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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 176

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
176 Ix. Die Griechen. Nach der ältern Sage kommt die Blutschuld bald zu Tage, worauf sich Jo-caste das Leben nimmt, Oedipus aber mit der zweiten Gattin, Euryganeia, zwei Söhne, Eteocles und Polynices, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene, zeugt. Nach den Tragikern gebiert Jocaste selbst dem Oedipus in längerer Ehe diese Kinder. Endlich kommt eine Pest über das schuldbefleckte Land. Man forscht bei dem Seher Tiresias nach der Ursache und nach dem Mittel der Sühnung, worauf der ganze schreckliche Zusammenhang an Tag kommt. Jocaste tobtet sich mit dem Strick. Oedipus sticht sich die Augen aus und wird dann von den Thebanern aus dem Lande getrieben. Geleitet von seinen Töchtern, Antigone und Jsmene, wandert der blinde Greis nach dem attischen Flecken Colonus, nachdem er den Fluch über die Söhne, die ihn verrathen, ausgesprochen. Im Hain der Erinnyen, wo die „eherne Schwelle" in die Unterwelt führte, findet der greise Dulder endlich Sühnung und Lösung seines harten unverschuldeten Schicksals. Der Fluch des Oedipus über seine Söhne erfüllte sich bald. Eteocles und Polynices geriethen über das Erbe in Streit, und der letztere mußte aus Theben fliehen. Die Veranlassung seiner Flucht wird in der Dichtung und Sage verschieben angegeben. Nach der geläufigsten Darstellung hatten beibe Brüber die Verabredung getroffen, daß sie abwechselnd die Stadt ein Jahr regieren und ein Jahr meiden wollten, aber Eteocles sei der Ueberein-kunst nicht nachgekommen, woraus Polynices Hülfe suchend sich zu Adrastus, dem Herrscher von Argos und Sicyon, begeben habe. Mit ihm trifft zugleich ein anderer Flüchtling bei Adrast ein, Tydeus, des ätolischen Oeneus Sohn, der seine Vettern im feindlichen Streit erschlagen und darum die Heimat meiden mußte. Adrastus nimmt die Flüchtlinge, die in einer stürmischen Nacht auf seinem Gehöfte erscheinen, gastfreundlich auf, vermählt ihness seine beiden Töchter und verspricht ihnen, sie mit gewaffneter Hand in die Heimat zurückzuführen. Mit dem Kriegszug nach Theben sollte der Anfang gemacht werden. Zu dem Zwecke werben alle Vettern und Verwanbten von Abrastus zur Versammlung und zum Mahle in die Königsburg berufen. Amphiaraus, dem vermöge feiner Seherkunst der unglückliche Ausgang des Unternehmens bekannt war, widerrieth den Zug; aber Eriphyle, seine Gemahlin, Adrastus' Schwester, hatte von Polynices das prächtige Halsband erhalten, das einst Kadmus der Harmonia verehrt, und sprach zu Gunsten des Unternehmens, das daher auch beschlossen ward. Sieben argivische Helden, voran Adrastus und Amphiaraus, zogen aus gegen Theben, aber unter ungünstigen Zeichen, denn Zeus mißbilligte das Vorhaben. Durch das Loos werben die sieben Thore der Stadt den sieben argivischen Helden zugetheilt; aber Eteokles stellte jedem der Führer einen auserwählten thebanischen Krieger entgegen. Im ersten Treffen werden die Kadmeer besiegt und in bis Thore zurückgetrieben, worauf die Argiver den

