Ludwig Xv.
79
sigen Kriege wirkte der gänzliche Verfall der Sittlichkeit und der
Religiosität, herbeigeführt durch die sog. Schule der Philosophen
(Voltaire, I. I. Rousseau, d'alembert, Diderot), welche alles Be-
stehende in Kirche und Staat mit den Waffen des Spottes und der
Sophistik bekämpften. Ihrer Hauptfeinde, der Jesuiten, entledigten
sie sich dadurch, daß sie bei dem Pariser Parlamente und dem Kö-
nige die Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich durch-
setzten (1764). — Corsica ward von Genua an Frankreich verkauft
(1768). — Die sinnlose Verschwendung des Hofes hatte die Schul-
denlast des Staates auf eine solche Höhe gebracht, daß trotz der
unerschwinglichen Auflagen ein Staatsbankerott nahe war, als der
elende König zur großen Freude der Nation starb, die seinen Enkel
und Nachfolger
Ludwig Xvi. 1774—1792 mit dem Beinamen Io désiré be-
grüßte. Allein dessen gutmüthige Redlichkeit konnte den Mangel an
Klugheit und Entschlossenheit nicht ersetzen; der häufige Wechsel der
Finauzminister, der Aufwand der Königin Marie Antoinette und die
Theilnahme am nordamerikanischen Freiheitskriege gegen England
(s. S. 81) vermehrten die Nationalschuld und veranlaßten ein un-
heilbares Deficit (140 Mill. Livres jährlich), welches in Verbindung
mit den von den Philosophen angeregten und durch den nordameri-
kanischen Krieg genährten revolutionären Grundsätzen den Ausbruch
der Revolution herbeiführte.
8- 27.
Großbritannien.
Auf Wilhelm Iii. folgte seine Schwägerin Anna (1702—1714).
Die Theilnahme am spanischen Erbfolgekriege und die Erwerbungen
im Utrechter Frieden s. §. 19. Anna's Bemühen, in Verbindung
mit den Tories (daher Marlborough gestürzt), ihrem Stiefbruder,
dem Prätendenten Jakob (Iii.), die Thronfolge zu verschaffen, war
vergebens; die mächtigem Whigs bestanden auf der protestantischen
Erbfolge und erhoben 1714
das Haus Hannover
mit Georg I. (1714—1727), Kurfürsten von Hannover und Ur-
enkel Jacobs I. von mütterlicher Seite, auf den Thron, welcher die
wiederholten Versuche des Prätendenten, nach England zurückzukeh-
ren, vereitelte. Unter seinem Sohne
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Diderot Corsica Ludwig_Xvi Ludwig Marie_Antoinette Wilhelm Anna Marlborough Jakob_( Jacobs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genua Frankreich England Haus_Hannover Hannover England
144
Handel und Gewerbfleiß.
einer neuen Welt Europa zufloffen, so fanden dort wieder die euro-
päischen Producte und Fabrikate einen stärkern und vortheilhaftern
Absatz. Die größte Ausdehnung erlangte Englands auswärtiger
Handel sowohl durch zahlreiche, in den verschiedenen Friedensschlüsten
seit dem Anfang des 18. Jahrh. ausbedungene Vortheile, als durch
die stete Erweiterung seiner auswärtigen Besitzungen, namentlich durch
die Erwerbung Ostindiens. Eben so überflügelte der Gewerbfleiß
der Engländer den der Nationen des Continents in Folge der groß-
artigsten Anwendung künstlicher, größtentheils durch Dampf getrie-
bener Maschinen. Die europäischen Märkte wurden mit englischen
Manufacturen überschwemmt, bis erst Napoleon's Continentalsperre,
später hohe Schutzzölle der Industrie des Continents einen neuen
Aufschwung gaben. — In neuester Zeit erhielt der Staatspapier-
und Actienhandel eine nie gekannte Bedeutung und artete zum Theil
in Schwindelei aus.
