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1. Geschichte des Altertums - S. 187

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 29, 2. Die Lebensweise der Griechen. 187 eine Mine in 100 Drachmen, eine Drachme in 6 Obolen, ein Obolos in 2 Hemiobolen. Talent und Mine wurden niemals geprägt und blieben Sache der Rechnung; man prägte Drachmen, Di-drachmen, Tetradrachmen oder ©toteren, welche noch jetzt am häufigsten gefunden werden, Obolen und Hemiobolen. Es giebt verschiedene Talente, das attische betrug 4700 Mark. Attische Rechnung und attisches Silbergeld waren am allgemeinsten im Gebrauch. Eine attische Drachme ist im Werte gleich 78 Pf., daher der Obolos gleich 13 Pf. Es kommen übrigens auch goldene Münzen vor, goldene Stateren im Werte von 20 Drachmen und kupferne, von welchen 8 auf einen Obolos gingen. Leichenbegängnisse. Die Gebräuche, welche bei den Leichenbegängnissen in Griechenland üblich waren, sind nach Ort und Zeit verschieden gewesen. In der Heroen zeit wurde, sobald die Verwandten dem Verstorbenen die Augen zugedrückt hatten, der Leichnam gewaschen und gesalbt, in ein Leichengewand gehüllt und ausgestellt, wobei man durch Klagelieder der Frauen und € änger, durch Thränen und Abschneiden der Locken seinen Schmerz kund gab. Hierauf erfolgte die feierliche Verbrennung des Toten. Man sammelte die Gebeine in eine Urne, überschüttete diese mit Erde und errichtete einen Grabhügel. In Sparta waren feit Lykurg die Begräbnisse höchst einfach. Man wickelte den Leichnam in ein rotes Tuch und bedeckte ihn mit Ölzweigen, worauf er entweder in der Nähe der Tempel in der Stadt oder an einem gewählten Platze vor der Stadt, in einem Haine oder an einem Flusse, der Erde übergeben wurde. Bei der Beerdigung war öffentliches Wehklagen verboten; die Zeit der Trauer beschränkte sich auf 11 Tage. Nur die Grabmäler der Männer, welche den Tod für das Vaterland starben, dursten mit Inschriften versehen werden. In Athen war es üblich, den Leichnam, dem man einen Obolos für den Charon in den Mund steckte, zu salben, zu bekränzen, in weiße Gewänder zu hüllen und mehrere Tage auszustellen, während weibliche Verwandte weinend um das Bett des Toten herumsaßen. Dem Leichenzuge, welcher vor Sonnenaufgang stattfand, ging ein Musikchor voran; ihm folgten Männer und Frauen in Trauerkleidern und mit abgeschnittenem Haupthaar. Es war gestattet, den Leichnam zu begraben oder zu verbrennen. Während dieses Vorgangs brachten die Leidtragenden allerlei Spendopfer und riefen den Verstorbenen mit lauter Stimme; den Beschluß bildete ein feierliches Totenmahl. Der athenische Staat feierte Ende Februar ein allgemeines Totenfest.’

