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1. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1854 - Weimar : Böhlau
146 durch die Bekanntschaft mit römischer Kultur etwas besser und bequemer eingerichtet. Daß man römische Münzen kannte und nach ihnen rech- nete, erscheint als die bedeutendste Anlehnung an fremde Verhältnisse. Mit dem Grundbesitz hängt alles Recht in der Gemeinde zu- sammen. In der Gemeinde ist der Grundbesitz, verbunden mit vol- ler Freiheit und fränkischer Abstammung, von entschiedener Bedeu- tung. Wichtig sind auch die verwandtschaftlichen Verbindungen, welche innerhalb der einzelner! Gemeinden und über sie hinaus die freien Volksgenossen verbinden. Auf ihnen beruht das Recht zu erben und für den erschlagenen Verwandten das Wehrgeld zu empfangen, aber auch die Pflicht, dem Verwandten unter gewissen Voraus- setzungen bei der Zahlung der Buße zu unterstützen, ihn vor Ge- richt zu vertreten und zu vertheidigen. Einen politischen Charak- ter haben aber diese Vereinigungen der Blutsverwandten nickt. Die Römer, welche ihren Grundbesitz behalten haben, stehen in vielen Beziehungen nur den Leten oder Liten gleich, die einen Theil des Volkes ausmachen, aber keine politischen Rechte haben. Diesen fehlt das volle Recht der Freiheit mit dem freien Eigen- thum. Dieses soll auch nicht an die Weiber fallen. Dagegen ist eine Theilung der Ländereien unter gleichberechtigte Erben zulässig gewesen. Da die Mündigkeit früher mit dem zehnten, später mit dem zwölften Jahre eintrat, während Grundbesitz daheim nicht leicht vor dem Tode des Vaters erworben werden konnte, so gab es eine zahlreiche wehrhafte Jugend, welche geneigt war außer der Hei- math ihr Glück zu versuchen. Diese hat wohl in den Heeren der Römer gedient und ist in den Eroberungskriegen den Königen ge- folgt. Aber dem kriegerischen Treiben ausziehender Sckaaren ste- hen die stätigen, auf dem Grundbesitz beruhenden Verhältnisse der Heimath gegenüber. Hier gab es Hundertschaften, wie wir sie frü- her kennen gelernt haben, welche ihre Versammlungen hielten und ihre Vorsteher hatten. Der Vorsteher wurde von der Hundertschaft gewählt, er leitete die Versammlung und besorgte die gemeinsamen Angelegenheiten. Wahrscheinlich zog er auch an der Spitze seiner Abtheilung des Volkes in den Krieg. Alle Geschäfte, welche für das Recht von Wichtigkeit waren, vollzog man in eigenthümlich feierlicher Weise. Symbolische Hand- lungen von sinnlich lebendiger Kraft wurden vorgenommen, um das Geschäft dem Gedächtniß einzuprägen. Man springt im Hemd, unbeschuht, einen Stock in der Hand, über den Zaun des Hosts, wenn man Haus und Hof verlassen und aufgeben will. Den Besitz desselben und die daran haftende Verpflichtung überträgt man auf die nächsten Verwandten dadurch, daß man Erde aus den vier Ecken des Hauses nimmt und auf der Schwelle stehend über die Schulter auf dieselben hinwirft. Andere Uebertragungen finden statt, indem man dem andern einen Halm in den Schooß wirft. Um sich als Besitzer von Haus und Land zu bethätigen, muß der Empfän- ger drei Gäste bei sich aufnehmen und sie mit Brei bewirthen. Die Verlobung der Wittwe und wahrscheinlich auch die der Jung- frau fand durch einen Scheinkauf statt. Die Frau, welche zur zwei- ten Ehe schritt, mußte sich in besonderer Weise mit den Verwand- ten des ersten Mannes abfinden. Wer aus der Familie, der

