1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
12
Erste Periode. Von den ältesten Zeiten bis zur Wanderung der Dorier und Herakliden.
J. V. Chr. Wanderungen.
1200.
1198. Zug der Epigonen gegen Theben24).
1193 —118425). Trojanischer Krieg26).
1124. Einfall der Thessalier in das (nunmehr so benannte) Thessalien; die Böotier
aus Arne in Thessalien vertrieben27).
1104. Die Dorier unter Führung der Herakliden Temenos, Aristodemos und Kresphontes
im Peloponnes; die Aetolier unter Oxylos in Elis 28).
24) [Nach Apollod. Iii, 7, 2 war der Zug der Epigonen 10
Jahre später als der der Sieben; indess muss man wegen Нот. Ii.
Vi, 222. wenigstens einen Zwischenraum von 15 Jahren annehmen.]
Die Theilnehmer des Zugs sind die Söhne der Sieben (daher Epi-
gonen), nämlich Aegialeus, Sohn desadrastos, Diomedes, Sohn des
Tydeus, Sthenelos, S. des Kapaneus, Promachos, S. des Partheno-
paeos, Thersandros, S. des Polyneikes, Alkmaeon, S. des Amphia-
raos. Der Letztgenannte ist der Führer des Feldzugs, durch welchen
Theben genommen wird, nachdem Laodamas, S. des Eteokles,
geflohen ist. Thersandros wird König von Theben. S. Herod. V,
61. Apollod. Iii, 7, 2 — 4. Paus. Ix, 5, 7. 8, 3. Vgl. Нот. Ii.
Iv, 406. Pindar. Nem. Viii, 41 ff.
25) Die obige Jahresbestimmung beruht auf dem Zeugniss des
Eratosthenes (in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr.) und Apollodor,
s4 Clem. Alex. Strom. I, 21, p. 402: Eqaxog^ivrjg xovg ypovovg
wde uvccyqcc(f6i' Ало [xiv Tqolag axwgmg 1л1 ‘Hqaxxeedwv
y.itdosov ixt] oydorjxovxa, ivtebxtsv fff Inl xrjg Twvlag xxigiv
ixrj Hgr\xovxa, xd fff xovxoig iljrjg 1л1 /uiv xrjv Inn^onlav xrjv
Avxovqyov ixt] ixarov nevtrjxovja ivvia, ¿nl fff ngor/yoiifisvov
ixog xwv nqonwv 'Olv/xniwv ixrj ixarov oxxw, also 776 -j- 108 —{—
159 —{— 60 —J— 80 = 1183, Diodor. I, 5: Ало di xwv Tqw'lxwv
axoxov&wg Алокхобыры ты Axhjvacq) xitsfiev oydorjxovxa ixrj
Uqog xrjv хав-odov xwv 'Ilqctxxtidwv, ало di xavxrjg iл\ xrjv
nowxrjv ’Oxv^iada dvol Хеслогха xwv Tqiaxogiwv xal xqia-
xovxa, Ovxxoyi&/uevol xovg /gdvovg ало xwv Iv Aaxedai/xove
ßaaixevgavxcov, folglich 776 -f- 328 -}- 80 = 1184, ebenso ebend.
Xiv, 2, 3. Xix, 1. Dionys. Hai. I, 74. Einen Theil dieser Zahlen
finden wir auch Thuc. I, 12 , und so scheint die oben angenom-
mene Zeitbestimmung des trojanischen Kriegs Grundlage oder doch
wesentliches Glied eines weitverbreiteten chronologischen Systems für
die älteste Geschichte gewesen zu sein. Doch finden sich auch mehr-
fache anderweite Angaben. So 1217 —1208, Marm. Par., ungefähr
1280, Herod. П, 145, vgl. П, 13 u. s. w. (Die Abweichung Thuc.
V, 112 ist eine nur scheinbare, da es sich dort nur um eine runde
Zahl handelt.) [Von einer andern Grundlage aus würden sich die
Zahlangaben für den trojanischen Krieg wie für die nächsten Ereig-
nisse etwa um 100 Jahre herabrücken, s. S. 19 Anm. 15.]
26) Ueber den Schwur, den Tyndareos den Freiem um die Hand
seiner Tochter Helena abnahm, als Veranlassung des trojanischen
Krieges, s. Apollod. Iii, 10, 7 — 9, vgl. Thuc. I, 9: Ayauifxvwv xi
fxoi doxft xwv хоте dvva/uei лцооуыу xal oi xogovxov rolg Tvv-
daqeco ojrxoig xaxeixrj/xfxivovg xovg Exivrjg (ivrjgxrjqag aywv xov
axoxov ayeigai. Die Haupthelden des Krieges auf Seiten der Grie-
chen (die bei Homer unter den Gesammtnamen Aavaoc, Aoyeloi,
Ayacoc begriffen werden, s. Thuc. I, 3) sind ausser Agamemnon
und Menelaos: Achilleus, Sohn des Peleus, des Beherrschers von
Phthia, Nestor von Pylos, Odysseus von Ithaka, Aias, Telamons
Sohn, von der Insel Salamis, Diomedes, des Tydeus Sohn, Sthene-
los , Sohn des Kapaneus, Aias, Sohn des Oileus, Idomeneus von
der Insel Kreta u. A. Der König der Troer ist Priamos, der sein,
Geschlecht von Dardanos ableitet (Dardanos — Erichthonios —
Tros — Ilos — Laomedon — Priamos.) Auf ihrer Seite treten nur
Hektor und Aeneias als Helden hervor, jener Sohn des Priamos,
dieser des Anchises (Tros — Assarakos — Kapys — Anchises.)
Uebrigens wurden die Troer von Phrygiern, Lykiem, Mäoniem,
Thrakern und selbst von Päoniern vom Ufer des Axios unterstützt.
Ueber die Stärke der Kriegsmacht der Griechen stellt Thukydides
folgende Betrachtung an, I, 10: vo[x(£eiv di (dxog) xrjv otqutuiv
ixeivrjv fxeyigxrjv uiv ytvig&ac xwv тгро avxrjg, Хнлоиёгт]г di
xwv vuv, г/) со[лтц)оо u'< лосг/ои fi xi Xqv xiivrav&a лютеv£lv,
ijv fixog iл1 то /uticov /uiv лопухrjv ovxa xog/urjgai, o/awg di
(paivexai xal ovxwg ivdeegxiqa' лелосг]хе ydq yixiwv xal diaxo-
aiwv vewv (genauer 1186), xdg fiiv Bolwxwv tlxogl xal ixarov
dvdqwv (Ii. H, 510), xag di Фсхоххг\тоо легтухохта (elend. 719),
drjxwv wg i/uol doxet xdg fisycaxag xal ixayigxag, wonach die
Zahl der Streiter sich auf etwa 100000 Mann berechnet, wozu sich
nach Horn. Ii. Ii, 123 ff. die Zahl der Troer wie 1 zu 10 verhält.
