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1. Nationale Erdkunde - S. 11

1911 - Straßburg i.E. : Bull
4. Deutscher Boden und deutsche Volksernährung. 11 Erzeugnissen der Landwirtschaft der Wein. Zwar können wir uns mit den eigentlichen Weinländern nicht messen. Immerhin liefern unsere Rebflächen (dem Ertrage nach geordnet: Elsaß-Lothringen, Rheinland, Baden, Bayern, Hessen, Württemberg) einen jährlichen Mostertrag im Werte von etwa 100 Millionen Mark. And doch führen wir auch hier noch große Mengen ein (aus Frankreich, Spanien, Italien, Österreich-Angarn). Genug an diesen Zahlen. Wir sehen: Für den Bedarf an Brotgetreide, an Fleisch, an anderen von der Land- Wirtschaft zu liefernden Nahrungsmitteln sind wir aufs Ausland angewiesen. Wir müssen Welthandel treiben. Nun verbrauchen wir noch eine Reihe anderer Nahrungs- und Genußmittel, die wir aus heimischem Boden garnicht erzeugen können. Wer möchte den Kaffee entbehren? In welcher Weise macht sein Verbrauch uns aber vom Auslande abhängig! 1907 führten wir nicht weniger als rund 190000 t ein im Werte von 162 Millionen Mark (vergl. Brasilien, Guatemala, Java). Daneben haben wir einen starken Kakao bedarf, den zweitstärksten unter den Ländern der Welt. Kakao wird bei uns eben immer mehr als das, was er wirklich ist, als Nahrungs-, nicht nur als Genußmittel betrachtet. Doch auch durch dieses Nahrungsmittel werden wir dem Auslande tributpflichtig. 1907 zahlten wir sür rund 35000 t Kakaobohnen 62 Millionen Mark ans Ausland. — Reis können wir in unserer Äeimat auch nicht bauen und können und wollen ihn doch nicht mehr entbehren, wenn wir auch annähernd 97,8 Millionen Mark dafür ausgeben müssen. (Vergl. Siam, China, Japan, Britisch-Äinterindien.) Wir sühren davon wieder aus für 29,3 Millionen Mark; es bleiben also rund 70 Millionen Mark zu zahlen. — Ein weiteres Genuß- mittel ist der Tee, für den ebenfalls Millionen aus unseren Taschen ins Ausland wandern. (China, Japan, Ceylon.) Endlich erwähnen wir noch Tabak, von dem wir 1907 etwa 70000 t im Werte von 132 Millionen Mark aus fremden Ländern bezogen. Es wäre noch manches anzuführen, was wir für unsere Nahrung oder unsern Genuß ausgeben müssen, z. B. sür Eier 150 Millionen Mark. Auch das Obst müssen wir hier nennen. Der Wert der ge- samten deutschen Obsternte stellt sich pro Jahr auf 250 Millionen Mark. Daneben haben wir aber noch eine Einfuhr von 50—60 Mil- lionen Mark. 25—30 Millionen Obstbäume müßten noch gepflanzt werden, um diese Einsuhr zu decken. Platz genug wäre vorhanden. Alle diese Genußmittel bedingen, wie wir sehen.

