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Wenn somit, wie wir gesehen, die ruhmwürdigste aller von
Maximilian ausgcführtcn Unternehmungen nicht sogleich frucht-
bringend war, und das deutsche Reich erst nach und nach durch
das immer bester eingerichtete und unterhaltene Rcichskammerge-
richt zur Ruhe kam, so unterließ er dennoch nicht, unablässig
für seiner Staaten Gcsammtintcrcsse zu sorgen. So wurde unter
seiner Leitung auch in Deutschland das Postwcfcn in Gang gebracht.
Bis jetzt hatten nur große Handelsstädte sich reitende Boten und
fahrende Landkutschen gehalten. Auch reisende Fleischhauer besorg-
ten Briefe (die Mctzgerpost genannt); woher noch das Posthorn
im Schilde der Fleischer rührt. Allein Franz von Taxis, ein
deutscher Edelmann, richtete im Anfänge des sechzehnten Jahr-
hunderts eine kleine, regelmäßig gehende Privatpost ein und ver-
anlaßte dadurch den Kaiser, einen allgemeinen Postcours von
Wien in seine burgundischen Staaten nach Brüssel anzulcgcn»
Um's Jahr 1516 ernannte ihn Max zu seinem niederländischen
Postmeister, und Franz von Taxis war demnach der erste, wel-
cher in Europa jenes Amt bekleidete, von wo an dann auch diese
wichtige Anstalt nach und nach allgemeiner gemacht und zu einer
höheren Vollkommenheit fortgeführt wurde. —
Von jeher hatten die deutschen Könige geglaubt, den römi-
schen Kaisertitel nicht eher führen zu dürfen, bis ihnen die Kai-
serkrone in Rom vom Papste scy aufgesetzt worden; bevor dies
geschehen, nannte man sie deutsche, auch wohl römische
Könige. Daher die Begierde nach der römischen Krönung und
die so kostspieligen Römerzügc. Auch Maximilian hatte längst
auf einen Römerzug gedacht. Als jedoch derselbe vor sich gehen
sollte, verweigerten die Vcnetianer ihm den Durchzug, schlugen
auch, da er ihn erzwingen wollte, seine Truppen zurück und
brachen in's österreichische Gebiet ein. In dieser Verlegenheit kam
Max der glückliche Gedanke, daß zur Kaiserwürde die päpstliche
Krönung wohl nicht einmal nöthig scy. Er beschloß daher, nach-
dem er sich darüber mit einigen seiner Räthe besprochen hatte,
den römisch-kaiserlichen Titel ohne Weiteres anzunehmen,
und dieses geschah unter einigen Feierlichkeiten am 3. Februar
1508 zu Trient. Damit solche Neuerung aber dem Krönungs-
rcchte des Papstes für die Folge keinen Eintrag lhun möge,
nannte er sich „Erwählter römischer Kaiser." Auch
erkannte ihn der Papst, was kaum zu erwarten war, ohne
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_von_Taxis Franz Max Max Franz_von_Taxis Franz Maximilian Maximilian Max
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Brüssel Europa Rom
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f
— 246 —
Achtung, und Zizime sah sich am Throne seines Erbfeindes wenig-
stens so sicher, als im Schlosse der Rhodcnser Ritter.
Bald darauf aber starb der dem fürstlichen Flüchtlinge
wohlwollende Papst Innocenz Viii., und Alexander Vi., sein
Nachfolger, entehrte und besudelte die heilige Tiare durch jedes
Laster. Wie hätte dem Zizime's Schicksal anders von Werth
seyn können, als insofern, daß es ihm Geld cinbrächte! Der Un-
glückliche ward der Aufsicht seiner treuen Ritter entrissen und, so
gegen das Völkerrecht, als gegen die ihm, wie dem Könige von
Frankreich gelobte Treue, gefangen in die Engelsburg gesetzt.