Die politischen Verhältnisse der Griechen erscheinen bei Homer so,
wie wir sie nachher in der monarchischen Zeit in den hellenischen
Staaten überhaupt und wie wir sie namentlich in dem spartanischen
Staate wieder finden, nur dass sie bei Homer nirgends umgrenzt sind
und nirgends auf Gesetzen oder sonstigen Feststellungen, sondern
überall auf göttlicher Ordnung beruhen. Ueberall steht ein König an
der Spitze (ovx aya&ov лохохоодагьг], fig xoiquvog iaxw, 11. Ii,
204) von göttlicher Abkunft (dioyevstg ßaaixrjtg), dem als solchem
zur Ausstattung ein öffentliches Grundstück (xi/usvog) gebührte und
dem man Ehrengeschenke und Ehrenstücke von der Beute (yiqaxa,
dwxlvai, dwqu, d-ifxiaxsg) darbrachte; neben und unter ihm die
seinen Rath bildenden Edlen (yigovxeg, /uidovxsg, rjyrjxoqsg, ¿¿ql-
gxoc, ßagixrjsg, ävaxxeg); endlich das Volk, welches versammelt
wurde , jedoch ohne feste Regel, und nur, um die Beschlüsse des
Königs und seines Rathes zu vernehmen; neben diesen Klassen der
vollkommen Freien noch die tfijrf? und d/aweg, letztere entweder im
Kriege als Beute gewonnen oder von Seeräubern erhandelt. Man
bemerke noch die Erwähnung der Phratrien und Phylen an folgen-
der Stelle: xqiv clvdqag хата ipi/Xa, xaxd (fqrjtqag, Ayd/ue/avov,
wg (pqxitq7! (fqrjxqr](piv aqrjyrj, ipvxa di (pi/Xoig, Ii. Ii, 362.
27) Ueber die Zeitbestimmung s. Anm. 25. Ueber die Sache s.
Thuc. I, 12: xal /uexd xd T()wixu rj 'Exxag ixe ¡xtxavigxaxö
rf xal хата)х1£ето wgxe /uri vov/aoaga av%r}drjval • 77 xe
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18
Zweite Periode. 1104—500 v. Chr.
J. V. Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
1031. Echestratos. Eurypon16).
996. Labotas.
978. Beginn der Feindseligkeiten zwischen Sparta und Argos17 * Ii,).
959. Doryssos.
930. Agesilaos. Blüthe der epischen Poesie.
929. Homeros und Homeriden. Ilias
• und Odyssee *).
16) Die Könige Soos, Eurypon und Polydektes fehlen an der
Anm. 4 angeführten Stelle des Eusebius. Es ist desshalb nicht mög-
lich die Dauer ihrer Regierungen genau zu bestimmen.
17) Nach Paus. Iii, 2, 2 — 3 hatten die Spartaner unter Eche-
a) Die Angaben der Alten über das Zeitalter des Homer schwan-
ken zwischen 1159, evioi bei Philostratus Heroic. c. Xviii. p. 194
und 685 , Theopomp, bei Clem. Alexand. Strom. I. p. 327. Bei wei-
tem die meisten und gewichtigsten derselben setzen ihn gleichzeitig
mit der Einwanderung der Ionier nach Kleinasien oder später.
Gleichzeitig insbesondere Aristoteles, (Pseud. -) Plut. vit. Hom., und
Aristarch, Ps. Plut. a. a. 0. Giern. Alex. a. a. 0., um 944, und der
älteste Zeuge Herodot. Ii, 53: 'Hoiodov yug xul '0[ir}gov rjxixirjv
ratgaxooioigi ereoiv öoxtto fxsv ngfgßvttgovg yavtg&ui xul ov
nxiooi, also um 850. Zwischen den Zeitbestimmungen des Aristo-
teles und des Herodot hält also die Angabe des Apollodor die Mitte,
nach welcher Homers Lebenszeit um 950 — 900 fallen würde. Auf
die Ehre, für Homers Geburtsort zu gelten, machten in späterer
Zeit verschiedene Städte Anspruch, s. Antipat. Sidon. Pp. Xliv.
Anthol. Pal. Ii. p. 716, vgl. Pp. ine. 486 f.: 'Emcc noxsig f^äg-
vuvro Gocprjv diu gc^uv 'Ö(xr)Qov | Pjuvnvu, Xcog, Koxotfxov, T&axrj,
Uvxog, Agyog, A&rjvai, vergl. Pp. Antipater (Ps. -) Plut. v. Pom.
Proei. v. Hom. Von diesen haben zwei den begründetsten Anspruch -.
Chios, wo die Sängerzunft der Homeriden heimisch war, Pind. Nem.
Ii, 1: "Oixev niq xul 'Ojurjocijui | gumdöv iniuiv tujioxx uoiöol |
ügyovtui. Schol. a. a. O.: ‘O/urjglöug Zxeyov r6 /xkv ug/niov Toig
uno tov O/urjgov yivovg, o'i xul Ttjv noir\Giv uvtov X.x diutfoyrjg
rjsov, Strab. p. 646, wie auch der blinde Sänger des Homerischen
Hymnus auf Apoll, den Thukydides für den Homer selber hält, Iii,
104; auch Simonides sah Chios als die Vaterstadt des Homer an,
Anon. vit. Homer. Gleichen Anspruch erhebt Smyrna, wo dem Homer
ein Heiligthum 'Ofx^gaiov mit einer Bildsäule geweiht war, Strab.
p. 646. Cic. pro Arch. 8, und nach der einheimischen Sage Homer
in einer Grotte an den Quellen des Flusses Meies dichtete und als
Sohn des Flussgottes Mtxr\Giyavr\g genannt wurde, (Ps. -) Plut. v.
Hom. Procl. v. Hom. Paus. Vii, 5.6. Nächstdem kommt die Insel
los in Betracht, Aristot. bei Gell. Iii, 11, 6, wo das Grab des
Homer gezeigt wurde, Pausan. X, 24, 3, und die Bewohner der
Insel ihm Opfer brachten, Varr. bei Gell. a. a. O. Aus der Pflege
Homerischer Poesie in diesen und anderen Städten entstand ihr
Anspruch, als Geburtsstätten des Dichters gelten zu wollen. Eben
so wenig wie über die Zeit wussten die Griechen irgend etwas
Sicheres über seine sonstigen Lebensumstände. Jedenfalls sind die
homerischen Dichtungen an der Westküste Kleinasiens entstanden;
von da wurden sie nach dem europäischen Mutterlande verpflanzt,
und zwar nach Sparta angeblich durch Lykurg, Plut. Lyc. c. 4,
stratos Kynuria erobert und fingen unter Labotas und Prytanis
den Krieg mit den Argivem an, weil diese sich hinsichtlich des
eroberten Gebietes Beeinträchtigungen erlaubt haben sollten, vgl.
ebend. 7, 2.
nach Argos schon vor Kleisthenes Zeit, Herod. V, 67. Aelian. V. H.
Ix, 15. Zu Athen waren sie schon heimisch zur Zeit des Solon
und Peisistratos, Diog. Laert. I, 57. Aelian. V. H. Viii, 2; Stücke
derselben wurden bei Götterfesten vorgetragen, namentlich in Athen
an den Panathenäen auf Anordnung des Solon und Hipparch nach
bestimmter Anweisung der einzelnen sich ablösenden Sänger, Diog.
