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1. Bd. 2 - S. 30

1844 - Leipzig : Kollmann
30 viner abziehen, und die Aussicht, bei dieser Gelegenheit eine glän- zende Rolle zu spielen, oder anszeichnende Beweise der königli- chen Huld zu erlangen, den Anhang derselben bedeutend vermin- dern; wenigstens möchten dadurch ihre siegenden Fortschritte auf einige Zeit gehemmt, und den Schwächeren, die nur die erste Hitze verführt hatte, Frist gegeben werden, zu ihrer Pflicht zu- rückzukehren. Der Vorschlag des Palatinus fand Beifall. Aus dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Nitterstande ward eine zahlreiche Gesandtschaft zur Abholung der königlichen Braut ernannt, und auf das Andringen des Statthalters von Böhmen, Georg, Baron von Kunstadt, (von seinem Stammorte Podiebrad genannt) die Hauptstadt dieses Reichs zum Schau- platze der Vermählungsfcicrlichkeiten bestimmt. — Allein mitten unter den Vorbereitungen zu dieser Festlichkeit starb der König, im kaum vollendeten achtzehnten Jahre, unerwartet zu Prag (den 23. Nov. 1457), an eben dem Tage, an welchem er vor einem Jahre Hunyads Söhnen in der Kirche zu Temeswar Ver- zeihung geschworen hatte. Sein Tod erfolgte plötzlich nach einer sechsunddrcißigstündigen Krankheit, aber die Ursache desselben blieb zweifelhaft. Einige Geschichtschreiber nennen die Pest, an- dere eine durch die Hussiten bewerkstelligte Vergiftung. Podie- brads Feinde lassen ihn durch dessen und des huffitischcn Erz- bischofs Rokyzan Hände gewaltsam ermorden. Die letztere Er- zählung, wenngleich die unwahrscheinlichste, hat sich noch in späteren Zeiten in Ungarn durch einen Gesang vom Könige Lasla (Ladislaus) erhalten. Nach den glaubwürdigsten Quellen ist ec von dem Fraulein van Nonow, des Königs Geliebte, welche sich durch dessen Vermählung mit der französischen Königstochter gekrankt fühlte, vermittelst eines mit Gift bestrichenen Apfels getddtet. Noch lag Ladislaus crblasit auf dem Sterbebette, als Matthias Corvi nus unter starker Bedeckung in die könig- liche Burg geführt wurde. Gleichzeitige ungarische Schriftsteller erzählen, dass Georg Podiebrad ihn durch eine List nach Böhmens Hauptstadt habe schaffen lassen, indem er dem ster- benden Könige den Siegelring abgezogen, und einen schriftlichen Befehl mit Aufdrückung desselben an den Schloßhauptmann zu Wien habe ergehen lassen, Matthias nach Prag zu schicken. Ein berühmter Zeitgenosse des Königs aber, Acucas Silvius,