Der Papst ließ Bajazet sogleich davon unterrichten und wurde
mit diesem über den Preis von 40,000 Ducaten einig, welche
er ihm für die Fcsthaltung seines Bruders jährlich zahlen wollte»
Die Welt schauderte vor einem damals so unerhörten Ein-
verständnisse. Sie sollte bald noch mehr staunen! Karl Viii.
von Frankreich wollte die von dem Grafen Karl von Maine
seinem Vater vermachten und auf ihn vererbten Ansprüche auf
das Königreich Neapel geltend machen, dessen unrechtmäßigen
Beherrscher der Papst in Schutz nahm. Karl verachtete den
päpstlichen Wüstling und drohte ihm mit Absetzung; wogegen
dieser die Unverschämtheit so weit trieb, daß er sich gegen den
allerchristlicksten König mit dem Sultane in ein Bündniß
einließ. Sein Nuntius ging an Bajazcts Hof und stellte die-
sem vor, wie nur wegen Zizime der Papst Gefahr laufe, in Nom
angegriffen zu werden und er nur deshalb auf einen Krieg gefaßt
seyn müsse! wobei er hinzu fügte, daß es demselben, um sich
Karls Absichten auf Zizime zu widersetzen, gänzlich an Mitteln
fehle. Er bat Bajazet deshalb, ihm die Pension für seinen
Bruder auf drei Jahre im Voraus zu bezahlen, und gab von ferne
zu verstehen, daß die Person des Prinzen, für den auch der Sul-
tan von Egypten eine beträchtliche Summe verspräche, dem
Meistbietenden preisgegcben sey.
Bajazet verstand den Wink. Der Gesandte empfing Voraus-
bezahlung auf drei Jahre, und cs ward ihm außerdem ein über-
aus höfliches Schreiben vom Großsultan an den Papst einge-
händigt, worin er diesem für die Ermordung Zizime's noch über-
dies Z,oo,000 Ducaten versprach. „Mein Bruder — hieß cs
unter anderm darin — schmachtet in Deinem Gefängnisse. Schon
ist er halb todt; wer ihn ganz tvdtct, wird seine Ruhe und die
I
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Viii Innocenz Alexander_Vi Alexander Karl_Viii Karl Karl_von_Maine Karl Karl Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Engelsburg Frankreich Neapel Bajazcts_Hof
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meinige beschleunigen." — Zu gleicher Zeit schickte er, um die
Sache desto gewisser zu machen, ebenfalls einen Abgesandten an
Alexander. Beide traten zusammen ihre Reise an und hatten
schon alle Beschwerlichkeiten derselben übcrstanden, als sie das
Unglück traf, im Angesichte von Italien Schiffbruch zu leiden.
Johann von 9tovero, Herr von Sencgaglia, ließ sie
gefangen nehmen, bemächtigte sich der ganzen für den Papst
bestimmten Summe Geldes und sendete ihre Papiere an den
König von Frankreich, der sich gerade in Florenz aufhiclt. Man
fand in diesen Schriften alle die Verrathereicn des Papstes gegen
Karl sowohl, wie die Unterhandlung wegen Zizimc's Tod.
Weder der Brief, noch das Blutgcld kamen solchergestalt an
den Papst; aber der Nuntius, welcher bald darauf seines Gefäng-
nisses wieder entledigt ward, berichtete denselben von allem münd-
lich. Die Größe des Versprechens machte auf Alexander und
dessen Sohn, den berüchtigten Cardinal Cäsar Borgio, einen
so lebhaften Eindruck, daß sie beschlossen, Zizime durch Gift aus
dem Wege zu räumen.
