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durch die Bekanntschaft mit römischer Kultur etwas besser und bequemer
eingerichtet. Daß man römische Münzen kannte und nach ihnen rech-
nete, erscheint als die bedeutendste Anlehnung an fremde Verhältnisse.
Mit dem Grundbesitz hängt alles Recht in der Gemeinde zu-
sammen. In der Gemeinde ist der Grundbesitz, verbunden mit vol-
ler Freiheit und fränkischer Abstammung, von entschiedener Bedeu-
tung. Wichtig sind auch die verwandtschaftlichen Verbindungen,
welche innerhalb der einzelner! Gemeinden und über sie hinaus die
freien Volksgenossen verbinden. Auf ihnen beruht das Recht zu erben
und für den erschlagenen Verwandten das Wehrgeld zu empfangen,
aber auch die Pflicht, dem Verwandten unter gewissen Voraus-
setzungen bei der Zahlung der Buße zu unterstützen, ihn vor Ge-
richt zu vertreten und zu vertheidigen. Einen politischen Charak-
ter haben aber diese Vereinigungen der Blutsverwandten nickt.
Die Römer, welche ihren Grundbesitz behalten haben, stehen
in vielen Beziehungen nur den Leten oder Liten gleich, die einen
Theil des Volkes ausmachen, aber keine politischen Rechte haben.
Diesen fehlt das volle Recht der Freiheit mit dem freien Eigen-
thum. Dieses soll auch nicht an die Weiber fallen. Dagegen ist
eine Theilung der Ländereien unter gleichberechtigte Erben zulässig
gewesen. Da die Mündigkeit früher mit dem zehnten, später mit
dem zwölften Jahre eintrat, während Grundbesitz daheim nicht leicht
vor dem Tode des Vaters erworben werden konnte, so gab es eine
zahlreiche wehrhafte Jugend, welche geneigt war außer der Hei-
math ihr Glück zu versuchen. Diese hat wohl in den Heeren der
Römer gedient und ist in den Eroberungskriegen den Königen ge-
folgt. Aber dem kriegerischen Treiben ausziehender Sckaaren ste-
hen die stätigen, auf dem Grundbesitz beruhenden Verhältnisse der
Heimath gegenüber. Hier gab es Hundertschaften, wie wir sie frü-
her kennen gelernt haben, welche ihre Versammlungen hielten und
ihre Vorsteher hatten. Der Vorsteher wurde von der Hundertschaft
gewählt, er leitete die Versammlung und besorgte die gemeinsamen
Angelegenheiten. Wahrscheinlich zog er auch an der Spitze seiner
Abtheilung des Volkes in den Krieg.
Alle Geschäfte, welche für das Recht von Wichtigkeit waren,
vollzog man in eigenthümlich feierlicher Weise. Symbolische Hand-
lungen von sinnlich lebendiger Kraft wurden vorgenommen, um
das Geschäft dem Gedächtniß einzuprägen. Man springt im Hemd,
unbeschuht, einen Stock in der Hand, über den Zaun des Hosts,
wenn man Haus und Hof verlassen und aufgeben will. Den Besitz
desselben und die daran haftende Verpflichtung überträgt man auf
die nächsten Verwandten dadurch, daß man Erde aus den vier
Ecken des Hauses nimmt und auf der Schwelle stehend über die
Schulter auf dieselben hinwirft. Andere Uebertragungen finden statt,
indem man dem andern einen Halm in den Schooß wirft. Um sich
als Besitzer von Haus und Land zu bethätigen, muß der Empfän-
ger drei Gäste bei sich aufnehmen und sie mit Brei bewirthen.
Die Verlobung der Wittwe und wahrscheinlich auch die der Jung-
frau fand durch einen Scheinkauf statt. Die Frau, welche zur zwei-
ten Ehe schritt, mußte sich in besonderer Weise mit den Verwand-
ten des ersten Mannes abfinden. Wer aus der Familie, der
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44l
den zwar die Ausländer entlassen; aber als der König sich mit
Eleonore, Gräfin von Provence, vermählte, traten die Verwandten
der Königin und andere Provenzalen an die Stelle der früheren
Günstlinge. Um die verlorenen Besitzungen in Frankreich wieder
zu erobern, unternahm Heinrich zwei erfolglose Kriegszüge nach
Frankreich und beleidigte-auch das Ehrgefühl seines Volkes. Dazu
kamen unerhörte Erpressungen der Päpste, welche ihre Lehnsherr-
schaft einträglich zu machen suchten. Um den Kaiser Friedrich Ii.
zu bekämpfen, brandschatzten die Päpste zwar alle christlichen Länder,
aber das meiste Geld wurde doch in England zusammengetrieben.