2. Geschichte des Altertums - S. 276

1889 - Wiesbaden : Kunze
276 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. Kommando dauerte. Man stellte sein Bild in den Tempeln neben den Götterbildern auf und ließ ihm Ehrenbezeigungen zu teil werden wie einem Gotte. Der Senat erklärte seine Person für unverletzlich, verlieh ihm den Purpur, einen goldenen Stuhl und ließ Münzen mit Cäsars Bildnis prägen. Der Monat Quintilis wurde ihm zu Ehren Julius genannt, sein Geburtstag zu einem Volksfest bestimmt. Cäsar belohnte seine Freunde und Soldaten mit Geld, Ländereien und Ehrenstellen; jeder Soldat erhielt 3300 Mark, von 50 000 armen Bürgern jeder einzelne 70 Mark, nebst Spenden in Korn und Ol. Bei einem von ihm gegebenen öffentlichen Festmahl wurde das Volk an 22 000 Tischen gespeist. Zur Unterhaltung des Volkes ließ er prächtige Spiele veranstalten, in welchen Land- und Seeschlachten aufgeführt wurden; zu den letzteren wurden ungeheure Bassins für große Schiffe gegraben. Senatoren, Bürger und Soldaten waren seines Winkes gewärtig und betrachteten ihn als ihren Herrn. Er bewies aber auch, daß er zum Regieren der würdigste und tüchtigste war. Wie er nach Beendigung des Bürgerkrieges die Parteien durch Schonung und Milde zu versöhnen wußte, so sorgte sein nie ruhender Geist auch für die Verbesserung der Verwaltung des großen Reiches, für die Hebung des Ackerbaues und Handels, für die Pflege der Künste und Wissenschaften. Er steuerte der Sittenverderbnis und suchte der Not des Volkes dadurch abzuhelfen, daß er großartige Bauten (Tempel, Theater, freie Plätze) zur Verschönerung der Stadt errichtete, zahlreiche Kolonien anlegen und zerstörte Städte, wie Karthago und Korinth, wieder herstellen ließ. Zum Schutze der Provinzen und Gemeinden gegen den Druck der Beamten gab er Gesetze und Verordnungen. Er selbst setzte die Beamten ein, überwachte sie streng und ließ zur Verhütung von Erpressungen durch sie die Steuern erheben. Mit Hilfe des Mathematikers Sosigenes aus Alexandrien verbesserte er den Kalender. Bisher hatte man das Jahr in Rom am 1. März begonnen; da der Amtswechsel der hohen Staatsbeamten aber auf den 1. Januar gelegt war, so bestimmte Cäsar für die Folge diesen Tag als Jahresanfang. Statt des von Numa eingeführten Mondjahres zu 355 Tagen setzte er die Sonnenjahresrechnung ein, nahm das Jahr zu 365 ^ Tagen an und ließ deshalb auf je drei gemeine Jahre von 365 Tagen ein Schaltjahr von 366 Tagen folgen. Alle Macht, die einst die römischen Könige besaßen, hielt Cäsar in seinen Händen und scheute sich nicht, dies auch äußerlich zur Geltung zu bringen. Seine Bildsäule stand neben denjenigen der

3. Geschichte des Altertums - S. 137

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 4. Athens Vorherrschaft in den Perserkriegen. 137 Athens Entscheidung war es anheimgegeben, zu bestimmen, ob die Bundesmitglieder Schiffe oder Geld liefern sollten. Sparta zog sich von der Beteiligung an dem Kriege zurück, und der Mische Bund wurde die Grundlage für die Größe Athens. Aristides erhielt das Amt des Oberschatzmeisters. Als solcher hatte er die jährlichen Beiträge festzusetzen und die gemeinschaftliche Kriegskasse zu verwalten, welche jährlich an 460 Talente Zuschüsse erhielt. Er verwaltete diese Gelder so ehrlich und uneigennützig, daß er, als er 468 starb, nicht einmal so viel eigenes Vermögen zurückließ, um die Beerdigungskosten bestreiten zu können. Der Staat ehrte seine Redlichkeit, ließ feine Töchter auf Staatskosten erziehen und bei ihrer Verheiratung ausstatten. Kimon. Nach dem Tode des Aristides übertrugen die Athener dem Sohne des Miltiades und Haupt der Aristokratie, Kimon, den Oberbefehl. Er war eine schöne, vornehme Erscheinung, energisch und liebenswürdig, konservativ wie Aristides. Nach dem Tode seines Vaters war er ins Gefängnis gekommen, da auch er die Strafsumme, in welche man jenen verurteilt hatte, nicht bezahlen konnte, und wurde erst durch seinen Schwager, welcher die Summe dem Gerichte erstattete, befreit. Unter Themistokles und Aristides legte er Proben seiner Tüchtigkeit ab und erwarb durch die Ausbeutung thracischer Bergwerke sich ein bedeutendes Vermögen. Dies wandte er auf die edelste Weise an; er spendete den Armen reichlich, öffnete den Hungrigen sein Haus und seine Gärten und that auch sonst viel Gutes. Als die Bundesgenossen Athens des Kriegsdienstes müde waren, machte er ihnen den Vorschlag, statt der Schiffe und Seesoldaten einen jährlichen Geldbeitrag zu leisten. Dadurch erhielt Athen die Mittel, seine Land- und Seemacht so zu steigern, daß es unbestritten der mächtigste und angesehenste Staat in Griechenland wurde. Zur weiteren Sicherung seiner Vaterstadt ließ er Athen mit dem Piräus durch die langen Mauern verbinden; dann sorgte er für die Fortsetzung des Kampfes gegen die Perser, um auch die Griechen in Kleinasien von dem persischen Joch zu befreien. Nachdem er die Perser aus Thraeien vertrieben hatte, suchte er sie in ihren eigenen Meeren auf. Im Jahre 466 schlug er sie am Flusse Eur^medon in Pamphylien zu Wasser und zu Land und verschaffte dadurch den Griechen in Kleinasien das Übergewicht. Doch auch er erfuhr den Undank feiner Vaterstadt. Der dritte messenische Krieg 464—455. Als Sparta 464 durch ein Erdbeben schwer heimgesucht wurde, benutzten die

