Von der Erdrinde.
95
Markstückes und darüber. Durch Kalk und Sand zusammengebacken,
bilden sie eine Steinart, die von Spanien und Marokko durch alle
Küstenländer des Mittelmeeres, in Vorderasien, Persien, bis zum
Himälaya zu finden ist. Pyramiden Ägyptens sind daraus gebaut. Die
Apenninen bestehen aus Kreide und Nnmmnlitenkalk. Der allbekannte
Berg Rigi dagegen ist Nagelfluh. — Die meisten Tertiärgebirge und
-Lager sind reich an Versteinerungen, reicher als die Kreide. Die Insel
Sheppey (spr. Scheppeh) an der Themsemündung, ein Thonfelsen, birgt
eine Menge versteinerter Blätter, Blumen, Früchte, Stämme, wie auch
Fische, Krusteutiere, Schildkröten, Reptilien, Vögel und Säugetiere.
Desgleichen der tiefe Sand bei Alzei, worin Rhinozerosse, Mastadonte
und andere vorsündslutliche Tiere, leider nur iu Stücken, gefunden werden.
Unter den versteinerten Fischen, Vögeln und Säugetieren dieser Periode
sind allerdings die jetzt lebenden Arten noch nicht vertreten; dagegen von
Meeresbewohnern (Muscheln, Schnecken :c.) findet man bereits viele jetzt
noch vorhandene Arten. — Von Basalten sind in Deutschland, Frauk-
reich, Schottland und sonst an vielen Stellen der Erde die Kreide- und
Tertiärschichten durchbrochen und überströmt worden.
5. Quartäre Bildungen oder Diluvium, d. h. sint--
flutliche Ablagerungen, welche unserm Europa seine heutige
Gestalt gaben. Sie umfassen keine eignen Gebirgsarten, sondern
ein Vielerlei, wie es gewaltige Fluten weithin mit sich fort-
gerissen haben; denn das Wasser ist nicht bloß chemisch mächtig
im Auflösen des Gesteins, sondern wie bekannt auch mechanisch
durch Druck nach unten und nach den Seiten.
Zum Diluvium werden gerechnet: Schuttlager in gewissen Gebirgs-
thälern, wo Diamanten und Gold ausgewaschen werden; Sand-, Ge-
röll-, Kies- und Lehmlager der Tiefebenen, oft mit fossilen Muscheln
und Knochen; so auch Flugsand der Wüsten, Thon- und Sandboden als
Grundlage der Steppen, Savannen, Llanos (spr. Ljanos) und Pampas.
— Zerstreuung verirrter (erratischer) Granitblöcke, z. B. am schweizerischen
Jura und aus den Flachländern s der Ostsee. — Ausfüllung vieler
Kalksteinhöhlen mit zusammengeschwemmten Tiergebeinen von Bären,
Hirschen, Hyänen n. a. jetzt noch lebenden Säugetierarten. Erste Spuren
des Menschen.
6. Ans Diluvium schließt sich dann das Alluvium, das
ausgeschwemmte Land oder die postdiluvianischen
Bildungen, nämlich die Erzeugnisse der noch jetzt vor sich
gehenden Veränderungen, die zu Anfang des vorigen § er-
wähnt worden, mit Resten von Pflanzen und Tieren der
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Scheppeh
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Marokko Vorderasien Persien Deutschland Schottland Europa Ostsee
94
Von der Erdrinde.
b) Das bekannte Juragebirg hat als eigentümliches Ge-
stein teils rauchgrauen Lias, teils braunes Gestein oder
Dogger, teils helleren Kalk, zu dem der lithographische
Stein gehört; deshalb heißen nun alle Bildungen von gleicher
Art in Europa und in anderen Erdteilen Juraformation.