Laert. I, 57: Tu Sh 'O/ur/gov ¿£ vnoßoxrjg ysygutpt (Poxcov)
guißipseiasui, oiov onov o nguitog (Xfi£(v, ¿xeixxev ug/Egd-ui tov
t/6/uevov, big (j.ijat Aiev/isug tv rotg Meyugixotg. Diese Sänger
wurden daher guifuusol, Liederverknüpfer, genannt, Bekk. Anecd.
Ii, p. 769 : Gvießgurctov yug rovg xutuxxtjxov öluvoiuv unagri-
Covrug Gti/ovg 'O/urjgixoi/g xul eipuxxov to t(pagjx6cov fitxog.
Peisistratos liess um diese Zeit durch eine Commission von vier
Gelehrten, Onomakritos aus Athen, Zopyros aus Heraklea und
Orpheus aus Kroton, die zerstreuten oder nicht fest geordneten
Homerischen Gesänge sammeln und nach bestimmter Folge ordnen,
Cramer Anecd. Graec. Paris. I. p. 6. Schol. Plautin. Cod. Rom. saec. Xv.
Pausan. Vii, 26, 6. Cic. de orat. Iii, 34. Ppigr. Bekk. Anecdot. Ii.
p. 768: og tov aojut]gov | rjogoigu onogdßr]v to ngiv aeisofaerov.
Welche Gedichte dem Homer zuzuschreiben seien, darüber waren
schon die Alten zweifelhaft. Von einigen Gelehrten wurden ihm
eine grosse Anzahl der verschiedenartigsten Gedichte beigelegt.
Suid. s. v. 'O/irigog, eine andere Schule der alten Grammatiker wollte
nur die Ilias als eine Dichtung Homers gelten lassen, Procl. vit.
Hom.: ’Odvggeinv, fjv pevwv xul Elxuvrxog uqcugovvtut uvtov
(‘Ofirigov), schrieben also Ilias und Odyssee verschiedenen Verfas-
sern zu und wurden daher oi /wglcovteg, die Sonderer, genannt.
Dass vor der Ilias und Odyssee längst Lieder über Heldensagen,
insbesondere über den troischen Sagenkreis zur Kithara gesungen
wurden, beweisen die Stellen in beiden Gedichten, an denen Sän-
ger wie Achilleus, Demodokos, Phemios vom „Ruhme der Männer“,
Ii. Ix, 189, vom „Streit des Odysseus und Achilleus“, Od. Viii, 73,
von den „Thaten und Drangsalen der Achäer“, Od. Viii, 489, vom
„Bau des hölzernen Pferdes und von Trojas Fall“, a. a. O., von
der „unglücklichen Heimfahrt der Achäer“, Od. I, 326, sangen.
Vgl. auch Herod. Ii, 23. Auch den späteren Ursprung einzelner
Stücke der Homerischen Gedichte hatten alexandrinische Gelehrte
schon erkannt; Aristarch und Aristophanes hielten den Schluss der
Odyssee für unächt von Xxiii, 296 an, Schol. Pustath.; ähnlich
urtbeilte Aristarch über das vierundzwanzigste Buch der Ilias;
ausserdem werden eine grosse Anzahl von einzelnen Versen als
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Das Zeitalter der inneren Entwickelung des Hellenenthums.
21
J. V. Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
786. Alkamenes. Theopompos. Kyklisclie Dichter. Epische Bearbeitung des griechischen Sagen- stoffes3).
18, 1. Ix, 31, 4, wird aber doch nach der allgemeinen Ansicht
des griechischen Alterthums, namentlich auch der alexandrinischen
Gelehrten, für ein Werk des Hesiodos gehalten. Auch die Théo-
gonie hat in ihren Bestandtheilen frühzeitig grosse Veränderungen
erlitten und die Gestalt eines lose zusammenhängenden Stückwerkes
erhalten. Die Aanlg 'Hgaxléovç, Beschreibung des Heraklesschildes
hei Gelegenheit des Kampfes zwischen Herakles und Kyknos, wurde
schon von alexandrinischen Gelehrten dem Hesiod abgesprochen,
Bekk. Anecdot. p. 1165: dal ydç xui iv aiiroig ô/uojvv/ua ßißlicc
il>evdr¡ olov 7) Aan'ig 'Haiósov xai tu 0r¡Qiuxd Nixúvóqov éré-
Qwv yccq doi noirjtwv. [Ausserdem wurden eine Anzahl jetzt
verloren gegangener Gedichte von einigen Gelehrten dem Hesiod
zugeschrieben. So der Kuxdloyog yvvcaxaiv, jhoïca, Alyifiiog,
Melufmodcu, Kr/vxog yá/uog, doch steht über die Verfasser der-
selben nichts Sicheres fest.]
d) Kvxhxol 7ioir]Tai hiessen die Epiker, welche jünger waren
als Homer und namentlich die Heldensage bearbeiteten, welche den
t Homerischen Sagenstoff umschliesst. Schol. Clem. p. 104: Kvxhxol
* dè xalovvtuc ttoitjtui oi tu xvxlcg Tr¡g Ahúdog r¡ tu p.êzayevé-
gtíqu l| ai)T(Sv Twv 'Ofiriqixtov ovyyqoapumg. Ihre Gedichte
sind bis auf unbedeutende Fragmente verloren ; wir sind zur Kennt-
niss derselben besonders auf einen Auszug angewiesen, welchen
der Grammatiker Proklos aus ihnen gemacht hat (bei Phot. eod.
239), und ausserdem auf Werke der Plastik, die s. g. tabula Iliaca
(in Kom) und das marmor Borgianum (in Neapel). Den troischen
Sagenkreis behandelten folgende Gedichte: Kungia, vom Ursprung
des troischen Krieges bis zum Anfänge der Ilias, Serod. Ii, 117.
Athen. Viii. p. 334. c. Xv, p. 682. d. e., Alfhonig des Milesiers
Arktinos, vom Schluss der Ilias bis zum Tode des Achilleus, Procl.
Chrestom. Phot. Bibi. Cod. 239. Suid. v. Aoxrlvog, Ali,dg /uixna
des Lesbiers Lesches, Pausan. X, 25, 3, oder eines anderen Dich-
ters, Schol. Pur. Troad. 821. Pausan. Iii, 26, 7, vom Streit um
Achilleus Waffen bis zur Eroberung der Stadt, Alcov nt-Qgig von
Arktinos, Procl. Chrest. a. a. 0. Hieron. Ol. 4 p. 80, die Eroberung und
Zerstörung der Stadt, Nogtoi des Agias vontrözene, Procl. a. a.o.,
und anderer Dichter, Suid. v. Noorog, über die Heimfahrten der
Griechenfürsten, Trjleyoviu des Eugammon von Kyrene um 560
a. Ch., Giern. Alex. Strom. Vi. p. 751. Procl. a. a. 0., über die
letzten Schicksale und den Tod des Odysseus. Anderen Sagenkrei-
sen gehörten an die Qrjßcug, Paus. Ix, 9, 3, ^Eniyovoi, Serod.