Karl Viii. drang wirklich bis Nom vor. Der Papst ret-
tete sich in die Engclsburg, benutzte dann die von ihm aufgehäuf-
ten unermeßlichen Schätze zur Bestechung der Minister des Köni-
ges und brachte es auf solche Weise dahin, den Frieden zu erkau-
fen. Eine von Karls Bedingungen war, daß Zizime ihm aus-
geliefert werde. Dies geschah. Leider aber befand sich der unglück-
liche Prinz bereits in einem Zustande — wahrhaft bewcinenswcrth;
denn bevor er dem Könige war überliefert worden, hatte der Papst,
sein Bubenstück zu krönen, die beschlossene Vergiftung schon in's
Werk gesetzt. Einen überaus rührenden Anblick, welcher gewiß
jedes andere, weniger harte und entmenschte Her;, als das des
Papstes und seines Sohnes, würde erschüttert haben, bot der
Anblick dar, als der beklagcnswcrthe. Zizime dem Könige, ihm
als seinem großmüthigcn Retter und Befreier dankend, die Hand
küßte und dann sich zu dem Papste und dem Cardinale wendete,
diesem gleichfalls für die ihm crtheilte Freiheit unter Frcudcn-
thränen seine Erkenntlichkeit zu bezeigen, hinzufügend, daß sie,
wofern er jemals glücklich werden würde, ihre Großmuth gewiß
nicht zu bereuen haben sollten. Diesen gefühllosen Seelen aber
war jede Regung der Menschlichkeit fremd, und ein boshaftes
Lächeln sagte bei des edlen Prinzen heißem Danke mehr, als ihre
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Johann_von_9tovero Johann von_Sencgaglia Karl Karl Alexander Alexander Cardinal_Cäsar_Borgio Cäsar Karl_Viii Karl Karls Cardinale
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Florenz Engclsburg Karls
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257
bis im Jahre 1562 die Stadt Mainz unter dem Erzbischöfe
Adolph von Nassau erstürmt und furchtbarer Greuel darin
verübt wurde. Die Arbeiter Fausts zerstreuten sich hierauf nach
Italien, in das Innere von Deutschland und nach Frank-
reich, errichteten überall Presten und in zehn Jahren besaßen
schon dreißig Städte Druckereien, welche mit dem regsten Ei-
fer die Schatze der Wissenschaften verbreiteten.
Wie hoch die Buchdruckerkunst schon in ihrem Anfänge ge-
schätzt wurde, kann man aus den Gnadenbezeigungen Kaiser
Friedrichs Iii. abnehmen. Er crtheilte den Kunstverwandten der-
selben gleiche Freiheiten mit dem Adel und den Gelehrten,
nebst der Erlaubniß, Gold zu tragen. Den Schriftsetzern
verlieh er einen Adler, Len Druckern aber einen Greisen
mit dem Druckcrballen in den Klauen zum Wappen und einen
gekrönten offenen Helm.
Erste gesetzliche Vc r o r L n u n 9 wider
den N a ch druck.
Der Nachdruck ist säst so alt, wie die Buchdruckerkunst selbst.
Im Jahre 1514 finden wir den ersten gesetzlichen Schutz des lite-
rarischen Eigcnthums. Angelo Ari un baldo, der als päpst-
licher Legat in Deutschland gewesen, hatte aus der Abtei Corvei
fünf Bücher des Tacitus mit nach Italien gebracht, welche, nach
seiner Verfügung, ein gewisser Barn aldo herausgab. Der
damalige Papst, Leo X., crtheilte ihm ein Privilegium auf zehn
Jahre, des Inhalts, daß derjenige, der ohne. Erlaubniß des Ei-
gcnthümcrs das Werk von Neuem drucken würde, mit dem Banne,
mit 200 Ducaten Strafgeld und mit Confiscation des Druckes
belegt werden solle. Dennoch gab ein Buchhändler in Mai-
land, Manutiano, gedachtes Werk schon in dem nämlichen
Jahre heraus, und zwar ehe noch der Barnaldo'ische Taeitus
Ii. 17
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202
Lei der Kirche von Ersishcim aufhängen. Umsonst gab ich den
Fürsten der Christenheit, den Standen des deutschen Reiches, zu
verstehen, was der Fall dieses geheimnißvollen Steines bedeute.
Schon straft der Allmächtige die Unachtsamkeit, womit man sol-
che Mahnung hinnahm, durch eine furchtbare Seuche, die bereits
Tausende hingerafft, Andere noch ärger als der Tod gepeinigt
hat. Da aber auch diese Strafe scheußlicher Sünden keine Wir-
kung hervorgcbracht, hat Gott das Zeichen des Kreuzes und des
Leidens Christi in blutrother Farbe auf wundervolle Art einer
Menge Menschen auf Leib und Kleider gedrückt. Daß diese Zei-
chen nur in Deutschland gesehen worden, bedeutet nicht etwa,
daß auf den Deutschen mehr Sünden, als auf den andern Völkern
haften; cs ist vielmehr eine Vorbedeutung, daß sie jenen das
Beispiel geben und die Ersten seyn werden, die einen Krcuzzug
unternehmen." — Dessenungeachtet konnte die Sache nicht zu
Stande kommen; schon war die Menschheit zu aufgeklärt worden.