2. Bd. 2 - S. 51

1844 - Leipzig : Kollmann
Platz, den Winter über eingcschlossen zu halten, verjagte den Kaiser aus Grätz, und in seinen Erbländern nirgend mehr sicher, zog er, von achthundert Reitern begleitet, Unterstützung suchend umher.*) Nach siebenmonatlichcr Belagerung führte der König eine neue furchtbare Schaar herbei, dieselbe zu vollenden. Der also bedrängte Platz, obgleich er, ringsumher eingeschlossen von Sümpfen, in seiner durch die Kunst auf's Höchste getriebenen Festigkeit unüberwindlich schien, konnte nunmehr der Gewalt der zum Theil von Matthias selbst erfundenen Maschinen und der Macht des furchtbaren Geschützes desselben, worunter sich auch sechs ungeheure, den Türken entrissene Kanonen befanden, nicht langer widerstehen: nachdem alle seine Thürme niedergestürzt, seine Walle zu Grunde gerichtet, seine Mauern beinahe gänzlich zer- stört, und seine Einwohner von Hunger ganz entkräftet waren, ergab er sich der Großmuth seines Bezwingers. — Die Er- oberung von Neustadt bereitete Matthias die Wege nach Stei- ermark. Schottwin, eine zwar unbeträchtliche Veste, wichtig aber für den König, da sie an jenem engen Passe liegt, der durch Gebirge aus.oesterreich nach Steiermark führt, ward in Einem *) Die mannigfache Noth des Kaisers, seine vergeblichen Bemühungen, die Stande des Reichs auch nur zur kärglichsten Beisteuer zu vermögen, die unaufhörlichen Reichstage, auf denen um ein paar Tausend Gulden und eine Handvoll Soldaten gefeilscht, und das Versprochene doch nie geleistet ward: zeigen uns das deutsche Reich als ein Zerrbild von Ohn- macht oder verachilicher Selbstsucht. — So, zum Beispiel, verlangte Friedrich auf einem Reichstage zu Nürnberg (1487) dringend der deut- schen Fürsten Beihülfe. Nachdem die desfallsigcn Berathschlagungen sich schon bis in die zwölfte Woche hingezogen, ward man zwar am Ende einig, dem Kaiser mit hunderttausend Gulden beizuspringen; als es aber zur Berthcilung dieser Summe kam, fand jeder einzelne Reichsstand den auf ihn fallenden Antheil viel zu hoch. Friedrich, endlich einmal in Harnisch gejagt durch eine ihm doch allzuharte Ge» duldsprobe, erklärte endlich, man möge rund heraus sagen, ob man ihm helfen wolle, oder nicht! Indem er darauf von oben herab jeden einzeln fragte, und der Chursürst von Cöln in der Ucberraschung 3000 Gulden herzugeben versprochen hatte, sicherten ihm auch die andern Churfürsten einen gleichen Beitrag, sowie die Reichsstädte Nürn- berg und Ulm jede 2000 und Augsburg 1600 Gulden zu. Und das war die Hülfe, um jenes große Heer aufzubringen und aus- zurüsten , welches Matthias furchtbare Macht aus Oesterreich ver- jagen sollte!

3. Bd. 2 - S. 72

1844 - Leipzig : Kollmann
zu seinem Freunde, dem Ritter von Mockau, welcher um den Plan wußte. Mosen und Schönfcls dagegen hielten sich auf ei- ner, unfern von Gnad stein am Walde gelegenen Burg, Kau- fungen gehörig, verborgen, woselbst auch die übrigen Theilnehmer des Frevels, nach und nach, sich bis zur festgesetzten Stunde cinfinden sollten. — Von einer Unruhe ergriffen, wie er sie nie gefühlt, reis'te der edle Fürst Friedrich ab. Es war ihm, als harre seiner ein Unglück, als werde sein Herz auf eine ungewöhnliche Art ver- wundet werden. Mit unnennbarer Innigkeit gahm er Abschied von seiner Familie, besonders aber von seinen beiden Prinzen, Ernst und Albert. Kaum war er aus dem Schlosse, als von dem Verräther Schwalbe schon ein Bote an Kaufungen abging, und sogleich schlich Schweinitz mit der Strickleiter in einem Sacke, der übrigens mit Heu ausgefüllt war, zum Thore herein und in einen wohlbekannten Stall, wo er seine Bürde versteckte. Dann suchte er Schwalbe auf. Beide brachten den Tag bei der Wcin- siasche zu und holten am Abende die Leiter herbei, mit welcher der Knappe sich, den Monrag über, in Schwalbe's Zelle ver- borgen hielt. Schon am Spätnachmittage entfernten sich, der Einladung des Kanzlers folgend, alle Hofieute. Die Churfürstin (eine Schwester Kaiser Friedrichs Iii.) hatte sich mit ihren Kam- merfrauen und den Kindern in ihre Zimmer zurückgezogen und so herrschte schon bei cinbrechendem Abende im Schlosse und auf dem weiten Hofraume tiefe Stille. Schweinitz und Schwalbe kamen aus ihrem Hinterhalte hervor und besahen sich die Stelle, wo sie nach Kunzens Vorschrift die Strickleiter befestigen sollten. Es war ein Fenster im Mittelgebäude, auf einer Ncbcntreppc, die vom unteren Stockwerke hinauf in das zweite führte, gewährte die Aussicht auf den nordöstlichen Theil der Stadt und befand sich an der Hauptfronte des Schlosses, da, wo unter dessen riesigem Baue noch die ungeheueren Felfen, auf welche es gegründet, ihre Arme hcrausstreckcn. Einige Fuß tief unter demselben, wo das Gemäuer seinen Anfang nahm, schoß der Berg jählings ab, un- gefähr zwanzig Schritte bis in den Weg, der unten am Wasser- graben vorübcrführte. Düster und stürmisch stieg die Nacht herauf; einzelner dün- ner Regen fiel und machte die undurchdringliche Finsterniß noch grausiger. Alles im Schlosse war wie todt, und aus der Stadt