Haufenweise kamen Italiener nach England, die in Rom und Lyon
die englischen Pfründen zu hohen Preisen gekauft hatten. Ehe noch
Karl von Anjou sich auf die Eroberung Neapels einließ, bot In.
nocen; Iv. dieses Reich dem Könige von England für dessen Sohn
Edmund an. Heinrich war unklug genug, dem Papste alle zur
Gewinnung der Neapolitaner erforderlichen Maßregeln zu überlas-
sen. Innocenz und sein Nachfolger unternahmen Krieg gegen Man-
fred und berechneten Heinrich ungeheure Summen, welche dann in
England aufgebracht werden mußten. Nicht klüger handelte der
Bruder des Königs, Richard von Cornwall, in dem er seine Reich-
thümer verschwendete, um von deutschen Geistlichen zum König ge-
wählt zu werden. Der Abfluß des Geldes nach Nom' störte so-
gar den Verkehr und brachte die Staatsverwaltung in Verwirrung.
Ueberdies stieg durch die Verschwendung des Königs der Luxus in
England außerordentlich; doch erlangten damals auch Künste und
Wissenschaften einen höheren Aufschwung. Die Umgebung des Kö-
nigs, welche aus einer Menge von französischen Rittern bestand,
lebte förmlich vom Raube. Der König bewies sich zu jedem ern-
sten Geschäft untauglich und benutzte sogar sein Richteramt als
Quelle des Einkommens, indem er z. B. einmal einen reichen Ju-
den, welcher der Falschmünzerei und der Schriftverfälschung über-
führt war, für eine große Summe aus der Haft entließ und nach-
her für eine noch größere Summe ganz freisprach.
Die Regierung Heinrich's erregte den größten Unwillen, und
so oft der König in seiner Geldverlegenheit eine Reichsversammlung
berief, um eine Beisteuer zu erbitten, brach der Sturm los. Der
König mußte sich alle Fehler seiner Regierung vorwerfen lassen; er
beantwortete die Vorwürfe mit Versprechungen, die er nicht hielt,
und bat die Reichsstände um neue Steuern, indem er sich selbst
öffentlich der Pflichtvergessenheit beschuldigte und Besserung gelobte.
Als 1248 die Reichsstände jede neue Steuer verweigerten, mußte
der König sein ganzes Silbergeräthe verkaufen und erbettelte un-
ter dem Vorwände, einen Kreuzzug machen zu wollen, von den
Bürgern von London weinend eine Summe Geldes und ließ sich
alles, was von der Regierung abhing, abkaufen. Auf einem Reichs-
tage 1253 mußte sich der König dazu verstehen, auf eine feierliche
Weise den Freiheitsbrief von neuem zu bestätigen, und versprach
sich der Excommunikation zu unterwerfen, wenn er seine Verpflich-
tung nicht erfülle. Als die Barone ihre Erwartungen immer wie-
der getäuscht sahen, faßten sie den Entschluß zu einer völligen
Staatsnmwälzung. Es geschah dies auf Anregung Simon's von
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Karl_von_Anjou Karl Heinrich Heinrich Innocenz Innocenz Heinrich Heinrich Richard_von_Cornwall
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich England England Rom Lyon England England England London
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wurden Knechte, Pferde und Hunde verbrannt, damit sie sich im
künftigen Leben deren bedienen könnten. Als der König Harald ge-
storben war, wurde sein Pferd getödet und der Sattel mit begraben,
damit er nach Walhalla reiten könne. In dem vom Meere entfernt
liegenden Gegenden fahren die Seelen in einem hoch durch die Luft
daherziehenden Wagen zum Land der Todten.
Sterben ist Heimkehr zur Gottheit. Dem Menschen die Heim-
kehr zu verkünden sendet die Gottheit ihren Boten aus, welcher die
Seele abholt und ihr zuführt. Die Seelen der im Kampfe gefalle-
nen Helden holen die Walküren ab und geleiten sie nach Walhalla.