4. Geschichte des Altertums - S. 219

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 1. Bedrückung der Plebejer und ihre Erhebung. Coriolanus. 2191 Nutznießung gegen billige Abgabe nur an Patrizier übergeben, während die Plebejer, obgleich sie teil an den Siegen hatten, leer ausgingen. Die Lage der Plebejer verschlimmerte sich dadurch noch mehr, daß die Kriegslasten gerade so auf ihnen lagen wie auf den Patriziern. Sie muhten an den Kriegen ohne Sold teilnehmen, Waffen und Unterhalt sich selbst stellen. Die Kriegsdienste aber entzogen sie ihrer Arbeit. Während die Patrizier die Bestellung ihrer großen Ländereien ihren Sklaven überließen, blieb der kleine Landbesitz des Plebejers unbebaut; die Staatssteuer mußte jedoch nach wie vor entrichtet werden. Die Folge war, daß die Verarmung der Plebejer und ihre Abhängigkeit von den herrschenden Patriziern immer mehr zunahm. Viele Plebejer waren genötigt, von den Patriziern Geld zu borgen, welche dieses aber nur gegen hohe Zinsen ausliehen. Konnte der Schuldner den Verpflichtungen gegen seinen Gläubiger nicht nachkommen, so hatte dieser das Recht, sich an dem Eigentum desselben schadlos zu halten. Reichte dieses dazu nicht aus, so konnte er ihn in den Schuldturm gefangen setzen lassen, ja sogar ihn samt seiner Familie als Sklaven an sich nehmen oder verkaufen. Unter den Plebejern herrschte darum große Erbitterung gegen die drückende Vorherrschaft der Patrizier, zumal ihnen in gefahrvollen Kriegszeiten Versprechungen zur Verbesserung ihrer Lage gemacht worden waren, ohne daß dieselben nachher gehalten wurden. Als nun die benachbarten Volsker Rom den Krieg erklärten und die Plebejer zum Kampfe ausziehen sollten, kam der verhaltene Grimm unter ihnen zum Ausbruch. Ein ehemals wohlhabender Bürger und Hauptmann, der unter der Ausbeutung der Patrizier zum Schuldknecht geworden und eben entsprungen war, trat unter das Volk, zeigte seine ehrenvollen Narben auf der Brust, sodann die Striemen patrizischer Peitschenhiebe und erregte durch die Schilderung der elenden Lage, in die er ohne fein Verschulden geraten war, einen wilden Auflauf unter dem Volk. Es gelang zwar noch einmal, die Plebejer durch Erneuerung der Versprechungen zum Kampfe gegen die Volsker zu bewegen. Als aber die Patrizier nach wiederholten Zügen gegen neue Feinde und siegreicher Rückkehr von denselben das gegebene Versprechen abermals nicht halten wollten, zogen 18000 Plebejer aus der Stadt auf den später so genannten heiligen Berg 494 und waren fest entschlossen, eine neue Stadt zu gründen und sich selbst zu regieren. Da mußten die Patrizier einsehen, daß ein längeres Hinhalten der Plebejer dem Staate Verderben bringen müsse. Sie berieten deshalb, wie das Volk wieder zur Rückkehr zu bewegen sei, und