2. Geschichte des Mittelalters - S. 443

1854 - Weimar : Böhlau
44l den zwar die Ausländer entlassen; aber als der König sich mit Eleonore, Gräfin von Provence, vermählte, traten die Verwandten der Königin und andere Provenzalen an die Stelle der früheren Günstlinge. Um die verlorenen Besitzungen in Frankreich wieder zu erobern, unternahm Heinrich zwei erfolglose Kriegszüge nach Frankreich und beleidigte-auch das Ehrgefühl seines Volkes. Dazu kamen unerhörte Erpressungen der Päpste, welche ihre Lehnsherr- schaft einträglich zu machen suchten. Um den Kaiser Friedrich Ii. zu bekämpfen, brandschatzten die Päpste zwar alle christlichen Länder, aber das meiste Geld wurde doch in England zusammengetrieben. Haufenweise kamen Italiener nach England, die in Rom und Lyon die englischen Pfründen zu hohen Preisen gekauft hatten. Ehe noch Karl von Anjou sich auf die Eroberung Neapels einließ, bot In. nocen; Iv. dieses Reich dem Könige von England für dessen Sohn Edmund an. Heinrich war unklug genug, dem Papste alle zur Gewinnung der Neapolitaner erforderlichen Maßregeln zu überlas- sen. Innocenz und sein Nachfolger unternahmen Krieg gegen Man- fred und berechneten Heinrich ungeheure Summen, welche dann in England aufgebracht werden mußten. Nicht klüger handelte der Bruder des Königs, Richard von Cornwall, in dem er seine Reich- thümer verschwendete, um von deutschen Geistlichen zum König ge- wählt zu werden. Der Abfluß des Geldes nach Nom' störte so- gar den Verkehr und brachte die Staatsverwaltung in Verwirrung. Ueberdies stieg durch die Verschwendung des Königs der Luxus in England außerordentlich; doch erlangten damals auch Künste und Wissenschaften einen höheren Aufschwung. Die Umgebung des Kö- nigs, welche aus einer Menge von französischen Rittern bestand, lebte förmlich vom Raube. Der König bewies sich zu jedem ern- sten Geschäft untauglich und benutzte sogar sein Richteramt als Quelle des Einkommens, indem er z. B. einmal einen reichen Ju- den, welcher der Falschmünzerei und der Schriftverfälschung über- führt war, für eine große Summe aus der Haft entließ und nach- her für eine noch größere Summe ganz freisprach. Die Regierung Heinrich's erregte den größten Unwillen, und so oft der König in seiner Geldverlegenheit eine Reichsversammlung berief, um eine Beisteuer zu erbitten, brach der Sturm los. Der König mußte sich alle Fehler seiner Regierung vorwerfen lassen; er beantwortete die Vorwürfe mit Versprechungen, die er nicht hielt, und bat die Reichsstände um neue Steuern, indem er sich selbst öffentlich der Pflichtvergessenheit beschuldigte und Besserung gelobte. Als 1248 die Reichsstände jede neue Steuer verweigerten, mußte der König sein ganzes Silbergeräthe verkaufen und erbettelte un- ter dem Vorwände, einen Kreuzzug machen zu wollen, von den Bürgern von London weinend eine Summe Geldes und ließ sich alles, was von der Regierung abhing, abkaufen. Auf einem Reichs- tage 1253 mußte sich der König dazu verstehen, auf eine feierliche Weise den Freiheitsbrief von neuem zu bestätigen, und versprach sich der Excommunikation zu unterwerfen, wenn er seine Verpflich- tung nicht erfülle. Als die Barone ihre Erwartungen immer wie- der getäuscht sahen, faßten sie den Entschluß zu einer völligen Staatsnmwälzung. Es geschah dies auf Anregung Simon's von

