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1. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
108 die Geistlichkeit indessen schützen, und alle Verbrechen sollten durch einen Kreuzzug gut gemacht sein. Das mußte freilich viele anlocken. Viele andere gingen mit, um zu Hause nicht arbeiten zu müssen, um sich der Dienstbarkeit ihrer Herren zu entziehen oder um Reichtümer zu gewinnen, noch andere aus Durst nach Abenteuern. Und nun sah man in allen Ländern des Abendlandes, am meisten in Frankreich und Italien, eine merkwürdige Tätigkeit. Der hatte seine Güter zu verkaufen, jener seine Rüstung zu besorgen, ein dritter von entfernten Verwandten und Freunden Abschied zu nehmen, ein vierter feine liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Niemand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wiederkamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reife der Schenker zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheure Zinsen bares Geld herbei, das bei dem allgemeinen Bedürfnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer verschleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, um nur etwas mitnehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Fürstentum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völkerwanderung begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte, Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die jubelnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter den Fürsten und Rittern, welche sich zum Zuge entschlossen hatten, war feiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als zu Gottfried von Bouillon, dem Herzog von Niederlothringen, der uns von der Schlacht bei Merseburg her noch besannt ist. Vor seiner Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermutet Peter von Amiens mit einer großen Schar nichtsnutzigen

2. Geschichte des Mittelalters - S. 250

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
250 Im Dorfe Domremi in Lothringen lebte ein Bmier, Thibaut b ’ A r e, der eine Tochter hatte, die Johanna hieß. An dem Mäbchen war bisher nichts Außergewöhnliches bemerkt worben Sie war wie die meisten Banernmäbchen groß und stark, tüchtig zur Arbeit, ja, man sah sie nicht selten die Pserbe ungefnttelt zur Tränke reiten und cinbere männliche Arbeiten verrichten. Jetzt aber, wo aller Augen und Aufmerksamkeit auf die Stadt Orleans gerichtet waren, wo in allen Schenkstuben von dem unglücklichen Könige Karl, ferner Bebrangnis, feiner unnatürlichen Mutter und den Fortschritten der Englänber gesprochen würde, jetzt würde sie immer stiller und stiller; sie lauschte aus jebe Nachricht, staub oft zerstreut und in sich gekehrt ba, und ihre Gebanken waren nur auf ihren bebrängten, ritterlichen König gerichtet. Schlaflos log sie oft auf ihrem Lager. Und wenn sie dann einschlief, so sah sie im Traume den König von tausenb Gefahren umbrängt, sie aber, aufgefordert von der Jungfrau Maria, die ihr mit dem Jefuskinb erschien, rettete ihn von allen feinen Feinben. Beim Erwachen beklagte sie dann ihre Schwachheit, bis die unaufhörliche Beschäftigung mit biesem Gebanken und die öftern Träume von ihm sie enblich überzeugten, sie sei vom Himmel erkoren, ihn zu retten. Von nun an hatte sie keine Ruhe und Rast mehr zu Hause. Sie ging in das benachbarte Stcibtchen Vaucouleurs zu dem Ritter Boubri-court. Den bat sie recht instänbig, sie boch mit zum Könige zu nehmen und ihre geringe Hilfe nicht zu verachten. Sie erzählte ihm ihre Erscheinungen und Eingebungen und versicherte ihm, sie sei bestimmt, den König von Frankreich zu retten. Baubrieourt sah sie erstaunt an, hielt sie für nicht recht gescheit und wies sie ver-brießlich von sich. Aber nach einiger Zeit war sie schon wieber bei ihm und brang so lange in ihn, bis er ihr versprach, sie mit zum Könige zu nehmen, dem er gernbe einen Haufen Reiter zuführte. Der König Karl hielt sich bamals im Schlosse Chi non. nicht weit von Orleans, auf. Er horchte hoch auf, als ihm der Ritter erzählte, wen er mitbringe und welche Erscheinungen das Mäbchen vorgebe. In unfern aufgeklärten Zeiten würde man über das Vorgeben der Jungfrau gelacht ober sie als eine Selbstbetrogene

