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1. Geschichte des Mittelalters - S. 247

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 37, 3. Der Husitenkrieg. 247 besiegeln." Darauf gab der Pfalzgraf das Zeichen zum Anzünden. Als die Flammen emporloderten, sang Hus mit lauter Stimme: „Jesu Christe, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner!" Der Wind trieb ihm den Rauch ins Gesicht, daß er erstickte. Seine Asche wurde in den Rhein gestreut. Hieronymus war nach seiner Ankunft in Konstanz ebenfalls eingekerkert und durch Hunger und Krankheit zum Widerrufe bewogen worden; allein er nahm ihn vor dem Konzil zurück und erlitt im folgenden Jahre (1416) mit gleicher Freudigkeit, wie sein Freund Hus, den Tod. Von beiden sagt ein Gegner ihrer Lehre, Äneas Sylvius, der nachmalige Papst Pius ü.: „Sie gingen zum Tode wie zu einem Gastmahle und ließen keinen Laut von sich hören, aus dem man hätte schließen können, daß sie unglücklich wären; kein Weltweiser hat so viel Heldenmut auf dem Sterbebette bewiesen als sie auf dem Scheiterhaufen." 3. Der Husitenkrieg 1419—1436. Während Hus zu Konstanz gefangen saß, begann sein Freund Jakob von Miefa, Professor in Prag, beim Abendmahl, wie Hus es gelehrt, den Laien den Kelch zu reichen. Die Kirche fand darin eine verbotene Neuerung, konnte es aber nicht hindern, daß die Universität Prag 1417 die Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalten für notwendig erklärte und die böhmischen Großen den König Wenzel zwangen, ihnen dazu eine Kirche in Prag einzuräumen. Die angesehensten Husiten waren über die Verbrennung ihrer standhaften Vorbilder in Konstanz aufs äußerste erbittert und erklärten dem Konzil in einem heftigen Schreiben, sie seien entschlossen ihre Lehre bis auss Blut zu verteidigen. Sigismund warfen sie vor, daß er Hus das versprochene Geleit nicht gehalten und schuld an den Hinrichtungen sei. An die Spitze der Bewegung stellte sich Johann Ziska, ein Mann von starkem Körperbau, kahlem Haupte, mächtig gebogener Nase, großem Munde und finsteren Gesichtszügen, welche durch den Verlust eines Auges noch düsterer wurden. Prediger riefen, den Kelch in der Hand, das Volk zur Empörung gegen diejenigen auf, die ihm den Kelch im Abendmahl nicht bewilligen wollten, und bald wurde in dem ganzen Lande die Bevölkerung von der Bewegung fortgerissen. Als ein päpstlicher Legat in Prag erschien, um die husttische Ketzerei zu richten, sammelte Ziska unter der Fahne, die den Kelch als Bundeszeichen trug, 40 000 Bewaffnete aus allen Ständen und bezog mit ihnen ein befestigtes Lager, aus welchem

2. Geschichte der Neuzeit - S. 41

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41 Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht. In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546). Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die