2. Nationale Erdkunde - S. 48

1911 - Straßburg i.E. : Bull
48 Ii. Europa. in Schottland und Nordengland reichen die Kohlenlager von Küste zu Küste (Ausfuhrhafen Newcastle). Für Mamburg sind daher englische Kohlen oft billiger als deutsche. Allerdings sind unsere Kohlenlager bei weitem reicher als die eng- lischen. Unser Vorrat ist auf 280, nach anderen sogar auf 400 Milliarden Tonnen geschätzt; Vorrat für reichlich 1% Jahrtausende, unsere Braunkohlenlager ungerechnet. In England rechnet man schon mit der Erschöpfung der Kohlenfelder. Vorerst und sicherlich noch auf lange Zeit hinaus haben aber die englischen Kohlenlager für Englands Stellung als Äandelsmacht viel größere Bedeutung als die unfern für den deutschen Kandel. Das geht aus folgenden Zahlen hervor: Im Jahre 1906 führte das Inselreich 58 Millionen Tonnen Kohlen im Werte von 630 Millionen Mark aus, Deutschland nur 19,6 Millionen Tonnen. Der Unterschied in diesen Zahlen sagt jedoch noch nicht genug. Englische Kohlen gehen ausschließlich auf Seeschiffen weiter und dienen zugleich der Entwickelung der englischen Schiffahrt. (Vergl. S. 15, 37.) Man darf ruhig sagen, daß die Äälfte aller von eng- lischen Ääsen abfahrenden Frachtschiffe mit Kohlen be- laden sind. Welche Gewinne bringt diese Kohlenladung? Man hat berechnet, daß die Frachtkosten für die Kohlenausfuhr auf 400 Millionen Mark zu stehen kommen. Wer zahlt sie? Die Empfänger der Kohlen, d. h. die Nichtengländer. Die 400 Millionen wandern als weiterer Gewinn in Englands Tasche. Unsere Kohlen gehen nach Frankreich, nach der Schweiz, nach Österreich-Ungarn und Rußland. Sie geben also keine Fracht ab sür unsere Seeschiffe und können nicht in gleichem Maße für die Ent- wicklung unserer Seeschiffahrt wirken, wie wir dies bei den englischen sahen. Die heutige Blüte der englischen Schiffahrt wäre ohne die Kohlenausfuhr überhaupt nicht denkbar. Von 55,5 Millionen Re- gistertonnen, die im Jahre 1900 aus englischen Ääsen zur Verschiffung kamen, entfielen nur 7,7 Millionen Tonnen auf Industriewaren, alle andern auf Kohle. Wenn die Schiffe, die Getreide, Baumwolle, Wolle, Äolz, Erze usw. hereinbringen, leer ausfahren müßten, würden Nahrungsmittel und Rohstoffe in England bedeutend teurer werden, denn die Fracht müßte sich erhöhen. Ähnliche Vorteile wie die Kohlen bringen England seine Eisen- gruben. Sie liegen ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Küste, in der Nähe von Birmingham, Sheffield (dem englischen

3. Nationale Erdkunde - S. 58

1911 - Straßburg i.E. : Bull
58 Ii. Europa. gewinnbringend werden. Da aber die fremden Länder zugleich infolge ihres Zollschutzes ihre eigene Industrie entwickeln, muß der englische Warenabsatz auch von Jahr zu Jahr geringer werden. Während also Englands Einfuhr mit jedem Jahr steigt, infolge der Bevölkerungsvermehrung, sinkt die Ausfuhr, fodaß zuletzt das britische Reich den Unterschied mit seinen Kapitalzinsen und Schiffahrtsgewinnen nicht mehr decken kann. Es müßte denn sein, daß beide, Kapitalzinsen und Schiffahrts- gewinne, wüchsen und größer würden. Das trifft nun nicht zu. Es ist sogar zu befürchten, daß die englischen Kapitalzinsen zurück- gehen. Viele Staaten, die früher die Schuldner Englands waren, zahlen ihre Darlehen zurück; vor allem die amerikanische Anion. So ergibt sich: Ein Wachstum der Verschuldung ans Ausland infolge eines Rückganges der Ausfuhr und eine Verminderung der Geld- einnahmen aus dem Auslande infolge.der Verminderung des im Aus- lande angelegten Kapitals. Wie ist da zu helfen? So fragen diese Männer. — England muß seinen Bezug aus den fremden Staaten einschränken, muß seine Rohstoffe und Nahrungsmittel aus den eigenen Kolonien be- ziehen und seine Waren vorzugsweise an diese abgeben. Dazu ist ein Zollverein nötig. Alle Waren aus britischen Kolonien sollen im Mutterlande zu einem geringen Zoll oder gar zollfrei eingelassen werden, alle Waren aus fremden Staaten sollen beim Eingang nach dem Inselreiche einen hohen Zoll bezahlen. Desgleichen müssen alle britischen Kolonien die englischen Waren zollfrei oder zu einem ganz geringen Zollsatze einlassen, alle fremden Waren mit hohen Zöllen belegen. Dann wird sich England mit seinen Kolonien langsam vor der übrigen Welt verschließen, wird sich selbst genügen. Ob dieser Plan ausführbar ist oder nicht, kann hier nicht erörtert werden. Seine Durchführbarkeit läßt sich auch nur durch den Versuch erweisen. Zudem ist dies englische Angelegenheit. Welche Folgen hätte aber die Ausführung für uns? Der Zollverein müßte unserem Äandel mit England einen un- heilbaren Schlag versetzen, er verschlösse uns viele Gebiete, mit denen wir jetzt im Verkehr stehen. Daß Englands Ausfuhr nach Deutsch- land dann auch Schaden leiden müßte, liegt auf der Äand. Lind so wäre die Gründung des Zollvereins für England selbst nicht ohne Gesahr. Das stärkt die Äoffnung auf die Möglichkeit einer friedlichen Arbeit der beiden großen Reiche nebeneinander, die nicht zu kriegerischer Auseinandersetzung führen muß.