Die Triasbildung erfüllt einen großen Teil Mitteldeutschlands:
der ö und u Schwarzwald, der Oldenwald, das Neckarbergland, Franken-
höhe und Steigerwald, Spessart, das hessische und Weserbergland (soweit
sie nicht von Eruptivgestein durchbrochen sind), Thüringen ?c. gehören
ihr an. — In der Trias und weit mehr im Jurakalk sind die Ver-
steiueruugeu zahlreich: Palmen, Korallen, Ammonshörner, Fische, große
Saurier u. s. w. Im Jura finden sich ferner schon Reste von einigen
Landsäugetieren, von denen indes nun auch bereits in der Trias Spuren
nachgewiesen wurden.
c) Kreidebildungen heißen die Schichten des Quader-
saudsteins, denen sich große Lager von Kreidearten,
d. h. von einer eignen, aus den Schalen kleiner Tierchen ent-
standenen Kalkart, zugesellen.
In der Kreide zerstreut ist der bekauute Flint oder Feuerstein
vorhanden, und eiue große Anzahl vou Petresakteu, z. 93. Fische, Schild-
kröten, Ammonshörner, Amphibien K.r zusammen an 5000 Arten. —
Die 80 m hohe Felswand der Stubbenkammer auf der Insel Rügen,
hart am Meere, ist Kreidefels; desgleichen die Hügel der Champagne,
die Küste von Dover, während die schönen Berge der sogenannten
Sächsischen Schweiz aus Quadersaudstein bestehen.
4. Die Tertiärgebirge. Sie umfassen vielerlei kalkige,
sandige, thonige, auch aus Schalen und Gehäusen kleiner
Tiere zusammengesetzte Schichten, mit deren Emporhebung aus
Meeresgrund und aus Süßwasser unser Europa seine gegen-
würtige Gestalt annähernd erhalten hat; besonders folgende:
Nnmmnlitenkalk — bunten und Bildnerthon —
Grobkalk und Gips mit vielen Petrefakten — weichen
Sandstein (in der Schweiz Molasse genannt) — Kon-
glomerate, die aus Felsbruchstücken und Geröll fest zu-
sammeugekittetsind (in der Schweiz Nagelfluh) — Braun-
kohlen, z. B. in der Wetterau, iu Brandenburg, in Sachsen,
Konchylienkalk z. B. bei Oppenheim n. s. w.
Nummulite sind scheiden- oder linsenförmige Gehäuse einer Art
Wurzelfüßler und zwar von der Größe einer Linse bis zu der eines
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
34
3. Entschließ' du dich, mich fortzutragen, 4. Der Lahme hängt mit seinen Krücken
so will ich dir die Stege sagen: sich auf des Blinden breiten Rücken:
so wird dein starker Fuß mein Bein, vereint wirkt also dieses Paar,
mein Helles Auge deines sein. was einzeln keinem möglich war.
63. Die Pfauen und die K^ähe.
(Fabel.)
Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der
farbigen Pfauen und mischte sich kühn, als sie genug geschmückt zu
sein glaubte, unter diese glänzenden Vögel. Sie ward erkannt; und
schnell fielen die Pfauen mit scharfen Schnäbeln auf sie, ihr den be-
trügerischen Putz auszureißen.
„Lasset nach!" schrie sie endlich; „ihr habt nun alles das Eurige
wieder." Doch die Pfauen, welche einige von den eigenen glänzenden
Schwingfedern der Krähe bemerkt hatten, versetzten: „Schweig', arm-
selige Närrin ; auch diese können nicht dein sein !"— und hackten weiter.
64. Zwei Räthsel.
]. Im Lenz erfreu’ ich dich,
im Sommer kühl’ ich dich,
im Herbst ernähr’ ich dich,
im Winter wärm’ ich dich.
2. Erst weisz wie Schnee,
dann grün wie Klee,
dann roth wie Blut,
8chmeckt’s Kindern gut.