Die wichtigsteu Beförderungsmittel des Handels waren:
Eröffnung von Messen (zu Leipzig, Braunschweig, Frankfurt u. s. w.),
Errichtung von Affecuranzen, Banken und Börsen, die Erleichterung
der Communication durch Anlage von Landstraßen, Eisenbahnnetzen,
Canalsystemen, Einführung der Fluß- und See-Dampfschifffahrt,
Verbesserung und Ausdehnung des Postwesens, ferner Handels-
verträge, Actiengesellschaften, Vereinigung der meisten deutschen
Staaten zu einem allgemeinen Zollvereine und einem allgemeinen
deutschen Postvereine, Ausdehnung des Telegraphennetzes selbst durch
unterseeische Verbindungen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Englands Ostindiens Staatspapier- Schwindelei Leipzig Braunschweig Frankfurt
78
Friedrich's Ii. Staatsverwaltung.
4) Friedrich's Ii. Staatsverwaltung und Tod.
Ebenso groß wie vorhin im Kriege erscheint Friedrich im Frie-
den, den seine Staatsklugheit während 23 Jahre zu erhalten wußte.
Das wirksamste Mittel, um den schnell erworbenen Rang unter den
europäischen Staaten gegen die Eifersucht größerer Mächte behaup-
ten und seinem Reiche einen dauerhaften Frieden sichern zu können,
glaubte er in einer bedeutenden Vermehrung seiner Kriegsmacht und
einer deshalb uöthigen Erhöhung seiner Einkünfte zu finden. Daher
erstreckte sich seine nächste Sorge auf die Bildung eines tüchtig ge-
übten, gut disciplinirten, stets schlagfertigen Heeres und auf Füllung
des Schatzes durch Vermehrung und strengere Eintreibung der in-
directen Abgaben, so wie durch zahlreiche königliche Monopole. Da-
neben aber suchte er durch Abkürzung des Prozeßverfahrens und ein
neues Civilgesetzbuch seinen Unterthanen eine bessere Rechtspflege zu
verschaffen, wie auch durch Erweiterung und Vervollkommnung des
Landbaues, durch Beförderung jedes nützlichen Gewerbes, insbeson-
dere des Fabrikfleißes, den Wohlstand seiner erschöpften und veröde-
ten Länder auf jede Weise zu heben. Bei seinem Tode (17. August)
1786 hinterließ er seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. (1786
bis 1797) ein Reich, welches er um Schlesien, Ostfriesland (zufolge
einer Erbbelehnung) und Westpreußen vermehrt und in die Reihe
der größer» Mächte Europa's erhoben hatte.
8- 26.
Frankreich.
Auf Ludwig Xiv., der seinem durch lauge Kriege erschöpften
Lande eine Schuldenlast von etwa 3000 Millionen Livres hinterließ,
folgte sein dritter Urenkel
Ludwig Xv. (1715—1774), welcher Anfangs unter der Vor-
mundschaft des talentvollen aber sittenlosen Herzogs (Philipp) von
Orleans stand, später seinem Erzieher, dem Cardinal Fleury, die
Leitung der Geschäfte überließ, und nach dessen Tode im Umgänge
mit verworfenen Weibern (wie der Marquise von Pompadour, der
Gräfin Dubarry u. s. w.), die ihn ganz beherrschten, immer tiefer in
Trägheit und Wollust versank. Die Theilnahme am Kriege um Po-
len und Italien s. S. 66, am österreichischen Erbfolgekriege S. 70
und am 7jährigen Kriege S. 72 ff. Den unglücklichen 7jährigen
Seekrieg mit England s. S. 80. Verderblicher noch als die häu-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xv. Philipp)_von
Orleans Philipp Cardinal_Fleury
Extrahierte Ortsnamen: Frie- Ostfriesland Frankreich Italien England
N
88 Ursachen der französischen Revolution.
§. 33, b.
Ursachen und Veranlassungen der Revolution.
I. Hauptursachen: 1) die ungeheure Schuldenlast,
welche durch die äußerlich glänzende Regierung Ludwig's Xiv. ent-
standen, unter Ludwig Xv. durch die unglücklichen Kriege und die
grenzenlose Verschwendung auf eine furchtbare Höhe gestiegen und
unter Ludwig Xvi. durch den Aufwand der Königin und die Theil-
nahme am nordamerikanischen Freiheitskriege noch bedeutend vermehrt
worden war; 2) die ungleiche Verkeilung der öffentli-
chen Lasten, welche der Bürger und Landmann fast allein tragen
mußten, wogegen der Adel und die Geistlichkeit, obgleich im Besitze
der höchsten und einträglichsten Staatsämter und der größten Reich-
thümer und Vorrechte, nur gering besteuert waren; 3) das Bestreben
der sogenannten Philosophen oder Encyclopädisterst das Bestehende
in Staat und Kirche zu untergraben; .4) die willkührliche Re-
glern ng der Könige und Minister seit Ludwig Xiv.