Bemcrkenswcrth vor allem ist in dem Leben dieses Kaisers
der Umstand, daß er -Papst zu werden wünschte. Als nämlich
im Jahre 1511 Maxens zweite Gemahlin verstorben war, und
bald darauf der heilige Vater (Julius Ii.) so gefährlich erkrankte,
daß man an seinem Aufkommen zweifelte, fiel der Kaiser auf den
Gedanken, die weltliche Würde nicderzulegcn und den Stuhl St.
Peters zu besteigen, in der lauteren Absicht, sowie vorher das
Reich, nunmehr auch die Kirche herrlich umzugcstalten und dann
vereinigt mit allen Machten der Christenheit dem Unwesen der
Türken ein Ende zu machen. „Ich will nun ein Priester werden
— schrieb er an Margaretha, seine geistreiche Tochter, die
Statthalterin der Niederlande — und darnach ein Heiliger, und
dann wirst Du nach meinem Tode Dich in der Nothwcndigkeit
sehen, mich kniebcugend zu verehren; ein süßer Ruhm!" Von
diesem Wunsche durchdrungen, gab ec dem Bischof von Gurk den
Auftrag, sich auf die erste Nachricht von dem Tode des Papstes
sogleich nach Rom zu begeben und Alles aufzubictcn, die Cardi-
näle auf seine Seite zu bringen. Da er hierzu, wie wohl zu
denken, Geld bedurfte, so schrieb er zugleich an einen seiner Mini-
ster, der sich damals in Augsburg befand, daß er von dem dor-
tigen Banquier Fugger insgeheim drcimalhundert tausend Duca-
ten für ihn ausnehmen und diese zu Rom an den Bischof von
Gllrk auszahlen lassen solle. Unvermuthct aber kam die Nach-
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249
Haupt der Urheber zurück. — Es wurden nämlich in kurzer
Zeit neun Prälaten zu Cardinälen ernannt. Aber wer sollte es
glauben? kaum war die Cercmonie der Erhebung geschehen, so
faßten Beide den Entschluß — sie alle mit einem Schlage aus
der Welt zu schaffen und sich ihrer großen Neichthümcr zu
bemächtigen.
Der Papst nebst dem Herzoge wollten, zu obgesagtcm
Zwecke, bei einem Abendessen in dem Gartenhause des Eardinals
Adrian von Corneto, den dasselbe Schicksal, wie die übrigen
treffen sollte, die neuerwählten Cardinäle, wie auch viele der
älteren reichsten, vergiften. Der Herzog schickte zu dem Ende
dem Mundschenken des Papstes, der bei'm Abendessen die Auf-
wartung haben sollte, einige kleine mit vergiftetem Weine gefüllte
Flaschen zu, unter dem ausdrücklichen Befehle, keinem Andern
von diesem Weine zu geben, als denjenigen, die er ihm nennen
würde. Der Papst kam gegen Abend in Begleitung seines Soh-
nes in dem genannten Gartenhause an. Gleichzeitige Geschicht-
schreiber erwähnen hierbei noch eines Vorfalles, der seiner Son-
derbarkeit wegen verdient, bemerkt zu werden. Sie erzählen, der
Papst habe die Gewohnheit gehabt, beständig eine gewcihcte
Hostie bei sich zu-tragen, weil ein Sterndeuter ihm prophczeihet
hatte, daß er, so lange er dieselbe bei sich trage, nicht gewaltsam
sterben werde. Durch Zufall aber hatte er sie diesen Abend ver-
gessen; solches erst bemerkend, als er in den Garten trat, gab
er sogleich dem Cardinate Caraffa Befehl, sie ihm eiligst zu
holen. Der Papst, welcher wegen der heißen Jahreszeit sehr
erhitzt war, forderte, che die Gäste sich noch an den Tisch gesetzt,
zu trinken. Es traf sich, daß der Mundschenk, dem man die
vergifteten Flaschen überliefert hatte, nach dem Palaste gegangen
war, einen Crcdcnzteller zu holen, der dem Papste vor kurzem
war geschenkt worden. Der Untermundfchenk aber, welcher nichts
von dem vergifteten Weine wußte und diese kleineren Flaschen
für eine besonders kostbare Sorte hielt, schenkte aus ihnen dem
