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1. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 23

1858 - Leipzig : Spamer
Lebensweise der Schnitter auf der Pußte. 23 daß die Frauen Tag und Nacht mit Kochen und Brodbacken zu thun haben, um die zahlreichen Schnitter zu beköstigen, deren manchmal einige Hundert aus einem einzigen Gute beschäftigt sind. Ein zweirädriger Karren, den ein Esel-zieht, bringt Tag für Tag in 2 — 3 mit Deckeln versehenen Butten die Suppe, die Hülsen- früchte, die Mehlspeise, so wie das Fleisch der Schafe hinaus zu den Schnittern, welche oft unter fröhlichem Gesänge ihre mühevolle Arbeit verrichten, klm Ord- nung zu erhalten, wählen sie einen Vorsteher, der nicht nur die Arbeit leitet, den Fleiß der Einzelnen überwacht, sondern auch deu Erntegewinn theilt und für gute Scene aus dem Volksleben. (Gegend von Ketskemet.) Kost sorgt. Erscheint der Gutsherr auf dem Felde, so eilen ihin Mädchen und Frauen entgegen, um ihn mit einem leicht geflochtenen Strohseil zu schmücken, wofür er ein Fäßchcn Wein zum Besten giebt. Ein heiteres Fest beschließt die Ernte. Ein kronenartiger Erntekranz wird aus Aehren, Strohhalmen und Feld- blumen gewunden, auf einen Stab gesteckt, dieser einem kräftigen Burschen zum Tragen übergeben, und dann geht es am letzten Ernteabend im Festzuge und unter Gesang nach dem Schlosse des Gutsherrn oder nach dem Hause des Ver- walters, um demselben den Kranz zu überreichen. Ein froher Schmaus, Ge- sang und Tanz beschließen den letzten Arbeitstag."

2. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 29

1858 - Leipzig : Spamer
Der Schweinehirt. 29 verfolgen, sobald er sie anzubellen wagt. Mit einem Handbeil (lokos) und einer ledernen Peitsche, in welche Knöpfe eingebunden sind, regiert der Hirt die Herde, und soll der Büffel arbeiten, so sitzt im Peitschenstiele noch ein Stachel, der aber nicht immer ausreicht, den Büffel bei großer Sommerhitze abzuhalten, mit Pflug oder Karren in das erste beste Wasser zu eilen, um darin behaglicher Rast zu pflegen. Schweinehirt im Backonycr Walde. Am meisten verbreitet ist in ganz Ungarn die Schweinezucht, denn so arm ist kaum Jemand im Lande, daß er sich nicht ein Schwein aufziehen könnte; Schwejueichlachten und Sautanze sind die üblichsten Dorfvergnügen. Im Großen betreibt man die Schweinezucht in jenen Gegenden, wo Eichen- und Buchen- waldungen und zugleich auch starker Maisbau die Mast billig machen, also im arader und biharer Comitat, besonders aber im Bakonper Walde. Zu Tausen- den wird das grunzende, unruhige Borstenvieh auf den großen Märkten zu De-

3. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 31

1858 - Leipzig : Spamer
Gänsezucht. 31 als Kleidung, ein breitkrämpiger Hut schützt sein Gesicht gegen die Sonnen- strahlen, in den weiten Schäften seiner großen Stiefeln bewahrt er seine Pfeife auf, wenn er ein wenig das Rauchen aussetzt. Genau vermag er nach dem Brand seiner irdenen Pfeife die Zeit zu bestimmen, da er weiß, wie lange sie brennen kann; mit Peitsche und Stock regiert er seine schnellfüßige Herde, fängt mit der Schlinge jedes beliebige Stück aus derselben, indem er ihm die im Wasser ge- tränkte Roßhaarschlinge um den Hals wirft und mit Einem Ruck das erschreckte Thier niederreißt. Jetzt stellt sich der verwegene Roßhirt mit gespreizten Füßen über das zappelnde Thier, lockert die Schlinge, das Pferd springt im Nu auf, fühlt den ungewohnten Reiter auf dem Rücken, jagt wie wahnsinnig ins Weite, bis ihm der Athem ausgeht, und es sich dem Reiter willenlos ergiebt. Ja, Ver- wegene beschleichen ein Pferd, klammern sich an dessen Hals und halten es so lange, bis ihm eine Halfter angelegt ist. Als Husar wird der Roßhirt der wil- deste Reiter, der tollkühn sich auf den Feind stürzt, ihn niederreitet, in Quarres sprengt und für's Vaterland gern den Heldentod stirbt. Auf den verwegenen Roßhirten lassen wir zum Schluß den friedlichen Gänse- treiber folgen, eine unentbehrliche Person in jedem Dorfe, denn außer Truthüh- nern und Enten besitzt jeder Bauerhof seine schnatternde Gänseherde. Nach derzahl der Gänse beurtheilt man die wirthschaftliche Thätigkeit der Hausfrau, welche aus dem Erlös der verkauften Gänse und Federn gewisse Ausgaben bestreiten muß. Es verkauft Ungarn aber auch jährlich gegen 15000 Centner Bettfedern. Die Thcißgegend, die Moräste bei Peterwardein und die Insel Schütt wimmeln von Gänsen, welche der Gänsehüter (oder die Hüterin) alle Morgen auf die Weide und im Herbst auf die Stoppel treibt, worauf er gegen Abend die lärmende Herde, die in eine dichte-Staubwolke gehüllt zu sein pflegt, wieder ins Dorf zurückbringt, wenn sie es nicht vorgezogen hat, ihm mit Hülfe der Flügel unter weithinschal- lendem Geschrei vorauszueilen, um sich im Bache zu laben. Manche Bauerfrauen lassen ihre Gänse zwei Mal brüten, um.z-n Weihnachten junge Gänse verkaufen zu können. Die Bauern in Visznek, Twfä-Abod und Tisza-Szalok treiben einen groß- artigen Gänsehandel, indem sie in den Theißgegenden-Gänse aufkaufen, heim- treiben und dort zwei Tage rasten lassen, worauf sie ihnen eine oder zwei Schwung- federn ausraufen. Sie bringen täglich oft 400 — 500 Gänse nach Pest, legen aber in 5 Tagen meist nur 1 5 Meilen mit ihren watschelnden Zweifüßlern zurück. Das Zusammenhalten macht ihnen freilich viel Plage und erfordert des Nachts stete Bewachung, doch verdienen sie auch an jeder Gans einen Gulden und geben in jedem Wirthshaus unterwegs statt Zehrgeld eine Gans. In wohlgeordnetem Zuge marschiren die Gänseherden über das Rakoser Feld nach Pest. Voran geht ein Mädchen mit einem kleinen Haufen, ihm folgt ernsten Gesichts und bedächtigen Schritts der Gänsehändler mit dem Hauptzuge, den noch einige alte Weiber begleiten. Unter unaufhörlichem Geschnatter bewegt sich der Zug lang- sam vorwärts, pflückt hier und da noch ein grünes Hälmchen ab, hascht nach abgefallenem Obste und säuft an jeder Pfütze mit Wohlbehagen, bis er an Ort

4. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 35

1858 - Leipzig : Spamer
Persönlichkeit des Magyaren. 35 etwa in einem Ungarndorfe sich niederließen, wohnen etwas abseits in Lehm- hütten , vor welchen sich ein Gärtchen mit Pflaumen- oder Birnbäumen und Tabakbeete befinden, die Zigeuner dagegen kriechen vor dem Dorfe in strohgedeckte Erdlocher. Ein ausgesteckter Tannenbüschel oder zusammengebnndne Hobelspäne bezeichnen das Wirthshaus, dessen Einrichtung in einigen hölzernen Bänken und Tischen besteht, während ein Heiligenbild oder das Portrait eines Kaisers an den rauchgeschwärzten Wänden hängt, ein aus getretenem Lehm gemachter Estrich den Fußboden bildet, und im Wirthshaus selbst nur das verzehrt werden kann, was man sich mitbringt. Hier sammelt sich die tanzlustige Jugend zum Tanz nach der Zigeunergeige, oder ein Blinder singt ein Volkslied zur serbischen Gusla. Hier sitzt aber auch der Bauer gern bei einem Glas Wein, um sich mit einem Nachbar zu unterhalten. Den Magyaren charakterisirt Andre mit folgenden Worren: Schlanke, große Gestalt, schöne Körperhaltung, Behendigkeit, Leichtigkeit, Anmuth der Bewegung sind den Magyaren eigen, welche noch durch eine malerische Nationaltracht erhöht wird. Rascher, feuriger Sinn bis zur Heftigkeit, edler Nationalstolz, Geradheit, Gastfreundschaft und Großmnth sind Nationalcharakterzüge. Mit Ernst und Biederkeit hält er fest an dem, was er für gut und wahr hält, dabei zeigt er eine große Bildsamkeit, welche sich mit todesmuthiger Freiheitsliebe und dahin geben- der Freundschaft paart. Den Ackerbau, die Viehzucht und den Waffendienst liebt er von ganzer Seele, dagegen überläßt er Gewerbe und Handel gern den Deut- schen und Slovaken; denn er ist ein dichterisch gestimmter Mensch. Der Magyar gehört nach seiner Sprache und Gesichtsbildung dem finnisch- tatarischen Stamme an und ist als tapferer Krieger in ganz Europa wohl be- kannt. Die Haltung seines Körpers ist edel, Kraft und Gewandtheit sprechen ans seinen Bewegungen, edler Stolz, Muth und Entschlossenheit aus feinen schwarzen Augen, die mit dem innern Winkel etwas nach innen stehen, Cha- rakter aus den scharf geschnittenen Zügen seines ovalen Gesichts, aus der Adler- wölbung seiner Nase, deren Wurzel tief unter der Stirn seines länglichen Kopses sitzt. Ein schwarzer Schnurrbart bedeckt den fein gespaltenen Mund, das schwarze Haupthaar wird kurz verschnitten oder glatt hinter das Ohr gestrichen und lang getragen, Wange und ovales Kinn bleiben dagegen geschoren. Die Tracht der Ungarn ist im Einzelnen sehr verschieden, denn nicht nur ist das Wochenkleid anders als der Feststaat, sondern fast jedes Dorf hat in der Kleidung seine Eigen- thümlichkeit. Im Allgemeinen tragen aber alle Ungarn das kurze Hemd mit den weiten Aermeln, die weite leinene Hose (gagya), die unten ausgefranst, oben durch ein Tuch oder einen Riemen festgehalten wird, welchen der Ungar sehr fest schnürt, so daß die Brust mehr hervortritt und der Körper eine schlanke Gestalt erhält. Von den Schultern hängt der Mantel aus Schaffell, der im Sommer und bei Regenwetter mit der Wolle nach außen, im Winter nach innen gekehrt getragen wird. Außerdem ist auch wol ein breiter Saum um den Tuchübcr- zug geschlagen, so daß man mit dem heruntergeschlagenen Saum sich die Füße bedecken kann. Denn der Pelz dient als Mantel, als Bett, Regen- und Sonnen- 3 *

5. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 42

1858 - Leipzig : Spamer
Ungar kein Fest feiern konnte, die ihn gelegentlich bestehlen, ihm aber anch manche unentbehrliche Dienste leisten. „Wie wilde Zöglinge der freien Natur gestählt, treiben sich die Zigeuner inmitten gebildeter Völker herum, ohne Einiges von deren Bildung anzunehmen. Nackt oder blos mit einigen Lappen bedeckt, trotzen sie eben so sehr der grimmigsten Kälte, als sie im Sommer mit unbe- decktem Haupte die Mittagssonne ohne Unbehagen ertragen. Verpönt von der Einwohnerschaft, ist am Ende des Dorfes ihre Wohnstätte gleich einem Blaul- wurfshaufen aus Erde und Lehm zusammengetragen, oder aus wenigen Brettern erbaut und mit einem luftigen Dache aus Reisig versehen. In der Mitte dieser Hütte lodert ihr Herdfeuer, um welches herum sie im Rauche zusammengekauert sitzen und bei Entbehrungen aller Art sich ihres Lebens freuen und für eine Klei- nigkeit zu jedem Dienste bereit sind." Von der Natur ist das räthselhaste Volk der Zigeuner reich begabt, aber es ist verkommen, in Schmuz, Elend und Unterdrückung verkommen, daß ihm zwar einige Fertigkeiten, aber keine moralischen Tugenden geblieben sind. Nach sprachlichen Untersuchungen sollen die Zigeuner aus Ostindien stammen, wo sie der unterdrückten Kaste angehörten, durch irgend einen Anlaß aus dem Vaterlande vertrieben wurden und nun ruhelos als Landplagen die Länder Europa's durch- irren. Der Zigeuner ist sorglos wie ein Kinv und dabei verwildert wie ein Raub- thier. Die Sorge für den nächsten Tag kennt er nicht, weshalb er arm und stets in Noth ist; dabei ist ihm aber auch jede Mahlzeit willkommen, die ihn sättigt und ihm nichts kostet, und fei es gefallenes Vieh. Nur den Tabak können diese Menschen nicht entbehren, sind aber auch mit Tabaksafche zufrieden, die sie zu Ku- geln kneten und im Munde auffangen. Im Nothfalle saugen sie aber auch an dem vom beizenden Tabakssafte getränkten Pfeifenrohre, damit sie wenigstens die bittre Schärfe des narkotischen Krautes schmecken. In kaltem Wasser einer Erd- grube wird das eben geborene Kind gebadet, nach vier Wochen von der Mutter auf dem Rücken oder auf dem Kopfe bei Frost und Hitze herumgetragen, bleibt die ersten Jahre unbekleidet, wächst ohne Unterricht und Religion auf und übt sich frühzeitig im Stehlen. Die Zigeuner sind indessen in Ungarn als Schmiede, Kesselflicker und Topf- stricker thätig. Schon der Knabe muß den Blasebalg bewegen, Eisen glühend machen, Nägel verfertigen und Pferde beschlagen lernen. Trotz des schlechten Handwerkzeuges und des flüchtig aus Steinen zurecht gelegten Herdes sind sie ge- schickte Feuerarbeiter und Pfannenfchmiede, ihre Frauen aber verschlagene Wahr- sagerinnen. Mit ihren Wagen, Schweinen und Hunden ziehen sie von Dorf zu Dorf, schlagen ihr Zelt auf, lassen die gekoppelten Klepper weiden, die Schweine wühlen, graben eine Grube als Feuerherd, suchen im Dorfe Arbeit und find be- hend in deren Ausführung. Ein Hammer, ein Blasebalg und ein Stein reichen hin, um sie vollständig auszurüsten. Sigismund erlaubte ihnen zuerst im Zipfer Comitat sich niederzulassen und sich ihre Woiwoden zu wählen, doch Joseph Ii. wandte vergeblich allerlei Mittel an, sie zu seßhaften Ackerbauern zu machen, sie wollten ein heimathloses Wandervolk bleiben.

6. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 67

1858 - Leipzig : Spamer
Geschichte des Weinbaus. Weinlese. 67 eines lateinischen 8 hat, an das man die aus kleinen Blättern und einem großen Wickelblait bestehende Spitze der Rolle hängt, während der Arbeiter beim Um- drehen des Haspels den Wickel mit einem Handeisen glättet. Ungarn erzeugt gegen 400,000 Centner Tabak, von dem die Regierung 120,000 Centner für ihre Rechnung ankauft. Im Torontaler Comitate find 41 Pußten mit Tabak bebaut, im Szabolcser bauen 3o Ortschaften nur Tabak, und in 14 anderen Comitaten wird viel Tabak producirt. Die besten Rauch- sorten sind Lettinger, Verpeleier, Dvbrver, Ribaer, Palanker, Veger, Nagyfalver, Csetneker und Kospalinger, die besten Schnupftabake bringt Tolna, Fünfkirchen, Arad, Szegcdin unddöbrököz. Der ungarische Tabak ist wohlriechend und hat eine schöne Farbe, bleibt daher gewöhnlich auch ohne weitere Zubereitung. Den ame- rikanischen Tabak, welchen Joseph Ii. anpstanzen ließ, nennt man noch Kaiser- tabak. Die Hauptmarktplätzc des Tabaks sind Preßburg und Pest und die Haupt- fabriken in Debreezin, Fünfkirchen, Kaschau, Oedenburg, Szegedin, Ofen, Pest und Preßburg. Ein ganz anderes Bild des ungarischen Lebens bieten uns die zahlreichen Weinberge, die aus den 1% Millionen Joch Landes, die sie einnehmen, an 30 Millionen Eimer Wein liefern, der aber wie der Tabak noch mancher Ver- besserung durch sorgfältigere Behandlung fähig ist. Bekanntlich sind die Römer die Förderer des Weinbaues in Europa ge- wesen, und die Kreuzzüge trugen später zu seiner weitern Verbreitung bei. Frankreich ward dadurch das Hauptweinland nördlich der Alpen, von wo aus Karl der Große und die Hohenstaufen den Weinbau weiter nach Osten hin ver- breiteten; aber schon im 10. Jahrhundert verpflanzte man nach dem Elsaß unga- rische Weinreben. Denn in Ungarn ist der Weinbau uralt, obschon Bela lv. 1241 aus Italien und Morea, und Ludwig aus Italien Weinreben kommen ließen, der Tokaier Ausbruch erst seit 1650 berühmt ist, und der Tokaier Wein selbst gegen Ende des 15. Jahrhunderts zuerst genannt wird. Die Weinlese ist in Ungarn ein Nationalfest, denn nur in 6 Gespan- schasten ist kein Weinberg zu finden, in den übrigen dagegen hat jeder Bauer und Bürger seinen Weinberg oder wenigstens sein Weingärtchen. Ist die länd- liche Arbeit vollendet, so ziehen Bauer und Städter mit Weib und Kind hinaus auf den Weinberg, um etliche Wochen im Häuschen dort zu wohnen, bis alle Trauben abgelesen sind. Da jauchzt es vor Lust und Freude, da knallen Böller, Flinten und Pistolen, da ziehen heitere Gesellschaften unter Zigeunermusik mit dem Erntekränze heim, und selbst der Bettler erhält seinen Antheil an der Segensgabe der Weinhügel. Da rühmt der Ungar seinen Tokaier, der Deutsche seinen Rüster, der Walache seinen Menescher. Ein Beigeschmack von Zimmet macht den feurigen dunkelrothen Menescher kenntlich, der an Ausbruch 2500 Ei- mer liefert, das würzige Feuer und die balsamische Heilkraft den klaren gelb- grünen Tokaier, den in der Hegyallja auf 5 Quadratmeilen 21 Ortschaften pfle- gen, welche nahe an 1 Million Eimer gewinnen; da liefert das pester Comitat mit seinem rothen Ofener, dem weißen Steinbrucher u. a. 1% Million Eimer, das 5 *

7. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 72

1858 - Leipzig : Spamer
72 Steinkohlenlager. 50 Millionen Centner. Auch im neogroder Comitat, in Syrmien und unter den Ausläufern des Fruschka Gora stehen reiche Braunkohlengruben. Weniger bekannt als sein Tabak und Wein, sind Ungarns Steinkohlen, wie denn überhaupt Ungarn vor einem Jahrtausend bergmännisch viel mehr ausgebeutet zu sein scheint, da man in den alten Goldgruben von Gyvgy und Vöröspatak römische Wachstafeln fand, und eifrig betriebener Steinbrüche in Legenden aus der römischen Kaiserzeit gedacht wird. Von den Steinkohlen und ihrer Anwendung hatten die Römer freilich keine Ahnung; erst in neuester Zeit haben Untersuchungen ergeben, daß sich längs der Karpaten Steinkohlenftötze finden, die indessen nur von geringer Mächtigkeit zu sein scheinen. Solche Flötze stehen an der Tatra entlang bei Kaproneza, Sevar, Felsöbanya, bei Iglo und' Porratsch in der Zips. Auch entdeckte man im Banate und zwar im südöstlichen Kraschoer Comitat bei Orawitza ein Flötz von 6 Meilen Länge. Am mächtigsten tritt es bei Bortut auf. Indessen liefert Gerlics die beste Kohle. Zwischen Donau und Drave ziehen sich die Baranyaer Kohsenfelder 6—8 Meilen weit hin und gehen im Tolnaer Comitate in Braunkohle über. Die malerischen Hügel Mctschek bei Fünfkirchen tragen in ihren Ausläufern schönen weißen Wein, bergen aber in ihrem Schooße zugleich Steinkohlen, und bei Siklos findet man im harsanyer Berge vorsündstuthliche Vögel. Auch bei Ofen benutzt man zu Vörösvar eine Steinkohlengrube, wie denn in jenen Gegenden oft unter Sandstein oder zwischen Schichten von Grünstein und Schiefer Steinkohlen stehen. Welchen Einfluß diese Steinkohlenlager dereinst auf Ungarns industrielle Entwickelung haben werden, läßt sich wol ahnen, aber nicht voraussagen. Tokai. 4