Ii. Die nähere Veranlassung zum Ausbruche der Revo-
lution war die Unmöglichkeit, dem Staatsbankerott vor-
zubeugen. Nachdem die verschiedenartigsten Maßregeln der schnell
wechselnden Finanzminister Ludwig's Xvi. (Turgot, Necker, Calouue,
Brienne, Necker) nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatten, wurden
1789 auf Necker's Rath die (seit 175 I. nicht mehr berufenen)
allgemeinen Reichsstände zu Versailles versammelt, um über
die Deckung des Déficits (jährlich 140 Millionen) zu berathen.
Allein schon über die Prüfung der Vollmachten und die Art der
Abstimmung entzweiten sich die Abgeordneten des Adels und der
Geistlichkeit mit dem dritten Stande, welcher auf gemeinschaftlicher
Prüfung und auf Abstimmung nach Köpfen (und nicht nach Ständen)
bestand. Nach vielen fruchtlosen Unterhandlungen erklärte der dritte
Stand sich als Nationalversammlung (17. Juni), eine Maß-
regel, die als der wahre Anfangspunkt der Revolution zu betrachten
ist. Vergebens befahl der König dieser Versammlung sich aufzulösen;
vielmehr führte der Präsident Bailly sie, als er das gewöhnliche
Local mit Wachen besetzt fand, nach dem Ballhause und ließ die Ab-
geordneten schwören, nicht eher aus einander zu gehen, bis sie Frank-
reich eine neue Constitution gegeben hätten.
i
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Necker Necker Bailly
90 Reformen. Flucht des Königs.
drographischen Grenzen mit der Unterabtheilung in Districte und
Cantone.
Das Recht des activen Staatsbürgers war sowohl an ein Alter als an einen
Census geknüpft und Anfangs nicht auf die Juden ausgedehnt. Die Urversamm-
lungen (von 600—900 Activbürgern) wählten Wahlmänner und diese die Reprä-
sentanten (im Ganzen 745) für die gesetzgebende Versammlung (auf 2 I.).
Um dem Geldmangel abzuhelfen, wurden alle geistlichen
Güter (3000 Millionen an Werth) zur Verfügung der Na-
tion gestellt (wogegen der Staat die Besoldung der Priester über-
nahm), und man setzte, um deren Verkauf zu beschleunigen, ein Pa-
piergeld, die Assignate, in erzwungenen Umlauf, welches durch
seine außerordentliche Vermehrung (bis auf 45,000 Millionen) zu-
letzt allen Werth verlor. Neue Decrete verfügten die Aufhebung
aller Mönchsorden (mit Ausnahme der dem Jugendunterrichte
und der Krankenpflege gewidmeten), eine Reform des Gerichts-
wesens durch Trennung der richterlichen Gewalt von der admini-
strativen, so wie durch Einführung der Geschwornengerichte für
Criminalfälle und der Friedensgerichte; bald folgte auch die Ab-
schaffung des Erbadels mit seinen Titeln, Wappen und Livreen
und die Civilconstitntion des Clerus. Zu allen diesen Neue-
rungen mußte der König, dem man fast alle Domainen und das
alleinige Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, genommen
hatte, seine Zustimmung geben, und am Jahrestage der Zerstörung
der Bastille leistete er bei einem großen Nationalfeste auf dem Mars-
felde den Eid auf die neue Verfassung.
Unter den Mitgliedern der Nationalversammlung bildeten sich Clubs, welche
in vorbereitenden Versammlungen beriethen und beschlossen, wie sie in der National-
versammlung stimmen wollten. Der wichtigste derselben waren die nach ihrem Ver-
sammlungsorte (einem aufgehobenen Jacobinerkloster zu Paris) benannten Jaco-
biner (ursprünglich nur Deputirte aus der Bretagne), welche mit ähnlichen in den
Provinzen entstandenen patriotischen Clubs in Verbindung traten und zuletzt Alles,
was in der Nationalversammlung Vorkommen sollte, nicht nur vorbereiteten, sondern
auch vorher entschieden.
