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1. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 16

1900 - München [u.a.] : Franz
16 Die deutschen Alpen. den sogenannten Werfener Schichten, die in den Alpen den oberen Buntsandstein anderer Triasgebiete oertreten. Unmittelbar über den Werfener Schichten erhebt sich ein bis 500 m mächtiges System blauer Kalksteine, gelblich-brauner Ranhwacken und dolomitischer Bremen, zusammen Myophorienschichten genannt, die das unterste Stockwerk des alpinen Muschelkalks bilden. Die nächste Stufe bildet der ca. 300 in mächtige Muschelkalk, der ganz aus graublauen oder rötlichen, von Kieselausscheidungen oft völlig durchspickten Kalksteinen besteht. Die oberste Stufe des eigentlichen Karwendelgebirgs nimmt der dickbankige, fast massig entwickelte Wettersteinkalk ein, dessen silbergraue Felswände mit ihren zahlreichen, das Wasser unterirdisch entführenden Abfondernngs- klüften das hervorstechendste Merkmal des ganzen Gebirges bilden. w 5 3 I i % * g ;f sf ■ T > 1 ^ 3 3 es ^ Querprofil durch das Karwendelgebirge (Vorder Riß 0,8 — Halla.i. 0,56). Längenmaßstab 1:273000, l3/4 fache Ueberhöhnng. Während der geognostische Aufbau des eigentlichen Karwendel- gebirgs durch die zwei oben hervorgehobenen Linien vorgezeichnet ist, ist die Lagerung der Schichten des Karwendelvorgebirgs durch eine von Mitten- wald über den Baumgartenbach nach Achenkirchen gerichtete Muldenlinie bestimmt. Die 9 km breite Mulde des Vorgebirgs wird vom Haupt- dolomit, einem lichtgelben oder grauen Kalkstein von dichtem bis fein kristallinischem Gefüge, an den Rändern so eingefaßt, daß die auf- lagernden jüngeren Schichten des Rhät, Jura und der Kreide um den Baumgartenbach wannenartig eingebettet liegen. Die den Dolomit überlagernden Plattenkalke unterscheiden sich von dem ersteren Gestein vor allem durch ihre dunklere Farbe und durch das Auftreten dünner Lagen oon Mergeln und Thonen. Ein ähnlicher Unterschied wie zwischen dem Hauptdolomit und den Plattenkalken des Karwendelgebirgs besteht zwischen den Jura- und Kreideschichten desselben; während erstere teils aus roten, teils aus graugrünen Kalksteinen bestehen, sind letztere zumeist aus gelblichweißen Kalkmergeln zusammengesetzt. Durch die gleichmäßig starke sattelförmige Zusammenfaltung, welche ihren Ausdruck in den beiden obengenannten Muldenachsen und in der dazu parallelen Sattelachse findet, ist das Relief des Karwendelgebirgs

2. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 17

1900 - München [u.a.] : Franz
Die bayerischen Alpen. 17 in seinen Grundzügen festgelegt worden. Die durch den Lafatschboden verlaufende Muldenachse und die im Laliderboden erkennbare Sattel- achse zerlegen das eigentliche Karwendelgebirge in drei Parallelketten, zu welchen sich durch das Auftreten eines Längsbruches, der sich vom Hinterauthal in das Roßkar hineinzieht, noch eine vierte Parallelkette von geringerer Ausdehnung gesellt. Der südlichste dieser Parallelzüge, Gleierschkette genannt, steigt mit wenig geneigten Gehängen, die von den Schiefern und Quarzsandsteinen der Werfener Schichten gebildet werden, aus der 500 m hohen Jnnthalflüche zu einer meist von Wald bedeckten Terrasse auf, welche sich von 800 in allmählich bis zu ca. 1200 m erhebt. Aus diesem breiten Sockel erhebt sich nun in drei Stufen, die genau mit den Formationsgrenzen der Myophorienschichten, des Muschel- kalks und des Wettersteinkalks zusammenfallen, die in der Bettelwurf- spitze (2460 in) kulminierende Gleierschkette, deren Südhang (bis ca. 1700 m noch bewaldet und begrast) trotz seiner bedeutenden relativen Höhe (1500 in) infolge der erwähnten zweimaligen Abstufung bei weitem nicht so steil erscheint wie der ganz aus Wettersteinkalk bestehende Nord- hang, dessen weiße Felswände in einer etwa 1 km hohen Jache zu dem Lasatschgruud, dem oberen Ende des Hinterauthales, abstürzen. Die drei übrigen Parallelzüge, die Sundiger-, die Hintere und die vordere Karwendelkette, stellen eine ziemlich genaue Wiederholung der Gleierschkette mit flachen Gehängen nach Süden und Steilabfall nach Norden dar. Bei dieser Uebereinstimmnng der Abdachungsverhältnisse im großen und ganzen lassen die drei Parallelketten, entsprechend ihrem wechselnden geologischen Aufbau, doch auch wieder deutliche Unterschiede in den Neigungsverhältniffen der beiden Flanken erkennen. Die kürzer verlaufende Suudigerkette, die ganz aus Wettersteinkalk aufgebaut ist, läßt infolge ihrer Schmalheit den Unterschied zwischen Steilabfall nach Norden und Flachhang nach Süden unter den drei Ketten am wenigsten hervortreten; die Brandlspitz (2630 m) und die Hochkanzel (2600 m), die beiden Kulminationspunkte des Suudigerkammes, steigen vom Knapp- Waldboden sast ebenso schroff in die Höhe wie aus dem Roßloch, der großartigsten Karbildung des Karwendels. Im Gegensatz zu der Sundiger- kette ist in der aus Muschelkalk und Wettersteinkalk bestehenden hinteren Karwendelkette die Verschiedenheit der Neignngsverhältnisse im Norden und Süden gleichsam typisch zum Ausdruck gebracht. Als die südliche Hälfte des über dem Laliderboden geborstenen Schichtensattels sich darstellend, müssen die Schichten des hinteren Karwendelzuges gegen Süden sich allmählich senken, am Nordabhang dagegen, wo sie jäh abgebrochen sind, steil zur Thalsohle abfallen. Die vordere Karwendelkette, die den Nordflügel des Sattels bildet, dessen Südflügel die südfallenden Schichten des hinteren Karwendelzuges darstellen, sollte infolge des im Süden auftretenden Längsbruches des Schichtengewölbes den Steilabfall zum Laliderboden und allmähliches Abfallen der Schichten nach Norden vermuten lassen. Durch eine I. Müller, Lberfl.'icheubau Deutschlands. ^

3. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 18

1900 - München [u.a.] : Franz
18 Die deutschen Alpen. Stufenbildung an der Südseite, die wie bei der Gleierschkette mit der Formationsgrenze zwischen Muschel- und Wettersteinkalk fast genau zusammenfällt, wird jedoch der Steilabfall der vorderen Karwendelkette zum Laliderboden bedeutend gemildert. Dadurch ferner, daß die vordere Karwendelkette wenigstens in ihrer Osthälfte gerade so nach Norden Seitenkämme aussendet, wie dies seitens des Hinteren Karwendelzuges nach Süden geschieht, und daß diese Seitenkämme nach einer flachen Einsenkuug gegen ihre Mitte in ihren nördlichen Ausläufern nochmals zu wenigstens 2 km Meereshöhe sich erheben, erhält der Nordabhang der vorderen Karwendelkette ein fast so steiles Gepräge wie der Südhang. Das von dichtem Wald fast ganz bedeckte Karwendelvorgebirge, das infolge des Mangels kulminierender Kämme keine kettenförmige An- ordnung mehr erkennen läßt, stellt, wie schon oben erwähnt, eine Mulde vor, deren beide Flanken isoklinal nach Süden geneigt bezw. nach Norden übergekippt sind. Die im Profil angegebenen Gipfelpunkte der beiden Muldenflügel, die Fleischbank (2000 m) und der Scharfreiter (2100 in), erscheinen darum mit schwach geneigten Gehängen nach Süden, mit etwas steilerem Abfall nach Norden. Gegen Norden, zur Isar und Walchen, schließt das Vorland des Karwendels, das sich hier aus Plattenkalk und Dolomitmassen aufbaut, mit dicht bewaldeten Bergrücken von ca. 1600 m Höhe ab. Bedeutendere Höhenunterschiede sind in diesem ganzen Gebiet außer an den Rändern nur da vorhanden, wo lokale Einbrüche auf Verwerfungsspalten zwischen dem Dolomit und dem Plattenkalk entweder tiefere Thäler oder See- becken, wie am Soiernsee, eingeteuft haben. 3. Die Salz bürg er Alpen. Oestlich von der Achen beginnt der Wetterfteiukalk allmählich zurückzutreten und dafür der Dachsteinkalk mächtig sich zu entwickeln. Diese Kalkart, ein Gestein von ungemein festem Gefüge, wurde aus ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung nicht durch Faltung, sondern durch gewaltige Brüche verschoben; darum finden wir in den Salzburger Alpen statt der langgezogenen, zugeschärften Grate der Nordtiroler Kalkalpen breite Bergmassive, die auf ihren höchsten Teilen verkarstete Hochflächen von schauerlicher Oede tragen. Auch die Thalbildung der Salzburger Alpen zeigt einen von den westlichen Gebirgszügen verschiedenen Charakter. Während das Gebirge zwischen Bodensee und Inn von keiner Querspalte, außer der des Lech, in seiner ganzen Breite durchschnitten wird, schneiden auf der furzen Strecke zwischen Inn und Salzach zwei beträchtliche Wasserläufe, Achen und Saalach, das Randgebirge seiner ganzen Breite nach quer durch und gewähren auch Eisenbahnlinien (Trannstein-Marquartstein im Acheuthal, Freilassing-Reichenhall im Saalachthal) genügend Raum zur Anlage. Es entstehen durch diese großen Qnerthüler, die wieder durch kürzere Längsthäler unter sich verbunden sind, quadratähnliche, nach allen Seiten scharf abgegrenzte Tafeln, die zur Zweiteilung der Salzburger Alpen, wenigstens soweit sie das deutsche Reich berühren,

4. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 20

1900 - München [u.a.] : Franz
20 Die deutschen Alpen. vielfach verschobenen Kalkplatte, welche entlang dem Berchtesgadener Hauptthal und der Ramsau durch eine enorme Verwerfungslinie ab- geschnitten worden ist, längs welcher ein Absinken der nördlich angrenzenden Gebirgsglieder um mehrere tausend Meter stattgefunden hat. Ersteigt man von dieser Bruchlinie aus, an die infolge der stärkeren Aufrichtung der Schichten die schroffen, pyramidenähnlichen Gipfel des Watzmanns und des Hochkalter mitten im Gebiet der Plateauberge herantreten, das Plateau, so überschreitet man die ganze, von dem Beginn der Triasperiode bis zur mittleren Kreidezeit abgelagerte Schichtenfolge, aus der sich diese scheinbar so einförmige Kalkmasse zusammensetzt. Die Grundlage des ganzen Systems bildet der alpine Buntsandstein, der teils aus Saudsteinen, meist aber aus Mergeln besteht, die stellen- weise in reichlicher Menge mit Salz durchtränkt sind. Die Oberfläche dieses Salzgebirges, das in sanfter Steigung von der 600 — 700 m hohen Thalfläche bis zu einer Höhe von etwa 1200 m sich erhebt, ist fast durchaus mit Wald bedeckt, während die darüberfolgende schmale Zone des Muschelkalks außer Wald besonders Alpenweiden trägt. Der Alpenweidengürtel ist aber in den Berchtesgadener Alpen bedeutend schmäler als in den benachbarten bayerischen oder gar Allgäuer Alpen; denn das Bezeichnende an der Ausbildung des Keupers in den Salzburger Alpen ist das, daß in ihnen im Gegensatz zu den beiden westlichen Nachbargruppen der Wettersteinkalk unmittelbar auf dem Muschelkalk auflagert und ebenso die in den bayerischen Alpen gut entwickelte mergelige Schicht (Raibler Schicht) zwischen dem Wettersteinkalk und dem Haupt- dolomit hier fast gänzlich fehlt. Da, wo das schmale Band der Raibler Schichten ansteht, erhebt sich der durch seine leichte Zerstörbarkeit aus- gezeichnete Hauptdolomit. Ungeheure Schutthalden, aus den Trümmern und dem Grus dieses unendlich zerklüfteten Gesteins bestehend, umlagern den Fuß der Dolomitwände, erfüllen den Boden der Kare, die nirgends so zahlreich und so großartig auftreten wie in den Salzburger Alpen, oft bis mehrere hundert Meter hoch. Den stärksten Gegensatz zu diesen oft ganz zerwitterten Dolomitschichten bildet der darüber sich aufbauende Plattenkalk, der zum Teil die massiven Berggestalten, die sich über das Dolomitplateau erheben, zusammensetzt. Wenig verschieden von dem tiefgrauen Plattenkalk ist der Dachsteinkalk, der sich als letztes Glied der Trias zu oberft des Plateaus auftürmt. Die festen Bänke des Dachsteinkalkes, der weit widerstandsfähiger ist als die hangenden und liegenden Schichten desselben, setzen die Höhen des Berchtesgadener Alpen- Massivs, das Steinerne Meer, die Uebergossene Alm, denwatzmann(2714m), den Hochkalter, die Reiteralm, das Latten-Gebirge und den Untersberg, vor allem zusammen. Sie bilden die unübersehbaren wilden Karrenfelder mit zerrissenen Steinflächen, die von der Ferne wie ein erstarrtes hoch- wogendes Meer aussehen und dem Durchwandern mit ihren spitzen Schneiden oft schier unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen. Nur da, wo in geschützten Vertiefungen weiche liasische Gesteine, namentlich

5. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 1

1900 - München [u.a.] : Franz
Kinteitung. Der nördlich der großen europäischen Kettengebirge (Pyrenäen, Alpen und Karpathen) gelegene Rumpf unseres Erdteils wird von einem Schollenland eingenommen, das mit seinen tafelartig ausgebreiteten, mäßig hohen Gebirgsmassen und seinen weit ausgedehnten Flachländern in scharfem Gegensatz zu den alpinen Hochgebirgen Südeuropas steht. Dieses nordeuropäische Schollenland, das aus denselben mesozoischen und alttertiären Schichten besteht wie die zu verwickelten Falten zusammengepreßten Hochgebirge Südeuropas, zerfällt nach seinem inneren Bau und seiner dadurch bediugteu Oberflächengestalt wieder in zwei große Gebiete: das Nordost-und das nordwesteuropäische Schollenland. Das nordosteuropäische oder russisch-skandinavische Tafelland, das von den Gebirgen Norwegens, dem Ural, dem Kaukasus und den Karpathen umspannt wird, ist eine riesige, seit uralten Zeiten von jeder Gebirgsfaltnng verschont gebliebene Scholle, auf deren kristallinischem Grundgebirge sogar die ältesten paläozoischen Formationen in ungestörter horizontaler Lagerung ausgebreitet sind. Dieser geologischen Thatsache entspricht die Ebenheit der Oberfläche des ausgedehnten Erdraums; nur der Nordwestrand, Norwegen, ist zu größerer Höhe erhoben, ohne jedoch dadurch seinen Schollencharakter verloren zu haben. Von ganz anderer Art ist das nordwesteuropäische Schollen- land, das das gesamte außeralpine Europa westlich der Weichsel umfaßt. Hier hat die letzte große Faltung gegen den Schluß der Steinkohlen- Periode, also wohl früher als in der südeuropäischen Region, aber auch viel später als in der russischen Tafel stattgefunden. Die Produkte dieser postkarbonischen Faltung waren alpine Hochgebirge, die durch spätere Ueberflutungen des Meeres und durch die abtragende Thätigkeit der atmosphärischen Kräfte zu flach gewölbten Rumpfgebirgen abgehobelt worden sind. Die Transgressionen des mesozoischen Meeres haben auf der geebneten Oberfläche dieser einstigen Gebirge und in den weiten I. Müller, Oberflächenbau Deutschlands. ,

6. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 22

1900 - München [u.a.] : Franz
22 Das deutsche Alpenvorland und seine Umwallung. 1. Die Zone der glazialen Depressionen, an dem in 700—800 m Höhe gelegenen Alpenrand beginnend und bis zu der oben bezeichneten Linie Ostrach—burghausen reichend. Diese Zone ist durch flache, beckeuförmige Einsenknngen in den Grund- Moränenschutt der alten Gletscher charakterisiert, Einsenknngen, die entweder flache Seen (Kochelsee 68 m, Ammersee 80 m, Würmsee -120 m, Tegernsee

7. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 3

1900 - München [u.a.] : Franz
Der Bau und die Oberflächengestalt Mitteleuropas. Z deutschlaud wurde in der Diluvialzeit unter eine von Skandinavien ausgehende Eisdecke begraben und durch diese gewaltigen Eismassen selbst wie durch deren Schmelzwässer in seiner Oberflüche gründlich umgestaltet. Der seit der jüngeren Tertiürzeit landfest gewordene Teil Europas, der von den eben erwähnten geologischen Vorgängen betroffen und dadurch in seinen Umrissen wie in seiner Bodengestalt endgültig bestimmt worden ist, verdient darum nicht bloß wegen seiner Lage, sondern auch wegen des Zusammentreffens der großen geologischen Ereignisse des Mittelalters der Erdgeschichte innerhalb seiner Grenzen den auszeichnenden Namen Mitteleuropa. Dermauunö die Kbermchenge statt Witteteuropas. A. Grenzen. Mitteleuropa ist nach dem eben Gesagten der Teil Europas, der von der Linie Scheldemünduug—rhonequelle im Westen, der Linie Savequelle—weichselmündung im Osten, von den Alpen im Süden und den beiden deutschen Meeren, der Nord- und Ostsee, im Norden begrenzt wird. Dieser Raum, der eine Fläche von ca. 810000 Quadratkilometer umfaßt, hat im Süden und Norden ausgezeichnete natürliche Grenzen: dort die Kämme der südlichen Gruppen der Mittel- und Ostalpen, die zugleich die Sprachgrenze zwischen den Deutschen und den südeuropäischen Romanen bilden, hier die beiden deutschen Meere, welche die Südgermanen von ihren nordischen Brüdern, den Skandinaviern und Engländern, trennen. Viel weniger schroff ist Mitteleuropa nach Westen und Osten abgegrenzt, ja nach Osten fehlt es überhaupt auf weite Strecken an einer natürlichen Abgrenzung zwischen Mitteleuropa und dem osteuro- päischen Flachland; denn die von Nord nach Süd verlaufenden Senken des untern Weichselthals und der oberen Netze und Warthe können wegen ihrer schwachen Einsenkuug in das ostelbische Diluvium nur als notdürftiger Ersatz einer guten natürlichen Grenze gelten. Erst von der Weichselquelle an bilden südwestlich verlaufende Gebirgszüge, die Beskiden, die kleinen Karpathen, das Leithagebirge und die Ausläufer der Ostalpen, eine wohl erkennbare Scheidelinie bis zur Südostecke des mitteleuropäischen Trapezes. Aehnliche Verhältnisse wie die Ostgrenze zeigt die Westgrenze Mitteleuropas. Von der Scheldemündung an bis zur Hochfläche der Ardennen fehlt jede natürliche Begrenzung; erst von dem Durchbruch der Maas durch dieses Plateau kann der scharf- abschneidende Südwestrand desselben sowie der Westabfall des Hunsrücks gegen die Lothringer Hochebene als deutlich ausgesprochene Scheidelinie angesehen werden, und noch mehr gilt dies von den Kämmen der Vogesen und dem Schweizer Jura, die Süddeutschland und die Schweiz un- gemein scharf von Ostfrankreich abschneiden. 1*

8. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 4

1900 - München [u.a.] : Franz
4 Der Bau und die Oberflächengestalt Mitteleuropas. B. Modengestatt und Mewcrfserung. Der Boden des Landes, der sich zwischen der Adria und der lombardischen Tiefebene im Süden und den deutschen Meeren im Norden ausdehnt, senkt sich allmählich von Süd nach Nord und zerlegt sich naturgemäß in drei konzentrische Höhenstufen, das Alpenland, die sich von Osten nach Westen immer mehr verbreiternde Zone der deutschen Mittelgebirge und das sich in gleicher Richtung ver- schmälernde germanische Tiefland. I. Die Atpen. 1. Grenzen und Hanptrichtlinien im Bau des Gebirges. Die Alpen bilden einen mächtigen, nach Südosten geöffneten Gebirgsbogen, vom Ligurischeu bis zum Adriatischen Meer reichend, dessen Länge am innern Saum etwa 750 km, am äußeren dagegen 1300 km beträgt, während seine Breite zwischen 130 km, am Montblanc, und 240 km, von Verona bis Kufstein, wechselt. Schon äußerlich unter- scheiden sich die beiden Seiten der Alpen wesentlich von einander. Das Innere des Bogens wird von einer einzigen tiefen Senke, der Po-Adria- Niederung, eingenommen, zu der die Alpen steil und unvermittelt abfallen. Der Außenseite dagegen, der das wechselvoll gestaltete nordeuropäische Schollenland vorgelagert ist, fehlt eine solche geographische Einheit: im Westen und im Osten breiten sich Ebenen, dort die Rhone-Niederung, hier die ungarische Tiefebene, aus, in der Mitte aber legen sich die Hochebenen der Schweiz und Oberdeutschlands vor, so daß hier der Fuß des Gebirges sich bis zu einer Meereshöhe von 400—600 m erhebt. Zudem dachen sich im Norden die Alpen allmählich mit Vorketten ab, die als eine Folge der tiefgreifenden tektonischen Verschiedenheit im Aufbau der beiden Seiten zu betrachten sind. In den Alpen, die wie alle Faltengebirge durch einen in horizontaler Richtung wirkenden Druck in der Erdrinde entstanden sind, war der faltende Druck von der Innenseite des Gebirgsbogens nach der Außenseite, also im westlichen Teil von Osten nach Westen, in den übrigen Teilen von Süden nach Norden gerichtet. Die Faltenzüge, die in ihrem Verlauf durch die vorliegenden alten Schollen (das französische Zentralplateau, das oberrheinische Gebirgssystem und die böhmische Masse) bedingt werden, gegen die sie gepreßt worden sind, sind vielfach nach außen, nach Norden, gegen die stauenden Massen hin überschoben, so daß ältere Schichten über jüngeren lagern oder letztere von ersteren auf die mannig- faltigste Weise zusammengedrängt und umgebogen werden. Während so auf der Äußenseite intensive Faltung herrscht und Brüche nur eine untergeordnete Rolle spielen, stellt sich die Innenseite als eine Zone gewaltiger Verwerfungen dar, an denen stellenweise Eruptivgesteine, vor allem Porphyre, empor- gequollen sind; am Rand dieser im ganzen die West-Richtung ein- haltenden Verwerfungslinie ist das Gebirge zu dem tiefeingedrückten lombardisch-adriatischen Senkungsfeld abgebrochen.

9. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 6

1900 - München [u.a.] : Franz
6 Der Bau und die Oberflächengestalt Mitteleuropas. ist. Auch in der oberen Kreide bildet die Rheinlinie die ungefähre Grenze zweier verschiedener Ausbildungsweisen, die sich auch in der Tektonik der betreffenden Gebirgsketten bemerkbar machen. Während im Westen die Kreide in gleicher Weise wie die Juraformation stark gefaltet ist, sindeu sich die cretacischen Schichten im Osten vielfach wagrecht in Becken zwischen den älteren aufgerichteten Schichten abgelagert. Das untere Tertiär nimmt in gleichmäßiger Ausbildung am Aufbau der ganzen Voralpen teil, und zwar als Nummulitenkalk und als Flysch, ein System von Mergeln, Schieferthonen und Sandsteinen. Aber auch das untere Tertiär ist im Westen weit stärker, bis zu Höhen von drei km und darüber, gefaltet als im Osten, wo es nur niedrige Vorketten bildet. Das Gleiche gilt von der aus jungtertiärem Gestein (oligocäne und miocäne Molasse) bestehenden nördlichsten Randzone, die in der Schweiz noch zu ansehnlichen Bergketten aufgetürmt ist, in Bayern und Oesterreich dagegen nur aus Alpenschuttablagerungen von mäßiger Höhe besteht. Die Betrachtung des Gebirgsbaues der Alpen führt also nicht nur zu dem Ergebnis, daß der Faltungsprozeß in denselben früh begonnen und sich häufig wiederholt hat, sondern auch zu der bis jetzt noch nicht genügend beachteten Thatsache, daß die Entwickelung der beiden großen Hälften des Gebirges vielfach unabhängig von einander vor sich ging. 3. Bewässerung. Zu derselben Zweiteilung des Gebirges in die West- und die Ostalpen gelangt man auch bei der Betrachtung seiner fließenden Gewässer. Die Anordnung der Wasserläufe, die vor allem durch die Aufeinanderfolge der Aufrichtung der einzelnen Gebirgsteile bestimmt wird, ist in den Westalpen infolge des Auftretens von Doppelreihen von Zentralmassiven eine ganz andere als in den Ostalpen, die sich im wesentlichen in zwei oder mehrere parallele Reihen zerlegen. In den französischen und Schweizer Alpen finden wir lange, vielfach gewundene Thäler nach Westen, die gewöhnlich den einzelnen Zonen eine Strecke weit als Längsthäler folgen, um dann mit scharfer Biegung die nächste Zone zu durchbrechen (Durauce, Jsere, Aar :c. :c.), dagegen kurze Thalspalten mit sehr starkem Gefäll nach Italien zu. Die Ostalpen dagegen sind reich an ausgezeichneten Läugsthälern, die durch ein kurzes und enges Querthal den Fluß aus dem Gebirge entlassen und an deren Oberlauf sich viele parallele, senkrecht zum Hauptgebirgskamm verlaufeude Querthäler anschließen (Inn, Salzach, Drau ?c. ?c.). Für die Quer- thäler der Ostalpen ist der Stufenbau, der durch den Wechsel von Gesteinen verschiedenen Härtegrades bedingt ist, eine charakteristische Er- scheinung. Außer der Fülle an fließenden Gewässern ist den Alpen auch ein großer Seenreichtum eigen; derselbe hat seinen Grund einesteils in der verwickelten Tektonik des Gebirges, andernteils in dem mit dem nieder- schlagreichen Klima zusammenhängenden Auftreten zahlreicher Gletscher