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 178

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
178 Ix. Die Griechen. sein und der Heknba ältester Sohn Hektor, der zweite Paris. Diesen schmückte Aphrodite mit schönem Antlitz und Haar. Einst fuhr er über das Meer und gelangte nach Sparta zum blonden Menelaus, dem Sohne des Atreus. Paris wurde gastlich empfangen, aber während Menelaus nicht daheim war, entführte er ihm fein Weib, die schöne Helena, die Schwester der Dioskuren, welche Aphrodite bethörte, ihm zu folgen. Den Schimpf zu rächen, Helena und die Schätze zurückzuholen, erhoben sich die beiden Söhne des Atreus, Agamemnon, der ältere Bruder, der mächtige Völkergebieter von Mycenae, und Menelaus von Sparta, von hohem Wuchs und wenig Worten, aber milden und verständigen Sinnes; mit ihnen die besten Helden aller griechischen Gaue. Von Argos kam, schon im Kampfe gegen Theben versucht, des Tydeus Sohn Diomedes, von Tiryns Sthenelus, der Sohn des Kapaneus, von Pylus Nestor, der einzige von den zwölf Söhnen des Neleus, welcher der Gewalt des Hercules entgangen war, ein ehrwürdiger Greis, der drei Menschenalter gesehen hatte, mit feinem raschen Sohne Antilochus. Von den Inseln im westlichen Meer kam, von Agamemnon selbst herbeigeholt, Odysseus, des Laertes Sohn, der Herrscher von Jthaka. Von der Insel Scklamis kam 2ljaff Telamon’s Sohn, ein gewaltiger Held, höher als alles Volk an Haupt und Schultern, der Thurm der Achäer, mit feinem Stiefbruder Teukrus, einem trefflichen Bogenschützen; der Lokrer Schaaren führte Aj^ des Oneus Sohn, die Athener Me nestheus. Von der Insel Kreta schloß sich Jdomeneus, ein Enkel des Minos, vieler Männer Beherrscher auf diesem weiten Eiland, dem Zuge an. Der beste von allen Helden der Achäer, welche gegen Jlinm aufbrachen, war Achilles, der Sohn des Peleus, des Herrschers des heerdenreichen Phthia m Thessalien; er führte fünfzig Schiffe mit 2500 Streitern bemannt gegen Jlinm. Die Götter liebten den Peleus und Here hatte ihm die Nereide Thetis, welche sie selbst aufgezogen, zum Weibe gegeben. Alle Götter kamen die Hochzeit des Peleus und der Thetis zu feiern, auch Apollo war mit dem Saitenfpiel beim Hochzeitsmahle, und die Götter schenkten dem Peleus eine schöne Rüstung und zwei unsterbliche Rosse; der Centaur Chiron aber gab ihm eine gewaltige Lanze, deren Schaft er aus einer Esche auf dem Pelion gehauen. Der Ehe des Peleus und der Thetis war Achilles entsprungen, Chiron hatte ihn in den Künsten des Krieges und der Rede und in der Kunde, Wunden zu heilen, unterwiesen. Als Nestor und Odysseus nach Phthia kamen, den Achilles zum Zuge gegen Jlinm aufzurufen, wurden sie gastlich empfangen, und obwohl dem Achilles feine göttliche Mutter verkündete, er werde nach feiner Wahl entweder daheim in Phthia in hohem Alter sterben oder großen Ruhm erwerbend ein Jüngling vor Jlinm fallen, war dieser eifrig zum Kampfe bereit. Stark und zahlreich waren die griechischen Helden, welche in Anlis zur Ueberfahrt nach Jlium die „schwarzen Schiffe" bestiegen, aber anch denfroern fehlte es nicht an eigenen Kämpfern und Bundesgenossen unter ihren Stamm-