3. Geschichte des Mittelalters - S. 71

1854 - Weimar : Böhlau
71 wurden Knechte, Pferde und Hunde verbrannt, damit sie sich im künftigen Leben deren bedienen könnten. Als der König Harald ge- storben war, wurde sein Pferd getödet und der Sattel mit begraben, damit er nach Walhalla reiten könne. In dem vom Meere entfernt liegenden Gegenden fahren die Seelen in einem hoch durch die Luft daherziehenden Wagen zum Land der Todten. Sterben ist Heimkehr zur Gottheit. Dem Menschen die Heim- kehr zu verkünden sendet die Gottheit ihren Boten aus, welcher die Seele abholt und ihr zuführt. Die Seelen der im Kampfe gefalle- nen Helden holen die Walküren ab und geleiten sie nach Walhalla. Andere Seelen holl der Tod, der wie alle Geister plötzlich naht und kaum gerufen, schon erscheint. Der Tod ist kein schreckendes, schauerliches Wesen, sondern ein milder, aber seines Amtes streng wartender Diener der Götter. Er trägt, wie im Alterthum alle Boten, einen Stab. Er reitet auf einem Roß im Lande umher; die Seelen schaaren sich zu ihm und bilden sein Gefolge, nicht ein düsteres, trauriges, sondern ein heiteres, fröhliches. Das milde, zutrauliche Wesen des alten Todes tritt noch in vielen Zügen her- vor, die uns im Volksleben begegnen. Ec heißt Freund Hein, er wird in den Märchen gar zum Gevatter gebeten und ist seinem Pathen ein schützender, glückbringender Freund. Die düstere Auf- fassung des Todes hat sich erst durch christliche Einflüsse im Mittel- alter gebildet. Die Macht der Götter ist beschränkt; sie können dem Menschen Dasschicks«,. wohl Heil und Seligkeit schenken, aber sein Schicksal vermögen sie nicht zu ordnen; das unterliegt wie das der Götter einer höheren Weltordnung. Das Schicksal hat es hauptsächlich mit dem Beginn und dem Schluß des menschlichen Lebens zu thun. Seine Botinnen sind die Nornen, die Schjcksalsschwestern, welche an der Wiege und am Sterbelager des Menschen stehen. Das Geschick der Men- schen, Geschlechter und Völker ist im voraus angeordnet, aber nur die höchsten Götter kennen die Rathschlüsse und Fügungen des Schick- sals. Glück und Heil ist in den Gaben des Schicksals eingeschlossen, doch schrieb man später dessen Verleihung besonderen Wesen zu. Besonders steht das Frau Saelde zu, der eigentlichen Glücksgöttin unserer Vorzeit. Sie wachet über ihren Günstlingen, erscheint ih- nen und erhört ihre Bitten; wem sie aber gram ist, dem kehrt sie den Rücken zu. Der deutschen Religion vorzüglich eigen ist die Idee der Ent- Entrückung, rückung. Sie hängt zusammen mit der Idee der Verwünschung. Das Verwünschte behält seine Gestalt und wird nur unsern Blicken entrückt, erscheint jedoch von Zeit zu Zeit wieder, es kann nur unter gewissen Bedingungen wieder leibhaft werden. Entrückte Menschen sind geisterähnliche, sie schlafen und nur von Zeit zu Zeit erwachen sie. Aber nicht nur Personen, auch Thiere find entrückbar. Die Entrückung geschieht vorzugsweise in Berge, die zu bestimmten altheiligen Zeiten sich öffnen und einzelnen Men- schen Zutritt gestatten. In diesen Bergen zeigt sich solchen Bevor- zugten eine Wunderwelt, da herrscht meistens fröhliches, rühriges