Andere Seelen holl der Tod, der wie alle Geister plötzlich naht
und kaum gerufen, schon erscheint. Der Tod ist kein schreckendes,
schauerliches Wesen, sondern ein milder, aber seines Amtes streng
wartender Diener der Götter. Er trägt, wie im Alterthum alle
Boten, einen Stab. Er reitet auf einem Roß im Lande umher;
die Seelen schaaren sich zu ihm und bilden sein Gefolge, nicht ein
düsteres, trauriges, sondern ein heiteres, fröhliches. Das milde,
zutrauliche Wesen des alten Todes tritt noch in vielen Zügen her-
vor, die uns im Volksleben begegnen. Ec heißt Freund Hein,
er wird in den Märchen gar zum Gevatter gebeten und ist seinem
Pathen ein schützender, glückbringender Freund. Die düstere Auf-
fassung des Todes hat sich erst durch christliche Einflüsse im Mittel-
alter gebildet.
Die Macht der Götter ist beschränkt; sie können dem Menschen Dasschicks«,.
wohl Heil und Seligkeit schenken, aber sein Schicksal vermögen sie
nicht zu ordnen; das unterliegt wie das der Götter einer höheren
Weltordnung. Das Schicksal hat es hauptsächlich mit dem Beginn
und dem Schluß des menschlichen Lebens zu thun. Seine Botinnen
sind die Nornen, die Schjcksalsschwestern, welche an der Wiege
und am Sterbelager des Menschen stehen. Das Geschick der Men-
schen, Geschlechter und Völker ist im voraus angeordnet, aber nur
die höchsten Götter kennen die Rathschlüsse und Fügungen des Schick-
sals. Glück und Heil ist in den Gaben des Schicksals eingeschlossen,
doch schrieb man später dessen Verleihung besonderen Wesen zu.
Besonders steht das Frau Saelde zu, der eigentlichen Glücksgöttin
unserer Vorzeit. Sie wachet über ihren Günstlingen, erscheint ih-
nen und erhört ihre Bitten; wem sie aber gram ist, dem kehrt sie
den Rücken zu.
Der deutschen Religion vorzüglich eigen ist die Idee der Ent- Entrückung,
rückung. Sie hängt zusammen mit der Idee der Verwünschung.
Das Verwünschte behält seine Gestalt und wird nur unsern Blicken
entrückt, erscheint jedoch von Zeit zu Zeit wieder, es kann nur
unter gewissen Bedingungen wieder leibhaft werden. Entrückte
Menschen sind geisterähnliche, sie schlafen und nur von Zeit zu
Zeit erwachen sie. Aber nicht nur Personen, auch Thiere find
entrückbar. Die Entrückung geschieht vorzugsweise in Berge, die
zu bestimmten altheiligen Zeiten sich öffnen und einzelnen Men-
schen Zutritt gestatten. In diesen Bergen zeigt sich solchen Bevor-
zugten eine Wunderwelt, da herrscht meistens fröhliches, rühriges
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177
Kadmus aus Phönicien soll in Böotien die Burg Kadmea ge-
gründet haben, welche später einen Theil der dabei entstandenen
Stadt Theben ausmachte. Er soll als Führer einer phönicischen
Kolonie die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht und die
Kunst, die Erze aufzufinden, zu schmelzen und zu gebrauchen ge-
lehrt haben.
Aus Chemmis in Aegypten kam Dauaus, vor seinem Bruder
Aegyptus fliehend, mit seinen fünfzig Töchtern nach Argos, wo ihm
der letzte Jnachide, Gelanor, die Herrschaft überlassen mußte. Bald
erschienen die fünfzig Söhne des Aegyptus, welche ihrem Oheim ge-
folgt waren, und verlangten die Vermählung mit seinen Töchtern.
Danaus gewährte ihr Verlangen, gab aber seinen Töchtern, um
Rache an seinem Bruder zu nehmen, Dolche und befahl ihnen, ihre
Männer in der Brautnacht zu töden. Nur die Hypermnestra ver-
schonte ihren Gemahl Lynceus, von dessen Hand nach Einigen Da-
naus fiel. Die Danaiden mußten als Strafe in der Unterwelt Was-
ser in ein durchlöchertes Faß schöpfen.