3. Geschichte des Mittelalters - S. 322

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
322 arme Montezuma ba, fing an zu schwanken und ergab sich enblich. Zum Erstannen seiner Großen erklärte er ihnen, er mürbe einige Tage im Quartiere der Spanier zubringen Zwar lief eine Menge Volks herbei und tobte entsetzlich; aber Montezuma winkte mit der Hand, versicherte, er fei kein Gefangener, er besuche nur seine guten Freunde, und so ging es beruhigt anseinanber. Anfangs würde er von Cortez mit größter Artigkeit behanbelt. Seine eigenen Leute bebienten ihn, \ eine Minister kamen zu ihm und holten sich seine Befehle. Aber balb sollte der arme, gebeugte Fürst noch tiefer gebemütigt werben. Ter erwähnte Felbherr würde mit fünf feiner Offiziere nach Mexiko gebracht und Cortez zur Bestrafung übergeben, und dieser verurteilte sie, lebendig verbrannt zu werden. Diese schaudervolle Bestrafung bewirkte, daß fürs erste keiner sich gegen die Spanier zu rühren wagte, und Cortez regierte jetzt durch den gefangenen Montezuma das ganze Reich. Auch ließ er nun zwei Kriegsschiffe auf bein See von Mexiko erbauen, wo-burch feine Lage in der Stadt viel sicherer würde. Er hatte nämlich dem Kaiser von den großen Schiffen der Europäer erzählt und ihn barauf neugierig gemacht, so daß Montezuma nicht nur den Bau der Schiffe zugab, sondern sich selbst darüber sreute. Durch alle diese Erfolge wurde Cortez immer kühner und schritt nun zu einer neuen Erniedrigung des armen Kaisers. Er verlangte von ihm, er solle sich für einen Vasallen des Königs von Spanien erklären und demselben einen jährlichen Tribut bezahlen. Montezuma wagte nicht, dem fürchterlichen Manne zu widersprechen, und leistete in einer feierlichen Versammlung der Großen des Reichs die verlangte Hulbiguug. Aber wie schwer mochte ihm diese Demütigung fallen, der bisher keinen über sich erkannt hatte! Seufzer unterbrachen seine Rebe, und bittere Tränen liefen ihm die Wangen herunter. Schon singen die Mexikaner an zu murren, und ein finsterer Ernst verbreitete sich über ihre Gesichter, so daß Cortez besorgte, er sei zu weit gegangen. Er beruhigte sie damit, daß sein König nichts verlange, als Schutzherr von Mexico zu sein sonst solle alles beim alten bleiben.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 15

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
15 willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der Reise, um sich an Gnndobald zu rächen, alle bnrgundischeu Orte, durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die Mitgift seiner Frau; Guudobald schickte sie mit Ingrimm. Bald darauf gab es für Chlodwig eiu nenes Geschäft. Die Alemannen, die teils im jetzigen Baden und Württemberg, teils in der westlichen Schweiz und teils auf dem linken Rheinufer wohnten, hotten sich aufgemacht und waren, den Rhein abwärts ziehend, bis Cöln vorgedrungen, wo auch eiu fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog seinem Vetter zu Hilfe. Es kam zur Schlacht bei Zülpich, zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in der höchsten Not, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen: „Wenn dn mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben und mich auf deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlodwig taufen. Der Bischof von Rheims, der' heilige Remi- gius, verrichtete in der Domkirche dieser Stadt die feierliche Handlung, die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder verherrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König salben wollte, war kein Öl da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte, nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen mit Öl trug, welches sie dem Bifchof darreichte. Mit Chlodwig ließen sich zugleich 3000 Franken taufen, und auch das übrige Volk folgte bald seinem Beispiele. Damals war die Christenheit in zwei Parteien, die katholische und die arianische, zerfallen.*) Die meisten germanischen Völker be- *) Zur Zeit Konstantins des Großen nämlich war in Alexandrien ein heftiger Streit zwischen dem Bischof Alexander und dein Presbyter Anus