4. Nationale Erdkunde - S. 61

1911 - Straßburg i.E. : Bull
2. Die nordischen Länder. 61 rechnen unsere Eisenerzlager zu den reichsten der Welt, aber sie liegen, wie z. B. das lothringische, meist sehr weit ab vom Mittel- punkte unserer Eisenindustrie, vom rheinisch-westfälischen Gebiet. Die Schiffsfracht von Schweden her ist immer noch billiger als die Bahnfracht von Lothringen nach Westfalen. Erst wenn die Mosel einmal für größere Schiffe fahrbar gemacht werden sollte, könnten die lothringischen Erze den Wettbewerb mit den schwedischen auf- nehmen. Neben diesen Äaupteinfuhrwaren fallen die andern. Steine aller Art, besonders Pflastersteine, Seefische (Geringe) und Preistet- beeren, weniger ins Gewicht. Größer aber noch als unsere Einsuhr aus Schweden ist unsere Ausfuhr dorthin. Äierin haben wir in letzter Zeit den englischen Mitbewerber überholt, was von den Engländern begreiflicherweise nicht gerade mit günstigen Blicken be- trachtet wird. And doch! Je eingehender wir uns mit Schweden beschäftigen, um so vernehmlicher tönt uns von dorther eine Warnung vor trügerischer Sicherheit entgegen. Wie wir streben auch andere Staaten, strebt auch Schweden danach, die Gewinne seiner Volks- wirtschaft möglichst zu steigern, so wenig als tunlich davon dem Auslande zugute kommen zu lasten. Am gewinnbringendsten ist nicht der Verkauf von Rohstoffen, sondern deren Veredelung. Die Verarbeitung schwedischen Eisenerzes ist bisher zum Nutzen fremder waschen erfolgt. Schweden besitzt eben keine Kohle, und der Mangel an Kohle ist, so sahen wir Seite 13, noch schlimmer als der an Eisenerz. Soll das Erz mit Äilfe eingeführter Kohlen ver- arbeitet werden, fo verteuert sich immerhin die entstehende Ware. Am hier einen Ausgleich zu schaffen, sagen sich die Schweden, bleibt uns nichts anderes übrig, als den fremden Erzbeziehern auch ihren Rohstoff zu verteuern. Legen wir auf das ausgeführte Erz einen Zoll, so erhöhen sich auch bei ihnen die Kosten der Eisen- gewinnung. Was ein solcher Ausfuhrzoll auf schwedisches Erz für uns bedeutet, läßt sich leicht ausdenken: Erhöhung der Herstellungs- kosten in unsern Eisenhütten, geringeren Gewinn und vielleicht auch geringeren Absatz an Waren, Herabsetzung der Arbeitslöhne. Auch die Waren einfuhr nach Schweden würde die dortige Regierung gern mit höheren Zöllen belegen, um die Unternehmung- tust im eigenen Lande zu reizen, um die Anlage von Fabriken und