3. Geschichte der Neuzeit - S. 52

1887 - Wiesbaden : Kunze
52 Erste Periode der Neuzeit. freund Gustavs, Arend, hatte ihn freundlich aufgenommen, dachte ihn aber an die Dänen zu verraten. Arends Frau warnte Gustav und gab ihm einen Schlitten, auf welchem er entfloh. Der Kronschütze Swen Elfsfon beherbergte ihn; aber die Dänen erspähten seinen Aufenthalt, drangen ins Haus und trafen ihn am Feuer. Elfsfons Frau eilte jedoch herbei, schalt ihn einen faulen Knecht und jagte ihn mit der Backschaufel aus der Stube. Auf einem mit Stroh beladenen Wagen versteckte sich Gustav und fuhr fort; allein die Dänen durchstachen das Stroh mit ihren Spießen nach allen Seiten und verwundeten ihn am Fuße, fanden ihn aber nicht. Endlich langte er in Dalekarlien an, fand jedoch hier anfangs keinen Anhang. Erst als neue Flüchtlinge eintrafen und Christians Grausamkeiten schilderten^ sammelten sich Anhänger um Gustav und folgten ihm nach Falun, welches sofort genommen wurde. Nach wenigen Wochen war Gustavs Schar zu einem Heere von 15 000 Mann angewachsen. Ein Sieg nach dem andern ward über die königlichen Truppen erfochten, und das Glück begünstigte den tapfern Helden in allen seinen Unternehmungen. Schließlich erschien Gustav vor Stockholm; die noch lebenden Reichsräte ernannten ihn zum Reichsverweser und Oberhauptmann von Schweden, und als Lübeck ihn mit Truppen und Kriegsmaterial unterstützte, mußten die Dänen Stockholm räumen. Auf einem zweiten Reichstag ward er zum König ausgerufen und Schweden zu einem Wahlreich erhoben; allein die großen Verdienste, welche sich Gustav während seiner Regierung (1523—1560) um sein Vaterland erwarb, veranlaßten 1544 den Reichsrat, auch die Erblichkeit der Krone in dem Mannesstamme der Wasa auszusprechen. Gustavs Regierung war eine gesegnete für Schweden, da der König nur an das Wohl seines Landes dachte und keine Mühe scheute, das zerrüttete Reich zu heben. Er vervollkommnete die Gesetzgebung, bildete das Volk, förderte Gewerbfleiß und Wissenschaft und erweiterte den Handel. Denn er befaß die ausgezeichnetsten Geistesgaben, Mut, Unerschrockenheit, Sanftmut und eine seltene Sittenreinheit. Dabei war ihm ein treffender Witz und eine hinreichende Beredsamkeit eigen. Das größte Verdienst erwarb er sich um fein Land durch die Einführung der Reformation, wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß die neue Lehre ohne alle Unruhe ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olaf und Lorenz Peter-f o n, Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten das reine Evangelium nach Schweden

4. Geschichte der Neuzeit - S. 19

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 5. Luther auf der Wartburg. 19 ritterliche Kleidung und einen stattlichen Bart trug. Die Zeit seines neunmonatlichen Aufenthaltes auf der Wartburg benutzte er zur Ausarbeitung kleiner theologischer Schriften und zur Überfettung des Neuen Testamentes. Die ungewohnte Einsamkeit, Mangel an Zerstreuung und anhaltendes Studium machten seine frühere Schwermut wieder rege. Er bildete sich ein, der Teufel verfolge ihn wegen seiner treuen Arbeiten am Worte Gottes. Seine Schwermut ward so groß, daß er bei dem geringsten Geräusche auffuhr und im Wahne stand, vom Teufel aufgesucht zu werden. Einmal soll er sogar mit dem Tintenfaß nach ihm geworfen haben, und noch jetzt zeigt man die Spuren an der Wand des Zimmers. Mehrere kühne Flugschriften, die er von der Wartburg ausgehen ließ, gaben seinen besorgten Freunden Kunde von ihm; ein zorniges Schreiben an den Erz-bischos von Mainz bewog diesen endlich zur Einstellung des Ablaßhandels. In Luthers Abwesenheit ereigneten sich in Wittenberg bedauerliche Auftritte. Zwei Männer aus Zwickau, Nikolaus Storch und Markus Stübner, rühmten sich neuer, innerer Offenbarungen, warfen Luther vor, er bleibe zu sehr bei dem Buchstaben der heiligen Schrift stehen, während es doch nur auf den Geist ankomme, und eiferten insbesondere gegen die Kindertaufe. Auch Dr. Karlstadt ließ sich von seinem Ungestüm hinreißen, schaffte Messe und Beichte ab, hob die Fastengesetze auf, ließ die Bilder aus den Kirchen entfernen, die Beichtstühle zertrümmern, Mönche und Nonnen aus öffentlicher Straße verhöhnen re. Es entstand in kurzer Zeit ein solcher Unfug, daß alle bürgerliche Ordnung sich aufzulösen schien. Auf die Nachricht hiervon verließ Luther trotz dem Verbote des Kurfürsten seinen stillen Zufluchtsort, rechtfertigte in einem heldenmütigen Briefe an denselben seinen Ungehorsam und erschien im März 1522 ganz unerwartet in Wittenberg. Eine Woche lang predigte er täglich gegen diesen Unfug mit solcher Kraft und so entschiedenem Erfolge, daß sofort die Ruhe wieder hergestellt wurde. Nachdem dies glücklich vollbracht war, arbeitete Luther wieder öffentlich an dem Reformationswerk, weil einstweilen der Kaiser auf die Vollziehung des Wormser Ediktes nicht dringen konnte. Zwar versuchte der päpstliche Nuntius auf den zwei folgenden Reichstagen zu Nürnberg 1522 und 1524 die Vollstreckung durchzusetzen, allein vergeblich. Man überreichte ihm 100 Beschwerden der deutschen Nation über herrschende Mängel in der Kirche und forderte 2*

5. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 6

1886 - Wiesbaden : Bergmann
6 Luthers Auftreten bis zum Reichstag zu Worms. ein zweiter Leo war), wollte man wissen, er mache Dabei ein gutcd Geschäft für seine Person. Er hatte, um seine Wahl zum Erzbischof zu sichern, sich erboten, das nach Rom zu entrichtende Palliengeld (20—30 000 Gulden), welches herkömmlicherweise das Erzbistum aufbringen mußte, aus seiner Tasche zu zahlen. 'Zur Entschädigung dafür war ihm dann vom Papste die Hälfte des Ablaßgeldes in Deutschland überlassen worden?) Genug, der Ablaß erschien als ein Geldgeschäft, welches Papst und Erzbischof gemeinsam zu ihrem eignen Nutzen ins Werk setzten. Der mit Einsammlung des Ablasses in Deutschland beauftragte Dominikanermönch Tetzel mag die Sache wohl ziemlich plump betrieben haben. Die römischen Kirchenlehrer machten den feinen Unterschied: „der Ablaß bedeute nicht den Erlaß der göttlichen Strafen für begangene Sünden, sondern nur den der ebendarauf gefetzten Kirchenstrafen". Tetzel selbst hat sich diese Auslegung später, in seinen gegen Luther veröffentlichten Thesen, angeeignet; allein damals, beim Verkauf der Ablaßzettel, hat er wohl davon nichts gesagt?*) Dieses Unwesen erregte bei allen besser Denkenden in Deutschland großes Ärgernis. Manche Landesherren verboten geradezu dem Tetzel den Eintritt in ihre Staaten. In erster Linie that dies Kursürst Friedrich der Weise von Sachsen. Allein unmittelbar an den Grenzen Sachsens trieb Tetzel sein Wesen auf magdebnrgifchem Gebiet. So u. ct. in dem ganz nahe bei der Residenz des Kurfürsten, Wittenberg, gelegenen Jüterbogk. Biel Volk aus Wittenberg und Umgegend lief hinüber zu dem Ablaßkrämer. Dies war es, was das sittliche Gefühl Luthers empörte. Luther war als der Sohn eines armen Bergmanns am 10. November 1483 in Eisleben geboten. Nach einer harten, entbehruugsvolleu Schulzeit in Eisenach hatte er sich ans der Universität Erfurt den klassischen *) Daß dem so gewesen, berichtet selbst der streng katholische Janßen in seiner „Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgauge des Mittelalters", 1879. 2. Bd. S. 65. **) Auf jene Unterscheidung beruft sich auch Janßen (a. a. O. S. 78); allein er selbst muß (ebenda S. 77) gestehen: „Gleichwohl kamen schwere Mißbrauche vor, und das Auftreten der Prediger, die Art der Darbietung und Anpreisung des Ablasses (!!) erregte mancherlei Ärgernisse" (!) Und ein von Janßen zitierter zeitgenössischer Schriftsteller, Hieronymus Emser, spricht von der „Schuld der geizigen Kommissarien, Mönch' und Pfaffen, die so unverschämt von dem Ablaß gepredigt und mehr aus Geld, denn ans Beicht', Ren' und Leid gesehen." In den Ablaßbriefen selbst (deren noch einzelne existieren) ist der Sinn des Ablasses zweideutig gefaßt.

6. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 150

1903 - Wiesbaden : Behrend
150 Glockengelute zur Kirche geleiten. In ihren Predigten bertrieben sie den Wert des Ablasses so sehr, da das Volk vielfach zu dem Glauben kam, es knne schon allein durch Geld von allen Snden, auch den schwersten, erlst werden. Darum war der Zulauf zu ihnen groß, groß aber auch die Verwirrung, die sie in den Gemtern anrichteten. Einer dieser Ablaprediger war der Dominikanermnch Tetzel. Er trieb sein Wesen in unserem Gebiete mit groer Dreistigkeit, denn er stand unter dem besonderen Schutze des mchtigen Kirchenfrsten Albrecht von Hohenzollern-Brandenbnrg (dem jngeren Bruder des tatkrftigen Kurfrsten Joachims I. von Brandenburg S. 187). Albrecht war Erzbischof von Magdeburg und von Kur-Mainz, zu dem Erfurt und das Eichsfeld gehrten, und zugleich Bischof von Halber-stadt. Dazu hatte ihn der Papst zum Kardinal und zum Primas der deutschen Bischfe ernannt. Durch seine groartige Bauttigkeit in seiner Residenz Halle, durch seine ungeheure Prunksucht und glnzende Hofhaltung in der stolzen Moritzburg am Saalestrande, die ganz Dentfchland bewunderte, war der kunstsinnige und feingebildete Kirchenfrst in eine drckende Schuldenlast geraten. Er frderte den Ablahandel in seinen Landen, da ihm die Hlfte der Einnahmen zugesichert war. Als Tetzel sich in der Nhe von Wittenberg aufhielt, merkte Luther das Verderbliche seines Wirkens an dem Be-nehmen der eigenen Beichtkinder. Sie wollten nicht mehr aufrichtige Bue tun, sondern beriefen sich auf Tetzels Ablabriefe. Darum schlug Luther am 31. Oktober 1517 nach der an den Hochschulen blichen Sitte 9 5 Thesen (Stze) der den Abla, besonders der den Mibrauch desselben, an die Tr der Wittenberger Schlokirche, um durch Meinungsaustausch mit andern Gelehrten Klarheit zu schaffen. Diese Stze fanden gegen seine Erwartung bald in ganz Deutschland Verbreitung, und der stille Wittenberger Mnch wurde fast der Nacht ein berhmter Mann. Die Gegner schwiegen nicht, und bald war ein heftiger Federkrieg zwischen beiden Teilen entbrannt, der in kurzer Zeit die Deutschen in zwei feindliche Heerlager schied. Jetzt sah sich der Papst, der anfangs den Streit nicht beachtet hatte, gentigt einzugreifen; er erklrte 41 Stze Luthers fr ketzerisch und forderte ihn zum Widerrufe auf. Man dachte sich in Rom die Sache noch sehr einfach. Der Kardinal Eajetan, der 1518 in Augsburg aus dem Reichstage war, sollte den kecken Mnch zur Ruhe bringen. Bald stand Luther dort vor dem groen Kirchenmann. Herrisch forderte dieser vom demtig nahenden Mnche Widerruf. Das aber war gegen Luthers Gewissen. Er rechtfertigte seine Stze aus der heiligen Schrift und merkte dabei mit Befremden, wie wenig der Kardinal in der Bibel bewandert war. Da Luther frchten mute, da ihn Cajetan wegen seiner Weigerung mit nach Rom schleppen knnte, um ihn so unschdlich zu machen, floh er auf den Rat seiner

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 259

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
259 ganzen christlichen Welt standen sie, mit einem grasten Gebet im Herzen, ihre Rechtfertigung darstellend in ihrem Bekenntniß, in vollkommenster Einigkeit mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahr- hunderte hinsehen konnten. 22. Luthers Tod. Im Januar 1546 reiste Luther mit drei Söhnen nach Eisleben. Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen ihnen entstanden waren. Unterwegs war er schon sehr schwach; doch predigte er noch viermal in Eisleben, war auch über Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg tröstliche Briefe voll Glaubens. Am 17. Februar ward er aber recht krank, so daß er auf seiner Stube bleiben mußte. Er betete viel und sprach zu seinen Freunden : „Ich bin hier zu Eisleben geboren; wie, wenn ich hier sterben sollte?" Nach dem Abendessen ward es schlimmer mit ihm. Um 19 Uhr legte er sich zu Bett. Darauf reichte er seinen Söhnen und Freunden die Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Pabst zürnet hart mit ihm." Schwer athmend schlief er ein; aber um 1 Uhr erwachte er wieder, von Brustbeklemmungen gequält. Nun kamen Aerzte. Auch der Graf Albrecht von Mansfeld und dessen Gemahlin erschienen und brachten stärkende Tropfen. Doch die Brustbeklemmungen wurden immer heftiger. Seine Freunde meinten, weil er schwitze, werde Gott Gnade zu seiner Besserung geben; er aber antwortete: „Es ist kalter Todcsschweiß. Ich werde meinen Geist aufgeben, denn die Krankheit mehret sich." Dann betete er: „O mein himmlischer Vater, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn Jesum Christum offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt habe, den ich geliebet und gelobet habe, welchen der leidige Pabst und alle Gottlosen schänden, verfolgen und lästern. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe, laß dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, ob ich schon diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerisscn werden muß. so weiß ich doch gewiß, daß ich bei dir ewig bleiben werde und aus deinen Händen mich niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,, sondern das ewige Leben haben. Wir haben einen Gott des Heils und einen Herrn Herrn, der mitten aus dem Tode uns führet." Dann betete er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du getreuer Gott." Nun ward er still, und ob man ihn gleich rüttelte, schlug er kein Auge auf. Da rief ihm vr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre Jesu, wie ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete mit einem deutlichen Ja, legte sich auf die rechte Seite und starb so sanft und ruhig, 17 *