5. Geschichte des Altertums - S. 327

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 62, 2. Die römischen Frauen bis zum Ende der Republik. 327 das Jahr 43 v. Chr. hatten die Triumvirn Antonius, Octavian und Lepidus, da sie Geld brauchten, drückende Steuern ausgeschrieben und Gold und Silber bei Privaten und aus dem Tempel der Vesta genommen. Da diese auf ungerechte Weise zusammengebrachte Summe zur Bestreitung ihrer kriegerischen Maßregeln noch nicht ausreichte, so legten sie noch 1400 reichen Frauen, welche Anverwandte berühmter, verbannter Personen waren, eine höchst drückende Geldsteuer auf. Vergebens hatten die Frauen um Nachlaß gebeten und darauf aufmerksam gemacht, daß sie gesetzlich nur verpflichtet seien, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Ritter zu leisten. Jetzt sammelten sich die Frauen auf den Straßen, machten sich Bahn und verlangten, von den Triumvirn gehört zu werden. Hortensia, die Tochter eines berühmten Redners, redete frei über die ihnen zugemutete Ungerechtigkeit und erzürnte die Machthaber so sehr, daß diese Gewalt gegen die Frauen gebraucht haben würden, wenn das Volk nicht laut zu murren angefangen hätte. Die Triumvirn gaben nach und erhoben nur von 400 Frauen die verlangte Steuer. Durch die glücklichen Kriege der Römer in Asien kam allmählich großes Unglück und Sittenverderbnis nach Rom. Prunkliebe, Genußsucht, Müßiggang, Schwelgerei und Laster aller Art ergriffen Männer und Frauen. Ein trübes Bild von tiefer Entsittlichung, deren die vornehmsten Frauen Roms sich schuldig gemacht hatten, geben die Nachrichten von der Entdeckung der Bacchanalien (Bacchusfeste) in Rom. Dieselben waren aus Campanien nach Rom verpflanzt worden. Anfangs wurden nur Frauen in diesen Geheimdienst eingeweiht; bald wurden auch Männer zugelassen und bei nächtlichen Gelagen große Vergehen verübt. Mord, Betrug, Giftmischerei, blieben denselben nicht fremd. Da entdeckte ein junger Mann, welchen die eigne Mutter hatte einweihen lassen wollen, dem Konsul die unzüchtigen Feste. Eine strenge Untersuchung, welche sofort eingeleitet wurde, enthüllte die gräßlichsten Vergehen; über 7000 Männer und Frauen hatten sich der Teilnahme an den Bacchanalien schuldig gemacht. Die Hauptverbrecher fielen unter dem Beile des Henkers, und ein Senatsbeschluß untersagte die Feier dieser greulichen Feste in Rom und Italien 186 aufs strengste. Der römische Dichter Plautus (f 184 v. Chr.) klagt, daß der Putztisch der römischen Frauen zum Unglück der Männer eingerichtet sei- Dreißig Arbeiter waren nötig, die Kleidungsstücke einer Frau anzufertigen, und fünfzehn verschiedene Moden wechselten in einem Jahre. Es ist leicht einzusehen, daß durch diesen unglaublichen Luxus nicht

6. Geschichte des Altertums - S. 328

1889 - Wiesbaden : Kunze
328 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. nur die alte Einfachheit, sondern auch die häuslichen Tugenden rasch verdrängt wurden. Die Erziehung der Kinder wurde griechischen Sklaven, die Führung des Hauswesens besonderen Verwaltern, die Küche fremden, teuer erkauften Köchen, die Bestellung des Feldes und Besorgung der mannigfaltigen Hausgeschäfte unzuverlässigen Sklaven überlassen. Um wegen der allzuhohen Ausgaben, welche die Gefall-und Putzsucht der Frauen erheischten, weniger Widerspruch von ihren Männern zu erfahren, suchten sie ihre Väter zu einer reichen Aussteuer zu bewegen, an welcher der Ehemann keinerlei Anteil erhielt, durch Erbschleicherei große Erbschaften an sich zu bringen, Schulden zu machen und das geliehene Kapital abzuschwören, an Verschwörungen teil zu nehmen, damit der Umsturz der bestehenden Verhältnisse sie aus aller Verlegenheit bringe, oder Betrügereien aller Art zu unternehmen. Unter diesen Umständen kann man sich nicht wundern, daß die Ehelosigkeit in Rom ebenso überhand nahm wie die leichtsinnige Ehescheidung. In den ersten 500 Jahren nach Erbauung der Stadt soll nicht eine einzige Scheidung vorgekommen sein. Nach den punischen Kriegen erfolgten dieselben nicht nur sehr häufig, sondern auch auf die leichtsinnigste und willkürlichste Art. Die angesehensten Männer im Staate, Sulla, Cäsar, Pompejus, Antonius. Octavian, verstießen ihre Frauen ohne jeden triftigen Grund. Manche heirateten aus Eigennutz, um Gewinn, Macht und Ansehen zu erzielen. Mit vollem Rechte sagte der jüngere Cato, um solche Handlungsweise zu charakterisieren: „Durch Weiber und Heiraten werden Heere und Ämter vergeben." Aber auch die Frauen lösten leichtsinnig die ein- gegangene Ehe, sodaß ein alter Schriftsteller meint, die Frauen zählen ihre Jahre nicht nach der Zahl der Konsuln, sondern ihrer Männer: sie gingen aus, um zu heiraten, und heirateten, um sich scheiden zu lassen, während in früherer Zeit eine Frau, welche selbst nach dem Tode ihres Mannes eine zweite Ehe einging, in nicht besonderer Achtung stand. Die Ansprüche, welche die putzsüchtigen, verschwenderischen und leichtsinnigen Frauen Roms damals machten, gaben Veranlassung, daß allmählich die Ehe ganz gemieden wurde. Schon Julius Cäsar sah sich genötigt, durch gesetzlich festgestellte Belohnungen die Ehe zu empfehlen, und Octavianus fand es für nötig, strenge Gesetze gegen die Ehelosigkeit zu geben, den übertriebenen Aufwand und die allgemeine Schwelgerei zu beschränken und die in Verfall geratene Staatsreligion zu stützen.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 80

