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wältigen Verteidigungsrede ausrufend: „Hier stehe ich; . . .!" —
Von Mainz bis Bingen macht der Rhein eine kurze westliche
Schwenkung. Bingen gegenüber liegt in der Rheingau die be-
rühmte Weinstadt Rüdesheim und weiter hin der von unserm
Kaiser gern besuchte Badeort Wiesbaden am Gebirgsfuße des
Taunus. Vor allem wollen wir hier auch des am Niederwald über
Rüdesheim am jenseitigen User sich erhebenden, im Herbst 1883 ein-
geweihten Denkmals, der Germania*), gedenken. Majestätisch er-
hebt sich die Siegesfigur, als rufe sie nach Frankreich hinüber: „Fest
steht und treu die Wacht am Rhein!" und als mahne sie uns
Deutsche: „Haltet fest, was ihr so schwer errungen habt, indem ihr
einig und ein Volk von Brüdern bleibt!"
Nicht weit von Bingen befindet sich auf einer kleinen Insel
der Mäuseturm, in welchem der Sage nach vor etwa 300 Jahren
der Bischof von Mainz seine gegen die Armen verübte Unbarmherzig-
keit mit dem Tode büßen mußte. Etwas weiter ragt aus dem
Wasser ein schroffer Fels empor, die Lorelei genannt, auf dessen
Gipfel nach der Sage eine Jungfrau schöne Lieder singt und die
Schiffer in den Strudel zieht, wenn sie sich durch ihren „himmlischen
Gesang" zur Achtlosigkeit beim Fahren verlocken lassen. Von Bingen
aus durchsließt der Strom in nordwestlicher Richtung die schöne
Rheinprovinz. Nachdem er in seinem weiteren Laufe links den
Hundsrück und die Mosel mit ihren den köstlichen Moselwein er-
zeugenden Weinbergen, sowie das Eifelgebirge und die Universität-
stadt Bonn, — rechts den an dev Lahn liegenden berühmten Bade-
ort Ems, die 130 Meter hohe Felsenfeste Ehrenbreitstein (gerade
Koblenz gegenüber), den Westerwald mit dem sich daran schließen-
den Rothaargebirge und die Sieg sowie das Siebengebirge
zurückgelegt hat, führt er uns, links und rechts reiche Getreidefelder,
Obstalleen, freundliche Städtchen und Dörfer wie reizende Landhäuser
hinter uns lassend, in die prachtvolle Stadt Köln, die den schönsten
Dom der Welt aufzuweisen hat, — mit einem Turme, wie es wenige
Bauten höher giebt. Der Grundstein des Domes wurde schon 1248
gelegt und 240 Jahre der Bau fortgesetzt. Noch nicht zur Hälfte
fertig, mußte er eingestellt werden, weil die Kosten zu groß wurden.
Nachher haben die Könige Friedrich Wilhelm Iii. und Iv. durch
große Summen die Vollendung des Domes gefördert, und endlich ist
durch die Bemühung Kaiser Wilhelms der Bau des großartigen,
staunenerregenden Gotteshauses (1883) fertig geworden. Westlich von
Köln liegt hart an der Grenze die alte, berühmte und reiche Stadt
*) Der Schöpfer dieses großartigen Denkmals ist Johannes Schilling,
geb. am 23. Juni 1828 zu Mittweida im Königreich Sachsen, Bezirk Leipzig, seit
1868 Professor an der Kunstakademie in Dresden. Volle 9 Jahre arbeitete er an
diesem National-Denkmal, das am 28. Scptbr. 1883 im Beisein des Kaisers, des
Kronprinzen, Moltke's und vieler anderer hoher Herren unter großartiger Feierlich-
keit enthüllt wurde. Die Grundsteinlegung geschah durch den Kaiser selbst, am
16. Septbr. 1877. Die Figur der Germania ist mit der Krone 11,80 Meter hoch,
das ganze Denkmal 25 Meter (!).
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