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 252

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
19. Luther auf dem Reichstage zu Worms. Nicht lange darnach hielt der Kaiser Karl V. einen Reichstag in der Stadt Worms. Der war sehr groß und glänzend; beinahe alle deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte erschien ein Ab- gesandter vom Pabste, der sprach: „Sehet ihr nicht, wie großes Unheil der Mönch von Wittenberg durch seine Irrlehren anstiftet? Wohlan, laßt seine Bücher verbrennen und übergebt den gebannten Ketzer den Handen des Pabstes, auf daß er seine Strafe empfange!" Allein die Fürsten ant- worteten: „Es ziemt sich in deutschen Landen nicht, daß jemand ungestört verdammt werde." Und so dachte auch der Kaiser. Man beschloß daher, den Doctor Luther nach Worms zu entbieten, daß er sich vor Kaiser und Reich verantworte. Und Kaiser Karl schickte einen Herold mit einem Ge- leitsbriefe nach Wittenberg, um ihn herüber zu holen. Getrosten Muthes trat Luther die Reise in Gottes Namen an. „Es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde", sprach er zu seinen besorgten Freunden. Er fuhr in einem offenen Wagen, den ihm der Rath von Wittenberg geschenkt hatte. In allen Orten, durch die er kam, lief das Volk zusammen, den kühnen Mönch zu sehen, der gewagt hatte, cs mit dem allgewaltigen Pabste aufzunehmen. Als er sich der Stadt Erfurt näherte, kam ihm ein langer Zug Menschen zwei Meilen weit zu Pferde und zu Fuß entgegen, und in der Stadt konnte der Wagen vor allem Gedränge kaum aus der Stelle. In Eisenach wurde er krank; doch noch ehe er sich ganz erholt hatte, reiste er weiter. „Herr Doctor, ziehet nicht fort," riefen ihm die Leute zu ; „man wird euch in Worms gewiß flugs zu Pulver bren- nen." Aber er antwortete herzhaft: „Wenn sie gleich ein Feuer machten zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel hinan, so will ich doch, weil ich gefordert bin, im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und denselben walten lassen." Als er endlich nahe bei Worms war, kam ihm ein Bote von einem Freunde entgegen, der ihn warnte: „Gehe nicht in die Stadt; dort stehet es sehr übel." Luther aber sprach : „Und sollten zu Worms soviel Teufel sein, als Ziegel auf den Dächern, doch wollt' ich hinein." Unter gewaltigem Zulaufe des Volkes zog er dann in die Stadt; eine Menge von Reitern, die ihn eingeholt hatten, begleiteten seinen Wagen, und mehr denn 2000 Menschen drängten ihm nach bis in die Herberge. Dort wurde er von vielen Grafen, Rittern und Herren bis spät in die Nacht besucht und angesprochen. Es kam auch der junge Landgrafphilipp von Hessen zu ihm, gab ihm die Hand und sagte: „Habt ihr Recht, Herr Doctor, so helfe euch Gott!" Am folgenden Tage, 17. April 1521, ward er vor die Reichsver- sammlung beschieden. Als er durch den Vorhof kam, wo mehrere Ritter standen, klopfte ihm ein alter berühmter Kriegsheld treuherzig auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in der allerschwersten Schlacht nicht gethan haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß,
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