4. Bd. 2 - S. 78

1844 - Leipzig : Kollmann
— 78 — Sporen in den Brombcerranken und im Gesträuche, zur Erde ge- fallen, und Schweinitz, eben mit dem Wasser im Helme angelangt, als er neben dem Ritter den Köhler stehen sah, dergestalt von Schrecken betäubt worden, daß er es verschüttete. Diesen Au- genblick benutzte Albert, dem Köhler zu entdecken, er sey des Churfürsten Friedrichs Sohn und von Kunzen gewaltsam entführt. Den Vcrrath des Prinzen zu hindern, führte Schweinitz einen Streich mit dem Schwerte nach ihm. Doch der Köhler fing diesen mit seinem, in den Händen gehaltenen, mächtigen Schürbaum auf und hetzte feinen Hund aus den Knappen — Alles so rasch, daß die übrigen im Grase lagernden Reiter von dem ganzen Auftritte kaum noch etwas gewahrten; nun jedoch, bei des Köhlers Geschrei, ergriffen diese die Flucht. Das Geräusch, noch mehr aber das heftige Bellen des Hundes zog auch des Köhlers Frau herbei, und diese, als sie ihren Mann im Kampfe mit Räubern sah, gab sogleich mit dem Zschörper, wie die Köhler ihr langes Kohlenmesser nennen, auf der Holzapt das weitkrcischende Noth- zeichen, und aus den Hütten und dem Holze strömte plötzlich eine Anzahl kräftiger, schwarzer Bursche hervor, dem Schmidt bei- zustehen. Wüthend drang dieser nun auf Kunz ein, welcher, endlich sich losgemacht, Schweinitz zu Hülfe eilen wollte, und sicher wäre derselbe von ihm gctödtet worden, hätte der Prinz nicht für ihn gebeten; so aber begnügten sich dessen Befreier damit, ihn, wie auch Schweinitz, zu fesseln. Hieraufführte Schmidt den jungen Prinzen ehrerbietig in seine Waldhütte und erquickte ihn durch Brod und Wasser. — Aus das dringende Verlangen des- selben , zurückgcbracht zu werden zu seiner Mutter, entschloß man sich, ihn hinüber nach Grünhain, zum Abte Liborius zu führen und diesem die Sorge für seine Weiterreise zu übertragen. Albrccht bestieg demnach sein Pferd und ritt, geleitet von Schmidt und einigen andern Köhlern, nach dem Kloster. Alle Einwohner des Städtchens Grünhain, wo sich unterdessen schon die Nachricht von des jüngeren Prinzen Befreiung verbreitet hatte, waren vor's Thor ihm entgegen geeilt. Unter frohem Lärmen ging der Zug zum Kloster hin; Alles schloß sich an. Am Eingänge desselben stand Liborius mit den Mönchen. Als der Prinz herankam, sprang er vom Pferde, verneigte sich dcmüthig vor dem Abte, und dieser sprach den Segen über ihn. Hierauf stimmten die Mönche ein Kyrie an und die Umstehenden fielen, Gott lobend und