Iv, 32, Oidinodsia von Kinäthon, Marmor Borgianum, oder einem
anderen Dichter, Pausan. Ix, 5, 5, Olyaltug alcoaig des Kreo-
phylos von Samos, Pausan. Iv, 2, 2, Sqccxisiu des Kinäthon,
Schol. Apollon. I, 1357, Mivvug des Phokäers Prodikos, Pausan.
Iv, 33, 7 u. a. Aehnlich wie die Theogonie von genealogischem
Charakter waren: Tnuvofiuxiu, Clem. Al. Strom. I. p. 361, Nav-
nuxjia enrj von dem Naupaktier Karkinos (?), Pausan. X, 38, 6,
<Poqiovig (A^yolixu), Schol. Apoll. I, 1129, Azlhg von Hegesinos,
Paus. Ix, 29, 1 u. a. Gesondert von den Kyklikern wird Peisan-
dros aus Kameiro3 auf Rhodos, der wahrscheinlich um 647 blühte,
Suid. v. Tisigavdoog. In seinem Epos 'Hgaxleia stattet er zuerst
den Herakles bei seinen Arbeiten mit der Keule aus, Pausan. Ii,
37, 4. Viii, 22, 4. Strab. p. 688. Schol. Apoll. I, 1195. Suid. a.
a. 0. Theocrit. Epigr. 6. ed. Ahr. Unbestimmt ist das Zeitalter des
Epikers Asios von Samos, Athen. Iii. p. 125.
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32
Zweite Periode. 1104— 500 v. Chr.
Olympiaden- jahr. Jahr i vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
Dorische Staaten. Athen. Kolonieen
Xlvi, 3. 594. j Gesetzgebung des Solon68). im westlichen Meer in Sicilien. sonst. Solon1) (politische Elegie, Spruch- dichtung).
68) Bis auf Solou bestand die Grundlage des Staatsorganismus
lediglich in den 4 Stämmen (s. S. 9. Anm. 18), welche in je 3 Phra-
trien, diese wieder in je 30 Geschlechter und die Geschlechter in je
30 Häuser (?) getheilt waren, s. Polluc. Viii, 111: dxe fiivxoi
xegoaqeg rjocn' at cpvxai, elg xqia piqrj exadxr] dirjqrjxo, xai xo
(¿eqog xovxo ixaxeixo xqixxvg xai efrvo; xai (pqazqiw exaozov
de efrvovg yivrj xqiäxovta ¿g avdqcöv xogovxwv, a ixaxeixo xqia-
xaäeg, xai ol /xezi/ovreg xov yivovg yevvrjxai xai ofioyaxaxxeg,
yevei fxev ov nqogrixovxeg, Ix dt xrjg Gvvbdov ovxw nqogayooevo-
fievoi. Unter den zu diesen Stämmen Gehörigen waren aber die
Eupatriden (s. S. 9 Anm. 20) die einzigen, welche an der Herrschaft
Theil nahmen, s. Plut. Thes. 25. Dion. Hai. Ii, 8. Polluc. a.a.o.,
und ausser jenen gab es jedenfalls noch eine grosse Anzahl solcher,
welche ausserhalb der Stämme standen. Aus den Eupatriden wur-
den die Archonten gewählt, s. Anm. 45, desgleichen der Areopag,
der, schon vor Solon vorhanden (Plut. Sol. 19), den Archonten als
berathende Behörde zur Seite stand und zugleich das höchste Gericht
bildete, ferner die vavxqaqot, über welche s. Polluc. Viii, 108.
Herod. V, 71, und die iqejai, auf welche durch Drakon die Blut-
gerichte übertragen wurden, s. Polluc. Viii, 125. Die Verfassung
war also durchaus aristokratisch und war in der letzten Zeit beson-
ders durch die harte Anwendung der Schuldgesetze von Seiten der
Aristokraten immer drückender geworden, so dass viele von den
Bürgern ihre Grundstücke verpfändet, andere sich oder ihre Kinder
in die Schuldknechtschaft gegeben oder das Land verlassen hatten,
Plut. Sol. 13. 15. Die Unzufriedenheit hierüber aber hatte den
Anlass gegeben, dass sich die 3 einander feindlich gegenüberstehen-
den Parteien der Aiäxqioi (Demokraten), nedcelg oder nediaioi
(Oligarchen), 7iäqaxot (welche zwischen jenen beiden in der Mitte
standen), Plut. Sol. 13, gebildet hatten. Desshalb ertheilte man,
da Drakons Gesetzgebung nicht zum Zweck geführt hatte, dem
Solon, dem Sohne des Exekestides, aus dem Geschlechte des Kodros
(Diog. Laert. Iii, 1), als Archonten des Jahres 594 den Auftrag,
den bestehenden Uebelständen durch neue Gesetze abzuhelfen. Haupt-
quelle über ihn Plut. Solon. Sein Verdienst um die Eroberung von
Salamis, welches an die Megarer verloren gegangen, s. das. 8 —10,
seine Betheiligung am ersten heiligen Kriege, s. daselbst 11. vergl.
Anm. 67. Die Vertreibung der Alkmäoniden und die Reinigung der
Stadt durch den Kretenser Epimenides als Vorbereitung zu der
neuen Gesetzgebung, s. das. 12. vgl. Anm. 64. Hierauf als erster
Akt der Gesetzgebung selbst die aetoax&eia, durch welche nach
Solons eigner Angabe (in seinen bei Plut. Sol. 15 und Aristid. Ii.
p. 536. Dind. erhaltenen Versen: oqovg avelxov noxxa/rj 7ienr]yo-
xag — noxxovg (T 'Afxqvug naxqid lg Üeoxxixov avriyayov nqa-
txivxag) die Pfandsäulen beseitigt, die Schuldknechtschaften aufge-
hoben und die Flüchtigen zurückberufen wurden, und welche für
alle diese Fälle, also für die Armen, wie Dionys. Hai. V, 65 aus-
drücklich sagt, nothwendig in einer Schuldentilgung bestanden
haben muss, während sie in andern Fällen den Schuldnern nur
durch eine Herabsetzung des Münzwerthes (im Verhältnis von
100: 73) eine Erleichterung gewährte, s. Plut. Sol. 15. Hierauf
theilte er das Volk nach dem Vermögen in 4 Klassen: nevxaxooio'-
[xiöi/xvoi, welche jährlich mindestens 500 Medimnen (ungefähr =
15/i6 Berliner Scheffel) Getreide oder 500 Metreten (ungefähr = 33
Berliner Quart) Oel ernteten, innetg mit 300, Cevyizai mit 200
(oder 150, Demosth. adv. Macart. p. 1067) Medimnen oder Metreten,
Qrjzeg, mit einem unter dieses letztere Maass herabgehenden Ein-
kommen, Plut. Sol. 18. Ar ist. Pol. H, 9, 4. Polluc. Viii, 130. Diese
Klassen bildeten den Maassstab, wonach die Abgaben (das Verhält-
nis der 4 Klassen war in dieser Hinsicht : 1 Talent, 1/2 Talent,
10 Minen, nichts, Polluc. a. a. O.) und sonstigen Leistungen, eben
so aber auch der Antheil an der Ausübung der bürgerlichen Rechte
bemessen wurde; daher die Verfassung eine „Timokratie“ oder wie
sie Aristoteles auch nannte eine oxeyaq/ia noxixixi] d. h. ein Mit-
telding zwischen Oligarchie und Demokratie, s. Arist. Pol. Iv, 5,
1 ff. 11, 6. Vi, 4, 1 u. ö. Das Hauptsächlichste in Betreff dieser
Verfassung [die vielleicht nicht in dem einen Jahre 594, sondern
in einer Reihe von Jahren nach und nach zu Stande kam] ist fol-
gendes: Archonten und Areopag behielt er bei, beide zum Zweck
der Verwaltung der Gerichte; letzterer aber zugleich mit der Ober-
aufsicht über die gesammte Staatsverwaltung betraut, s. Isocr. Areop.
p. 147. Philochor. fr. 17 und 141. b. bei Müller, vgl. Aeschyl.