5. Geschichte des Mittelalters - S. 156

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
156 über den Abwesenden der Fluch und Bann feierlich ausgesprochen. Es ist merkwürdig, zu hören, wie man babei verfuhr. „Wir haben", sprach der Papst, „mit den Karbinälen und mit dem heiligen Konzilium Gericht gehalten über biefen Fürsten, der des Reichs und seiner Königskrone und jebes Ehrenschmuckes sich so unmürbig gemacht hat. Das Maß seiner Frevel ist voll; Gott verstößt ihn von seinem Angesichte und nimmt ihm den Königsscepter und die Kaiserkrone. Wer durch Pflichteib an ihn gebunben ist, den entbinben wir auf ewige Zeiten bieses Eibes und gebieten ihm streng, ihm nie zu gehorchen. Wer ihm irgenb Beistanb leistet, verfällt mit ihm in benselben Bann." Bei biefen Worten warfen alle anwesenden Geistlichen ihre brennenben Kerzen, zum Zeichen der Verwünschung, auf den Boben; der treue Thabbäus aber rief, inbem er sich heftig an die Brust schlug: „Wehe, wehe, bies ist ein -Lag des Zorns und des Jammers!" und so ver* ließ er schnell den Laal. Als Friedrich Kunbe von der Ächtung und Entsetzung erhielt, warf er unwillige Blicke auf die ihn um» gebenbe Menge. „So hat mich beim", rief er, „biefer Papst verworfen ; er hat mich meiner Krone beraubt! Geht und bringt mir meine Reichskleinobien!" Dann ließ er die Schachtel öffnen, in welcher sie lagen, nahm eine feiner Kronen heraus, fetzte sie auf fein Haupt und rief, mit brohenbem Blicke sich emporhebenb: „Nein, noch ist meine Krone nicht verloren! Weber der Papst noch das Konzilium haben sie mir geraubt, und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen!" Diesen kräftigen Mannessinn zeigte Friedrich auch wirklich. Zwar ruhte der Papst nicht eher, bis er einen Gegen» faiser in Deutfchlanb aufgestellt hatte. Es war Heinrich Raspe, Der Sanbgraf von Thüringen. Die meisten beulschen Städte blieben je-boch dem rechtmäßigen Kaiser treu; nur die Bischöfe schlugen sich auf Heinrichs Lreite; barum würde er Pfaffenkönig genannt. Schon nach neun Monaten starb er auf feinem Schlöffe Wartburg bei Eisenach. Äeine Feinde wählten einen neuen Gegenkaifer, Wilhelm von Hol-lanb, einen unbebeutenben Mann, der sich aber boch von 1247—56 behauptet hat. Am meisten schmerzte den Kaiser wohl die Untreue seines Freundes und Ratgebers Peter von Vinea, auf besten Treue er Schlösser

6. Geschichte des Mittelalters - S. 164

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
164 kurz, es ging immer schlechter, bis sich der König endlich gar mit allen seinen Rittern dem Sultan gefangen geben mußte. Wenig fehlte, daß er in der Gefangenschaft mißhandelt worden wäre, weil er sich standhaft weigerte, die eroberten Städte herauszugeben. Endlich ließ ihn der Sultan fragen, wieviel Geld er anßer der festen Stadt Damiette noch für seine und der ©einigen Auslösung bezahlen wolle. Ludwig antwortete: „Ich erwarte des Sultans Forderung." Diese siel dahin aus, daß er außer jener Stadt noch 100 000 Mark Silber geben sollte. Mit edlem Stolze erwiderte Ludwig, ein König von Frankreich lasse sich nicht für Geld verhandeln, er wolle für sich die verlangte Stadt, für die ©einigen aber die geforderte Summe bezahlen. Tiefer königliche Ausspruch gefiel dem Sultan, der für Edelmut nicht unempfänglich war, so sehr, daß er aus freien Stücken den fünften Teil der Summe erließ. Tiefer edle Sultan wurde bald daraus vor den Augen Ludwigs und feiner Ritter von feinem eigenen Gefolge ermordet. Ludwig schauderte bei Dem Anblicke. Ein Emir schnitt dem Leichnam das Herz aus dem Leibe und überreichte es dem Könige mit wildem Blicke, indem er ihm zurief: „Was gibst du mir, daß ich dich von einem Feinde befreit habe, der dich am Ende noch hätte können umbringen lassen?" Ludwig war so voll Entsetzen, daß er ihm gar nicht antwortete. Da zog der Mörder den Säbel heraus, zeigte dem Könige die Spitze und schrie: „Wähle! Entweder stirbst du jetzt von meiner Hand, oder schlage mich augenblicklich zum Ritter!" Ludwig wandte sich mit Abscheu weg und antwortete: „Werbe ein Christ, dann will ich dich zum Ritter schlagen!" Ter Sarazene erstaunte über die eiserne Festigkeit des Königs, steckte seinen Säbel wieber ein und ging fort. Nach noch vielen andern Gefahren würde der König enbltch losgelassen; aber von feinen Leuten würden statt 12 000 nur 400 freigegeben; die meisten der armen Gefangenen waren gegen allen Kriegsgebrauch erschlagen worben. Auf der Rückfahrt nach Frankreich zeigte Ludwig recht feinen frommen Sinn. Sein Schiff ließ er zur Kirche einrichten. Alle Tage würde vor dem mit vielen Reliquien gezierten Altare Messe gelesen; mit den Matrosen würden Katechisationen angestellt, und der