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 181

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. 181 Haar zerrüttet im Sande zog. Nachdem Achilles vier Rosie und zwölf gefangene Troer auf dem Scheiterhaufen des Patroclus geschlachtet, den Freund bestattet und ihm Leichenspiele gehalten, wagte sich Priamus, nur von einem alten Herold begleitet, der' die Maulthiere lenkte, in der Nacht, mit reicher Lösung auf dem Wagen, in das Lager der Achäer, in das Zelt des Achilles und küßte die Hand, die feinen Sohn erschlagen. Achilles lud ihn zum Mahle und versagte ihm den Leichnam des Hektor nicht, wie sehr er auch zürnte, — er selbst legte ihm den Sohn gereinigt auf den Wagen und gewährte den Troern eilf Tage Waffenruhe zur Bestattung des Todten. Doch ' nun war auch des Achilles Stunde gekommen. Am Mischen Thor traf ihn ein Pfeil, welchen Paris, von Apollo geleitet, entsendete, zum Tode. Groß, weithin gestreckt, lag der Held, des riesigen Kampfes vergessend, in den Wirbeln des Staubes. Um den Leichnam wurde den ganzen Tag hindurch gekämpft, Odyffeus empfing an jenem Tage die meisten Geschosse der Troer: endlich trugen ihn die Achäer glücklich zu den Schiffen und vergossen viele Thränen um den gefallenen Helden. Um die Stadt auszukundschaften, hüllte sich Odysseus in Lumpen, zerfleischte sich selbst mit der Geißel und schlich sich als Bettler in die Mauern. Niemand erkannte ihn, als Helena, aber ihr Herz war nun wieder zur Heimat gewendet, und sie schwur ihm einen feierlichen Eid, den Troern nichts zu verrathen, dis er zurückgekehrt sei zu den Sckiffen. Endlich zimmerte Eptzus ein gewaltig großes Roß von Holz: die Achäer warfen Feuer in ihre Zelte und steuerten heimwärts. Das Roß, in welchem die besten Helden, Diomedes, Menelaus, Odysseus, mit vielen anderen verborgen waren, blieb am Ufer zurück, Tod und Verderben nach Jlium zu bringen. Die Troer zogen das Roß hinauf in ihre Stadt, um es als ein Weihgeschenk für die Götter aufzubewahren. Als die Nacht herangekommen war, stürmten die Helden dann aus dem hohlen Pferde und verheerten die Stadt. 54. Die Verfassung im homerischen Griechenland. (Nach G. F. Schoemann, griechische Alterthümer.) Was wir aus den homerischen Gedichten gewinnen können, ist ein Bild tfer alten Heroenzeit, wie es sich im Geiste der Dichter spiegelte; aber da wir uns ohne Mittel finden, ein anderes Bild mit mehr Anspruch auf Wahrheit zu entwerfen, so müssen wir uns an diesem genügen lassen. Wir finden nun zuvörderst das griechische Volk damals so wenig als in irgend einer späteren Zeit zu einem staatlichen Ganzen vereinigt. Zwar ist eine gemeinsame Unternehmung, ein Rachekrieg gegen Troja, zu Stande gekommen, und Agamemnon, der König von Mycenae, steht als allgemein an-

4. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 34

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
34 — Er schwingt es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch in Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man, wie zur Linken Einen halben Türken herunter sinken. Da packt die andern kalter Graus, Sie fliehen in alle Welt hinaus, Und jedem ist's, als würd' ihm mitten Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, Die auch zurückgeblieben war, Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen, Der ließ den Schwaben vor sich kommen, Er sprach: „Sag'an, mein Ritter wert! Wer hat dich solche Streich' gelehrt?" Derheld bedacht' sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche." L. Uhland. Ein anderer Reitersmann wurde von zehn Türken angegriffen- davon erschlug er neun, den zehnten jagte er in einen Fluß. Auch in größeren Schlachten wurden die Feinde wiederholt geschlagen. So kam Friedrich auf seinem Siegeszuge an den Fluß Saleph. Der Übergang über die Brücke dauerte ihm zu lange/ er suchte eine Furt, um mit seinen Begleitern den Fluß zu durchreiten. Er wagte sich in die Flut, aber der Strom wurde ihm zu stark. Die Kräfte verließen ihn, und er wurde von den Wellen fortgerissen. Zwar eilten seine Begleiter herbei, und es gelang ihnen, den Kaiser noch lebend ans Ufer zu bringen; doch hier hauchte er bald seinen Geist aus. Groß war die Trauer im Heere der Kreuzfahrer, das mit ihm seinen Führer verloren hatte. In Deutschland aber wollte man lange an seinen Tod nicht glauben. Jahrhundertelang bis auf unsere Zeit erhielt sich sein Name in dem Herzen des Volkes, dessen Macht und Kriegsruhm er so hoch gehoben hatte, daß ihm kein anderes gleichkam.