Bald traten die republikauischen Bestrebungen immer offener
hervor. Der König, welcher den jüngsten Beschlüssen der National-
versammlung über die Geistlichen nur mit Widerwillen die Bestäti-
gung ertheilt hatte, suchte sich seiner traurigen Lage durch die Flucht
nach einem Lager an der Grenze zu entziehen, um von dort aus die
Contrerevolntion zu beginnen, ward jedoch in Varennes (vom Post-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Der mittlere und untere Nillauf. §. 24.
63
Stellen ein, unterscheidet sich aber von den Riesenströmen Asiens
(und Amerika’s) dadurch, dass er kein oceanischer Strom ist,
sondern, wie die grössten europäischen, in ein Binnenmeer mündet,
und dass er in seinem mittlern und besonders im untern Laufe
zu beiden Seiten mit zur Cultur unfähigen, aber auch gegen feind-
liche Einfälle schützenden Wüsten umgehen ist. Durch den Zu-
fluss des Astaboras (Tacazze oder Atbara) erhält er fast sämmtliche,
jedoch nur zur Regenzeit reichhaltige, Gewässer Aethiopiens und
kann, so verstärkt, die brennenden Sandwüsten überwinden, ohne
einen andern Zustrom in dem (200 M.) langen weitern Laufe bis
zu seiner Mündung aufzunehmen — in dieser Beziehung keinem
andern grossen Wassersysteme der Erde vergleichbar.
In dem vom Nil und dem Astaboras gebildeten Mesopotamien,
welches die Alten sich als Insel dachten, lag der Staat von Meroe,
den man mit Unrecht als die Wiege der ägyptischen Cultur angesehen
hat, da diese sich nach den neuesten Untersuchungen (von Lepsius)
nicht nilabwärts, sondern stromaufwärts (von Memphis aus) verbreitete.
Auch ist gerade das untere Nubien das „tempelreiche“.
Bei dem Eintritte in Aegypten durchbricht der Nil unter
schäumenden Katarakten einen sein Bett von Osten nach Westen
durchziehenden Querriegel von Granit, und nun erst schiffbar,
durchströmt er in majestätischer Ruhe und vorherrschend nörd-
licher Richtung, als ein fruchtbringendes Gewässer, eine einzige
(durchschnittlich 1 —2^2 M. breite) Felsenspalte zwischen den
öden Plateaux der libyschen und der arabischen Wüste.
Ehemals ergoss er sich in 7 Armen (der westlichste bei Canopus,
der östlichste bei Pelusium) ins Mittelmeer.
Das westliche (schräg ins Thal sich senkende) Plateau schützt, wie
ein platter, öder Damm, das Nilthal vor dem Flugsande der libyschen
Wüste, das östliche (steil emporsteigende) füllt den ganzen Landstrich
bis zum rothen Meere und lieferte in alten Zeiten das verschiedenartigste
Material zu den ägyptischen Bauwerken: meist gelbrölhlichen Granit
für die Obelisken, Kolosse (Götter-, Königs- und Widder-Statuen) und
Monolithentempel, Sandstein in verschiedenen Farben für die Tempel
und Paläste, und Kalkstein für die Pyramiden. Das von diesen beiden
kahlen Wällen eingeschlossene Thal (gleichsam eine langgestreckte Oase
mitten in der Wüste) verdankt seine Fruchtbarkeit den jährlichen Ueber-
schwemmungen des Nils (daher Aegypten „ein Geschenk des Nils!“).
Der Nil schwillt nämlich, in Folge der tropischen Regen in seinem
obern (und zum Theil noch in seinem miltlern) Laufe, im Sommer
langsam an (Ende Juni bis Ende September), überschwemmt hei seinem
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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106 Die Sage von Oedipus und seinen Nachkommen. §. 40.
r
f
Aeetes, welcher dasselbe in einem Haine des Ares durch einen Drachen
und zwei feuerschnaubende Stiere bewachen liess.