Der Phrygier oder Lydier Pelops war der Sohn des Tan-
talus, welcher, erst Liebling und Tischgenosse des Zeus, wegen eines
an den Göttern verübten Frevels zur ewigen Strafe in den Tarta-
rus gestürzt ward. Von Poseidon erhielt Pelops einen goldenen
Wagen und ein Roßgespann, die ihn über die Wogen nach Pisa,
einem alten mythischen Reiche in Elis trugen. Hier herrschte der
König Ocnomans, um dessen schöne Tochter Hippodameia er warb.
Oenomans wollte seine Tochter nicht verheirathen, weil ein Orakel
ihm verkündet hatte, er werde von seinem Eidam getödet werden.
Daher erklärte er den Freiern, die um sie warben, er wolle sie dem
geben, welcher ihn im Wagenrennen besiege, wer aber von ihm be-
siegt werde, den werde er töden. So starben viele, welche Oeno-
maus einholte und dann sogleich mit der Lanze tödete. Als Pe-
lops die Köpfe seiner besiegten Vorgänger über der Thür des Oe-
nomaus sah, gerieth er in Furcht und versprach dem Myrtilus, dem
Wagcnlenker des Oenomans, die Hälfte des Reiches, wenn er ihm
helfe. Myrtilns gab ihm Gehör und setzte die Nägel an den Wa-
genrädern des Oenomans nicht ein, so daß dieser beim Wettrennen
stürzte. Sterbend sprach er den Fluch über Myrtilns aus. Als nun
Pelops mit Hippodameia und Myrtilns heimkehrte, stürzte er den treu-
losen Wagenlenker ins Meer. Sterbend fluchte Myrtilns ihm und
seinem Geschlechte. Mit der Hand der Hippodameia erhielt Pelops die
Herrschaft in Pisa. Er dehnte diese auch über andere Landschaften
aus, zunächst über Olympia, wo er die Wettkämpfe prächtiger ein-
richtete, und über Arkadien, und gründete das argivische Reich. Nach
ihm wurde die ganze Halbinsel in der folgenden Zeit die Pelops-
insel genannt. Als diese Sage später historisch gedeutet ward,
wurde Pelops für den Führer einer aus Lydiern und Phrygiern be-
stehenden Schaar erklärt, der sich in einem großen Theil der Halb-
insel die Herrschaft erworben habe.
Deutsche Gelehrte haben nicht nur die Existenz eines Ce-
krops, Kadmus und Danaus als geschichtliche Personen geleugnet,
sondern auch, daß sich die Sagen von ihnen auf früher statt-
12
Kritik der
Sagen von
den Einwan-
derungen.
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201
Dazu trug auch der Uebergang des pelasgischen Naturdienstes zur
Verehrung menschlich gestalteter Götter sehr viel bei. Die priester-
lichen Sänger, welche als Lehrer des Volkes und Inhaber der gei-
stigen Bildung ihrer Zeit geschildert werden, widmeten ihre Thätig-
keit den Tempelsagen, die sich an den verschiedenen Orten und unter
den verschiedenen Stämmen mannigfaltig gestalteten. Damit war
dem Dichter der reichste Stoff zu immer neuen Schöpfungen geboten,
indem die Hymuenpoesie, welche bisher die Macht und Herrlichkeit
der Götter im allgemeinen besungen hatte, jetzt mehr und mehr einen
epischen Inhalt bekam und bald das lyrische Element ganz ausschloß.
Die ersten Keime des Epos lagen also in den Mythen von den
Göttern, deren Geburt, Leben und Thaten man in Gesängen ver-
herrlichte. Erst später begann die Poesie die durch körperliche und
geistige Kraft hervorragenden Lenker der Volksmasse in Liedern zu
preisen, und die Heroensage verband sich mit den Göttermytheu.
Was die Dichter der mythischen Vorzeit von Göttern und Menschen
gesungen haben, ist durch die höheren Bestrebungen der nächsten Jahr-
hunderte wieder untergegangen. Von den Helden der vortroischen
Zeit, welche die Gabe des Gesanges besaßen, wird Cheiron als ein
gesangkundiger Lehrer der Weisheit und Gerechtigkeit erwähnt und
ihm die Einführung der Grundsätze der Gerechtigkeit im Heldenalter,
ferner die Satzungen der Opfer, des Eides und die anthropomor-
phische Auffassung der Götter zugeschrieben. Pittheus, der Groß-
vater des Theseus, welcher die kleine Stadt Trözene beherrschte, soll
ein Vorgänger des Hefiodus im Lehrgedichte und in der Verbreitung
ethischer Sprüche gewesen sein. Auch von der Rednergewalt des
Adrastus und von der Spruchweisheit des Rhadamanthys berichtet die
Sage. In der Odyssee erscheinen die heroischen Sänger bereits als ein
besonderer Stand (Aoiden), welcher sich einer besonderen Auszeich-
nung erfreut. Die Sänger erheitern und verschönern die Feste des
Volkes und ergötzen die Schmausenden in den Wohnungen der Fürsten.