5. Bd. 2 - S. 126

1844 - Leipzig : Kollmann
sich in verschiedenen Thcilen von Frankreich aus dem Abschaume aller Lander. Diese Micthsoldatcn verkauften ihre Schwerter von Zeit zu Zeit dem Meistbietenden, und fehlte cs an solche,-, von denen sie wären bezahlt worden, so trieben sie den Krieg auf eigene Rechnung, nahmen Burgen, Schlösser und Städte weg, die sie dann als Schlupfwinkel benutzten, machten Gefan- gene, welche sie sich auslöscn ließen, forderten von den offenen Orten und dem Lande umher Tribut ein und erwarben sich so, durch jede Art von Räuberei, die passende Benennung von ton* cleurs et ecorcheurs (Scherer und Schinder. *') Gerade in dieser Periode, gleich als hätte die Vorsehung dieses schöne Reich von dem mancherlei, schwer auf ihm lastenden, Elende endlich erlösen wollen, bestieg den wankenden Thron L u d- wig Xl, ein Mann, der durch die Stärke seines Charakters, wie schlecht dieser auch an sich war, doch die Unfälle der Zeit thcils bekämpfte, thcils unschädlich machte: jenen Giften ähnlich, welche die Macht haben sollen, einander entgegen zu wirken und ihre Kraft wechselseitig zu zerstören. Voll von feinem Verstände, *) Einer der bcrüchtigsten der Anführer unter ihnen war der Freiherr Wilhelm de la Mark, auch Wilhelm mit dem Barte und noch häufiger ,,dcr wilde Eber der Ardennen" genannt, lieber seiner gewichtigen, hcllpolirten Rüstung trug er einen schweren Mantel von der zubereiteten Haut eines ungeheuren wilden Schweins, deren Klauen und Hauzähne von massivem Silber waren. Die Kopfhaut des Thie- rcs war auf eine solche Art eingerichtet, daß de la Mark sie sowohl über den Helm, wie auch als Kappe über das entblößte Haupt ziehen konnte, welches alsdann die Wirkung des Anblicks von einem zahne- blökendcn Unthiere gab, wiewohl das, von dieser Bedeckung überragte, Antlitz zu seinem natürlichen grauenvollen Ansehen kaum solches scheußlichen Zusatzes bedurft hatte. Mund und obere Kinnlade waren uamlich bei ihm ungewöhnlich dick und hervorragend, wodurch sie, nebst den großen vorwärtsstehenden Seitcnzähnen, jene Aehnlichkeit Mit einem Saurüsscl hcrvorbraehten, welche, in Verbindung rnit der Vorliebe, Mit der dieses Schrecken des ganzen nordöstlichen Frank- reichs den Ardennerwald durchstrich, die eigentliche Veranlassung zu dem gedachten Beinamen ward. Er allein hatte unter seinem Banner mehr denn tausend Mann versammelt, worunter die sogenannten Schwarzrciter die bcrüchtigstcn waren. Zu besserer Behauptung dieses ihres Namens und um dem Feinde mehr Schrecken cinzujagcn, ritten sie meistens schwarze Pferde und beschmierten mit einer schwarzen Salbe ihre Waffen und Kleidung, wobei denn Hände und Gesicht ebenfalls ihr Lheil bekamen.

