krippe für die Pferde und einen
kleinen Sack mit Häcksel und Hafer. Die Pferde werden vor den Pslug
gespannt, und ich werde gepflügt. Krähen und Staare finden sich ein
und leseu die Würmer auf, welche bei mir ihre Wohnung genommen
haben. Bin ich gepflügt, so werde ich geeggt. Meine Erde wird in viele
kleine Teile zerrissen, und ich sehe dann aus, als wenn ich gekämmt
worden wäre. Am andern Tage kommt der Bauer wieder. Hente hat
er viele Säcke aus dem Wagen. In einen leeren Sack füllt er etwas
Korn; Roggeu ist es. Deu Sack wirft er über deu Kopf auf die Schulter
und nun säet er das Korn aus. Das wißt ihr, wie der Bauer sein
Korn auf mich streut. Durch die Egge wird das Korn mit Erde bedeckt.
Der Bauer ist jetzt mit mir fertig; er verläßt mich mit dem Wunsche,
daß das Korn wachsen möge. Nun beginnt meine Arbeit. Ich muß
dafür sorgen, daß das Korn wächst. Je besser es gedeiht, desto besser
ist der Bauer mit mir zufrieden. „Du bist ein schöner Boden, ein
schöner Acker," fagt er zu mir. Der liebe Gott im Himmel hilft mir
gut in meiner Arbeit. Er sendet mir Regen und Sonnenschein. Meine
Erde wird seucht und warm. So will das Körnlein es gerade haben.
Es regt sich in demselben. Der Keim, der versteckt im Roggenkörnlein
liegt, durchdringt die jetzt weiche Schale und sieht bald aus der Erde
hervor. Wie sie alle kommen, Keim an Kam! - Ich glaube, keiner ist dort
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