Ihr Gesang preist die Götter und Menschen, und von Beiden wissen
sie viele Thaten zum Entzücken der Zuhörer zu berichten. Der
höchste Genuß war für die Helden ein Gastmahl, dessen Freuden
durch die Lieder eines Sängers erhöht wurden. Auf Jthaka und
unter den Phäaken singt der Sänger täglich an der fürstlichen Ta-
fel; in Lacedämon erscheint er ebenfalls als geachteter Hausgenosse
des Menelaus; und in Mycenä läßt Agamemnon einen Sänger zu-
rück, um der Klytämnestra als Gesellschafter und Rathgeber zu die-
nen. Die Helden selbst pflegen die Ton- und Gesangeskunst. Die
Gesandten des Agamemnon finden den Achilles in seinem Zelte „wie
er das Her^ mit den Tönen der klingenden Leier erfreut und Sie-
gesthaten der Männer singt." Die Kunst des Gesanges wird als
eine Gabe der Gottheit von der Muse, oder von Apollo, dem Füh-
rer der Laute, oder von Zeus, dem Urheber aller geistigen Kraft
im Menschen, abgeleitet. Die Dichter folgen dem Drange ihrer
Begeisterung und singen meistens ihre kunstmäßig eingeübten Lieder,
zuweilen ^geben sic aber auch den Bitten der Zuhörer nach und heben
einzelne Theile aus ihrem Liederkreise hervor. Dies setzt eine große
Kunstfertigkeit und Gewandtheit in der Anwendung der Form voraus,
welche freilich der bescheidene Sinn der Hellenen wiederum als gött-
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190
Aber auch viele der heimkehrenden Griechen hatten auf der
Reise oder in der Heimath mit Unglück und Jammer zu kämpfen.
Ein trauriges Geschick traf den Agamemnon; er wurde von seiner
ehebrecherischen Gemahlin und ihrem Buhlen Aegisthus erschlagen.
Diomcdes fand ebenfalls Ehebruch in seinem Hause, mußte siüchten
und ging nach Italien. Das meiste Interesse erregen die Irrfahrten
und Schicksale des Odysseus, deren anziehende Schilderung in der
Odyssee enthalten ist. Auf unbekannten, gefährlichen Meeren viel-
fach umhergetrieben und verfolgt von Göttern und Menschen erlei-
det der von Troja zurückkehrende Odysseus Sturm auf Sturm und
Schiffbruch auf Schiffbruch, bald wird er au die ungastlichen Küsten
grausamer Barbaren, bald an die Eilande mächtiger Zauberwesen
verschlagen, bis er endlich nach zehnjährigem Umherirren, nach un-
säglichen Drangsalen, aller seiner Gefährten beraubt, in Bettlerge-
stalt in die langersehnte Heimath gelangt. Aber noch ist das Ende
seiner Leiden und seiner Mühen nicht gekommen, denn erst gilt es
noch den frechen Uebermuth der Freier zu bestrafen. Mehr als hun-
dert junge Männer aus den edlen Geschlechtern von Jthaka und der
benachbarten Inseln haben in der Meinung, daß Odysseus nicht mehr
am Leben sei, sich seit mehreren Jahren täglich m. seinem Hause
eingefunden, um die Hand der treuen Penelope geworben, das Be-
sitzthum des Odysseus in beständigen Festgelagen übermüthig verpraßt
und sogar dem edlen Sohne desselben, dem Telemachus, schändlich
nach dem Leben getrachtet. Doch die Strafe und die Vergeltung
nahte. Von Telemachus und zwei treuen Hirten unterstützt voll-
zieht Odysseus das Rächeramt; die Freier müssen ihren frevelnden
Uebermuth mit dem Leben büßen.