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 62

1858 - Leipzig : Spamer
62 Land und Leute. Bodengestalt und die historischen Erinnerungen, denn bis zur Raab drang Karl der Große, die Mähren und in neuester Zeit die Franzosen vor. Das Land zwi- schen Oedenburg und Raab ist ganz eben und hat im Nordwesten das Rosalien-, Leithagebirge und die Preßburger Karpathenausläufer, im Südwcstcn die Bor- höhen der steirischen Alpen, im Südosten den Bakonyer Wald, und im Nordosten die Neutraer Bergzüge zur Grenze. Aecker und Weiden sind bedeckt mit Halmen und Herden, und der Getreide - und Viehhandel hat in Wieselburg und Oeden- burg seine großen Stapelplätze. Die Strecke zwischen Preßburg und Wieselburg heißt der Haidboden, die zwischen der kleinen und großen Raab die Raabau, zwischen ihr und dem Haidboden breitet sich der Hansag aus. Die Sommer pfle- gen so heiß zu sein, daß der Bauer sein Bett unter dem Vorsprung des Daches im Freien aufschlägt, und es gegen die Golfen durch ein dichtes Netz schützt, wel- ches an langen Fäden vom Balken herabhängt, wie er sich gegen die Ein- brüche des Wolfes auch durch gewaltige Dornbündel wahrt, die er als Wand um sein Gehöft aufthürmt. Zwischen den beliebten Lettinger Tabak pflanzt er Kar- toffeln, arbeitet fleißig, liebt aber auch bunten Sonntagsstaat: einen dicken Blu- menstrauß oder ein Bündel wollener und schwarzer Pfauenfedern auf dem Hute, einen bunten Brustlatz mit kleinen bunten Rosetten geschmückt und seine Frau putzt sich mit Bändern, Schleifen und Spitzen, die Hirten haben weiße Mäntel mit eingenähten rothen Blumen, drehen ihr schwarzes Haar in zwei dicke Zöpfe und lassen sic vor dem Ohre herabhängen. Zn der Kirche sitzen die Mädchen vorn, hinter ihnen die Frauen mit weißen Kopftüchern, und ganz hinten -knien die Männer, oder sitzen auf untergeschlagenen Beinen. Doch wir haben noch Vieles von Ungarn zu erzählen, besteigen daher den leichten Wagen und fahren über Pest wieder durch die Pußten, um die Weingegenden kennen zu lernen. Von Csarda zu Csarda setzen wir unsern Weg fort und sehen uns bald im rechten Tabaks - und Weinlande. Eine Csarda.