Papste ein, der sogleich nebst dem Herzoge von Valcntinois, wel-
cher eben zur Thür herein trat, davon trank. Bald darauf, als
das Gift bei Alexander schon zu wirken begann, brachte Caraffa
die goldene Dose mit der Hostie, und kaum hatte der Papst sich
zur Tafel gesetzt, so überfiel ihn eine solche Schwache, daß er
ohnmächtig in die Knie sank. Cäsar Borgia fühlte dieselbe
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Extrahierte Personennamen: Adrian_von_Corneto Caraffa Alexander Alexander Caraffa Cäsar_Borgia Cäsar
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408
was cr selbst bekam, verschenkte der König vieles an seine Lieb-
linge, oder verschleuderte cs mit Tyrannenlaune. Hätte Heinrich
mit diesen ncucrworbencn Gütern besser hausgehalten und sie der
Krone zugcschlagcn, so würde cr einer der reichsten Könige ge-
worden seyn. Durch seine unbesonnene Verschwendung jedoch
brachte cr sich sogar auch um die Vortheile, die er vorher von
Len geistlichen Gütern genossen hatte. Denn sonst hatten bei
allgemeinen Landstcuern die Geistlichen immer das Meiste beige-
tragcn; jetzt, da sie der Güter beraubt waren, fiel das weg,
und Karl V. hatte also nicht llnrccht, wenn cr scherzhaft sagte,
der König von England habe mit eigener Hand die Henne todt-
geschlagcn, die ihm die goldenen Eier gelegt.
So viele Beleidigungen des päpstlichen Stuhls brachten
endlich die Erfüllung der von Nom aus erlassenen Drohungen
zur Reife. Paul Iii. sprach 1538 in einer Bulle, weil Hein-
rich, wie es darin hieß, immer neue Verbrechen beginge, und
stich in ein wildes Thier verwandelt habe, den Bann über ihn
aus, erklärte ihn als einen Ketzer, Schismatiker, Ehebrecher und
Mörder vieler Unschuldigen des englischen Thrones verlustig
und forderte den König von Schottland auf, das erledigte Reich
einzunehmen. Mit Ncbukadnezar und Bclsazzar, mit Nero und
Domitian ward der König verglichen, und alle Strafen des
Himmels wurden auf ihn herabgcdonncrt. Heinrich ließ dieser
Bulle durch seine Bischöfe die Lehre entgegen setzen, daß Chri-
stus seinen Aposteln und deren Nachfolgern ausdrücklich verboten
habe, sich Macht in weltlichen Dingen anzumaßen.
Um jedoch der Welt zu zeigen, daß er, trotz seines Abfalls
vom Papste, mit den wesentlichsten Lehren der alten Kirche ein-
verstanden sey, versammelte cr ein Parlament, damit es die
von ihm vorzulegcndcn religiösen Vorschriften bekräftige. Es
wurde ein Gesetz gegeben, welches das der sechs Artikel hieß
und von den Protestanten mit Recht das blutige Gesetz
genannt wurde. Es setzte folgende sechs Glaubenslehren fest: die
leibliche Gegenwart Christi im Abendmahls; das Abendmahl ohne
Kelch für die Laien; die ewige Verpflichtung abgelegter Keusch-
heitsgelübde; die Nützlichkeit der Privatmcffen; die Ohrenbcichten;
Las Eölibat der Geistlichen. Wer den ersten dieser Artikel leug-
nen würde, sollte sogleich verbrannt werden; auf die Bestreitung
der anderen stand selbst im Falle des Widerrufs Gefängniß und
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Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Chri- Christi
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217
verschiedenen Häfen des Reichs gebracht, von wo sie nach Italien
weiter geführt werden sollten, llnd dieses schränkte sich nicht
bloß auf Europa ein; in den Colonien wurden dieselben Maß-
regeln getroffen. Aus Mexiko allein wurden 700 abgeführt.