Der trojanische Krieg war nach der eigenen Ansicht der Grie-
chen die letzte Begebenheit des heroischen Zeitalters; die Helden sind
verschieden von den mythisch-symbolischen Heroen der früheren Sa-
genkreise, sie stehen der Wirklichkeit und dem Leben näher, sie sind
individuell menschlich gedacht, sie sind ideale Heldengestalten, obgleich
auch sie noch in die mythische Götter- und Halbgötterwelt hinein-
reichen und gleichsam im Wiederschein derselben stehen.
Man sollte meinen, daß sich bei diesem Sagenkreise das poe-
tische Gewand leichter würde wieder abstreifen, und die geschichtlichen
Thatsachen, Ursache, Verlauf und Ende des Krieges, wieder würden
erkennen lassen: allein das ist nicht der Fall. Poesie und Sage
haben den geschichtlichen Stoff so frei nach ihrem Zwecke bearbeitet
und umgestaltet, daß sich der geschichtliche Kern der Sage nicht wie-
der erkennen läßt. Kaum dürfen wir mit Sicherheit als geschicht-
liche Thatsache behaupten, daß von Hellenen verschiedener Staaten
Griechenlands gegen ein an der kleinasiatischen Küste gelegenes troi-
sches Reich ein Krieg geführt und in diesem die Hauptstadt der Troer,
Jlium, zerstört worden sei.
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Lobten zu nichts nützen, lieber für die Lebendigen, denen sie
nützlich sind; nur legten sie, wie die Perser vor Alters und
auch noch heut zu Tage, den Soldaten ihre Waffen unter
den Kopf. Selbst den Königen gaben die Israeliten keine
Schätze, sondern nur die Waffen, Diadem und Scepter mit
in's Grab.
Grabmaler waren von den Zeiten Abraham's bis
in die Zeit Christi herab, immer gewöhnlich (1. Mos. 35,
20. Matth. 23, 29.). — Bei den Israeliten wurden nur
die Leichen der größten Missethäter nicht beerdiget, sondern
verbrannt, und diese Verbrennung der Leichen wurde
bei ihnen für die größte Beschimpfung gehalten. Das Ver-
brennen der Leichen ist bei den Israeliten auch hernach viele
Jahrhunderte hindurch nicht ehrlich geworden, und dieses
wirklich zu ihrem Dortheil, indem Palästina an Holz zu ei-
ner solchen Verschwendung nicht reich genug ist, und noch
überdieß das häufige Verbrennen der Leichen der Neinigkeit
der Luft und der Gesundheit der Bewohner nachtheilig wer-
den konnte. Die Leichen des Königs Saul und seiner
Söhne wurden zwar von den Bürgern von Jabes zur Nacht-
zeit von den Mauern zu Bethsan herabgenommen, und in
allen Ehren verbrannt; aber offenbar bloß in der Absicht,
um sie vor fernern Mißhandlungen zu schützen.
Was die Trauer betrifft, so werden bei derselben im
Morgenlande ganz andere Regeln der Anständigkeit beobach-
tet, als bei uns Abendländern. Es ist.nicht nachdem Ge-
schmacke des Orients, sein Leidwesen zu mäßigen, sondern
man überläßt sich ganz dem Sturme der tobenden Leiden-
schaft, und sucht der beklemmten Brust durch freie Ausbrüche
Luft zu machen, oder man stellet sich wenigstens so an, als
ob man innerlich von Schmerzen zerriffen würde. Beson-
ders kennt das Frauenzimmer in seinen Aeußerungen keine
Schranken. Die Trauer der Israeliten war daher stark,
laut und heftig. Die tiefe Trauer der Israeliten dauerte
gewöhnlich 8 Tage; über den Tod sehr verdienter Perso-
nen aber, wie über Jacob, Aaron, und Mose, dauerte sie
30, auch wohl 70 Tage (1. Mos. 50, 3.). Man hatte
nicht nur Klageweiber, sondern auch Trauersänger. Jene
erhoben nach dem Hinscheiden in dem Trauerhause ein lau-
tes jämmerliches Geschrei, welches nach einer Pause immer
wieder aufs Neue angestimmt wurde. In den spätem Zei-
ten ließen die Juden zu den Klgggesängen auch musicali-
sche Instrumente spielen, besonders Flöten blasen (Matth. 9,
L3. Luc. 7, 82.). Auch finden wir, daß die Frauen, nach
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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