Eumenid. v. 660 ff., beide nur für Bürger der 1. Klasse zugänglich,
Plut. Arist. 1. Sol. 19; für die Verwaltung der öffentlichen Ange-
legenheiten setzte er die ßovxi] ein, aus 400 Mitgliedern bestehend,
je 100 aus jeder Phyle, welche theils selbstständig Beschlüsse fas-
sen, theils durch einen Vorbeschluss (nqoßovxevfxa) einen Beschluss
der Volksversammlung (ixxxrjaia) vorbereitete. Zur ßovxrj hatten
nur die Bürger der 3 ersten Klassen den Zutritt, zur ixxxr]ola
dagegen alle Bürger; endlich wurde noch ein Volksgericht aus 6000
(so wenigstens später) Bürgern bestehend, die r\Xia(a} eingesetzt.
S. Plut. Sol. 18 —19. Aristot. Pol. H, 9. Zur Beurtheilung s. Arist.
a. a. O. §.4: Zoxwr ye eoixe xi)V dvayxaeoxäxrjv anodidovai xtg
drjfao) dvvauiv, x6 zag aq/ag aiqeio&ai xai evfrvveiv,' und die
Euseb. arm. ol. 35, 2. 58, 2 p. 88. 96. Herod. I, 170. Diog. L. I,
22 f. Suid. s. v., der auch zu den sieben Weisen gezählt wird. Als
Staatsmann ertheilt er den ionischen Städten Rath, Diog. L. I, 95.
Herod. I, 170, und leitet die Abdämmung des Halys, Herod. I, 75.
Als Naturforscher, Mathematiker und Astronom, Diog. L. I, 22. 23.
24, sagt er eine Sonnenfinsterniss vorher, Herod. I, 74, als Philo-
soph sah er das Wasser als den Ursprung aller Dinge an, Arist.
Metaph. I, 3. Cic. de nat. d. I, 10. Schriften hat er nach der
Meinung der meisten Alten nicht hinterlassen, Diog. L. I, 23. Themist.
or. Xxvi, p. 317.
t) Von Gedichten des Solon werden erwähnt die Elegie Salamis
in 100 Versen, durch welche er seine Mitbürger zur Wiedererobe-
rung von Salamis anfeuerte, Bergk. fr. 1. 2. 3, ferner Elegieen
über den athenischen Staat, fr. 4. Ueber seine Verfassung fr. 5,
s. Anm. 68. Ueber die Gewaltherrschaft des Peisistratos, fr. 10, 3.
Ferner dichtete er im elegischen Maass 'Yttod-rjxai eig iavzo'v,
fr. 13, Tiqbg <Pix6xv7xqov, fr. 19. Tiqog Mcfiveqfaov, fr. 20. rtqbg
Kqixiav, fr. 22, und andere, fr. 23 — 27, trochäische Tetrameter
Txgbg <#»¿5xov, fr. 32 — 35, jambische Trimeter, fr. 36 u. a. Seine
Dichtung lobt Plato Tim. p. 21. c. Auch die Staatsmänner, die
man unter den Weisen versteht, wirkten als Dichter ähnlich, wie
Solon; so Periandros, Diog. L. I, 97. Suid. v. Ileqiaväqos, Cheilon,
Diog. L. I, 68, Bias, das. I, 85, Pittakos, das. 78. 79, Kleobulos,
das. I, 91, vgl. Plat. Protag. p. 343. a. Diog. L. 41. 42.
1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
10
Erste Periode. Von den ältesten Zeiten bis zur Wanderung der Dorier und Herakliden.
J. V. Chr. Wanderungen. G e n e a der Hellenen.
Doros.
1266. Einwanderung des Pelops aus Kleinasien nach 1
Elis 15 16 17 *).
Aegim ios19 *).
1225. Argonautenzug21).
1213. ! Zug der Sieben gegen Theben22).
1200. Pamphylos, Dymas.
15) Pelops war der (späteren) Sage zu Folge der Sohn des Tan-
talos, Königs vonmysien oder Pbrygien oder Lydien oder Paphlago-
nien, Paus. Ii, 22, 4. V, 13, 4. Diodor. Iv, 74. Strab. p. 571.
580. Schol. Find. Ol. I, 27. Von Ilos, dem Könige von Troas, aus
seiner Heimatb vertrieben, kommt er nach Pisa, besiegt den König
Oenomaos im Wagenrennen und gewinnt als Preis des Sieges seine
Tochter Hippodameia und sein Reich Elis, s. des. Pindar. Ol. I,
67 ff. Paus. V, 17, 4. 10, 2. Vi, 21, 9. [Homer kennt den Tantalos,
Od. Xi, 581, wie den nxri'^mrtog Pelops, Ii. H, 104, weiss aber
nichts von der Abstammung des Pelops vom Tantalos oder von sei-
ner Einwanderung nach Griechenland.] Üeher den sprichwörtlichen
Keichthum und die Macht des Pelops s. Thuc. I, 9: Ahyovat Sh
xal ot za Gacphgzaza nexonovvrjgicov fxvr]fxtj naqd zcov nqozeqov
Ssssy/ahvot Irxonu re nqeizov nxr]&Et yqri/xuzcjv, a f/Xs-Ev ix zrjg
;'Aaiag hycov ig dvd-qfüttovg dnoqovg, Svvafxtv 7teqi7iotr]Gufzsvov
tt]V inwvv/xiav zrjg ytbqag inrjxvzriv ovza bfxwg O/etv xal vgzeqov
Tolg ixybvotg ht /ueccco gwevex&rjvac —. lieber den Kamen
Peloponnes vergl. S. 4. Anm. 19.
16) König Pandion (H.) theilte der Sage nach sein, auch
Euboea und Megara umfassendes Keich unter seine oben genannten
4 Söhne; Aegeus als der älteste erhielt die Kekropia, Nisos den
Isthmos und Megara, Lykos Marathon nebst Euböa, Pallas den
gebirgigen Osten und Süden der Halbinsel (vgl. die Eintheilung der
Landschaft in die 4 Theile Aktäa, Mesogäa, Paralia, Diakris, Pollux
Viii, 109), s. Sophokles bei Strab. p. 392. Schol. Aristoph. Lysistr. 58.