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 479

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
51. Wilhelm I., König voll Württemberg. 479 seinem Sinne; aber als Napoleon 1812 den Krieg gegen Rußland unternahm, milßte der Kronprinz die Führung des württembergischen Contingents ans Befehl seines Vaters übernehmen. Seine politische Gesinnung und die Renitenz gegen diesen Befehl war so bekannt, daß man die Krankheit, welche ihn in Witebsk befiel und nach Stutt- gart zurückzukehren zwang, allgemein für eine fingirte hielt, obgleich er wirklich lebensgefährlich am Typhus daniederlag. Der Prinz kehrte wieder zu seinen Sttidien zurück, mit bluteitdem Herzen die Siege Napoleon's verfolgend, bis sich der Zauber, der die Lorbern der französischen Heere umschwebte, auf dem Schlachtfelde von Leip- zig brach nnb König Friedrich durch den Vertrag von Fttlda am 2. November 1813 den gegen Napoleon verbündeten Mächten sich anschloß. Nun war es dem Kronprinzen vergönnt, sich ganz deni Zuge seines Herzens, das für nationalen Ruhm schlug, hinzugeben. Er übernahm mit Freuden den ihm übertragelien Oberbefehl liber die atts Württembergern, Oesterreichern und Russen bestehende vierte Abtheilung des verbündeten Heeres, betheiligte sich mit demselben an fast allen wichtigeren Gefechten des Jahres 1814, wie bei Epinal, Chaumont, Bar-sur-Aube, Brienne, Montereau, Arcis- sur -Aube, Fere-Champenoise, Montmartre, und hielt mit den verbündeten Mo- narchen den siegreichen Einzug in Paris. Im Jahre 1815 beschloß er seine kriegerische Laufbahn mit einem Zuge über den Rhein nach Straßburg, dessen Blokade durch den zweiten pariser Frieden abge- brochen wurde. Der Kronprinz machte mit den verbündeten Monarchen eine Reise nach England. Dort lernte er die Witwe des Prinzen Georg von Oldenburg, Katharina, die Tochter des Kaisers Paul von Ruß- land und der Maria Feodorowna, der Schwester seines Vaters, kennen, welche einen glühenden Haß gegen Napoleon hegte und die Trauerkleider, die sie um ihr Vaterland getragen, erst nach dem Sturze des französischen Kaisers ablegte. Kein Wunder, daß sich ihre Blicke auf den Prinzen von Württemberg richteten, dessen Arm das Vaterland mit seine Befreiung verdankte. Aber auch der Prinz, der sich im Jahre 1814 von seiner ersten Gemahlin hatte scheiden lassen, fühlte sich von dem hohen Geiste mächtig gefesselt, und nach- dem er auf dem Wiener Congreß wieder mit ihr zusammengetroffen, verlobte er sich mit ihr am 9. Januar 1816 zu Petersburgs wo am 24. desselben Monats die Vermählung Statt fand. Am 30. October wurde dem Prinzen die erste Tochter Marie (1840 mit dem Grafen Neipperg vermählt) geboren. Unerwartet schnell starb am selben Tage König Friedrich I. d. Wilhelm als König. Schon am Tage seiner Thronbesteigung stellte er in einem Ma- nifeste eine dem Zeitgeiste und den Bedürfnissen des Volkes entspre-

6. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 391

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
64. Karl Xii. in Schweden. 64. Karl Xii. in Schweden. inach Karl von Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert.) Von scandinavischen Mnigssrchnll^meldet das nordische Lied, die auf schwankendem Kiel in die Fluten hinausgestürmt. Wohin das Segel sie trieb, trugen sie Kämpfm^Sieg. Nicht eher kehrten sie heim, als bis sie dem väterlichen Erbtheile ein Königreich hinzugewonivn. Jener nordischen Seekönige einer schien in dem jugendlichen Könige Karkjyfl. aus schwedischer Hünengruft auferstanden: schlank und hoch der Wuchs, die Muskeln hart und biegsam wie Stahl, das zurückgeworfene Haupt auf festem Nacken gewurzelt, offen die Stirn, lichtblau die leuchtenden Augen, athletisch des Leibes Kraft, kurz und gedrungen das Wort. Durchrittene Nächte und durchjagte Tage ermüdeten diesen Jüngling nicht, den der Liebe Sinnlichkeit niemals überwunden, den die Freuden der Tafel niemals gefesselt, den der kreisende Becher niemals berauscht. Als Kurzweil galten ihm Anstrengung wie Gefahr. Zur Unbeugfamkeit hatte der Wille sich früh gehärtet und pfeilschnell stürzte die That dem Vorsatz nach. Die Musen ließ er fremd, ja verachtet zur Seite stehen. Ueber Mathematik, Tafti? und Strategie hinaus hat keine Wissenschaft ihn jemals ernstlich bekümmert. Wie man Geschütze richtet, Schanzen erstürmt und feindliche Glieder zersprengt, ward sein liebstes Wissen. Das Abenteuer hatte Karl's Jugend gereizt. Während er als Jüngling überschäumenden Drang auf waghalsigen Bärenhetzen austobte, hatte die gesammte nordeuropäische Welt sich wider Schweden verschworen. Von dem Tage ab, wo König Karl Xii. das Streitroß bestiegen, wurden Kriegsgetümmel und Schlachtenrus ihm Genuß des Daseins. Der erste Kriegsplan des Achtzehnjährigen entwickelte ein Meisterstück der Erfindung. Der Umsicht und Kühnheit des Entwurfs entsprach die ebenso bedächtige wie gewaltige Ausführung. Ein gottvertrauender Held, der, von gegnerischer Arglist umstellt, für eine gerechte Sache zum Schwerte griff, war Karl Xii. im I. 1700 aus der vaterländischen Königsburg aufgebrochen. Unaufhaltsam hatte er sich auf Schwedens Feinde gestürzt. Seine Beherztheit hatte die Widersacher überrascht, den Zusammenhang ihrer Pläne durchrissen, ihr Selbstvertrauen erschüttert. Sieben Sommer und sieben Winter hindurch hatte Karl seitdem die Waffen getragen. Jede Schlacht, jedes Gefecht und jedes Scharmützel, wo er befehligte, war gewonnen, kein Unternehmen, wie tollkühn auch immer angelegt, war am Ziele vorbeigeschossen. Dänemark war gedemüthigt, der Rusie geschlagen, Litthauen-Polen und endlich Kursachsen Kriegsbeute des Schweden geworden. Könige hatten sich vor ihm gebeugt, eine Königskrone hatte er verschenkt. Alles fürchtete ihn und alle Mächtigen der Erde warben um seine Gunst. So leichter und blendender Erfolg im Felde, so viel