4. Geschichte des Alterthums - S. 177

1852 - Weimar : Albrecht
177 Kadmus aus Phönicien soll in Böotien die Burg Kadmea ge- gründet haben, welche später einen Theil der dabei entstandenen Stadt Theben ausmachte. Er soll als Führer einer phönicischen Kolonie die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht und die Kunst, die Erze aufzufinden, zu schmelzen und zu gebrauchen ge- lehrt haben. Aus Chemmis in Aegypten kam Dauaus, vor seinem Bruder Aegyptus fliehend, mit seinen fünfzig Töchtern nach Argos, wo ihm der letzte Jnachide, Gelanor, die Herrschaft überlassen mußte. Bald erschienen die fünfzig Söhne des Aegyptus, welche ihrem Oheim ge- folgt waren, und verlangten die Vermählung mit seinen Töchtern. Danaus gewährte ihr Verlangen, gab aber seinen Töchtern, um Rache an seinem Bruder zu nehmen, Dolche und befahl ihnen, ihre Männer in der Brautnacht zu töden. Nur die Hypermnestra ver- schonte ihren Gemahl Lynceus, von dessen Hand nach Einigen Da- naus fiel. Die Danaiden mußten als Strafe in der Unterwelt Was- ser in ein durchlöchertes Faß schöpfen. Der Phrygier oder Lydier Pelops war der Sohn des Tan- talus, welcher, erst Liebling und Tischgenosse des Zeus, wegen eines an den Göttern verübten Frevels zur ewigen Strafe in den Tarta- rus gestürzt ward. Von Poseidon erhielt Pelops einen goldenen Wagen und ein Roßgespann, die ihn über die Wogen nach Pisa, einem alten mythischen Reiche in Elis trugen. Hier herrschte der König Ocnomans, um dessen schöne Tochter Hippodameia er warb. Oenomans wollte seine Tochter nicht verheirathen, weil ein Orakel ihm verkündet hatte, er werde von seinem Eidam getödet werden. Daher erklärte er den Freiern, die um sie warben, er wolle sie dem geben, welcher ihn im Wagenrennen besiege, wer aber von ihm be- siegt werde, den werde er töden. So starben viele, welche Oeno- maus einholte und dann sogleich mit der Lanze tödete. Als Pe- lops die Köpfe seiner besiegten Vorgänger über der Thür des Oe- nomaus sah, gerieth er in Furcht und versprach dem Myrtilus, dem Wagcnlenker des Oenomans, die Hälfte des Reiches, wenn er ihm helfe. Myrtilns gab ihm Gehör und setzte die Nägel an den Wa- genrädern des Oenomans nicht ein, so daß dieser beim Wettrennen stürzte. Sterbend sprach er den Fluch über Myrtilns aus. Als nun Pelops mit Hippodameia und Myrtilns heimkehrte, stürzte er den treu- losen Wagenlenker ins Meer. Sterbend fluchte Myrtilns ihm und seinem Geschlechte. Mit der Hand der Hippodameia erhielt Pelops die Herrschaft in Pisa. Er dehnte diese auch über andere Landschaften aus, zunächst über Olympia, wo er die Wettkämpfe prächtiger ein- richtete, und über Arkadien, und gründete das argivische Reich. Nach ihm wurde die ganze Halbinsel in der folgenden Zeit die Pelops- insel genannt. Als diese Sage später historisch gedeutet ward, wurde Pelops für den Führer einer aus Lydiern und Phrygiern be- stehenden Schaar erklärt, der sich in einem großen Theil der Halb- insel die Herrschaft erworben habe. Deutsche Gelehrte haben nicht nur die Existenz eines Ce- krops, Kadmus und Danaus als geschichtliche Personen geleugnet, sondern auch, daß sich die Sagen von ihnen auf früher statt- 12 Kritik der Sagen von den Einwan- derungen.