Lykos wurde vom Aegeus vertrieben, Rerod. I, 173, Nisos fand
durch einen Einfall des Königs Minos von Kreta seinen Tod, Apol-
lod. Iii, 15, 8, wobei auch Megara genommen und Aegeus genöthigt
wurde einen Tribut zu entrichten (bestehend in 7 Jünglingen und 7
Jungfrauen, die alle 9 Jahre nach Kreta geschickt werden sollten,
um dort dem Minotaurus vorgeworfen zu werden), Apollod. a. a. 0.
Plut. Thes. 15. Paus. I, 27, 9.
17) Herakles, der Sohn des Zeus und der Alkmene, durch
Alkmene wie durch Amphitryon dem Geschlechte der Persiden ange-
hörig, wurde in Theben geboren, Rom. Ii. Xix, 97 ff., weil Amphi-
tryon seinen Oheim und Schwiegervater Elektryon erschlagen hatte
und desshalb aus Mykenä geflohen war, s. Resiod. Scut. Rerc. v. 11.
80. Von der Hera gehasst und verfolgt, wurde er in Folge eines
übereilten Schwures des Zeus (s. Rom. 11. a. a. 0.) genöthigt, Idem
Eurystheus, einem viel schlechteren Manne, zu dienen, in dessen
Auftrag er schwere,' unwürdige Werke verrichtete, Rom. Ii. Viii,
362. Homer führt von diesen Werken nur das eine an, dass er den
Hund des Hades aus der Unterwelt heraufholte und nach Mykenä
brachte, Ii. V, 395. Odyss. Xi, 622; ausserdem wird bei Homer
noch der Ermordung des Iphitos, Od. Xxi, 22 — 30, der Ermor-
dung der Söhne des Nestor,. R. Xi, 690 ff. und seines Feldzugs
nach Troja gedacht, Ii. Xx, 145. Xxi, 442; auch von seinem
Tode kennt Homer die späteren Sagen nicht, s. Ii. Xviii, 115.
Od. Xi, 600 ff“. Bei Hesiod finden sich noch einige wenige andere
Sagen erwähnt, so die vom nemeischen Löwen, Theogr. 326 — 332,
von der lernäischen Schlange, ebend. 314 ff., von den Rindern des
Geryones, ebend. 287, von der Tödtung des Adlers, der die Leber
des Prometheus frass, ebend. 530, und des Kyknos, Sc. Rerc.
122 ff. Alles Uebrige gehört der weiteren Entwickelung des Mythos
an, wie sich dieselbe theils unter dem phönikischen Einfluss (Mel-
karth) , theils in Gemässheit neuer unter den Hellenen selbst auf-
' kommender Ideen vollzog: so die zwölf Arbeiten, die Motivierung der
Knechtschaft bei Eurystheus, die Selbstverbrennung auf dem Oeta
(Soph. Trachin.) u. s. w. Am vollständigsten ist der ganze Mythus im
Zusammenhang bei Apollodor zusammengestellt, H, c. 4, 5 bis c. 7.
Vergl. auch Xen. Mem. H, 1, 21.
18) Mit Atreus ging die Herrschaft in Mykenä von den Persiden
auf die Pelopiden über. Sthenelos nämlich heirathete die Tochter
des Pelops, Nikippe, Apollod. H, 4,5, und übergab den beiden
Söhnen des Pelops, Atreus und Thyestes, die Herrschaft von Midea,
s. ebend. §. 6. Als aber Hyllos gegen die Herakliden nach Attika zog
und in dem Kampfe gegen dieselben seinen Tod fand (s. Anm. 23),
so wurde Atreus erst zvni Reichsverweser und dann zum Nachfolger
des Eurystheus erhoben, s. Thuc. I, 9. Die Herrschaft von Mykenä
ging dann auf den älteren Sohn des Atreus, Agamemnon, über,
während sein jüngerer Sohn durch die Verheirathung mit Helena,
der Tochter des Tyndareos (Apollod. Iii, 10, 6. 7), in den Besitz
von Sparta gelangte. Ueber die Genealogie der Atriden s. Rom. 11.
H, 105 ff., über ihre Macht s. die Fortsetzung der Anm. 15 aus
Thukydides mitgetheilten Stelle (I, 9): — xal zcöv Iteqghswv
zovg Ilelotiisag [Xelcovg xazagzrjvaf u fxot Soxet Aya/xh/xvcov
naqaxaßuov xal vavztxuj dfxa Inl nxhov zcöv ccxxcov loyvgug zr\v
azquztav ov yaqtzt zb tixeiov rj cpbßu> Ijui/ayaycbv notrioagd-uc
cpaivezcu ydq vavoi zs 7ixe(Gzcag avzög a<ptxofxevog xal Aqxccot
Ttqognuqagyyöv, cbg’'Ofxrjqog zoiizo Sest]X(oxev (R. H, 576. 610),
Et zu) txavog zexfxrjqkögat' xal tv zov Gxrjnzqov d/ua ztj 7iaqasoget
Etqrjxev avzov noxxrjgt vrjootgt xal Aqyh navzl uvaggetv (11. H,
108). ovx uv ovv vrjgwv z(Sv tieqioixlsujv (avzai d° ovx
dv noxxal Etr]Guv) rjtteiqtozrig uov ixqdzet, El fzi] zt xal vavztxov
Eiyev.
19) Herakles stand dem Dorier Aegimios (oder Aepalios, Strab.
p. 427) im Kampfe gegen die Lapithen bei, wofür Aegimios der
von Herakles gestellten Bedingung gemäss seinen Sohn Hyllos
adoptixte und ihm den dritten Theil seines Gebiets und die Nach-
folge im Königthum überliess, Apollod. H, 7, 7. Biod. Iv, 37.
Pind. Pyth. I, 62. V, 66. Daher die Vereinigung der Dorier und
Herakliden und eben daher die Theilung der Dorier in die drei
Stämme der ‘Ya/Uiff, nufxtpvxot und Avfxaveg, s. Rerod. V, 68.
Steph. Byz. s. v. Avfxdvsg.
20) Theseus, Sohn des Aegeus (oder Poseidon) und der Aetlxra,
der Tochter des Königs Pittheus von Trözen, s. Apollod. Iii, 16, 1.
Plut. Thes. 3. Paus. I, 27, 8, tödtete, nachdem er in Trözen heran-
gewachsen, auf dem Wege nach Athen den Periphetes, Sinis, die
1898 -
Halle
: Anton
- Autor: Hummel, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
28
Die Apenninen-Halbinsel. — Die Balkan-Halbinsel.
1381 Bevölkerung. Die Italiener sind romanischen Stammes und von
leichtblütiger, heiterer Natur. Sinn und Anlage für schöne Künste sind all-
gemein unter dem Volke verbreitet. Dies, sowie die vielen Kunstüberreste
aus dem Altertum, machen Italien zum Reiseziele vieler Bildhauer,
Maler und Musiker. Die herrschende Kirche ist die katholische.