7. Die Geschichte des Mittelalters - S. 407

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
82. Heinrich Vi. 407 Verhältniß kaiserlicher Vasallen zurückkehren. Und in der That, Alles ließ sich dazu an, dieses Vorhaben zur Wahrheit zu machen. Zu Mainz übergab König Richard von England alle seine Staaten dem Kaiser, um sie als Lehen wieder aus seiner Hand zu empfangen. Zum Zeichen der Unterthä-nigkeit entrichtete er einen jährlichen Zins von 5000 Pfund Sterling. Damit war auch die lange schwankende Stellung zu Frankreich entschieden. Nicht allein, daß König Philipp Ii. die Hoffnung ausgeben mußte, in seinen Kriegen mit England einen Bundesgenossen an dem Kaiser zu finden; dieser hatte sich vielmehr thatsächlich auch zu seinem Oberlehnsherrn erklärt, denn die ausgedehnten englischen Besitzungen von der Normandie bis zu den Grenzen von Navarra waren französische Lehen. Von der Lehnsoberhoheit des römischen Stuhls über das Normannenreich, von den alten Ansprüchen der Kirche auf das Erbe der Gräfin Mathilde ist keine Rede mehr. Der Präsect von Rom wird vom Kaiser eingesetzt, und selbst in dem kleinen Stück Landes, das der Kirche noch in der Campagna bleibt, gilt der Papst weniger, als der gefürchtete Kaiser. Nach den entlegensten Provinzen des alten römischen Reiches schweift der ländergierige Blick. 'Das Mittelmeer mit all seinen Küsten und Inseln soll wieder einem Herrn gehorchen. Der höchste Preis aber winkt im Osten. Da ist es Heinrich's großartiger Gedanke, den Eifer der Kirche, den Thatendrang der Ritterschaft, die fromme Begeisterung der Masse, alle Kräfte, die seit einem Jahrhundert das Abendland in Bewegung gesetzt hatten, aber in planloser Zersplitterung vergeudet worden waren, in seiner allgewaltigen Hand zusammenzufassen. Der unsichere Besitz eines Stückchens heiligen Landes genügte nicht, sondern der gesammte Orient sollte wieder in den Kreis der abendländischen Welt gezogen, die Einheit des Reiches wieder hergestellt werden. Schon früher hatten sich der Fürst Boemund von Antiochien, der König (Leo) des armenischen Reiches in Eili-cien und der König Amalrich von Eypern als Vasallen des römischen Reiches bekannt und die Schlüssel des Morgenlandes waren in des Kaisers Händen. Mit dem rauhen Stolze altrömischer Senatoren treten seine Gesandten dem erschrockenen Komnenen gegenüber, nur die Wahl lassend zwischen Krieg oder Zahlung eines Tributs von 5000 Pfund Gold. Schon wird jetzt eine „Deutschensteuer" ausgeschrieben, ja, die Kaifergräber müssen sich aufthun und die Leichen der alten Herrscher ihres Schmuckes, aller werthvollen Kleider sich berauben lassen, dem Reiche eine letzte Frist zu erkaufen. Da legt sich ein Stärkerer ins Mittel, und was auch die Todten n'tcht vermocht hätten, das thut der Tod. Eine riesige Gestalt auf schwarzem Rosse sitzend, war König Theodorich von Bern (Verona) an der Mosel erschienen und hatte den erschrockenen Menschen verkündet, daß Jammer und schweres Unglück dem römischen Reiche bevorstehe. Das stattliche Heer von 60,000 Kreuzfahrern, das sich in Apulien gesammelt hatte, war nach Palästina unter Segel gegangen und nach ruhiger Fahrt eben in Accon gelandet, als die Kunde von Kaiser Heinrich's Tode

8. Die Geschichte des Mittelalters - S. 566

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
566 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. Widerstand. Nur ein Mann hielt noch die Sache seiner Brüderschaft, Heinrich von Plauen, der Komthur von Schwetz, der vom Hochmeister zur Deckung Pomerellens abgeordnet worden war. Kaum hörte er von dem Ausgange der Schlacht, als er eine kleine Schaar zusammenraffte und glücklich noch vor der Ankunft des Königs in der Marienburg eintraf. Sie war der Schlüssel der ganzen Ordens-Macht, mit ihrem Verluste war der Untergang seiner Herrschaft gewiß. Als der König vor der Burg erschien, schlug Heinrich von Plauen alle Angriffe der Polen tapfer ab. Dennoch konnte er nicht hoffen, das ganze Land zu retten. Er bot dem Könige für den Frieden das Culmerland, Michelau und Pomerellen. Dieser wollte ganz Preußen und Uebergabe der Burg. Das war zu viel. „Gott und die heilige Jungfrau wird uns helfen," sprach Heinrich, „ich werde nicht aus der Burg weichen!" Als die Nachricht ankam, daß der König von Ungarn in Polen eingefallen, verlieh der König Wladislaus den Städten, die sich ihm ergeben hatten, große Freiheiten und zog ab. In kurzer Zeit war der Orden wieder Herr seiner Länder und nur wenige Festen noch in der Polen Hand. Wen anders hätten die Ritter zu ihrem Hochmeister wählen können, als ihren Retter Heinrich von Plauen? Neue Söldner-Haufen verstärkten den Orden, doch diese kosteten große, unerschwingliche Summen, und der Meister mußte den Frieden schließen, zu welchem auch der Großfürst Witold sich neigte, dessen Verbindung mit Wladislaus loser zu werden anfing. Der Friede zu Thorn, 20. Januar 1411, war unter den damaligen Umständen noch günstig genug für den Orden, welcher Samogitien an Witold und Jagiello auf deren Lebenzeit abtrat und 100,000 Schock breiter prager Groschen Lösegeld für die Gefangenen entrichtete. Nie war ein Hochmeister unter schwierigeren Umständen gewählt worden und befand sich in einer so traurigen Lage wie Heinrich von Plauen (1410—1413) nach dem thovner Frieden. Die zerstörten und beschädigten Burgen und Städte sollten hergestellt, das verheerte Land wieder bevölkert und angebaut werden. Die Könige Wenzel von Böhmen und Sigmund von Ungarn verlangten große Summen wegen angeblich geleisteter Hülfe, die Söldner im Lande forderten ihren Sold, man konnte sie nicht behalten ohne Geld und nicht entlassen ohne Gefahr, denn König Wladislaus von Polen drohte immerfort Krieg, wenn der Orden die im Frieden von Thorn bedungenen 100,000 Schock Groschen nicht entrichten würde, und dieser konnte nur den ersten Termin abtragen. Dabei war das Land durch den Krieg erschöpft, der Schatz leer, Adel und Städte murrten, sie hatten ihre Gesinnungen gegen den Orden schon offenbar gezeigt, und der Wahn von der Unüberwindlichkeit desselben war verschwunden. Der eiserne Heinrich von Plauen war allein der Mann, um solchem Schicksal die Stirn zu bieten. Gewöhnliche Maßregeln reichten nicht aus, er griff durch. Einziehung der Güter und hohe Strafgelder wurden verhängt über die dem Orden unge-

