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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 157

1900 - Leipzig : Spamer
Neuseeland. 157 noch in späteren Zeiten eine Erinnerung an ihre Thaten zu haben. Man hat einige Künstler, welche sich nur mit Tättowierung abgeben und eine vorzügliche Gewandtheit in der Herstellung regelmäßiger Formen besitzen. Sie bedienen sich hierzu vorzugsweise eines scharfen Knochens, der bisweilen noch mit einigen Zähnen versehen ist. Man setzt ihn auf die Haut und schlägt mit einem Stäbchen auf den Rücken desselben, damit er tief genug eindringe. Da hierbei Blutungen entstehen, so wartet man, bis dieselben gestillt sind, worauf man die Furchen mit einem in Farben getauchten Vorratshaus eines Nlaori. Pinsel bestreicht. Mit der Tättowierung hat es ungefähr dieselbe Be- wandtnis wie mit unsern Wappen. Bei Verträgen mit Häuptlingen ver- tritt die Abzeichnung ihrer Tättowierung, Moko genannt, die Stelle der Unterschrift. Frauen dürfen sich nur wenig tättowieren, Sklaven gar nicht. Diese Operation wird nicht auf einmal, sondern nach und nach gemacht. Der Charakter des Neuseeländers oder Maori ist ein Verein von guten und schlechten Eigenschaften, eine Mischung von Sanftmut und Grausamkeit, die ihn zum furchtbarsten Kannibalen macht. Ist er ruhig, so zeigt sein Gesicht Gutmütigkeit und Freundlichkeit, gerät er in Zorn und Wut, so ist jeder Zug, jede Gebärde völlig entstellt. Rachsucht ist

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 158

1900 - Leipzig : Spamer
158 Die ozeanische Inselwelt. seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor- wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer, namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt. Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen- leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften. Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be- diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu- feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende zur Mahlzeit gebraten. Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und Aberglaube fordern unzählige Opfer. Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor, und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 187

1900 - Leipzig : Spamer
Die Sandwichinseln. 187 Beringsstraße, als er zuerst auf Tauai gelangte, wo man ihn und seine Leute wie Götter aufnahm. Man entdeckte noch zwei benachbarte Inseln und ging alsdann weiter gegen Norden, ohne jedoch lange zu verweilen, da die Mannschaft zu sehr durch Krankheiten litt. Schon am 26. November 1778 entdeckte Cook die Insel Maui und am 1. Dezember auch Hawai. Man warf an der Südseite im Angesicht der Ortschaft Kearakakna oder Kealakakua Anker und ward von den Bewohnern, wie einst Kolumbus von den West- indiern, empfangen. Überall kam man den noch nie gesehenen Weißen mit göttlicher Verehrung entgegen; Cook selbst aber ward für den Gott Rono gehalten, von welchem die Sage ging, daß er, nachdem er auf einem sonderbar gestalteten Schiffe die Insel verlassen hatte, einst dahin wieder zurückkehren werde. Da die Ortschaft Kearakakua gegen 1400 Häuser enthielt, so fehlte es nicht an Scharen Volkes, die beim Heransegeln der Schiffe ans Ufer eilten. Wohl 15 000 Menschen mochten versammelt sein; das Ufer, die Felsen, die angrenzenden Berge, die Dächer der Häuser, alle Bäume waren bedeckt, und das Geschrei der Freude und Verwunderung von volltönenden Stimmen der Männer vermischte sich mit den helleren Ausrufungen der tanzenden und mit den Händen klatschenden Frauen. Man setzte in Kanoes nach den Schiffen über und brachte Waren zum Verkauf oder Tausch. Als nun Cook vollends die Insel betrat, begrüßte man ihn mit außerordent- licher Feierlichkeit. Zwei Häuptlinge mit langen weißen Stäben machten einen Weg zwischen den Kanoes für sein Fahrzeug, und während Cook zwischen den Insulanern hindurchruderte, warf sich alles vor ihm aufs Gesicht; kaum aber war er vorbei, so erhob man sich und folgte ihm nach. Doch er brauchte sich nur einmal umzusehen, sofort warf man sich auf die Erde oder verhüllte das Gesicht, und endlich, um ja den Blicken des vermeinten Gottes nicht zu begegnen, krochen sie auf allen vieren hinter ihm her. Hierauf führte man Cook nach dem Morai, wohin das Volk nicht folgen durfte, und wo die von ihm ausgeteilten Geschenke mit der größten Ehrfurcht in Empfang genommen wurden. Auf sein Begehr wies man ihm einen Raum am Strande an, begrenzte denselben mit weißen Stäben und bestimmte, daß derselbe von keinem Insulaner betreten werden durfte, aber auch die Weißen sollten ihn nach Sonnenuntergang nicht verlassen. Das Tabu ward über ihn ausgesprochen, und dies hielt jeden Eingeborenen vom Betreten zurück; leider kehrten sich die Matrosen nicht daran, denn sie schlichen bald überall umher und suchten Verbindungen anzuknüpfen; dies mußte die hohe Meinung der Wilden herabstimmen. Auch Cook benahm sich nicht mit der nötigen Klugheit, sondern war gewaltthätig wie immer in seinem Verkehre mit den Eingeborenen der Südsee-Jnseln. Da einige Insulaner ihm Kleinigkeiten entwendet hatten, so ließ er mehrere Unschuldige durchpeitschen und. aus andre sogar schießen, wobei Tötungen erfolgten. Dies konnte sein Ansehen nur untergraben, und man war überzeugt, daß