65. Die Treiber und der Lastträger.
Der König Alexander von Macedonien saß neben der Thür seines
großen Zeltes und wartete auf einen großen Haufen Geld, das ihm
gebracht werden sollte. Das Zelt stand auf einer kleinen Anhöhe, und
der König konnte von da die ganze Gegend übersehen. Er sah nach
der Richtung hin, woher das Geld gebracht werden sollte. Lange hatte
er schon so gesessen, da bemerkte er, wie sich in der Ferne Staubwolken
erhoben. Ein langer Zug von Maulthieren kam daher und ging auf
das Lager zu. Aber die Thiere waren so schwer beladen und so müde
geworden, daß sie nicht weitergehen wollten. Die Treiber aber wollten
das Geld recht bald dem Könige zu Füßen legen und von ihm eine
Belohnung empfangen. Sie hieben daher auf die matten Thiere un-
barmherzig los und schrieen dazu so laut, daß alle Soldaten aus ihren
Zelten stürzten, um zu sehen, was es gäbe. Nur einer von den Trei-
bern band sein Thier an einen Lagerpfahl, nahm ihm die schweren
Säcke ab und trug sie in drei Malen zum Könige hin. Der König
aber, der ihn besonders in's Auge gefaßt hatte, trat ihm entgegen, als
er zum dritten Mal kam, und sagte: „Mein Freund, bring' diese zwei
Säcke nicht in mein, sondern in dein Zelt. Du bist werth, sie zu
besitzen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Macedonien Alexander
361
schwarze Schwanzspitze. In diesem Winterkleide galt sein Pelz ehemals
für das edelste Rauchwerk und muszte Kaisern und Kurfürsten zur Zierde
dienen.
Weniger wild, als die drei genannten, sind die eigentlichen Marder,
welche auszer lebenden Thieren auch Früchte verschiedener Arten ge-
nieszen. Den schönsten Pelz unter ihnen hat die kleinste Art, der
Zobel, von brauner Farbe, verschieden dunkel, an Kopf und Gurgel
weiszlich, und leicht kenntlich durch seine dicht behaarten Fuszsohlen.
Das kleine unscheinbare Thierehen, welches Sibirien und Nord-
amerika bewohnt, und dessen Pelz so kostbar ist, dasz ein vollständiger
Rock der besten Art auf 10,000 Thaler zu stehen kommt, hat seinen
Jäger bis in die fürchterlichsten schneebedeckten Einöden der groszen
Festländer gelockt und die Entdeckung dieser Gegenden allein veranlasst.
Auch der Pelz des Baummarders ist sehr geschätzt; er wird
daher Edelmarder genannt und eifrig verfolgt. In Europa und Amerika
einheimisch, haust er bei uns vorzüglich in dunklen Tannenwäldern, wo
er Vögel und Eichhörnchen aus ihren Nestern holt und seine Wohnung
in hohlen Bäumen aufschlägt. Selbst am Tage weisz er das Eichhörnchen
zu greifen oder über die Wipfel des ganzen Waldes hin zu Tode zu jagen.
Im Winter, wo sein Pelz den höchsten Werth hat, folgt der Jäger im
Schnee der Spur des Marders bis an den Baum, den er bestiegen, und
wo er meistens im Winkel eines Astes hockt. Verfehlt ihn der erste Schusz,
so bleibt er doch des Jägers sichere Beute, denn derselbe kann ruhig zum
zweiten Male laden; der Marder bleibt an seiner Stelle hangen und blickt
den feindlichen Menschen unverwandten Auges an.
Täuschend ähnlich ist ihm der Steinmarder, der sich bei den
Wohnungen der Menschen in Scheuern und Holzstöszen aufhält und an
allen Theilen der Gebäude und ihrer Umgebungen zu klettern versteht.
Man unterscheidet ihn am besten durch die weiszgezeichnete Kehle. Er
ist der Hauptfeind des Geflügels auf dem Hofe ; Taubenschläge und
Hühnerställe kann man nicht sorglich genug vor ihm schützen, denn die
Eier säuft er durch ein kleines Loch aus, und alle lebenden Thiere des
Stalles mordet er, auch wenn er nur ein einziges zur Nahrung mit sich
schleppt.