Als Iason, Königssohn aus Iolcus in Thessalien, von seinem
Oheim und Vormund (Pelias) die ihm vorenlhaltene Herrschaft über die
Minyer zurückverlangte, stellte dieser als Bedingung, dass er das goldene
Vliess in Aea hole. Deshalb unternahm er mit den berühmtesten Helden
seines Zeitalters, wie Herakles, Theseus und dessen Freunde Pirithous,
Kastor und Pollux, dem Sänger Orpheus und den Vätern der vor Troia
kämpfenden Helden (Peleus, Telamon, Oileus, Neleus, Menoetius) auf
dem Schiffe A r g o den A r g o n a u t e n z u g, landete nach mannichfaltigen
Abenteuern in Aea und erfüllte (wie Theseus mit Hülfe der Ariadne)
alle, ihm auferlegten Arbeiten mit Hülfe der Medea, der Tochter des
Aeetes, welche er nach Europa entführte1). Als der Vater ihnen nach-
setzte, tödtete und- zerstückelte Medea ihren mitgenommenen kleinen
Bruder (Absyrtus), um den Verfolgenden durch die Sammlung der Ge-
beine seines Sohnes aufzuhallen.
\/ Ein zweiter Staat in Boeotien entstand in Theben, dessen
r'lflerrschergeschlecht sich von Cadmus ableitete. Der Verfall dieses
Staates durch die schuldbeladenen Fürsten gab den Stoff zu der
(von den attischen Tragikern ausgebildeten) Sage von Oedipus
und dem Kriege der Sieben gegen Theben, der die Macht der
Cadmeonen so erschütterte, dass sie bald nachher Eroberern, die
aus dem Norden kamen (s. S. 108), erlagen.
Die Sage von Oedipus und seinen Nachkommen. Der
König Laius in Theben, ein Urenkel des Cadmus, hatte seinen mit
lokaste gezeugten Sohn Oedipus wegen eines Orakelspruches mit durch-
stochenen Füssen auf dem Cithaeron aussetzen lassen; allein dieser ward
gerettet und von dem Könige von Korinth (Polybus) auferzogen. Un-
wissend erschlug er im Streite seinen Vater, heirathete, nachdem er
das Bäthsel der Sphinx gelöst hatte, seine Mutter und ward König in
Theben. Als er seine doppelte Frevelthat erfuhr, blendete er sich selbst,
sprach den Fluch über seine Söhne aus, irrte dann, von seiner Toch-
ter Antigone geführt, als Bettler umher, bis er zu Kolönos in Attica,
wo Sr sich am Altäre der Eumeniden niedergeworfen hatte, von Theseus
aufgenommen ward und bald nachher starb. lokaste erhängte sich selbst.
Des Oedipus Zwillingssöhne, Eteöcles und Polynices, entzweiten
sich über die verabredete Abwechslung in der Herrschaft; der vom
Throne ausgeschlossene Polynices veranlasste den Zug der sieben Helden
(Adraslus, Polynices, Tydeus, Amphiaraus, Kapäneus, Hippomedon, und
Parthenopaeus) gegen Theben. Obgleich Zeus ungünstige Zeichen sandtp,
unternahmen sie doch den Angriff auf die Stadt, vor deren sieben Thore
1) Auch die Sage von der Medea gehört der spätem Auffassung an.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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168
Litteratur. Das Epos. §. 55.
Ochlokratie entartete, und endlich auth zu der Willktirherr-
sjiaft der (in ihrem Walten von der frühem wesentlich ver-
schiedenen) jüngern Tyrannis.
111. Litteratur1).
A. Poesie.
1. Das Epos. Die Poesie nahm ihren Ausgang von der
Religion und schuf zuerst Hymnen auf die Gütter und Heroen,
die bei den Opfern gesungen wurden. Bald folgte die Erzählung
von den Thaten der Götter und Helden, vorgetragen bei dem
Mahle der Fürsten, bei Festen und musischen Wettkämpfen von
Sängern, die ihre Gesänge auf ihre Söhne und Schüler vererbten.