9. Die Geschichte des Mittelalters - S. 600

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
600 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. Werkzeug des Königs Philipp, viele Mißvergnügte, selbst Cardinäle und Hausgenossen des Papstes durch Versprechungen und Geld gewonnen, auch Bewaffnete, werben taffen. Die Verschwornen kamen am 7. Sept. nach Anagni, besetzten unter Entsaltung der französischen Fahne und dem Geschrei: „Nieder mit Bonisacius! Es lebe der König von Frankreich!" Thore, Straßen und öffentliche Plätze. Doch konnte man das väterliche Haus des Papstes nicht erreichen, bis die Marienkirche genommen war, in der sich eine kleine Besatzung befand. Sciarra Colonna ließ die Kathedrale anzünden und die Vertheidiger tobten, sofern sie sich nicht durch die Flucht retteten, worauf er gegen Abenb nicht ohne Zuthun bezahlter Hüter die Thüren und Fenster des päpstlichen Palastes erbrach. Die Umstände, unter welchen der Papst gefangen genommen worden, werden von älteren und neueren Geschichtschreibern, je nach ihrer Parteistellung, auf die verschiedenste Art berichtet. Während die Gegner erzählen, er habe die Haltung verloren, Thränen vergossen und in seinem Schlafgemache, wo man ihn nach langem Suchen gefunden, um sein Leben gefleht, berichten Andere, er habe befohlen, ihm den priesterlichen Schmuck anzulegen, den Thron bestiegen, Kreuz und Schlüssel in der Hand; Nogaret habe ihn, nach der Weigerung, sich dem Urtheile eines Concils zu unterwerfen, vom Throne herabgerissen, Sciarra aber habe ihn mit dem eisernen Handschuh ins Gesicht geschlagen, Entsagung verlangt, und sei nur durch Nogaret vom Morde abgehalten worden. Während die Einen erzählen, Sciarra habe ihm bis zu seiner Befreiung ant dritten Tage weder Speise noch Trank zukommen lassen, behaupten Andere, der h. Vater habe aus Furcht vor Vergiftung, da man die treuen Diener entfernte, ober aus Kummer nichts genießen wollen, bis eine arme Frau ihm Brod und Eier brachte, die keinen Verdacht erregten. Die Einwohner feiner Vaterstadt, sofern sie nicht zu den Ghibellinen oder zu dem Plünderungssüchtigen Auswurf gehörten, ermannten sich am dritten Tage, .bereuten, freilich etwas spät, ihre Unthätig--feit und vertrieben die geringe Zahl der Fremden, nicht ohne Widerstand, wobei Nogaret verwundet wurde, aber mit Sciarra entkam. Bonisacius verließ Anagni sobald als möglich (10. oder 11. Sept.), da die Feinde sich leicht wieder sammeln und in den offenen Ort einbringen konnten, der ihm ohne- hin verhaßt geworben war. Im Vatican zu Rom, wo er feinen Sitz aufschlug, konnte Philipp ihn nicht so leicht erreichen. Hier befanb er sich in der Gewalt der Orsini; biefe waren stets Nebenbuhler der Colonna gewesen, glaubten aber jetzt das gemeinsame Interesse des Abels gegen den ohn- mächtigen Papst wahrnehmen zu müssen. Als dieser merkte, daß auch in Rom Verrath ihn umgebe, rief er den König Karl Ii. von Neapel um Bei-stanb gegen die Orsini an. Doch die körperliche Schwäche des mehr als 80jährigen Greises steigerte sich durch schlaflose Nächte und Fasten (eine Folge des Kummers), daß er kaum mehr stehen konnte, er verfiel in eine Art Wahnsinn und erstickte sich angeblich im Bette an bemfelben Tage (11. Oct.