7. Geschichte des Mittelalters - S. 165

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
165 König selbst bereitete die Sterbenden zum Tode. Nach einem heftigen Sturme, bei welchem die Königin — denn diese hatte ihren Mann unter allen Widerwärtigkeiten begleitet — jeden Augenblick unterzugehen fürchtete, langte man wieder in Frankreich an (1254). Wie wohl mochte allen sein, den vaterländischen Boden unter den Füßen zu haben! Und doch ließ sich Ludwig nicht ausreden, noch einen Kreuzzug zu unternehmen. Erfand 16 Jahre später (1270) statt, als der König schon 66 Jahre alt und so schwach war, das; er nicht mehr die volle Rüstung tragen und ohne fremde Hilfe nicht mehr aufs Pferd steigen konnte. Ter Zug sollte nach Tunis gehen. Mit bösen Ahnungen stiegen alle seine Begleiter zu Schiffe. Er selbst machte sein Testament und umarmte seine zurückbleibeudeu Lieben, als ob er sie nicht wiedersehen sollte. Nach Afrika kam er glücklich; aber nun ging das Elend an. Die glühende Hitze drohte alle zu ersticken, und dazu warfen die Sarazenen mit großen Wurfmaschinen glühend heißen Sand aus die Franzosen, die sich davor gar nicht zu retten wußten. Zugleich entstand eine Seuche, die in wenigen Tagen die Hälfte des Heeres hinraffte. Auch der König wurde davon ergriffen. Als er seinen Tod nahe fühlte, setzte er noch einige Vorschriften für seinen ältesten Sohn auf, der auch krank war. Endlich starb Ludwig, die Augen gen Himmel gerichtet und die Hände kreuzweise gelegt, mit den Worten Daniels: „Herr, ich will in dein Haus gehen, in deinem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen verherrlichen!" Es ist sehr natürlich, daß so große Bewegungen, wie die Kreuzzüge waren, wichtige Folgen für Europa haben mußten. Die bedeutendsten derselben waren folgende: 1) Der Geist des R i t t e r w e s e n s wurde durch die Kreuzzüge veredelt. Bisher hatten die Edelleute nur untereinander, gegen die Slädte oder gegen ihre Lehnsherren Fehden geführt, und dadurch konnte nichts als Unordnung und Verwilderung entstehen. Nun aber wurde ihnen ein höheres, edleres Ziel gegeben. Ihre Taten wurden nun von ganz Europa beobachtet und bewundert, und das Bewußtsein, für die Eroberung des heiligen