5. Nationale Erdkunde - S. 30

1911 - Straßburg i.E. : Bull
30 I. Des Deutschen Reiches Wirtschaft und seine Stellung in der Weltwirtschaft. mag an Gütern, die das eigene Land nicht hervorbringt. Die Ausfuhr läßt erkennen, wieviel ein Volk über seinen eigenen Bedarf hinaus erzeugt. Beide reden also vom Reichtum eines Volkes. Demnach erhält man aus dem Werte des Gesamthandels Aufschluß darüber, welche Stellung die Wirt- schaft jedes Staates in der Weltwirtschaft einnimmt. Welchen Platz in der Welt das Deutsche Reich nach seinem Gesamthandel zu beanspruchen hat, geht aus folgender Aufstellung hervor. Einfuhr in Mil- Ausfuhr in Mit- Gesamthandel in Länder lionen Mark lionen Mark Millionen Mark 1907 1908 1907 1908 1907 1908 Deutsches Reich 9569,7 8301,9 7441,4 7018,6 17011,1 15320,5 Großbritannien 13174,5 12100,1 10566,7 9320,5 23741,12 21420,6 Frankreich . . . 6299,7 5804,9 12104,6 ca 9090,3 Rußland .... 1515,2 1614,2 2142,7 2026,1 3657,9 3640,3 Verein. Staaten 6024,6 5016,2 7899,6 7815,2 13924,2 12831,4 Somit nehmen wir, was den Gesamtaußenhandel betrifft, die zweite Stelle in der Welt ein. Betrachtet man die oben gegebenen Zahlen genauer, so ergibt sich ein ziemlich auffallender Unterschied. Einzelne der aufgeführten Staaten haben eine viel stärkere Einfuhr als Ausfuhr. Zu diesen Staaten gehören England und Deutschland. Bei anderen stehen sich Einfuhr und Ausfuhr beinahe gleich. Das trifft vorzugsweise für die Vereinigten Staaten von Amerika zu. Mehr Waren ein- führen, als man ausführt, heißt beim Auslande Schulden machen. Wie wir diese Schulden bezahlen, werden wir weiter unten sehen. Vorläufig ergibt sich nur eins daraus: Wir müssen unsere Ausfuhr ständig steigern, um unsere Schulden bezahlen zu können. Denn diese Schulden müssen fortwährend wachsen, weil wir für unsere rasch sich mehrende Bevölkerung immer mehr Nahrungsmittel aus dem Auslande zu beziehen genötigt sind. Jedes Land ist daher für uns wichtig, das Waren von uns kauft. And betrage der Wert dieser Waren auch nur wenige Millionen. Es ist nichts gering, wenn es sich um unsere Ausfuhr handelt. Ebenso müssen wir peinlich darauf bedacht sein, nirgends in der Welt uns die „offene Tür" zufchlagen, d. h. die Möglichkeit nehmen zu lassen, frei und ungehindert verkaufen zu können. Ländern, die heute im Welthandel keine Rolle spielen, die aber

6. Nationale Erdkunde - S. 33

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Deutsches Kapital im Auslande. 33 Man lernt auch hierin die Bedeutung seines Vaterlandes nur dann richtig erkennen, wenn man es mit fremden Ländern vergleicht. Nach Steinmann-Bucher haben in fremden Ländern angelegt: Frankreich......37 Milliarden Mark England.......36 „ „ Deutsches Reich .... 30 „ „ Doch muß hier ausdrücklich bemerkt werden, daß derartige Kapital- anlagen sich nicht alle berechnen, oft nur schätzen lassen. Deshalb kommen andere Forscher oft zu anderen Ergebnissen. So würde nach einer anderen Aufstellung die Reihe folgendermaßen lauten: England.....rund 60 Milliarden Mark Deutsches Reich . . „30 „ „ Frankreich . . . . „ 24 Nebenbei bemerkt ergibt sich auch aus diesen Tabellen, daß das Deutsche Reich nicht mehr als ein armes Land angesprochen werden darf. Die Zinsen des im Auslande angelegten Kapitals kommen meist nach Deutschland zurück. Oft sind es auch nicht einfach Zinsen. Wenn z. B. ein Staat von uns Geld leiht, sagen wir einmal, um Bahnen an- zulegen, so geht diese Anleihe so vor sich, daß deutsche Fabriken das notwendige Bau- und Betriebsmaterial liefern, nicht aber blankes Geld oder Papiergeld. Einem fremden Staat Geld leihen, heißt also meist soviel als: ihm mehr Waren liesern. Hieraus er- sehen wir auch, welche Bedeutung das im Auslande angelegte Kapital hat. Es vergrößert unsern Warenabsatz, gibt unseren Fabriken neue Aufträge, unsern Arbeitern lohnende Beschäftigung, es belebt unsere ganze Wirtschaft. Man darf ja nicht glauben, die deutschen Kapitalanlagen gingen nur die reichen Geldleute, die Banken usw. an; nein, ihre Wirkung erstreckt sich aufs ganze Volk. Es bleibt nur zu wünschen, daß die deutschen Geldleiher auch immer dafür sorgen, daß dem deutschen Äandel ein Gewinn aus der Anleihe erwächst. Engländer, Franzosen, Nordamerikaner verstehen sich hierin sehr gut auf ihren Vorteil. Wie wichtig diese Kapitalanlagen im Auslande sind, ersieht man aus dem heftigen Kampfe, der unter den Gläubigerstaaten ent- brennt, sobald ein Schuldnerstaat eine Anleihe aufnehmen will. Einzelne Staaten schrecken sogar vor Drohungen nicht zurück, um ihr Kapital im geldsuchenden Lande anzubringen. Äauptmann, Nationale Erdkunde. 3