So bildeten sich hei den Griechen in Kleinasien, namentlich bei
den Ionern, Sängerschulen und Sängergeschlechter, wie die Ho-
meriden auf Chios. Diese bemächtigten sich ins Besondere des
reichen Sagenstoffes vom troianischen Kriege, und Homer (um
900 v. Chr.) vereinigte eine Reihe dieser Abenteuer zu einem
kunstvollen Ganzen, in seiner Ilias, welche bald alle jene Einzel-
gesänge untergeben liess. Ihm wird auch die Odyssee zugeschrieben,
welche eine Reihe ionischer Schiftersagen an den Namen des
Helden knüpft, welcher von allen den weitesten Rückweg von
Troia zu machen hatte.
Die homerischen Gedichte erzeugten (ebenfalls bei den Ionern) eine
Menge Nachahmer, die sogenannten cyclischen Dichter (zwischen
800—500)\ welche theils andere Begebenheiten des heroischen Zeit-
alters (wie den Krieg gegen Theben) besangen, theils Fortsetzungen der
Ilias und Odyssee lieferten.
Die epische Form behielt auch Hesiödus (ein Aeoler aus
Askra in Boeotien) in seinen beiden didaktischen Werken bei: in den
Eqya xal fjj,i£Qcu (welches die schlimmen Sitten der Zeit rügt
und sich zuletzt ganz in ökonomischen Vorschriften verliert) und
in der d-eoyovla (einem Versuche, die verschiedenen Göttersagen
in einen genealogischen Zusammenhang zu bringen).
2. Die Lyrik. Den Uebergang vom Epos zur lyrischen
Poesie bildete die Elegie, d. h. eine Dichtung in dem (dem
epischen am meisten verwandten) elegischen Maasse (Distichon)
') Bernhardy, G., Grundriss der griech. Litteratur, 2 B. 1836—1845.
Müller, K. 0., Geschichte der griech. Litteratur bis auf das Zeitalter Alexan-
ders, 2 B. 1841. — Vgl. Jacobs, Fr., Hellas, S. 239 ff.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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210
Topographie Italiens. §. 68.
ziemlich vollständig erhaltenen Amphitheater); b) in Gallia cispadana:
Placentia (j. Piacenza) am Einflüsse der Trehia in den Po, Parma,
Mutina (j. Modena), Bononia (j. Bologna), und am Meere nur Ra-
venna, früher in den Lagunen, wie Venedig. — Die fast wagerechte*
Po-Ebene war öfter der Kampfplatz zwischen den Römern und den die
Halbinsel von Norden her bedrohenden Feinden: den Galliern (s. §. 96:,
Karthagern (am Ticinus und an der Trebia) und Cimbern (bei Vercelli).
3) Das Land der Veneter, östlich von der Etsch, von den
* Central- und Ostalpen bis zum untern Po und dem adriatischen
Meere. Dessen Küste ist in Folge der Schuttablagerung der zahl-
reichen Küstenflüsse und durch die herrschende Meeresströmung
von Sandhügeln und Sanddünen umgehen, hinter welchen sich
theils Sumpflandschaften, theils Lagunen (seichte Meerestheile)
gebildet haben. Daher ist die Schifffahrt hier ebenso erschwert,
wie an der ligurischen Küste erleichtert.
Erst spät entstand in der Nähe des Meeres Aquileia, ein Stapel-
platz für den Handel nach den Donauländern und der Schlüssel Italiens
gegen Nordosten, bis Atlila die blühende Stadl zerstörte. Im Binnen-
lande lag Patavium (j. Padovan, der Geburtsort des Livius.
B. Mittelitalien oder Italia propria (vom Macra und
Buhicon bis zum Silarus und Frento) enthält drei Landschaften
auf der Westseite und drei auf der Ostseite.
li Etruria (zwischen dem Apenninus, der Tiber und dem
Meere) zu beiden Seiten des Arno. Hier zeigt sich schon der
vulkanische Charakter der Westseite Italiens sowohl in den
schwefelhaltigen Miasmen, die sich aus dem Boden entwickeln,
als in den ausgebrannten Kratern, die Seen bilden, wie der lacus
Trasimenus u. a.
Die Städte des mitllern und untern Arnogebieles, Faesulae (j.