Auch die Ottern gehören zu diesen kleinen marderähnlichen Raub-
thieren, denn ihr Gebisz gleicht dem des Marders. Nur die Seeotter,
welche in dem Stillen Meere lebt, und deren schwarzer Pelz trotz seiner
Kleinheit schon mit 200 Thalern bezahlt worden ist, bildet in ihrem Ge-
bisz einen Uebergang zu den Seehunden.
Die gemeine Fischotter aber wohnt in unseren Flüssen, Bächen
und Seen, ja selbst in den Gräben des Marschlandes, und manche Ver-
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die Gesammtheit der ewigen Gesetze, die er dem Ganzen als Bedin-
gung des Daseins gegeben hat, wonach eben das Lebendige immer von
neuem gleichartig sich verjüngt, das Unlebendige in stets wechselnden wan-
delbaren Formen des Stoffes erscheint. Unseren Sinnen sind die Erschei-
nungen und Gestalten der Natur, unserem Geiste, wenn wir ihn ausgebildet
haben, die ewigen Gesetze der Natur verständlich— unbegreiflich aber
bleiben uns beide. Je besser wir das Verständniß der Natur uns schaffen,
desto inniger beten wir an vor den Wundern der Allmacht, welche diese
ewigen Gesetze gab, und deren Willen sie vor unseren Augen darstellen.
Aus diesem Grunde nennt der Mensch endlich nicht bloß die Dinge
dieser Welt, nicht bloß die einem jeden derselben innewohnenden Gesetze des
Daseins Natur, sondern Mutter Natur nennt er auch wohl den ewigen
Urgrund aller Dinge, den allmächtigen Gott, der alle Dinge geschaffen, alle
diese Gesetze gegeben hat, die zusammen eine Seite seines heiligen Willens
darstellen. Dabei vergesse man aber nie, daß der Forscher, wenn er von
der Natur als einer lebendigen und gleichsam persönlichen Kraft spricht,
nichts anderes meint, als Gottes allmächtigen und ewigen
Willen, nichts anderes, als den Schöpfer selber, der noch immer
in allem, was uns umgiebt, fortwirkt; denn in ihm leben,
weben und sind wir.
68. Der Löwe.
Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, auf den Ausdruck seines
Gesichtes genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig-
liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der
Löwe ist der König der Raubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der
Säugethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen
Katzen zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dem stark ge-
bauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Be-
haarung, in dem breiten kleinäugigen Gesicht, in dem Herrschcrmantel der
wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste,
welche seine Schwanzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist
der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper
erscheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein
und haben runde Sterne, nicht lange wie bei der Katze; die Schnurren sind
in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den
männlichen Löwen auszeichnet und ihm das stolze königliche Ansehen giebt.
Ein Königsmantel, dicht und schön,
umwallt des Löwen Brust als Mähn';
eine Königskrone wunderbar,
sträubt sich der Stirne straffes Haar.
Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vor-
derbrust, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man aus ihr allein das
Vaterland des Löwen, von dem es doch nur eine einzige wirkliche Art giebt,
mit Leichtigkeit erkennen kann.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
70. Der Königstiger.
Der Königstiger ist eine herrliche, wunderschön gezeichnete und
gefärbte Katze. Seine Gestalt ist höher, schlanker und leichter, als die des
Löwen; in der Größe aber steht der Tiger keineswegs hinter jenem zurück.
Ein erwachsener männlicher Tiger erreicht regelmäßig sieben bis achtfußge-
sammtlängevon derschnauze bis zur Schwanzspitze; cs sind aber nicht selten
einzelne sehr alte erlegt worden, bei welchen die in derselben Weise gemessene
Länge neun Fuß crgiebt. Die gewöhnliche Körperlänge beträgt etwas über
fünf Fuß. Der Leib ist etwas mehr verlängert und gestreckter, der Kopf
runder, als der des Löwen, der Schwanz ist lang und -quastenlvö, die Be-
haarung kurz und glatt und nur an den Wangen bartmäßig verlängert.