7. Nationale Erdkunde - S. 37

1911 - Straßburg i.E. : Bull
9. Anser Verkehrswesen mit Berücksichtigung der Schiffahrtslinien. 37 sich auf rund 400 Millionen Mark. Bremen verfügt über eine Dampferflotte im Werte von 250 Millionen Mark. Der Durch- schnittswert der gesamten deutschen Handelsflotte beträgt nahezu 1 Milliarde Mark. Innerhalb dieser Wertzahlen behaupten Ä.a.l. und N.l. den ersten Rang; Ä.a.l. mit einem Werte von über 200 Millionen Mark, der N.l. mit etwa 170 Millionen Mark. Welches Interesse haben nun, außer den Besitzern der Reedereien, andere Leute an all diesen Schiffen? Ein mehrfaches. Wieder müssen wir daran denken, daß wir für unsere Einfuhr viel mehr Geld ins Ausland bezahlen, als wir von dort für ausgeführte Waren erhalten. Den Unterschied müssen unsere Schiffahrtsgesellschaften einbringen helfen. Die größeren Reedereien verdienen jährlich an der Verfrachtung der Waren nahezu 300 Millionen Mark. Sie bringen diese 300 Millionen dem deutschen Volksver- mögen zu; ein Teil des Einfuhrüberschusses kann damit bezahlt werden. (Die englischen Schiffahrtslinien verdienen jährlich 1400 Millionen Mark). Aber den kleinen Mann, den Arbeiter, kann doch dieser Gewinn sehr kalt lassen. Er hat ja nichts davon? Gerade er zieht großen Nutzen davon. Die deutschen Schiff- fahrtslinien geben einer ganzen Reihe von Berufszweigen Arbeit: Es sei erinnert an die Erzgruben und an die Kohlenbergwerke, die die Schiffe mit Reizstoff versorgen; (ein einziges der großen Schiffe braucht täglich 500 t Kohlen), da sind die Eisenhütten und Maschinen- fabriken. Wieviel tausend Äände müssen sich regen, bis die Innen- ausrüstung der Schiffe vollkommen ist! And es handelt sich dabei durchaus nicht um Gelegenheitsarbeiter. Fortwährend liegen Schiffe im Bau auf den Werften, fortwährend auch sind von den vorhandenen einige der Ausbesserung bedürftig. Wieviele Menschen beschäftigt nicht eine einzige Schiffahrt- gesellschaft! Die Angestellten des Lloyd mit ihren Familien er- geben die stattliche Zahl von 30000 Personen. Wieviele Gewerbe leben von der Verpflegung der Mannschaften und Reisenden, wie- viele Versandgesellschaften sind am Äeranfchaffen der gewaltigen Gütermassen beteiligt! Die Ladung eines mittleren Dampfers von 80001 Tragfähigkeit, der für Viehbeförderung eingerichtet ist, beträgt: 18000 Ballen Baumwolle (1 Ballen 50 kg), 15000 Sack Baum- wollensaatmehl, 1000 t Weizen, 150 Blöcke Eschenholz; dazu werden auf Deck untergebracht: 800 Ochsen und 3000 Schafe. — Eine andere Dampferklasse der Ä.a.l. schleppt pro Schiff 142 600 dz