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 73

1900 - Leipzig : Spamer
Der niederländische Handel in Ostindien. 73 Jetzt erst trat die niederländische Staatsregierung durch Übernahme der Verwaltung der indischen Besitzungen in ihre natürlichen Rechte, die sie viel zu lange einer Gesellschaft von Kaufleuten überlassen hatte. Die Finanzen Niederländisch-Jndiens waren zerrüttet, der Handel nach Abzug der großen administrativen Ausgaben nicht mehr einträglich, und es be- durfte eine Zeit der politischen Ruhe, verbunden mit einer weisen und ehrlichen Verwaltung, um die zerrütteten Zustände wieder zu heben. Hätte die Fruchtbarkeit des Bodens den Fleiß des Landmannes nicht stets Eigentümliche Segepellung hinlerindifcher Hüllen- und Fluftfahi zeuge. durch reichlichen Ertrag belohnt und den wenigen Bedürfnissen des be- scheidenen Bewohners überflüssig Genüge geleistet, so wäre das reiche Indien infolge der vielen Abgaben und Erpressungen in Not und Elend geraten. Aber die Armut der öffentlichen Kassen und der Mangel an Silber berührte den Inländer wenig, dem die gütige Natur alles zum Leben Notwendige lieferte. Fragt man nach der Ursache des Verfalls der im ersten Jahrhundert ihres Bestehens so blühenden Handelsgesellschaft, so müssen wir dieselbe ganz vorzüglich in der schon erwähnten unnatürlichen Stellung zum Staate suchen, ebenso in der außergewöhnlichen, einer Privatgesellschaft nicht zu-