1888 - Wiesbaden : Kunze
80 Erste Periode des Mittelalters. sehenere Vasallen abtraten, um es als Lehen wieder zu empfangen, wodurch sie gleichfalls vom Heerbann loskamen. Desto mehr vergrößerte sich aber das Lehensgefolge. Die Ausgaben bestritt Karl aus den Erträgen seiner Hos-güter, sowie aus Zöllen, die auf einzelne Waren (z. B. Salz) gelegt waren. Direkte Steuern wurden nicht entrichtet, dagegen wurden auf den Reichstagen jährlich von den Unterthanen Geschenke dargebracht, die allmählich die Form von Abgaben annahmen. Karl als Beförderer der Kultur. Wie Karl groß war als Kriegsheld, so auch in dem edlen Streben, Wohlstand und Bildung unter seinen Völkern zu befördern. Dem Ackerbau kam er zu Hilfe, indem er Wälder, Sumpfe und Einöden in fruchtbares Ackerland umbilden ließ und die Errichtung von Höfen und Dörfern unterstützte. Auf feinen Krongütern ließ er Mu st erwirtschaften anlegen, um zu zeigen, wie die Landwirtschaft zu betreiben fei. Für dieselben gab er Vorschriften, wie es mit der Zucht der Haustiere und der Bienen, der Bereitung des Mostes, Bieres, Weines, der Bestellung der Felder, der Pflege und Wartung des Federviehs, dem Obstbau, dem Fischfang und der Jagd gehalten werde sollte. Er ließ sich genaue Verzeichnisse von allen Vorräten geben, über den Gang der Wirtschaft berichten, prüfte die Rechnungen, suchte selbst die Güter aus und zeigte sich in allem als ein das Kleinste wie das Größte umfassender Geist. Dem Verkehr schuf er neue Straßen. Er begünstigte die Binnenschiffahrt, brachte durch eine Handelsstraße den Rhein entlang Mittelmeer und Nordsee in Verbindung und ließ eine andere von der Elbmündung zur Donau führen, von wo sich dieselbe nach dem schwarzen und adriatifchen Meere verzweigte. Bei Boulogne wurde ein Leuchtturm errichtet, bei Mainz eine hölzerne Brücke über den Rhein geführt, deren Herstellung 10 Jahre erforderte, die aber 813 wieder abbrannte. Die Erbauung steinerner Brücken über den Rhein und die Donau wurde durch seinen Tod verhindert. Während des Avarenkrieges wurde mit der Anlage eines Kanals begonnen, der die Altmühl mit der Regnitz und dadurch Rhein und Donau verbinden sollte. Mangel an Werkgeräten, Ungeschick der Bauleute und kriegerische Zeiten hemmten jedoch die Ausführung; erst im 19. Jahrhundert wurde diese Verbindung hergestellt. Handel und Gewerbe fanden eifrige Förderung. Er gewährte den Kaufleuten allerlei Vorrechte und schützte sie durch angemessene Gesetze auf ihren Reifen. Mit den Slawen und Griechen knüpfte er Handels-