Nachdem Viele dem Grame und den Beschwerlichkeiten unterlegen
waren, indem der Papst Anfangs die Aufnahme der Jesuiten
in den Kirchenstaat verweigerte, und sie daher lange auf den
Schiffen bleiben mußten, wurden noch 2500 Mitglieder in
Korsika ausgesctzt, wo ihnen der französische Hof ein einst-
weiliges, aber ärmliches Unterkommen ausgemittclt hatte. Das
von der Krone in Beschlag genommene Eigenthum dieser Vertrie-
benen soll im Wcrthe siebenundsiebzig Millionen Piaster betra-
gen haben.
Dem Beispiele Spaniens folgten die stammverwandten Herr-
scher von Neapel und Parma; aus Venedig und Genua
waren sie schon früher vertrieben. Unter diesen allgemeinen
Bewegungen starb der Papst (Clemens Xul.), und nun bracht-e
Frankreichs und Spaniens vereinter Einsiuß in der Person
Clemens Xiv. einen Mann auf den päpstlichen Thron, der
sich zur förmlichen Aufhebung des verhaßten Ordens willig finden
ließ, wodurch er Avignon und Ben evento wieder erhielt,
die Frankreich früher eingezogen hatte. — Der Ordensgeneral
Lorenzo Ricci ward wie ein Verbrecher in die Engelsburg
eingcschloffen (17. Juli 1773) und somit in einem Augenblicke
von der hohen Stufe einer durch alle Welttheile verbreiteten
despotischen Macht in die tiefste Erniedrigung hinabgestürzt.
Er, der den größten Monarchen der Welt trotzte und einer Gesell-
schaft von so vielen tausend Mitgliedern Gesetze verschrieb, sah
sich jetzt von dem mächtigen Körper abgerisien und in den Hän-
den der politischen Macht, die sonst ihm und seinem Orden
gehorchte. Ricci starb im Jahre 1775 in der Engelsburg, von
Niemandem, als von den blindesten Andächtlern, betrauert.
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I
— 306 —
..Tage kündigte Bonaparte den Waffenstillstand mit dem Papste
auf und wendete sich gen Rom, die dasigen Priester für ihre
Verbindung, die sie bei Wurmsers Ankunft mit Oesterreich an-
geknüpft, zu züchtigen. Erschreckt durch die Niederlage der Oester-
reicher und den Fall Mantua's, sendete der Papst Friedensboten
in das französische Hauptquartier zu Tolentino, und die da-
selbst gepflogene Unterhandlung endigte sich am 19. Februar mit
Unterzeichnung eines sehr harten und demüthigenden Friedens.
Außer den schon im Waffenstillstände bestimmten Lieferungen
mußte der Papst noch einunddreißig Millionen Livres bezahlen,
feinest Rechten auf Avignon und der Grafschaft Venaissin
entsagen und die Lcgationen Bologna, Ferrara und Ro-
magna abtretcn. —
Nachdem somit der Papst bezwungen war, und der König
von Neapel seinen im vorigen Jahre geschloffenen Frieden ratifi-
cirt hatte, sah sich Oesterreich mit einem Male im Innern seiner
Erbstaatcn bedroht. Der kaiserliche Hof hakte den Erzherzog
Karl vom Rheine abgerufen und ihm das Commando in Italien
übergeben. Aber die Armee, die er vorfand, war durch die ohne
Abwechslung erlittenen Niederlagen geschwächt und entmuthigt.
Bonaparte, durch ein ansehnliches Truppencorps, das mitten im
Winter die Alpen überstiegen hatte, verstärkt, eröffnete den Feld-
zug schon zu Anfänge des Märzmonats mit >0,000 Mann.