Zu Italien gehören folgende Inseln: a) ©teilten, eine gebirgige, waldarine Insel
mit dein vulkanischen Ätna an der Ostseite; Hauptort ist Palermo, b) Sardinien,
ebenfalls gebirgig und reich an Blei- und Zinkerzen; Hauptort ist Cagliari [fätjari].
13. Die Balkan-Halbinsel.
139] Lage nach der Karte. Die Balkan - Halbinsel begreift: 1) die
europäische Türkei [mit dem Fürstentu m B u l g a r i e n], 2) das
Königreich Rumänien, 3) das Königreich Serbien, 4) das
Fürstentum Montenegro, 5) das Königreich Griechenland.
140] Bodenform und Bewässerung. Die Halbinsel besteht aus einem
nordöstlichen Tieflande und einem in das Büttelländische Meer vorgeschobenen
Gebirgsdreieck mit eingebuchteter Ostseite. Das Gebirgsland besteht aus einer
größeren nördlichen und einer kleineren südlichen Halbinsel.
141] \. Das Zvalachische Tiefland senkt sich zwischen dem Südfuße der
Karpaten und den nördlichen Vorbergen des Balkans ein. Es >vird von
der unteren Donau durchströmt, die unter vielfachen Spaltungen zum
Schwarzen Meere fließt; ihr von drei Hauptmündungsarmen gebildetes
Delta ist ungesundes Sumpfland; dagegen ist der größte Teil des Tieflandes
meist fruchtbarer Ackergrund, der viel Weizen und Mais hervorbringt.
Nördlich der Donau liegt Bukarest, die Hptst. des Königreichs Rumänien,
mit einer Hochschule (220), an der Donau der Hafenort Gälatz.
142] 2. Das nördliche (Gebirgsland erfüllt fast die ganze Halbinsel.
Es wird in folgende Hauptgruppen eingeteilt: 1) Die Dinarifchen
Alpe n ziehen längs der Küste des Adriatischen Meeres. 2) Der Balkan
streicht von W. nach O.; er ist ein rauhes Waldgebirge, lvird nur von
wenigen engen Gebirgsstraßen durchbrochen und ist daher der feste nördliche
Grenzwall der Türkei. 3) Der südliche Gebirgszweig bildet in seinem
nördlichen Teile ein bergiges Hochland und setzt sich gegen S. im Pin-
d u s - G e b i r g e fort, das.bis in die Spitze des Gebirgdreiecks zieht. Durch
Abzweigung von Gebirgsästen haben sich Kesselländer gebildet. J3n solchen
Kesselländern fließen: der Drin zum Adriatischen Meere, der Strymou
und die M ar itza zum Ägäifchen Meere. In der Ebene der Märitza finden
sich die schönsten Fruchtgebiete, daher dichte Bevölkerung und die größten
Städte der Türkei. An der Märitza liegen: Philippopel, flußabwärts
Adrianopel, die bedeutendste Fabrikstadt der Türkei (70). An der
Straße von Konstantinopel liegt die Hptst. der Türkei, K o n st a n t i n o p e l,
ein Häusergewirr, von Kuppeln und säulenartigen Rundtürmen unter-
krochen, im Innern winkelig und schmutzig (800). An den letzten Aus-
läusern des Pindusgebirges liegt Griechenlands Hauptstadt Athen, die durch
zahlreiche Tempelruinen an eine herrliche Vergangenheit erinnert (110).
143> 3. Die Halbinsel lllorea. Die felsige Landenge von Korinth
verbindet das Festland mit der Halbinsel Morea. Diese ist ein Hochland,
1852 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
14
Erstes Buch.
§• 11.
Die Oberstäche der Erde und ihre Bildung.
Die Oberstäche der Erde, die Erdrinde beschreibt
die physische Geographie, denn die Frage: Wie ist das In-
nere beschaffen? kann sie nicht beantworten. Manches ist
daher früher über das Innere der Erde vermutbet, wie
z. B. daß im Innern eine Feuermasse anzunehmen sei u. s. w.
Am festesten steht der Satz: Je weiter nach innen, desto dichter
und wärmer wird die Erde. Auch die Frage: Wie ist die
jetzige Oberfläche der Erde entstanden? kann nur
durch Vermuthungen beantwortet werden. Doch hat der For-
schergeist des Menschen hier' schon mehr Anhaltepunkte; es
giebt eine eigne Wissenschaft, die jene Frage zu lösen suchs.
Man nennt sie die Geologie. Die eine Partei der Geo-
logen behauptete: Einst hat Wasser den ganzen Erdball be-
deckt: daher die Seemuscheln u. s. w. auf hohen Bergen u. s. w.
(welche freilich auch durch vulkanische Kraft emporgehoben
sein können). Die festen Stoffe haben sich nach und nach ge-
setzt, sind durch Strömungen zu verschiedener Zeit angespült,
daher die Schichten in den Gebirgen u. s. w. Man nennt
solche Gelehrten Neptunisten; warum wohl? Ihnen stan-
den die Vulcanisten gegenüber, welche die Erdoberfläche
von Feuer gebildet sein ließen. Die neuere Wissenschaft hat
sich indessen in ihren bedeutendsten Vertretern für eine tie-
fere und gründlichere Auffassung entschieden. Unsere Erde
war anfangs ein Körper von geschmolzener, dickflüssiger Masse,
woher sich auch ohne Schwierigkeit begreift, daß die Axen-
drehung der Erde eine Auswölbung in der Gegend des Aequa-
tors und eine Abplattung an beiden Polen Hervorbringen
mußte (§. 2.). Alles Wasser, was jetzt die Erdoberfläche als
tropfbarflüssige Hülle bedeckt, befand sich anfänglich als Was-
sergas in der Atmosphäre. Nach und nach sing die Erde
an zu erkalten. Eine dünne Kruste von festem Gestein um-
hüllte die Erde; auf ihr sammelte sich das aus der ebenfalls
abgekühlten Atmosphäre hcrabfallende Wasser. Durch das
Aufeinanderwirken des Wassers und dieser ältesten Erdkruste
bildeten sich die ältesten geschichteten Gebirgsarten, in wel-
chen Kalkstein, Thon und Sandstein vorherrschen. Die von
der immer mehr erkaltenden und dicker werdenden Kruste auch
immer mehr zusammengepreßte Feuermasse des Innern zerriß,
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Wasser und Land.
15
um sich Ausgang zu verschaffen, zu verschiedenen Malen die
äußere Decke und hob die jüngeren Gebirge hervor, in denen
Granit und Porphyr, Basalt und Trachyt hervortreten. An
einzelnen Stellen der Erde hat dieses unterirdische Feuer noch
fortwährend offene Communication mit der Oberfläche, wie
in den feuerspeienden Bergen, und verursacht im Innern
heftige, oft über ungeheure Erdstrecken sich verbreitende Erd-
erschütterungen oder Erdbeben. Wir lernen nur die
Oberfläche der Erde kennen, wie sie jetzt wirklich da
ist. Man nennt die Wissenschaft von der Erdrinde (die noch
keine Rücksicht auf die Pflanzen und Thiere darauf nimmt)
Geognosie.
h. 12.
Wasser und Land.