Das Weibchen ist kleiner und hat auch einen kürzern Backenbart. Alle
Tiger aber, welche in nördlicher gelegenen Ländern wohnen, tragen ein viel
dichteres und längeres Haarkleid, als diejenigen, deren Heimat die heißen
Tiefländer Indiens sind. Die Zeichnung des Tbieres zeigt die schönste
Anordnung von Farben und einen lebhaften Gegensatz zwischen der hellen,
rostgelben Grundfarbe und den dunklen Streifen, welche über sie hinweg-
laufen. Die Schnurren sind weiß, die Nase ist ungefleckt und der Augen-
stern gelblichbraun.
Ebensowohl als in den Dschungeln oder Rohr- und Graswäldern
mit wenigen Bäumen, aber viel Gesträuch begegnet man dem Tiger in
großen, hochstämmigen Wäldern, wenn auch immer nur bis zu einer gewissen
Höhe über dem Meeresspiegel. Nach den herdenreichen Alpenweidcn in den
Hochgebirgen Asiens geht er niemals empor; um so öfter kommt er dicht
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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348
an die Dörfer, ja selbst an die Städte heran. Die schilfbewachsenen Ufer der
Flüsse, die ungeheuren schilsartigen Bambusgebüsche und andere Dickungen
sind seine Lieblingsplätze. Er hat alle Sitten und Gewohnheiten der
Katzen, aber sie stehen bei ihm im gleichen Verhältniß zu seiner Größe.
Seine Bewegungen sind jedoch ebenso unmuthig wie die kleinerer Katzen,
und dabei ungemein rasch, gewandt und zugleich ausdauernd. Er schleicht
unhörbar dahin, versteht gewaltige Sätze zu machen, klettert trotz seiner
Größe rasch und geschickt an Bäumen empor, schwimmt meisterhaft schnur-
gerade über breite Ströme und zeigt dabei immer die bewunderungswürdigste
Sicherheit in der Ausführung jeder einzelnen Bewegung.
Er ist kein eigentliches Nachtthier wie der Löwe, sondern streift, wie
die meisten Katzen, zu jeder Tageszeit umher, wenn er auch den Stunden
vor und nach Sonnenuntergang den Vorzug giebt. An Tränkplätzen,
Landstraßen, Dorfwegen, Waldpfaden und dergleichen legt er sich auf die
Lauer; am allerliebsten in dem Gebüsch an den Flußusern, weil hier ent-
weder die Thiere zur Tranke kommen oder die Indier herabsteigen, um ihre
frommen Uebungen und Waschungen zu verrichten. Eigentlich ist kein
Thier vor dem entsetzlichen Räuber sicher; er greift selbst den jungen Ele-
phanten und das junge Nashorn an, wenn er sich auch an die alten
Thiere nicht wagt und einem ausgewachsenen Elephanten unterliegen muß.
Sämmtliche Säugethiere, vielleicht mit Ausnahme der anderen Raubthiere
und der übrigen Katzenarten, fallen ihm zur Beute, und er stürzt sich eben-
sowohl auf die stärksten, als auf die schwächsten. Außerdem holt er sich
auch aus der Klasse der Vögel, ja selbst aus der Klasse der Lurche hier und
da eine Beute. In denselben Dickungen, in welchen er sich aufhält, woh-
nen auch viele Hühnerarten, namentlich die Pfauen. Gerade sie haben
es sehr häufig mit den Tigern zu thun und kennen ihn deshalb genau. Sie
werden auch gewöhnlich zum Verräther des still dahinschleichenden Raub-
thieres, indem sie entweder geräuschvoll auffliegen und Schutz vor ihm
suchen oder, wenn sie bereits gebäumt haben, ihre weittönende Stimme aus-
stoßen, den übrigen Geschöpfen gleichsam zur Warnung. Auch die Affen
verleiden ihm oft seine Jagd.
Der Tiger belauert und beschleicht schlangenartig seine Beute, stürzt
dann pfeilschnell mit wenigen Sätzen aus dieselbe los und schlägt die Kral-
len mit solcher Kraft in den Nacken ein, daß auch das stärkste Thier sofort
zu Boden stürzt. Die Wunden, welche er schlägt, sind immer außerordent-
lich gefährlich; denn nicht bloß die Nägel, sondern auch die Zehen dringen
bei dem fürchterlichen Schlage ein.