Fiesob”), Florentia (j. Firenze), Pisae (j. Pisa), Lu ca (j. Lucca),
gelangten erst im Mittelalter zu ihrer Bedeutsamkeit. Die 12 etruskischen
Bundesstädte lagen theils in den heut zu Tage öden und menschenleeren
Vorketten des Apenninus, theils an der jetzt fast hafenlosen Meeresküste.
Die grösste und mächtigste derselben war Veii (an der Cremera), welche
als die nächste bei Rom mit diesem am häufigsten in Krieg verwickelt
wurde und daher am frühesten unlerging (395). Dagegen erscheinen
Arretium (j. Arezzo) am obern Arno, Populonium (an der Küste'1,
Perusia (j. • Perugia', hoch über der Tiber liegend, Clusium (j.
Chiusi), Taquinii, Caere noch in späterer Zeit als bedeutende Orte.
2) La^tium reichte Anfangs (als Latium vetus) nur von
der Tiber bis zum Vorgebirge Circeii, wurde aber nach dem
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Padovan Arno Arno Chiusi
310
Caesar’s Alleinherrschaft. §. 122.
praefectura morum) theils auf eine bestimmte, theils auf Lebens-
zeit. Wie er schon Pontifex maximus war, so ward er auch in
die übrigen höheren Priestercollegien aufgenommen. Ausserdem
wurde ihm durch Gesetze und Senatsbeschlüsse eine ganze Reihe
ausserordentlicher Befugnisse (Entscheidung über Krieg und Frie-
den, Verfügung über das Heer und die Staatskasse, Ernennung
der Statthalter in den Provinzen, Leitung der Wahlen u. s. w.)
beigelegt. Die der bisherigen Verfassung fremde Obergewalt
auf Lebenszeit bezeiclinete der Titel Imperator, der jetzt
aus einem Ehrentitel ein Amtstitel (als Praenomen) wurde und
sogar auf seine Nachkommen vererben sollte.
Daneben fehlte es nicht an fast vergötternden Ehrenbezeugungen:
er hielt an 4 verschiedenen Tagen eben so^ viele Triumphe über Gallien,
Aegypten, Pontus und Afrika, später einen fünften nicht über die be-
siegten Mitbürger, sondern über Spanien; man ordnete ihm nach döm
afrikanischen Kriege ein 40 tägiges Dankfest an, nach dem letzten spani-
schen ein 50 tägiges, nannte ihn Vater des Vaterlandes und nach ihm
den Monat Quinctilis, in welchem er geboren war, Iulius. Das äussere
Kennzeichen der Monarchie lag (nach der allgemeinen Ansicht des Aller-
thums) darin, dass er Münzen mit seinem Bilde prägen liess.
Während der kurzen Zeit seiner Alleinherrschaft entwarf Caesar
einen umfassenden Plan zur neuen Organisation seiner „Miltelmeermo-
narchie“, die nach seiner Absicht auch in Verfassung und Verwaltung,
in Religion und Rechtspflege, in der Zeitrechnung (seine Reform des
Kalenders, s. S. 4), in Münze, Maass und Gewicht eine Einheit dar-
stellen sollte.
Nachdem Caesar in Afrika die Südgrenze des Reiches längs
der Wüste und im Nordwesten die Rheinlinie gesichert hatte,
wollte er durch die Unterwerfung der Geten an der Donau Italien
auch imnor^psten schützen, eben so die Reichsgrenze im Süd-
ost eu^chrarn durch einen Krieg gegen die Parther, der zugleich
die Niederlage des Crassus rächen sollte. Schon hatten seine
Freunde mehrere vergebliche Versuche gemacht, ihm das Diadem
öffentlich zu überreichen, welches er, weil die Beistimmung des
Volkes nicht erfolgte, jedesmal ablehnte, als man in den (zu Sulla’s
Zeit verbrannten und zum Theil durch unächte ersetzten) $ibyl-
linischen Büchern den gewünschten Ausdruck entdeckte, mp’ unter
einem Könige könne Rom die Parther besiegen. Seine Anhänger
verlangten daher für ihn die Königswürde ausserhalb Italien.
Inzwischen hatte sich gegen das Leben des Dictators schon
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Extrahierte Personennamen: Caesar Maass
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Afrika Spanien Afrika Donau_Italien Süd-
ost Italien