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 99

1900 - Leipzig : Spamer
Sir Josua Child, 99 Bis nach diesem Hauptplatz der Kompanie in Indien hatte sich also der Kampf der doppelt erbitterten Parteien hinverpflanzt. Der Kommandant der Besatzung. Kapitän Keigwin. sagte sich in Übereinstimmung mit seinen Truppen von der Autorität der Kompanie los und proklamierte die des Königs (1683). Hierbei blieb es jedoch nicht, die Aufrührer schritten zur Gewalt vor und kerkerten den mißliebigen Stellvertreter des Gouverneurs ein. Nicht ohne Schwierigkeiten ward man des Aufruhrs Herr, und erst nach Hinrichtung mehrerer der Rädelsführer konnte die Gefahr als beseitigt angesehen werden. Die Regierung würde sonst wahrscheinlich das Ver- halten der Aufständischen gebilligt haben, und den Freibrief, auf welchem das Monopol beruhte, hätte ein gleiches Schicksal, wie es mehreren andern Gesellschaften widerfuhr, getroffen. Gerade noch in der rechten Stunde war aber eine vollständige Wandlung im Ostindiahaufe eingetreten. Sir Josua Child, der damalige Gouverneur, trennte sich plötzlich von seinen politischen Freunden, schloß sie von der Direktion aus und unterhandelte wegen eines engeren Anschlusses mit dem Hose. Wahr- scheinlich trug zum Wechsel seiner politischen Ansichten seine Verwandtschaft mit der angesehenen Toryfamilie der Beanforts bei. Papillon, Barnardi- stone und ihre Anhänger verkauften ihre Stammaktien, die Komiteestelleu wurden mit Anhängern Childs besetzt, und dieser war von nun an so wenig beschränkter Gebieter im Ostindiahaufe, daß ihm dessen Mittel zur freiesten Verfügung standen und die wichtigsten Papiere nicht in den Bureaus der Leadenhallstraße, sondern in seinen Wandschränken zu Wan- stead aufbewahrt wurden. Die Wichtigkeit, welche jene außerordentliche Stellung verlieh, erhob ihn bald zu einem Günstling im Königspalaste von Whitehall, wodurch wiederum feine Macht im Ostindiahaufe um so mehr befestigt wurde. Ein Geschenk von 10 000 Guiueen aus seiner Hand nahm König Karl huldvollst entgegen, weitere 10 000 Pfd. Sterl. dessen Bruder Jakob, welcher mit Freuden der Reihe der Aktieninhaber sich zugesellte. Alle, die am Hofe irgend welches Einflusses sich erfreuten, suchte man durch Geschenke von Shawls und Seidenzeugen, von indischen Vogelnestern, durch Diamanten und Säcke voll Gnineen in guter Laune zu erhalten. Die Bestechungssummen, welche der Direktor mit kluger Verschwendung verteilte und die er seinen Kollegen gegenüber nicht einmal zu verrechnen brauchte, hatten bald den gewünschten Erfolg in einem Um- fange, daß der Direktorenhof fast allmächtig im Staate, Child selbst es aber am Hofe wurde. Lord-Oberrichter Jeffreys gab eine Entfchei- dung zu gunsten des Monopols der Kompanie und der strengsten An~ Wendung der Gesetze zur Verteidigung desselben ab; König Jakob Ii. ließ auf den neuen Freibrief, welcher alle Privilegien der Kompanie bestätigte und erweiterte, sein Staatssiegel drücken; alle Kapitäne von Ostindien- fahrern erhielten ihre Bestalluug von der Krone und durften die königliche Flagge aufhiffen. John Child, Sir Jofuas Bruder, Gouverneur von

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 159

1900 - Leipzig : Spamer
Eingeborene von Neuseeland. 159 Opfer vom sicheren Tode rettet. Man glaubt, daß die Gesundheit des Getöteten auf den Kranken übergehe, und zwar besonders, wenn man Ge- Hirn und Augen desselben verzehre, in welchem Falle man auch von seinem Geiste in der andern Welt nicht gemartert werden kann. Der Handel mit tättowierten und geräucherten Menschenköpfen war bis vor etwa 30 Jahren gar nicht unbedeutend. Im Museum für Völker- künde zu Leipzig ist ein solcher geräucherter Kopf aufbewahrt. Die Gesichts- züge sind höchst wohl erhalten, Haare und Bart ganz unversehrt, nur die eingesetzten Glasaugen geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Eiiigeöorene von Neuseeland (2iuori), Aliim« und Frau. Ehemals beschränkte man sich eben daraus, die Köpfe, verstorbener Freunde auszuheben; als man aber merkte, daß Europäer danach als Merkwürdig- keiten begierig waren und man diese Familienheiligtümer nicht weggeben wollte, so bereitete man die Köpfe der Feinde oder der andern Erschlagenen aus ähnliche Weise und brachte sie öffentlich auf die von Europäern be- suchten Märkte, selbst nach Sydney. Die Köpfe der Häuptlinge hebt man besonders auf. Kommt ein Freund oder naher Verwandter des Toten in das Dorf, so holt man sie hervor, stellt sie hoch auf, z. B. auf Dachgiebel, über die Hausthür, auf Stangen und führt nun die Fremden an diese Stelle; diese weinen über den Toten, liebkosen den Kopf und brechen beim Gedanken an die ehemaligen Feinde und Beleidiger desselben in die furcht- barste Wut aus. Alle Sklaven suchen sich jetzt vor dem Fremdlinge zu verbergen; erblickte er einen, so könnte es leicht geschehen, daß er dem Haupte des erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer brächte.