Ein Tiger, welcher bei dem Marsche eines Regiments ein Kameel
angriff, brach diesem mit einem Schlage den Schenkel. Ein anderer soll
sogar einen Elephanten umgeworfen haben. Pferde, Rinder und
Hirsche wagen gar keinen Widerstand, sondern ergeben sich, wie der Mensch,
schreckerfüllt in das Unvermeidliche. Bloß die muthigen männlichen Büf-
fel gehen zuweilen auf den Tiger los und wissen ihm mit ihren tüchtigen
Hörnern auch erfolgreich zu begegnen. Deshalb betrachten sich die in-
350
Absprunge zu hindern. Auge und Ohr in schärfster Spannung, liegt er
Tagelang auf dem gleichen Fleck und scheint mit halb gesenkten Lidern zu
schlafen, wenn seine verrätherische Wachsamkeit am größten ist. Er lebt
von der List, da sein (wie aller Katzen) stumpfer Geruchsinn, seine verhält-
nismäßig geringe Schnelligkeit ihn zum offnen Angriff nicht befähigen.
Geduldiges Lauern, außerordentlich leises, katzenartiges Schleichen bringt
ihn zu Beute. Er ist nicht so schlau, als der Fuchs, aber geduldiger;
nicht so frech, als der Wolf, aber ausdauernder, vongewandtermsprung;
nicht so kräftig, als der Bär, aber scharfsinniger, aufmerksamer. Seine
größte Kraft liegt in den Füßen, der Kinnlade und dem Nacken. Er weiß
sich die Jagd bequem zu machen und ist nur wählerisch in der Beute, wenn
er Fülle hat. Was er mit seinem langen, sichern Sprung erreicht, wird
niedergerissen; erreicht er sein Thier nicht, so läßt er cs gleichgültig fliehen
und kehrt ohne ein Zeichen von Gemüthsbewegung auf seinen Baumast zu-
rück. Er ist nicht gefräßig, aber er liebt das frische, warme Blut und wird
durch diese Liebhaberei unvorsichtig. Erlauert er am Tage nichts und wird
er hungrig, so streift er des Nachts umher, oft ungeheuer weit, aus drei
bis vier Alpen; der Hunger macht ihn muthig und schärst seine Klugheit
und seine Sinne. Trifft er eine weidende Schaf- oder Ziegenherde, so
schleicht er, schlangenartig auf dem Bauche sich windend, heran, schnellt sich
im günstigen Augenblicke vom Boden aus, dem aufspringenden Thiere auf
den Rücken, zerbeißt ihm die Pulsader oder das Genick und tobtet es so
augenblicklich. Dann leckt er zuerst das Blut, reißt dann den Bauch auf,
frißt die Eingeweide und etwas von Kopf, Hals und Schultern und läßt
das klebrige liegen. Seine eigenthümliche Art der Zerfleischung läßt die
Hirten über den Thäter nie in Zweifel. Nicht selten aber reißt er drei
bis vier Ziegen oder Schafe aus einmal nieder, ja er fällt im Hunger selbst
Kälber und Kühe an. Ein im Februar 1813 im Kanton Schwyz am
Axenberge geschossener hatte in wenigen Wochen an vierzig Schafe und Zie-
gen zerfleischt. Im Sommer 1814 zerrissen drei oder vier Luchse in den
Gebirgen des Simmcnthales 160 Schafe und Ziegen.