5. Geschichte des Alterthums - S. 207

1852 - Weimar : Albrecht
201 Dazu trug auch der Uebergang des pelasgischen Naturdienstes zur Verehrung menschlich gestalteter Götter sehr viel bei. Die priester- lichen Sänger, welche als Lehrer des Volkes und Inhaber der gei- stigen Bildung ihrer Zeit geschildert werden, widmeten ihre Thätig- keit den Tempelsagen, die sich an den verschiedenen Orten und unter den verschiedenen Stämmen mannigfaltig gestalteten. Damit war dem Dichter der reichste Stoff zu immer neuen Schöpfungen geboten, indem die Hymuenpoesie, welche bisher die Macht und Herrlichkeit der Götter im allgemeinen besungen hatte, jetzt mehr und mehr einen epischen Inhalt bekam und bald das lyrische Element ganz ausschloß. Die ersten Keime des Epos lagen also in den Mythen von den Göttern, deren Geburt, Leben und Thaten man in Gesängen ver- herrlichte. Erst später begann die Poesie die durch körperliche und geistige Kraft hervorragenden Lenker der Volksmasse in Liedern zu preisen, und die Heroensage verband sich mit den Göttermytheu. Was die Dichter der mythischen Vorzeit von Göttern und Menschen gesungen haben, ist durch die höheren Bestrebungen der nächsten Jahr- hunderte wieder untergegangen. Von den Helden der vortroischen Zeit, welche die Gabe des Gesanges besaßen, wird Cheiron als ein gesangkundiger Lehrer der Weisheit und Gerechtigkeit erwähnt und ihm die Einführung der Grundsätze der Gerechtigkeit im Heldenalter, ferner die Satzungen der Opfer, des Eides und die anthropomor- phische Auffassung der Götter zugeschrieben. Pittheus, der Groß- vater des Theseus, welcher die kleine Stadt Trözene beherrschte, soll ein Vorgänger des Hefiodus im Lehrgedichte und in der Verbreitung ethischer Sprüche gewesen sein. Auch von der Rednergewalt des Adrastus und von der Spruchweisheit des Rhadamanthys berichtet die Sage. In der Odyssee erscheinen die heroischen Sänger bereits als ein besonderer Stand (Aoiden), welcher sich einer besonderen Auszeich- nung erfreut. Die Sänger erheitern und verschönern die Feste des Volkes und ergötzen die Schmausenden in den Wohnungen der Fürsten. Ihr Gesang preist die Götter und Menschen, und von Beiden wissen sie viele Thaten zum Entzücken der Zuhörer zu berichten. Der höchste Genuß war für die Helden ein Gastmahl, dessen Freuden durch die Lieder eines Sängers erhöht wurden. Auf Jthaka und unter den Phäaken singt der Sänger täglich an der fürstlichen Ta- fel; in Lacedämon erscheint er ebenfalls als geachteter Hausgenosse des Menelaus; und in Mycenä läßt Agamemnon einen Sänger zu- rück, um der Klytämnestra als Gesellschafter und Rathgeber zu die- nen. Die Helden selbst pflegen die Ton- und Gesangeskunst. Die Gesandten des Agamemnon finden den Achilles in seinem Zelte „wie er das Her^ mit den Tönen der klingenden Leier erfreut und Sie- gesthaten der Männer singt." Die Kunst des Gesanges wird als eine Gabe der Gottheit von der Muse, oder von Apollo, dem Füh- rer der Laute, oder von Zeus, dem Urheber aller geistigen Kraft im Menschen, abgeleitet. Die Dichter folgen dem Drange ihrer Begeisterung und singen meistens ihre kunstmäßig eingeübten Lieder, zuweilen ^geben sic aber auch den Bitten der Zuhörer nach und heben einzelne Theile aus ihrem Liederkreise hervor. Dies setzt eine große Kunstfertigkeit und Gewandtheit in der Anwendung der Form voraus, welche freilich der bescheidene Sinn der Hellenen wiederum als gött-

6. Geschichte des Alterthums - S. 190

1852 - Weimar : Albrecht
190 Aber auch viele der heimkehrenden Griechen hatten auf der Reise oder in der Heimath mit Unglück und Jammer zu kämpfen. Ein trauriges Geschick traf den Agamemnon; er wurde von seiner ehebrecherischen Gemahlin und ihrem Buhlen Aegisthus erschlagen. Diomcdes fand ebenfalls Ehebruch in seinem Hause, mußte siüchten und ging nach Italien. Das meiste Interesse erregen die Irrfahrten und Schicksale des Odysseus, deren anziehende Schilderung in der Odyssee enthalten ist. Auf unbekannten, gefährlichen Meeren viel- fach umhergetrieben und verfolgt von Göttern und Menschen erlei- det der von Troja zurückkehrende Odysseus Sturm auf Sturm und Schiffbruch auf Schiffbruch, bald wird er au die ungastlichen Küsten grausamer Barbaren, bald an die Eilande mächtiger Zauberwesen verschlagen, bis er endlich nach zehnjährigem Umherirren, nach un- säglichen Drangsalen, aller seiner Gefährten beraubt, in Bettlerge- stalt in die langersehnte Heimath gelangt. Aber noch ist das Ende seiner Leiden und seiner Mühen nicht gekommen, denn erst gilt es noch den frechen Uebermuth der Freier zu bestrafen. Mehr als hun- dert junge Männer aus den edlen Geschlechtern von Jthaka und der benachbarten Inseln haben in der Meinung, daß Odysseus nicht mehr am Leben sei, sich seit mehreren Jahren täglich m. seinem Hause eingefunden, um die Hand der treuen Penelope geworben, das Be- sitzthum des Odysseus in beständigen Festgelagen übermüthig verpraßt und sogar dem edlen Sohne desselben, dem Telemachus, schändlich nach dem Leben getrachtet. Doch die Strafe und die Vergeltung nahte. Von Telemachus und zwei treuen Hirten unterstützt voll- zieht Odysseus das Rächeramt; die Freier müssen ihren frevelnden Uebermuth mit dem Leben büßen. Der trojanische Krieg war nach der eigenen Ansicht der Grie- chen die letzte Begebenheit des heroischen Zeitalters; die Helden sind verschieden von den mythisch-symbolischen Heroen der früheren Sa- genkreise, sie stehen der Wirklichkeit und dem Leben näher, sie sind individuell menschlich gedacht, sie sind ideale Heldengestalten, obgleich auch sie noch in die mythische Götter- und Halbgötterwelt hinein- reichen und gleichsam im Wiederschein derselben stehen. Man sollte meinen, daß sich bei diesem Sagenkreise das poe- tische Gewand leichter würde wieder abstreifen, und die geschichtlichen Thatsachen, Ursache, Verlauf und Ende des Krieges, wieder würden erkennen lassen: allein das ist nicht der Fall. Poesie und Sage haben den geschichtlichen Stoff so frei nach ihrem Zwecke bearbeitet und umgestaltet, daß sich der geschichtliche Kern der Sage nicht wie- der erkennen läßt. Kaum dürfen wir mit Sicherheit als geschicht- liche Thatsache behaupten, daß von Hellenen verschiedener Staaten Griechenlands gegen ein an der kleinasiatischen Küste gelegenes troi- sches Reich ein Krieg geführt und in diesem die Hauptstadt der Troer, Jlium, zerstört worden sei.

7. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 115

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
115 Lobten zu nichts nützen, lieber für die Lebendigen, denen sie nützlich sind; nur legten sie, wie die Perser vor Alters und auch noch heut zu Tage, den Soldaten ihre Waffen unter den Kopf. Selbst den Königen gaben die Israeliten keine Schätze, sondern nur die Waffen, Diadem und Scepter mit in's Grab. Grabmaler waren von den Zeiten Abraham's bis in die Zeit Christi herab, immer gewöhnlich (1. Mos. 35, 20. Matth. 23, 29.). — Bei den Israeliten wurden nur die Leichen der größten Missethäter nicht beerdiget, sondern verbrannt, und diese Verbrennung der Leichen wurde bei ihnen für die größte Beschimpfung gehalten. Das Ver- brennen der Leichen ist bei den Israeliten auch hernach viele Jahrhunderte hindurch nicht ehrlich geworden, und dieses wirklich zu ihrem Dortheil, indem Palästina an Holz zu ei- ner solchen Verschwendung nicht reich genug ist, und noch überdieß das häufige Verbrennen der Leichen der Neinigkeit der Luft und der Gesundheit der Bewohner nachtheilig wer- den konnte. Die Leichen des Königs Saul und seiner Söhne wurden zwar von den Bürgern von Jabes zur Nacht- zeit von den Mauern zu Bethsan herabgenommen, und in allen Ehren verbrannt; aber offenbar bloß in der Absicht, um sie vor fernern Mißhandlungen zu schützen. Was die Trauer betrifft, so werden bei derselben im Morgenlande ganz andere Regeln der Anständigkeit beobach- tet, als bei uns Abendländern. Es ist.nicht nachdem Ge- schmacke des Orients, sein Leidwesen zu mäßigen, sondern man überläßt sich ganz dem Sturme der tobenden Leiden- schaft, und sucht der beklemmten Brust durch freie Ausbrüche Luft zu machen, oder man stellet sich wenigstens so an, als ob man innerlich von Schmerzen zerriffen würde. Beson- ders kennt das Frauenzimmer in seinen Aeußerungen keine Schranken. Die Trauer der Israeliten war daher stark, laut und heftig. Die tiefe Trauer der Israeliten dauerte gewöhnlich 8 Tage; über den Tod sehr verdienter Perso- nen aber, wie über Jacob, Aaron, und Mose, dauerte sie 30, auch wohl 70 Tage (1. Mos. 50, 3.). Man hatte nicht nur Klageweiber, sondern auch Trauersänger. Jene erhoben nach dem Hinscheiden in dem Trauerhause ein lau- tes jämmerliches Geschrei, welches nach einer Pause immer wieder aufs Neue angestimmt wurde. In den spätem Zei- ten ließen die Juden zu den Klgggesängen auch musicali- sche Instrumente spielen, besonders Flöten blasen (Matth. 9, L3. Luc. 7, 82.). Auch finden wir, daß die Frauen, nach
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