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 63

1858 - Leipzig : Spamer
Ofener Winzerfest. 2. Ungarischer Tabak und Wein. den vielen Erzeugnissen des ungarischen Bodens heben wir nur Tabak und Wein hervor, von denen jener aus Amerika, dieser aus Asien stammt. Beide haben sich in Ungarn so eingebürgert, daß dieses durch sie welt- berühmt geworden ist. Die ersten Entdecker Amerika's bemerkten zu ihrer nicht geringen Verwun- derung , daß die Einwohner des Landes in jedes Nasenloch ein Rohr steckten, welches mit einem glimmenden Kraule gefüllt war, diesen Rauch sie einzogen und »verschluckten, worauf sie in eine Art Betäubung fielen. Der Kaiser Montezuma pflegte sich durch dieses Mittel zum Mittagsschläfchen vorzubereiten; die Indianer aber erzählten, ihr Gott habe sie selbst im Rauchen und in der Anfertigung der Pfeifenkopfe unterrichtet und aufgefordert, die Pfeife fortan als Symbol des Friedens zu betrachten, weshalb die sogenannte Friedenspfeife bei ihnen hoch in Ehren stand. Spanier brachten die seltsame Pflanze nach Europa und benutzten sie als Zierpflanze, bis ein Arzt behauptete, sie sei ein Universalmittel gegen alle Krankheiten. Der französische Gesandte am lissaboner Hofe, Johann Nieot, sandte daher 1560 Tabakssamen nach Paris, wo man der Giftpflanze allerlei Ehren- namen gab, worauf englische Seelente sich in Amerika das Rauchen angewöhn- ten, dadurch aber bei ihrer Heimkehr die Leute mit Schrecken erfüllten, weil man meinte, der Raucher brenne inwendig. Drake und Raleigh waren bereits leiden-

10. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 64

1858 - Leipzig : Spamer
64 Ungarischer Tabak und Wein. schriftliche Raucher, obschon ihnen die Kinder auf der Straße nachliefen und Ra- leigh's Bedienter seinen Herrn gar mit Wasser begoß, um den Brand zu loschen. Das Beispiel dieser Seehelden erregte Nachahmung, die Raucher fanden sich in besonderen Rauchhäusern zusammen, die man deshalb Tabagien nannte; sogar Damen rauchten und in Concerten wie in Kirchen ließ man die Pfeife nicht aus- gehen. Da wandten sich Schauspieler und Schriftsteller gegen die Unsitte des Rauchens; der König Jakob verfaßte mehrere Schriften gegen das Rauchen, das eine Lisi und ein Betrug des Teufels sei; Aerzte und Professoren eiferten gegen das fremde Kraut, es erfolgten strenge Verbote, aber man zahlte Strafe, ließ sich durchprügeln oder barfuß und mit geschorenem Haupte aus London sagen, doch das Rauchen unterblieb nicht. Bei der Geldverlegenheit, in welcher sich Karl >. oft befand, zog er es vor, aus dem Tabaksrauchen Nutzen zu ziehen, indem er den Tabak zum Monopol der Regierung und sich zum alleinigen Ta- baksverkäufer machte. Nun besannen sich auch die Aerzte und Gelehrten. Jene empfahlen das Rauchen als Beförderungs- mittel der Gesundheit, und diese wurden fleißige Raucher. Englische Studenten und Soldaten brachten das Rauchen nach den Nieder- landen, von wo es seit dem dreißigjähri- gen Kriege über Deutschland und die Nachbarstaaten verbreitet wurde. Nach dem Kriege jedoch erhob sich wieder eine mächtige Partei gegen die Sitte des Rau- chens, denn va die Soldaten so viel Roh- heit und Laster verbreitet hatten, so rech- nete man das Rauchen gleichfalls unter diesen Unsegen, so daß die Magistrate und die Fürsten cs untersagten, Geistliche dage- gen predigten, und selbst der Papst so lange gedrängt ward, bis er Rauchen und Schnupfen in der Kirche mit dem Banne bedrohte. In Frankreich durste der Ta- bak nur in den Apotheken als Arznei verkauft werden, aber balv machte ihn Lud- wig's Finanzminister zum Regierungsmonopol. In Rußland schnitt man dem Raucher Nase und Ohren ab, in der Türkei viertheilte man ihn, in der Schweiz stellte man ihn an den Pranger, in Ungarn und Siebenbürgen mußte er 300 Gulven Strafe zahlen oder wol gar seine Güter verlieren, aber in Brandenburg empfahl ihn des Kurfürsten Leibarzt. Friedrich Wilhelm I. errichtete das Tabaks- collegium, das aus Rauchern bestand; Friedrich ll. war leidenschaftlicher Schnupfer, und als König Sobiesky Wien von den Türken befreite, schenkte er dem Ma- gistrate seine Tabakspfeife zum Andenken, wie denn der tapfere Ritter Prinz
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