Hat der Luchs aber Wildpret genug, so hält er sich an dieses und
scheint eine gewisse Scheu zu haben, sich durch Zerreißung der Hausthiere
zu verrathen. Die in den Alpen lebenden Gemsen fällt er mit Vorliebe
an; doch übertreffen ihn diese an Feinheit der Witterung und entgehen
ihm häufig, selbst wenn er sich an ihre Wechsel und Sulzen in Hinterhalt
legt. Häufiger erbeutet er D a ch se, -Murmelthiere, Alpenhalen,
Hasel-, Schnee-, Birk- und Urhühner und greift im Nothfall
selbst zu Eichhörnchen und Mäusen. Selten fällt ihm bei uns im
Winter, wo er sich so oft in die unteren Berge und selbst in die Thäler
wagen muß, ein Reh zu; dagegen versucht er es wohl, sich unter der Erde
nach den Ziegen- oder Schafställcn durchzugraben, wobei einst ein Ziegen-
bock, der den unterirdischen Feind bemerkte, als er eben den Kopf aus der
Erde hob, diesem so derbe Stöße zutheilte, daß der Räuber todt in seiner
Mine liegen blieb. Die Luchse vermehren sich nicht stark. Regelmäßige
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
351
Luchsjagden finden bei der Seltenheit des Raubthieres nicht statt. Findet
man auch Spuren seiner Mordgier, so ist doch der Thäter gewöhnlich sehr
weit weg und flieht, wenn er förmlich gejagt wird, in ganz andere Gegen-
den. Stößt ihm aber der Jäger unvermuthet auf, so weicht der Luchs
nicht von der Stelle und ist sehr leicht zu schießen. Er bleibt ruhig auf
seinem Baume liegen und starrt den Menschen unverwandt an, wie die wilde
Katze, ja der unbewaffnete Jäger überlistet ihn sogar, indem er ein Paar-
Kleidungsstücke vor ihn hinpflanzt und inzwischen zu Hause seine Flinte
holt. Der Luchs starrt auf die Kleider so lange, bis das Gewehr bei der
Hand ist, und der Schuß fällt. Aber auch hier heißt es: Gut gezielt!
Wird die Bestie bloß verwundet, so springt sie schäumend dem Jäger an die
Brust, haut ihre scharfen Krallen tief ins Fleisch und beißt sich wüthend ein
ohne loszulassen. Manchmal aber springt sie auch nur auf den Hund, und
der Jäger gewinnt Zeit zum zweiten Schusse.
72. Die Katze im Dienste des Menschen.
Selbst die furchtbaren und grimmigen Raubthiere des Katzengeschlech-
tes müssen dem Menschen dienstbar werden, aber freilich gerade durch die
Mitgift der Natur, welche ihnen für das Geschäft des Raubens und Mor-
dens zu Theil geworden. Vollendet an ihnen allen ist ja die Gewandtheit,
Weichheit und Kraft ibrer Bewegungen, die außerordentliche Schnellkraft
und Sicherheit ihres Sprunges. Ebenso geeignet für ihr schreckliches Ge-
schäft sind ihre Waffen. Das Gebiß ist furchtbar, die Eck- oder Reißzähne
bilden große, starke, kaum gekrümmtekegel, welche alle übrigen Zähne weit
überwiegen und eine wahrhaft vernichtende Wirkung üben können. Ihnen
gegenüber verschwinden die auffallend kleinen Schneidezähne, ihnen gegen-
über erscheinen selbst die starken, durch scharfe, gegenseitig in einander
greifende Zacken und Spitzen ausgezeichneten Kauzähne, welche ganz auf-
gehört haben, Mahlzähue zu sein, nur schwach und unbedeutend. Mit
diesem Gebiß steht die rauhe, scharfe Zunge im Einklang; sie ist d'ick und
fleischig und besonders merkwürdig wegen ihrer feinen haarigen Stacheln,
welche auf krausen Warzen sitzen und nach hinten gerichtet sind. So ist
das Maul aller Katzenarten gleichsam noch einmal bewaffnet, wie das man-
cher Schlangen und der raubgierigsten Fische, bei denen außer den Kinn-
laden auch der Gaumen mit Zähnen gespickt ist.