8. Nationale Erdkunde - S. 91

1911 - Straßburg i.E. : Bull
4. Frankreich. 91 die Eisenerzlager in Französisch-Lothringen, in der Cham- pagne, in der Franch e-C omt6. Seinen Bedarf an Kohlen deckt Frankreich hauptsächlich in England, Belgien und Deutschland, einen Teil seiner Eisenerze sührt es nach Deutschland aus, teilweise gehören sie auch deutschen Hüttenwerken. (Vergl. S. 17.) So bestätigen auch die Bodenschätze das Lied vom „armen" Deutschland nicht. Aber Frankreich besitzt Kapital. Es ist das Land der fleißigen Sparer, so sagt man, und Wunderdinge weiß man zu erzählen von den Geheimnissen des französischen Spar- strumpfes. Auch hierin wird übertrieben. 1906 waren in den französischen Sparkassen 4,772 Millionen Franken angelegt, 1905 in den deutschen 12,675 Millionen Mark. In Frankreich betrug die Zunahme in 16 Iahren (1891—1906) 1213 Millionen Franken, in Deutschland in 6 Iahren (1900—1906) aber 3837 Millionen Mark.*) Allerdings, der französische Sparer legt sein Geld mehr in ausländischen, der deutsche mehr in inländischen Werten an. And so übertrifft uns Frankreich in der Äöhe des im Auslande ange- legten Kapitals. (Vergl. S. 32.) Zieht man aber das gesamte Volksvermögen und seine wahrscheinliche Entwickelung für die Zukunft in Be- tracht, so ergibt sich wieder eine Überlegenheit Deutschlands. (Vergl. S. 28.) Ja, aber das Deutsche Reich hat viele Schulden! Das ist gewöhnlich der letzte Trumpf. Gewiß unsere Schuldenlast ist groß. Sie betrug 1908 in Reich und Einzelstaaten zusammen rund 19 Milliarden Mark, doch die französische 24,5 Milliarden Mark (englische 15,5 Milliarden Mark). Was wollen aber diese Schulden besagen, wenn man weiß, daß die deutschen Staatseisenbahnen allein dieser Schuld von 19 Mil- liarden Mark ein Vermögen in derselben Werthöhe gegenüberstellen? And zwar befinden sich diese Staatseisenbahnen, wie ihr Name schon besagt, in den Äänden des Staates, während in Frankreich Privatgesellschaften die Besitzer der Bahnen sind, während die Re- publik eben jetzt erst daran geht, einen Teil ihrer Bahnen als Staatseigentum zu erwerben. Vorläufig kann das Anlagekapital den Schulden also noch nicht oder nur zu einem ganz kleinen Teile als Vermögen gegenübergestellt werden. *) Steinmann-Bucher: 350 Milliarden deutsches Volksvermögen S. 61.

9. Nationale Erdkunde - S. 94

1911 - Straßburg i.E. : Bull
94 Ii. Europa. In Frankreich ist man kein Freund des Kaufmannsberufes. Viel begehrter als bei uns sind die Beamtenstellen, man strebt eben nach einem ruhigen Leben. Frankreich ist ein reiches Land; aber seine Geldbesitzer wollen ihr Kapital nicht wagen, sie ziehen lieber weniger Zinsen und leben bequem, linsern deutschen Kapitalbesitzern haben wir es zu danken, daß unsere Industrie blüht, daß die vielen Arbeiter Brot haben. Sie setzen oft ihr Geld aufs Spiel durch Anlegen von Fabriken, arbeiten selbst mit und verdienen vielleicht nicht viel mehr, als ihnen das Kapital Zinsen gebracht hätte. Sie ziehen deutsche Gelehrte in ihren Dienst und helfen so unserer Industrie zur weiteren Vervollkommnung. Eben weil er weniger wagemutig ist, fehlt dem Franzosen auch die Reiselust. Dadurch lernt er viel weniger kennen, wird weniger willenskräftig. Der Franzose besitzt wenig Geduld und Ausdauer; er arbeitet stoßweise. Leicht begeistert er sich für eine Sache, bald ist sie ihm gleichgültig. Der kältere und ruhigere Deutsche erscheint dem lebhaften Franzosen eben seiner Ruhe wegen als dümmer, er kommt aber sicherer zum Ziele. Deutsch-französischer Handel. Als der Friede zu Frankfurt geschlossen wurde, gewährten sich Frankreich und Deutschland das Recht der „Meistbegünstigung", d. h. die Vorteile, die Frankreich z. B. den Waren eines andern Landes einräumte, sollte auch Deutsch- land genießen, und umgekehrt. Trotzdem war lange Zeit unsere Ein- fuhr aus Frankreich viel größer als unsere Ausfuhr dorthin. Deutsche Waren wurden in Frankreich ungern gekauft. Erst allmählich ist das Verhältnis besser geworden. 1908 bezogen wir für 420 Millionen Mark Waren aus Frankreich und lieferten ihm für 437 Millionen Mark. Sofort sprach man in Frankreich von einer Überflutung mit deutschen Waren. Allein schon das Jahr 1909 brachte wieder das Übergewicht der Einfuhr über die Ausfuhr. Seit Beginn des Jahres 1910 arbeitet Frankreich an einem neuen Zollgesetze, dessen Zollsätze namentlich unsere Ausfuhr an Spiel- und Metallwaren zu unter- binden geeignet erscheinen. Am regsten ist der französische Handelsverkehr mit England und Belgien. Erst an dritter Stelle folgt Deutschland. So wirken die Ereignisse von 1870 noch heute auch in unserm Handel mit Frankreich nach, nur weil die Republik nicht vergessen kann. In den drei Staaten England, Frankreich und infolge eines unnatürlichen Bündnisses, in Rußland, steht die Hauptmasse der