8. Geschichte des Mittelalters - S. 178

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
178 teilte täglich unter 900 Arme Lebensmittel aus. Auch stiftete sie ein Hospital am Fuße der Wartburg, zu dem sie täglich hinabstieg, um die Armen und Kranken mit eigenen Händen zu pflegen. Bei diesen Werken der Wohltätigkeit fühlte sie sich übrigens überaus glücklich; denn ihr Gemahl war mit ihr zufrieden und liebte sie über alles. Aber endlich kamen die Tage des bittersten Jammers. Kaiser Friedrich Ii. unternahm einen Kreuzzug: viele Fürsten und Herren begleiteten ihn, und Konrad von Marburg setzte dem Landgrafen so lange zu, bis er versprach, mit zu ziehen. Als er mit den Edlen und Rittern seines Landes auszog, begleitete ihn Elisabeth mit blutendem Herzen zwei Tage lang. Endlich kam der Augenblick der Trennung. Ganz ausgelöst in Schmerz hing sie an ihm, bis man sie halb mit Gewalt von ihm trennte. In tiefer Schwermut schwankte das arme Weib in ihr ödes Schloß zurück. Landgraf Ludwig kam nur bis Otranto im Neapolitanischen. Hier befiel ihn ein Fieber, und er starb. Als diese Nachricht nach der Wartburg kam, hob Elisabeth die gefalteten Hände zum Himmel und rief: „Nun ist die Erde und alles, was sie enthalt , tot für mich!" Dann sprang sie auf, und von wildem Schmerze ergriffen, lief sie bewußtlos durch die langen Gemächer des Schlosses, bis eine Mauer sie aushielt. Regungslos blieb sie stehen, bis man sie hinwegführte. Auf diesen harten Schlag folgten bald mehrere. Ihre Feinde, die nun niemand mehr zu fürchten hatten, brachen gegen die schutzlose Frau los und brachten es dahin, daß der Bruder ihres verstorbenen Mannes, Heinrich Raspe, sie aus dem Schlosse vertrieb. Sie nahm in unendlichem Grame ihren vierjährigen Knaben und ihre dreijährige Tochter an die Hand und das kleinste ihrer Kinder, ein Mädchen von zwei Jahren, auf den Arm, und so wanderte sie die Wartburg hinab. Wohin sollte sie nun? Alle ihre bisherigen Freunde wandten sich von ihr; selbst die, welche von ihr mit Wohltaten überschüttet worden waren, hatten das vergessen, und ein böses Weib war gar so undankbar, sie zu verhöhnen und zuletzt in einen Bach zu stoßen. In Tränen gebadet, trat sie in ein Wirtshaus des am Fuße des Berges gelegenen Städtchens

9. Geschichte des Mittelalters - S. 293

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
293 Größe. Er blieb dabei, daß er nicht umkehren werde, und beharrte auf der einmal begonnenen Fahrt. So wechselten Furcht und Hoffnung unaufhörlich ab; *) bald zeigten sich günstige Anzeichen, bald verschwanden sie wieder. Nun waren schon über 700 Meilen hinter den kanarischen Inseln zurückgelegt, und mißmutig ließen alle Matrosen die Köpfe hängen. Nur Kolumbus verzagte nicht; unaufhörlich beobachtete er den Kompaß und die Gestirne, und immer fester wurde seine Überzeugung, daß man bald Land sehen müsse. Am 11. Oktober hatte man die große Frende, eine Binsenpflanze, ein Brettchen, ein Rohr, einen künstlich gearbeiteten Stock, eine vom Ufer losgerissene Graspflanze und einen Dornenzweig mit roten Beeren einzeln heranichwimmen zu sehen. Da ließ Kolumbus alle Leute zusammenkommen und befahl, wachsam zu sein; der erste, der Land sehe, sollte außer den 30 Talern, die der König als jährliche Pension zu geben versprochen hatte, ein seidenes Wams bekommen. Daß Kolumbus selbst in der folgenden Nacht kein Auge zumachte, versteht sich von selbst. Als er so auf dem Verdecke aufmerksam umherschauend dastand, erblickte er um 10 Uhr abends ein Licht, welches sich von einem Orte zum andern bewegte, bald höher, bald tiefer war, bald verschwand, bald wieder erschien. Geschwind rief er einige herbei, die es auch sahen, und alle waren überzeugt, daß es von einem Menschen herrühre, der eine Fackel oder eine Kerze umhertrage. Endlich um 2 Uhr nachts erblickte ein Matrose von einem der andern Schiffe, welches vorangefahren war, das Land. „Land! Land!" erscholl es vom Mastkorbe herab. „Land! Land!" riefen die jauchzenden Seeleute unten nach, und ein Kanonenschuß verkündete schnell der Mannschaft der andern beiden Schiffe das fröhliche Ereignis. Alle drei Schiffe kamen nun zusammen, und die Leute sahen mit Sehnsucht dem Tagesanbrüche entgegen. Endlich war es hell, und siehe, da lag vor ihren entzückten Augen eine flache, *) Gewöhnlich wird erzählt, die Schiffsmannschaft habe in einem erregten Aufruhr ihn zu dem Versprechen gezwungen, umzukehren, wenn man nicht in drei Tagen Land entdeckte. Aber dies ist höchstwahrscheinlich eine Fabel, da das erhaltene Schiffstagebuch des Kolumbus nichts dauern berichtet.