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 334

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
334 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273. Nach längerem Zögern entschloß sich Heinrich Vi., als Kaiser über Richard zu Gericht zu sitzen. Vermuthlich auf dem Reichstage zu ©freier standen sich die beiden mächtigen Fürsten der Christenheit gegenüber, als Richter und Gefangener, als Kläger und Angeklagter. Beide waren Dichter, Richard hatte seinen Platz unter den Troubadours, Heinrich unter den Minnesängern. Beide scheuten sich nicht, zur Ausführung ihrer Kriegszüge auf jede Weise Geld zu erlangen. Nur dies bezweckte der Kaiser, als er sich den gefangenen König hatte ausliefern lassen. Alle nur erdenklichen Anklagen wurden diesem vorgehalten: er habe den Kaiser Isaak von Cypern, der mit Heinrich und dem Herzoge von Oesterreich verwandt, vertrieben und gefangen genommen; er habe den Markgrafen Konrad von Montferrat ermorden lassen, das Banner des Herzogs von Oesterreich in den Koth getreten, das heilige Land an Saladin verrathen und sich oft gegen seinen Lehnsherrn, den König von Frankreich, vergangen. Gegen diese Anklagen verantwortete sich Richard frei und offen und der Kaiser wurde von seiner Beredsamkeit so ergriffen, daß er den Thron verließ, um ihn zu umarmen; die ganze glänzende Versammlung war tief bewegt, der Herzog von Oesterreich soll sogar Thränen vergossen haben. Endlich verpflichtete sich Richard, 100,000 Mark Silber kölner Währung als Lösegeld und 50,000 Mark als Beisteuer zu dem beabsichtigten Zuge des Kaisers nach Apulien zu bezahlen. Trotz des weltberühmten Reichthums in England erschien die geforderte Summe dennoch ungeheuer. Es dauerte mehrere Monate, bis das Geld zusammenkam. Von jedem Ritterlehen erhob man 20 Schillinge; die Laien mußten den vierten Theil ihrer Einkünfte hergeben, von den Geistlichen einige den vierten, andere den zehnten. 72. Der deutsche Orden. (Nach Joh. Voigt, Geschichte Preußens, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Schon hatten sich die beiden Ritterorden der Johanniter und der Templer (f. Nr. 69) in ihrer eigenthümlichen Verfassung für Krankenpflege und ritterlichen Kampf ziemlich ausgebildet, als um 1128 ein frommer Deutscher, tief gerührt vom jammervollen Elende der Pilgrime seines Volkes, in Jerusalem ein Pilgerhaus erbauen ließ und es der Pflege der erkrankten Deutschen widmete. Man nannte es bald das deutsche Haus, das deutsche Hospital zu Jerusalem; es war die erste Wiege des deutschen Ordens. Mit einem Bethause versehen und unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt, erweiterte sich bald sein Umfang und feine Wirksamkeit in der vermehrten Zahl der Pilgrime und derer, die sie pflegten. Da auch deutsche Ritter und andere Edle aus deutschen Landen, in den Brüderverein eintretend,
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TM Hauptwörter (200)200

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