7. Das Deutsche Reich - S. VIII

1900 - Leipzig : Spamer
Viii Vorwort. entworfenen Karten sowie die 22 Äädtepläne werden unzweifelhaft den Zweck des Buches fördern helfen. Indern ich das Werk sonnt dem deutschen Volke übergebe, bitte ich zugleich, nur Winke und Bemerkungen für künftige Auflagen direkt übersenden zu wollen, gern bereit, dieselben zu dessen weiterer Vervoll- kommnung zu benutzen. Pros. Dr. I. W. Otto Richter.

8. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 19

1884 - Leipzig : Spamer
Georg Podiebrad (bis 1471). 19 Georg Podiebrad (bis 1471). Inzwischen hatte der Bischof von Breslau für sich dem jungen Ladislaus in Prag gehuldigt; aber die Breslauer wollten weder nach Prag zur Huldigung gehen, noch einigen vom Könige geschickten Räten den Eid in Breslau leisten, sondern sie erklärten, sie würden keiner an- dern Person als dem Könige in Breslau huldigen. Obgleich sich Ladislaus anfangs weigerte, die Reise nach Schlesien zu machen, gab er dennoch dem Drängen Podiebrads nach, als dieser erfahren hatte, daß die Breslauer mit bewaffneter Hand ihren Willen durchsetzen wollten. Ladislaus kam am 6.Dezember 1454, begleitet von Georg Podiebrad, nach Breslau, wo die Huldigung nach dem Wunsche und Willen der Bürger vollzogen wurde. Diese aber bereuten bald ihre Hartnäckigkeit; denn Georg forderte von ihnen im Namen des Königs 30 000 Dukaten als Reisekosten, nachdem die Stadt schon 4000 Mark Groschen (100 000 Mark jetziger Währung) für die königliche Zehrung und 16 000 Dukaten als Auflage bezahlt und wohl noch viele andre Ausgaben für Lustbarkeiten aller Art, an denen es bei der Anwesenheit des Königs nicht fehlen durfte, gehabt hatte. Wenn nun auch auf nachdrückliche Vorstellungen die 30 000 Dukaten auf die Hälfte herabgesetzt wurden, so wurden doch durch diesen Tribut alle städtischen Kassen ausgeleert und 5000 Dukaten Schulden gemacht, so daß die Stadt vollständig gedemütigt war. Der Unwille der Breslauer wandte sich nicht sowohl gegen den König als gegen Podiebrad, den sie im Verdacht hatten, daß er die 15 000 Dukaten zu seinem Vorteile eingezogen hatte, und der seinen Reichtum benutzte, schlesische Fürstentümer zu kaufen und so Sitz und Stimme im schleichen Fürstentage zu bekommen; in der That fehlte es zur tiefen Betrübnis der Breslauer nicht an schleichen Fürsten, die Podiebrad besuchten und ihn ihrer Hochschätzung versicherten. Als 1457 unerwartet nach kaum dreißigstündiger Krankheit der junge Ladislaus starb, wählten die Böhmen Podiebrad zu ihrem Könige, und fast alle schleichen Fürsten huldigten ihm; nur der Herzog von Sagan und die Stadt Breslau verweigerten ihm die Huldigung, obgleich der Papst selbst, als sie vorgaben, Georg sei ein Ketzer, sie ermahnt hatte, den Böhmen als einen christlichen König anzuerkennen. Der gemäßigtere Teil des Breslauer Rates durfte es nicht wagen, zum Gehorsam gegen Georg zu raten; denn das Volk war gegen den Böhmen sehr aufgeregt. Wer am besten anf den Bier- bänken schreien und schimpfen konnte, der galt als echter Freund der Stadt, als wahrer Christ; Trinker, Säufer, Spieler und Lotterbuben, sagt ein Chronist aus damaliger Zeit, regierten die Stadt, und was solche Leute wollten, mußte geschehen. Der Krieg war unvermeidlich. Georg rückte mit einem starken Heere von Böhmen und Schlesiern gegen Breslau vor. Die Stadt stand mit dem Herzog von Sagan allein; denn alle benachbarten Städte und Fürsten schickten Absage- briefe, deren 625 an einem Tage in Körben nach Breslau geschickt wurden. Breslau war im Jahre 1459 im Kriege, in welchem die Stadt bedeutende Ver- luste erlitt. Erst als die Not kaum noch zu ertragen war, erklärten sich die Breslauer auf Anraten des Bischofs und zweier päpstlichen Boten zur An- nähme des Friedens unter günstigen Bedingungen bereit; denn so sehr auch Breslau den König beleidigt hatte, so wollte er die Stadt doch schonen. Der König versprach, alle Beleidigungen zu vergessen, den Breslauern alle Rechte und Freiheiten zu bestätigen, den katholischen Gottesdienst zu erhalten, alle 2*

9. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 23

1884 - Leipzig : Spamer
Schlesien unter Regenten aus dem Hause Österreich (1526—1740). 23 als Störer des allgemeinen Friedens angesehen und bestraft werden sollten. Ungemessen war die Freude der Schlesier, und gern bezahlten sie für den kost- baren Freiheitsbrief 300 000 Gulden in der Meinung, daß ihre Rechte auf ewig gesichert feien; aber es kam bald anders. Als zwei Jahre später (1611) Matthias von Ungarn auch König von Böhmen wurde und nach Breslau kam, um sich huldigen zu lassen, hatten die Schlesier keine Kosten gescheut und den Empfang des Königs möglichst prächtig eingerichtet; aber ihre alten Vorrechte hatte er ihnen nur schwer und auf wiederholtes dringendes Bitten bestätigt. Bald aber wurden hier und da Klagen laut, der Majestätsbrief werde verletzt. Am meisten hatten die Protestanten in Neiße zu leiden, da der dortige Bischof von dem Majestätsbrief nichts wissen wollte. Unter Ferdinand Ii. (1619 bis 1637) wurde die Ausrottung der Reformation ernstlich in Angriff genommen. In Schlesien reformierten die Lichtensteiner Dragoner unter dem Grafen Dohna. Zunächst gingen diese Soldaten nach Groß-Glogau, besetzten den Pfarrhof und quartierten sich in den Häusern der Protestanten zu 10—15 Mann ein, for- derten die besten Speisen und Weine und quälten die armen Wirte so lange, bis sie katholisch wurden. Wenn diese nachwiesen, daß sie zur Beichte gegangen waren, wurden sie von der Einquartierung befreit. Die Dragoner zogen als- bald in ein andres Haus, deffen Wirt protestantisch war. Je mehr Bürger sich durch die ihnen auferlegte Quälerei hatten bewegen lassen, zur Beichte zu gehen, um so mehr Dragoner quartierten sich in die Häuser der noch protestantisch gebliebenen Wirte ein, so daß auf einzelne Häuser ganze Scharen Einqnartie- rnng kamen. Viele Bürger hätten damals gern Haus und Hof verlassen, um ihrer religiösen Überzeugung treu bleiben zu können; aber die Stadt war überall besetzt und Auswanderungen wurden nicht gestattet. So wüteten die „Selig- macher", wie sich die Lichtensteiner selbst nannten, nicht nur iu Glogau, sondern auch in Schweidnitz und Janer, in Münsterberg und Frankenstein, am schlimmsten in Löwenberg; und nicht ohne Grund rühmte sich der Graf Dohna mit lästernden Worten, er habe ohne Predigt mehr Seelen bekehrt als ehedem Petrus am Psiugsttage. Auch durch den Dreißigjährigen Krieg (1618—1648) hatte Schlesien empfindlich zu leiden, besonders als nach der Schlacht bei Lützen (1632), nach dem Tode Gustav Adolfs, die Schweden schrecklicher hausten als die Kaiserlichen, obgleich die Wallensteiner sehr roh und grausam waren. Um Geld und Lebens- mittel zu erpressen, schnitten die Soldaten lebendigen Menschen Riemen aus der Haut, schlitzten ihnen die Füße auf. schnitten ihnen Nase und Ohren ab, füllten ihnen Jauche in den Mund (und das nannten sie spottweise Schweden- trank), hängten sie an den Füßen auf und zündeten Feuer unter ihnen an, steckten ihnen brennenden Kien und Schwefel unter die Nägel und zündeten schließlich jedes Dorf, welches sie verließen, an. Zu all diesen Schrecken kam die Pest, welche furchtbar wütete und in Breslau allein gegen 13 000 Menschen fortraffte. Endlich brachte im Jahre 1648 der Westfälische Friede den wenigen Menschen, die noch übrig geblieben waren, Ruhe und Sicherheit. Es wurde festgesetzt, daß die mittelbaren Fürsten- tümer Schlesiens ihre Rechte und Privilegien behalten, in den unmittelbaren schleichen Fürstentümern dagegen die evangelischen Grafen, Freiherren und Adligen mit ihren Unterthanen ihrem Gottesdienste in der Nachbarschaft und

10. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 131

1884 - Leipzig : Spamer
Die Zillerthaler. 131 dem Zuge zu folgen, während ihr Vater und die andern Geschwister sich vom schönen Zillerthale nicht zu trennen vermochten. Die österreichische Regierung legte den Abziehenden keine Schwierigkeiten in den Weg; kein Abzugsgeld wurde ihnen, wie einst den Salzburgern, abver- langt; kein Zwang, kein Druck wurde auf dieselben ausgeübt, ja der Unbemittelte erhielt sogar noch eine kleine Reiseunterstützung. Die Auswanderung erfolgte in kleinen Zügen, nicht in einer Hauptmasse. Am 31. August 1837 fetzte sich der erste Transport in Bewegung; im ganzen zogen fünf Abteilungen aus, an jedem Tage bis zum 4. September eine; die Zahl der Auswanderer wird auf 440 angegeben. Der Schmerz des Abschiedes war ihnen um so schwerer und heißer auf die Seele gefallen, weil von allen Seiten nicht Hohn oder Wut und blinder Fanatismus der zurückbleibenden strengen Katholiken ihnen nachschrie, sondern weil die Thränen aller Verwandten und Freunde und Bekannten ihnen das schmerz- liche Geleit gaben, sie ihnen teilnehmend die Hände drückten. Überall schauten treuherzige, freundlich nickende, ernste Gesichter ihnen nach, und gute Wünsche wurden ihnen zahlreich nachgerufen. Auf dem Marsche waren die Tiroler anfangs voll von Begeisterung, später erlahmten die Kräfte. Gesang und Gebet hob dann aus einige Zeit wieder den geknickten Mut. Einige blieben bis zum Ende der Reise bei guter Zuversicht, andre fürchteten bald, sie seien falschen Propheten gefolgt und würden elend vor Hunger sterben. Meist wurde ihnen mit Freundlichkeit und Mitleid begegnet, selten wurden Nachtquartiere versagt. Sie gingen durch Salzburg, Oberösterreich ob d. E. und Böhmen und berührten die Städte Salzburg. Linz, Bndweis, Czaslan, Chrudim und Trantenau. Die Züge bewegten sich in großer Stille und Ordnung vorwärts. Die Verbannten besuchten zuweilen auf ihrem Wege die Kirche, zuweilen hielten fremde Geistliche ihnen Predigten im Freien, wo die Choräle der andächtigen wandernden Gemeinde in den Thalklüften laut widerhallten. Der Zug muß ergreifend genug ausgeschaut haben, wenn er in ein Dorf oder durch eine Stadt ging. An der Spitze schritten Männer und Frauen, hochaufgeschossene, kräftige Gestalten; das Haupt hatten sie bedeckt mit dem bekannten Tirolerhute, einen Regenschirm hielten sie in der Hand; sie waren mit ihrer einfachen Nationaltracht angethan. An allen konnte man wahrnehmen, daß ihr Gewand beim Antritt der Reise neu augeschafft war. Ernst und still ging der Zug vorwärts. Feste, ruhige Entschlossenheit lag auf dem Antlitz der Männer, der Zug demütiger Entschlossenheit auf dem der Frauen ausgeprägt. Es folgten die Wagen, mit den schwächeren Weibern und Kindern sowie den notwendigsten Habseligkeiten beladen und geleitet von daneben herziehenden Männern. Hinter diesen bildeten den Schluß einige zweiräderige Karren mit Büchern, die ihre Besitzer selbst zogen. Es war im Kreise Landeshut, wo die Tiroler am 20. September 1837 zuerst preußischen Boden, das Gebirgsdors Michelsdorf, betraten. Der dortige Geistliche hatte dafür Sorge getragen, daß den Verbannten ein feierlicher und herzlicher Empfang bereitet wurde. Hier öffneten sich ihnen zum erstenmal die Kirchenthüren der neuen Heimat. Sie traten ein und stellten sich still um den Altar. Da nahm zufällig einer das Bild des Königs wahr und lenkte auch die Auf- merkfamkeit der andern auf dasselbe. Mit einem Ausruf der frohsten Überraschung eilten alle auf das Bild zu und betrachteten es mit freudestrahlenden Augen. 9*
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