Noch furchtbarere Werkzeuge zum Angriff haben sie alle in ihren
Klauen. Die breiten und abgerundeten Füße zeichnen sich besonders durch
ihre verhältuißmäßige Kürze aus, und diese hat darin ihren Grund, daß
das letzte Ende jeder Zehe nach innen aufwärts gebogen ist. So kann es
beim Gange gar nicht den Boden berühren und bewirkt eine vollständige
Schonung der auf ihm sitzenden sehr starken und äußerst spitzen Krallen,
durch welche die Tatze zu der fürchterlichsten Waffe wird.
Die Hauskatze, so klein sie ist, kann als das wahre Muster des ganzen
Katzengeschlechtcs dienen, denn sie ist sowohl in ihrer Schönheit als in ihrer
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
352
Gefährlichkeit auch den größten Tigern verhältnißmäßig gleich zu achten,
und ihr wildes Ebenbild, die noch in allen deutschen Wäldern hausende
Wildkatze, ist ein von Mensch und Thier gefürchtetes Wesen.
Die Lebensart der Hauskatze ist zu bekannt, als daß sie hier aus-
führlich anzugeben wäre. Sie zeigt nicht sowohl Anhänglichkeit an den
Menschen, als an die Wohnung, in welcher sie auferzogen wurde, und man
hat nur wenig Beispiele, daß sie dem Menschen sehr zugethan und treu
ergeben war.
Die Katze ist ein äußerst reinliches Thier und macht hierin keine
Ausnahme von ihrem ganzen Geschlechte; sie liebt und erträgt keine Nässe,
und die Katzen, welche Fische fangen, sind äußerst selten. Der größte
Nutzen, den sie den Menschen leisten, ist das Wegfangen der Mäuse, weniger
der Ratten, an welche nicht alle Katzen gehen. Obgleich sie zu diesem Zweck
besser, als alle Gifte und Fallen wirken, sollte man sie doch weder in
Wohnstuben noch in Schlafstuben dulden, denn man hat höchst traurige,
wiewohl seltene Beispiele, daß sie kleine Kinder jämmerlich zerfleischten,
oder, indem sie Wärme suchten, sich quer über das Gesicht schlafender Kin-
der legten und diese erstickten.
73. Der Wolf.
Die Raubthiere, welche wie der Fuchs und der Wolf im Bau ihres
Körpers und in den natürlichen Anlagen dem Hunde, dem treuen Gefährten
des Menschen auf Erden, ähnlich sind, finden sich über den ganzen Erdball
verbreitet, selbst in Australien, wo das Katzengeschlecht vollständig fehlt.
Die Arten der Hundethiere sind oft schwer von einander zu unterscheiden;
nur eins von ihnen, der Steppenhund, durch seine wunderbar bunte Far-
benzeichnung charakterisiert und durch seine Gewohnheiten den Hyänen
verwandt, bildet eine Art Uebergang zu diesen und unterscheidet sich merk-
lich von anderen Hunden. Der bekannteste von allen wilden Hunden ist
der Fuchs, den seine Schlauheit zum Liebling des Volkes gemacht hat.
Wichtiger aber in seiner Eigenschaft als ein dem Menschen und seinen
Hausthieren gefährlicher Räuber ist vor allen Dingen der Wolf, der auch
die bewohntesten Gegenden Deutschlands noch immer in Schrecken setzt.
Er hat die Größe eines großen Fleischerhundes und ist von blaß
graugelblicher Farbe, welche mit vielem Schwarz gemischt ist. Hinter den
Ohren ist er rostfarbig und auf den Wangen schwarz gestreift; aus den
Vorder-, öfters auch aus den Hinterfüßen hat er einen schwarzen Streifen.
Der Schwanz ist buschig und geradeaus stehend.
Man findet ihn in ganz Europa, ausgenommen in England und
Irland, wo er seit Jahrhunderten gänzlich ausgerottet ist; auch zeigt er
sich in Afrika bis nach Aegypten; in Amerika scheint er durch verwandte
Arten ersetzt zu sein.
Er ist das schädlichste, gefräßigste und, wenn hungrig, ein wahrhaft
fürchterliches Raubthier, das in Europa allen Thieren, den Menschen nicht
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