8. Geschichte der Neuzeit - S. 62

1887 - Wiesbaden : Kunze
62 Erste Periode der Neuzeit. des Barons von Rosny, welchen er für seine treuen Dienste zum Herzog von Sully erhob und zum Finanzminister ernannte, gelang es ihm, die zerrütteten Staatsfinanzen zu verbessern, und durch Strenge, weise Sparsamkeit und genaue Aufsicht wurden die Unterschleife der Beamten unmöglich gemacht. Nach zehn Friedensjahren war die Staatsschuld aus 50 Millionen herabgesunken, obwohl die Steuern vermindert und 20 Millionen rückständiger Abgaben erlassen worden waren. Sully erwarb sich um seinen König und sein Vaterland durch seine vorzügliche Verwaltung große Verdienste und ward des Königs redlichster und vertrautester Freund, der es ihm selbst nachsah, wenn er gerade und offen aussprach, wo der König unrecht gehandelt hatte. Nachdem Frankreich im Innern wieder kräftig und tüchtig geworden war, dachte Heinrich daran, das spanisch-östreichische Haus zu demütigen und einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Er stand eben im Begriffe, seine Pläne gegen das Haus Habsburg ins Werk zu setzen, da traf auch ihn der Dolch eines Meuchelmörders?) Er war gerüstet, mit einem Heere nach Deutschland aufzubrechen, und feine Gemahlin eben als Regentin öffentlich ausgerufen und gekrönt worden, damit sie während feiner Abwesenheit die Regentschaft führe. Heinrich hatte sich Sully gegenüber wider diese Krönung ausgesprochen. „Lieber Freund," sprach er, „diese Krönung mißlingt mir. Mein Herz weissagt mir Unglück. Meine Feinde haben nur noch ein Mittel gegen mich — sie werden mich umbringen. Bei Gott, ich komme nicht mehr aus dieser Stadt!" Indes war die Krönung glücklich vorübergegangen, allein vergeblich bemühte sich Heinrich, die trübe Stimmung zu verscheuchen. Eines Nachmittags wollte er Sully besuchen. In einer engen Straße nötigten zwei Lastwagen, welche die Straße versperrten, den königlichen Wagen zu halten. Während die Diener sich bemühen, Platz zu machen, steigt Franz Ravaillac aus das Rad und ersticht den König (1610). In wenigen Minuten war Heinrich eine Leiche. Der Mörder ließ sich binden und fortführen und gab als Grund seiner Schandthat an, er halte den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion. Mit ausgesuchten Martern ward das Todesurteil an Ravaillac vollzogen, welcher trotz der Folter feine Mitschuldigen bekannte. Gauz Frankreich trauerte bei der Nachricht *) Bald nach seinem zweiten Übertritt hatte ein Jesuitenschüler bereits einen Mordversuch gegen ihn gemacht.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 288

1887 - Wiesbaden : Kunze
288 Dritte Periode der Neuzeit. stand die Rechte zuerkannt, welche ihm so lange waren vorenthalten worden. Dahin gehörten die Aufhebung der Leibeigenschaft und des Dienstzwanges, die Einführung städtischer Selbstverwaltung und freier Wahlen, das Recht Rittergüter anzukaufen, Offiziersstellen und höhere Civilämter zu bekleiden — lauter Einrichtungen des edlen Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom Stein, eines Mannes von biederem Charakter und großer Einsicht/ der ebensosehr von kindlichem Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, wie von begeisterter Liebe zum deutschen Vaterlands durchdrungen war. Geboren zu Nassau an der Lahn 1757, war er 1780 in preußische Dienste getreten und nach kurzer Zeit Oberpräsident in Westfalen geworden. Im Jahre 1804 berief ihn der König zum Finanz- und Handelsminister, Anfang 1807 entließ er ihn ungnädig, aber nach dem Tilsiter Frieden setzte er ihn als Minister wieder ein und legte die Leitung der Staatsangelegenheiten in seine Hände. Seine Wirksamkeit erstreckte sich nun auf alle Verhältnisse und war von den schönsten Erfolgen begleitet. Um die Mittel zur Zahlung der Kriegskosten aufzubringen, wurden geistliche Güter und Domänen verkauft, ein Zwangskurs für Papiergeld eingeführt und die Steuerkraft des willigen Volkes trotz der traurigen Lage, in der es sich befand, höher gespannt. Dabei ging die königliche Familie mit dem seltensten Beispiel von Sparsamkeit und Selbstentäußerung voran, indem sie den Haushalt auf das Notwendigste beschränkte, und z. B. irdenes Tafelgeschirr in Gebrauch nahm, während das goldene Tafelgeschirr der königlichen Ahnen für 4^2 Millionen Mark verkauft und ein Teil der Kriegskosten damit bezahlt wurde, sodaß das Land nach vollständiger Entrichtung derselben Ende 1808 von der französischen Besetzung befreit wurde. Napoleon lernte die Gefahr, welche Stein ihm bereitete, aus einem aufgefangenen Briefe an Fürst Wittgenstein kennen, worin Stein die Erhebung des Volkes durch Nährung der Unzufriedenheit in demselben empfahl. Stein mußte (Januar 1809) feine Entlassung nehmen und wurde von Napoleon geächtet und seiner Güter beraubt. Er begab sich nach Östreich und später nach Rußland, wo er seine patriotische Wirksamkeit an dem Hose Alexanders fortsetzte. Sein Nachfolger in Preußen wurde 1810 der zum Staatskanzler ernannte einsichtsvolle, kluge und gewandte Graf Hardenberg (geb. 1750 zu Hannover), der Steins Werk fortsetzte und von edeln Männern, wie Schön, Niebuhr, Vincke, Wilhelm von Humboldt unterstützt wurde. An Steins Seite wirkte der redliche, stille, echtdeutsche Gerhard David Scharnhorst für Umge-