6. Bd. 2 - S. 90

1844 - Leipzig : Kollmann
— 90 — „Männer des Geschworncn- Gerichts!" begann der Kanz- ler feierlich, „ ich fordere euch auf, Recht zu sprechen vor Gott und den Menschen über eine That, wie ihr zu richten pflegt über jegliches, was eurem Schöppenstuhle vorgelegt wird." „Sagt an — crwicderte der Sprecher — gegen wen tretet ihr als Klager auf?" „Gegen den Ritter Kunz von Kaufungcn." „Was ist sein Verbrechen?" „Er hat in der Nacht durch räuberischen Einbruch in die Hofburg meines Herrn, des Churfürstcn Friedrich, diebischer Weise dessen beide Söhne, die Herzöge Ernst und Albert, geraubt." „Habt ihr Zeugen?" „Er ist ergriffen worden auf handhaftcr That von dem Köh- ler Georg Schmidt aus Eltcrlein." „Der Zeuge mag sprechen." Und hcrcingcführt von einem Diener des Raths trat der Köhler vor die Versammlung, berichtete seine Gefangennehmung Kunzens und mußte die Wahrheit seiner Erzählung mit einem Eide erhärten. „Beisitzer des Geschworncn-Gerichts," redete der Sprecher, zu den Uebrigen gewendet, weiter: „Der Ritter Kunz von Kaufun- gen hat sich räuberisch vergriffen an unseres Fürsten und Herrn eignem Fleische und Blute. Wir aber sind verordnet und bestellt durch den alten Brief des Markgrafen Friedrich mit dem Bisse, daß wir richten sollen über alle llebelthätcr an seinem Hause. — Was ist nach unfern Gesetzen seine Strafe?" Und der Obcrrichter schlug das große Buch auf, welches vor ihm auf der Tafel lag und las mit lauter Stimme: „Wel- cher Mann oder welche Frau auf Raub und Diebstahl bei Tage ergriffen wird, der mehr denn vier Groschen beträgt, der soll gestäupt werden; geschieht es bei Nacht, so soll man über ihn richten zu Haut und Haar; ist der Raub über einen Gulden, so er bei Tage gestohlen, so soll man ihn brandmarken; war es Nacht, so hat er den Galgen verschuldet." Und ein anderes Blatt aufschlagcnd, las er weiter: „Wel- cher Mann sich mörderisch oder böslich vergreift an dem Markgrafen, seinem Weibe, seinen Eltern, Brüdern, Kindern oder sonstigen Verwandten, der soll mit dem Schwerte gerich- tet werden."

7. Bd. 2 - S. 93

1844 - Leipzig : Kollmann
93 gem Zagen seine Hände zum frommen, inbrünstigen Gebete m* por. — Sechs andere Knechte Kunzens wurden enthauptet; die Theile der Körper Schwalb's und Schweinitz'ö aber, zur ewi- gen Warnung, an den Landstraßen aufgehängt. Der Köhler Georg Schmidt, jetzt Triller genannt, kehrte reichbeschenkt in seine Heimath zurück,.und auch die übrigen Köh- ler, welche auf den entstandenen Lärm herbeigekommen und an der Rettung des -Prinzen Theil genommen hatten, gingen nicht leer aus. — Fünf und zwanzig Jahre nach dem Vorfälle (1480) kam Herzog Albert der Beherzte^) nach Elterlein und fand hier noch drei bejahrte Männer, welche ihn als Kind hatten mit ret- ten helfen. Er ließ sich von ihnen den Ort, wo er war befreit worden, zeigen; hier fiel er auf die Knie, dankte Gott und schenkte den Köhlern eine gute Nitterzehrung. Des Köhlers Schmidt Söhne und Nachkommen führten den Namen Triller fort; sie wurden reich und angesehen, und mehrere derselben gelangten zu großen Ehren. So, unter andern, wur- den zwei Brüder aus diesemgeschlechte, Kaspar und Michael Triller, vom Kaiser Rudolph am 28. Januar 1592 in den Adel- stand erhoben. Das ihnen beigclegte Wappen bezeugt noch das Verdienst ihrer Altvordern. Ucbcr dem Helme in demselben er- blickt man nämlich den obern Theil eines Köhlers, der mit bei- den Händen einen Schürbaum cmporhält, als wolle er mit dem- selben zuschlagen; im Schilde hält ein im linken Felde befindlicher Löwe in seinen Branken einen Zschörper, sowie ein anderer im rechten Felde einen doppelt gekrümmten Schürhaken. In der Mitte zeigt sich ein schwarzer Bär, mit Bezug auf den Traum der Churfürstin. Sowie dieses Geschlecht emporblühte, so versank das der Kaufungcn bald in den Strom der Vergcffcnhcit; sein Name erlosch; kein Lebender führt ihn mehr. Die Güter des Kunz in Thüringen und Sachsen zog der Churfürst als eröffncte Lehen ein und vergab sie an andere Ritter. Heinrich von Kaufungen, Kunzens jüngster Bruder, konnte keines Antheils am -Prinzcn- raube bezüchtigt werden; aber er ging außer Land, weil Schande *) s. von chm S. 52^