10. Nationale Erdkunde - S. 97

1911 - Straßburg i.E. : Bull
5. Oesterreich-Angarn. 97 ungarisches Getreide von Ofen-Pest bis Berlin nicht mehr wie heute 2,70 Mark, sondern nur noch 0,80 Mark zahlen. Dann ist wirklich eine Verbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer geschaffen, die der Ludwigskanal nur mangelhast herstellen konnte. Wir dürfen ruhig jede Verkehrsverbesserung in Österreich- Ungarn ganz so ansehen, als würde sie bei uns selber geschehen, denn sie hat für beide Staaten die gleiche Wirkung. So eng ver- flechten sich die Interessen der beiden Reiche. Dafür noch ein weiteres Beispiel: In Österreich plant man eine Kanalverbindung der Donau mit Fiume, um den eigenen Waren den billigen Wasserweg zum Meere zu eröffnen. Für unsere oberschlesische Kohle würde die Verwirklichung dieses Planes sicherlich der Anbruch einer glückverheißenden Zukunft sein. Zusammen mit dem Donau- March- Oder- Kanal würde der D o n a u - F i u m e - Kanal unfern Kohlen gestatten, den Wettbewerb mit der englischen und amerikanischen Kohle mit größerem Erfolge im Mittelmeer auf- zunehmen. Dann käme doch endlich unser reichstes, aber auch ab- gelegenstes Kohlengebiet zur vollen Geltung. Handelsbeziehungen zwischen Österreich-Ungarn und dem Reiche. Österreich-Ungarn steht auch mit keinem andern Lande der Welt in so regem Handelsverkehr wie mit unserm Vaterlande. Von den 4,2 Milliarden Mark des österreich- ungarischen Gesamthandels im Jahre 1907 entfielen nicht weniger als 1,555 Milliarden Mark auf das Deutsche Reich. Für unsere Ausfuhr fpielt nur noch England eine wichtigere Rolle als Österreich-Ungarn. 1908 lieferten wir an England für 997 Millionen Mark Waren, an Österreich-Ungarn sür 737 Millionen Mark. Erst in viel weiterem Abstände kommen die Union (507 Millionen Mark), die Niederlande (453 Millionen Mark, Durchfuhr), Rußland (450) Frankreich (437). In der Reihe unserer Lieferanten nimmt Österreich-Ungarn mit 751 Millionen Mark den dritten Platz ein. (Union 1282, Rußland 945 Millionen Mark.) An der Spitze der Ausfuhrwaren unseres Nachbarlandes steht .föolz, und die Hauptmasse desselben geht nach Deutschland. Eine Fläche, die mehr als ein Drittel des Bodens unseres Vaterlandes bedecken würde, ist mit Wald bedeckt. Äauptwaldgebiete sind die Alpen, die Karpaten, die böhmisch-mährischen Grenz- gebirge. In den letzten Iahren wurde unsere Äolzeinfuhr noch über- Hauptmann, Nationale Erdkunde. 7
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