Auf der Oberfläche der Erde, die 9 Millionen □ Meil.
groß ist, wechseln Wasser und Land mit einander ab,
beide von der Lufthülle der Erde umgeben. Aber das
Wasser erscheint auch in der Form des Landes als See und
Fluß, und das Land taucht umgekehrt in der Form grö-
ßerer und kleinerer Inseln mitten ans dem Wasser hervor.
Wo sich Land und Wasser berühren, ist des Landes Küste,
Ufer, Gestade, Strand (das letztere nur von flacher
Meerküste gebraucht). Springt das Land als Berg in das
Meer, so entsteht ein Vorgebirge oder Cap — ist der
Vorsprung flach, eine Landspitze. Die Erd-Oberfläche
ist aber zwischen Land und Wasser durchaus nicht gleich
vertheilt. Das Wasser bedeckt 2/3, ja, wenn man Seen
und Flüsse mitrechnet, fast 4/5 der Erde. Auch die Ver-
keilung auf die verschiedenen Halbkugeln der Erde ist
eine sehr verschiedene. Der bei weitem größte Theil des Lan-
des ist auf der nördlichen Hemisphäre zusammengedrängt;
in der südlichen überwiegt in auffallender Weise das Was-
ser. Nehmen wir eine östliche und westliche Halbkugel an,
so hat die erste bei weitem mehr Land als die westliche.
Beide Bestandtheile der Erdoberfläche bleiben übrigens nicht
immer zu einander in demselben Verhältnisse. In manchen
Gegenden reißt das Meer Stücke vom Lande los,
z> B. an der Küste der Nordsee. Anderwärts setzt das
Meer wieder an, wie z. B. an der italienischen Küste;
1852 -
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: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
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- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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24
Erstes Buch.
der Wüste. Ost tritt in ungeheurer Ausdehnung sie besonders
auf der Ostfeste auf, welche durch Asien und Africa hindurch
ein wahrer Wüstengürtel umgiebt. (Beispiele!) Die Wüste
ist weder zu bebauen noch zu bewohnen. Nur wo recht starke
Quellen aus der Erde sprudeln, ist es ihnen möglich, die
nächste Umgebung in einen grünen, mit üppigem Baumwuchs
bedeckten Platz umzuwandeln, ehe sie der Sand wieder ein-
schlürft. Man nennt solche Platze Oasen. Ist der Sand
wenigstens soweit mit erdigen Theilen vermischt, daß er Haide-
kraut, oder auch Fichten und Kiefern trägt, so nennt man
die Gegend Haide. Fehlt aber aller Baumwuchs, und trägt
weit und breit die Ebene nur Gras und Kraut, das im Früh-
ling oder zur Regenzeit wie ein bunter Blumenteppich sich
üppig ausdehnt, im Hochsommer aber verbrennt, so entsteht
die Form der Steppe. Auch sie führen in verschiedenen
Gegenden verschiedene Namen. Soll Sandboden Getraide
tragen, so muß er schon stärker mit erdigen Theilen versetzt
sein; er heißt dann Geestland. 3) Der eigentliche Erd-
boden, der wieder aus sehr verschiedenen Theilen bestehen
kann. Aber alle begünstigen den Wuchs der Pflanzen und füllen
die Kornkammern der Menschen. Sehr fetter Boden am Was-
ser und von diesem theilweise durchzogen führt den Namen
Marschland. 4) Weichböden, der vom Wasser durch-
zogen und immer oder größtentheils naß und weich ist. Strecken,
die oben eine scheinbar feste Grasrinde haben, die aber unter
dem Fußtritt wegen des darunter stehenden Wassers erbeben
und erzittern, heißen Moore. Ost besteht diese Decke aus
Torf, d. i. aus einem dicht verfilzten Gewebe halbverwester
Pflanzen, der dann zum Brennen ausgestochen wird. Bricht
das Wasser an einzelnen Stellen so hervor, daß Pfützen und
Lachen stehenden Wassers sich bilden, oder ist Wasser und
Erde so gemischt, daß man die Oberfläche, ohne einzusinkeü,
nicht betreten kann, so nennt man das Ganze einen Sumpf
oder Morast. Ein Morast, der mit Buschwerk bewachsen ist,
heißt ein Bruch. Indem man dem Weichboden durch Ab-
zugsgräben den Ueberfluß an Wasser entzieht, kann man
Moore, Moräste und Brüche ganz oder theilweise trocken
legen und urbar machen. Ueberhaupt ist der bei weitem
größte Theil der Ebenen auf der Erde, wenn nicht schon
jetzt angebaut, doch des Anbaues fähig.
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28
Erstes Buch.
punkte — mag dies nun ein Berg oder eine Senkung im Haupt-
kamme sein — aus, und man nennt solchen Mittelpunkt dann
einen Gebirgsk notcn oder G e birg s stock. In den
eigentlichen Kämmen finden sich zuweilen Senkungen, welche
man Einsattelungen oder Joche nennt. Ueber sie füh-
ren dann gewöhnlich die Gebirgsstraßen. Zu dieser dritten
Klasse gehören alle Riesengebirge unseres Erdkörpers, und
ihre Kämme sind über 1000 Meilen lang. Dabei sind Er-
scheinungen, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit wiederkeh-
ren , interessant. Die meisten großen Kammgebirge von Asien
und Europa streichen den Breitenkreisen gleichlau-
fend, also von O. nach W. — die der übrigen Erdtheile den
Meridianen gleichlaufend, also von S. nach N. Doch
giebt es Ausnahmen. Ferner fallen die Kammgebirge meist
nur nach einer Seite steil, nach der andern sanft ab, oder
ihre Abdachung ist nach den verschiedenen Seiten eine ver-
schieden e; die steile Seite ist gewöhnlich entweder
die Süd - oder (wenn sie von S. nach N. ziehen) die Ost-
sei te. Die höchsten Gipfel eines Gebirges betragen öfters
etwa das Doppelte der Kammhöhe. Endlich ist die Kamm-
höhe des einen Gebirges öfter die Gipfelhöhe des andern. Der
Kamm des Himalaya ist so hoch als die Gipfel der Andes in
Südamerica, und die Kammhöhe der Andes so hoch als die
höchsten Gipfel der Alpen u. s. w. So entdeckt man überall
in der Mannigfaltigkeit das Gesetz und die Ordnung.
tz. 24.
Einthcilung der Gebirge nach ihrer Entstehung und Bildung.
Nach der Entstehung und inneren Bildung unter-
scheidet man 1) die ältesten Neptuirischen Gebirge,
deren Entstehung in §. 11. geschildert ist. Diese Gebirge
zeigen regelmäßige Schichten mit Geschiebe, begünstigen die
Bildung von Höhlen und führen allein Erze und Verstei-
nerungen oder Petrefatte. 2) Die jüngeren Plutoni-
scken Gebirge als diejenigen Felsarten, welche später in
verschiedenen Zeiträumen (Hebungsperioden) aus Rissen
der Erdrinde aus dem glühend Flüssigen hervorgequollen sind.
Während also z. B. in Europa der Hundsrücken unter die
ältesten (neptunischen) Gebirgsformen gehört, gehören die
Centralalpen zu der jüngsten Hebung; als die jüngste und