8. Bd. 2 - S. 97

1844 - Leipzig : Kollmann
97 lieber Kleiderpracht und Luxus gegen Ende des Mittelalters. Wie weit Alles, waswie, den Luxus und die Kleiderpracht betreffend, jeht sehen, hinter dem Aufwande zurückbleibt, von welchem frühere Jahrhunderte Zeugniß geben, mögen einige Bei- spiele beweisen. Nicht sowohl in den Städten des Nordens, wo unsere einfach schlichten Altvordern in diesem Punkte doch eigent- lich nur als Nachahmer erscheinen, sondern weit mehr noch an fürstlichen Höfen, in den gesegneteren Landern des Südens war es, wo namentlich um das Ende des Mittelalters die Ausschweifung in der Pracht der Kleidung und im ewigen Wechsel der Moden eine bewunderungswürdige Höhe erreicht hatte. Bei Hochzeiten, Kindtaufen, Einzügen und öffentlichen Zusammenkünften der Fürsten wurden Summen verschwendet, die in Erstaunen setzen. Als der Graf Richard, Bruder König Heinrichs Iii. von England, sich im Jahre 1243 mit der Tochter des Grafen von Provence vermahlte, wurden, außer andern kostbaren Zu- rüstungen, mehr als 30,000 Schüsseln zubereitet, und bei dem Gastmahle, welches derselbe Monarch zur Feier der Vermählung seiner Tochter mit dem Könige von Schottland gab, trug man allein im ersten Gange sechzig Ochsen auf. Auf einem Reichstage zu Frankfurt waren im Jahre 1397 zweiunddreißig Herzöge und Fürsten, hundert und fünfzig Grafen und Herren, dreizehnhundert Ritter, drei tausend siebenhundert Edellcute und vierhundert und fünfzig andere vornehme Personen gegenwärtig. Unter den Fürsten hielt Herzog Leopold von Oesterreich beständig offene Tafel. So heißt cs von ihm in der Chronik von Limburg: „Der lag da mit großer Herrlichkeit, also, daß er thät rufen, wer da wollte Essen, Trinken und seinen Pferden Futter haben, um Gott und um Ehre, der solle kommen zu seinem Hofe. Und er gab alle Tage bei 4ooo Pferden Futter." Der Erzbischof Alb recht zu Bremen, ein gcborner Her- zog von Braunschweig (gcst. 1395), gab zu Hamburg fünfhun- Ii. 7

9. Bd. 2 - S. 101

1844 - Leipzig : Kollmann
í*Ttt — 101 — Zahl, und haben auf die sechs Tage lang banketirt, nam'rt, ge- tanzt, künstlich Feuer geworfen und Lustschießen gethan. — Hab ich bei diesen Ehrenmahl nichts aufgespahrt, und den ersten Tag wohl hunderterley Esten angeschafft ohn die Schauesten, so gar schön und zierlich zugerichtet gewest. Auch meinen ganzen Vorrath von köstlichen rheinischen Wein hergegeben, unter bestän- digen Pauken und Drommeten-Schall, auch Sänger und Rei- mer und Stocknarren gehalten; und ist mir alles theuer zu stehen gekommen. Geschah Alles meiner einigen Tochter zu Ehren und Hab des kein Neu noch Klag. Am Tag Sibillä ist sie mit ihrem ehelich Gemahl h'eim gezogen« Gott geb, zur glücklichen Stund! ckffch." Die Sucht, durch möglichst hervorstechenden Glanz zu prunken, ging bald auch auf die bemitteltere Elaste des Bürgerstandes über; dergestalt, daß sich die Obrigkeiten genöthigt sahen, derselben durch wiederholte Verordnungen zu wehren. Unter mehreren Andern bricht auch ein geistreicher Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts, Sebastian Frank, über die Prunksucht seiner Zeitgenossen in bittere Klagen aus. „Der Kleidung und des Geschmuckö — sagt er in seiner Geschick)tbibel — ist kein Maß, zu aller Leichtfertigkeit zugerichtet und angestoßen, daß man vor Fürwitz hier nicht mehr weiß, was man anthun soll, oder wie man soll reden, gehen oder einhertreten. Alle Tage steht ein neuer Fund auf, Alles lauft feinen Weg, wie ein un- gezäumtcr, schelliger Gaul; Niemand gedenkt über sich; unser Brauch und Wesen klebt nur auf uns an der Erden." *) Schon früher eifert ein Geistlicher, Roberti de Licio mit Namen, über den Putz der Frauen in einer Predigt, welche 1479 zu Nürnberg im Druck erschienen: „Von der heut zu Lage stets wachsenden Eitel- keit der Frauen — beginnt er seinen Vortrag — gilt, was Gott der Herr uns durch den Propheten Zesaias sagt: Ich zürne, weil die Töch- ter Zions stolz sind und umhcrgehen mit bloßem Halse, mit lockenden Blicken und geschminkten Gesichtern; daß sie tanzend cinhcrtreten und schwänzeln und köstliche Schuhe an ihren Füßen haben. An jenem Lag wird der Herr ihnen nehmen den Schmuck der Schuhe und Hafte, Spangen, Kettlein, Armbänder, Flitter, Gebrame, Schnürleiu, Bi- samäpfel, Ohrenspangen, Ringe, Haarbänder und Perlen, die auf der Stirne hängen, Festkleider, Mäntel, Schleier, Spiegel und Bor- den. Und der gute Geruch wird Gestank seyn, und der Gürtel ein