Zuerst drängte er die Ocsterreicher vom Tagliamento bis hin-
ter den Lisonzo zurück, überwältigte die kärntischen Alpen
und drang über Laibach in Krain vor, während eine andere
Abtheilung über Klagenfurth einbrach und eine dritte über
Botzen und Briren heraufdrang. Innerhalb zwanzig Tagen
hatte der Erzherzog über 20,000 Mann verloren und war der
Reihe nach aus allen festen Stellen verdrängt worden. Zu An-
fänge des April befand sich die österreichische Armee im vollen
Rückzüge auf der Straße nach Wien, wohin der französische
Befehlshaber ihm folgte. Nur neun Posten waren die Franzo-
sen noch von der Hauptstadt entfernt. Die außerordentliche Ge-
fahr bewog den Kaiser, ein Gebot zum Aufstande in Masse zu
erlaffcn, und die Nation leistete bereitwillig Folge. Die Lage
Bonaparte's ward dadurch bedenklich, indem einerseits seine Trup-
pen Mangel an Lebensmitteln litten, andererseits aber er in
seinem Rücken durch die Tiroler Insurrection und die Zurüstun-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rom Wurmsers Oesterreich Oester- Avignon Bologna Ferrara Neapel Oesterreich Rheine Italien Laibach Krain Wien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
8
Grumbach dem Markgrafen, den beiden Bisthümern Würzburg
und Bamberg einen Besuch zu machen, oder von beiden eine
namhafte Kontribution zu erpressen. Der Schlaue dachte dadurch
nicht nur seine Rache zu befriedigen, sondern auch Ersatz für sei-
nen Verlust zu erlangen. Albrecht trug kein Bedenken, in den
Vorschlag einzustimmen. Er ließ den beiden Bischöfen verkünden,
daß er nächstens vor den Mauern ihrer Residenzen erscheinen und
das ganze Land mit Feuer und Schwert verheeren würde, wenn
sie nicht ungesäumt Gesandte zu ihm in's Lager (er stand da-
mals bei Nürnberg) beordern und ihn zufrieden stellen würden.
Siegreich waren Albrechts Waffen; Furcht und Schrecken
gingen vor ihnen her. In Würzburg und Bamberg verbreitete
daher die Ankündigung dieses Besuchs Grauen und Entsetzen.
Bamberg schickte sofort einen Gesandten in's Lager, der mit dem
Markgrafen einen Vertrag schloß. Größer war die Noth in
Würzburg, weil man wohl einsah, daß ohne Grumbach, der
dem Markgrafen zur Seite stand, kein gütlicher Vergleich zu
erhalten sey. Auf Zureden seines Kapitels entschloß sich der
Bischof Melchior endlich, so schwer ihm dieser Schritt auch seyn
mochte, eben diesem Grumbach, den er so schnöde von sich gewie-
sen, die Unterhandlung eines Vergleichs aufzutragen. Durch
Ueberscndung großer Geschenke und durch noch größere Verheißun-
gen suchte man nun den Erzürnten wieder zu gewinnen und über-
trug ihm zuletzt das ganze wichtige Geschäft.
Erst nach langen und wiederholten Bitten ließ Grumbach
sich bewegen, und cs ist begrcistich, daß er bei der Verhandlung
sein eigenes Interesse nicht werde außer Acht gelassen haben.
Die Herren von Würzburg, nur auf augenblickliche Rettung
bedacht und das Uebrige von der Zukunft erwartend, machten sich
ohne Weigerung verbindlich, dem Markgrafen binnen Monatsfrist
220,000 Gulden zu bezahlen und außerdem 350,ooo Gulden
markgrastiche Schulden zu übernehmen; dem Ritter Grumbach
sicherten sie das Gut Mainbcrg zu. Sowohl das Domkapitel,
wie der Bischof selbst, gelobten auf Treu' und Glauben, den Ver-
trag heilig halten und weder beim Kaiser, noch beim Papste um
die Vernichtung desselben ansuchen zu wollen. Allein sic hielten
ihr Versprechen nur so lange, als Albrecht mit seinem Heere
unfern der Grenzen des Hochstifts verweilte, und trugen bald bei
Kaiser und Reich auf die Freisprechung von dem ihnen abgcdrun-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrechts Albrechts Grumbach Melchior Grumbach Albrecht Albrecht