10. Das zweite Schuljahr - S. 37

1893 - Langensalza : Schulbuchh.
37 ist, daß sie ihre Kleider zerreißen. Sie zeigen damit alle ihren tiefen Schmerz über das große Unglück, das sie betroffen hat. Wären sie noch dieselben gewesen, die sie vor zweiundzwanzig Jahren waren, als sie Joseph verkauften, so hätten sie sich leicht über diesen Unfall hin- weggesetzt; ja sie hätten sich gefreut, daß demjenigen das Mißgeschick begegnet war, der ihnen allen vorgezogen wurde; und aus dem Schmerz des Vaters hätten sie sich auch nicht viel gemacht, waren sie doch an dieser ganzen Sache unschuldig. Weiter: obgleich der Diener ihnen gebietet: der eine sei mein Knecht, ihr aber seid frei, so nehmen sie doch solche Freiheit nicht an, sondern sie ziehen alle mit zurück in die Stadt. Juda geht voran in Josephs Haus, und die andern folgen. Was sagte Joseph zu ihnen? Wessen beschuldigte er sie? Wozu er- boten sie sich alle? Wen wollte aber Joseph nur zurückbehalten? Er wollte aber dadurch erforschen, ob sie wohl den Benjamin auch lieb hätten. Denn wenn sie es zugegeben hätten, daß Benjamin allein in Ägypten zurückgeblieben wäre, so hätten sie ihn gewiß nicht lieb ge- habt. Was sagte Juda zu Joseph? Wozu erbot er sich sogar? Joseph ward durch die Rede des Juda und überhaupt durch die wahr- genommene Besserung seiner Brüder sehr gerührt. Und was konnte er daher nicht länger unterlassen? Wie waren die Brüder Josephs vorher gewesen? Wie hatte er sie aber nach den Prüfungen gefunden? Da sie sich gebessert hatten, wendete er ihnen auch seine brüderliche Liebe wieder zu. Was empfanden aber die Brüder bei der Nachricht, daß der, der mit ihnen sprach, ihr Bruder sei? Das vermochten sie gar nicht zu fassen, wie der von ihnen Gemißhandelte und Beleidigte so gnädig gegen sie sein könne. Wodurch suchte aber Joseph seine Brüder völlig zu beruhigen? Was für ein Fest feierten sie nun, da alles Frühere vergessen sein sollte und sie sich in Liebe und Frieden wieder wie Brüder umschlangen? Versöhnungsfest. Ach, welche Gefühle mögen jetzt ihre Herzen durchströmt haben! Welchen Befehl erteilte zuletzt Joseph seinen Brüdern? Joseph war nun sehr glücklich. Er hatte ein seliges Fest, ein Fest der Versöhnung, gefeiert. 3. Verknüpfung. Für wen lenkte Gott das Schlimme (Unglück) zum Guten? 1. Für Joseph (Besserung, Erziehung, Erhöhung, segensreiche Arbeit). 2. Für die Brüder (schon bei der ersten Reise führte er sie zur Erkenntnis ihrer Sünde und zur Reue, und bei der zweiten Reise zur völligen
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