10. Bd. 2 - S. 148

1844 - Leipzig : Kollmann
148 1474 bis Juni 1475), binnen welchen er in scchsundfunfzig ver- geblichen Stürmen über !5,ooo Menschen einbüßte. Gerade um die Zeit, wo er sich endlich genöthigt sah, die fruchtlose Belage- rung aufzuheben, landete König Eduard mit einem ansehnlichen Heere bei Calais. Dieser wunderte sich höchlich, von seinen großsprecherischen Bundesgenossen keinen einzigen vorzufinden, trotz dem, daß es in den Verhandlungen geheißen, sie Alle wollten sich, sobald er erscheine, mit ihm vereinigen. Er hatte gehofft, die Stadt würden ihm schon von weitem ihre Thorcsschlüffel entgegen bringen, aber Niemand ließ sich sehen, ihn zu empfan- gen. Endlich kam Karl, doch ohne Heer; denn mit dem übel- aussehenden Resten der Belagerungstruppen von Neuß wollte er nicht erscheinen, und beschämt hörte er die Vorwürfe des mit Recht erzürnten Königes an. Er eilte in seine Staaten zurück, versprechend, alles Versäumte noch wieder gut zu machen. Darauf aber konnte Eduard nicht warten, sondern nahm vielmehr Lud- wigs Anerbieten zu einem Vergleiche willig an. Er versprach, Frankreich zu verlassen, wenn ihm jener sogleich 75,ooo und dann jedes Jahr 50,000 goldne Schildthaler zahlen wolle. Lud- wig, der kein Geld achtete, wenn er höhere Vortheile damit erkaufen konnte, Unterzeichnete den Vertrag mit Freuden und beschwor ihn auf einem Kasten voller Reliquien; hierauf behan- delte er auch noch die Engländer wie werthe Gäste und befahl allen Bürgern, die in und um Pcquigny, bei Arras, wo Erstere standen, mit Wein und Lebensmitteln handelten, ihnen solche für feine Rechnung frei zu überlassen, und da konnten denn die Fremden nicht genug rühmen, was für ein vortrefflicher Herr der König von Frankreich sey. Diesem war an der Dauer des neuen Freundschaftsbundes so sehr gelegen, daß er allen Mini- stern und Günstlingen Eduards insgeheim Jahrgelder antragen ließ, wenn sie seiner bei ihrem Monarchen stets zum Besten gedenken wollten; und man sagt, es habe ihm dies eine jähr- liche Ausgabe von lg,ooo Thalern verursacht. Eduard hegte vor seiner Abreise noch den Wunsch, den König von Frankreich persönlich kennen zu lernen. Dieser war dazu nicht anders zu bewegen, als wenn cs, gleichwie früher bei der Zusammenkunft mit seinem Bruder, auf einer Gitlerbrücke geschehen könnte. Eduard lächelte und ließ es sich gefallen. Man näherte sich von beiden Seiten dem Gitter, küßte sich durch die engen
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