10. Geschichte der Neuzeit - S. 135

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 9, 3. Oliver Cromwell. 135 oder sonst jemand zum Könige ausrufen werde; das Haus der Lords und die königliche Würde wurden abgeschafft. Es wurde eine Eidesformel vorgeschrieben, welche jeden Angestellten zur Treue gegen die bestehende Regierung ohne König und ohne Oberhaus verpflichtete. Die jüngsten königlichen Kinder erhielten ein Jahresgehalt von 2000 Pfd. Sterl. bewilligt. Allein die Schotten und Irländer riefen Karl Ii. zum Könige aus und ergriffen die Waffen, nachdem dieser eingewilligt und bestimmte Zusicherungen gegeben hatte; doch das Glück war ihm nicht hold. Er wurde 1650 bei Dunbar und 1651 bei Worcester von Cromwell gänzlich geschlagen und flüchtete nach Frankreich. Das Parlament setzte einen Preis von 1000 Pfd. Sterling auf seinen Kopf. Nach mancherlei Abenteuern entkam er zuletzt glücklich nach der Normandie. In der öffentlichen Meinung hatte er entschieden gewonnen, seitdem er gehandelt und gelitten. 1652 unterwarf sich Schottland. Die junge Republik England (1649—1658) sollte bald die Bluttaufe in einem bedeutenden Seekriege erhalten. Der englische Gesandte im Haag, welcher die Anklageakte gegen Karl I. verfaßt hatte, war in einem dortigen Gasthause bei Tische überfallen und niedergestochen, sein Nachfolger auf öffentlicher Straße mißhandelt worden. Da trat das englische Parlament 1651 mit einer Navigationsakte hervor, welche allen auswärtigen Schiffahrern bei Strafe der Wegnahme des Schiffes und der Ladung gebot, keine anderen Waren als selbsterzeugte auf eigenen Schiffen nach England zu bringen. Diese Akte traf den Handel der Holländer fo empfindlich, daß sie die Zurücknahme derselben verlangten und ihre übermächtige Flotte in den Kanal schickten. Der Krieg begann. Mit aller Energie schuf das englische Parlament aus Kauffahrteischiffen eine Kriegsflotte, und das Kriegsglück begünstigte seinen Admiral Blake, welcher in einer dreitägigen Schlacht 1653 die Holländer unter ihren weltberühmten Führern Tromp und Ruyter entscheidend schlug. Holland mußte sich zum Frieden bequemen und die Navigationsakte anerkennen. Jetzt schritt Cromwell zur Auflösung des Parlaments, welches das Kriegsheer zu vermindern strebte und der Vergrößerung seiner eigenen Macht im Wege stand. Er jagte die Anwesenden mit Hilfe seiner Soldaten 1653 auseinander und ordnete ein neues an, welches aus „frommen, gottesfürchtigen Leuten" bestand. Wer die Listen der Namen hörte, diese Habakuks, Hesekiels, Zerubabels, konnte sich in einem alttestamentlichen Sanhedrin dünken; indessen
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