10. Der Oberflächenbau Deutschlands - S. 8

1900 - München [u.a.] : Franz
8 Der Bau und die Oberflächengestalt Mitteleuropas. Depression mit der nordwestlich verlausenden herzynischen Hebungsachse des Böhmerwaldes, des Fichtelgebirges, des Frankenwaldes, des Thüringer und des Teutoburger Waldes zerlegt sich das deutsche Mittelgebirge in vier symmetrisch zu einander liegende Parallelogramme bezw. Rauten, die sich nach ihrer Lage zu den beiden Hauptströmen Deutschlands, dem Rhein und der Elbe, als das oberrheinische (Südwest- dentschland), niederrheinische (Nordwestdeutschland), oberelbische (Böhmen) und mittelelbische Parallelogramm (Sachsen und Thüringen) bezeichnen lassen. Die beiden westlichen Mittelgebirgslandschaften Deutschlands, durch die Eckpunkte Lausen a. d. Birs — Cham — Ilmenau im Thüringer Wald — St. Mihiel a. d. Maas und St. Mihiel—valen- ciennes— Minden—ilmenau bezeichnet, stimmen in den Umrißformen und in den Größenverhältnissen (Langseite vier, Kurzseite zwei Meridian- grade) vollkommen überein, zeigen aber im geologischen Aufbau und in der Oberflächengestalt die größten Verschiedenheiten. Im Innern Süd Westdeutschlands, dessen Boden neben den Graniten und Gneisen der oberrheinischen Randgebirge fast nur aus Gesteinen der mesozoischen Formationen besteht, sanken nämlich während der Tertiärzeit ganze Schollen in Staffeln zur Tiefe und gaben dadurch Anlaß zur Bildung abgeschlossener Becken bezw. Gräben, aus welchen meist nordnordöstlich, zum.teil auch nordnordwestlich gerichtete Thal- engen in die benachbarten Gebiete hinüberführen. Das Nordwest deutsche Gebirgssystem, an dessen Aufbau vorwiegend Thonschiefer, Grauwackeu und Quarzite sich beteiligen, bildet in seinem Innern ein eintöniges, flachwelliges Schieferplateau, das nur von den meist nordöstlich gerichteten, tief eingeschnittenen Thälern aus einen gebirgshaften Charakter zeigt. Im Gegensatz zu dem nach allen Seiten scharf abgeschlossenen südwestdeutschen Becken ist das nieder- rheinische Gebirgssystem durch Raudeiubrüche (Münsterebene, Kölner, Trierer Tieflandbucht, Hessische Senke) an seinen Grenzen eingekerbt und stellt sich darum nicht mit so regelmäßigen Umrißformen dar wie sein südwestliches Nachbargebiet. Noch mehr erscheint die regelmäßige Rautenform bei der dritten Gruppe der deutschen Mittelgebirge, den sächsisch-thüringischen Landen nebst dem Weserbergland, gestört. Von dieser durch die Punkte Münden a. d. Weser — Wuusiedel — Zittau — Branden- burg a. d. Havel bezeichneten Raute mit eiuer Seiteulüuge von zwei Meridiangraden ist die ganze Nordosthälfte, das ehemalige Urgebirge zwischen der unteren Elbe, Havel und Spree einerseits, zwischen dem Nordostrand Thüringens und Sachsens anderseits, in die Tiefe der norddeutschen Ebene versunken; die nordwestlich gerichteten Höhenzüge des Fläming und der Lüneburger Heide, in deren Fels-Unterlage permische Gesteine nachgewiesen wurden, deuten die Nordostseite der mittelelbischen Urgebirgsrante nur noch schwach an. In dem durch die Leipziger Tieflandbucht in zwei ungleiche Teile geschiedeneu
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